Bonus: Interview mit Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein

Shownotes

Daniel Günther ist Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Dort hat er mit der CDU bei der vergangenen Landtagswahl 43 Prozent geholt - die AfD flog aus dem Landtag. Auch im Bund könnte die Union deutlich besser dastehen, sagt er. Im Interview mit Anne Will erklärt Daniel Günther, warum er sich für einen Kurs der Mitte stark macht und warum es ihm wichtig ist, sich an Angela Merkel zu erinnern, obwohl das nicht bei allen in der CDU gut ankommt. Außerdem verrät er, was er vom Parteivorsitzenden und möglichen Kanzler Friedrich Merz hält und was ihn an übermäßiger Kritik an den Grünen stört.

Das Interview wurde aufgezeichnet am 07.05.2024 um 15:30 Uhr.

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WICHTIGE QUELLEN:

FAZ: Daniel Günther: “Bodo Ramelow ist keine Gefahr für die Demokratie”, 02.05.2024

FunkeMedien: Daniel Günther: “Wir müssen die Merkel-Wähler zurückholen”, 05.05.2024

CDU: Unsere Haltung zu Linkspartei und AfD

4. CDU-Grundsatzprogramm ”In Freiheit leben”

ZDF-Politbarometer: Kanzlerkandidat: Mit wem hätte die Union die größten Chancen bei der nächsten Bundestagswahl?, 22.3.2024

Impressum: Redaktion: Gina Enslin und Felix Schlagwein Executive Producerin: Marie Schiller Audio Producer: Patrick Zahn Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH

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00:00:00: Politik mit Annel Will.

00:00:09: Hallo und herzlich willkommen zu unserer Bonus-Folge.

00:00:24: Darin ja immer das Interview in voller Länge, das ich für jede Folge führe.

00:00:28: Wir zeichnen dieses am Dienstag Nachmittag auf den 7. Mai 2024.

00:00:33: Und zwar sind wir in Berliner Stadtteil Neu-Köln, wo sich die CDU zu ihrem Bundesparteitag trifft.

00:00:39: Und uns beschäftigen diese Woche die Fragen, kann sich die CDU unter Friedrich Merz neu erfinden

00:00:46: und was für ein Kanzler wäre dieser Friedrich Merz, wenn er es denn würde.

00:00:50: Darüber will ich mit dem Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein sprechen, mit Daniel Günther.

00:00:55: Herzlich willkommen, Herr Günther. Schön, dass Sie da sind.

00:00:57: Moin, Frau Will. Freu mich, hier zu sein.

00:00:59: Moin, moin. Zum Auftakt des Parteitags hat Friedrich Merz gestern lange Rede gehalten

00:01:04: und gleich danach hat die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gesagt,

00:01:10: "Ich glaube, wir haben den zukünftigen Kanzler gerade gesehen." Ging es Ihnen auch so?

00:01:16: Mich hat seine Rede auf jeden Fall sehr beeindruckt.

00:01:20: Ich finde, es war eine starke, eine staatstragende Rede.

00:01:23: Ich glaube, war auch bewusst von ihm auch so gesetzt.

00:01:26: Von da habe ich die auch danach gelobt.

00:01:29: Ich halte mich allerdings an das, was Friedrich Merz sagte.

00:01:32: Er ist ja mein Parteivorsitzender und interpretiere nicht zu viel rein.

00:01:36: Und deswegen rede ich lieber davon, dass er eine starke Rede als Parteivorsitzender gehalten hat.

00:01:41: Aber das hat er auch wirklich.

00:01:43: Aber das weiß Julia Klöckner ja ganz gewiss auch, was der Vorsitzende sich wünscht,

00:01:48: was die Partei auch an Prozess verabredet hat hin zur Nominierung des Kanzlerkandidaten.

00:01:54: Dennoch trauen Sie es Friedrich Merz denn zu, Kanzler werden zu können,

00:01:58: etwa auch nachdem, wie er sich gestern hier präsentiert hat.

00:02:02: Naja, ist auf jeden Fall eine gute Führungsperson.

00:02:05: Das merkt man ja auch, wie er die Partei führt und zeigt eben auch dadurch,

00:02:10: weil er eben weiß, wie man Flügel zusammenführt.

00:02:13: Das hat er wirklich auch jetzt in den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit richtig gut gemacht.

00:02:17: Das ist ja schon auch wichtig, integrative Fähigkeiten zu haben.

00:02:22: Und von daher wirklich großen Respekt.

00:02:25: Ich habe das ja auch auf dem Parteitag gezollt.

00:02:28: Ich gehörte ja nie zu seinem längsten Fankreis.

00:02:32: Und habe ja eher auch eine Mitbewerbe immer unterstützt.

00:02:35: Aber ich muss jetzt nach zwei Jahren wirklich sagen,

00:02:37: der macht seine Arbeit ausgesprochen gut

00:02:39: und hat sich dieses gute Ergebnis auf dem Parteitag auch wirklich verdient.

00:02:43: Was für ein Kanzler wäre Friedrich Merz, wenn es denn würde?

00:02:46: Ich würde sagen, er ist auf jeden Fall ein Mensch, der,

00:02:51: und ich rede ja immer über den Vorsitz, auch wenn Sie immer über den Kanzler reden.

00:02:56: Ich halte mich an das, was mein Partei sagt, das ist auch völlig in Ordnung.

00:02:59: Aber ich will Ihnen hier mal ein bisschen charakterisieren,

00:03:02: auch über den Menschen Friedrich Merz sprechen,

00:03:05: der eben wirklich auch Fähigkeiten der Zusammenführung hat,

00:03:09: der auch selbst reflektiert ist, auch im persönlichen Gespräch jemand ist,

00:03:14: mit dem man auch wirklich sehr genau Argumente austauschen kann,

00:03:18: auf die er auch hört.

00:03:20: Ich finde, es ist keine Selbstverständlichkeit in der Politik.

00:03:22: Ich kann auch viele, die glauben, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben

00:03:26: und solchen Situationen sich nicht aussetzen.

00:03:29: Aber auch in den Präsidiumssitzungen zeichte er eben auch,

00:03:32: dass er bereit ist, auch in solchen Gremien auch Dinge zu diskutieren.

00:03:36: Aber er hat dann eben auch Absurdifähigkeit, wenn Entscheidungen getroffen sind,

00:03:41: dann die auch nach draußen strengend zu vertreten.

00:03:45: Und das sind wichtige Eigenschaften, die man braucht,

00:03:49: um Führungsverantwortung auch insgesamt in Deutschland zu tragen.

00:03:53: Führungsverantwortung.

00:03:55: Dass aber die Frage diskutiert wird, ob er der nächste Kanzler sein könnte,

00:04:00: ist natürlich überhaupt kein Zufall, liegt er letztlich auch auf der Hand.

00:04:04: Wir treffen uns hier am Rande des Bundesparteitags.

00:04:07: Das ist der letzte Bundesparteitag vor der Nominierung dann im Herbst.

00:04:12: Er hat sich der Wiederwahl gestellt.

00:04:14: Er ist der Wiedergewähltevorsitzende, damit ja der natürliche Kandidat auf.

00:04:19: Die Kanzlerkandidatur und zum anderen haben auch Sie ja meiner Beobachtung

00:04:24: nach ein tätigen Anteil daran,

00:04:26: dass über Kurs und Chancen von Friedrich Merz nachgedacht wird.

00:04:31: Sie sind es ja der kurz vor dem Parteitag durchaus kritische Interviews gegeben haben.

00:04:36: Da sagen Sie zum Beispiel den Zeitungen der Funkemediengruppe,

00:04:40: die Union müsste in den Umfragen "eigentlich besser dastehen als im Moment".

00:04:45: Ist das nicht zu alleerst dann doch auch gegen den, wie Sie sagen,

00:04:50: vorsitzenden Friedrich Merz erzählt?

00:04:52: Nein, ich habe das ausdrücklich nicht als Kritik an ihm formuliert,

00:04:56: sondern ich habe gesagt, dass es unsere gemeinsame Aufgabe als Partei

00:05:00: ist, auch diese Umfrage wert zu verbessern.

00:05:03: Ich glaube, es ist unmöglich aus der Opposition heraus,

00:05:07: wirklich Richtung 40 Prozent auch in den Umfragen zu kommen,

00:05:10: wenn die Parteien sich nicht in der gesamten Breite auch präsentiert.

00:05:14: Das kann Vorsitzenden dann nicht alleine machen.

00:05:16: Deswegen glaube ich, müssen wir auch als Köpfe in der Union

00:05:19: und uns Ministerpräsidenten zählig dazu auch wahrnehmbar Positionen vertreten,

00:05:24: um das zu schaffen.

00:05:26: Und das muss im Umfeld eines Parteitages auch passieren,

00:05:29: denn nur als Team werden wir erreichen können,

00:05:32: dass die Umfragewerte besser werden.

00:05:34: Aber ich kenne auch niemanden in der Union, der sagt 31 Prozent können uns zufrieden stellen,

00:05:39: denn bei der schlechten Umfragewerten der Ampel und bei diesem minimalen Vertrauen,

00:05:45: was diese Regierung genießt, glaube ich, muss ein Anspruch einer Partei wie die CDU,

00:05:50: die Deutschland über Jahre geprägt hat, schon sein,

00:05:53: dass wir einfach auf andere Werte kommen.

00:05:55: Das gibt es gar kein Desens in der CDU.

00:05:57: So genau ging auch Ihr Zitat, auf das ich da eben angespielt habe,

00:06:01: wäre es nicht gelesen, hatte ich les mal vor.

00:06:03: Die Ampel hat in der Bevölkerung einen miserableen Ruf.

00:06:06: In einer solchen Lage müsste die Union eigentlich besser dastehen als im Moment.

00:06:10: Daran arbeiten wir, jetzt haben Sie es ausbuchstabiert,

00:06:13: nehmen Sie sich selber da also offensichtlich auch in die Pflicht.

00:06:16: Die Leute erwarten, so geht das Zitat weiter,

00:06:18: neben Kritik an der Ampel konkrete Ideen, was wir anders machen werden,

00:06:22: dem dient das Grundsatzprogramm.

00:06:24: Und jetzt kommt eine Stelle, die mir aufgefallen ist.

00:06:26: Wenn es uns dann wieder gelingt, unsere Themen zu kommunizieren,

00:06:30: können wir bei der Bundestagswahl auch wieder 40 Prozent erreichen.

00:06:35: Wer kann das denn im Moment nicht so kommunizieren,

00:06:38: dass man jetzt schon Richtung 40 Prozent unterwegs wäre?

00:06:42: Ich habe dieses Zitat ja bewusst auch in eine Kette gesetzt,

00:06:47: an Dingen, die wir erledigen müssen.

00:06:49: Ich glaube, wir müssen uns nichts vormachen.

00:06:51: Die Menschen beschäftigen sich natürlich auch mit den Alternativen der Union,

00:06:55: sehr viel stärker, wenn eine Wahl auch näher rückt.

00:06:59: Natürlich versuchen wir auch in der Oppositionszeit mit Themen durchzudringen,

00:07:05: aber machen wir uns nichts vor, in der Regierung, die wirklich handelt,

00:07:09: hat natürlich auch andere Möglichkeiten, dass darüber gesprochen wird.

00:07:13: Und natürlich wird dann notgedrungen auch eher Kritik,

00:07:16: der an der Öffentlichkeit geraten, denn wenn eine Regierung handelt,

00:07:20: wenn eine Regierung ein schlecht gemachtes Heizungsgesetz umsetzt

00:07:24: und die Bevölkerung sich damit auseinandersetzt,

00:07:26: dann wird logischerweise wahrgenommen, wie die Union sich dazu stellt.

00:07:30: Von daher ist Kritik auch etwas, was eine Opposition machen muss.

00:07:33: Aber Grundsatzprogramm, auch das wir es danach an Regierungsprogrammen aufstellen,

00:07:38: ist etwas, was wir auch gemeinsam kommunizieren müssen.

00:07:41: Dafür ist eine Partei auch föderal aufgestellt.

00:07:44: Wir müssen in Schleswig-Holstein unseren Anteil dazu leisten.

00:07:47: Wir müssen übrigens auch in Regierungsverantwortung zeigen in den Ländern,

00:07:50: dass eine CDU geführte Regierung besser ist.

00:07:53: Und von daher kann das nur eine Teamleistung sein.

00:07:56: Und das müssen wir in den nächsten Monaten mit Blick auf die Bundestagswahl

00:08:00: auch gemeinsam hinbekommen.

00:08:02: Ist Kritik auch die Aufgabe eines CDU-Ministerpräsidenten?

00:08:06: Denn Sie haben es eben selber gesagt, Sie sind kein Fan,

00:08:09: ureigener Natur von Friedrich Merz gewesen.

00:08:12: Er war auch nicht Ihr Kandidat für den Parteivorsitz

00:08:16: in den verschiedenen Runden, die es da gab.

00:08:18: Und auch deshalb werden ja Ihre Interviews, eins habe ich angesprochen,

00:08:21: sehr genau gelesen, die Sie dann passgenau zu so einem Parteitag geben.

00:08:25: Was haben Sie sich davon versprochen, außer sagen,

00:08:28: dass wäre das Platteste, sich selbst ins Gespräch zu bringen?

00:08:32: Naja, es ist schon so, dass ein solcher Parteitag natürlich auch

00:08:36: mediale Aufmerksamkeit hat.

00:08:38: Und es wird Sie nicht überraschen, dass Ministerpräsidenten,

00:08:42: zumindest die der Union vor solchen Parteitagen unzählige Anfragen haben.

00:08:48: Und natürlich die, die ich fast alle abgelehnt habe.

00:08:52: Und ich habe mir zwei seriöse Zeitungen gesucht,

00:08:56: mit denen ich auch darüber gesprochen habe.

00:08:58: Und auch dort die Botschaften, übermittelte aus meiner Sicht

00:09:02: wichtig auch für die CDU waren.

00:09:04: Und ich weiß, dass auch innerhalb der Union sofort

00:09:08: ein Unterschied ist, wenn Friedrich Merz sagt, 31 Prozent reichen nicht,

00:09:13: wir müssen mehr holen, dann sehen viele das anderes,

00:09:16: als wenn jemand, wie ich sage, 31 Prozent reichen nicht,

00:09:21: wir müssen besser werden, weil sofort irgendwie suggeriert wird,

00:09:24: das wäre Kritik an irgendjemandem.

00:09:27: Was ist denn dann hier passiert, ich las, dass man sie zur Seite genommen habe

00:09:31: und gesagt hat, so geht es nicht? War das so?

00:09:33: Also eventuell übertreibe ich auch.

00:09:35: Sie haben das bestimmt irgendwo gelesen, aber genauso wie Sie,

00:09:38: habe ich das auch nicht erlebt, sondern nur gelesen,

00:09:41: dass das stattgefunden hat.

00:09:43: Aber natürlich wird im Parteitag dann auch über solche Interviews gesprochen

00:09:46: und das fand bestimmt auch nicht alle super.

00:09:49: Das war ja auch bei manchen Ergebnissen nachher zu spüren.

00:09:52: Aber das...

00:09:54: Ihre Bildungsministerin hat ein vergleichsweise schlechtes Ergebnis bekommen,

00:09:58: was man dann gleich Ihnen zuschreibt und eben diesen Interviews.

00:10:03: Genau, also das ist ja auch richtig, dass nicht Karin Prin angelastet wird,

00:10:07: sondern mir, denn sie hat ja, glaube ich, sagt auch jeder in der Partei,

00:10:11: eine tolle Rolle auch als Stellvertreterin

00:10:14: und profiliert die Partei sehr, sehr gut.

00:10:17: Und natürlich, dass auch mir angelastet von vielen,

00:10:21: dass sie so viele Nein-Stimmen bekommen hat.

00:10:23: Und das macht mir aber auch nichts aus, weil ich will...

00:10:26: Tut denen das nicht leid, dann für Karin Prin?

00:10:28: Für Karin Prin, aber nicht für mich.

00:10:30: Für Karin Prin schon, das finde ich auch unfair,

00:10:32: dass man ihr das anlastet, spricht aber vielleicht auch ein bisschen über

00:10:35: das Frauenbild der Deligierten, die dann ihr eine Nein-Stimme geben,

00:10:39: um mich zu treffen.

00:10:40: Das ist einfach kein faire Umgang, aber gucken Sie sich den Parteitag an,

00:10:44: wie viele Frauen dort eher schlechte Ergebnisse bekommen haben.

00:10:47: Das ist halt eben noch ein Grundproblem, was wir als CDU haben,

00:10:50: an dem wir arbeiten müssen.

00:10:52: Aber weil ich auch über mich dabei gesprochen habe,

00:10:55: mir macht es nichts aus, weil ich finde, wenn wir Partei profilieren wollen,

00:10:59: dann muss es auch unterschiedliche Stimmen geben.

00:11:01: Dann muss es auch Menschen geben, die diese Breite auch mit nach draußen bringen.

00:11:07: Und das ist unsere gemeinsame Aufgabe.

00:11:09: Und wer in der CDU unterschiedliche Meinungen interpretiert als Streit

00:11:14: und Profilierungssucht, dem kann ich am Ende auch nicht helfen,

00:11:18: weil ich finde, das ist unsere gemeinsame Aufgabe,

00:11:20: um die Partei auch stark zu machen.

00:11:22: Auch Ihre Interviews, die ja sehr viele Menschen im Vorfeld

00:11:26: und ganz bestimmt nochmal mehr Mitglieder der CDU gelesen haben,

00:11:30: haben manch einen in Atem anhalten lassen,

00:11:33: wie Friedrich Merz darauf reagieren würde.

00:11:36: Er gilt ja vielen als impulsiv, als aufbrausend,

00:11:39: als leicht provozierbar.

00:11:41: Sie haben ihn eben anders skizziert.

00:11:43: Er ist aber ja als der Mann auch, sagen wir, aufgefallen,

00:11:48: der ukrainischen Geflüchteten Sozialtourismus unterstellt,

00:11:52: der abschätzig von kleinen Pashas spricht und von Geflüchteten,

00:11:56: die den Deutschen angeblich die Zahnarzttermine wegnehmen würden.

00:12:00: Da ließ sie sich die Reihe jetzt noch fortsetzen.

00:12:03: Aber gestern dann die Rede "unfallfrei, staatstragen",

00:12:08: so ist es von manche einem empfunden worden, hat er sich verändert?

00:12:12: Ja, ich nehme das tatsächlich so wahr.

00:12:15: Übrigens auch keine Selbstverständlichkeit

00:12:17: und eher ein Zeichen von Führungsstärke,

00:12:19: dass er durchaus auch sieht, dass manche impulsive Reaktionen

00:12:24: in der Tat ihm nicht geholfen haben, auch im Amt.

00:12:27: Und ich finde, dass er das jetzt ausgesprochen gutmacht,

00:12:30: er sich dann von Emotionen auch nicht unnötig leiten lässt.

00:12:35: Und das kann manchmal ein Problem werden.

00:12:37: Und war ja für ihn auch am Anfang ein bisschen problematisch.

00:12:40: Ich finde, das hat er wirklich in den letzten, ich würde schätzen,

00:12:43: neun Monaten extrem gut gemacht.

00:12:46: Und wer der so lange Verantwortung getragen hat,

00:12:49: ist noch bereit, sich selbst auch zu prüfen und auch zu sagen,

00:12:53: ich muss bestimmte Dinge an mir ändern.

00:12:55: Ich finde, das ist eine absolute Stärke.

00:12:57: Und das respektiere ich auch absolut.

00:12:59: Und genau, wie Sie sie eben gesagt haben,

00:13:02: wusste nicht, wie er darauf reagiert.

00:13:04: Manche in der Partei sind unprofessioneller mit meinem Interview umgegangen.

00:13:08: Friedrich Merz hat das, finde ich, genauso gemacht,

00:13:11: wie man eine Partei auch stärkt und hat eben eine starke Rede,

00:13:15: wirklich auch gehalten, die alle eingebunden hat.

00:13:18: Und ich fühlte mich da auch mitgenommen bei dieser Rede,

00:13:21: die er gehalten hat.

00:13:22: Und so macht man das. Also klasse.

00:13:26: Ein Ausschnitt aus dem Interview mit den Funkezeitungen

00:13:30: will ich da noch mal anführen.

00:13:32: Ich glaube, das ist das, was Sie meinen,

00:13:34: wo auch unprofessionell, wie Sie es nennen, reagiert worden ist.

00:13:38: Da war das Zitat, viele, die unter Merkel CDU gewählt haben,

00:13:42: erreichen wir im Moment nicht, sagen Sie.

00:13:44: Aber Sie sind nicht unerreichbar.

00:13:47: Es gibt zum Beispiel viele unzufriedene Grünwähler,

00:13:50: die durchaus wechselbereit wären.

00:13:52: Wir sollten sämtliche Wählerinnen und Wähler,

00:13:54: die wir unter Angela Merkel angesprochen haben, an uns bin.

00:13:57: Angela Merkels Kurs der Mitte war Ihr Erfolgsrezept.

00:14:01: Zitat Ende.

00:14:03: Das hören hier längstlich alle gerne.

00:14:06: Friedrich Merz zum Beispiel,

00:14:08: vermeidet ja auch nur, ihren Namen zu nennen.

00:14:12: Naja, aber das heißt ja jetzt nicht,

00:14:16: dass ich das nicht trotzdem gerne ausspreche.

00:14:19: Und wenn das Leute provoziert, dann stört mich das auch überhaupt nicht.

00:14:23: Ich glaube übrigens auch nicht, dass es Friedrich Merz provoziert hat.

00:14:26: Das sind eher andere, die, ich sage mal auch eher,

00:14:30: versuchen das Erbe von Angela Merkel möglichst selten zu thematisieren.

00:14:35: Ich habe aber von Friedrich Merz immer nur klar auch gehört,

00:14:40: dass er diesen Kurs der Mitte, also uns in der Mitte verorten,

00:14:43: dass das ja etwas ist, was durchaus Kontinuität bringt.

00:14:46: Und trotzdem müssen wir uns thematisch natürlich nach vorne ausrichten

00:14:50: und über Dinge reden, die im Moment auch geregelt werden müssen.

00:14:53: Und deswegen sehe ich da überhaupt gar kein Widerspruch.

00:14:56: Es wurde bei mir so interpretiert, als wünschte ich mir Angela Merkel zurück,

00:15:00: als Abgrenzung zu Friedrich Merz, nie überhaupt nicht.

00:15:03: Ich finde, als befund zu sagen, wir haben 31 Prozent,

00:15:06: wir wissen aus allen dimoskopischen Erhebungen,

00:15:09: dass ein nicht unerheblicher Teil von Menschen,

00:15:12: die der CDU schon mal ihre Stimme geschenkt haben,

00:15:15: weil sie Angela Merkel vertraut haben,

00:15:17: Menschen sind, die wir anders adressieren müssten,

00:15:20: die ein bisschen das Gefühl haben, auch durch unsere Kommunikation,

00:15:24: dass Angela Merkel eher ein bisschen versteckt werden soll

00:15:27: und das einfach auszusprechen,

00:15:29: dass es auch noch echte Fans von ihr gibt, die sagen,

00:15:31: sie hat eine tolle Arbeit gemacht, die hat für uns 41 Prozent geholt.

00:15:35: Das kann ja so falsch nicht gewesen sein.

00:15:37: Ich glaube, dass es viele Menschen freut,

00:15:39: die Angela Merkel große Verdienste zubelegen.

00:15:42: Und wenn das Leute stört, dass man das ausspricht,

00:15:44: dass eine so lange, jährige Bundeskanzlerin eine gute Arbeit gemacht hat,

00:15:48: den kann ich auch nicht helfen.

00:15:50: Was an dem Kurs ist Ihnen denn nicht mittig

00:15:53: und sagen wir nicht merklich genug?

00:15:55: Ich habe, aber Sie können mir das gerne alles noch mal vorlesen,

00:15:58: was ich gesagt habe, nicht gesagt, dass der derzeitige Kurs nicht richtig ist.

00:16:05: Ich habe gesagt, dass wir die Chance haben,

00:16:08: diejenigen, die auch wegen Angela Merkel uns früher gewählt haben,

00:16:12: wieder an uns zu binden.

00:16:14: Es gibt wechselnoreite...

00:16:15: Ja, dazu muss man entweder die Kommunikation oder aber den Kurs ändern.

00:16:19: Ich habe bisher nur gehört, Kommunikation ändern.

00:16:22: Nein, der Kurs, auch unser Grundsatzprogramm,

00:16:25: erfüllt aus meiner Sicht das, was ich an Anspruch auch an CDU-Programmatik habe,

00:16:30: dass es eine klare Verordnung in der Mitte gibt.

00:16:33: Das Themen natürlich seit 2007 sich weiterentwickelt haben

00:16:37: und auch anders adressiert werden müssen.

00:16:39: Das ist in diesem Programm beinhaltet

00:16:41: und trotzdem gelingt es uns im Moment noch nicht ausreichend,

00:16:45: diese Wähler für uns zu begeistern.

00:16:47: Und deswegen, glaube ich, brauche es eine gewisse Breite.

00:16:49: Brauche es auch Menschen, die über Angela Merkel positiv reden,

00:16:52: so wie ich das auch mache

00:16:54: und auch Menschen, die eben sagen, dieser Kurs der Mitte ist richtig.

00:16:58: Aber was fehlt inhaltlich?

00:17:00: Also, wenn das alle schon so toll wäre, wie Sie es gerade beschreiben,

00:17:03: dann müssten Sie gar nichts mehr dazu sagen,

00:17:05: sondern sagen, astrein Leute, ja, das läuft.

00:17:07: Naja, wir haben ja jetzt und noch in diesen Minuten,

00:17:10: in denen wir hier miteinander reden,

00:17:12: diskutieren wir ja auch über dieses Grundsatzprogramm.

00:17:14: Was ist da drin, wo Sie sagen, das könnte besser sein?

00:17:17: Ich habe nicht gesagt, dass mir Inhalte fehlen,

00:17:20: sondern ich habe gesagt, dass, wenn wir dieses Grundsatzprogramm beschließen

00:17:24: und diesen Kurs der Mitte auch halten,

00:17:26: dass ich das auch für richtig halte, auch in der Sprache und in der Kommunikation,

00:17:32: diejenigen, die früher auch CDU gewählt haben

00:17:34: und die zumindest nach den demoskopischen Erhebungen im Moment ein bisschen mit uns fremdeln,

00:17:38: wieder an uns zu binden.

00:17:40: So, und ich glaube, das ist möglich, indem wir über Angela Merkel,

00:17:45: über das, was in den Zeiten erreicht wurde, als Union positiv sprechen,

00:17:50: haben wir bei der SPD gemerkt, wie es ihr geschadet hat,

00:17:54: wie sie über ihren Altkanzler,

00:17:56: heute würde ich das nicht mehr so formulieren,

00:17:59: weil Gerhard Schröder hat sich ja auch einiges entwickelt,

00:18:02: aber die Abgrenzung auch von der EGNDA 2010, die immer gemacht wurde,

00:18:07: als, ich sage mal, das Verdienst auch von Gerhard Schröder

00:18:10: und derzeit, wenn man das halt immer verschämt, irgendwo versteckt,

00:18:14: hat der SPD nie geholfen.

00:18:16: Und ich finde auch, dass wir mit den Verdiensten

00:18:18: von Angela Merkel auch sehr offensiv umgehen sollten und trotzdem sagen sollten, wir haben

00:18:23: neue Zeiten, wir haben neuen Vorsitzenden mit Friedrich Merz, der arbeitet auch erfolgreich.

00:18:27: Aber wenn man das so positiv ausspricht, glaube ich, dass man wieder deutlich mehr Menschen

00:18:33: auch für die CDU bei der nächsten Bundestagswahl gewinnen kann.

00:18:37: Johannes Winkel, der Vorsitzende der Jungen Union, hat das anders gesehen, nimmt Ihnen

00:18:43: speziell den Hinweis auf Angela Merkel-Übel und unterstellt ihn in einem offenen Brief,

00:18:48: wie die dann immer heißen.

00:18:49: Sie hätten in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren eine Menge an inhaltlicher Arbeit wahrscheinlich

00:18:54: gar nicht mitbekommen, er schreibt, "Lieber Daniel Günther, in welcher Partei bist du mitgeliebt?

00:18:59: Ich bin erstaunt und irritiert, denn du warst mir bisher nicht als Politiker aufgefallen,

00:19:04: der rückwärtsgewandt denkt und im Gestern lebt und er schließt damit vor allem in

00:19:08: der Migrationspolitik, also bei der entscheidenden Fehleinschätzung, den die CDU unter der Führung

00:19:15: Angela Merkels gemacht hat, aber nie korrigiert hatte.

00:19:18: Die CDU ist jetzt auf dem richtigen Kurs, wir brauchen mehr, Merz und weniger Bodo Ramolo,

00:19:23: lieber Daniel Günther."

00:19:25: So, stecken Sie im Gestern fest oder tut der das?

00:19:28: Nein, überhaupt nicht.

00:19:31: Ich konnte den Widerspruch auch nicht erkennen, ich habe mir ja den Brief eher der Bildzeitung

00:19:36: exklusiv vorlag mittlerweile auch besorgt und dann auch zugeschickt bekommen, nachdem

00:19:42: ich ihn dann in den Medien gelesen habe.

00:19:45: Ich sehe sowas sportlich und Johannes Winkel und ich haben uns auch ausgetauscht auf dem

00:19:50: Parteitag, haben jetzt gemeinsam auch einen Antrag zur Wehrpflicht durchgegangen, also

00:19:54: wir sind jetzt wieder miteinander versöhnt und trotzdem teile ich nichts von dem, was

00:19:58: er mir dort geschrieben und auch unterstellt hat, weil ich lebe nun alles, aber nicht im

00:20:04: Gestern.

00:20:05: Ich glaube, es ist trotzdem schlau ist, dass man seine Wurzeln nicht verleugnet und auch

00:20:10: seine Tradition nicht verleugnet, sondern dass man als Partei selbstbewusst mit seiner

00:20:14: Geschichte umgeht und deswegen finde ich, darf man über Angela Merkel positiv sprechen

00:20:19: über diese Zeit und trotzdem nicht daran vorbeireden, dass wir in der Migrationspolitik

00:20:24: auch Veränderungen brauchen, für die stehe ich übrigens auch.

00:20:27: Ich habe als Ministerpräsidentenbeschluss mitgefasst, dass wir auf europäischer Ebene

00:20:32: auch in den Außengrenzen Asylverfahren dort auch beschleunigt durchführen, dass wir

00:20:39: auch Drittstaatenregelungen machen.

00:20:41: Also klar brauchen wir Veränderungen, weil wir andere Zeiten haben, weil uns die Zahl

00:20:46: der flüchtenden Menschen in unser Land überfordert, auch in den Kommunen.

00:20:49: Aber deswegen muss man sich nicht davon distanzieren, was wir früher geleistet haben, sondern muss

00:20:54: sich in der Tat darauf konzentrieren, dass wir diese Herausforderungen jetzt gut bewerkstelligt

00:20:59: bekommen.

00:21:00: Die Herausforderung in diesem Jahr wird auch nicht zuletzt für die CDU sein, dass Landtagswahlen

00:21:05: anstehen, in Sachsen, in Thüringen und in Brandenburg.

00:21:08: Und darauf zielt auch der Brief von Johannes Winkel, wo es ja dann heißt, die CDU brauche

00:21:14: mehr, März und weniger Bodo Ramelow.

00:21:17: Das zielt auch darauf, dass sie den berühmten Unvereinbarkeitsbeschluss ihrer Partei für,

00:21:24: wenn ich es richtig verstehe, nicht mehr zeitgemäß halten, der Unvereinbarkeitsbeschluss besagt,

00:21:29: die CDU lehne Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit sowohl mit der AfD als

00:21:34: auch mit der Linkspartei ab.

00:21:35: Was wollen Sie daran eigentlich genau geändert wissen?

00:21:40: Also ich habe überhaupt nicht in den Interviews auch über die Frage des Unvereinbarkeitsbeschlusses

00:21:47: gesprochen.

00:21:48: Ich weiß, das sind früher Aussagen, wo Sie schon mal auch Richtung Bodo Ramelow dem

00:21:53: Ministerpräsidenten von Thüringen gesagt haben, dass sein aus Ihrer Sicht sehr respektabler

00:21:59: Mann.

00:22:00: Genau, und das ist ja auch kein Verbrechen, wenn man über seine Amtskollegen positiv spricht.

00:22:06: Das mache ich übrigens über alle, mit denen ich gut zusammen arbeite.

00:22:09: Und von daher, finde ich, bricht man sich da auch kein Zacken aus der Krone.

00:22:13: Und ich habe in dem, was ich jetzt gesagt habe, auch deutlich gemacht, dass es aus meiner

00:22:18: Sicht keine E-Quit-Istanz gibt.

00:22:20: Linke und AfD lassen sich nicht vergleichen.

00:22:24: Die AfD ist eine echte Gefahr, eine reale Gefahr für unsere Demokratie und unser Bestreben

00:22:30: als Union muss sein, dass wir eine Verantwortung dieser Partei in Deutschland mit allem, was

00:22:36: uns an demokratischen Instrumenten zur Verfügung steht, verhindern müssen.

00:22:40: Und das muss das sein, was uns leitet.

00:22:42: Und das habe ich in diesem Interview deutlich zum Ausdruck gebracht.

00:22:46: Ich kenne, ehrlich gesagt, auch niemanden in der Union, der sagen würde, in den heutigen

00:22:51: Zeiten kann man Linke in Thüringen und AfD in Thüringen ein Pott werfen.

00:22:56: Und wenn man sich dafür rechtfertigen muss auf einem Parteitag, dann ist das eben so.

00:23:01: Ich nehme das zur Kenntnis und fand meine Äußerung trotzdem sehr, sehr klug.

00:23:05: Ich habe es aber noch nicht verstanden.

00:23:07: Was stellen Sie sich vor?

00:23:08: Dann, wie kann dann zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei aussehen, die ja keine,

00:23:15: so verstehe ich Sie, Koalition sein soll?

00:23:18: Ich will da heute gar nicht darüber spekulieren, weil ich wirklich persönlich der Auffassung

00:23:25: bin, dass man über Koalition dann sprechen muss und über Verantwortung übernahme, wenn

00:23:31: Ergebnisse da sind.

00:23:33: So, das ist eine grundsätzliche Auffassung.

00:23:35: Ich finde auch jetzt mit Blick auf die Bundestagswahl Diskussion darüber, kann man mit den Grünen

00:23:39: regieren, kann man nicht mit ihnen regieren.

00:23:41: Ich glaube, ich interessiert die Leute auch draußen überhaupt nicht.

00:23:46: Ich glaube, dass grundsätzlich gelten muss, dass wir Verantwortung übernehmen wollen in

00:23:51: diesen Ländern.

00:23:52: Wir wollen, dass alle CDU-Kandidaten, Michael Kretschmer in Sachsen, Ministerpräsident bleibt,

00:23:59: Jan Riedmann in Brandenburg Verantwortung übernimmt.

00:24:02: Und ich möchte auch, dass Mario Vogt, Ministerpräsident von Thüringen, wird, ich habe es auf dem Parteitag

00:24:07: gestern deutlich gemacht, bei aller Wertschätzung für seinen dann Amtsvorgänger, Bodo Rammelow,

00:24:12: möchte ich das als Schaft.

00:24:13: Und dafür müssen die jetzt kämpfen und ein möglichst gutes Ergebnis holen.

00:24:17: Und was danach notwendig ist, das muss man sehen, wenn die Wahlergebnisse da sind.

00:24:23: Wir haben jetzt in Thüringen ja auch schon eine sehr unsortierte Situation, wo es keine

00:24:28: Regierung mit einer eigenen Mehrheit gibt.

00:24:31: Also von daher auch kein wünschenswerter Zustand.

00:24:33: Aber eine CDU muss immer bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und auf jeden Fall muss auch

00:24:39: eine Regierung gebildet werden, sodass die AfD allenfalls in der Opposition landet, besser

00:24:44: noch nicht im Landtag sitzt.

00:24:46: Der Spitzenkandidat der CDU, Mario Vogt in Thüringen, den Sie angesprochen haben, der

00:24:51: schließt eine Koalition mit dem Bündnis Sarah Wagenknecht, zum Beispiel nicht aus, ich

00:24:56: würde fast sagen komischerweise nicht aus, will aber am Unvereinbarkeitsbeschluss gegenüber

00:25:01: der Linkspartei festhalten.

00:25:03: Für mich ist das gar nicht logisch.

00:25:04: Naja, Sie kennen ja die Sensibilitäten.

00:25:09: Mit Empfehlungen von außen helfe ich da auch nicht weiter.

00:25:15: Von daher entscheiden die das natürlich auch.

00:25:19: Und ich sage das auch sehr sportlich von schleswig-holsteinischer Perspektive aus.

00:25:23: Es ist auch leicht darüber zu reden.

00:25:26: Wir haben weder eine AfD, noch eine Linkspartei, noch ein Bündnis.

00:25:29: Sarah Wagenknecht bei uns im Landtag, sondern wir haben mit unserem liberalen Kurs der

00:25:34: Mitte dafür gesorgt, dass die alle aus dem Landtag rausgeflogen sind und wir mit spannenden

00:25:39: Parteien zusammensitzen.

00:25:41: Ich konnte mir vier Parteien aussuchen, mit denen ich zusammen eine Regierung hätte bilden

00:25:46: können.

00:25:47: Und ich glaube, ich kann schon verstehen, warum die ein bisschen sensibel daraus reagieren,

00:25:51: wenn jemand, der mit einer solchen Luxus-Situation ausgestattet ist, dann schlaue Sprüche bringt

00:25:56: und ich verknife mir die einfach.

00:25:58: Sie haben die Luxus-Situation, sie haben sie aber auch erreicht.

00:26:01: Sie haben hervorragende Beliebtheitswerte, das hat sicherlich eine Rolle gespielt.

00:26:07: 43 Prozent der Stimmen hat die CDU in Schleswig-Holstein bei der Landtagswahl 2022 bekommen.

00:26:14: Und die AfD genau flog raus aus dem Landtag.

00:26:18: Lässt sich daraus so etwas wie ein Erfolgsrezept ableiten, dass sich auf die Ostländer Sachsen,

00:26:24: Thüringen, Brandenburg übertragen ließe oder sagen Sie.

00:26:27: Und haben das eben auch schon gesagt, nee, das eine ist mit dem anderen überhaupt nicht

00:26:31: vergleichbar?

00:26:32: Naja, ich glaube schon, dass es nicht redlich wäre zu sagen, mach's mal so wie wir und

00:26:37: dann läuft's bei euch auch so.

00:26:39: Ich glaube, dass man die Länder wirklich nicht einfach so vergleichen kann.

00:26:43: Wir haben, muss man sagen, auch nicht nur als CDU dafür gesorgt, dass die nicht wieder

00:26:47: in Landtag gekommen sind, sondern bei uns haben alle demokratischen Parteien da auch

00:26:52: mitgemacht, indem wir sehr lösungsorientiert waren, indem wir im Landtag auch als demokratische

00:26:59: Parteien respektvoll miteinander umgegangen sind, auch dafür gesorgt haben, dass wir Themen,

00:27:05: die der AfD eher nützen, nicht durch eine Dramatik der Auseinandersetzung ihnen nochmal

00:27:11: eine zusätzliche Aufmerksamkeit gegeben haben.

00:27:13: Das, glaube ich, kann ein Lerneffekt in allen anderen Ländern sein, denn das ist wirklich

00:27:18: meine Grundüberzeugung.

00:27:20: Wir dürfen nicht zulassen als CDU, dass die AfD als alleiniges Problem der CDU dargestellt

00:27:28: wird.

00:27:29: Nach dem Motto "Ihr dürft mit denen nichts machen", alle demokratischen Parteien haben

00:27:33: da eine riesen Verantwortung.

00:27:35: Das hat eben wirklich in Schleswig-Holstein geklappt und das wäre das Einzige, wo ich

00:27:39: sagen würde, guck mal ein bisschen, wie wir es da hingekriegt haben, denn davon kann

00:27:44: man in der Tat wirklich was lernen.

00:27:45: Kann man zum Beispiel lernen, dass man mit den Grünen anders umgehen muss, als das zum

00:27:50: Beispiel Michael Kretschmer, der sächsische Ministerpräsident macht, der auch hier auf

00:27:55: dem Parteitag Witze darüber macht, wie lustig das sei, mit den Grünen genau gar nichts zu

00:28:01: tun haben zu wollen und erwartet dann Applaus.

00:28:04: Der kommt aber gar nicht.

00:28:05: Wie schätzen Sie das ein?

00:28:07: Meine Philosophie ist ja, respektvoll übereinander reden hilft am Ende und Bashing von anderen

00:28:16: Parteien ohne Lösungen aufzuzeigen, ist halt heute nicht mehr akzeptabel bei der Bevölkerung.

00:28:24: Dass Mark früher Zeiten gegeben haben, wo es ausgereicht hat, wenn man sich gegenseitig

00:28:29: kritisiert hat, weil einfach die Klernklienthele von Parteien doch so groß war, dass, ehrlich

00:28:34: gesagt, egal was man gesagt hat, hatte man sozusagen Fans an seiner Seite.

00:28:39: So ist es heute eben nicht mehr.

00:28:41: Die Leute wollen Lösungsorientiertheit haben, die wollen auch, dass man durchaus respektiert,

00:28:47: dass auch Parteien Ideen haben.

00:28:49: Ich finde, man darf auch nicht vergessen, dass die Ampel zum Beispiel in schwierigen

00:28:53: Zeiten regiert und auch wenn gesetzlich handwerklich schlecht gemacht und sicherlich auch schlecht

00:28:59: kommuniziert wurden, kann man ja nicht ignorieren, dass die Herausforderungen, die wir hätten,

00:29:05: auch ähnliche wären.

00:29:06: Und ich finde die Komplexität durchaus auch mal zuzulassen und auch mal auszusprechen,

00:29:13: dass man auch bei anderen respektiert, dass sie versuchen, gute Lösungen zu finden.

00:29:18: Das, glaube ich, hilft vielmehr, um auch Demokratie zu stärken.

00:29:22: Aber das ist meine Philosophie von Politik, die teilen auch ganz, ganz viele.

00:29:27: Und ich wünsche mir einfach, dass ich das immer stärker auch durchsetzt.

00:29:30: Zu der schwierigen Situation gehört auch eine unwahrscheinlich aufgeladene Stimmung,

00:29:38: die nicht zuletzt auch gegen die Grünen gerichtet ist.

00:29:42: Das ist ja jenseits dessen, was man unter normaler parteipolitischer Auseinandersetzung

00:29:48: verstehen würde.

00:29:49: Da wird ein Wettbewerber zum Feind erklärt in der Diktion.

00:29:53: Sie haben gestern auf dem Parteitag erzählt, was passiert ist, als Sie ein gemeinsames

00:29:58: Foto mit Robert Habeck von der Handball-Europameisterschaft gepostet haben und dafür bös beschimpft worden

00:30:04: sind.

00:30:05: Als wie problematisch nochmal gefragt empfinden Sie dann, was Ihre Partei vertreten auch durch

00:30:10: Friedrich Merz, aber zuletzt durch den Generalsekretär, Carsten Linnemann, Michael Krettschmar,

00:30:15: habe ich schon angesprochen, was die ausdauernd an den Grünen kritisieren.

00:30:20: Ich würde fast sagen, wie Sie sich abarbeiten und damit letztlich auch immer weiter Öhlinsfeuer

00:30:25: gießen.

00:30:26: Naja, also ich finde schon, dass wir als Opposition nicht mit Auseinandersetzung sparen müssen.

00:30:36: Ich finde, Wettbewerb in der Demokratie und durchaus auch Wunden identifizieren und auch

00:30:43: den Finger in die Wunde legen und sagen, das und das sind wirklich viel Entscheidungen

00:30:47: gewesen.

00:30:48: Ich finde auch, dass sich die Grünen dem stellen müssen.

00:30:50: Auch Robert Habeck stellen muss ich nicht sehr schätze, der aber, finde ich mit seinem

00:30:53: Heizungsgesetz, einen extrem schweren Fehler gemacht hat, weil er, glaube ich, dem Klimaschutz

00:30:59: insgesamt auch ein Beendienst erwiesen hat und viele Menschen total verunsichert hat.

00:31:04: Und das finde ich, darf man auch aussprechen.

00:31:06: Aber ich finde, es reicht, wenn man so ausspricht, wie ich es jetzt gesagt habe.

00:31:09: Und ab dann muss es wieder darum gehen, den Leuten zu sagen, was würden wir als CDU eigentlich

00:31:13: anders und auch besser machen.

00:31:15: Und das ist meine Form der Kommunikation.

00:31:18: Ich glaube auch, dass das gut ist, denn wir können kein Interesse an einer weiteren

00:31:22: Aufgeheiztheit in unserem Land haben.

00:31:24: Und das, was Sie eben angesprochen haben, habe ich auf dem Parteitag gesagt mit Robert

00:31:29: Habeck auf einem gemeinsamen Foto zu sein.

00:31:32: Das bedeutet schon, dass man zum Teil selbst in der eigenen Partei von Leuten deftige

00:31:37: Sprüche auch in den sozialen Netzwerken lesen kann.

00:31:41: Und da arbeite ich in einer Massivität auch gegen und stehe auch dazu, dass ich natürlich

00:31:46: solche Fotosposte, weil ich auch möchte, dass man solche Leute mal entgegen tritt und

00:31:51: sagt, was seid ihr eigentlich?

00:31:53: Was habt ihr eigentlich für ein Kompass?

00:31:55: Wenn ihr kritisiert, dass zwei Menschen, die eine unterschiedliche Auffassung haben,

00:31:59: zusammen Handball gucken, bei denen ist es falsch eingestellt.

00:32:03: Und das auszusprechen ist auch Aufgabe von uns.

00:32:06: Und gerade wir als größte Volkspartei müssen eine viel, viel integrative Kraft darstellen.

00:32:11: Und dafür werbe ich überall, wo ich es kann.

00:32:14: Und wenn das Leute doof finden in der CDU, dann macht mir das nichts aus.

00:32:19: Wir regieren den grünen im Bevölkerungsreichsten Bundesland zusammen in Nordrhein-Westfalen.

00:32:24: Wir regieren in Baden-Württemberg seit zehn Jahren in einer grünen-Schwarzen Koalition.

00:32:30: Michael Kretschmar hat die Grünen als Koalitionspartner in Sachsen.

00:32:34: Wir regieren in Schleswig-Holstein mit den Grünen gemeinsam.

00:32:37: Ich glaube, eine Strategie, wo wir den Leuten erzählen, niemals würden wir eine Koalition

00:32:41: mit den Grünen machen, glaubt uns, eh kein Mensch.

00:32:43: Klar sind die für uns eine Option.

00:32:46: Und der CDU muss anschlussfähig sein.

00:32:48: Und mit demokratischen Parteien muss man bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.

00:32:53: Ich würde auch nicht sagen, dass wir uns hinstellen und sagen, Schwarz-Grün ist das Einzige,

00:32:58: was wir uns nach der Bundestagswahl denken können.

00:33:01: Weil wir müssen mit allen sprechen können.

00:33:04: Das erhöht übrigens auch das CDU-Profil am Ende.

00:33:08: Weil wir dann auch Möglichkeiten haben, mehr Dinge durchzusetzen, wenn man mit unterschiedlichen

00:33:12: Parteien regieren kann.

00:33:13: Das muss nicht so ein Luxusproblem wie bei uns in Schleswig-Holstein sein, aber es reicht

00:33:17: ja schon, dass man mehrere zur Auswahl hat.

00:33:19: Und am Ende interessiert die Leute auch diese Debatten über, wer schließt was aus, ohne

00:33:25: hin gar nicht.

00:33:26: Das sind alles Dinge, die elektrisieren Parteitagsdeligierte.

00:33:30: Und auch ganz viele Journalisten in Berlin.

00:33:32: Aber seien wir ehrlich, auf dem Dorf fest bei uns in Schinkel in Schleswig-Holstein, würde

00:33:38: ich mal sagen, werden die Fragen selbst beim fünften Bier nicht diskutiert.

00:33:42: Eine Frage wird da ganz bestimmt diskutiert.

00:33:45: Damit schließe ich dann auch den Bogen zum Anfang unseres Interviews, nämlich wer es

00:33:50: werden könnte.

00:33:51: Der weil wer hier sprechen spricht im Saal oder fängt vielleicht gleich an, der bayerische

00:33:56: Ministerpräsident Markus Söder.

00:33:58: Und Markus Söder und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst schneiden

00:34:04: jeweils in den Umfragen immer besser ab als Friedrich Merz.

00:34:08: Wenn gefragt wird, wer denn zum Bundeskanzler geeignet wäre oder aber mit wem die Union

00:34:13: bei der nächsten Bundestagswahl die meisten Stimmen holen würde.

00:34:16: Und zwar übrigens auch bei den Unionsanhängerinnen und Anhängern geht die Reihenfolge immer

00:34:23: Söder auf 1, Wüst auf 2, Merz auf 3.

00:34:27: Wen finden Sie am besten?

00:34:29: Ich finde am besten, wenn wir uns daran halten, dass wir diese Debatte dann für ein, wenn

00:34:35: wir es verabredet haben, klar gucken da alle immer drauf, wie im Moment Umfragewerte sind.

00:34:41: Das ist ein Thema auf dem Dorf fest, ich sage es Ihnen.

00:34:43: Das würde ich sogar sagen, ja, darüber wird sogar ab und zu gesprochen und spekuliert.

00:34:48: Da hört man unterschiedliches, würde ich auch sagen.

00:34:51: Und ich finde es auch immer ein bisschen schwierig, weil sie Markus Söder ansprechen.

00:34:54: Ich hoffe, dass ich keine Sekunde seiner Rede verpasse.

00:34:57: Aber so schlimm ist es jetzt auch nicht, wenn ich miteinander rede.

00:35:01: Habe ich Ihnen nicht geglaubt.

00:35:03: Nein, doch.

00:35:04: Aber Sie haben mal meine Mimik gesehen.

00:35:06: Da haben Sie gemerkt, wie sehe ich mich auf seine Rede freue.

00:35:09: Zwinke, zwinke.

00:35:10: Aber ich finde, man muss bei ihm ja auch mal respektieren, dass er ja extrem deutlich

00:35:14: gesagt hat, dass sein Platz in Bayern ist und dass er da gar keine Amition hat.

00:35:19: Und irgendwann, finde ich, muss man auch mal mit einem bayerischer Ministerpräsident

00:35:22: ist, in der in Brunstsacht ihm dann auch vertrauen von daher, glaube ich, auch daran.

00:35:27: Und insbesondere glaube ich daran, dass er nicht die Fehler vom letzten Mal wiederholen

00:35:30: wird, sondern wir wirklich auch eine Einigkeit haben zwischen CDU und CSU.

00:35:35: Denn das hat uns natürlich das Wissen auch alle beim letzten Mal massiv geschadet, dass

00:35:39: Markus Söder bis zum Schluss nicht Ruhe gegeben hat.

00:35:41: Und ich glaube, er ist lernfähig.

00:35:44: Ich hoffe, er ist lernfähig und das passiert dann nicht nochmal.

00:35:47: Daniel Günther, vielen Dank für das Interview.

00:35:50: Dieses Interview haben wir am Dienstag Nachmittag, den 7.

00:35:53: Mai aufgezeichnet.

00:35:54: Die Redaktion hatte Gina Enzlin und Felix Schlagbein, Executive Producerin Marie Schiller,

00:36:00: Audio Producer Patrick Zahn, Sound Design Hane Susten.

00:36:04: Die Vermarktung macht für uns die Mitvergnügen und das ist eine Produktion der BMW, der GmbH.

00:36:09: Und wenn ihr zum Beispiel bei Spotify seid, könnt ihr dem Podcast folgen und die kleine

00:36:14: Glocke da aktivieren, dann kriegt ihr auch immer einen praktischen Hinweis, wenn eine

00:36:18: neue Folge da ist.

00:36:19: Bis bald.

00:36:20: [Musik]

00:36:34: [Beifall]