Wie schwer wiegen Spahns Fehler? Mit Christina Berndt

Shownotes

Jens Spahn, Fraktionsvorsitzender der Union, sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Es geht um die sogenannte "Maskenaffäre", um Spahns Vorgehen bei der Maskenbeschaffung als Gesundheitsminister zu Beginn der Corona-Pandemie. Er soll während der Pandemie zu viele Masken für viel zu viel Geld gekauft haben und damit einen Milliarden-Schaden für die SteuerzahlerInnen verursacht haben. Um genauer über die damaligen Abläufe im Gesundheitsministerium aufzuklären, hatte Spahns Nachfolger Karl Lauterbach im Sommer 2024 Margaretha Sudhof als Sonderermittlerin beauftragt. Sudhof hat einen Bericht mit 168 Seiten verfasst. Diesen Bericht hatte das Gesundheitsministerium dem Bundestag zunächst nur mit Schwärzungen zugänglich gemacht, einige Seiten waren komplett geschwärzt.

Doch nun liegt der Bericht der Süddeutschen Zeitung, dem NDR und WDR komplett vor - und es wird deutlich, dass die Schwärzungen oftmals Passagen betreffen, an denen deutlich wird, wie Spahn damals als Minister in die Beschaffungsentscheidungen involviert war. Wie schwer die Fehler von Jens Spahn wiegen, darüber spricht Anne Will in dieser Folge mit Christina Berndt, Wissenschaftsjournalistin bei der Süddeutschen Zeitung. Sie beschäftigt sich schon lange mit dem Thema und hat, zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen von der Süddeutschen Zeitung, NDR und WDR, als erstes den ungeschwärzten Bericht der Sonderermittlerin Sudhof erhalten.

Der Redaktionsschluss für diese Folge war Montag, 7. Juli 2025 um 16 Uhr.

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WICHTIGE QUELLEN:

Bericht aus Berlin mit Jens Spahn (CDU), 15.06.2025

Deutschlandfunk, Der schwierige Weg zur Aufklärung von Spahns Maskendeal, 07.07.2025

Frag den Staat, Bericht der Sachverständigen Beraterin Dr. Margaretha Sudhof

ARD, Maischberger: Aufrüstung, Migration, Sozialreformen: Bundeskanzler Friedrich Merz im Gespräch, 01.07.2025

Süddeutsche Zeitung, Andrea Tandler zu vier Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt, 15.12.2023

Süddeutsche Zeitung, ,Wie der Masken-Bericht dem Staat Milliarden sparen könnte, 04.07.2025

Süddeutsche Zeitung, Mitten ins Schwarze, 04.07.2025

Tagesschau, Was die geschwärzten Stellen verbergen, 04.07.2025

IMPRESSUM Redaktion: Gina Enslin, Marie Steffens Executive Producerin: Marie Schiller Producer: Lukas Hambach, Patrick Zahn Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH

Transkript anzeigen

00:00:00: Wir haben Sie sich am Anfang der Pandemie eigentlich Ihre ersten Masken beschafft. Wissen Sie das noch?

00:00:05: Das weiß ich noch ganz genau. Das waren nämlich selbstgenähte Masken, aber nicht,

00:00:10: dass ich die genäht hätte, weil das hätte ich glaube ich nicht so gut hingekriegt. Aber die

00:00:15: Tochter einer Freundin, die hat das getan und die hat mir welche geschickt. Das fand ich total nett.

00:00:21: Ich hab sie auch noch, weil sie so hübsch ist in so einem tollen Blüchenmuster.

00:00:25: Jetzt hätte ich gedacht, Sie als Immunologin und als Biochemikerin, die hatten anderen Zugang gehabt,

00:00:32: aber Sie hatten den auch nicht? Nee, ich hätte auch ehrlich gesagt niemandem wegnehmen wollen,

00:00:37: also womöglich hätten mich Leute versorgt, wenn ich jetzt in einer Klinik im Labor irgendwelche

00:00:41: Leute angebettelt hätte. Aber ich finde, das gehörte sich auch nicht. Das war ja wichtig,

00:00:46: dass die Menschen in den Kliniken so was haben. Und für uns war es ja nun ja nicht ganz so wichtig wie

00:00:53: für die. Politik mit Anne Will. Hallo und herzlich willkommen bei uns. Wir machen eine Sonderfolge

00:01:17: zu dem, was man inzwischen die Maskenaffäre nennt. Jens Spahn, der heutige Fraktionsvorsitzende

00:01:23: der Union und damalige Bundesgesundheitsminister, sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Er

00:01:28: soll während der Pandemie viel zu viele Masken für viel zu viel Geld gekauft haben, damit einen

00:01:35: Milliarden Schaden für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler verursacht haben. Und auch das. Er

00:01:41: soll sich gegen den ausdrücklichen Rat seiner Fachabteilungen und auch anderer Ministerien

00:01:47: persönlich in die Beschaffung der Masken eingeschaltet haben. Er soll Dinge entschieden haben,

00:01:52: die die genau gar nicht empfohlen hatten. Wie schwerwiegen Spahnsfehler. Das wollen wir in dieser

00:01:59: Folge wissen und wollen darüber mit der Wissenschaftsjournalistin Christina Bernd von der

00:02:04: Süddeutschen Zeitung sprechen. Die beschäftigt sich ohnehin lange mit dem Thema Kenntnisreich,

00:02:10: ist knietief eingearbeitet. Und der Süddeutschen Zeitung und den Kolleg*innen von NDR und WDR

00:02:17: lag jetzt. Der Bericht der Sonderermittlerin, über den schon ganz viel gesprochen worden ist,

00:02:22: als erstes auch ungeschwärzt vor. Sprich, Christina Bernd und ihre Kolleg*innen konnten alles lesen,

00:02:29: was da drin steht. Herzlich willkommen, Christina Bernd. Hallo. Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen.

00:02:35: Wir sprechen am 7. Juli 2025. Morgen früh wird die Sonderermittlerin im Haushaltsausschuss des

00:02:43: Bundestags befragt werden. Grüne und Linke haben Sie dazu eingeladen, auch zu einer Sondersitzung des

00:02:48: Gesundheitsausschusses. Und sie hat die Einladungen angenommen. Was erwarten Sie von den Befragungen

00:02:53: von Frau Suthoff? Es wird da schon noch mal zur Sache gehen. Frau Suthoff ist ja nun wirklich

00:02:59: tief tief eingearbeitet. Die sollte da ja jeden Stein umdrehen. So hat das Herr Karl Lauterbach

00:03:04: angekündigt, als er sie im Sommer 2024 damit beauftragte, all diesen Fragen rund um die

00:03:10: Maskenbeschaffung nachzugehen. Und wenn man den Bericht liest im Original, dann sieht man schon,

00:03:17: dass Frau Suthoff kein Blatt vor den Mund nimmt. Also ich gehe davon aus, dass die auch im Haushaltsausschuss

00:03:23: und im Gesundheitsausschuss sehr deutliche Worte finden wird. Vorab sprechen wir beide, um zu verstehen,

00:03:30: warum es da eigentlich geht. Der Bericht liegt ja seit Januar 2025 eigentlich vor. Aber um diesen

00:03:39: Bericht herum wird jetzt schon eine ganze Weile rumgetanzt, ob er veröffentlicht wird, ob er

00:03:44: nicht veröffentlicht wird. Dann vergangene Woche hat das Bundesgesundheitsministerium jetzt geführt

00:03:49: von Nina Warken, von der CDU, ihn endlich dem Bundestag zugänglich gemacht. Allerdings in

00:03:55: einer Fassung, in der zum Teil ganze Seiten geschwärzt, also unkenntlich gemacht worden war.

00:04:02: Nun haben Sie das Ding ja bekommen. Soweit Sie das erzählen können, wie haben Sie diese Fassung

00:04:08: eigentlich erhalten? Ja, das darf ich natürlich nicht sagen, weil einem das Menschen unter der

00:04:13: Hand geben, die natürlich ein Interesse daran haben, dass das ausgewertet wird und dass die

00:04:18: Inhalte an die Öffentlichkeit gelangen. Ja, von daher nein, darüber muss ich schweigen, wie das

00:04:25: genau geht. Aber das Interesse interessierte mich, was dahinter steckt. Man will, dass das rauskommt.

00:04:31: Ja, weil die Personen, die möchten, dass es eine Öffentlichkeit für diesen Bericht gibt,

00:04:37: auch darin vergehen, sehen, also viel Verhalten das an die Öffentlichkeit muss. Das ist ja

00:04:43: oft das Interesse bei solchen Whistleblowern, die Medien, Dinge zu spielen, dass die dann gerne

00:04:49: möchten, dass diese Dinge eben nicht in der Schublade verschwinden oder nur geschwärzt zur

00:04:54: Kenntnis gelangen. Ja, und dafür sind die Medien ja ein guter Weg. Die Süddeutsche Zeitung hat

00:05:00: also veröffentlicht auch die Kolleg*innen von NDR und WDR und inzwischen, da war der Druck dann

00:05:05: wahrscheinlich auch viel zu groß. Gibt es die ungeschwärzte Fassung auch öffentlich zugänglich?

00:05:11: Wir verlinken die auch in den Shownotes. Aber Sie, die Sie das nun sehen, was haben

00:05:17: Ihnen die bislang geschwärzten Stellen an neuem verraten? Ja, das wirft zum Teil ein schlechtes

00:05:26: Licht auf Jens Spahn, was da drin steht und damit letztlich auch nochmal auf das Bundesgesundheitsministerium

00:05:34: mit seiner aktuellen Führung, Frau Wagen. Denn das hatte ja damals gesagt, na ja, wir geben jetzt

00:05:40: also endlich doch auf Drücken und drängen den Bericht an den Haushaltsausschuss, aber mit

00:05:45: gewissen Schwerzungen. Und diese Schwerzungen müssen sein, um Firmen Geheimnisse zu schützen,

00:05:51: auch nochmal Prozessrisiken zu mindern. Denn der Bund kämpft ja noch mit vielen Firmen um viele

00:05:57: Milliarden oder um einige Milliarden hier in diesem Zusammenhang und um Persönlichkeitsrechte zu

00:06:03: schützen. Ja, aber wir konnten ja nun hinter all diese Schwerzungen schauen und dabei wird eben sehr

00:06:08: deutlich, na ja, also das Bundesgesundheitsministerium wollte offenbar vor allem Jens Spahn schützen.

00:06:14: Und das finde ich tatsächlich etwas, was wirklich unlauter ist. Also denn das sind Stellen,

00:06:20: wo nochmal deutlich wird, wie Jens Spahn Dinge an sich gerissen hat, wie er gegen jeden Rat

00:06:27: Entscheidungen getroffen hat, die hochskant waren für unser aller Steuergeld und ja, da auch Kontakte

00:06:35: zu Firmen hat spielen lassen, die einfach CDU nahe, also seiner Parteien nahe sind. Das sind

00:06:41: schon Dinge, die sehr stinken zum Teil. Und wenn das aktuelle Bundesgesundheitsministerium

00:06:48: durch nun auch wieder unter CDU-Führung ist, dieses Deckt und Schwerzt finde ich, dass das

00:06:55: auch tatsächlich ja nicht weniger als ein Skandal ist. Warum ist das eigentlich problematisch,

00:07:01: dass sich der Minister offensichtlich auch persönlich in Beschaffungsentscheidungen reingeworfen

00:07:09: hat, da eingebunden war und er zum Teil auch gegen den Rat anderer ein Risiko eingegangen ist.

00:07:17: Spahn verteidigt sich er weiterhin und auch heute noch mal damit, dass er sagt, das kann man von

00:07:23: einem Minister in einer solchen Phase, in einer solchen Ausnahmesituation auch wirklich verlangen,

00:07:29: dass er sich da voll rein hängt und eben auch persönlich. Ja, ich finde auch, dass man ein

00:07:35: bisschen ihm zugutehalten kann. Also einerseits, ja, es war wirklich Krise, man musste etwas tun,

00:07:42: wir brauchten dringend diese Masken für unser medizinisches Personal in der ersten Phase,

00:07:47: um die es hier geht. Und ja, wenn ein Minister die Kompetenz hat und vielleicht höhere Kompetenzen

00:07:53: als andere Menschen, dann ist das sicherlich ehrenhaft, wenn er sich damit voller Energie

00:07:58: reinschmeißt. Aber das war ja nun erkennbar nicht so. Es gab auch Kompetenzen in anderen

00:08:04: Ministerien, die viel größer waren. Ja, seit Jahren, Jahrzehnten beschaffen das

00:08:10: Verteidigungsministerium und das Innenministerium wichtige Dinge für unseren Staat, für unseren

00:08:16: Schutz, für die Bevölkerung in Großmaßstab und das Gesundheitsministerium eigentlich nicht.

00:08:23: Also es gibt richtige Beschaffungsämter in den anderen Ministerien, die nichts anderes tun,

00:08:28: als solche Dinge zu wuppen. Und Jens Spahn hat sich hier wirklich gegen dieseämter eingesetzt. Er hat

00:08:36: das an sich gerissen an sein Ministerium. Er hat persönlich hemmtärmelige WhatsApps geschrieben,

00:08:41: Mails, die nicht mehr so richtig nachvollziehbar sind, Dinge, die nicht veraktet wurden. Und da

00:08:47: wird es problematisch. Also das eine ist, er hat sich zum Krisenmanager aufgespielt, konnte aber

00:08:52: gar nicht Krise. Er hat uns damit irgendwie so ein so ein Milliarden schweres Verderben geführt,

00:08:58: sage ich jetzt mal. Aber das andere ist eben auch, dass da halt sehr fischige Dinge liefen,

00:09:05: die man näher untersuchen muss, wo er mit CDU nahen Firmen ja denen Sonderbehandlungen letztlich

00:09:15: auch gegeben hat, denen Aufträge zugeschustert hat auf sein Geheiß gegen den Rat von anderen,

00:09:23: die sagten, Mensch, da gibt es Firmen, die können das viel besser, die sind viel größer, die machen

00:09:27: das schon immer. Und diese Dinge finde ich wirklich höchst fragwürdig. Dieser Bericht und auch

00:09:33: gerade die zunächst geschwärzten, jetzt offen nachlesbaren Stellen wecken ja, muss man sagen,

00:09:41: dann doch Zweifel an Spanens bisheriger Verteidigungsstrategie. Wir hören uns gerne vielleicht

00:09:48: noch mal an, was er Mitte Juni im Interview gesagt hat, dass Anna Engelke in der AID für den

00:09:54: Bericht aus Berlin mit ihm führt und was er da gesagt hat. Sind Sie denn gewarnt worden vom

00:10:00: Innenministerium und vom Verteidigungsministerium? Sind diese Warnungen bei Ihnen im Ministerium

00:10:05: angekommen damals? Bei mir persönlich nicht. Ich weiß auch nicht und keiner weiß gerade in welchem

00:10:09: Kontext diese Behauptung aufgestellt wird und von wem aus welchem Ministerium. Der Bericht ist ja

00:10:15: nicht öffentlich, fügt er dann noch hinzu. Dass es anders war, das wissen wir dann jetzt. Ja,

00:10:22: er hat jetzt inzwischen seine Kommunikationsstrategie ein bisschen geändert. Also wenn man noch mal

00:10:27: da genau hinhört, dann fragt ihn Frau Engelke, wurden Sie denn nicht gewarnt aus dem Innen- und

00:10:33: dem Verteidigungsministerium, kamen diese Warnungen nicht bei Ihnen an und dann sagt er bei mir

00:10:39: persönlich nicht und sie fragt dann später nochmal nach. Ja, aber aus ihrem eigenen Haus doch

00:10:44: und das beantwortet er im Grunde nicht. Und heute sagt er, nein, ich habe ja gar nicht gelogen,

00:10:50: denn tatsächlich zeigt sich hinter den Schwerzungen in diesem Bericht von Margarita Suthoff, dass

00:10:57: viele Mails und auch Leitungsvorlagen mit Warnungen an ihn persönlich gingen. Frau Suthoff kann

00:11:05: nicht sagen, hat er die auch bekommen, ja, hat er sie auch gelesen. Das kann man natürlich irgendwie

00:11:12: ihm nicht beweisen. Manchmal hat er, glaube ich, ganz schnell geantwortet und manchmal eben vielleicht

00:11:17: auch nicht und dann weiß man gar nicht, hat er das wirklich gelesen. Genau, hat er gesagt, ja, von

00:11:22: daher ist es so eine hundertprozentige Beweis, nicht. Es ist schon klar, es gingen viele Warnungen vor

00:11:29: den Folgen seiner Entscheidungen an ihn und er versucht da eben so zu sagen, nein, also aus dem

00:11:37: Innen- und Verteidigungsministerium, das hat ihn nicht erreicht und jetzt dreht sich halt seine Strategie

00:11:42: so ein bisschen, dass er sagt, na ja, aus seinem Ministerium klar, da hätte es ja schon immer

00:11:48: abweichende Meinungen gegeben. Aber nochmal um zusammenzufassen, die Frage steht eben im Raum,

00:11:53: hat er gelogen und wenn er das hat, womöglich auch gegenüber den Ausschüssen, gegenüber dem

00:11:58: Bundestag, dann wird es natürlich auch nochmal enger für ihn. Ja, noch Stamen der gesundheitspolitische

00:12:05: Sprecher der Fraktion der Grünen, der sagt, er hat gelogen, hat sogar systematisch gelogen. Dem

00:12:11: haben sie, als sie die ungeschwärzte Fassung hatten, die entsprechenden Stellen nochmal vorgelegt

00:12:18: und dann sagt er das so, er habe systematisch gelogen, Jens Spahn. Was ist jetzt eigentlich das

00:12:24: größere Problem, Spahns Umgang mit den Vorwürfen oder die eigentlichen Vorwürfe? Beides, würde

00:12:32: ich sagen. Also es ist schon, den den Ausschuss, die Ausschüsse des Bundestages anzulügen, wäre

00:12:38: ein erhebliches Vergehen in dieser Funktion und die eigentlichen Vorwürfe sind schon auch sehr

00:12:45: stark. Also wobei ich immer finde, dass er Fehlentscheidungen getroffen hat, dass er viel

00:12:51: zu viele Masken für viel zu viel Geld eingekauft hat, dass er dieses verrückte Open House Verfahren

00:12:57: begangen hat, wo er eben sagte, ich nehme alles, was hier bis Ende April geliefert wird an Masken

00:13:03: für einen relativ hohen Preis von 4,50 Euro pro Stück ohne Qualitätskriterien dafür zu

00:13:11: benennen für die Masken. Also das finde ich alles ja den Wahnsinn und zeichnet ihn nicht gerade

00:13:18: als Krisenmanager aus. Aber das größere Problem finde ich wirklich noch, diese Verstrickungen

00:13:26: zu Firmen, die Sonderbehandlungen genossen haben, wo man sich fragt, gab es da womöglich, gibt es da

00:13:33: noch Dinge, die dahinter stecken, die wir alle dringend wissen wollen. Ich will noch kurz bleiben bei

00:13:40: diesen geschwärzten Stellen zunächst. Sie haben das auch noch Aurel Eschmann gezeigt von Lobby

00:13:48: Control, was denn da jetzt eigentlich mit offenkundig wird. Und er sagt, diese Stellen seien seiner

00:13:56: Meinung nach gezielt geschwärzt worden. Alle Stellen, wo gezeigt wird, dass sie entsparen,

00:14:02: direkt beteiligt war und in Entscheidungen eingebunden und informiert war, die seien geschwärzt

00:14:10: worden. Da erkennt er also einen Muster und er sagt, das sind keine Legitimen Schwärzungen mehr.

00:14:16: Sie hatten ja eben angeführt, was das Bundesgesundheitsministerium sagt, weshalb man geschwärzt

00:14:23: und unkenntlich gemacht habe und die sagen halt Passagen, die berechtigte Schutzinteressen wie

00:14:28: Persönlichkeitsrechte, Dienst- und Geschäftsgeheimnisse sowie die Durchführung laufender Gerichtsverfahren

00:14:33: betreffen, die seien nun mal geschwärzt worden. Aber Aurel Eschmann von Lobby Control sagt halt,

00:14:41: er wertet das als reinen Schutz des Ex-Ministers. Nun ist das ja alles nachlesbar. Sie sagen uns

00:14:48: das in diesem Podcast. Muss man dann sagen, Nina Warken, die jetzige Bundesgesundheitsministerin,

00:14:54: Parteifreundin von Jens Spahn, hat ihm mit den Schwärzungen sogar mehr geschadet,

00:15:00: als das sie ihn geschützt hat? Vielleicht kann man es am Ende so sagen. Es ist sicher einerseits so,

00:15:07: dass sie sich selbst damit auch schadet mit solchen Schwärzungen, die auch aus meiner Sicht

00:15:13: illegitim sind. Aber ja, wenn das jetzt eben alles so hoch ploppt und womöglich war das ja auch zu

00:15:18: erwarten, dass irgendwann die Presse den ungeschwärzten Bericht bekommt, dann wirft das natürlich

00:15:25: auch kein gutes Licht auf Jens Spahn. Noch einmal zeigt es und natürlich wird noch einmal werden

00:15:33: die Finger in die Wunde gelegt. Ja, insofern hat der Spahn wahrscheinlich recht, wenn er sagt,

00:15:37: mir wäre es auch lieber gewesen, der Bericht wäre von Anfang an komplett veröffentlicht worden,

00:15:42: dann wüsste ich auch mehr, wo ich dran bin und so hört es ja jetzt auch einfach nicht auf mit

00:15:48: der negativen Berichterstattung. Ich möchte in der Folge mit Ihnen klären, wie schwer Spahnsfehler

00:15:54: wiegen, wie schwer wiegen auch die Vorwürfe, die die Sonderermittlerin gegen Jens Spahn und dessen

00:16:00: Maskenbeschaffungen zusammengetragen hat. Und mich interessiert hätte er, meinen Sie, den

00:16:06: Milliardenschaden, den er der Steuerzahlergemeinschaft durch Fehlentscheidungen, durch Eigenmächtigkeiten

00:16:12: verursacht hat, auch durch die damit einhergehenden Prozessrisiken, die sich jetzt schon in Hunderten

00:16:19: von Millionen teuren Schadensersatzzahlungen materialisiert haben, hätte er das vermeiden können.

00:16:25: Auf jeden Fall, also Teile davon auf jeden Fall. Wir haben immer schon gesagt, na ja, ein bisschen

00:16:31: muss man ihm schon zu gut erhalten. Es war wirklich Krise, aber es war, was die Maskenbeschaffung

00:16:38: betraf, auch nicht so eine riesen und langfristige Krise, wie er gehandelt hat. Also es war einfach

00:16:46: komplett unangemessen. Es wurden letztlich 20 mal so viele Masken durch den Bund beschafft, wie

00:16:54: nötig gewesen wären. Diese Krise dauerte auch nicht lang. Aus China kamen sehr schnell Masken. Wie

00:17:01: man auch daran sieht, dass der Bund zugeschmissen wurde mit den Dingen nach kürzester Zeit,

00:17:06: sodass man das gar nicht mehr bewältigen konnte. Natürlich musste man viel Geld ausgeben und

00:17:13: Jens Spahn verweist ja jetzt immer darauf, na ja, aber diese Krise hat so viel mehr Geld gekostet. Da

00:17:19: sind ja die paar Milliarden, die ich da ausgegeben habe, lächerlich mag schon sein, dass das ein

00:17:25: relativ kleiner Betrag im Vergleich zu dem anderen Geld ist, aber nicht sehr so trotzwohl. Hat er

00:17:31: wirklich, also wie mit dem Füllhorn, hat er im Grunde Milliarden weggeschmissen und ja eben auch

00:17:38: gegen den Rat, das ist es ja auch, dass andere Leute von Anfang an gesagt haben, mach es nicht so

00:17:44: und nochmal dies Open House Verfahren, das muss man sich ja nochmal auf der Zunge zergehen lassen,

00:17:49: was das war. Das haben die bis dahin nie gehört im Verteidigungsministerium, die wussten gar nicht,

00:17:55: was das ist. Da hat er also wirklich gesagt, wir nehmen alle Masken, die uns geliefert werden,

00:18:02: bis Ende April jede einzelne für 4,50 Euro. Wir nehmen alles, ohne eine Grenze zu setzen, ohne

00:18:12: auch Qualitätskriterien zu formulieren. Also, dass man das auch mal hätte tun müssen, mal kurz

00:18:19: drüber nachdenken, nehmen wir jetzt wirklich jede Maske oder nehmen wir doch nur solche,

00:18:23: die was tauchten und wirklich das Virus abhalten. Also auf die Idee brachten erst Händler irgendwann

00:18:31: das Ministerium, die dann nachfragten, auch so gibt es eigentlich Qualitätskriterien und dann

00:18:38: haben die im Ministerium gedacht, hätten wir vielleicht auch mal drüber nachdenken müssen,

00:18:42: das kann man alles in diesem Sudhoff-Bericht lesen. Also auch um welche Mengen es da geht,

00:18:48: ja, da sagt auch jemand von den Händlern, wissen Sie eigentlich, wenn da so eine Antonovmaschine

00:18:53: voller Masken kommt, wie man die logistisch wegschafft, wie das überhaupt gehen soll,

00:18:59: haben Sie eine Vorstellung davon. Und das war eben alles so hemsärmelig, dass der Bund letztlich

00:19:05: erstens viel zahlen musste, zweitens die Logistik in die Knie ging, man eben das nicht mehr,

00:19:11: diese Maskenflut nicht mehr beherrschte. Daraufhin Schadensersatzforderungen kamen mit

00:19:18: ihren Zinsen, die sich jetzt angehäuft haben. Und das sind alles so Dinge, wo ich denke,

00:19:22: mein Gott, Leute, da gibt es wirklich Expert*innen, die machen seit Jahren nichts anderes als Beschaffung.

00:19:29: Warum holt man die nicht ins Boot? Nun muss man der Ehrlichkeit halber sagen,

00:19:33: dass das Beschaffungsamt des Bundesverteidigungsministeriums natürlich auch nicht top beleumundet ist. Das steht

00:19:40: immer im Verdacht, viel zu langsam, viel zu umständlich und so was zu sein. Das konnte man in

00:19:45: dieser Phase, muss man natürlich Jens Spahn und anderen zugute halten, genau nicht riskieren,

00:19:51: dass das viel zu langsam dauert. Aber das Open House Verfahren, Sie haben es angesprochen,

00:19:56: da weiß man jetzt ungefähr von den Firmen, die halt irgendwann auf ihren Masken sitzen

00:20:01: leben, weil entgegen des Versprechens alles würde abgenommen werden zum Stückpreis von 4,50 Euro,

00:20:07: blieben die halt auf ihren Masken sitzen, die haben dann auf Schadensats geklagt und die Gerichte

00:20:14: haben den Lieferanten eigentlich jetzt auch immer recht gegeben und da kommt man auf Zahlungen von

00:20:19: mindestens 2,3 Milliarden Euro, die jetzt für nichts mehr gezahlt werden müssen. Insgesamt,

00:20:27: was denken Sie? Ich habe zuletzt eine Zahl gehört, jemand sagte, er glaubt, dass sich der Gesamtschadene

00:20:32: entstanden ist auf 11 Milliarden Euro beläuft. Könnte das sein? Ja, das kann gut sein. Also es

00:20:38: wurden ja schon 6 Milliarden bezahlt, ohnehin für Masken, also für 6 Milliarden Masken so

00:20:44: roundabout, von denen 2/3 vernichtet wurden, weil es einfach viel, viel, viel zu viel war. Dann haben

00:20:50: wir diese 2,3 Milliarden, die noch im Raum stehen. Das ist der Streitwert der noch anhängigen Prozesse,

00:20:57: wo also Händler uns den Bund sozusagen verklagen, plus Zinsen, das sind nochmal 1,4 Millionen.

00:21:05: und dann wurden ja schon viele Vergleiche mit vielen Händlern vorgenommen, wo man nicht genau weiß,

00:21:12: wie viel Geld da geflossen ist zum Teil hunderte Millionen Euro. Also insofern, ja, das passt ganz

00:21:18: gut. Es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer. Ja, das haben Sie beschrieben. Ihre Recherchen haben

00:21:25: ergeben, dass der Sudhoff-Bericht jetzt bei einem letzten Prozess am Oberlandesgericht in Köln dazu

00:21:34: geführt hat, dass weniger gezahlt werden musste. Ja, das ist jetzt wirklich der erste Erfolg. Also

00:21:40: bislang ging es nicht gut aus in den höheren Instanzen für den Bund. Der ist immer unterlegen. Aber

00:21:45: Frau Sudhoff, die ja nun so schlimm auch angegriffen wurde zum Teil aus der Unionsfraktion, auch von

00:21:52: Herrn Merz, unserem Bundeskanzler persönlich. Frau Sudhoff hat in diesem Bericht gemeinsam mit

00:21:58: Expert*innen eine Strategie entworfen, wie der Bund eben doch diese riesigen Summe nicht aufwenden

00:22:04: muss. Und tatsächlich gab es ein erstes Urteil. Da wurde dann dem Mastenhändler nur 2 % der von

00:22:10: ihm geforderten Summe zugesprochen. Also wenn das der Fall ist, dann hat uns, also wenn dieses

00:22:16: Urteil Schule macht, wird uns Frau Sudhoff am Ende noch einiges an Geld gerettet haben. Ja, das ist

00:22:22: der Fall, den Sie da beschreiben. Am Samstag in der Ausgabe auf der Seite 2, da habe ich echt

00:22:26: gedacht, Boah, der Händler hat sich 12 Millionen Euro an Schadenersatz erhofft und kriegt dann

00:22:33: 258.000 Euro. Das sind alles immer noch klar. Gigantische Beträge, ein Wahnsinn. Aber hier

00:22:42: tatsächlich durch die Strategie, die sich jetzt aus dem Sudhoff-Bericht ableiten lässt, spart das,

00:22:50: also etliche Euro. Was hatte Jens Spahn eigentlich davon, die Maskenbeschaffung an sich zu ziehen?

00:23:00: Das haben Sie jetzt an 1, 2, 3 Stellen schon leicht angesprochen. Es geht in den geschwärzten

00:23:06: Teilen, insbesondere auf den Seiten 45 bis 48, des Berichts ja zum Beispiel um die Firma Emix,

00:23:14: die Verträge geschlossen hat. Im Frühjahr 2020, im Wert von 749 Millionen Euro. Zwei junge Männer

00:23:26: haben diese Firma geführt, sind darüber zum Multimillionären geworden und vermittelt hat

00:23:33: diesen Auftrag Andrea Tantler. Das ist die Tochter des ehemaligen CSU-Generalsekretärs

00:23:40: Gerold Tantler und es ist eine Kinderfreundin von Monika Holmeyer, was die Tochter von Franz Josef Strauß

00:23:47: ist. Und diese Andrea Tantler, die macht möglich, dass man Jens Spahn direkt anrufen kann,

00:23:54: ihm SMS und Mail oder was auch immer schreibt. Und für diese Kontaktanbahnung, ich glaube auch zum

00:24:01: Gesundheitsministerium der Bayerischen Staatsregierung in München, bekommt sie, bitte festhalten,

00:24:07: 48 Millionen Euro an Provision. Also wenn wir jetzt nochmal gelten lassen, was wir eben für

00:24:16: uns selber nochmal rekapituliert haben, was aber auch Herr Spahn anführt, dass dies eine Zeit war,

00:24:21: wo alle Welt nach Masken suchte, dann wäre es doch total leicht gewesen, als Maskenhersteller

00:24:29: zum Beispiel zu sagen, würde gerne mal mit dem zuständigen Menschen im Bundesgesundheitsministerium

00:24:34: sprechen, wir können da übrigens helfen. Da muss man doch nicht jemanden dazwischenschalten,

00:24:40: der dafür dann 48 Millionen Euro an Provision bekommt. Völlig unverständlich, ja. Also erstens

00:24:49: diese Summen, ja, die machen an ja sowieso nur Sprachlos, so als normalsterblicher. Aber genau,

00:24:54: auch das ist so fragwürdig. Was haben diese Menschen da für eine Rolle gespielt? Es ist auch so,

00:25:01: dass diese Firma Emix ja dann nochmal ein besonders hohen Preis bekommen hat, auch aus unserem

00:25:07: Ministerium von unserer Regierung noch mal höher als diese 4,50 Euro. Das Emix auch noch in

00:25:15: Durchschnitt und zum Teil sogar 7 Euro, das war auch jener Phase unterschiedlich. Und man fragt

00:25:22: sich eben, man möchte sehr, sehr dringend wissen, was da los ist. In der Schweiz wird Emix wegen

00:25:28: Wucher angeklagt. Das ist bei uns, hat das bislang niemand verfolgt, weiß auch nicht, ob das

00:25:36: juristisch so leicht möglich wäre. Aber das sind eben die Dinge, wo ich sage, das ist so fischig,

00:25:43: das stinkt einfach und es bräuchte hier wirklich eine sehr gute Aufklärung, also umso verwerflicher,

00:25:50: dass die amtierende Gesundheitsministerin dann auch solche Stellen schwerzt aus meiner Sicht.

00:25:57: Anderes Beispiel ist die vergleichsweise kleine Firma Fiege aus dem Münsterland,

00:26:03: aus dem Nachbarwahlkreis von Jens Spahn, die wird mit Logistik beauftragt, obwohl auch große

00:26:11: und sehr, sehr erfahrene Logistiker wie die Bahntochter Schenker oder DHL bereitgestanden

00:26:18: hätten. Für Fiege spricht dann anscheinend, dass sie in diesem Nachbarwahlkreis ansässig ist und

00:26:26: die Eigentümer Jens Spahn bekannt sind, die saßen im CDU-Wirtschaftsrat. Fiege erweist sich, wie

00:26:34: vorab im Übrigen auch vermutet von denenjenigen, die sagen, versteh nicht, warum beauftragt man

00:26:40: die kleine Firma, warum nimmt man nicht die erfahrenen großen Firmen, die erweist sich als

00:26:46: überfordert und das führt dazu, dass mancher Hersteller dann nicht termingerecht liefern

00:26:51: konnte, sagen wir, die sollten am Tag X die Masken liefern und dann steht aber vor der

00:26:56: Tür von Fiege ein Lkw an dem Nächsten, die staunen sich bis zu mich kann ich mehr und die

00:27:02: Firma, die die Masken schicken wollte, reist den Liefertermin. Auch dadurch ist manchem Hersteller

00:27:07: einen Schaden entstanden, die den Staat jetzt deshalb verklagen. Wie erklärt sich das denn?

00:27:12: Warum macht Spahn das? Und weiter gefragt, was hat er davon? Ja, also erst mal, warum macht er

00:27:20: das? Fragen wir uns alle. Man kann es natürlich auch letztlich nicht in seinen Kopf gucken. Er hat

00:27:27: sich öfter schon dazu geäußert, dann hat er gesagt, na ja, manchmal ist es halt einfacher,

00:27:32: man kennt sich und dann macht man das. Aber auch hier war es wirklich gegen den Rat und sie haben

00:27:40: jetzt vorhin gesagt, na ja gut, aber das Beschaffungsamt im Verteidigungsministerium, das hat

00:27:44: auch nicht den besten Ruf. Da möchte ich aber noch mal sagen, aber es gibt auch noch das Bundes-Innenministerium

00:27:51: und das hat in diesen Fragen tadellosen Ruf und hatte eben auch schon angefangen mit Schenker und

00:27:58: mit DHL zu sprechen und da lagen schon Konzepte vor und DHL hat auch gesagt, na klar, kein Ding,

00:28:05: das ist unser Alltagsgeschäft und trotzdem geht man dann an diese kleinere Firma aus dem Münsterland.

00:28:12: Das und auch hier, ja, was hat er davon? Ich würde es auch sehr, sehr gerne wissen. Entweder es sind

00:28:19: es nur die Macherqualitäten, ja, entweder ist es nur das, dass er zeigen möchte, ich kann Krise,

00:28:25: ich bin hier der Super-Krisen-Manager, ich zeig euch allen, wie es geht und danach werde ich

00:28:30: Bundeskanzler. Entweder sind es nur diese Dinge oder es sind schlimmere Dinge und es geht womöglich

00:28:37: auch um Geldflüsse, indirekte Vorteilsnahme, was auch immer, das können wir im Moment nicht sagen

00:28:45: und darum würde ich sagen, haben die Oppositionsparteien völlig recht, die an dieser Stelle sagen, wir

00:28:52: brauchen einen Untersuchungsausschuss, also hier muss wirklich jeder Akte umgedreht werden und jeder

00:28:57: Zeuge befragt werden, um diesen Dingen auf den Grund zu gehen. Kann ausgeschlossen werden, dass

00:29:03: Jens Spahn sich persönlich bereichert hat? Ausgeschlossen werden kann das nicht, also ich

00:29:09: kann ihm das und will ihm das hier so nicht unterstellen, aber untersucht werden muss es und

00:29:14: ja, man kann das erst ausschließen, wenn man es wirklich in Gänze untersucht hat. Jens Spahn kauft

00:29:22: ja während der Pandemie eine Villa für 5,5 Millionen Euro, glaube ich, und kann da auch nicht

00:29:28: überzeugend darlegen, woher er das Geld eigentlich hat. Später hat er gesagt, das war ein Fehler,

00:29:33: das tut mir leid, das war zur Unzeit und tritt von dem Kauf wieder zurück und wohnt dann wieder

00:29:40: irgendwo anders, aber das fällt einem natürlich dann jetzt noch mal ein und auch da hätte man

00:29:48: natürlich ein berechtigtes Interesse an Aufklärung schon allein, um dem Mann nicht zu nahezutreten

00:29:54: und irgendwas zu behaupten oder umzuraunen, wofür es kein Beleg gibt. Absolut, absolut und es gibt

00:30:00: ja da auch noch eine Geschichte zu diesen Fintech-Aktien, zum Beispiel aus einer ganz

00:30:05: frühen Zeit von Herrn Spahn, da war er noch Finanzstaatssekretär und war zuständig für

00:30:11: Finanstechnologie, abgekürzt Fintech und hat dann selber investiert in ein Start-up in diesem

00:30:19: Bereich, was ihm um die Ohren flog, dann hat er die Aktien verkauft, ist davon zurückgetreten

00:30:25: und so weiter. Also das sind jetzt schon so viele Dinge, die so einen Geschmäckler haben, wie man

00:30:30: sagen würde und wo ich denke, damit er den Ruf wieder los wird, sollte er eigentlich als aller

00:30:36: erstes jetzt einen Untersuchungsausschuss fordern, der ihn dann, wenn es stimmt, was Jens Spahn bislang

00:30:43: so gesagt hat, entlasten könnte. Bislang sagt er auch die Unionsfraktion nur zu, dass man ja

00:30:51: eine Enquete-Kommission machen könnte, deren Auftrag eher in die Zukunft gerichtet weiß, die

00:30:57: nicht ganz so scharf ist, schwer ist, muss man sagen, wie eine Untersuchungsausschuss, der dann

00:31:02: eben alle befragen könnte, die da zu befragen wären. Dazu bräuchte man allerdings auch zum

00:31:10: Beispiel die Stimmen der SPD, Grüne und Linke, die das wollen, die haben nicht genug Abgeordnete

00:31:16: dafür. Denken Sie, dass die SPD das mitmachen könnte oder würde das gleich bedeutend sein damit,

00:31:22: dass die Bundesregierung auseinander fliegt? Ja, ich glaube, dass Jens Spahn sehr großes Glück hat,

00:31:27: dass diese Regierung noch so frisch ist und der Regierungswille groß und der Koalitionswille,

00:31:33: was ja auch richtig ist. Also wir brauchen jetzt wirklich nicht schon wieder die nächste genackte

00:31:38: Koalition wirklich nicht. Aber in dieser Sache finde ich, sollte es auch einfach gewissens

00:31:45: Entscheidungen geben. Ich finde, die SPD müsste da jetzt ausschären. Also ich sehe schon, dass das

00:31:52: ein dickes Brett ist. Es geht immerhin mit Jens Spahn um den Unionsfraktionsvorsitzenden. Das ist

00:31:58: natürlich keine kleine Nummer des Regierungspartners. Aber also ich finde, das kann so nicht stehen

00:32:07: bleiben. Wir haben alle eine Aufklärung in diesen Fragen verlangt und gerade wenn es um so eine

00:32:13: wichtige politische Figur geht. Welche Qualität hat der Bericht der Sonderermittlerin Dr. Margarita

00:32:21: Sudhoff? Wir haben eben schon gehört, sie hilft oder die Erkenntnisse des Berichts helfen jetzt schon

00:32:27: bei den noch laufenden Prozessen und können dazu führen, dass dem Staat Geld gespart wird und

00:32:34: dass mancher Händler weniger Schadenersatz bekommt wird. Den übrigens nicht freuen. Aber ist dann so.

00:32:41: Sie ist eine beamtete Staatssekretärin gewesen im Bundesverteidigungsministerium und auch im

00:32:49: Bundesjutstietzministerium, ist Mitglied der SPD, ist eine, glaube ich, hochkompetente Frau in all

00:32:56: diesen Abläufen, wann, wie Akteneinsicht genommen wird, was, das haben Sie eben gesagt, schönes

00:33:05: Wort, was veraktet werden muss, also was man dann später auch noch mal finden, auffinden kann und

00:33:11: was nicht. Die Union schürt Verdacht und sagt bitte, die Frau handelt parteipolitisch Karl Lauterbach,

00:33:20: der sie im Sommer 2024 mit der Untersuchung beauftragt hat, weiß den Vorwurf zurück und sagt,

00:33:28: er habe zum Beispiel auch keine Zwischenstände von Frau Sudhoff verlangt und er habe weder sie

00:33:34: noch ihre beiden Mitarbeiterinnen politisch beeinflusst in gar keiner Weise. Darf man das

00:33:39: glauben, dass Frau Sudhoff auch ohne SPD-Parteiburg genau den selben Bericht geschrieben hätte?

00:33:45: Ich würde sagen, ja, das ist meine Vermutung. Soweit ich weiß und das recherchieren konnte

00:33:54: gemeinsam mit meinen Kolleginnen von NDR und WDR ist es wahr, dass sie völlig unabhängig mit zwei

00:34:02: Mitarbeiterinnen gearbeitet hat an diesem Bericht, dass ihr da niemand, also auch nicht Karl Lauterbach

00:34:07: zwischenzeitlich reingequatscht hat und sie ist wirklich als ja sehr kompetente Juristin,

00:34:13: Beamtin, Staatsdienerin bekannt. Also es ist schon so, dass in dem Bericht manchmal so ein bisschen

00:34:20: ne suffisante Wortwahl durchkommt, dass man denkt, wahrscheinlich wäre es auch besser gewesen. Sie

00:34:25: hätte sich dann noch ein bisschen mehr zurückgehalten und es mehr im Berichtton verfasst, was sie

00:34:30: geschrieben hat. Aber ich finde es so ein Unding, wie von Unionseite jetzt versucht wird,

00:34:37: diese Frau beziehungsweise dieses Frauenteam, es sind drei Frauen zu diskreditieren und wie

00:34:43: tatsächlich jetzt wieder ad Personam gegen die Person gegangen wird, anstatt über die Inhalte

00:34:49: dieses Bericht zu reden. Ja, wenn denn in diesem Bericht etwas fehlt, dann kann man das ja anbringen

00:34:56: oder wenn man auch eine Interpretation für falsch hält. Aber einen Menschen zu diskreditieren,

00:35:02: der dieser Arbeit da über Monate gemacht hat, dass es einfach hochgradig unfair und zum Teil

00:35:08: auch unverschämt. Und ich muss auch sagen, dass ich keine guten Begründungen aus der Union gehört

00:35:14: habe, wenn es denn zum Beispiel heißt, der Bericht sei lückenhaft und damit falsch. So steht es in

00:35:21: einem Schreiben des Gesundheitsministeriums, was ja schon mal kein kausaler Schluss ist. Also wenn

00:35:26: die lückenhaft sind, müssen sie noch nicht falsch sein. Und wenn man dann fragt, ja was denn,

00:35:30: wie denn wo denn, dann kommt da keine vernünftige Antwort dabei raus. Also mir wäre es schon

00:35:36: lieb, wir würden über die Inhalte reden, über die Vorwürfe, die da formuliert sind, ja über

00:35:42: die sehr fragwürdigen Zusammenhänge, die da aufgezeigt werden, anstatt Frau Suthoff schlecht

00:35:50: zu machen. Frau Suthoff hat Akten eingesehen, hat Interviews wohl auch geführt mit, wenn ich

00:35:56: das richtig gehört habe, mit wohl 20 Menschen bis zum Abteilungsleiter hin von Jens Spahn, dem

00:36:04: heutigen Staatssekretär im Bildungsministerium von Frau Prin, Michael Brandt. Aber sie hat

00:36:09: nicht mit Jens Spahn selbst gesprochen. Warum eigentlich nicht? Tja, ich finde es ehrlich gesagt

00:36:15: auch ein Fehler, weil ich immer finde, dass man mit den Leuten auch reden sollte, um die es dann

00:36:20: doch auch maßgeblich geht. Aber gut, es hieß dann, na ja, man wollte ja die Vorgänge im

00:36:27: Ministerium untersuchen. Aber gleichwohl geht es ja ganz oft um Entscheidungen von Jens Spahn.

00:36:33: Also ich würde sagen, es wäre schon auch gut gewesen, ihn auch anzuhören. Dazu hat sich auch

00:36:39: Friedrich Merz zuletzt geäußert, als er bei Sandra Maysperger in der Sendung saß und hat dann,

00:36:45: wir hören das kurz, folgendermaßen argumentiert. Zu einem rechtsstaatlich einwandfreien Verfahren

00:36:50: dieser Untersuchung hätte zumindest gehört, dass er mal selber angehört worden ist von der Frau,

00:36:55: die da die Untersuchung geführt hat. Das ist für sich genommen, für mich völlig unverständlich,

00:36:59: wenn so etwas gemacht wird. Da muss doch der Betroffene, der noch nicht mal ein Beschuldigter

00:37:05: ist, der Betroffene, mal gehört werden. Wenn das nicht passiert, dann ist die Intention dieser

00:37:10: Aktion doch offensichtlich. Was denken Sie, kommen Sie mit bei der Argumentation? Also kein

00:37:15: rechtsstaatliches Verfahren, das war auch nicht der Auftrag von Frau Suthoff. Und Jens Spahn ist

00:37:21: also ein Betroffener, der nicht gehört worden ist. Ja genau, also das finde ich jetzt hier wirklich

00:37:26: nun auch wieder eine Verdrehung, weil es geht ja hier nicht um den Prozess, es geht nicht um

00:37:30: eine Anklage, es geht nicht um ein rechtsstaatliches Verfahren. Frau Suthoff war gehalten, die Vorgänge

00:37:36: zu untersuchen, die zu dieser gigantischen Überbeschaffung von Masken und dem fetten Finanzloch

00:37:43: geführt haben, die die aufgeworfen hat und nicht Anklage zu führen gegen Jens Spahn, das tut

00:37:51: sie ja auch nicht, sondern sie untersucht die Vorgänge, die Entscheidungswege, wer hat da was

00:37:56: getan. Aber ja, trotzdem würde ich sagen, warum nicht Jens Spahn hören? Es ist vernünftig,

00:38:03: alle Menschen zu hören, um ein vollständiges Bild zu bekommen. Aber auch Sie halten es,

00:38:12: habe ich das richtig verstanden, eher für unwahrscheinlich, dass das im Rahmen eines

00:38:17: Untersuchungsausschusses noch passieren wird? Na, ich bin nicht so sicher. Also je mehr jetzt hier

00:38:22: auch noch mal im Zusammenhang mit diesem nun inzwischen Entschwerzen oder nicht mehr geschwerzen

00:38:29: Bericht zu Tage gefördert wird, könnte ich mir schon denken, dass die ein oder andere Linie in

00:38:36: der SPD da auch bröckelt. Also ich hoffe eigentlich noch auf einen Untersuchungsausschuss, weil ich

00:38:41: auch finde, dass die Vorwürfe einfach zu schwer wiegen. Im Moment sieht es nicht so aus. Wir haben

00:38:46: ja jetzt zuletzt auch in der heutigen Ausgabe der SC berichtet und haben keine hochkritischen

00:38:52: Stimmen der SPD ans Telefon bekommen. So im Hintergrund haben uns einzelne Personen gesagt,

00:38:57: ja, ja, wir sehen das auch so, aber im Moment steht die Koalitionsmauer noch sozusagen. Also wir

00:39:04: müssen das weiter beobachten, wie es weitergehen wird. Ich kann es mir schon vorstellen, dass es am

00:39:09: Ende einen Ausschuss gibt. Wann würde Friedrich Merz seine schützende Hand über Jens Spahn also

00:39:16: wegziehen? Die Frage der Lüge ist da tatsächlich eine wesentliche und auch die Frage natürlich dieser

00:39:26: Einflussnahme. Wie weit wurden da CDU-nahe Firmen geschützt? Da muss man natürlich auch sagen, ja,

00:39:34: da steckt natürlich der Merz dann eventuell auch noch mit drin. Also ich denke, sobald es wirklich

00:39:40: auch justiziabel wird und ein Beschuldig da sozusagen ans Tageslicht kommt, also soweit es

00:39:49: dann man wirklich von echten Beschuldigungen reden kann im Sinne von finanzieller Vorteilsnahme,

00:39:56: lügen gegenüber den Ausschüssen, dann muss Herr Merz seine Hand zurückziehen, damit es ihn nicht

00:40:02: am Ende auch noch schadet. Warum denken Sie es könnte ihm schaden? Solange man Jens Spahn doch

00:40:08: nichts nachweisen kann, dass strafrechtlich relevant war, dann würden wir hier sowieso was ganz

00:40:15: anderes noch sprechen und dann würden auch andere Untersuchungen angestrengt werden. Am Baum denkt

00:40:22: Sie, dass es Merz schaden könnte oder ab wann? Na ja, je mehr dann auch die CDU da als Partei in

00:40:29: Frage steht. Wir haben ja jetzt eben schon manche Beziehungen zu CDU nahen Firmen, also auch diese

00:40:35: Leute von Fiege, die eben im CDU-Wirtschaftsrat in verschiedenen Funktionen, auch ob zum Teil im

00:40:42: Bund zum Teil in NRW sitzen. Und dann ging es ja bei einer Firma auch um einen ehemaligen CDU-Bundestagskandidaten,

00:40:50: Herrn Korte, der da auch eine Firma hat, die eben Gewinnmachte unlauterin, der hat dann ja auch

00:40:57: letztlich seine Bundestagskandidatur zurückgezogen und das ist auch ein enger Wegbegleiter von

00:41:02: Herrn Merz gewesen. Morgen wird die Sonderermittlerin im Haushaltsausschuss aussagen oder befragt

00:41:11: werden, die muss ja nicht aussagen, ist auch nicht in irgendeiner Weise beschuldigt und wird

00:41:16: dazu nochmal einiges sagen, was vielleicht auch nicht im Bericht steht. Ich bin super gespannt

00:41:22: darauf, aber danke zunächst mal Christina Wernd. Vielen, vielen Dank für das Gespräch und für

00:41:27: alles, was Sie uns erklärt und eingeordnet haben. Ja ich danke. Redaktionsschluss für diese Folge war

00:41:33: Montag der 7. Juli um 16 Uhr. Redaktion haben gemacht Gina Enstlin und Marie Steffens, Executive

00:41:40: Producerin ist Marie Schiller, Producer Lukas Hambach und Patrick Zahn. Sounddesign macht

00:41:46: Hannes Husten, wenn ihr Werbung schalten wollt bei uns herzlich gerne wendet euch dafür an die

00:41:51: mit Vergnügen und das Ganze ist eine Produktion der WMedia GmbH. Dankeschön.