Wie wird unsere Gesellschaft resilienter? Mit Christina Berndt
Shownotes
Resiliente Menschen können besser mit Krisen und Veränderungen umgehen. Flexibilität, Offenheit und Kritikfähigkeit sind Eigenschaften, die dabei helfen, resilienter zu werden. Die Psychologie beschreibt Resilienz auf individueller Ebene und bezieht sich dabei zunächst auf den Umgang mit persönlichen Krisen wie Krankheit, Trennung oder Arbeitslosigkeit. Das Konzept lässt sich jedoch auch auf ganze Gesellschaften und Systeme übertragen, findet Christina Berndt, Wissenschaftsjournalistin bei der Süddeutschen Zeitung und promovierte Immunologin. Sie hat sich ausführlich mit Resilienz beschäftigt und einen Bestseller zum Thema geschrieben. Ihr neues Buch „Klimaresilienz“ ist Anfang dieses Jahres erschienen.
Resilienz ist eine Strategie – und die kann man lernen, sagt Christina Berndt. Wie kann unsere Gesellschaft also resilienter werden? Wie hilft Resilienz uns dabei, als Gesellschaft mit Bedrohungen wie der Klimakrise, mit der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung und mit politischen Rückschlägen umzugehen? Darüber sprechen Anne Will und Christina Berndt in dieser Folge.
Der Redaktionsschluss für diese Folge war Dienstag, der 22. Juli um 16 Uhr.
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WICHTIGE QUELLEN: Christina Berndt: Resilienz - Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft, 2024 (Neuausgabe)
Phoenix: Bundestag LIVE: u.a. Regierungsbefragung mit Kanzler Merz, 9.7.2025
rbb: Steinmeier: Menschen verunsichert - soziale Pflicht für mehr Zusammenhalt, 2.7.2025
Süddeutsche Zeitung: Ein Drehbuch namens Backlash, 18.7.2025
Süddeutsche Zeitung:“Die Energiewende ist mittlerweile unumkehrbar”, 20.7.2025
Tagesspiegel: Erklärung von Frauke Brosius-Gersdorf im Wortlaut, 15.7.2025
IMPRESSUM Redaktion: Gina Enslin Executive Producerin: Marie Schiller Producer: Lukas Hambach, Patrick Zahn Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH
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00:00:00: Gibt es eine öffentliche Person, die Sie gerade als besonders resilient wahrnehmen?
00:00:06: Oh ja, da fällt mir sofort Frau Brozius Gerstdorf ein, unsere bislang noch nicht Verfassungsrichterin,
00:00:15: die mich wirklich so beeindruckt hat, wie sie dabei Markus Land saß und in aller Ruhe trotz dieses Gewitters,
00:00:23: das da über sie hereingebrochen war, nochmal ihre Position dargestellt hat.
00:00:28: Tatsächlich ja einfach so cool blieb, so sachlich immer unterschieden hat zwischen, hier bin ich die Wissenschaftlerin,
00:00:36: nur das möchte ich sagen, es geht gar nicht so sehr um meine Meinung, ja und da habe ich so gedacht, Schapo.
00:00:59: Hallo und herzlich willkommen bei uns, freut mich sehr, dass ihr uns zuhört oder aber auch vielleicht zu seht,
00:01:08: das geht ja auch, wenn ihr uns bei YouTube abonniert habt, das empfehle ich euch ohnehin, denn ich will eins sagen,
00:01:14: vorweg wir gehen gleich oder bald in die Sommerpause, kommen dann so ein bisschen unregelmäßiger daher,
00:01:20: als ihr das sonst von uns gewohnt seid und dann zum Beispiel empfiehlt es sich total, wenn ihr uns abonniert habt,
00:01:27: entweder bei Spotify, das Glöckchen aktiviert habt oder uns bei YouTube abonniert, gut wisst ihr alles selber,
00:01:33: ich wollte nur einmal daran erinnern nicht, dass ihr sagt, wo sind die eigentlich, ja, in der Sommerpause.
00:01:38: Christina Berndt ist tollerweise auch wieder bei uns, Kolleginnen von der Süddeutschen Zeitung, Wissenschaftsjournalistin dort
00:01:46: und ihr kennt sie und habt sie schon gehört, weil wir zuletzt eine Folge zur sogenannten Maskenaffäre rund um Jens Spahn gemacht haben.
00:01:54: Ich freue mich, willkommen zurück, Christina Berndt. Ja, ich freue mich auch, hallo Anne Will.
00:01:59: Sie haben, das habe ich dann auch im Nachgang unserer Folge gesagt, sich sehr, sehr und richtig viel mit einem anderen Thema beschäftigt,
00:02:07: über das wir da gar nicht gesprochen haben, nämlich mit dem Thema Resilienz, also mit der Frage, wie stark, wie widerstandsfähig,
00:02:15: wie robust eben, wie resilient jeder und jede einzelne von uns ist, warum trotz die eine den Herausforderungen, den Krisen,
00:02:24: dem Dauerstress, der Gegenwart scheinbar lässig, derweil es den anderen ganz schnell aus den Schuhen schmeißt, wie erklärt sich das,
00:02:31: kann man das lernen, resilienter zu werden, dazu haben sie gleich mehrere Bücher geschrieben, das erste Resilienz war nicht nur ein Bestseller,
00:02:40: stand zwei Jahre, glaube ich, korrigieren sie mich auf der Bestsellerliste davon, glaube ich, sieben Wochen auf Platz eins,
00:02:47: sondern es ist auch ein echter Long Seller geworden, der inzwischen in der Wiefeltenauflage vorliegt, das wusst ihr jetzt nicht?
00:02:55: Das weiß ich jetzt gar nicht, ich könnte jetzt sagen, in Wiefel sprachen immerhin ins Birste und ja, es gibt das Buch eben schon über zehn Jahre
00:03:03: und wird immer noch sehr gern gelesen, gibt eine neue Neuauflage, eine richtig überarbeitete Auflage.
00:03:09: Und das Jüngste, das sie geschrieben haben, handelt von Klimaresilienz, also ein besonderer Zuschnitt des Themas, an dem sie schon lange hängen
00:03:18: und das sie begleitet und fasziniert und auch das bringt mich auf die Frage, lassen sich die Erkenntnisse, die sie gewonnen haben,
00:03:27: im Zuge der Recherche und der immer neuen Auflagen, auf uns als Gesellschaft übertragen, wenn sich denn die Krisen so häufen,
00:03:35: wie sie das tun und sich gleichsam aufeinanderstapeln, wüsst ich wahnsinnig gerne.
00:03:40: Und das soll die Titelfrage unserer Folge heute sein. Wie wird unsere Gesellschaft resilienter?
00:03:47: Kommt das hin? Würden Sie sagen, das kann man machen, dass man aus dem, was Sie wissen, darüber, wie jeder einzelne,
00:03:54: jede einzelne Resilienter werden kann, dass man das überträgt auf die Gesellschaft?
00:03:59: Absolut. Also das funktioniert wirklich sehr, sehr gut. Wir haben bei der Resilienz oft diesen Fokus auf das Persönliche.
00:04:07: Damit habe ich mich eben auch sehr viel beschäftigt, nicht? Also was Sie schon sagten, wie der einzelne halt mit Krisen umgeht,
00:04:14: aber man kann das genauso gut auf viele, viele Bereiche in der Welt übertragen,
00:04:20: auch zum Beispiel darauf, wie Resilient sind Wirtschaftsunternehmen und eben auch, wie Resilient sind Gesellschaften.
00:04:27: Und wir sehen ja, dass wir ja spätestens seit Corona davor ganz großen Fragen stehen
00:04:34: und unsere Demokratien ja ganz schön unter Druck sind. Man sich ja schon so ein bisschen fragt, wohin geht die Reise
00:04:42: und zerbricht womöglich all das, was wir in den letzten 80 Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs aufgebaut haben,
00:04:49: unter dem Druck der Krisen. Und diese Frage kann man genauso gut mit dem, was man über Resilienz
00:04:56: aus der Psychologie weiß beantworten, wie die persönlichen Fragen der Krise.
00:05:02: Mir fällt es auf, muss ich sagen, dass in letzter Zeit immer mehr davon die Rede ist,
00:05:08: dass entweder an jeden Einzelnen, jede Einzelne oder aber eben auch an die ganze Gesellschaft der Wunsch,
00:05:15: die erwartung gerichtet werden, man möge resilienter werden. Das habe ich letztes wieder gehört in der Sendung von Sandra Mahlsberger.
00:05:23: Da ging es um die eben schon von Ihnen angesprochene Kandidatin für einen der Richterinnenposten
00:05:28: am Bundesverfassungsgericht, nämlich um die Jura-Professorin Frau Kebrosius-Gerstof,
00:05:34: die sie wie ich im Übrigen auch in der Sendung bei Markus Lanz als ja Resilient, als in sich ruhen,
00:05:42: als absolut sicher in welcher Rolle sie da sitzt, empfunden habe, wie brillant immer wieder,
00:05:49: auch wenn Markus Lanz sie auch richtigerweise an der Stelle mal fragt, wie denken Sie persönlich darüber so,
00:05:55: weiß sie das zurück und sagt, ich bin hier als Wissenschaftlerin und bleibt in dieser Rolle.
00:06:00: Das fand ich ganz souverän, auch sicherlich hilfreich für Sie selber in der Situation.
00:06:06: Sie macht klar, wer bin ich hier und in welchem Rahmen spreche ich hier?
00:06:11: Das hätte ich gedeutet, aber ich verstehe nicht so viel davon wie Sie als Resilient.
00:06:16: Absolut, also das war wirklich beeindruckend, dass sie da so souverän war, so wenig persönlich angefasst,
00:06:25: da offenbar auch so getrennt hat, nicht nur ja in dem, wie sie auf die Weltblick da so getrennt hat,
00:06:31: zwischen hier ist die Wissenschaftlerin und auf der anderen Seite bin ich auch eine Person,
00:06:36: aber das will ich hier gar nicht so spielen und so scheint sie ja auch mit diesen Angriffen umzugehen.
00:06:41: Das ist natürlich echt schon so ein Schlüsselfaktor wie Resilienz, dass man solche Angriffe ein Stück weit an sich abprallen lässt
00:06:49: und sagt, okay, diese Angriffe gelten jetzt eindeutig meiner öffentlichen Figur, meinen Positionen, meiner Wissenschaft,
00:06:57: aber ich als Mensch muss davon gar nicht so viel Leid davon tragen.
00:07:03: Das würden wir uns ja oft wünschen, dass wir in diesen Dingen trennen können, dass Menschen unser Werk,
00:07:09: unsere Arbeit, das, was wir wofür wir stehen, vielleicht angreifen, das ist uns aber in unserem Innersten.
00:07:15: Also Sie, Anne Will, mich, Christina Bernd, unsere Zuhörenden, uns nicht im Innersten angreift
00:07:22: und wenn einem sowas gelingt, dass man diese Rollen trennt, das ist schon so ein großer, großer Schritt.
00:07:29: Es ging um diese ja überbordende, auch diffamierende Kritik an ihr, beziehungsweise an ihren Positionen.
00:07:39: Es ging aber auch um die Frage, ob sich die Wucht der Anwürfe, die dann auch der Person galten,
00:07:47: auch aus dem Umstand erklärt, dass sie eine Frau ist.
00:07:51: Und Dorothea Baer in das, die Ministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt im Kabinett März,
00:07:57: hat das da, können wir uns anhören, zurückgewiesen.
00:08:00: Und ich finde es auch ein bisschen putzig, jetzt so diese Mär, die gesponnen wird,
00:08:04: dass das jetzt auch keine Kritik geübt werden darf, einer Richterin, einer Wissenschaftlerin, einer Frau,
00:08:09: kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, weil ich glaube, tun Frauen auch keinen Gefallen,
00:08:13: wenn wir uns nicht mit ihren Inhalten auseinandersetzen dürfen.
00:08:16: Und ein bisschen Resilienz und ein bisschen, dass man auch kritikfähig sein muss,
00:08:19: erwarte ich auch von jemanden, der sich ins höchste deutsche Gericht wählen lassen möchte.
00:08:23: So, da war sie also, die Resilienz, da tauchte sie auf und da fiel sie mir wieder ein
00:08:27: und hat mich dazu gebratzt, dass ich dachte, ich will mit ihnen darüber noch mal grundsätzlich sprechen.
00:08:32: Ist das das richtige Verständnis von Resilienz, was Dorothea Baer hier zeigt?
00:08:39: Sie sagt ja, und ein bisschen Resilienz und ein bisschen, dass man auch kritikfähig sein muss, erwarte ich auch.
00:08:46: Ja, in dem Punkt, also in diesem kleinen Punkt kann ich ihr durchaus folgen.
00:08:51: Ich würde schon auch sagen, dass eine gewisse Kritikfähigkeit und dass man eben auch Kritik aushält,
00:08:58: dass das ein Zeichen von Resilienz ist.
00:09:01: Und da würde ich auch sagen, dass erwartet man von Figuren, die eine hohe öffentliche Rolle spielen,
00:09:08: die ein hohes Amt bekleiden oder die sich eben auch, wie wir beide ja zum Beispiel auch in die Öffentlichkeit wagen.
00:09:14: Ja, da braucht man so ein Stück Resilienz und man muss das auch aushalten können,
00:09:19: dass da Leute gibt, die nicht immer mit einem einer Meinung sein sind und einem auch mal was entgegenwerfen.
00:09:27: Aber diesen anderen Teil, als hätte das jetzt gar nichts damit zu tun, dass Frau Proseus Gerstdorf eine Frau ist,
00:09:35: das würde ich ganz anders sehen.
00:09:37: Ich finde, diese Vorwürfe gegen sie, die kamen auf so klare Weise auch miso-güne, also frauenfeindlich daher.
00:09:45: Wenn man ihr zum Beispiel sagt, sie soll gefälligst nicht in die Talkshow gehen,
00:09:49: sich bloß nicht bei Markus Lanz erklären, das würde alles nur noch schlimmer machen.
00:09:53: Ja, also wäre also immer noch es am besten, wenn Frauen sich schön zurückhalten und dann hat man sie so als Kind abgetan.
00:10:01: Da gab es ja auch so ganz fiese öffentliche Kritik.
00:10:05: Und da habe ich schon den Eindruck, dass mit Frauen da noch mal ganz anders umgesprungen wird.
00:10:13: Und ich persönlich hätte durchaus die These, dass mit einem männlichen Bewerber für das Amt man so nicht umgegangen wäre.
00:10:21: Das finde ich so interessant, deshalb habe ich das Beispiel auch genommen.
00:10:25: Zum einen, weil Resilienz vorkam, zum anderen aber weil in dieser Personalie, in der Debatte,
00:10:33: in der Diskussion um diese Personalie, wie ich finde, unwahrscheinlich viel drinsteckt.
00:10:39: Denn man sieht hier ja, muss man sagen, eine Menge von den Kräften, die unsere Gesellschaft vielleicht auch im Moment weniger resilient machen
00:10:49: oder sagen wir weniger resilient erscheinen lassen.
00:10:52: Da gibt es zum einen, muss man sagen, eine Regierungsfraktion, die sich nicht an Verabredungen hält.
00:10:59: Die CDU und CSU-Fraktionen, nämlich, saß ja im zuständigen Wahlauschuss und haben da den Vorschlag zugestimmt.
00:11:08: Die wollten Frau Prosius Gerstoff auch wählen, das war fest verabredet, gemeinsam mit den beiden anderen Kandidaten.
00:11:16: Die kriegen dann aber die Stimmen nicht zusammen und müssen die Wahl vertagen.
00:11:20: Das ist, so hat es Peter Müller, der ehemalige Ministerpräsident der CDU des Saarlands und auch ehemalige Verfassungsrichter gesagt,
00:11:29: das ist ein eklatantes Führungsversagen und das lastet Jens Spahn, den Fraktionsvorsitzenden dann kurz um.
00:11:37: Wir sehen hier noch einen weiteren Anlass letztlich für das, was eh offenkundig ist, nämlich für ein Vertrauensverlust in die Verlässlichkeit von Amtsträgern
00:11:47: oder um es größer zu machen, in die Verlässlichkeit von politischen Institutionen.
00:11:53: Außerdem in den Augen vieler ist das Ganze hier eine unzulässige Politisierung einer Richterinnenwahl,
00:12:01: die dem Ansehen dann der nächsten Institution, nämlich dem des Bundesverfassungsgerichts, schadet.
00:12:08: Was auch wichtig ist, das Bundesverfassungsgericht ist ja nach Meinung aller, die gefragt werden, zufällig in so eine Umfrage geraten,
00:12:16: das vertrauensstärkste und glaubwürdigste Institut, was wir haben.
00:12:24: Das Ganze wird nun infrage gestellt und vorangetrieben durch eine beispiellose Hetz- und Desinformationskampagne,
00:12:33: vor allem im Netz, auch das eine nicht gänzlich neue, aber eben bemerkenswerte Erscheinung unserer Zeit.
00:12:42: Und da komme ich auf den Punkt, bei dem wir gerade waren, so hat es nämlich ihre Kollegin Marie Schmidt in der süddeutschen Zeitung auch interpretiert,
00:12:51: anders als Dorothebeher. Sie schreibt da, was wir da gerade erleben, ist eine Standard-Situation des misogünen Backlashes,
00:13:01: also ein Rückschlag in Richtung von Frauenfeindlichkeit.
00:13:06: Kommt das alles hin, was ich da jetzt alles mal zusammengesammelt und an dieser Personale entlang erzählt habe?
00:13:12: Ja, ich teile das sehr, weil man eben auch dieser Frau ja auch wirklich nicht richtig zuhört,
00:13:19: sondern man verdreht ihr wirklich die Aussagen im Mund, als würde sie da ungeborenen Kindern bis in den neunten Monaten,
00:13:27: nein, das Lebensrecht absprechen, solche Dinge, die wirklich, das ist ja reine Demagogie, wenn man solche Dinge verbreitet.
00:13:35: Und ich sehe auch den Einfluss auf die Glaubwürdigkeit des Staates und seiner Institutionen hier nochmal verstärkt.
00:13:42: Da ist ja im Grunde für all das die Blaupause und das negative Vorbild, die USA,
00:13:48: wo eben auch über Besetzungen von Richterposten schon so heftig gestritten wurde.
00:13:53: Ich meine, dass das natürlich immer ein bisschen politisch gefärbt ist, welche Richter setzt man dahin.
00:13:58: Das ist natürlich auch in der Bundesrepublik Deutschland schon lange so.
00:14:02: Darum gibt es ja einen gewissen Parteienproport mit Vorschlagsrechten für solche Richterämter.
00:14:09: Aber man sollte wirklich auch mal die Kirche im Dorf lassen und sagen, das sind ja mehrere Richter, die da sitzen.
00:14:16: Es hängt nicht an einer Person und es ist auch nicht so, dass das hier mit einer Person nicht immer die Entscheidungen in eine Richtung gingen,
00:14:25: sondern wir brauchen da einfach eine Meinungsvielfalt, auch damit sich das Volk, die Bevölkerung, noch abgeholt fühlt von diesen Entscheidungen dort.
00:14:36: Wenn man da nur Leute hinsetzt, die alle an einem Spektrum des Denkens sind,
00:14:41: dann werden doch die Menschen in diesem Land sich auch irgendwann verloren fühlen von solchen hohen Gerichten
00:14:47: und denken, mein Gott, die sind so gestrigt oder vielleicht auch viel zu bok
00:14:52: und sind irgendwie so entsprechend gar nicht mehr so dem, was die breite Bevölkerung denkt.
00:14:57: Und das wäre dann ein weiterer Schritt hin zu dem Vertrauensverlust,
00:15:01: eine echte Gefahr für die Resilienz unserer Demokratie.
00:15:05: Die Backlashes. Was macht das?
00:15:08: Denn das ist ja auch so interessant an diesem Fall, wie Sie es angesprochen haben.
00:15:13: Es geht hier um die Abtreibungsfrage.
00:15:17: Die ist dazu angetan bei, ich glaube, allen autoritären Bewegungen, die man so findet.
00:15:23: Menschen hinter sich zu scharen, rollen, Klischees wieder zurückzuwerfen und zu verfestigen.
00:15:31: Frauen nicht das Recht zuzugestehen, über ihren Körper zu entscheiden.
00:15:36: Darum geht es da ja im Kern.
00:15:40: Dann eben sich nicht einlassen zu wollen, auf das, was Frau Brosius Gerstdorf überlegt,
00:15:46: als Rechtswissenschaftlerin, als Professorin, ob hier es um eine Güterabwägung,
00:15:53: das sind die schlimmsten Worte in dem Zusammenhang in der Juristerei, aber vollkommen korrekt,
00:15:59: dass sie sich versucht an einer Güterabwägung zwischen dem Recht auf Leben des Embryos
00:16:06: und dem Schutz der Menschenwürde der Frau.
00:16:09: Ich verkürze hier. Das kann man ganz toll nachlesen.
00:16:12: Auch zum Beispiel in der wirklich, wirklich verlinken wir nochmal den Show Notes,
00:16:17: nachlesenswerten Erklärung von Frau Brosius Gerstdorf selbst.
00:16:21: Lassen wir sie doch selbst sagen, wie ihre Haltung in der Frage,
00:16:25: die er hauptsächlich vorgeworfen wurde, ist.
00:16:28: Ich finde das so interessant, dass man die Abtreibungsfrage hier en passant
00:16:35: auch nochmal mit erzählt und die Debatte darüber aufwerfen kann,
00:16:39: um die Frau und deren Position und diese Professorin und die Kandidatin,
00:16:44: und wie auch immer ich sie nennen kann, zurückzuweisen.
00:16:47: Backlashes.
00:16:48: Wie sehr machen Sie uns als Gesellschaft weniger resilient,
00:16:54: als wir es vielleicht schon mal waren?
00:16:56: Ja, Resilienz heißt ja, ich stelle mich ein auf neue Dinge, die passieren.
00:17:04: Ja, wenn das jetzt so für mich als Person nochmal die persönliche Resilienz,
00:17:08: dann geht es ja darum, dass sich das Leben verändert
00:17:12: und dass ich irgendwie meinen Weg damit finden muss,
00:17:15: wenn Dinge passieren, die mir vielleicht auch überhaupt nicht gefallen.
00:17:19: Also eine Scheidung im Raum steht.
00:17:22: Ich meine, Job verliere, plötzlich eine Krebsdiagnose bekomme.
00:17:26: Wie gehe ich dann damit um?
00:17:28: Also Resilienz ist wirklich eine Anpassung an Entwicklungen.
00:17:33: In dem Moment immer zu sagen, ich will das aber nicht.
00:17:37: Ja, ich will nicht, dass da eine Pandemie ist.
00:17:39: Ich will keine Maske aufsetzen.
00:17:41: Ich tue jetzt so, als wäre immer noch alles gut mit meinem Mann.
00:17:45: Oder ich tue so, als wäre ich gar nicht krank.
00:17:48: Das hilft halt nicht so besonders.
00:17:51: Resilient sind Menschen und auch Demokratien,
00:17:55: wenn sie in der Lage sind, ja, mit einer Entwicklung mitzugehen.
00:17:59: Also so dieses beharliche Festhalten an Dingen der Vergangenheit,
00:18:04: die sich doch langsam überleben.
00:18:08: Das ist überhaupt nicht Resilient.
00:18:11: Denn das kann man nur eine gewisse Zeit lang machen
00:18:15: und man sollte sich einfach einstellen
00:18:19: auf neue Dinge, auf neue Entwicklungen
00:18:22: und dann dafür Lösungen überlegen.
00:18:25: Das hat ihre Kollegin Marie Schmidt und den Satz klaue ich mir jetzt einfach mal,
00:18:29: weil sie es gut formuliert hat, auch aufgeschrieben.
00:18:32: Sie sagt über Backlashes, die sind alltäglich.
00:18:35: Sie passieren immer, wenn ein Fortschritt,
00:18:38: den ein Teil der Gesellschaft für die eigenen Rechte und Freiheiten errungen hat,
00:18:42: von einem anderen Teil für falsch erklärt wird.
00:18:46: Lässt mich fragen, führt ein Misogynner Backlash,
00:18:49: den Marie Schmidt bemerkt, den Sie aber da auch sehen,
00:18:53: in der Personalie führt, der für uns als Gesellschaft zu weniger Resilienz,
00:19:01: nimmt er uns als Gesellschaft die Widerstandskraft oder anders gefragt,
00:19:06: ist eine gleichberechtigte Gesellschaft automatisch Resilienter?
00:19:11: Ich würde das behaupten, dafür bräuchte es sich ja noch viel mehr vor,
00:19:15: um sich das mal in der Geschichte anzuschauen.
00:19:18: Das ist, glaube ich, gar nicht so einfach,
00:19:21: wirklich mit guten Daten zu belegen.
00:19:25: Aber grundsätzlich sagt man ja schon,
00:19:27: dass eine diverse Gruppierung von Menschen
00:19:30: und ein bunter Haufen auch von Teams in Unternehmen,
00:19:34: insofern produktiver, schlauer, klüger, lösungsorientierter sind,
00:19:42: weil sie so viele Ideen zusammenbringen.
00:19:45: Und insofern ist eine offene Gesellschaft,
00:19:47: die wirklich das Ohr an den verschiedenen Gruppierungen hat
00:19:51: und daraus das Beste zu machen versucht,
00:19:54: kann die besser mit Krisen und Herausforderungen umgehen,
00:19:57: als wenn sie eben einen Teil ausschließt,
00:20:00: am liebsten immer nur eine Gruppierung von Leuten hört,
00:20:04: einem anderen großen Teil von Menschenrechte aberkennt,
00:20:08: ob das jetzt frauensierend oder queerer Menschen.
00:20:12: Das ist ungut, weil es so den Horizont verengt.
00:20:18: Könnte man dann so weiterspielen,
00:20:21: dass man sagt, dann ist eine resiliente Gesellschaft
00:20:24: per Definitionem nicht konservativ?
00:20:28: Ja, ein Stück weit stimmt das,
00:20:32: weil man offen sein muss,
00:20:35: weil man flexibel sein muss,
00:20:38: wenn man sich auf die Zukunft ausrichten will.
00:20:42: Natürlich kann man das auch
00:20:44: mit konservativen Positionen ein Stück weit.
00:20:47: Ja, und dann kommt es eben darauf an.
00:20:49: Erkenne ich die Zeichen der Zeit.
00:20:52: Also, wer überlebt, das sind die Angepasstesten.
00:20:56: Also "Survival of the fittest" heißt das so schön auf Englisch,
00:20:59: damit ist aber nicht gemeint das Recht des Stärkeren,
00:21:02: wie das immer so schön übersetzt wird.
00:21:04: Nein, es überleben die Angepasstesten, die Flexibelsten,
00:21:08: die die in der Lage sind, zu sagen, okay, das Klima verändert sich,
00:21:13: sollte ich mich auch verändern.
00:21:15: Okay, es ist Pandemie, ich kann jetzt vielleicht mal eine Zeit lang
00:21:18: nicht so weitermachen, wie ich das immer gewöhnt bin.
00:21:21: Dann hat man eine Chance,
00:21:23: das Beste aus Situationen zu machen und nicht,
00:21:26: wenn man immer nur alles so haben will,
00:21:29: wie man das von klein auf gewöhnt war.
00:21:31: Ist dann eine resiliente Gesellschaft auch automatisch nicht autoritär,
00:21:37: sondern eben im besten Sinne demokratisch?
00:21:40: Ja, in jedem Fall, weil natürlich dadurch der Indienreichtum wächst.
00:21:44: Also, wer autoritär ist, ist beengt.
00:21:47: Wir wissen auch, dass Menschen, die an der Spitze
00:21:51: solcher starken Autokratien stehen,
00:21:54: ja eben irgendwann auch gar nicht mehr den richtigen Rat bekommen,
00:21:58: dafür nicht offen sind, weil sie sowieso alle umbringen lassen,
00:22:02: die irgendwie anderer Meinung sind als sie selber.
00:22:04: Also, das ist kein System, was wirklich gut auf Herausforderungen reagieren kann.
00:22:09: Eine Weile funktioniert das halt entsetzlich gut.
00:22:12: Das hat uns ja auch die Geschichte immer wieder gezeigt.
00:22:15: Leider funktioniert das zu gut.
00:22:17: Aber auf Dauer kann es eigentlich nicht funktionieren.
00:22:21: Und zumindest für eine Zeit wird es dann wieder eine Unterbrechung
00:22:24: dieser einen Autokratie geben.
00:22:27: Klar, kann wieder die Neue entstehen.
00:22:29: Das ist halt leider so.
00:22:30: Wir sehen, dass es ist ja irgendwie auch so ein bisschen erschreckend
00:22:33: für mich festzustellen, dass diese Welt gar nicht
00:22:37: einen Fortschritt an den anderen reiht.
00:22:40: Ja, das habe ich also bis ins letzte Jahrtausend,
00:22:43: würde ich jetzt etwas sagen, als junger Mensch, immer gedacht.
00:22:47: Wir werden alle immer schlauer und wir lernen und wir werden offener.
00:22:52: Und jetzt sieht man eben schon spätestens seit 9/11,
00:22:56: seit den Anschlägen aufs World Trade Center,
00:22:59: dass die Welt doch in vielerlei Hinsicht diese Rückschritte macht.
00:23:03: Damit dann zeitweise ganz gut klar kommt für einige Autokraten.
00:23:07: Aber eine zukunftsgerichtete Art des Lebens ist das keinesfalls.
00:23:14: Ich kann das total teilen.
00:23:16: Also kann ich sofort mit resonieren.
00:23:18: Ich bin Jahrgang 66, Sie sind Jahrgang 1969.
00:23:21: Ich bin auch mit dieser unbedingt positiven Zukunftserwartung
00:23:26: aufgewachsen.
00:23:27: Ich dachte immer, alles wird besser.
00:23:29: Und genau als auch noch die Mauer fiel, dachte man,
00:23:31: und ich ja nicht allein, sondern viele.
00:23:33: Okay, jetzt sind wir an diesem sehr idealen Ende der Geschichte angekommen.
00:23:38: Und danach kann jetzt im Grunde genommen nichts mehr kommen.
00:23:41: Die Demokratie hat sich als das sowas von überlegende System erwiesen.
00:23:46: Im Grunde genommen müsste man das im Wege von so einem Heilsbringervorhaben
00:23:51: über die ganze Welt bringen.
00:23:53: Das ist ja auch versucht worden, aber hat dann, wie wir alle wissen,
00:23:56: genau nicht geklappt, weil es sowieso auch anmaßend ist,
00:23:59: anderen Gesellschaften ein System, eine Art aufzudrücken,
00:24:05: wie sie miteinander leben wollen.
00:24:07: Das muss eine Gesellschaft selber aushandeln.
00:24:09: Darüber sprechen wir ja.
00:24:11: Wie wird unsere Gesellschaft resilienter?
00:24:13: Sie haben das Wort von der Flexibilität genannt
00:24:17: und die Bedeutung hervorgehoben.
00:24:19: Das schreiben Sie in Ihrem Buch auch.
00:24:21: Das ist mir aufgefallen und vielleicht jetzt ein längerer Teil,
00:24:24: aber das will ich mal mit Ihnen durchgehen.
00:24:27: Flexibel bleiben ist auch der wichtigste Tipp
00:24:30: der American Psychological Association.
00:24:34: Schreiben Sie da.
00:24:35: Resilienz zu erhalten bedeutet auch,
00:24:37: in schwierigen Lebenslagen Flexibilität und Balance zu bewahren.
00:24:42: Das hat mir noch nicht das Wort Ballon.
00:24:45: Es ist nun einmal so, so geht das da weiter,
00:24:48: wer auf unvorhergesehenes Verschlossen reagiert
00:24:51: und darauf besteht, seine lieb gewonnenen Alltagsrituale
00:24:54: beizubehalten, der kommt mit einer sich verändernden Umwelt
00:24:58: zwangsläufig schlechter klar, als jemand,
00:25:01: der neugierig ist und auch Spaß an Veränderungen hat.
00:25:04: Sich in Flexibilität zu üben, kann der APA zufolge,
00:25:08: also das ist wieder die American Psychological Association,
00:25:11: kann auf folgenden Weisen passieren, sich in Flexibilität zu üben.
00:25:16: Und dann geht das los.
00:25:18: Lassen Sie starke Emotionen zu, aber nehmen Sie auch wahr,
00:25:22: wenn das mal keine gute Idee ist.
00:25:24: In manchen Momenten muss man sein Emotionen hintanstellen,
00:25:27: um weiter funktionieren zu können.
00:25:29: Packen Sie Probleme aktiv an und stellen Sie sich den Herausforderungen
00:25:33: des täglichen Lebens, aber halten Sie auch mal inne,
00:25:36: um auszuruhen und neue Kraft zu schöpfen.
00:25:39: Verbringen Sie viel Zeit mit Menschen, die Sie lieben.
00:25:42: Jeder Mensch braucht Unterstützung und Zuspruch.
00:25:45: Geben Sie diesen Zuspruch aber auch sich selbst.
00:25:48: Vertrauen Sie auf andere und vertrauen Sie auch auf sich selbst.
00:25:51: So, da steht auf Seite 229, Ihres Buches.
00:25:54: Dann heißt es doch im Grunde immer, tun Sie das,
00:25:58: aber auch das Gegenteil.
00:26:00: Ja, es ist natürlich wie so vieles im Leben.
00:26:04: Immer auch eine Abwägung.
00:26:06: Ja, also sozusagen, jäh, ich öffne mein Herz.
00:26:10: Für jede noch so bekloppte Entwicklung ist natürlich auch nicht gut.
00:26:14: Also grundsätzlich Offenheit, ja.
00:26:17: Aber natürlich gucke ich auch mal dahin,
00:26:19: wenn irgendwie meine Familienmitglieder,
00:26:22: meine Chefs in der Zeitung oder eben unsere Regierung
00:26:26: irgendwelche vermeintlich tollen, neuen Dinge sich ausdenkt,
00:26:30: muss man ja nicht bei allem mitgehen.
00:26:33: Das Wichtige ist im Grunde aber so eine Open Mindedness zu haben.
00:26:37: Also eben nicht diese Mauer zu bauen.
00:26:39: Ich will mit dem allen nicht zu tun haben.
00:26:42: Sondern mal so grundsätzlich, ach, es ist ja interessant.
00:26:45: Ja, oder jetzt wirklich so runtergebrochen aus persönlicher.
00:26:49: Meine Oma, die früher immer so schön sagte,
00:26:51: wer weiß, wofür es gut ist.
00:26:54: Ja, also auch wenn Dinge der Klassiker.
00:26:57: Und das ist eigentlich so schlau.
00:26:59: Also wenn Dinge passieren, die mir nicht so in den Kram passen,
00:27:03: dass ich aber vielleicht einmal so innehalte,
00:27:06: bevor ich gleich die Mauer hochziehe und denke, hm,
00:27:10: vielleicht könnte das auch für irgendwas gut sein.
00:27:13: Oder ich begegne dem jetzt einfach mal mit offenem Herzen
00:27:16: und schaue, was ich daraus auch Gutes ziehen kann.
00:27:20: Also eine Pandemie noch mal.
00:27:22: Also klar, viele Menschen hat das endlos frustriert
00:27:26: und die waren so sauer,
00:27:28: dass ihnen ein Masten Maulkorbenanführungszeichen verpasst wurde,
00:27:32: dass sie zum Teil ja auch angegriffen wurden,
00:27:35: weil sie sich nicht impfen lassen wollten,
00:27:37: dass sie nicht in Restaurants durften,
00:27:39: Ausgangssperren, etc., etc.
00:27:41: Und das verstehe ich ja auch,
00:27:43: dass man viele von diesen Dingen nicht witzig fand.
00:27:46: Aber wenn man halt eine gewisse Offenheit hat dafür,
00:27:51: dass sich die Welt verändert
00:27:53: und dass die Situation in diesen Jahren eine andere war,
00:27:56: dann kann man ja vielleicht auch manches gut herausziehen
00:27:59: und sagen, Mensch, seitdem gibt es endlich bei uns Homeoffice,
00:28:03: das wäre bis dann überhaupt nicht möglich gewesen,
00:28:06: wie geil ist das denn, dass ich das jetzt für mich nutzen kann.
00:28:10: Oder auch was hatten wir auch eine schöne Zeit.
00:28:12: Wir haben immer abends zusammen Skat gespielt,
00:28:15: haben uns mal wieder so richtig als Familie,
00:28:18: haben vielleicht zusammengefunden.
00:28:20: Ich habe neue Hobbys entwickelt,
00:28:24: habe endlich mal die Freude am Waldspaziergang gefunden,
00:28:28: was ich nie verstehen konnte.
00:28:30: Ich gehe seitdem in die Berge oder schwimmen oder was weiß ich.
00:28:33: Dass man so für sich auch sucht,
00:28:36: was sind die guten Dinge,
00:28:38: an denen nicht so schönen Dingen, die passieren.
00:28:41: Und das bringt mich einfach in einen ganz anderen Frieden auch
00:28:44: mit Veränderungen und mit dieser Welt,
00:28:47: dass ich eben neuen Veränderungen wieder offen begegnen kann.
00:28:51: Ist was kaputtgegangen in der Pandemie,
00:28:53: von dem Sie sagen, da würde selbst Ihre Oma nicht mehr sagen,
00:28:56: wer weiß wofür es gut ist?
00:28:58: Gut, das müssen wir natürlich noch der Geschichte überlassen,
00:29:02: wie sich das weiterspint.
00:29:04: Aber ja, ich sehe schon so im Moment, dass ich sagen würde,
00:29:07: es ist wirklich entsetzlich viel kaputtgegangen in unserer Gesellschaft.
00:29:11: Wir haben eine kräftige Spaltung seitdem,
00:29:14: die gab es sicher auch vorher schon.
00:29:16: Und diese Backlashes gab es auch vorher schon.
00:29:19: Aber durch die Pandemie haben sich halt sehr viele Menschen,
00:29:22: die eben das nicht konnten und wollten,
00:29:25: auch gute Dinge erkennen, haben sich sehr radikalisiert,
00:29:29: haben offenbar auch den Eindruck,
00:29:31: dass der Staat sie da absichtlich gegängelt hat.
00:29:34: Und diese Wunden müssen wir wirklich versuchen zu schließen.
00:29:38: Wir sehen ja auch, dass sich diese Spaltung
00:29:41: sofort setzt jetzt bei anderen Themen.
00:29:43: Das fing mit der Pandemie an.
00:29:45: Und im Grunde findet man fast die identischen Gruppen
00:29:49: beim Thema Klima, beim Thema Ukrainekrieg.
00:29:53: Das sind plötzlich dieselben Gruppen,
00:29:57: die sich da so im Prinzip wiederfinden.
00:30:00: Und diese große, große Kritik,
00:30:03: die großen Zweifel an den staatlichen Institutionen,
00:30:07: das ist halt was wirklich ungesundes für unsere Gesellschaft,
00:30:10: wenn sich da eine Gruppierung tatsächlich
00:30:13: als Opfer einer staatlichen Macht sieht.
00:30:17: Ja, das stimmt.
00:30:19: Und das ist ja nicht begrenzt auf diese Gruppierung,
00:30:21: nennen wir sie mal weiterhin so,
00:30:23: sondern der Vertrauensverlust in staatliche Institutionen
00:30:27: ist ja insgesamt einigermaßen groß geworden.
00:30:31: Bei der Ampelregierung war er verheerend groß.
00:30:34: Also so wenig Zustimmung hatte vorher keine Bundesregierung.
00:30:39: Was ich auch dem zuordne, von dem ich auch glaube,
00:30:43: dass es in der Pandemie kaputt gegangen ist,
00:30:47: nämlich, dass sich unser Ton verändert hat,
00:30:50: unser Umgangston.
00:30:52: Dazu hat der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
00:30:55: zuletzt was gesagt, was ich gerade hörte, aufgeschnappt habe.
00:30:59: Er hat nämlich genau dieses gemeint,
00:31:01: dass sich der Ton der innergesellschaftliche Umgangston
00:31:05: seit der Pandemie verändert habe.
00:31:08: Steinmeier war da auf einer sogenannten Ortszeit,
00:31:12: die er immer macht.
00:31:14: Da verlegte er seinen Amtssitz für drei Tage lang
00:31:17: an irgendeinen Ort irgendwo in Deutschland.
00:31:19: Und diesmal war er also in Neuropin.
00:31:21: Und er gibt da einer Kollegin des RBB ein Interview
00:31:25: und sagt dann nochmal auch, wozu diese Ortszeiten eigentlich gut sind.
00:31:30: Es gibt ein unglaubliches großes Bedürfnis der Menschen,
00:31:34: wieder miteinander ins Gespräch zu kommen.
00:31:37: Es stand ja ganz am Anfang der Erfindung, der Idee, Ortszeit,
00:31:41: weil Sie haben das erlebt als Journalistin,
00:31:44: ich habe es erlebt als Bundespräsidentin,
00:31:46: der Corona-Zeit, der Ton sich in der Gesellschaft verändert hat,
00:31:50: rauer geworden ist, unversöhnlicher geworden ist.
00:31:53: Der Lockdown war irgendwann zu Ende,
00:31:55: aber das Gespräch kam trotzdem nicht wieder in Gang.
00:31:58: Deshalb war meine Idee damals,
00:32:01: wir warten jetzt nicht ab in Berlin,
00:32:03: sondern wir gehen raus
00:32:05: und gehen in die kleineren und mittleren Städte da,
00:32:08: wo ich die Vermutung habe,
00:32:10: dass die Menschen sich eher zu wenig gesehen, zu wenig gehört fühlen.
00:32:15: Da gehen wir hin.
00:32:17: So, das hat er also gesagt.
00:32:20: Jetzt kommt das auf den ersten Höreindruck,
00:32:23: so ein bisschen Trotschicht daher,
00:32:25: ganz ehrlich, wo man, hu,
00:32:27: wir müssen einfach wieder mehr miteinander reden
00:32:29: und dann wird es eventuell wieder gut werden.
00:32:32: Was mich aber kriegt, wo ich denke,
00:32:36: ja, das empfinde ich genauso,
00:32:38: ist die Unversöhnlichkeit im Ton.
00:32:41: Das beobachte ich mal mir,
00:32:43: ist genauso wie der Bundespräsident und andere auch.
00:32:46: Kann man das denn lösen über mehr Gespräch?
00:32:49: Ja, in jedem Fall würde ich sagen, ich stimme ihm da ganz zu.
00:32:53: Also kann da eigentlich sehr mitgehen,
00:32:56: weil wir das ja eben kaum noch tun, die es miteinander reden.
00:32:59: Also was ja passiert ist,
00:33:01: ist, dass sich ein gegenseitig Beschimpfen in den sozialen Medien,
00:33:04: wo irgendwer was äußert und andere stürzen,
00:33:06: sich dann wie die Geier drauf und verbrämen,
00:33:09: Leute oder wie es jetzt auch mit Frau Broseus Gerstdorf passiert ist,
00:33:14: dass jemand etwas äußert,
00:33:17: einen wissenschaftlichen Gedanken dafür dann übelstpersönlich angegriffen wird,
00:33:21: weil man eben nicht mehr zuhört
00:33:23: und nicht mehr bereit ist zu reden.
00:33:25: Und man sieht ja, wenn Leute dann hinhören, ob sie nun,
00:33:30: Frau Broseus Gerstdorf bei Markus Lanz gehört haben
00:33:33: oder vielleicht doch irgendwo nachgelesen haben
00:33:36: oder mit ihr ins Gespräch gekommen sind,
00:33:38: dann plötzlich merkt man ja,
00:33:40: aha, ist vielleicht gar nicht so dumm, was die sagt.
00:33:43: Erst habe ich gedacht, um Gottes Willen,
00:33:45: was ist das für eine Frau und was hat die für Meinungen.
00:33:48: Und wenn man sich dann mal öffnet,
00:33:50: dann denkt man ja vielleicht doch mal,
00:33:53: wie der Meinung bin ich nicht,
00:33:55: aber ich verstehe schon, dass diese andere Person nicht komplett daneben ist
00:33:59: oder ein Menschenfeind oder was auch immer,
00:34:02: sondern ich verstehe ihre Beweggründe
00:34:05: und darum ist ein echtes Miteinanderreden
00:34:08: auch wieder mit einer Offenheit,
00:34:10: mit einem Interesse für andere Positionen.
00:34:13: Das ist, glaube ich, tatsächlich ein Schlüssel,
00:34:16: um eine Spaltung zu überwinden.
00:34:19: Aber wie kriegt man es hin?
00:34:21: Denn dass sich Menschen auf Social Media tummeln,
00:34:24: machen die ja auch deshalb,
00:34:26: weil sie sich da wohlfühlen,
00:34:28: weil sie da eine Menge mitkriegen,
00:34:30: weil sie Gleichgesinnte treffen,
00:34:34: weil sie sich ihrer Meinung nochmal neu versichern können.
00:34:37: Klar, also ich bin bei Ex, bei Blue Sky,
00:34:41: ich lerne da auch wahnsinnig viel,
00:34:43: ich stolpe rüber, ganz viele Links,
00:34:45: Verweise zu artikeln, auf die ich sonst nicht gekommen wäre,
00:34:48: so das kann man auch machen.
00:34:50: Aber in der ganzen Zeit, in der ich da unterwegs bin,
00:34:54: spreche ich auch nicht.
00:34:56: Zum Beispiel, das nimmt ein Großteil meines Tages ein,
00:35:01: aber ganz sicherlich auch ein Großteil des Tages
00:35:04: anderer Menschen, die dann eben nicht mehr das Bedürfnis,
00:35:08: vielleicht empfinden, rauszugehen, zu sprechen,
00:35:10: sich auszutauschen, sich nochmal klar zu machen,
00:35:13: dass man irgendwie echt, sagen wir,
00:35:16: unversündlich geworden ist im Ton.
00:35:18: Das passiert doch dann nicht mehr?
00:35:20: Nee, genau, das passiert dort nicht.
00:35:22: Und darum muss man es umso mehr anregen.
00:35:25: Und wir müssen es auch in der Schule lernen.
00:35:27: Also so geht es schon los,
00:35:29: dass wir einfach so eine Lust am Diskurs, glaube ich, brauchen.
00:35:32: Also vielleicht brauchen wir es,
00:35:34: müssen wir es noch mehr institutionalisieren,
00:35:36: wie Sie, dass Sie an Ihren Talkshows schon immer gemacht haben.
00:35:40: Also dass Menschen einfach miteinander reden,
00:35:43: wie es in Großbritannien so typisch ist, diese Debattierklubs,
00:35:47: wo man einfach die Freude am Argument hat.
00:35:50: Wir haben ja so oft und auch gerade in den sozialen Medien,
00:35:53: die Freude am Recht haben.
00:35:55: Das ist überhaupt nicht um Debatte.
00:35:58: Und man könnte aber doch Freude am Argument gewinnen
00:36:02: und auch daran, wie überzeuge ich andere,
00:36:05: aber auch Freude daran, etwas zu lernen.
00:36:08: Also selber zu denken, oha, bislang habe ich immer gedacht,
00:36:12: die spinnen alle oder habe die irgendwie in so eine Schublade gesteckt.
00:36:15: Und jetzt merke ich aber, die sind verletzt.
00:36:18: Da geht es um was ganz anderes.
00:36:22: Und ah, vielleicht in dem Punkt haben die ja auch gar nicht so unrecht.
00:36:27: Also dass man so etwas auch für sich wertschätzt,
00:36:31: dass man wieder was gelernt hat.
00:36:33: Also Resilienz heißt wirklich auch, ich gewinne an Widerstandskraft,
00:36:40: indem ich viele Bälle in der Luft halten kann,
00:36:46: indem ich Argumente aufsauge, indem ich mich wieder wappne
00:36:51: für neue Lebensereignisse auch.
00:36:54: Und das kann ich ja eigentlich nur lernen,
00:36:57: aus dem wie andere damit umgehen.
00:37:00: Ja, wir als Staat, wie gehen andere Länder damit um?
00:37:03: Wir können jetzt sehr genau in die USA gucken,
00:37:06: als Antiforbild sozusagen.
00:37:08: Und wir können auch in manch andere Länder,
00:37:10: wie die skandinavischen, tendenziell gucken für mehr Vorbild.
00:37:15: Und genauso können wir das auch im Privaten machen.
00:37:18: Ich lerne doch daraus, wie meine Freund*innen,
00:37:22: bekannten Kolleginnen mit Krisen und Problemen,
00:37:26: umgehen wieder was für mich selber.
00:37:28: Also sich immer nur bestätigen zu lassen in seinem eigenen Weg.
00:37:33: Das verengt ein immer mehr.
00:37:35: Und die Valenzen, die man hat mit den Krisen dieser Welt umzugehen,
00:37:39: die werden immer ärmer.
00:37:41: Kann das denn jeder lernen?
00:37:43: Also kann ich mir bei der Kollegin das abschauen?
00:37:46: Oder bei der Freund*in?
00:37:48: Oder hat die einfach so ein Rüstzeug von Hause aus,
00:37:51: keine Ahnung, ist noch mehr geliebt worden als Kind?
00:37:54: Und kann das deshalb besser?
00:37:56: Es gibt Unterschiede zwischen uns, keine Frage.
00:37:59: Also zwischen den Menschen gibt es auch genetische Unterschiede,
00:38:02: schon allein dadurch, wie sehr man in Stress gerät.
00:38:05: Ja, das kann man ja zum Beispiel messen.
00:38:07: Es gibt Leute, die stehen halt unter Cortisol,
00:38:10: sobald die gestresst sind und andere bleiben ganz ruhig.
00:38:13: Also das gibt es schon grundsätzlich.
00:38:16: Auch wie schnell solche Stressantworten im Körper wieder abäppen
00:38:20: und so, ja, es gibt genetische und biologische Unterschiede.
00:38:24: Aber Resilienz ist halt gar nicht so sehr eine Eigenschaft,
00:38:28: die man hat, sondern es ist wirklich eine Strategie.
00:38:31: Da kommt die Krise und was mache ich jetzt?
00:38:35: Wie gehe ich damit um?
00:38:37: Und das ist was, was man lernen kann,
00:38:40: und zwar auch in hohem Lebensalter noch.
00:38:43: Also das Schöne ist auch wirklich,
00:38:45: man nimmt an Resilienz eigentlich zu, je älter man wird.
00:38:49: Da bin ich jetzt nicht so sicher, ob das für Demokratien auch gilt,
00:38:52: aber für Menschen gilt es, weil man so viel lernt,
00:38:56: weil man ja als alte Frau, wie meine Oma, kommen wir jetzt nochmal,
00:39:01: dann doch schon einiges gesehen hat im Leben
00:39:04: und auch schon viele Krisen bewältigen musste und auch weiß,
00:39:08: selbst wenn mich jemand verlässt, was ganz, ganz schlimm ist für die Seele,
00:39:13: ist es nicht das Ende der Welt.
00:39:16: Und es geht weiter und ich überwinde diesen Schmerz
00:39:19: und es wird wieder besser, und aus diesen Erfahrungen lernt man eben auch.
00:39:23: Also darum auch, ja, jeder verlorene Streit, den kann man im Grunde auch so sehen.
00:39:29: Es geht danach weiter und ich habe was gelernt, ja.
00:39:35: Wie wird unsere Gesellschaft resilient?
00:39:37: Das will ich in dieser Folge mit Ihnen klären oder darüber nachdenken.
00:39:42: Was ich ja also verstanden habe, Resilienz ist eine Strategie.
00:39:46: Das könnte sich dann eine Gesellschaft auch vornehmen.
00:39:50: Strategien könnten Amtsträger*innen entwickeln,
00:39:54: wir als Gesellschaft könnten die verabreden.
00:39:58: Was wir auch ausgefunden haben, jetzt schon, ist, Sie sehen, ich sehe in der Pandemie
00:40:04: eine Art von Zäsur, die unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt
00:40:08: mindestens mal den Umgangston verändert.
00:40:11: Ich würde sagen verschärft und unversöhnlicher gemacht hat.
00:40:15: Was dann schwerer wird, neue Dinge als Gesellschaft zu verabreden
00:40:20: und auch das Vertrauen zu haben, dass jemand Anderes, jemand Drittes, Viertes
00:40:26: auch in wohlmeinender Absicht bei den Veränderungsvorhaben unterwegs sein könnte.
00:40:33: Müssten wir die Pandemie dafür besser aufarbeiten, um wieder gemeinschaftlich losziehen zu können,
00:40:40: müssten wir uns viel verzeihen noch, wie es Jens Spahn ja schon mal im Vorgriff empfohlen hatte.
00:40:46: Bräucht es dann bezogen auf den, zum Beispiel auch einen Untersuchungsausschuss
00:40:52: zur sogenannten Maskenaffäre und zur Maskenbeschaffung, braucht es eine Konsequenz daraus,
00:40:58: was immer offenkundiger wird, nämlich, dass Jens Spahn für viel zu viel Geld,
00:41:05: viel zu viele Masken gekauft hat und die Steuerzahler in Gemeinschaft
00:41:10: auf Kosten von einem zweistelligen Milliarden-Betrag sitzen bleibt?
00:41:16: Ja, es braucht Aufarbeitung, also auch Fehler, Fehler Aufarbeitung, um resilient zu werden.
00:41:25: Und gerade auch, was die Corona-Pandemie betrifft.
00:41:28: Da ist einfach jetzt noch die Wunde so groß, man hat das immer zur Seite geschoben,
00:41:32: sicher zum Teil so ein bisschen aus politischem Kalkül, ja, weil man dachte,
00:41:36: okay, reden wir nicht drüber, dann wird es schon irgendwie vergessen, falsche Idee.
00:41:42: Und zweitens sicher auch, weil natürlich auf die Pandemie ja gleich eine Krise nach der anderen kam,
00:41:48: also auch ein gewisses Verständnis dafür vielleicht, dass man das hinten angestellt hat, aber falsch war es.
00:41:54: Also klar, wir alle machen Fehler und wenn wir als Person oder als Staat daraus gestärkt hervorgehen wollen
00:42:06: und nicht geschwächt, dann sollten wir die Fehler genau angucken.
00:42:10: Und dann sollten wir daraus lernen und wir sollten auch mit den Menschen reden,
00:42:15: denen wir da was angetan haben, also so wie ich das ja auch im Persönlichen machen würde,
00:42:20: wenn ich Leute verletze, ungerecht meinen Kindern gegenüber bin, die an Pamp oder was weiß ich,
00:42:27: ja, genervt auf meinen Mann, reagiere so im Privaten, man nen Kollegen verletzt,
00:42:32: dass man das anspricht und sagt, du tut mir leid, ich war total gestresst.
00:42:37: Und im Grunde muss man in der Pandemie auch so auf einer größeren Ebene machen, genau hinschauen,
00:42:44: warum haben wir was, wann entschieden und auch ja zu bitten, dass Menschen das verstehen,
00:42:51: warum etwas entschieden wurde im Einzelfall auch zu sagen, das war falsch, würde ich nicht wieder tun,
00:42:57: ich möchte mich dafür entschuldigen, aber auch nochmal wirklich genauer hinsehen,
00:43:02: weil inzwischen ja auch solche Narrative entstanden sind.
00:43:05: In der Psychologie sagt man halt auch Rückschaufehler.
00:43:09: Heute sind wir alle ja mit Corona ja völlig easy, keiner hat mehr so richtig Angst davor,
00:43:15: wir sind geimpft, hatten es schon ein, zwei, drei Mal so, wir haben ja keine Angst mehr vor diesen Virus,
00:43:21: aber damals war es halt anders, dieses Virus war gefährlich, das war x-mal tödlicher als ein Grippe-Virus,
00:43:29: was auch schon gefährlich genug ist und wir hatten keinerlei Immunschutz
00:43:35: und das muss man einfach heute noch mal sehen und wenn das heute so hieß, naja, das stimmte ja gar nicht,
00:43:40: Pandemie der Ungeimpften, das war alles total ungerecht mit diesen zwei, drei G-Regeln,
00:43:45: weil ja Geimpfte genauso ansteckend waren, kann man nur so sagen, stopp, Rückschaufehler, das denkt man heute,
00:43:53: aber am Anfang als noch die ersten Corona-Varianten gab und eben nicht Omikron, da war es anders,
00:44:01: da gab es sie diese Pandemie der Ungeimpften und deshalb sind da manche Debatten auch in einer gewissen Schärfe entstanden,
00:44:09: trotzdem kann man sich für die Schärfe der Debatte entschuldigen, aber man muss vielleicht noch mal um Verständniswerben
00:44:16: für die verschiedenen Entscheidungen und ja, das wird nicht alle Wunden heilen und die Menschen, die jetzt so aufgebracht sind
00:44:24: und sich da auch so eingenistet haben in dieser, der Startwahl gegen mich Ecke, die wird das da vielleicht nicht mehr hervorloggen,
00:44:32: aber manche andere, na, die Verletzungen davon getragen haben,
00:44:37: haben, vieles falsch, was der Staat mit ihnen gemacht hat, die kann man vielleicht doch
00:44:41: noch mal abholen, wenn man da gemeinsam ins Gespräch geht.
00:44:45: In jedem Fallwersenversuch wert, finde ich auch, dass man um Entschuldigung bittet für
00:44:50: Dinge, die wirklich falsch gelaufen sind, selbstverständlich. Was ich gerade dachte,
00:44:55: als Sie es noch mal beschrieben haben, und wir kennen uns ja aus mehreren Sendungen,
00:44:59: bei denen Sie zu Gast waren, als es auch um die Corona-Pandemie ging. Sie sind Immunologin,
00:45:06: Sie sind Biochemikerin, Sie sind Naturwissenschaftlerin und Wissenschaftsjournalistin. Sie waren mir
00:45:11: da immer ein unheimlich gern gesehener Gast, weil Sie es sehr, sehr gut erklären konnten
00:45:16: und auch verstanden haben. Und zu Beginn der Pandemie, da passiert ja was ganz Interessantes.
00:45:22: Ich glaube, das ist kein Rückschaufehler, sondern das war tatsächlich so. Weil alle
00:45:30: das gemeinschaftliche Gefühl von Angst teilten, dass man gar nicht wusste, was man jetzt machen
00:45:36: soll mit einer derartigen Bedrohung, war, dass Vertrauen in die Exekutive riesig groß
00:45:46: und die Zustimmungswerte für die AfD ganz niedrig. Weil man da sich von der Exekutive,
00:45:55: von der Bundesregierung, die Ministerpräsidentenkonferenz so oft hat man noch nie von denen gehört,
00:45:59: in der Zeit dann genoss ein Vertrauen, weil man auch niemand anders hatte, auf den man
00:46:07: jetzt vertrauen konnte und weil die Bundesregierung ja den Eindruck machte, dass sie sich wirklich
00:46:14: jetzt tätig bemüht, um einen Umgang mit dieser Pandemie. Wenn man das weiß, was könnte
00:46:23: man daraus denn ableiten dafür, dass man die Polarisierung, die dann im späteren,
00:46:28: im weiteren Verlauf der Pandemie entsteht, dass man das mal wieder zurückrollt und einfängt.
00:46:35: Wir haben gesagt, sprechen sicher gut, auch um Entschuldigung bitten, um Verständnis bitten
00:46:42: für bestimmte Entscheidungen, aber dass man damit jetzt die gefährlichen Tendenzen,
00:46:51: die wir in der Gesellschaft haben, auch die Zustimmungswerten für eine in Teilen, wenn
00:46:56: wir nicht ganz recht extremistische Partei haben, das kriegt man ja nicht einfach wieder
00:47:03: aus dem System, oder? Schwierig wahrscheinlich, ja, teile ich, dass das schwierig ist. Das
00:47:11: war natürlich auch eine Folge dieses grausamen Kommunikationschaos, das es da gab, ja, und
00:47:17: von zum Teil ja auch so getriebenen Widerspruch, wo dann wieder einzelne Lobbygruppen man
00:47:26: im Blick hatte und so weiter. Also ich glaube, es gab da wirklich viele, viele Fehler, die
00:47:31: gemacht wurden. Und Länder, die halt ein hohes Vertrauen in ihre Regierung haben, die sind
00:47:38: halt besser durch die Pandemie gekommen, ohne so viel Maßnahmen, so viel Druck und so weiter
00:47:44: aufbauen zu müssen. Also es wäre schon gut, wir hätten mehr Vertrauen in unsere Institutionen
00:47:51: und das wurde natürlich auch so durch diese Kakophonie aus Landesregierung, Bundesregierung
00:47:57: und so weiter noch mal alles verschlimmert. Wichtig ist es immer die Menschen mitzunehmen
00:48:04: und wenn jetzt heute Leute sagen, oh, die wollen uns gängeln und uns einen Maulkopf verpassen,
00:48:08: dass man so denkt, ehrlich jetzt, ausgerechnet die Märkeregierung, die ja immer wirtschaftsfreundlich
00:48:17: war sozusagen, die dann auf einmal der Wirtschaft wirklich üblis zugemutet hat, Restaurants
00:48:24: geschlossen, die Grenzen geschlossen zum Teil, also es wirklich der Wirtschaft schwergemacht hat.
00:48:32: Was sollte die da für ein Interesse dran haben, dass man da auch noch mal solche Fragen stellt,
00:48:38: passt das überhaupt zusammen? Sie haben eben gesagt, die Ampelregierung, das war so ein
00:48:43: bisschen der Tiefpunkt, so unzufrieden waren die Menschen noch nie mit irgendeiner Regierung.
00:48:47: Ich finde unzufrieden mit einer Regierung. Irgendwann erst, auch nicht am Anfang. Nein,
00:48:52: genau, das wuchs. Nur, ich finde unzufrieden mit einer Regierung ist ja gar nicht schlimm,
00:48:57: also dann wählt man sie halt ab. Was das Schlimme ist, wirklich kein Vertrauen zu haben und zu
00:49:02: denken, die da oben, die wollen was ganz Schlimmes mit uns machen und damit Menschen vielleicht etwas
00:49:10: mehr Zutrauen wieder gewinnen müssten, sich die Politiker*innen von damals auch noch mal
00:49:16: erklären und sagen, wir haben aus den und den Gründen getan und ja, da haben wir sicher auch
00:49:22: zum Teil falsche Prioritäten gesetzt, weil wir zu sehr auf das Virus geguckt haben und zu wenig
00:49:30: auf die Psyche, weil wir Schulen geschlossen haben, was falsch war in diesem Ausmaß zumindest und es
00:49:37: immer wieder getan haben, obwohl wir nach der ersten Welle versprochen haben, wir machen es nicht
00:49:41: wieder. Das wäre sehr, sehr hilfreich, das zu erklären und natürlich wird es trotzdem nicht
00:49:48: jede Wunde schließen. Also das kann man glaube ich wirklich nur über Jahrzehnte, indem man immer
00:49:53: wieder Vertrauen in Politik weckt, indem man immer wieder gut erklärt, warum man Dinge tut und
00:50:01: leider sind so Scharmmützel, wie sie jetzt, jetzt kommen wir wieder auf diesen Namen, mit Frau
00:50:06: Brosius Gerstdorf passiert sind, nicht hilfreich. Also auch das schadet ja wieder dem Vertrauen, dass
00:50:14: die da oben noch sauber ticken und irgendwie überhaupt wissen, wohin die Reise gehen soll,
00:50:19: ja, weil es doch so wichtig ist, wenigstens diesem Bundesverfassungsgericht auch weiter das
00:50:25: Vertrauen zu garantieren und dann nicht einzelne Personen persönlich anzugreifen, die da eventuell
00:50:31: meine Rolle spielen. Wofür steht es, dass immer mehr Menschen eine in Teilenrechtsextremistische,
00:50:38: völkische, rassistische Partei wählen? Lässt sich das über fehlgeleitete negative Resonanz
00:50:47: erklären, von der sie schreiben, das Wort habe ich bei ihnen kennengelernt, was sie uns aber
00:50:52: vielleicht erklären müssten, was das ist? Ja, ich denke schon und es ist wirklich auch ein Zeichen
00:50:59: für nicht so gute Resilienz. Ja, das ist ja dieses, mir passt die Welt nicht, ich glaube, da gibt es
00:51:06: böse Mächte, die was gegen mich haben, deshalb rotte ich mich hier zusammen in irgendeiner
00:51:11: Nische der Gesellschaft, wo ich mich vielleicht kräftiger als vorher fühle. Ja, eigentlich ist
00:51:17: das ja ein Zeichen von Schwäche. Also nicht von Resilienz, wenn ich denke, ich muss mich gegen
00:51:23: Minderheiten hier irgendwie aufmanteln, ich hasse statt zu lieben andere Menschen, das ist kein
00:51:32: gutes Zeichen und es steht natürlich dafür, dass diese Menschen eben nicht mitgenommen wurden.
00:51:38: Also Resonanz heißt ja, wir schwingen mit, ja, wie eben ein Musikinstrument wie eine Seite. Also
00:51:46: eigentlich lassen wir uns doch so gerne mitnehmen, als friedfertige, offene, liebende, positive
00:51:54: Menschen schwingen wir gerne mit und ja, wenn wir aber natürlich das Gefühl haben, da schwingt
00:52:01: was, was uns nicht passt oder was uns Angst macht oder wir das Gefühl haben, da wird uns jetzt ganz
00:52:07: viel weggenommen, wenn da alle so schön schwingen, dann begebe ich mich halt an den Rand, versuche
00:52:14: nicht zu schwingen und meine eigenen Gruppchen zu bilden, in denen ich vielleicht diese Resonanz
00:52:21: Erfahrung mache und mich aufzulehnen gegen die Gesellschaft, aber das ist wirklich ein Zeichen
00:52:27: von Verletzte sein und von Schwäche, die sich auf eine ganz ungute, negativer Art entlädt.
00:52:34: Blöderweise, aber ein Phänomen, was wir wirklich im Moment ja in ganz vielen Staaten in einer Wucht
00:52:44: beobachten, die ich zum Beispiel bekam, daher eben nicht erwartet hätte. Es sind halt so einfache
00:52:51: Erklärungsansätze. Ja, es ist halt so easy, so simpel und das machen die Menschen seit Jahrtausenden,
00:52:58: dass sie sich Sündenböcke suchen. Ja, ich meine die Juden und Jüdinnen auf diesem Planeten,
00:53:04: die wissen das schon ewig und das gilt aber natürlich auch für andere Minderheiten. Das
00:53:09: es so einfach ist, zu sagen, die sind an meinem Elendschuld. Aber so wie das für die Gesellschaft
00:53:17: Gift ist, ist es auch für mich im privaten Gift. Also auch diese Menschen, die sich da so
00:53:21: zusammen rotten und sich in diese völkischen, negativen, rassistischen, was auch immer rechten
00:53:27: Ideologien flüchten. Das sind ja im Grunde wirklich oft ganz arme Menschen, die eben all diese ja,
00:53:36: liebe Zugewandtheit Größe, nicht haben auch zu erkennen, was ist mein Anteil, wenn Dinge
00:53:44: schlecht laufen? Was habe ich vielleicht falsch gemacht? Wie könnte es besser gehen? Und im
00:53:50: Grunde ist es doch auch eine Opferrolle. Wenn ich sage, der Staat, der wollte was Böses und der
00:53:56: hat mich hier zum Opfer gemacht, diese Täter, die mir da eine Maske und einen Maulkopf verpassten und
00:54:02: so weiter, da packe ich mich ja eigentlich in eine ganz negative Rolle, als hätte ich überhaupt
00:54:07: keine Macht. Dabei haben wir doch in einer Demokratie so viel Macht mit zu entscheiden über
00:54:14: die Geschehnisse. Und es wäre so gut, wir könnten das besser wahrnehmen, aber wir müssen es den
00:54:20: Menschen eben auch erklären und wir müssen es ihnen positiv erklären von klein auf, um sie mitzunehmen
00:54:27: für diese Gesellschaft. Also wir müssen unsere Demokratie auch wirklich mehr, mehr feiern. Ich
00:54:33: mag ehrlich gesagt das Wort mitzunehmen nicht so gerne, weil ich dann immer denke, hey, also wir
00:54:40: sind ja kein Bus und und Menschen sind doch so schlau, haben auch Zugang zu so vielen Informationsquellen,
00:54:51: könnten dazu in der Lage sein von sich selber abzusehen und müssten da nicht eigens mitgenommen
00:54:59: werden, sondern wären längst unterwegs. Ja, aber wir wissen auch, es sind natürlich diese
00:55:05: Gegenströmungen, die Demagogie, die Populisten. Das ist halt eine große Macht, weil es so einfach
00:55:12: ist, dem zu folgen, sich besser zu fühlen als andere Schuldige zu finden in seinen Nachbarn.
00:55:20: Also das ist halt so simpel und verrückterweise gelingt das mit modernsten Techniken genauso
00:55:28: wie früher. Also früher hat man halt irgendwelche Gerüchte gestreut. Hab gerade nochmal diesen
00:55:33: tollen Shakespeare-Film gesehen mit Kenneth Brenner. Viel Lärm um nichts. Ja, nochmal eben so eine
00:55:41: alte Shakespeare-Komödie, wo halt ein blödes Gerücht gestreut wird und alle glauben das und
00:55:46: dann wird dann eine junge Frau fast in den Tod getrieben und das funktionierte halt damals mit
00:55:51: einfachen Gerüchten und heute funktioniert es mit der Internet-Küche. Ja, die ist genauso eine
00:55:57: Gerüchteküche und die zum Teil gleichen Ressentiments, die gleichen Dinge wie beinetwegen beim
00:56:04: Antisemitismus. Es sind immer dieselben Dinge, die sich da verbreiten, weil Menschen dafür offenbar
00:56:10: so offen sind. Und man kann einfach nur sagen, so wie man früher sagte, ja Fernsehen macht schlauer
00:56:15: Leute, schlauer, aber dumme Leute, dümmer. Es ist halt leider im Internet ganz genauso. Man kann
00:56:21: unfassbar schlau werden, weil man unglaublich leicht an Informationen kommen, wirklich tolle
00:56:28: Recherchen leisten kann, mithilfe des Internets und leider kann man sich aber auch, wenn man sich
00:56:34: den falschen, auf die falschen Quellen verlässt, da immer mehr Unsinn ins Herd schaufeln. Eines der
00:56:39: großen, glaube ich, und vor allen Dingen absolut gut verhetzbaren, vielleicht neuen Themen,
00:56:49: aufregert Themen, ist das Thema Klimaschutz geworden, muss man sagen. Auch das taug dazu,
00:56:56: um wirklich Menschen aufzuwiegeln, um die Behauptung neuerlich zu nähern, dass der Staat einem nun
00:57:05: wirklich nichts Gutes wollte, sondern gleich in den Heizungskeller will und da die Ölheizung
00:57:09: rausschraubt und ne Wärmepumpe vor die Tür stellt, die man dann aber selber teuer bezahlen muss.
00:57:15: So, das hat extrem gut, also ich finde es nicht gut, aber es hat funktioniert, dieses Thema in
00:57:24: einer Weise zu verhetzen, wie es vor einer Weile auch nicht denkbar gewesen wäre. Sie haben
00:57:30: nen Buch geschrieben über Klimaresilienz, so heißt das, und sie geben am Anfang des Buches aber zu,
00:57:36: dass das eigentlich für sie so ein bisschen ein blinder Fleck war. Wie wohl sie Naturwissenschaftler
00:57:42: sind, wie wohl sie Biochemikerin, Immunologin, ich habe es gesagt, Wissenschaftsjournalistin sind,
00:57:47: haben sie sich ein bisschen um das Thema Klimaschutz und Klimapolitik rumgedrückt, warum eigentlich?
00:57:52: Ja, aber nur im journalistischen Sinne, ne? Möchte ich schon nochmal richtig stellen,
00:57:56: bin ja nun Kind der späten 60er Jahre, also ich habe natürlich auch in den 80er schon Baum ab,
00:58:03: nein, danke und Atomkraft, nein, danke, bei Assetragen und die ersten Öko-Läden besucht und
00:58:08: da Umweltschutzpapier gekauft und meine Eltern gezwungen, Joghurtdeckel zu sammeln und so,
00:58:13: ne? Also das Thema Umwelt und Klima ist mir natürlich bewusst, aber ja, ich habe mich so ein
00:58:20: bisschen drum gedrückt, mich so journalistisch damit zu beschäftigen, weil es mir auch so Sorgen
00:58:24: macht, also weil ich so dachte, okay, da soll mal meine Kollegen hier diese Physiker und Atmosphären,
00:58:30: Experten machen, aber das ist jetzt interessant. Ich bin froh, wenn ich mich damit nicht beschäftigen
00:58:36: muss. Dann geben Sie zu, wie wohl Sie Tiptop unterwegs sind in Sachen Resilienz, da müssen
00:58:43: Sie sich selber schützen und sind nicht resilient. Ja, genau, ja, den Eindruck hatte ich, ne? Hab
00:58:49: also im Grunde auch die falsche Strategie eingeschlagen, hatte aber auch immer so das Gefühl,
00:58:54: ich muss ja auch nicht darüber schreiben, weil das ja immer noch nicht so mein Thema ist,
00:58:59: ich bin ja hier die Gesundheitsexperten so, nur dann kam mir das Thema halt auch auf die Art immer
00:59:05: näher, weil man ja heute immer mehr weiß, wie sehr die Klimaveränderung auch ein Gesundheitsthema
00:59:12: ist, also auch für uns Menschen hier in Deutschland, überhaupt für alle Menschen auf dem Planeten durch
00:59:18: die Klimaveränderungen. Und genau, insofern war dann irgendwie das Drücken immer schwieriger
00:59:25: und Drücken ist auch nicht gut. Ja, das habe ich auch gemerkt. Beim Buch schreiben dann, dann habe
00:59:30: ich mich halt voll reingeschmissen und mich mit all dem beschäftigt und so gedacht, echt, es geht
00:59:36: einem besser. Es ist wirklich wahr, mit dieser Resilienz sich so wegdrücken und denken, das will
00:59:44: ich auch alles vielleicht gar nicht so genau wissen, ist nicht gut. Man spricht auch so von,
00:59:49: ja, kognitiver Dissonanz, weil man ja in seinem Hirn, in diesen Hinterbindungen irgendwie weiß,
00:59:58: es gibt diesen Klimawandel, das ist eine schlimme Entwicklung, man muss was dagegen tun und wenn
01:00:05: man sich da wegdrückt, das macht halt so eine Dissonanz, also das passt ja nicht zusammen,
01:00:11: es passt auch im eigenen Selbstbild eigentlich nicht zusammen und von daher kann man auch hier
01:00:17: wieder nur sagen, Resilienz entsteht, ich sehe es ist ein Problem, ich öffne mich dem und ich suche
01:00:24: Lösungen und das macht Resilient und nicht den Kopf in den Sand stecken. Und wie wappnen
01:00:32: man sich nun persönlich gegen eine Klimakrise diesen Ausmaßes und macht sich da in irgendeiner
01:00:40: Weise Resilient. Ja, da gibt es natürlich viele Möglichkeiten, sich erst mal als Person Resilient
01:00:48: zu machen, indem ich mich ja aber auch da wirklich öffne, also feststelle oha, also Sonne ist heute
01:00:55: echt was anderes als in meiner Kindheit, wo man sich irgendwie, wo ganz viele Leute nach Italien
01:01:01: vorhin sich da an den Strand knallten wochenlang, das ist keine so gute Idee, weiß man heute sowieso,
01:01:10: aber die Sonne wird immer stärker UV-Licht stärker, weil Wolken weniger werden und so weiter, also es
01:01:17: wird ungesünder, wer nicht so klug es macht, trotzdem weiter wie zuvor, er hört seinen Hautkrebsrisiko,
01:01:26: geht Hitzefolgen ein, also auch hier, man kann natürlich all diese Dinge im Kleinen abwenden,
01:01:35: damit umgehen, indem man lernt, auch mal in eine App guckt, wie es heute die UV-Index, wie hoch ist das?
01:01:44: Ich mache das ja, je nachdem was ich tu, muss ich sagen, also je mehr man draußen ist, desto mehr
01:01:51: sollte man darauf gucken und ich habe das im Grunde auch von meinen Töchtern gelernt, die ja in
01:01:56: diesen Dingen einfach auch ganz anders aufgewachsen sind und die wirklich sich schon beim kleinsten
01:02:01: Sonnenstrahl die Sonnenmilch ins Gesicht schmieren, ja also insofern mache ich das immer mehr, sagen
01:02:10: wir mal so, nicht jeden Tag, aber auf jeden Fall dann, wenn ich länger draußen bin, also das sind
01:02:15: so die einen Dinge und natürlich dann auch mit den psychischen Folgen umzugehen, aber auch als
01:02:21: Gesellschaft, ja da kommen wir dann auch wieder hin, Thema Politik, ist es ja das Gleiche, also
01:02:28: erkennen, da ist ein Klimawandel und ist nicht alles Leutenden und so tun als gäbe es den gar nicht,
01:02:34: sondern erkennen, das ist ein Problem und welche Lösung suchen wir denn, damit es nicht immer
01:02:42: schlimmer wird und wir hier diesen Planeten in einem halbwegs ordentlichen Zustand auch an
01:02:46: die nächsten Generationen weitergeben können? Ihr Buch handelt ja eher davon, wie man sich selbst
01:02:52: jede einzelne, jede einzelne Resilient macht gegen eine Klimakrise. Kann man das eigentlich oder
01:03:02: ist man ganz oft an dem Punkt, dass man sagt, puh, ja also ich kann versuchen mich zu retten, indem
01:03:07: ich nicht in die Sonne gehe, indem ich genau im Blick habe, wie jetzt die UV-Belastung ist,
01:03:13: indem ich sofort und immer mich einkräme und all das mache, indem ich ausreichend viel trinke,
01:03:20: indem ich keine Ahnung mich nicht erhitze, aussetze, laba, laba, laba, so, das könnte man alles
01:03:26: machen. Man kann aber auch natürlich verzweifelt sein und sagen, boah, also ganz ehrlich, da
01:03:32: kann ich gar nichts gegen tun, ist toll, dass die Frau Bernd noch die Joghurtdeckel alles sammelt,
01:03:39: mache ich im Übrigen auch, aber es wird nichts helfen. Es hat so beides, also es ist ja gar keine
01:03:47: Frage, dass natürlich Politik viel mächtiger ist als wir kleinen Verbraucher*innen und Konsument*innen,
01:03:54: die da irgendwie was tun. Ja, so, das ist natürlich so. Gleichwohl kann ich schon natürlich ein Stück weit
01:04:02: dafür sorgen, was kann ich tun, einerseits für meine eigene Gesundheit, auch für meine psychische
01:04:09: Gesundheit angesichts dieser sehr unerfreulichen Entwicklungen und wie kann ich beitragen? Also
01:04:16: auch das ist ja ganz wichtig für die Resilienz, dass wir so ein bisschen wissen, wie kann ich
01:04:21: selber ins Handeln kommen, dass wir einen Sinn sehen in dem, was wir tun, dass wir uns auch
01:04:26: mit anderen solidarisieren und sagen, komm, wir machen hier jetzt gemeinsam was und man sollte
01:04:33: das nicht unterschätzen, finde ich, also obwohl die Politik natürlich am längeren Hebelsitz und
01:04:39: man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann, wenn wieder jemand aus dem Klimaabkommen
01:04:43: aussteigt, sind es aber doch wir, die die Politik dazu bewegen, da weiter zu machen. Wenn man mal
01:04:55: denkt, wie sehr sich das schon verändert hat, also Beispiel im Supermarkt, man überall Bioprodukte
01:05:01: heute findet. Hab grad noch erzählt von den 80ern, wo es halt nur diese kleinen Ökoläden, die
01:05:07: hießen Mutter Erde oder so gab und heute ist es eben ein Riesenphänomen, dass Menschen solche
01:05:13: Dinge kaufen wollen, weil es ihnen wichtig ist, dass Tiere nicht gequält werden und nicht im
01:05:19: Einklang halbwegs mit der Natur wir uns ernähren und daran sehen wir, wie mächtig wir sind, wenn
01:05:26: wir die richtigen Stimme abgeben, wenn wir Dinge einfordern von der Politik, dann bewegt die sich
01:05:33: auch. Sie schreiben selbst klare Bekenntnisse und feste Regeln, die man sich ja selber
01:05:39: auferlegen kann. Ich fliege ab jetzt nicht mehr Basta, so ein kleines Bekenntnis, ich lese vor
01:05:45: aus ihrem Buch, hat in jedem Fall einen unschätzbaren Vorteil, nicht nur fürs Klima und fürs Gewissen,
01:05:50: man hat sich selbst feste Regeln auferlegt, das macht das Leben überschaubar. Ja, das ist,
01:05:58: das ist was Wichtiges, dass wir für uns sagen, was will ich eigentlich tun? Ja, also dies, was ja
01:06:06: auch immer so diese bösen Argumente, sie haben eben so schön noch die Wärmepumpe genannt, die
01:06:11: dann so heißt, ah, wieder die Politiker, die uns das alles aufdrücken und jetzt muss ich auch nun,
01:06:16: jetzt darf ich nicht mehr fliegen und so weiter. War früher auch warm im Sommer, haha. Ja, genau. Man
01:06:23: kann es ja wirklich für sich anders definieren, also ich möchte dies und jenes nicht mehr tun,
01:06:29: ich möchte nicht mehr solche Langstreckenflüge machen, weil ich möchte nicht so viel CO2 in
01:06:35: die Luft blasen, im Sinne der nächsten Generation, ich möchte auch kein konventionelles Fleisch essen,
01:06:42: ich möchte nicht, dass Tiere so gequält werden dafür, dass ich dann steig mir in die Pfanne hau,
01:06:47: ja, dass man so für sich nochmal sagt, will ich das eigentlich? Ach nee, ich esse lieber doch das
01:06:53: Kürbisragur oder so. Also das ist wirklich so eine Sache auch im Kopf und das Gute daran ist,
01:07:00: dass es mir jeden Tag ein Stückchen Resilienz verleiht, weil ich jeden Tag meine Selbstwirksamkeit,
01:07:07: wie das so schön heißt, Schule mir jeden Tag zeige, es gibt viele Dinge, wo ich gute Entscheidungen
01:07:14: treffen kann und das gibt mir Sinn und es gibt mir ein Ziel und wenn ich dann auch daran glaube,
01:07:23: dass Menschen gemeinsam auf die Art etwas entwickeln und verändern können, ja, dann gebe ich es ja
01:07:31: auch weiter, also ich muss ja auch nicht anderen dauernd sagen, warst du fliegst dahin, das machst
01:07:36: du noch, man kann ja einfach nur sagen, ich mach das nicht, ich fahre diesen Sommer an die Nordsee,
01:07:42: weil ich nicht so viel CO2 produzieren möchte. Nun haben Sie eben schon richtigerweise gesagt,
01:07:48: es kann nun trotzdem auch nicht sein, dass Klimapolitik, Umweltschutz, Klimaschutz, dass
01:07:53: das nur bei jedem Einzelnen und jeder Einzelnen liegt, das kann ja nicht wahr sein, sondern wir
01:07:59: haben das als Ziel mit Verfassungsrang verabredet für uns, dass die Bundesregierung, wir als Staat,
01:08:07: wir als Gesellschaft müssen dabei mithelfen und mitmachen logisch, dass wir uns für
01:08:13: weniger CO2-Ausstoß einsetzen und es gelingt uns nicht brillant, muss man sagen. Waren wir
01:08:21: als Gesellschaft schon mal weiter, also waren wir schon mal klimaresilienter wie etwa zu Hochzeiten
01:08:30: von Fridays for Future, das haben wir ja glaube ich alle in Erinnerung und gibt es da auch so was,
01:08:36: wir hatten es eben schon mal wie ein echtem Backlash, so ein kollektives, generftes Abwinken,
01:08:42: dass man sagt okay, also sorry, wir haben schon viel versucht, aber es klappt ja doch nicht und
01:08:48: weiter geht es jetzt auch nicht. Ja absolut, also das ist auch so ein bisschen betrüblich, wenn man
01:08:54: dann einerseits sagt Mensch es gibt doch eine Bewegung und vieles hat sich zum Positiven verändert
01:08:59: und viele Menschen sind auch bereit da was zu tun, aber ja es waren schon mal mehr eindeutig,
01:09:05: man sieht das an den Wahlergebnissen, man sieht das an den Umfragen, das Thema Klimaschutz hat
01:09:10: schon wieder abgenommen und das ist aus meiner Sicht auch eine Folge dieses Backlashes und der
01:09:16: politischen Figuren, die das Thema auch so abtun und klar, wenn Menschen, ja verhetzen regelrecht
01:09:25: muss man sagen, das muss man ja wirklich sagen, was da passiert ist, das ist ja tätig ins Werk
01:09:30: Gesetz, man wollte dieses Thema nutzen, um daraus eine Kampagne zu machen, um andere in den Senkel
01:09:39: zu stellen, um das zurückzuweisen, um davon zu profitieren, dass man sagt wir sind gegen von
01:09:45: mir aus Heizungsgesetz, um dabei zu bleiben. Ja und das ist extrem gut gelungen und am
01:09:50: betrüblichsten ist natürlich das auch bei so vielen jungen Menschen so gut gelungen ist, die ja
01:09:54: eben die Fridays for Future waren und das alles nach vorne gebracht haben und wenn man heute die
01:10:00: Wahl um Fragen bei jungen Menschen sieht, dann ist da nicht mehr so viel Klimaschutz im Vordergrund,
01:10:05: ja und woran liegt das eben immer dann, wenn Menschen sich so benachteiligt fühlen, wenn sie
01:10:11: meinen, dass es ihnen ja schon so schlecht geht, dann haben sie halt oft keine Ressourcen und
01:10:16: Valenzen mehr, sich für andere Dinge einzusetzen, die sie vielleicht was kosten, entweder ein
01:10:23: bisschen Geld oder ein bisschen Verzicht, ja, wenn man immer denkt, ich muss doch schon dauernd
01:10:28: verzichten und mir geht so schlecht schwierig, also da müssen wir glaube ich auch, ich würde jetzt
01:10:33: schon sagen, die Leute mitnehmen, man muss es aufzeigen, dass es im eigenen Sinne ist, das zu
01:10:44: tun, denn wir wollen doch nicht in einer Welt leben, wo draußen das Gras verdorrt, also wenn man sich
01:10:50: dann nur mal umguckt, dass wir auf gar keine grünen Wiesen mehr haben jetzt im Sommer, sondern
01:10:55: schon, dass alles braun ist, weil es Trockenheit gibt, weil es hier schon fast aussieht wie in
01:10:59: Italien und was das auch für jeden von uns bedeutet, wenn dadurch Ernten schwieriger werden,
01:11:05: Ernteausfälle größer, dann werden wieder die gesunden Lebensmittel teurer, es gibt jetzt schon
01:11:11: jedes Jahr bis zu 500.000 Todesfälle, haben Harvardforscher errechnet, weil Leute wegen der
01:11:18: teuren guten Lebensmittel wieder mehr Mist futtern und dadurch ja jetzt Kreislauferkrankungen und
01:11:24: Kurkrebs und so weiter steigen, also es betrifft wirklich uns alle, selbst wenn uns die Eisbärbabys
01:11:31: egal sein sollten und die Singenvögel und die Insekten, die sterben, es geht auch um unsere
01:11:37: Gesundheit, also darum glaube ich müssen wir es auch auf diese Ebene heben, damit die Menschen
01:11:43: begreifen, wir sollten hier wirklich gemeinsam was tun. In dieses, was ich eben genannt habe,
01:11:49: kollektive, genervte Abwinken, so habe ich es verstanden, hat der Bundeskanzler zuletzt in
01:11:55: der Regierungsbefragung im Bundestag hineingefunkt. Friedrich Merz hat dazu nächst gesagt,
01:12:01: die Bundesregierung stünde zu den Klimazielen, es gäbe hier keinen Dissens, wie er sagt,
01:12:07: die Frage sei aber, ob sie das Zitat so erreichen können, wie wir es uns gemeinsam vorzeitig,
01:12:13: vorzeitig, das ist wichtig, vorgenommen haben und dann sagt er weiter, hören wir das mal.
01:12:19: Deutschland hat ungefähr 1 Prozent der Weltbevölkerung, wir stellen ungefähr zwei Prozent des
01:12:25: Problems dar, was CO2-Emissionen betrifft, selbst wenn wir alle zusammen morgen am Tag
01:12:31: klimaneutral wären in Deutschland, würde keine einzige Naturkatastrophe auf dieser
01:12:37: Welt weniger geschehen, würde kein einziger Waldbrand weniger geschehen, würde keine einzige
01:12:42: Überschwemmung in Texas weniger geschehen. So erfügt er noch hinzu, dass, Zitat, wenn wir
01:12:46: hier gemeinsam etwas erreichen wollten, dann müssten wir es gemeinsam und international tun.
01:12:52: Bei dem Teil, glaube ich, kommt jeder mit und wird auch niemand widersprechen. Der erste Teil,
01:12:57: der ist mir echt aufgefallen, den fand ich bemerkenswert ambitionslos, er relativiert ja
01:13:02: damit, muss man sagen, den Einfluss Deutschlands stellt die Sinnhaftigkeit der ganzen deutschen
01:13:07: Bemühungen mal eben in Frage. Ist das vorstellbar, dass eine solche Aussage eines Bundeskanzlers
01:13:13: oder einer Bundeskanzlerin vor ein paar Jahren so durchgekollert wäre, wie dieser Satz es
01:13:19: dann eigentlich ist, den man irgendwie so ein bisschen, ich sag mal so, apart fand, aber der
01:13:24: große Aufreger war das auch nicht mehr. Ja, das ist wahr. Ich fand es shocking und ich glaube,
01:13:32: viele fanden es shocking, aber ja, viele denken vielleicht auch, genau so ist es ja auch, also
01:13:37: buch ich den nächsten Flug und kann ja wieder so weitermachen wie bisher. Und da hat natürlich
01:13:43: der gute Herr Merz ein gutes Gespür dafür, wie er in seiner Wählerschicht da auch Applaus dafür
01:13:50: bekommt. Und trotzdem ist es halt, es ist halt dieses klassische Whatabout-Tissen, nennt man das ja,
01:13:55: ja, nach dem Motto auch, was soll's denn, wenn wir jetzt hier alles einstellen würden, das wird
01:14:03: ja auch kaum was nützen, also muss man ja gar nichts tun, ist ja im Grunde letztlich auch die
01:14:08: Folge. Und das denken sich ja viele Menschen, das ist ja so eine wirklich billige, billige Ausrede.
01:14:13: Was soll's denn? Also, dass ich jetzt auch noch ins Auto steige, ist ja auch egal. Und klar,
01:14:19: für den Moment, ja, wo ich dann ins Auto steige oder ins Flugzeug, wo ich ja mit dreieinhalb
01:14:25: anderen vielleicht sitze, bei einem Langstrengflug, ist es ja auch egal. Und trotzdem ist es so eine
01:14:31: dumme Aussageschuldigung, weil natürlich nur wenn wir erkennen, dass wir ein Teil des Systems sind,
01:14:39: dass wir mit gutem Vorbild, dass wir mit unserem Handeln ja auch etwas im Kleinen bewirken, was dann
01:14:47: zu etwas größerem wird. Also nur dann kann man diese Welt verändern, sonst kann man zu allem
01:14:53: Whatabout sagen, doch egal, wenn ich mein Kind hau, viele Leute hauen ihr Kind. Also, wozu soll
01:14:59: das denn führen? Und wenn Deutschland zeigen würde, wir machen hier den Weg zur klimaneutralen
01:15:06: Wirtschaft, wir als Exportweltmeister, der hoffentlich noch lange bleiben, wir werden hier auf eine
01:15:14: ökologische Wirtschaft setzen und auch damit reich werden, dann ist das doch ein Wahnsinnsvorbild,
01:15:20: dem andere Staaten nachfolgen werden. Und dann wird unsere Einsparung an CO2 ein Multiplikators
01:15:29: ein, genau wie mein persönliches Verhalten, mein guter Umgang mit anderen Menschen und diesem
01:15:35: Planeten ein Multiplikator ist. Und diese Wirkung, die sollten wir nicht unterschätzen.
01:15:40: Waren wir als Gesellschaft dann schon mal weiter? Auch Klimaresilient, da habe ich eben schon mal
01:15:46: gefragt und auf Fridays for Future und auf diese Zeit verwiesen, aber das zeigt sich doch hier auch
01:15:52: genauso, wie Sie es gesagt haben, dass ein Bundeskanzler meint, er kann das mit Gewinn in die
01:15:59: Wählerinnenschaft hinein erzählen. Das wäre von der Weile nicht möglich gewesen. Ja, wobei ich
01:16:04: schon sagen würde, das war doch eine sehr kurze Zeit, wo das Thema Klima wirklich ganz oben auf
01:16:09: der Agenda war und natürlich auch nicht durch alle Wählerschichten schon vor, nämlich die
01:16:15: jungen Menschen ja und die Wohlhabenderinnen, die sich vielleicht auch zugegebenermaßen eher
01:16:21: leisten können, das E-Auto zu kaufen und nicht das Bio Gemüse. Also so, ich würde schon sagen,
01:16:29: das war jetzt keine ganz breite Bewegung, aber ja, sie hatte ein deutliches Fundament, was ja auch
01:16:34: zur Ampelregierung dann geführt hat, aber so richtig ausgedehnt war sie nicht und es gab auch
01:16:41: damals schon die Söders dieser Welt, die eben immer gesagt haben, ich lass mir doch hier meinen
01:16:46: Steak nicht verbieten und darauf so abgehoben haben und damit auch sehr viel Zulauf hatten.
01:16:52: Interessant fand ich jedenfalls jetzt und das ist, glaube ich, dann doch ein bisschen neu übrigens in
01:16:57: meinem Empfinden so, glaube ich, positiv auch in Ehren, weil sie entwickelt haben, wie auch die
01:17:02: Vorbildfunktion der deutschen Wirtschaft aussehen können. Interessant fand ich,
01:17:07: wer der Bundesregierung inzwischen widerspricht, in dem was auch die Bundeswirtschaftsministerin
01:17:13: Katharina Reiche zuletzt ja gesagt hat, dass man bei der Energiewende und beim Ausbau der
01:17:18: erneuerbaren Energien jetzt mal wieder verstärkt auf die Kosten schauen sollte. Sie sagte,
01:17:23: Zitat, die Energiewende wird aber nur erfolgreich sein, wenn wir den Ausbau der Erneuerbaren und
01:17:29: die Kosteneffizienz konsequent zusammenbringen, das muss das Ziel sein. Und jetzt, gestern,
01:17:36: wir zeichnen am 22. Juli auf, gestern bei Ihnen in der süddeutschen Zeitung, hört man, Achtung,
01:17:42: den Vorstandsvorsitzenden, den Chef des Energieversorgers Wattenfall, die eben als auch dafür
01:17:48: bekannt waren, dass sie auf fossile Energieträger gesetzt haben, auf Atomkraft gesetzt haben und,
01:17:53: und, und, und, und. Der sagt zu eben jener Haltung von Katharina Reiche, man soll mal auf die Kosten
01:17:58: gucken, Achtung, ein Fehler. Das las ich da und fand es gut und sagt, Deutschland würde seine
01:18:05: Wettbewerbsfähigkeit einbüßen, wenn es fossile Energien nicht konsequent und nicht schnell
01:18:11: hinter sich lieg sind. Es sei richtig, die Kosten der Energiewende zu überprüfen. Na klar,
01:18:16: wie es Bundeswirtschaftsministerin Reiche macht, so gehört sich das auch für ein Unternehmer. Aber,
01:18:21: Zitat, wir dürfen dabei keinesfalls an Tempo verlieren. Kann es sein, dass also selbst die
01:18:28: Energieversorger, die sehr, sehr lange Zeit das hohe Lied der fossilen Energien gesungen haben,
01:18:34: inzwischen weiter sind als manche Politikerinnen, mancher Politiker, das denkt und auch weiter,
01:18:42: als sie denken, was bei potenziellen Wählerinnen und Wählern gut ankommt? Ja, also die klugen
01:18:47: Köpfe sicher. Und wenn man auch nochmal Herrn Merz jetzt anschaut und die CDU, ja, die ja eben
01:18:54: wirtschaftsnah sein wollen mit diesen Dingen auch und denken, na ja, Klimaschutz, das kostet
01:19:00: die Wirtschaft nur. Das ist ja auch ein Irrglaube. Also wir haben leider als Deutschland eine Vorreiterfunktion
01:19:08: verloren, bei Windenergie, bei Solarenergie, wo wir so führend waren. Und weil das hier eben nicht
01:19:15: genug gefördert wurde, ist jetzt China-Weltmeister in diesen Dingen ja absurd eigentlich und
01:19:21: und genauso mit unserer Autoindustrie, die hat man halt ewig protegiert und immer groß noch,
01:19:27: ne, Frau Merkel auf die Verbrenner gesetzt und so weiter. Und ja, jetzt sehen wir, wie die so
01:19:33: an Boden verlieren. Sie sind halt hinten dran, in der, was die E-Autos betrifft, die Welt will,
01:19:38: aber immer mehr E-Autos kaufen. Und es ist ein Problem. Also auch hier kann man sagen, ja, Resilienz,
01:19:45: wir hatten es schon offen sein für die Veränderungen dieser Welt und sich dem auch anpassen. Das ist
01:19:52: echt schlau und das macht Resilient. Wenn ich auch als Wirtschaftsunternehmen so denke, ich mache
01:19:57: hier weiter, wie immer, weil meine Verbrenner, die wollten die Leute doch immer schon haben,
01:20:02: dann gucke ich plötzlich 20 Jahre später und sehe fest, oh, wir schreiben hier wirklich nicht mehr
01:20:08: die besten Zahlen. Das ist langsam ein echtes Risiko für unsere deutsche Vorzeigeautomobilbranche.
01:20:14: Also Resilienz heißt echt, die Zeichen der Zeit hören und nicht diese Dinge leugnen und immer
01:20:21: weiter machen wie bisher. Wie werden wir als Gesellschaft Resilienter? Darüber reden wir
01:20:27: und mir fiel dann natürlich ein, das Beispiel, das ich als letztes noch kurz mit Ihnen anschauen will,
01:20:32: Rüstung. Sich zu rüsten. Das bringe ich auch überein mit dem Anspruch, sich Resilienter zu
01:20:42: machen, dass man sich rüstet gegen das, was da kommen mag. In dem Fall ist gemeint ein möglicher
01:20:50: kriegerischer Angriff durch Russland, wogegen sich unser Land neuerdings und jetzt dann mit
01:20:57: immer größerer Entschiedenheit auch mit immens viel Geld rüsten will und auch da viel mehr auffällt
01:21:04: das Wort von der Resilienz. Der Verteidigungsminister sagt ja, seit längerem wissen wir unser Land,
01:21:10: aber auch wir als Gesellschaft müssten kriegstüchtig oder aber weil sich das Verträgliche anhört,
01:21:17: verteidigungsfähiger werden und er hat bezogen auf die Frage einer Dienst- oder Werbpflicht auch
01:21:22: gesagt. Ich zitiere, jedes Modell, egal welches, braucht politische Mehrheiten und eine Gesellschaft,
01:21:28: die es trägt. Deshalb brauche es eine offene Diskussion darüber, was uns Resilienz,
01:21:35: Widerstandsfähigkeit und im Zweifel Landes- und Bündnisverteidigung wert sind und was wir
01:21:42: bereit sind dafür zu leisten. Er fragt dann weiter, sind wir im Ernstfall bereit, dieses Land zu
01:21:47: verteidigen und wer ist dieses "wir"? Diese Debatte muss geführt werden, sagt er und schon wieder
01:21:54: geht es also um Resilienz, was uns wert ist, was wir bereit sind dafür zu leisten. Aber ich habe mich
01:22:03: gefragt, führen wir diese Debatten wirklich oder halten wir, sie zum Beispiel Personalstärke der
01:22:10: Bundeswehr, sie auch gut von uns fern, denn da mag niemand hingehen, die Zahlen stagnieren, man
01:22:19: bemüht sich mehr Menschen, mehr junge Menschen zu überzeugen und die sagen, sorry, also im
01:22:25: Grundsatz bin ich überzeugt, aber ich selber möchte es nicht machen. Ja, ja, die Debatten
01:22:30: müssen wir noch mal ganz anders führen, würde ich sagen. Ich meine, die Debattenrüstung haben
01:22:34: wir ja nun viel geführt, auch wie viel Geld ist uns das wert und Frage ist, was macht so eine
01:22:39: Gesellschaft Resilient in diesen Dingen? Da kann man nur sagen, ja, auch noch mal auf die persönliche
01:22:46: Psychologie schauen. Also ich würde gerne da noch mal hingehen, wo man ja auch so sagen würde,
01:22:52: der Fels in der Brandung, der kommt ja irgendwie gut durchs Leben, weil den fassen die Dinge alle
01:22:58: nicht so an, womöglich ist der total Resilient und die Leute, die so eher empfindlich sind,
01:23:04: sind das nicht und das stimmt aber gar nicht so eins zu eins. Also wenn man das bei Kindern anschaut,
01:23:11: wo es ja auch natürlich die Weicheiher in Anführungszeichen und die hartgesortenen gibt
01:23:16: und dann schaut, wie kommen die denn durchs Leben? Was haben die für Probleme und wie bewältigen die?
01:23:22: Dann ist es gar nicht so, dass die Felsen in der Brandung unbedingt besser mit allem zurechtkommen,
01:23:28: und woran liegt das? Ja, weil Empfindlichkeit, Sensibilität ja auch was Positives ist. Wenn ich
01:23:36: in einer guten Umgebung lebe, wo ich ganz viel futter kriege, Liebe, Zuwendung, Ideen, dann
01:23:42: ist sensibel sein toll in einer harten Welt, wo es darum geht, nicht auf die Fresse zu kriegen.
01:23:48: Da ist wahrscheinlich Fels in der Brandung sein toller und das kann man auch wieder übertragen
01:23:54: auf unsere Gesellschaften. Ja, in einer Welt, in der man sich irgendwie auf die NATO und Ost und
01:24:01: West irgendwie verlassen konnte, da konnte man auch abrüsten und Friedens bewegt sein. Aber in
01:24:10: einer Welt, wo man vielleicht wirklich Angst haben muss, dass der Putin nicht nur die Ukraine
01:24:15: einnehmen will, sondern auch noch unsere NATO Partner, da muss man vielleicht noch mal anders
01:24:23: hingucken und da braucht man vielleicht wirklich mehr Panzer als früher. Ja und wie gehen wir dann
01:24:29: als Gesellschaft damit um, weil die Panzer reichen ja nicht, da müssen auch irgendwie Menschen sich
01:24:34: mit diesem Krieg beschäftigen und sich da einbringen. Darüber müssen wir reden, denke ich. Also wir
01:24:42: brauchen da sicher mehr und wir brauchen aber auch eine Gemeinschaft und eine funktionierende
01:24:48: Demokratie, denn sonst hat da auch niemand Bock drauf. Ja auch verständlicherweise natürlich,
01:24:53: es ist ja auch gut, dass wir an sich frieden wollen und hier nicht mehr, wie in den letzten beiden
01:24:59: Weltkriegen, reihenweise Leute, die begeistert in den Krieg ziehen. Das ist ja an sich was Gutes und
01:25:04: gleichzeitig braucht man auch ein bisschen Panzer für die Seele, für die persönlichen Krisen, aber
01:25:10: auch für den Staat gegen die großen kriegerischen Krisen. Nach allem, was wir jetzt besprochen haben,
01:25:17: Frau Bernd, darf man als Gesellschaft auch mal überfordert sein und sagen, boah, ich habe gar
01:25:23: keinen Bock mehr, noch resilienter zu werden, mich mit all dem, was wir jetzt durchgegangen sind,
01:25:29: aufrüsten, sondern ich ziehe mich einfach zurück. Man darf auf jeden Fall Pausen machen und das
01:25:39: sollte man auch, ja, also auch wenn man so persönlich mal denkt, jetzt wird mir alles zu viel, jetzt
01:25:44: muss ich ja mal einen Stecker ziehen und meine Ruhe wieder finden, das ist auf jeden Fall wichtig,
01:25:50: weil man ja auch nicht dauernd unter Strom stehen kann. Also ja, das darf man. Ich habe
01:26:00: keinen Bock mehr und ich ziehe mich zurück so aus so einem Negativen, das ist halt nicht gut. Also
01:26:05: da sind wir wieder bei diesen Kopf in den Sand stecken, mich mit Problem nicht auseinandersetzen
01:26:11: wollen. Die Probleme sind ja da und die kommen dann doch um die Ecke gebogen und dann überraschen
01:26:17: sie mich womöglich unvorbereitet. Also das ist auf Dauer keine gute Strategie für Resilienz.
01:26:23: Wie werden wir als Gesellschaft resilienter war? Unsere Folgenfrage am Schluss fragen wir immer,
01:26:30: wo stehen wir in der Frage in einem Jahr? Oha, ja, ich glaube, das ist extrem schwer,
01:26:39: vorher zu sagen. Im Moment sieht es ja wirklich so aus, als würde alles immer schlimmer werden.
01:26:47: Ich hoffe dann, also manchmal denkt man dann ja okay, durch alles, was schlimmer wird und die
01:26:55: nächste Naturkatastrophe und der nächste Tornado und die nächste Überschwemmung passiert vielleicht
01:27:01: auch was in den Köpfen und dann gibt es doch diesen Ruck, der dafür sorgt, dass dich die
01:27:08: Gesellschaft wieder anders aufstellt und genauso hoffe ich, dass was unsere Demokratie betrifft,
01:27:13: dass Menschen dann vielleicht doch erkennen, was sich hinter diesen rechten Strömungen verbirgt
01:27:18: und was das für Katastrophen mit sich bringt, dass sich dann doch vielleicht wieder die anderen
01:27:26: zusammenraufen und dafür sorgen, dass wir wieder in einer besseren Welt leben und dass wir alle
01:27:32: unseren Beitrag leisten müssen dazu und auch wollen, dass wir es auch so positiv für uns sehen.
01:27:38: Wir wollen unseren Beitrag leisten, denn wir wollen nicht, dass die Welt immer weiter in den Abgrund
01:27:44: geht. Christina Berndt, vielen Dank für das Gespräch zur Resilienz. Ich bin ganz sicher,
01:27:50: würde mich freuen, dass wir uns in anderen Fragen auch wieder hören. Kann ja auch sein,
01:27:55: dass es doch noch einen Untersuchungsausschuss in Sachen Maskenaffäre gibt, dann ganz sicherlich
01:28:00: lesen wir das bei Ihnen und hören es vielleicht hier im Podcast. Vielen Dank, danke dafür.
01:28:06: Ja, ich danke. Wir machen jetzt, ich habe es am Anfang gesagt, ein bisschen Sommerpause. Seht
01:28:11: uns das bitte nach. Wir haben ja auch gerade gelernt, Pausen zu machen, kann auch mal helfen.
01:28:15: Wir haben uns aber natürlich auch vorbereitet, haben ein paar Folgen vorproduziert, unter anderem
01:28:20: auch mit Heiselburger und mit Franz Mündtefering. Empfehle ich euch sehr. Das hat Spaß gemacht
01:28:25: mir und ich hoffe euch auch. Ansonsten legen wir dann am 1. September auch wieder los. Redaktionsschluss
01:28:31: für diese Folge war Dienstag der 22. Juli, so gegen 16 Uhr. Redaktion hat gemacht Gina Enstlin,
01:28:38: Executive Producerin Marie Schiller, Producer Lukas Hambach und Patrick Zahn, Sounddesign
01:28:44: Hannes Husten. Wenn ihr Werbung machen und schalten wollt bei uns, dann macht das bitte gerne,
01:28:49: wendet euch an die mit Vergnügen und das Ganze ist eine Produktion der WMedia GmbH. Dankeschön.
01:28:55: [Musik]