Wie macht man gute Witze über Politik? Mit Hazel Brugger
Shownotes
In dieser Sommerfolge unseres Podcasts begrüßen wir die wohl lustigste und reaktionsschnellste Frau Deutschlands: Hazel Brugger. Gemeinsam mit Anne Will spricht sie darüber, ob man Humor lernen kann. Wie sieht das Handwerkszeug dazu aus? Außerdem diskutieren wir, was es braucht, um gute Witze über Politik zu machen. Hazel Brugger verrät, wie sie sich auf Interviews mit Politikerinnen und Politikern vorbereitet hat – beispielsweise auf ihr großes Interview mit Angela Merkel im Jahr 2024.
Außerdem verrät Hazel Brugger, was sie derzeit in den USA plant und woran sie arbeitet. Dort will sie im Herbst auf der Bühne stehen. Doch wie geht man dann mit dem „Elefanten im Raum“ – mit Donald Trump – um?
Der Podcast macht nach dieser Folge eine kleine Pause und ist am 4. September mit neuen, aktuellen Folgen wieder zurück.
Der Redaktionsschluss für diese Folge war am Freitag, dem 11. Juli um 9 Uhr.
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WICHTIGE QUELLEN:
Schneekugeln selber machen – mit Hazel Brugger und Julia Klöckner | heute-show, 2018
Spiegel: »Warten Sie’s ab, ich werde den Eurovision Song Contest crashen«, 09.05.2025
Angela Merkel trifft Hazel Brugger, 2024
Podcast Hazel Thomas Hörerlebnis
IMPRESSUM Redaktion: Marie Schiller Producer: Lukas Hambach, Patrick Zahn Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH
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00:00:00: Nehmen wir an, du würdest noch mal eine deiner tollen Do-It-Yourself-Bastelstunden machen,
00:00:05: die du für die heutige Show gemacht hast, wozu du dann so Politiker*innen eingeladen
00:00:09: hast und die gezwungen hast, mit dir irgendwas zu basteln.
00:00:13: Und du hättest jetzt Friedrich Merz zu Gast.
00:00:15: Was würdest du mit dem basteln?
00:00:17: Boah, ich glaube so irgendwas für die Küche.
00:00:22: Also so Küchenutensilien, vielleicht eine Flotte-Lotte.
00:00:25: Einfach Flotte für den Titel.
00:00:28: Was ist das nochmal?
00:00:29: Das ist so ein Passiersieb, wo du so drehen kannst und dann wird so die feine Tomatensauce
00:00:36: unten rausgesiebt.
00:00:38: Ah, und da denkst du, damit kann Friedrich Merz irgendwas anfangen?
00:00:42: Nee, ich glaube eben genau gar nichts.
00:00:45: Und mit Söder, also ich meine nicht, dass die ein Doppelpack sind, aber mit Söder würde
00:00:50: ich natürlich gerne irgendwas basteln, womit man Wälse töten kann, das finde ich irgendwie
00:00:54: ganz witzig.
00:00:55: Ja, das ist sehr witzig.
00:00:57: Also an alle Tierschützer*innen, so geht es schon mal witzig los.
00:01:09: Hallo und herzlich willkommen bei uns, freue mich sehr, dass ihr dabei seid und freue
00:01:25: mich total, dass Hazel Brugger die mutmaßlich schlagfertigste Frau der ganzen Welt und die
00:01:32: sicherlich mit weitem Abstand reaktionsschnellste Witzemacherin der ganzen, großen, ganzen
00:01:39: Schweiz bei uns ist.
00:01:41: Guten Morgen, Hazel.
00:01:42: Ja, wir reagierten da drauf, also vielen lieben Dank.
00:01:44: Ich kann, glaube ich, auf alles gut reagieren, aber einfach nicht auf Komplimente, da siehst
00:01:49: du, da komme ich schon ins Stolpern.
00:01:51: Das hat dich aber auch ein kleines Bashing gegen dein Heimatland untergebracht, wenn
00:01:56: du sowieso mit Abstand die reaktionsschnellste Witzemacherin da bist, dann sagt das ja
00:02:01: auch was über die Schweiz aus, der du unterstellst, dass sie mit Humor genau gar nichts anfangen
00:02:05: kann.
00:02:06: Ja, ich glaube, die Schweiz sieht sich so als Anti-Humorland, weil es gibt es ja schon
00:02:11: genug.
00:02:12: Das müssen wir ja nicht auch noch können, wir sind ja schon sonst Weltspäße überall.
00:02:17: Ich glaube Humor und Neutralität, das beißt dich total.
00:02:20: Siste, guck mal, darüber will ich unter anderem mit dir sprechen und ich will auch sagen,
00:02:26: das ist schon wieder eine Premiere für unseren kleinen Podcast.
00:02:29: So früh am Tag, es ist jetzt 10 Uhr, am 11.
00:02:33: Juli haben wir noch nie eine Folge aufgezeichnet.
00:02:35: Ist das deine Zeit für Podcast?
00:02:38: Ja, auf jeden Fall.
00:02:39: 10 Uhr ist immer die perfekte Zeit, weil ich bringe die Kinder um halb neun oder neun
00:02:44: in den Kindergarten, meistens halb neun und dann dauert es mit der Verabschiedung bis
00:02:47: neun.
00:02:48: Und dann muss ich mich noch kurz sammeln, Thomas Kann in der Zeit, mein Mann mit dem
00:02:51: ich den Podcast auch mache, der das ganze Technische betreut und durchführt, der bereitet
00:02:56: dann alles vor und dann um 10 Uhr bis so 11 Uhr und dann kann man wieder in ein kleines
00:03:01: Jester reinknallen.
00:03:02: Ist doch perfekt.
00:03:03: Das klingt perfekt.
00:03:05: Für mich war es jetzt nicht ganz so perfekt, denn was uns verbindet, habe ich jetzt gelernt,
00:03:10: in der Vorbereitung ist, dass du genau wie ich dazu neigst, zu pro-kastinieren, also
00:03:16: die Dinge irgendwie aufzuschieben, erst irgendwann zu machen und sie auf den letzten Rücken
00:03:20: zu machen, hat bei mir jetzt mit der Vorbereitung dazu geführt, dass ich um zwei im Bett war.
00:03:25: Ich kann eigentlich ganz gut früh aufstehen, aber jetzt finde ich es echt früh.
00:03:29: Ja, dann musst du dir aber vielleicht einfach mental jetzt sagen, dass es schon gestern Nachmittag
00:03:35: hätte aufgenommen werden sollen und dass du es jetzt trotzdem pro-kastinierst und dann
00:03:40: bist du dir treu geblieben.
00:03:41: Das finde ich ja sowieso, deshalb bin ich ja auch so müde.
00:03:46: Aber sei es drum, es ist deine Zeit für Podcast.
00:03:49: Ich war vor ein paar Wochen tatsächlich auch mal bei euch im Podcast zu Gast.
00:03:54: Da sind wir uns auch das erste Mal begegnet und ich mochte, dass alles sehr euer Podcast
00:03:59: heißt Hazel Thomas Hörerlebnis, du machst ihn mit deinem Mann, hast du eben schon gesagt.
00:04:04: Ich bin da total beschwingt rausgegangen und habe gedacht selten so gelacht wie mit euch
00:04:09: beiden.
00:04:10: Das war echt toll.
00:04:11: Also danke nochmal, dass ich da sein durfte.
00:04:13: Ja, ich freue mich total, dass du da warst und wir haben auch super Feedback gekriegt
00:04:17: zur Folge.
00:04:18: Also eigentlich ist es ein Matchmade in Heaven, dass du noch so Teil unserer Podcast LOR oder
00:04:24: wie man das sagt wirst und ich wollte ja auch noch zu deinem Podcast ein großes Kompliment
00:04:28: aussprechen.
00:04:29: Es ist nicht jetzt die große Arschpuderaktion, aber es passt ja ganz am Anfang so als Struktur-Element.
00:04:34: Du hast wirklich, ich meine klar, wenn man jetzt irgendwie 2025 mit dem Podcast um die
00:04:40: weg kommt, dann ist es sagt ja nicht die Welt Oha, was hat sich dabei wohl gedacht?
00:04:44: Echt?
00:04:45: Ja.
00:04:46: Haben alle drauf gewartet, also eventuell auch nur ich mehr.
00:04:50: Eine Person aus den Medien hat ein Podcast, nah herzlichen Glückwunsch, aber der ist
00:04:55: wirklich.
00:04:56: Das ist eine super Idee.
00:04:57: Der ist aber wirklich richtig gut, weil du einfach sehr strukturiert arbeitest, weil
00:05:02: du gut reden kannst und man hat es jetzt gerade schon gehört bis zwei Uhr morgens bereiten
00:05:07: sich kaum Leute auf Podcasts vor.
00:05:09: Das merkt man schon, dass du da die nötige Arbeit, das nötige Sitzfleisch reinbutterst
00:05:15: und das ist wirklich eine Bereicherung.
00:05:17: Also herzlichen Glückwunsch dazu, du hast es geschafft, die übersättigte Medienlandschaft
00:05:21: doch noch zu bereichern.
00:05:22: Danke Hazel.
00:05:25: So, ihr habt mit mir ganz viel über Fragen stellen geredet und darüber wissen wollen
00:05:31: über Interviews mit Politiker*innen, darum ging es, ging auch viel um die Talk-Sendung,
00:05:35: die ich mal gemacht habe, ging also eigentlich um mein Handwerkszeug und das gibt mir jetzt
00:05:39: die gute Einladung mit dir über dein Handwerkszeug, über deine Kunst zu sprechen, denn das muss
00:05:47: ich sagen, interessiert mich wirklich, würde wahnsinnig gerne wissen, wie du das machst.
00:05:52: Ich will wissen, ob man sich Humor tatsächlich erarbeiten kann und genau weil du dich ja
00:05:59: jetzt hier aus Versehen in einem Politik-Podcast verirrt hast, will ich wissen, wie man gute
00:06:04: Witze über Politik macht, außer dass man ein Kamala Harris-T-Shirt trägt, was findest
00:06:09: du an Politik lustig, möchte ich wissen, oder wird Politik auch erst lustig, wenn jemand
00:06:16: wie du mit Mikrofon auf einem Parteitag auftaucht oder aber mit Julia Klöckner Schneekugeln
00:06:23: bastelt, was du auch gemacht hast, das wirst ich alles gerne und vorab hast du eigentlich
00:06:28: immer noch diesen krassen Crush auf Julia Klöckner.
00:06:31: Ich hab der Crush, also denn sie ist wirklich natürlich für den Crush verantwortlich gewesen,
00:06:37: aber sie hat es auch geschafft, ihnen wieder zu Nichte zu machen.
00:06:40: Also ich bin ja dann doch, man würde sich denken, aber ganz so oberflächlich bin ich
00:06:44: nicht und ich finde, was unter der Oberfläche von Julia Klöckner schlummert, da endet für
00:06:52: mich die Hotness.
00:06:53: Ja, pass auf, ich hab jetzt gedacht, das war richtig genial, du wusstest das schon im
00:06:59: Januar 2018, als du diesen Crush hattest, das Video verlinkt mir übrigens in den Show Notes,
00:07:05: gibt die tolle Heute-Show-Beschreibung dazu, die lautet, die einzige Frau für die Häselburger
00:07:11: lesbisch werden würde, eine Bastelstunde mit der ehemaligen Weinkönigin Julia Klöckner
00:07:16: und das machst du dann da auch ohne Ansatz, ohne Anlauf genommen zu haben, sagst du, es
00:07:22: verwirrt mich niemand so sehr in meiner eigenen Heterosexualität wie sie und Julia Klöckner
00:07:28: kann damit genau gar nichts anfangen, kann doch nichts sagen oder so.
00:07:32: Ja, sie kann ja wie genial, es ist halt spannend zu sehen, finde ich, wie eine Person wie Julia
00:07:39: Klöckner, die ja offenkundig mit Regenbogen flaggen und auch mit Homosexualität nichts
00:07:44: anfangen kann, wie sie auch mit Heterosexualität nichts anfangen kann, ist doch echt interessant.
00:07:50: Das weiß ich nicht.
00:07:51: Na ja, also laut dieser Aussage von ihr oder der Mimik, die sie da liefert, kann sie ja
00:07:57: irgendwie damit auch nichts anfangen und ja gut, aber ich finde, das ist ja Low Hanging
00:08:02: Fruit, also das ist eine Person, die in der CDU schon immer aktiv ist und sich auch irgendwie
00:08:08: so darstellt, als ich bin die Frau und zwar, weil ich nicht ein Mann bin, dass die nicht
00:08:14: so ganz so offen für das Konzept LGBTQ Pride ist, finde ich jetzt wenig überraschend.
00:08:21: Wie gehst du in solche Situationen rein?
00:08:24: Die Frage hattest du dir schon vorgenommen, zum Beispiel, weil das die Low Hanging Fruit
00:08:28: ist?
00:08:29: Ja, genau.
00:08:30: Also, man muss sich das so vorstellen, ich arbeite da immer mit einem Autorin zusammen,
00:08:37: ganz oft ist es auch dann tatsächlich mein Mann und wir sitzen dann einfach am Küchentisch
00:08:41: und überlegen uns, was dann einfach die lustigst mögliche Situation wäre, in die wir mich oder
00:08:47: auch die andere Person drängen könnten und wie aber natürlich ein Gespräch funktioniert,
00:08:53: das ist dann halt so, dass man sehr, sehr schnell vom Skript abdriftet und dadurch, dass es
00:08:59: sich auch so anfühlen soll für das Gegenüber wie ein normales Gespräch, bringt es dann
00:09:04: nichts, wenn man einfach sehr schnell wieder zum Skript zurückkommt.
00:09:08: Weil ich glaube, das habe ich am Anfang gemacht, dass ich so dachte, ja, ich habe jetzt diese
00:09:11: 20 Fragen vorbereitet und ich will die unbedingt alle stellen, weil sonst hat sich ja die Vorbereitung
00:09:15: nicht gelohnt.
00:09:16: Und ich glaube mittlerweile, und da würde ich auch nach wie vor zustehen, dass das eine
00:09:21: gute Taktik ist, bin ich so eine Verfechterin davon, dass ein super guter Plan B das Wichtigste
00:09:28: ist.
00:09:29: Weil dann kann man beim Plan A anfangen zu fliegen.
00:09:32: Also konzentriere dich einfach drauf, was du im Notfall alles machen könntest und dann
00:09:37: machst du aber doch was anderes.
00:09:38: Und für den Notfall hast du dann diese 20 Fragen oder was?
00:09:43: Genau, manchmal sind es auch 40, eigentlich ist es immer besser, wenn es gar nicht so,
00:09:46: ja, ja, das sind wirklich wahnsinnig viele Fragen, die sind aber natürlich schnell
00:09:49: geschrieben.
00:09:50: Und die haben ja nur so, ja, hättest du lieber Brüste als Daumen oder Daumen als Brüste.
00:09:55: Also das ist ziemlich ...
00:09:56: Klassiker.
00:09:57: Das ist eigentlich eine gute Frage, wie soll ich die noch nie gestellt, weil ich stelle
00:10:02: mir so Brüste als Daumen, stell ich mir halt beim SMS schreiben, super unangenehm vor.
00:10:07: Also, ja, das ist klar, genau, klapp mich, was ich denke.
00:10:11: Woran wenn die dann auch so, wie das halt Brüste so an sich haben, im Laufe zunehmenden Alters
00:10:17: irgendwie an Strafheit verlieren und dann werden die Textarkisten immer, das ist doch
00:10:24: nicht unfeministisch.
00:10:25: Unfeministisch wäre jetzt zu sagen und das wiederum hat eine Auswirkung auf die Qualität
00:10:30: der Frau.
00:10:31: Ich finde ja, dass man das Alter auch einfach annehmen kann und sagen kann, ja, ich bin
00:10:35: jetzt mehr haut, endlich, noch mehr ich für dich.
00:10:39: Für dich ist wieder unfeministisch.
00:10:43: Ja, stimmt, oder für mich, ich für mich.
00:10:47: Aber also, wenn das andere, wenn es gegenüber eine Frau, ich weiß es nicht, ist es nicht
00:10:51: auch feministisch, wenn man was für Frauen tut, also du bist jetzt einfach im Kopf davon
00:10:55: ausgegangen, weil wir die Schublade Julia Klöckner auf haben, dass Frauen nur was für Männer
00:11:00: tun, oder?
00:11:01: Ja, das ist nicht eigentlich meine übliche Schublade, ganz ehrlich, ich lebe und lebe
00:11:06: ja ganz anders als mutmaßlich auch Julia Klöckner, keine Ahnung, aber genau die Schublade
00:11:13: habe ich eigentlich nicht aufnehmen.
00:11:15: Okay, ja, dann ist ja gut.
00:11:17: Aber ich, also die Frage, die du gestellt hast, das ist ja wirklich eine sehr, sehr
00:11:22: spannende Frage, die ich auch wirklich offen beantworten möchte, weil ich mich auch freuen
00:11:27: würde, wenn es mehr solchen Content gäbe.
00:11:30: Also wenn man mehr auf Politiker*innen so zugehen würde mit einer Frage und da kommen wir dann
00:11:36: auch schon ganz tief ins Fachliche rein, wie schaffe ich es Humor, nicht nur in die Politik
00:11:44: rein zu buttern, sondern aus der Politik rauszunehmen, weil ich glaube, dass das Wichtigste an meiner
00:11:52: Arbeit, wenn ich mit Politiker*innen zusammen arbeite, ist, den Menschen darzustellen.
00:11:57: Was heißt es aus der Politik rauszunehmen, den Humor, dass du das ganze Gespräch zum
00:12:06: Beispiel nicht mit deinem Zugang, mit dem, was man dir zuschreibt, überlagerst, oder
00:12:14: was heißt das, die Politik wieder rauszunehmen?
00:12:16: Also ich glaube, ein einfacher Witz, wie man halt Humor in die Politik rein ballern könnte,
00:12:23: wäre irgendwie zu sagen, ja Friedrich Merz ist komisch, weil der hat eine komische
00:12:27: Frisur.
00:12:28: So, dann nimmst du einfach irgendwas, was du eh schon lustig findest, also ich find es
00:12:31: jetzt nicht so lustig, aber die nimmst einfach irgendein gutes Beispiel, also, also, gut,
00:12:38: 10 Uhr ist tatsächlich ein bisschen früh für den Podcast.
00:12:41: Siste.
00:12:42: Siste.
00:12:43: Siste.
00:12:44: Erst um zwei im Bett.
00:12:45: Ich durfte doch bei der Fußball-Frauen-Nationalmannschaft sein, ja genau.
00:12:50: Ach so, ja, stimmt.
00:12:51: Ich hab da meine, ja, ich hab da meine Recherche gemacht zum Thema Menschen und Gespräche.
00:12:57: Und auf jeden Fall, also, wenn du Humor in die Politik rein machst, dann nimmst du eigentlich
00:13:02: einfach Humor und setzt es so auf, ein politisches Thema drauf und das wird sehr, sehr oft missverstanden
00:13:07: als politischer Humor oder sogar als Satire, was es halt einfach nicht ist, also irgendwie
00:13:12: zu sagen, ja, Sigmar Gabriel ist dick, das ist ja nicht lustig, das ist weder lustig,
00:13:18: noch kreativ, noch politisch, aber Humor aus der Politik rauszunehmen ist eigentlich
00:13:23: zu sagen, was sind denn die Beweggründe innerhalb der Menschen, die Politik betreiben, um das
00:13:29: zu machen und wie kann ich das so aufdröseln, dass daraus ein verständlicher, entlarvender
00:13:38: und trotzdem aber irgendwie nach vorne gerichtet positiver Witz entsteht.
00:13:43: Okay, du nimmst die Politik dann, wenn ich es jetzt richtig verstehe, als Vorlage.
00:13:47: Das, was wirklich in der Politik ist, das nimmst du ja als Vorlage, um das von mir aus mit
00:13:55: einem guten Witz oder aber mit einer Satire zu überzeichnen und damit zu erfassen, ist
00:14:01: es das?
00:14:02: Ja, genau.
00:14:03: Also ich glaube, man kann auch sagen, dass ich einfach selber viel zu wenig Ahnung von
00:14:06: Politik habe, um so richtig fachlich politische Satire zu machen, aber ich kenne mich halt
00:14:12: super gut mit Menschen aus und die Frage, ob man Kunst und Künstler trennen kann, ist
00:14:17: ja immer interessant, aber ob man Politik und Politiker trennen kann, das ist eigentlich
00:14:23: so die Frage, mit der ich mich beschäftige, wenn man, wenn man mich anschaut im politischen
00:14:29: Kontext.
00:14:30: Du hast zu diesem politischen Kontext, in dem du dich zum Beispiel für die heute Show
00:14:37: immer mal wieder reingeworfen hast, bums plötzlich standst du rum beim Parteitag der
00:14:41: AfD oder so, dazu hast du in dem Podcast bei euch, als ich dazu Gast war, gesagt, du
00:14:47: sei es eigentlich Konfliktscheu und wolltest auch nicht in die Situation geraten, dass
00:14:56: auffällig wird, dass du vielleicht darüber jetzt gar nicht bis ins allerletzte Detail
00:15:01: Bescheid weißt, wenn gleich ich dir das nicht glaube, dass das so ist, aber lass mir es
00:15:05: einfach mal so stehen, wenn du so Konfliktscheu bist und wenn dich da Gedanken plagen wie
00:15:13: der eben geschilderte, wie schaffst du es dann trotzdem da voll rein zu gehen mit der Vorbereitung
00:15:18: von eben oder wie machst du es?
00:15:20: Ich habe natürlich die Vorbereitung und ich habe natürlich auch den riesigen Vorteil,
00:15:25: dass ich die Leute auf einem ganz anderen Fuß erwische als der, den sie geplant haben,
00:15:31: auf dem sie stehen werden.
00:15:32: Also wenn sie da ein Parteitag haben und dann wissen sie, jetzt ist irgendwie gerade jetzt
00:15:36: beim AfD-Parteitag, gab es irgendwie einen Vorfall und dann war es wichtig, wo der Täter
00:15:42: herkommt und dann wird nur darüber geredet und dann spreche ich ja über was ganz anderes,
00:15:47: dann haben die Leute schon mal diese Schubladen im Kopf nicht auf.
00:15:51: Manchmal ist es ja so, dass man einfach nur schlagfertiger ist, weil man selber die Schublade
00:15:56: schon aufgemacht ist.
00:15:57: Ich spreche jetzt einfach nur noch über Schubladen, ich liebe das.
00:15:59: Wir können den Podcast so nennen, ja.
00:16:03: Schubladen mit Anneville.
00:16:04: Draw your draw.
00:16:08: Nee, aber also manchmal ist es ja einfach so, dass man eine rhetorische Dominanz ausübt,
00:16:15: in dem man selber schon weiß, um was es gehen wird, eigentlich fast immer es ist so und
00:16:20: das ist auch das, was mich zutiefst nervt an der politischen Debatte, nicht nur in Deutschland,
00:16:26: sondern eigentlich überall, dass es halt irgendwann, und zwar sehr, sehr früh schon ab dem dritten
00:16:31: Satz immer nur so ein Phrasengedresche wird, wo es letztlich auch fast nicht mehr zuzuordnen
00:16:37: ist, wer was von welcher Partei zu welchem Thema gesagt hat, weil es einfach immer nur
00:16:41: so ist, ja, wir müssen vorne rein und das Tor hinten und da waren wir stark und jetzt
00:16:45: müssen wir aber noch mal Gas geben.
00:16:46: Und das ist einfach, ja, ich finde, das ist irgendwie undemokratisch, wenn man so mit
00:16:52: nicht offenen Karten spielt und auch nicht über Schwächen reden kann.
00:16:57: Finde ich gut, also klar kann das funktionieren, dass du da was offen legst, was dort zum Beispiel
00:17:05: auf dem Parteitag manche einer hinter so und so viele Floskeln zu verbergen versuchte,
00:17:11: gleichzeitig bringst du diese Menschen ja in hoch unangenehme Situationen, dann ist
00:17:16: es gut gelungen, wenn sie in Bedrängnis geraten, glaube ich, und wenn du das hast, was du gerade
00:17:21: genannt hast, die rhetorische Dominanz.
00:17:24: Ich halte es immer so, dass ich finde, Fußball und Politik, das sind ernste Sachen, weißt
00:17:30: du, die darf man nicht verraten, du darfst Witze darüber machen, du darfst den Gegenstand
00:17:35: aber nicht verraten, finde ich, weil am Fußball, hast du beim DFB gestern wieder gemerkt, aber
00:17:42: auch sowieso merkst du, was da gerade wieder los ist, da geht es für viele Menschen um
00:17:46: ganz viel und Politik, entscheidet Dinge, die ultrarelevant sind für den Alltag von
00:17:53: Menschen.
00:17:54: So wie kriegst du das jetzt hin, dass du trotzdem rhetorisch dominant bist, aber jemand nicht
00:18:01: so weit an die Wand klatscht, dass der lächerlich wirkt?
00:18:08: Ich glaube, das Wichtige ist halt, dass die Leute merken, und das war mir immer schon
00:18:13: wichtig, dass ich eigentlich da bin, um Humor mit den Leuten zu machen.
00:18:17: Ich will nicht Leute in die Pfanne hauen, ich will gar nicht, dass Leute denken, oh Mist,
00:18:21: jetzt kommt da die Brugger wieder mit ihrem Mikrofon, dann habe ich gar keine Chance mehr.
00:18:25: Und das war wirklich zu 100% bewusste Entscheidung, reinzugehen und zu sagen, ich will mir niemanden
00:18:33: vergraulen.
00:18:34: Also jede Person, die schon mal mit mir vor einer Kamera gesprochen hat, soll sich nächstes
00:18:38: Mal freuen, wenn sie mich sieht, weil ich ihnen eine Hand reiche und sage, hey, du hast jetzt
00:18:43: mal die Möglichkeit aus deinem Politikssprech auszubrechen und dich von der Seite zu zeigen
00:18:48: von einem Millionenpublikum, die du sonst nicht darstellen kannst, weil du müsstest dir ja
00:18:55: selber eine Rampe bauen, also wie soll das überhaupt funktionieren, innerhalb einer
00:18:58: politischen Rede sich selber eine Rampe bauen, um sich als nicht nur politisch tickendes Wesen
00:19:04: darzustellen, das geht ja gar nicht.
00:19:05: Und ich bin dann eigentlich wie so ein Adapter, der kommt und sagt, hey, du hast doch auch
00:19:10: noch andere Facetten, let's talk about this.
00:19:12: Und dabei dann trotzdem noch die rhetorische Dominanz zu warnen, mache ich glaube ich, indem
00:19:17: ich einfach mich auf im Kern philosophische und menschliche Themen fokussiere und sage,
00:19:24: na gut, am Ende des Tages ist es zwar was Hochpolitisches und auch was, wie du zu Recht
00:19:29: sagst, was man ernst nehmen sollte, also wenn man jetzt irgendwie sagt, ja plötzlich kostet
00:19:34: eine Milch 12 Prozent mehr, aber im Kern ist es ja trotzdem eine menschliche Frage, willst
00:19:39: du, dass Leute, die weniger haben, mehr haben oder willst du, dass alle, die schon viel haben,
00:19:45: viel haben?
00:19:46: Ja oder noch mehr haben, verstehe ich.
00:19:50: Und wie gelingt dir das, dass du sagst, ich möchte, dass die Menschen mich dann später
00:19:56: auch gerne wieder treffen, wenn du dann, ich komme auf das Beispiel zurück, bei einem
00:20:02: AfD-Parteitag bist?
00:20:03: Ja, also ich glaube bei der AfD kommt man wirklich in Sachen Menschlichkeit an seine
00:20:11: Grenzen, weil es einfach sehr, sehr schnell ersichtlich war, dass das, was die Partei so
00:20:18: attraktiv macht für viele Leute, auch dieses bewusste Ausblinden der Menschlichkeit ist.
00:20:23: Also dass man sagt, wir sind halt gegen XYZ und nicht, wir sind im Kern für Kernwerte
00:20:31: und das ist ja eigentlich was Menschenverachtendes.
00:20:33: Trotzdem würde ich jetzt sagen, dass ich nicht nur unfair mit zum Beispiel der Alice Weidel
00:20:39: umgegangen bin, indem ich sie einfach in den Kontext von jetzt einem ganz speziellen Beispiel
00:20:45: da, als ich sie in Berlin getroffen habe, habe ich hier einen Witz erzählt und ihr die
00:20:48: Möglichkeit gegeben, auf einen Witz zu reagieren und ich finde, wenn man jemandem dabei zuschaut,
00:20:52: wie er oder sie auf einen Witz reagiert, dann ist das auch schon Raum für Menschlichkeit.
00:20:57: Ja, hat sie nicht so gut gekonnt, ne?
00:21:00: Überraschung, bei der Aufgabe, einen Humanoiden zu imitieren, ist alles beide nicht so tippitoppi
00:21:08: weggekommen.
00:21:09: Würdest du das noch machen, satirische Interviews mit AfD-Politiker*innen oder ist es auf eine
00:21:16: Art für dich auserzählt?
00:21:18: Nee, ist vorbei.
00:21:19: Also ich habe sehr bewusst auch aufgehört für die heutige Show zu arbeiten, weil ich
00:21:23: einfach gemerkt habe, hey, also irgendwie mein politisches Verständnis ist halt nicht
00:21:28: so tief, dass ich das ganze System umkrempeln könnte mit der Kunstform, die mir da halt
00:21:34: zur Verfügung steht.
00:21:36: Und ich glaube, dass je mehr man sich damit befasst, desto ernster nimmt man eigentlich
00:21:41: dann das Thema und dann geht auch der Humor so ein bisschen flöten.
00:21:44: Kann passieren, wie war dein Gespräch mit Angela Merkel?
00:21:47: Da warst du ja dann plötzlich wieder in einer solchen Situation, die komplett anders angelegt
00:21:52: war als das, was du gemacht hast, etwa am Rande von Parteitagen oder eben für die heutige
00:21:58: Show, sondern das war ja ein wirklich langes, in die Tiefe gehendes Gespräch mit der ehemaligen
00:22:05: Bundeskanzlerin.
00:22:06: Das verbindet uns eben auch neben dem, sich um Abgabetermine zu drücken, zu spät zu kommen
00:22:13: und so was.
00:22:14: Da haben wir ein gemeinsames Erlebnis gehabt im vergangenen Jahr, weil wir beide die Ersten
00:22:18: waren, die mit Angela Merkel über ihr Buch gesprochen haben.
00:22:24: Ja, wie ist denn der Spruch, wer zu spät kommt, interviewt Angela Merkel?
00:22:29: Genau so geht er gerade.
00:22:32: Hast es ja, wenn man zu spät ist, sie ist ja so richtig pingelig, also sie rastet dann
00:22:36: ja so voll aus, also in ihrem Rahmen, dann sagt sie so, das geht ja gar nicht, wir hatten
00:22:41: noch ausgemacht, um acht geht es los, also ich hatte dann auch noch sie einmal in Zürich
00:22:45: anmoderiert bei der Lesung von ihr und dann hat sie irgendwie um vier nach acht angefangen,
00:22:48: weil da tausende von Menschen da reingeströmt sind, also jetzt ist aber auch mal Zeit, jetzt
00:22:53: müssen wir noch mal anfangen.
00:22:55: Wirklich?
00:22:56: Ja, sie ist richtig unangenehm, berührt gewesen.
00:22:59: Ja, also das habe ich in ihr Leben, weil genau ich habe mich zusammengerissen, ich war dann
00:23:04: auch ultra pünktlich natürlich da.
00:23:06: Ja, ich auch, aber das Publikum nicht und dann war sie so richtig sauer auf so 3000 Leute.
00:23:13: Wie war dieses Gespräch für dich?
00:23:15: Also, wenn du jetzt eben doch auch schon zwei, drei Mal geschildert hast, was übrigens Frauen
00:23:20: ganz gerne so machen würden, Männer nicht machen, dass du sagst, okay, ich bin nicht
00:23:24: knie tief in dieser Materie, das ist nicht mein Zuhause, muss es ja auch gar nicht sein,
00:23:32: dann gehst du da aber hin und interviewst eine Frau, die schwer zu interviewen ist.
00:23:39: Ja, die ist wirklich sehr schwer zu interviewen, ich glaube bei Angela Merkel gibt es so ein
00:23:44: paar Sachen, die man halt auch vorher nicht üben kann, also erstens mal ist sie halt einfach
00:23:50: Angela Merkel.
00:23:51: Das ist ja wie Freddie Mercury, man denkt so, ist das echt, passiert es jetzt gerade
00:23:58: wirklich, das ist einfach larger than life, dann kommt noch dazu, dass sie wahnsinnig
00:24:04: schlau ist.
00:24:05: Also es ist wirklich eine der intelligentesten Personen, die ich jemals treffen durfte und
00:24:10: dann das Gepart mit diesem brutalen Understatement, was aber trotzdem auch, also was man jetzt
00:24:17: nicht verstehen darf, als, ja, die ist dann so voll chili willy und kommt dann irgendwie
00:24:21: auf einem Longboard rein und trinkt noch so ein Boba-Tee, sondern es ist wirklich eher
00:24:26: so, naja, ich bin jetzt hier, ah ja, ich bin die krasseste Person der Welt, nö, ich habe
00:24:30: aber nur irgendwie, also ich habe keine Security, ah ja, nur da sind halt so zwei Polizisten
00:24:34: irgendwie 100 Meter hinter mir, die passen halt so auf, aber die müssen eigentlich nicht
00:24:38: arbeiten, weil ich könnte dich theoretisch auch mit meinem kleinen Finger töten.
00:24:41: Also man weiß nie, man weiß irgendwie nie, ist sie jetzt die krasseste oder ist sie einfach
00:24:47: eine von uns und ich glaube, sie hat es auch richtig drauf so reinzukommen und dann dieses,
00:24:55: diesen Wow Moment genau richtig lang auszuhalten, wo alle so denken, was ist das wirklich, Angela
00:25:03: Merkel, what is happening und dann halt so hardcore entwaffnend zu sein und zu sagen,
00:25:09: oh, ich habe nur ein paar Kekse gemacht, also das hat sie jetzt nicht wörtlich gesagt,
00:25:12: aber so kommt es dann rein und deswegen ist es schon mal schwer emotional, sie zu interviewen,
00:25:19: dann ist es logistisch natürlich irgendwie schwer, sie zu interviewen, weil du halt einfach
00:25:22: weißt, so, das wird halt nie wieder passieren, also ich muss, wenn ich irgendwie 40 Minuten
00:25:26: Zeit habe und ich will ein 40-minütiges Interview, was bei uns einfach so war, dann muss ich
00:25:31: jetzt einfach jede Minute genau eins zu eins übersetzen und das Dritte ist, dass sie einfach
00:25:37: schon wahnsinnig viel erlebt hat, also was die ja alles, die war ja schon Ministerin
00:25:41: für alles, Jeans-Ministerin, das ist unglaublich, daran erinnere ich mich auch sehr gut ganz
00:25:48: genau, das war sie auch, in ihrer Denim-Ara. Hat dich das eingeschüchtert? Ja mega, das
00:25:56: war so krass, aber voll komisch, dass das Buch Freiheit von Jonathan Franzen auch 736
00:26:02: Zeiten hat. Ach, habe ich nicht gewusst. Ja, das war das Einzige, was ich irgendwie wusste,
00:26:07: was sie nicht wusste. Sehr gut, das ist nämlich auch eine Taktik, einfach so detailliertes
00:26:15: Fachwissen mitbringen, dass die andere Person es gar nicht wissen kann, weil es auch gar
00:26:18: nicht interessant ist. Genau, das kannst du aber bei ihr dann nur in Fachfremdenbereichen
00:26:24: machen, denn sich auf die wirklich rutschige Rutschbahn zu begeben, Angela Merkel mit
00:26:34: Details zu kommen aus der Politik und sie zum Beispiel sogar korrigieren zu wollen oder
00:26:40: so was, ist glaube ich der größte Fehler, den man machen kann in so einem Interview.
00:26:44: Du musst aber total detaill sicher sein und bei meinem Interview geht da auch gleich
00:26:48: grandios los, indem ich dann sage, ja morgen erscheint das Buch in 30 Sprachen weltweit
00:26:54: und bin froh, dass ich diese Anmoderation unfallfrei durchbekommen habe, um zu sagen willkommen
00:27:00: Frau Bundeskanzlerin oder Frau Merkel oder so und dann sagt sie, ich würde sie gerne
00:27:04: korrigieren, da weil es erscheint nicht gleich in 30, es erscheint schon in 30 Sprachen
00:27:12: weltweit, aber nicht gleich morgen. Oh Mann. Ja, das ist wichtig. Und da habe ich wieder
00:27:19: gesagt, okay, she's back, da ist sie wieder, die sehr, sehr, sehr, sehr detailsichere
00:27:27: Altkanzlerin. Ich will aber zurück, weil du sitzt in diesem Interview in so einem hellblauen
00:27:34: Anzug, hast du Karteikarten vor dir, du hast zugegeben, das hat dich schon gekriegt, der
00:27:40: Moment, wenn sie reinkommt, das war auch nicht ein übliches Tun mit der Altkanzlerin Interviews
00:27:46: zu machen. Schlüpfst du dann in die Rolle einer Interviewerin im hellblauen Anzug mit Karteikarten
00:27:54: vor sich oder warst du dann komplett bei dir? Na, das war auf jeden Fall eine Rolle. Also
00:28:00: es hätte ich auch anders, glaube ich, gar nicht hingekriegt. Ich bin auch im Nachhinein
00:28:04: nicht zufrieden, wie das Interview gelaufen ist. Und es gab auch viele, die gesagt haben,
00:28:09: also vielen hat es gefallen und viele auch in meinem persönlichen Umfeld haben aber gesagt,
00:28:14: da hätte halt einmal noch nachhaken sollen. Ich finde es aber schwierig, das dann zu machen,
00:28:21: weil man muss natürlich auch den Kontext des Interviews sehen. Ich wurde ja vom Verlag
00:28:25: gefragt, ob ich sie für den Verlag als Promoauftritt für das Buch interviewen kann. Das heißt,
00:28:31: wenn ich jetzt irgendwie gesagt hätte, nee, nee, nee, aber Moment mal, sie haben ja doch
00:28:34: nicht so viel fürs Klima getan, Frau Dr. Merkel, obwohl sie ja sehr, sehr fachsicher sind,
00:28:39: wenn es um Wissenschaft geht, dann hätten die das wahrscheinlich rausgeschnitten. Also
00:28:43: es ist halt auch immer schwierig zu sagen, ja, ich drehe jetzt voll den Topf auf heiße
00:28:48: Wasser und dann springt sie nicht raus. Also deswegen würde ich schon sagen, ich habe einfach
00:28:53: irgendwie eine professionelle Person gespielt und mich auch in Anzug gehüllt und gesagt,
00:28:58: jetzt geht die Mama mal ins Büro und danach geht sie wieder in den Schorgengosen an.
00:29:03: Ist Angela Merkel lustig in deinem Empfinden? Angela Merkel ist wirklich eine der lustigsten
00:29:10: Personen. Ich glaube, viel ist halt, weil sie Angela Merkel ist. Also sie muss ja gar nicht
00:29:14: viel machen, um lustig zu sein. Ich glaube, wenn sie sagt, ja, mein Name ist, dann denkt
00:29:20: sich schon ganz Europa so, wow, sie hat es ja mega drauf, weil sie sehr untypisch für
00:29:25: eine Staatsherrin einen Furzgeräusch macht. Aber ich empfinde sie als sehr lustig und
00:29:32: vor allem, wie du sagst, eben sehr detail, fast schon besessen und sie hat eine große,
00:29:39: so ein riesiges Bewusstsein über Dynamiken und das ist eine sehr gute Eigenschaft, wenn
00:29:44: man lustig sein will. Dynamiken von, von was? Sie checkt halt immer sofort, wer in der
00:29:51: Hierarchie wo ist und sie versteht auch immer, was sie jetzt sagen muss damit, welche Gruppe
00:29:58: sich wie fühlt. Ist Friedrich Merz lustig? Oh, Friedrich Merz ist wirklich gar nicht
00:30:05: lustig. Also ich habe ihn mal ein Herz für Kinder mal kennengelernt und habe nur einfach
00:30:09: gesehen, wie seine Frau und er in die Garderobe gegangen sind und mit den Leuten umgegangen
00:30:17: sind, die niemals vor einer Kamera zu sehen sind und das empfand ich als wahnsinnig humorlos
00:30:22: und ja, also wenn man es jetzt sehr nett ausdrücken wollte, würde ich sagen, zweckorientiert.
00:30:30: Welchen Zugang hast du zu Politik über diese Menschen, über die Beobachtung von Spitzenpolitiker*innen
00:30:40: oder welcher Zugang ist das? Liest du ganz viel, schaust du die Nachrichten, ballerst
00:30:47: du dir keine Ahnung Hintergründe rein oder wie machst du es? Lustige Tänze zum Thema,
00:30:55: Demokratie. Ich lese wirklich gar nicht so viel. Also ich bin eher so ein Bulimileser, wenn
00:31:02: ich dann mal ein spezielles Thema verfolge, dann knall ich mir da alles zu rein. Ich mag
00:31:09: Politik eigentlich nur dann, wenn es so ein bisschen anders aufbereitet wird. Also die
00:31:15: Nachrichten, das kriege ich schon mit, aber ich bin jetzt auch nicht so jemand, der sagt,
00:31:19: ich muss dann immer die Tagesschau schauen, weil sonst weiß ich ja gar nicht, was da alles
00:31:23: passiert. Aber ich mag es eigentlich immer, wenn man in klein Detail das große Ganze
00:31:30: erkennt. Aber wenn dann so Leute irgendwie versuchen, drüber zu reden, was denn jetzt
00:31:33: schon wieder alles nicht gut läuft, das ist mir oft einfach zu, ja, also im Kern eigentlich
00:31:39: langweilig, weil es offenkundig auch nicht zu was führt. Findest du da Stoffe für deine
00:31:46: Programme und für deine Kunst in der Politik? Ja, ich würde eher sagen die Politik und
00:31:53: ich, wir finden unsere Stoffe in der Welt. Im Realitätsbezug. Ja, oder im Realitätsverlust
00:32:03: manchmal auch. Also ich will jetzt tatsächlich fürs nächste Programm eine Nummer machen
00:32:08: zu steuern, weil ich ja als Schweizerin nach Deutschland gezogen bin, was ja Charity ist.
00:32:14: Und ich finde, sehr, sehr gerne, sehr gerne. Also wenn ihr die kaputten Schulen anschaut,
00:32:20: ohne mich wäre das nicht möglich. Nein, aber du bist das Infrastruktur-Sondervermögen.
00:32:28: Ich bin eigentlich das Problem. Also ich bin das Problem, was Deutschland hat, aber auch
00:32:33: die Lösung. Ja, aber das ist ja das Schöne an Politik. Sie kann ja die Probleme und
00:32:37: die Lösungen bieten und manchmal kommt es sogar von derselben Seite, dass dann plötzlich
00:32:42: der Verkehrsminister dran schuld ist, dass die Bahn so schlecht dasteht. Also ich finde
00:32:47: schon glaube ich Themen in der Politik, aber viel mehr interessiert mich halt so die Welt
00:32:53: und wie die Leute sie wahrnehmen. Also ich merke auch, dass das gerade so eine mini kleine
00:32:58: Schaffenskrise in mir auslöst, dass ich das Gefühl habe, ich bin immer mehr in einer
00:33:03: Position, durch die die Leute mich auch, also in die die Leute mich auch ein bisschen drängen,
00:33:09: dass ich nicht mehr Teil der Bevölkerung so richtig sein kann. Also ich fahre halt
00:33:15: selten irgendwie zweite Klasse mit dem Regio fünf Stunden rum und das habe ich früher
00:33:20: nur gemacht. Du hast das schöne Wort oder die schöne Formulierung dazu gesagt, in einem
00:33:26: der Artikel, die ich über dich las, dass du gesagt hast, ich brauche aber auch nicht
00:33:30: kuratierte Begegnungen. Und da hast du auch angespielt darauf, dass du manchmal im ICE
00:33:37: sitzt und dann auch ganz blöde Situationen erlebt hast mit Menschen, die da ganz distanzlos
00:33:42: waren, selbst als du stillend im Kinderabteil oder im Mutter-Kinderabteil oder Eltern-Kinder
00:33:48: keine Ahnung, wie heißt denn das Abteil? Das wäre übrigens dann super, wenn man die
00:33:51: Kleinkind-Bereichheit ist. Wenn man den Busen am Daumen hätte, dann könnte das Baby einfach
00:33:56: am Daumen nuckeln und würde genährt werden. Stimmt, warte, jetzt haben wir es. Jetzt ist
00:34:02: doch eine sehr, sehr gute Idee geworden. Ja, vollkommen richtig. Also nochmal, du hast
00:34:07: das erzählt, dass dir im ICE da z.B. blöde Sachen passieren und hast dann gesagt, dass
00:34:14: dein Mann Thomas dir rät einen Fahrrad zu nehmen. Dann hättest du aber, sagst du, in
00:34:18: diesem Gespräch zumindest, keine Begegnungen mehr, die zuvor nicht kuratiert wären, sprich
00:34:25: dann setzt du dich überhaupt nicht mehr mit der Welt auseinander und verlierst ja auch
00:34:29: letztlich den Realitätsbezug, den du wahrscheinlich für deine Programme brauchst.
00:34:35: Ja, also das sehe ich ja auch als riesiges Problem, was Spitzenpolitiker*innen und mich
00:34:41: irgendwo auch vereint. Also wir hatten neulich auch Gregor Gizzi im Podcast und dann hat
00:34:46: er groß irgendwie erzählt, dass er ja auch mal ein Arbeiter war und irgendwie bei der
00:34:50: Kartoffelernte geholfen hat. Dann denkt man sich ja gut, aber das ist ja wirklich 200.000
00:34:55: Jahre her und damals warst du ja noch nicht der Gregor Gizzi, der in den Leuten das ausgelöst
00:35:01: hat, was er jetzt auslöst. Und jetzt als Gregor Gizzi, der du jetzt bist, weiß ich nicht,
00:35:07: ob du überhaupt richtig am Leib nachvollziehen kannst, was für ne Bevölkerung das eigentlich
00:35:12: ist, die du zu verändern und vertreten versuchst. Und das sehe ich halt wirklich als riesiges
00:35:20: Problem. Man sagt ja auch immer too much comfort slowly kills you, dass diese wahnsinnige Anstrengung,
00:35:27: die dann da mit ein herkommt, normale Momente zu kreieren. Also einfach wirklich nur einfach
00:35:33: mal irgendwie zum Bäcker zu gehen und sich da was zu holen und dann irgendwie von der
00:35:37: Nachbarin zu hören, oh ja, jetzt hat mein Mann sich die Hüfte gebrochen. Das sind Momente,
00:35:42: die irgendwann nicht mehr entstehen können und die man dann erst zu schätzen weiß, wenn
00:35:48: sie weg sind. Das löst in mir eine tiefe Krise aus, wenn ich denke, dass ich sowas nie wieder
00:35:55: haben werde.
00:35:56: Nun, seid ihr aufs Land gezogen? Da hast du das wahrscheinlich doch. Also da musst
00:36:01: du dich doch glaube ich nicht so verstecken, wie du es vielleicht dann schließlich in
00:36:04: Köln, wo du vorher gewohnt hast. Vielleicht musst du es, mein gleiches Jahr finde ich
00:36:09: bin Kölnerin, dass das saunette und super lässige Menschen sind. Aber das musst du als saunette
00:36:16: und lässige Person natürlich jetzt sagen. Offenlässige Person, möchte ich noch sagen.
00:36:22: So offenlässig.
00:36:25: Nee, aber ja, also Kölner ist super, Kölner sind menschlich wirklich super. Genau und
00:36:33: viele sagen halt, oh na, ich könnte nie in einem kleinen Dorf leben, weil dann kennt
00:36:37: ja jeder jeden. Aber das Schöne ist, allen geht so wie mir. Also jede Person kennt jede
00:36:44: Person und weiß immer gleich, ja du hast so mit Vornamen und so mit Nachnamen und dein
00:36:49: Vater hat jetzt Leukämie oder keine Ahnung. Also es ist immer gleich klar, ja die Nachbarin
00:36:54: von denen hatte jetzt eine Abtreibung und da fetzt man uns jetzt das Maul oder auch positive
00:37:00: Sachen, ja cool, du hast jetzt eine Gießkanne gespendet an den Friedhof und deswegen ist
00:37:07: jede Person so ein bisschen ein Celebrity auf dem Land und das genieße ich sehr. Aber
00:37:12: ja, also über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, heißt ja auch sich aus der Komfortzone,
00:37:19: also auch außerhalb der Leute, die man kennt und die einen kennen zu bewegen.
00:37:22: Du hast dir damit ja zwar einen Schutzraum geschafft, aber dein Realitätsbezug oder
00:37:30: das, was du so mitkriegst von der Welt dann doch auch auf eine Art verengt, weil das dieses
00:37:35: kleine übersichtliche Örtchen da ist. Ja, also ich denke der Umzug von der Stadt aufs Land ist
00:37:43: ein bisschen so wie wenn man so in der Serie mitspielt, wo mit einem ganz klar abgesteckten
00:37:49: Cast und jetzt sprechen halt alle hessisch, also es sind jetzt einfach, man guckt sich auch so
00:37:55: Leute an und so, vielleicht ist das auch eine Sache, die mit zunehmendem Alter einfach kommt,
00:37:59: aber man guckt sich immer mehr Leute an und denkt sich, ich kenne dich schon, also du musst
00:38:03: wirklich gar nichts sagen, ich weiß alles über dich. Es ist nur die Frage der Fußballverein,
00:38:08: für den du brennst, ist der jetzt irgendwie blau oder schwarz und sonst weiß ich aber alles über
00:38:15: dich und auf eine Art ist es da glaube ich ein ganz normaler Prozess, der nicht nur bei Person der
00:38:21: Öffentlichkeit so stattfindet, dass man irgendwann einfach sagt, ich muss jetzt reduzieren den Input,
00:38:26: trotzdem versuche ich es halt so divers wie möglich zu halten, ich glaube das geht halt nur auf dem
00:38:30: Land. Und wie politisch ist deine Kunst nun? Gehst du da voll rein in diese, dass du dir ein
00:38:40: Thema greifst, du hast gesagt, für das neue Programm planst du das, indem du übersteuern,
00:38:45: klassischer Gag-Lieferant glaube ich, dass du darüber sprechen willst oder umläufst du die
00:38:55: Politik insofern, als dass du vorrangig, ja, wenn ich das richtig beobachte, über dein Leben,
00:39:03: dein, deine Familie, das Zusammenleben mit zwei klitzekleinen Kindern, mit der, darüber wie du
00:39:10: dennoch deine Karriere vorantreiben kannst und so, dass du darüber sprichst, also gleichsam
00:39:18: mittelbar ein politischen Zugang hast, aber nicht dezidiert in einzelne Ereignisse oder was
00:39:26: Entscheidungen reingehst. Also ich glaube, es gibt verschiedene Schulen der Stand-up Comedy und so
00:39:34: wie ich sie auslebe, ist sie auf jeden Fall eine sehr, sehr subjektive Kunstform. Also es geht
00:39:39: wirklich einfach um mich und es geht um Geschichten, die so banal wirken auf den ersten Blick, dass man
00:39:46: denkt, das kann ja gar nicht gescriptet sein, weil so eine Geschichte würde sich ja inhaltlich gar
00:39:53: nicht lohnen aufzuschreiben und dann wird die Geschichte aber immer dramaturgisch anspruchsvoller
00:40:00: und man merkt dann auch vielleicht, wenn das Programm 90 Minuten dauert, dass in Minute 80
00:40:05: plötzlich eine Referenz gemacht wird, die ohne die Information nach Minute 12 nicht verständlich
00:40:11: gewesen wäre und das macht es dann umso lustiger. Also ich glaube, die Kunstform Stand-up Comedy
00:40:16: lebt davon, dass sie so wirkt, als würde sie sich nicht mit großen Themen befassen und was mir
00:40:24: persönlich am wichtigsten ist, ist, dass ich nicht belehrend rüber komme. Also das finde ich so
00:40:28: unangenehm, wenn ein Comedian sich auf die Bühne stellt und dann irgendwie so wirklich so unironisch
00:40:37: sagt und ich finde, Nazis blöd und man denkt so, dafür habe ich jetzt irgendwie 39 Euro ausgegeben,
00:40:44: um diese Information zu kriegen. Also das ist ja eine Baseline, von der wir ausgehen, dass wir das
00:40:49: alle denken, bevor wir uns überhaupt eine Karte kaufen für Hazel. Also dieses Preaching to the
00:40:55: choir, das finde ich ganz, ganz ekelerregend und was ich mir jetzt für dieses Programm vorgenommen
00:41:02: habe, ich lade dich übrigens sehr, sehr gerne ein, jetzt spoiler ich natürlich ein bisschen was, aber
00:41:06: ich habe mir vorgenommen, über eine große politische Person zu sprechen in einem Kontext, der die
00:41:12: Person menschlich machen soll, aber ohne, dass es, also es aber offen lässt, ob das positiv ist oder
00:41:22: nicht. Also wo man dann sagen kann, ja finde ich jetzt besser als vorher oder finde ich schlechter
00:41:26: als vorher und ich habe eine Nummer, ich sage es jetzt einfach, wo ich mir überlege, mit welcher
00:41:31: Frau ich mir vorstellen könnte, Sex zu haben und es ist alles weidel. Und dann geht es halt eine
00:41:37: Viertelstunde drüber, wie das wäre. Es geht in dein Programm oft um Lesbisch sein. Also es ist
00:41:45: wirklich unangenehm, es ist eigentlich, wenn falls mein Mann, also wir hoffen es wirklich nicht,
00:41:53: aber wenn, ich habe schon zu Thomas gesagt, wenn, falls du irgendwann mal vor mir stirbst,
00:41:57: dann bin ich ein ganzes Jahr lang traurig und dann würde ich aber wieder anfangen,
00:42:02: glücklich sein zu wollen erst nach einem Jahr. Und falls ich dann mit einer Frau zusammen bin,
00:42:06: dann gibt es einfach so viel Evidence, dann sage ich, das wäre immer schon klar. Aber im Moment,
00:42:13: also in mir richtet sich nichts danach aus. Aber dafür nimmst du das Thema oft, also du musst
00:42:20: ja nicht. Ja, aber die Frage, ich muss wirklich nicht, aber ich meine die Frage, ob Sex mit alles
00:42:25: weidel überhaupt noch irgendwas Positives an sich hat, das ist ja wirklich fast schon philosophisch.
00:42:31: Also da löscht es einem ja dermaßen ab, finde ich persönlich als Privatperson. Da bleibe ich
00:42:40: gerne. Wie politisch ist deine Kunst? Das versuche ich herauszufinden und da haben wir jetzt schon,
00:42:50: hast du jetzt schon eine Menge zugesagt. Jetzt bin ich aber gerade durch Alice Weidel und was du
00:42:57: dir da alles so vorstellt, so ein Ausmal oder so verwirrt. Ja, es ist nämlich verwirrend. Es ist
00:43:03: nicht, es ist nicht erregend. Es ist auch nicht ekelerregend. Das ist einfach nur so, dass man
00:43:09: denkt so, hm, weiß ich jetzt nicht, wie ich das finden soll. Weil ich glaube, sorry,
00:43:17: das ist jetzt wieder sehr vulgär und so. Aber gut gebummste Politiker und Politikerinnen machen
00:43:25: bessere Politik. Weil ich glaube, dass sie geerdeter sind. So, jetzt haben wir verstanden, wie dein
00:43:31: Zugang zu Politik ist. Wabberfall. Ja, ich seh Wabber. Sehr animalisch. Also vorbildlich gerade
00:43:40: zu. Nein, aber also sorry, wenn das jetzt nicht genau dein Metier ist, auf dem du über Politik
00:43:45: oder die ausführenden Leute derer sprechen möchtest, aber würdest du nicht sagen, dass man
00:43:51: sich grundsätzlich freuen kann, wenn Leute sexuell erfüllt sind? Also ich
00:43:58: ich achte darauf, ob Menschen glücklich auf mich wirken, wie sich das erklärt, interessiert
00:44:03: mich dann ehrlich gesagt nicht. Da würde ich sagen, das ist mir zu privat. Das geht mich
00:44:08: nichts an. Echt? Wirklich? Du würdest sagen, das ist dir schon zu privat. Ja, absolut.
00:44:15: Und das ist ja auch die Frage, wie man das angeht. Du sagst, deine Form der Kunst kann
00:44:23: nur so funktionieren, dass du sie aus dir nimmst, aus dem, was dich ausmacht, was du erlebst
00:44:29: in deinem unmittelbaren Umfeld. Wie es ist, zwei kleine Kinder zu haben, trotzdem die eigene
00:44:35: Karriere voranzutreiben. Das nimmst du dir und sprichst darüber. Jetzt könnte man ja
00:44:41: aussagen oder vielleicht soll ich das anders formulieren, was wären deine Kinder dir dazu
00:44:45: etwas wann sagen oder anders. Wie fest rechnest du damit, dass die sagen, sag mal, geht's noch?
00:44:53: 100 Prozent. Also die sind beide, wir haben das große Glück, aber manchmal ist es momentan
00:44:59: auch so ein bisschen der Fluch, dass die sehr schlau wirken. Man sieht sich ja einfach nach
00:45:06: so einem Kind, was in der Ecke sitzt und ein Stein lutscht und glücklich ist. Aber damit
00:45:11: sind wir nicht gesegnet. Nee, aber ich finde, das ist ja schon was, wo ich mir viele Gedanken
00:45:19: zu gemacht habe und auch immer noch mache. Aber ich würde sagen, der Prozess, sich Gedanken
00:45:24: dazu machen, hat schon wieder ein bisschen abgenommen, weil das ist eine Grundsatzfrage,
00:45:29: die ich jetzt auch mit meinem Schaf irgendwie beantwortet habe. Und wenn ich sie mir jetzt
00:45:33: jeden Tag neu so richtig von Kern auf stellen würde, dann wäre das einfach Energieverschwendung.
00:45:39: Aber ich finde schon, dass meine Kunst dermaßen mit mir als Person verknüpft ist, dass es
00:45:46: gar nicht geht, dass mein Leben als Mensch und Mutter da rausgehalten wird. Trotzdem versuche
00:45:55: ich, ganz hardcore so zu leben, dass mir eigentlich nichts zum Vorwurf gemacht werden kann später.
00:46:03: Klar, das versuchen alle Eltern und dann wird es genau das beim Therapeuten ausgeschlachten.
00:46:08: Meine Mutter hat immer die Brote so geschnitten wie ich sie wollte und deswegen kann ich
00:46:14: jetzt im Arbeitsmarkt nicht bestehen, weil da gibt es gar keine Brote. Aber was ich damit
00:46:20: sagen will, ist, ich zum Beispiel in unserer Firma versuche ich schon, so eine Chefin zu
00:46:24: sein, wie ich es auch in der Welt sehen möchte.
00:46:27: Ohnehin, ich meine, das ist hochpolitisch, worüber du da sprichst. Du sagst, dass du im Spiegelinterview
00:46:34: jetzt im Mai gesagt hast, du willst, dass Mutter sein sichtbarer wird in der Gesellschaft. Und
00:46:41: zwar dann ja mit dem Zugang, den du hast, den du lebst und von dem sich manch eine und
00:46:51: dann eben immer alle, die damit dranhängen, alle Partner*innen, abgucken können, wie
00:46:56: man es hinkriegen kann, eben das Großthema, Vereinbarkeit von Beruf und Familie irgendwie
00:47:04: zu lösen. Und das dann in einem Beruf wie deiner, der irrsinnig viele Reisen und all
00:47:11: das verlangt, der natürlich und der, weil du nicht irgendwas abarbeitest, sondern dich
00:47:17: mit voller Leidenschaft auf Bühnen stellts, einfach auch so dann noch irre viel Kraft
00:47:23: kostet. Das muss man ja erstmal alles hinkriegen und dann bist du ganz sicherlich vielen ein
00:47:28: Vorbild.
00:47:29: Ja, also das würde mich total freuen, wenn es so ist. Ich denke schon, dass sich hoffentlich
00:47:35: die Leute da irgendwie was rausschneiden können. Ich versuche halt auch so offen wie
00:47:40: es geht, damit umzugehen oder das anzusprechen, dass ich ja wahnsinnig viel Hilfe habe. Also
00:47:45: wir haben ja eine Nanny, die uns noch hilft, wenn ich auf Tour bin, die dann zu Hause ist
00:47:49: oder die auch mitkommt, weil sonst wird es ja einfach gar nicht funktionieren. Wir haben
00:47:52: jemanden, der uns im Haushalt hilft, auch wenn sie gerade in den Ferien ist, bitte komm
00:47:57: endlich zurück, wir sterben. Ja, aber ich glaube so dieses Day to Day Life, dieses Level
00:48:08: an Anstrengungen, das sehen halt viele, die Politik machen nicht. Das ist halt einfach
00:48:14: so wichtig ist, wie deine Woche aussieht, aber wie dann dein Weihnachtsfest aussieht.
00:48:20: Das ist eigentlich egal und das lenkt ja einfach nur davon ab. Also diese großen Leuchtturmprobleme
00:48:26: möchte ich jetzt mal nennen, die dann angesprochen werden, wie irgendwie ja jetzt kommen da noch
00:48:31: irgendwie 20 Leute aus Syrien. Das ist alles on a daily basis, total egal, weil wenn die
00:48:37: Grundstimmung im Leben passt, dann ist alles schaffbar. Und wenn man sagt, ich nehme dich
00:48:45: da ernst, wo nichts passiert, dann kann ich auch mit dir arbeiten, wenn mal was passiert.
00:48:51: Aber das interessiert halt einfach niemanden. Dieses mega langweilige "Ja, was, du hast
00:48:56: jetzt ein zweites Kind und jetzt kannst du irgendwie nicht mehr joggen gehen, weil du
00:48:59: dir dabei in die Hose pinkelst. Ja, das ist mir noch scheißegal, weil ich habe Bärmutter."
00:49:04: Du hast in diesem Spiegelinterview, dass du da im Mai gegeben hast, was ganz Interessantes
00:49:12: gesagt, wo ich gedacht habe, das wüsste ich alles gerne genauer, warte ich lese dir das
00:49:16: und unseren Hörer*innen mal vor. Da sagst du über dich, die Hazel auf der Bühne haut
00:49:21: natürlich absolutismen raus, die ich im Alltag nie sagen würde. Etwa, dass es Menschen ohne
00:49:27: Kinder unmöglich sein nachzuverziehen, was die Achterbahnfahrt Elternschaft eigentlich
00:49:32: bedeutet. Es heißt ja, Fernsehen sei der große Flachmacher und das gilt auch für Comedy-Shows
00:49:39: für vor tausenden Leuten. Trotzdem kann ich versuchen in die Flachheit, kluge Sachen
00:49:45: reinzuhämmern. Ich mochte Flachmacher und die Flachheit, in die du kluge Sachen reinhemmerst.
00:49:54: Wie machst du das und was ist die kluge Sache, die du reingehemmert wissen willst? Eben hast
00:50:00: du ja erzählt, dass dein Programm gerne dann mal so aufgebaut ist, dass bei Minute,
00:50:06: ich weiß gar nicht, was war es, zwölf kommt was vor, was ich in Minute 80 dann gleichsam
00:50:13: in den Großgedanken vollendet. Ja, also der Flachmacher ist natürlich einfach, dass
00:50:22: man nur für schwarz oder weiß offene Ohren hat. Nur da an das wird man sich erinnern,
00:50:27: weil man ist ja dermaßen mit Details überflutet die ganze Zeit, dass man sicherlich nicht
00:50:34: noch offen ist für Nuancen, wenn man nach einem ganzen Arbeitstag sich um 20 Uhr bis 22
00:50:40: Uhr eine Witze-Show reinpfeift. Ich glaube aber, wenn man über nuancierte Themen kontrastreich
00:50:49: spricht, dann kommen am Ende trotzdem noch Nuancen bei den Leuten an.
00:50:53: Und welche Sache ist das, die dich da hauptsächlich treibt? Also Elternschaft ist ein Ding, Vereinbarkeit
00:51:01: ist ein Ding, die Haltung zum Leben ist es vielleicht dann so groß philosophisch auch
00:51:05: schon. Was ist das, was du da an kluger Sache reingehemmert wissen willst?
00:51:11: Ich glaube für mich ist in diesem Programm immer noch wach und also da rührt auch so
00:51:18: ein bisschen der Titel her, weil es gab eine Phase in meinem Leben, wo ich nachts einfach
00:51:23: nicht schlafen konnte, wo ich wahnsinnig müde war, was dann letztlich als Depression
00:51:27: diagnostiziert wurde. Diese komische von innen aber auch von außen auferlegte Druck immer
00:51:35: nicht nur genügen zu müssen, sondern mehr als das und letztlich dann unter diesem Druck
00:51:43: gar nicht mehr zu funktionieren. Also das heißt, wenn die Ansprüche zu hoch sind, dann
00:51:47: wird man so krass dran scheitern, dass man nicht mal mehr das Mittelmars erreicht. Und
00:51:51: ich glaube den Leuten so ein bisschen diese Angst zu nehmen und einfach zu sagen, das
00:51:58: passt schon so, dass wenn das das ist, was die Leute aus der Flachheit mitnehmen, dann
00:52:05: wäre das für mich schon mal super.
00:52:07: Es geht da noch weiter im Spiegel, das fand ich auch total interessant. Da sagst du Humor
00:52:15: werde oft demokratisch verstanden. Jeder, der an den Richtigen also mehrheitsfähigen
00:52:20: Stellen lacht, hat ihn, aber das ist falsch. Ich mache meinen Job jeden Tag, jede Woche,
00:52:26: jeden Monat, seit fast 15 Jahren und ich sage ihnen, es ist kein Zufall, dass die Stimmung
00:52:32: voll witzig ist, wenn eine bestimmte Person im Raum ist. Mehrheitsfähig ist mir da aufgefallen,
00:52:40: was ist gemeint?
00:52:41: Ja, das ist ein bisschen so wie Identity Politics. Also ich habe auch ein bisschen ein Problem
00:52:46: mit Identity Politics, dass man dann irgendwie sagt, ja ich als Mexikaner kann alles entscheiden,
00:52:52: was zum Thema Mexiko oder egal wie jetzt meine Mexikanizität ausgelegt wird. Zu all
00:53:00: diesen Themen kann ich was sagen, denn ich bin als Individuumexperte in dem Gebiet. Und
00:53:06: so ist es mit Humor auch, dass die Leute denken, nur wer Humor versteht, kann ihn auch machen
00:53:13: und das stimmt natürlich nicht. Also nur weil du Wasser trinken kannst, heißt es nicht,
00:53:16: dass du Wasser pumpen kannst. Und ja, es ist einfach viel logische Arbeit. Es ist einfach
00:53:23: nur Trial and Error und wenn es funktioniert, dann machst du noch 100 Mal und dann streichst
00:53:29: dir die 99 schlechtesten Versionen von dem Mitz. So und wie geht das? Wie kann man sich
00:53:35: Humor wirklich erarbeiten? Denn du sagst ja in diesem Zitat auch, du machst es jeden
00:53:41: Tag, jede Woche, jeden Monat, seit fast 15 Jahren und dann wirst ja gerne wie? Wie geht
00:53:48: das?
00:53:49: Also das Wichtigste ist Offensein. Ich glaube, man muss einfach immer offen an Themen rangehen
00:53:55: und das ist auch fast so eine Comedian-Krankheit. Also mit Til Rainers bin ich auch sehr gut
00:53:59: befreundet. Du warst ja auch bei ihm in der Sendung und ich glaube auch mal bei einer
00:54:04: Live-Show mit ihm. Zumindest stammst du auf der Gäste-Liste?
00:54:06: Ja genau, dort auch.
00:54:07: Ich hatte dann da was.
00:54:08: Ja, ich bin zu spät gekommen, da war sie schon vorbei und so.
00:54:11: Ah, ja, alles gut.
00:54:12: Ja, also das ist so ein bisschen eine Comedian-Krankheit, dass man immer so versucht die extremste
00:54:20: Sicht auf die Sachen zu haben. Dass irgendwie einer sagt, ja, ich mag Hosen und dann sagt
00:54:27: man halt entweder, ich finde, jede Person sollte 100 Hosen haben oder man sagt, wie
00:54:33: sehr wohl eine Welt ohne Hosen aus? Also du musst immer gleich in diese Flachmacherdenke
00:54:40: reingehen und dann sagen einfach, für welches Extrem entscheide ich mich? Weil oftmals
00:54:44: ist es auch gar nicht so wichtig, ob du jetzt auf einer Bühne sagst, ich will, dass der
00:54:50: Wels stirbt oder ich will, dass der Wels lebt, sondern wichtig ist, dass du dem Wels eine
00:54:56: möglichst große Bühne baust und dann alles, was als Ratten-Schwanz an dienen hängen könnt,
00:55:02: eben Tierschutz, Umweltschutz, Gunsave, die Bayer, Fleischkonsum, all das, versuchst
00:55:09: du dann noch so reinzustricken, damit die Leute dann da ihren eigenen Take rausstricken
00:55:13: können. Und das ist schon einfach so eine strukturelle Art zu schreiben, die man ganz
00:55:18: klar üben kann, einfach indem man es macht. Aber das Wichtigste ist einfach offen sein
00:55:21: und auch offen sein dafür, dass es die ersten 10 Jahre nicht bezahlt wird und dass man dann
00:55:26: vielleicht auch wieder mal zu seinen Eltern zurückziehen muss. Musstest du das? Musstest
00:55:33: du zurückziehen? Ja, ich musste tatsächlich zurückziehen, weil ich einfach so oft auf Tour
00:55:37: war, dass es sich gar nicht gelohnt hat, noch ein WG-Zimmer zu halten, aber also finanziell
00:55:42: war es schon, also gut, ich meine in der Schweiz sagen jetzt Deutsche so, ja, wie schlecht kann
00:55:47: es schon gewesen sein, wenn du in der Schweiz aufgewachsen bist, aber man ist natürlich
00:55:51: dann da auch ein Opfer der Relativität. Und ja, also ganz viele Jahre, da habe ich nur
00:55:58: gemacht, weil es mir Spaß gemacht hat und ich würde sagen, das ist immer noch so, Gott sei Dank.
00:56:02: Schreiben, ziehst du dich dann zurück, sitzt da, kaust am Bleistift rum und schreibst dieses
00:56:10: Programm oder machst du dir Notizen, gehst dann zum Beispiel in Felix Lobrechts Comedy Club
00:56:17: hier in Berlin und haust es einfach mal raus und probierst dann, welche Gags funktionieren,
00:56:25: weil das habe ich zum Beispiel von Felix gelernt über eure Arbeit, dass du Abend für Abend am
00:56:31: besten auf kleinen Bühnen stehst, um das Timing auszuprobieren, um zu checken, was kommt an,
00:56:37: wo muss ich wie noch von mir aus verzögern, wo muss ich nachschärfen, das wirkt dann nicht so
00:56:44: nach, man sitzt im Kämmerlein und schreibt und du musst sofort raus mit was, was du hast.
00:56:50: Ja, also ich wünschte, ich wäre so jemand, der sich dann so wie Martin Souter einfach
00:56:55: irgendwie hinsetzen, Kaffee neben Schreibtisch und dann sagt, jetzt schreibe ich mal 4 1/2 Stunden,
00:57:02: dann mache ich 40 Minuten Mittag und dann schreibe ich nochmal 40 Minuten und dann ist
00:57:07: der Tag vorbei. Das kann ich nicht. Also ich mache mir Wendern Notizen und ich liebe es einfach
00:57:13: auf der Bühne Sachen auszuprobieren. Also ich habe auch schon mal gesagt, also irgendwo wird
00:57:19: es dieses Zitat vielleicht von mir geben, dass die Bühne und das Publikum eigentlich mein
00:57:24: Instrument ist. Also ich kann das zwar zu Hause in Theorie alles machen, aber das Instrument
00:57:30: spielen kann ich nur, wenn Leute da sitzen, weil Humor funktioniert halt nur mit einem
00:57:34: Resonanzkörper und der Resonanzkörper sind einfach lachende Menschen. Also kann man es sich nur
00:57:39: so erarbeiten, also man muss schon so toll sein wie du, dass man so wichtig ist und dass man
00:57:46: auch vor Publikum auftritt, weil sonst kannst du es ja erlassen. Ja man kann es natürlich auch,
00:57:52: also das Publikum muss ja nicht haptisch sein, das gibt ja auch ganz viele Formen der Comedy
00:57:55: mittlerweile. Gott sei Dank auch, die auf Instagram oder TikTok oder YouTube oder auch im
00:58:01: Fernsehen funktionieren. Aber Humor, also diese Frage ja macht der Baum Geräusch, wenn er umfällt,
00:58:08: wenn niemand im Wald ist, das ist ja genauso wie es ist ein Witz lustig, wenn gar niemand da ist,
00:58:12: um zu bewerten, ob er lustig ist oder nicht. Also Humor, deswegen sage ich ja auch, es wird irgendwie
00:58:18: als was Demokratisches verstanden und ist es auch auf eine Art, weil es ja nur in der Gruppe
00:58:23: funktionieren kann. Aber ja, also ganz am Ende der Lösung dieser Frage bin ich noch nicht angekommen,
00:58:30: aber ich brauche auf jeden Fall ein Publikum. Was machst du dann genau jeden Tag, jede Woche,
00:58:35: jeden Monat, seit fast 15 Jahren? Ich glaube Gedanken äußern und sie versuchen auf eine Art
00:58:42: zu äußern, die es so noch nicht gab. Gedanken, die schon jeder hatte, so darstellen wie noch
00:58:48: niemand sie kennt. Dafür bist du dir dann die Instanz, die sagt, okay, das hat noch niemand
00:58:56: gedacht oder wer ist es dann dein Team, der Thomas. Ich weiß alles über jeden Gedanken,
00:59:04: den jeder schon mal hat. Ja, das sind also Thomas und ich und ja, also wir haben ein Team, die helfen
00:59:12: uns auch wirklich, also super gut, wir haben mittlerweile echt ein total tolles Team, die viel
00:59:17: Spaß GmbH, aber da ist jetzt wenig Kreativarbeit, also vielleicht bei der Grafikabteilung, da ist
00:59:24: schon immer viel kreative Eigenleistung oder auch Schnitt ist natürlich auch etwas, wo man
00:59:28: eine Geschichte nochmal neu erzählen und darstellen kann. Aber so rein inhaltlich auf der
00:59:34: Hardcore humoristischen Ebene sind es Thomas und ich, die uns das überlegen und da brauche ich auch
00:59:39: jemanden, der mir so ein Sparing Partner ist, wie Thomas es sein kann. Du hast den ESC moderiert,
00:59:47: größer geht es ja gar nicht, aber eigentlich muss man auch sagen Klischee beladener und in
00:59:54: bestimmten Abläufen und Erwartungen starrer geht es eigentlich auch nicht, wenn man eine derartige
01:00:03: Mammut Show hinkriegen will. Ein Teil dessen ist, durch die Moderation das auch komplett versägen
01:00:10: könnte, was ein irrer Druck ist, finde ich. Wie hast du es geschafft und das war mein Eindruck,
01:00:18: selbst den ESC zu deiner Bühne zu machen? Also ich glaube der ESC, das ist so groß wie du es auch
01:00:29: schon gesagt hast und so nicht normal. Also ich glaube das ist das Wichtigste, dass man sich
01:00:34: einfach sagt, diese Situation ist nicht natürlich. Es gibt einfach überhaupt keinen anderen Tag und
01:00:40: keine andere Fügung im Universum, wo diese Sachen passieren und eigentlich erwartet niemand was von
01:00:47: mir. Das heißt der Plan B, auf den ich ja vorher schon zu sprechen kam, der einfach sehr sehr gut
01:00:53: sein muss, der Plan B ist ja einfach nicht total scheiße sein. So und wenn man das jetzt einfach
01:01:00: mal, das ist ja immer ein guter Plan. Auch im Leben. Das B steht für Bullshit nicht ganz so doll
01:01:09: ausleben. Trotzdem kann es doch dann sein, dass man in den Tagen davor irgendwann mal die Fassung
01:01:17: verliert und denkt, okay ich hatte diese super Idee, es geht jetzt hier nicht um mich, die warten nicht
01:01:23: auf mich, aber du kannst es trotzdem verkacken. Ja, aber also erstens ist es ja live, also es ist live
01:01:34: vor Publikum. Ja, umso schlimmer, da kann es nichts verkacken. Ja, da kann es, aber dann ist es auch
01:01:40: schnell wieder vorbei. Ne, also ich glaube, dass ich halt in Sachen live tatsächlich sehr viel
01:01:44: Erfahrung habe, die die anderen nicht so haben und ich meine jetzt gar nicht live Übertragung,
01:01:48: sondern 6500 Leute in Basel in der St. Jakobshalle, die Bock haben. Und ich habe auch das Warm-up immer
01:01:56: gemacht und was ich immer versuche, um mich halt abzulenken, ist mich auf das Technische zu
01:02:02: fokussieren. Also ich gehe dann zu den Kameraleuten und frag die, was hast du für eine Kamera? Mit was
01:02:07: für einer Brennweite nimmst du auf und wie viel wiegt deine Steadycam? Ah, was ist dein nächstes
01:02:12: Projekt? Was ist dein letztes Projekt? Und ich versuche das dann auf sowas zutiefst persönliches
01:02:17: runter zu brechen, dass ich dann die Performance eigentlich für, also bei Made in Switzerland,
01:02:22: was wir im ersten Halbfinale performt haben, gibt es so eine Stelle, wo ich ganz lange alleine in
01:02:27: eine Steady-Kamera reinspreche und das habe ich einfach nur für den Kameramann gemacht. Niklas
01:02:34: Nerval aus Stockholm. Und dann war es mir einfach wichtig, dass ich alles über den weiß, weil ich
01:02:40: kann mir nicht vorstellen, dass das jetzt 200 Millionen Leute gucken. Das viel zu viel, aber wenn
01:02:44: ich weiß, Niklas Nerval ist auf jeden Fall da und er hält die Steadycam mit einer Brennweite von
01:02:51: 30 Millimetern und die wiegt 25 Kilo und danach geht er noch zu Svenska Allstar Fußball Turnier. Dann
01:03:00: weiß ich wen ich damit begeistern will. Und ich glaube, wenn du halt eine Person abholst, dann
01:03:05: schaffst du es, dass dieser Funke auf 200 Millionen Leute überspringen kann. Das verstehe ich. Das
01:03:11: habe ich mir auch manchmal vorgestellt, dass ich zu einer Person spreche, aber ich hätte nicht
01:03:15: mehr geschafft, mich dann auf das Gewicht der Kamera und all das zu konzentrieren. Das hätte
01:03:20: mich aus der Konzentration rausgehauen. Ja, also ich mag halt einfach zahlen. Ich versuche immer,
01:03:29: dass es einfach, also ich versuche es einfach als technisches etwas zu sehen und mich als Werkzeug
01:03:36: innerhalb dieses riesigen Instruments. Das riesige Instrument behauptet von sich selber immer
01:03:43: unpolitisch zu sein. Ist es aber natürlich ganz und gar nicht. Nee, also du kannst ja nicht Länder
01:03:51: gegeneinander antreten lassen und dann sagen, was? Dass sie finden Leute als politisch. Wirklich,
01:03:57: wenn jetzt hier Israel sinkt, dann denken Leute irgendwie, das hat einen politischen Beingeschmack.
01:04:02: Ich wünschte es, könnte einfach mal als Oase des unpolitischen Miteinanders oder auch des
01:04:08: unpolitischen Gegeneinanders interpretiert werden, aber ja, das geht halt nicht.
01:04:13: Warst du versucht, dazu irgendwas zu sagen auf der Bühne oder wäre dann der Telepomter
01:04:19: abgeschmiert, irgendwie der Kameramann tot umgefallen oder was wäre passiert?
01:04:25: Ja, gute Frage. Also wir waren ja auch vorbereitet auf den Umgang mit politischen
01:04:31: Situationen. Also zum Beispiel eben bei dem Stage Diving, wenn da jetzt jemand irgendwas
01:04:36: politisches in die Funke reingesagt hätte, dann wäre wahrscheinlich das Bild woanders
01:04:44: hingegangen oder abgebrochen oder es wäre irgendwie eine Matz eingespielt worden. Ich habe
01:04:51: es eigentlich genossen, ehrlicherweise, dass ich diese ganz klare Auflage hatte. Es ist eine
01:04:56: und politische Veranstaltung. Und die Regeln der EU, der European Broadcasting Union sind
01:05:02: ja auch sehr, sehr klar definiert, sodass es halt, wenn man sich mal informiert, gibt
01:05:08: es einen Grund, warum zum Beispiel Israel mitmacht und Russland nicht. Und das ist ein natürlich
01:05:15: politisch, wie soll ich das sagen, politisch ausgelöster, aber letztlich technischer Grund.
01:05:23: Warum hast du es genossen? Ja, weil es einfach angenehm ist, mal Länder im Kontext zu sehen,
01:05:28: der nicht politisch interpretiert werden darf. Soll. Ja, doch im Moment da, also in meiner Rolle darf
01:05:36: es das nicht. Ihr habt dieses tolle Ding gemacht, Made in Switzerland, Danke für den Ohrwurm oder
01:05:42: auch Danke für gar nichts. Du hattest aber ja gesagt, Humor ist in der Schweiz ein Fremdkörper,
01:05:51: ist das jetzt mit dem ESC und mit dem, wie du das gelöst hast, auch widerlegt und auch Made
01:05:58: in Switzerland? Also Made in Switzerland, glaube ich, ist das erste Mal, dass die Schweiz, das
01:06:05: stimmt nicht, das zweite Mal. Es gab noch einmal in der ersten Amtszeit von Donald Trump, gab es
01:06:11: von der Late Night Show Deville, das war das, weißte dieses America First, Switzerland Second und
01:06:19: dann hat Böhmermann das auch aufgegriffen und dann hat ganz Europa das gemacht und ich glaube,
01:06:22: das hatte die Schweiz damals gestartet. Das war schon ein erster Ausredscher in die Rutscher in die
01:06:27: richtige Richtung und Made in Switzerland hat jetzt, glaube ich, bewiesen, dass wir es scheinbar
01:06:32: auch können, aber es angeblich bisher nicht wollten, was sich nie noch schlimmer ist. Also ich weiß
01:06:40: auch wirklich nicht, was, was jetzt kommt soll. Also jetzt muss ja eigentlich die Schweiz humoristisch
01:06:45: komplett abliefern und der ESC muss jetzt auch verstehen, dass er als Institution dermaßen
01:06:52: stark ist, dass er sich auch mal nicht so ernst nehmen kann. Was kann jetzt eigentlich noch kommen?
01:06:58: Du hast im Moment noch dein viertes Programm, das du spielst, immer noch wahrreißtes, was du
01:07:05: eben auch schon gesagt, ab August bist du da wieder unterwegs mit zig Tourterminen bis ins
01:07:12: Frühjahr 2026 hinein und du willst irgendwann in die USA? Ja, ich bin im November beim New York
01:07:22: Comedy Festival, spiele ich mein Solo einmal auf Deutsch für Leute, die Deutsch lernen in New
01:07:26: York und einmal auf Englisch für alle anderen, was sich aber nicht wirklich in der Publikumsgröße
01:07:33: widerspiegelt. Das ist in der Bowling-Halle. Sie haben mich jetzt in die letzte Woche gefragt,
01:07:38: ja, wir haben eine Location gefunden. Das ist ganz cool, weil die ist noch frei. Der Nachteil ist
01:07:43: immer, es ist halt in der Bowling-Halle. Und es gibt genau fünf Plätze auf den Banken da kennst
01:07:49: du. Genau, da muss ich in der Maschine, wo die Bälle immer anlaufen. Genau, du musst dich als Pinnen
01:07:54: verkleiden und wirst dann vielleicht umgestoßen. Super, hey, so glücklich. Ja, vielen Dank. Ja,
01:08:00: also da freue ich mich natürlich drüber und was ich ganz gerne noch machen würde wäre, also
01:08:05: diesen Status jetzt mal aufgebaut zu haben, ist natürlich erfreulich, aber diesen Status irgendwie
01:08:09: zu zementieren und zu zeigen, dass es nicht nur in Ausrutscher war, sondern sogar was reproduzierbares.
01:08:14: Das wäre natürlich erfreulich. Ich würde mich auch freuen, wenn wir dieses Wissen als Firma,
01:08:19: was wir in den Aufbau und das Kuratieren meiner Karriere gesteckt haben, auch noch in andere
01:08:25: stecken könnten. Also wenn wir es irgendwie wirklich schaffen könnten, nachhaltig Humor in
01:08:30: Deutschland aufzubauen und zu fördern und zu erhalten, das wäre total cool, wenn ich nicht
01:08:35: mehr immer vor der Kamera selber sein müsste. Und ich würde wahnsinnig gerne mit meinem Mann
01:08:40: Thomas zusammen Serie oder ein Film machen. Aber ich glaube, da fehlt es mir noch ein bisschen an
01:08:45: Lebensweisheit. Was? Wieso braucht man denn dafür Lebensweisheit? Ja, gut, wenn man ein Scheißfilm
01:08:52: machen kann, reicht es auch, wenn du ein Vollidiot bist, das geht schon. Also ich glaube, für einen
01:08:58: schlechten Film habe ich schon genügend Skills. Aber ich weiß wirklich nicht, ob Deutschland noch
01:09:03: einen schlechten Film braucht jetzt unbedingt. Guck mal, es braucht auch noch ein Politik-Podcast,
01:09:08: das du eben behauptet. Also den mit mir. Ja, gut, also manchmal ist man wirklich noch überrascht.
01:09:15: Ich höre wirklich deinem Podcast total gerne und das ist traurig. Wir haben ja irgendwie in
01:09:19: unserem Podcast, als du bei uns zu Gast warst, so gar nicht drauf hingewiesen und du wolltest dann
01:09:23: immer so was nehmen. Ja, ich habe auch ein paar Garten wie so, ja, ja, das ist auch ein paar Garten.
01:09:27: Schnach. Ja, wie echt so, ja, Bro, get with it. Wir haben alle einen Podcast,
01:09:33: einen Gynäkologen-Podcast. Und nee, ich bin deine Gynäkologin, ich gehe doch nicht zu
01:09:39: einem Mann für den Lady TÜV. Und ja, ich finde aber irgendwie, das Mediumfilm,
01:09:48: davor habe ich schon noch Respekt, weil es einfach so viel Arbeit ist. Stellt mir vor,
01:09:52: du puttest irgendwie, wenn es ein ganz Low-Budget-Film ist, musst du irgendwie 150.000
01:09:56: Euro zusammenkratzen und dann arbeiten auf jeden Fall alle vor der Kamera ohne Gage,
01:10:01: weil sonst geht es gar nicht. Und dann gucken sich das Wende Glück, hast so viele Leute an,
01:10:07: wie in TikTok in den ersten 45 Minuten. Ich hatte es so verstanden, hättest du auch vor,
01:10:14: nicht nur einmal auf der Bowling-Bahn in New York zu spielen, sondern in die USA zu gehen,
01:10:22: um da ein Programm zu spielen. Du bist ja, das wissen viele, wahrscheinlich alle in San
01:10:27: Diego, in Kalifornien geboren. Du hast die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Allein das
01:10:33: zeigt schon, dass du da irgendwie eine Beziehung hast. Aber ich glaubte auch,
01:10:38: dass du da was machen willst. Ja, also das ist jetzt ja auch kein Geheimnis, glaube ich,
01:10:45: dass viele, viele deutsche Entertainment-Schaffende in die USA schauen. Vielleicht auch so ein leicht
01:10:53: verklärten Blick über das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, weil es tatsächlich entertainment-
01:10:58: technisch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist. Also es ist wirklich einfach der Respekt,
01:11:03: den man als Stand-up-Comedian in den USA genießt, sucht seinesgleichen in Deutschland. Also das
01:11:09: ist wie wenn man hier sagt, ich bin Patentanwalt und die Leute sagen, oh wow, du musst ja wahnsinnig
01:11:14: fleißig und schlau sein. Und in den USA ist es halt, wenn du sagst, ich bin Comedian, dann wissen
01:11:20: die Leute automatisch, was damit einhergeht, nämlich, dass man Mut beweist, indem man seine
01:11:26: eigenen Gedanken und innersten Gefühle offenlegt und irgendwie auch so zur Wertung darlegt. Das
01:11:34: ist aber auch fleißbedeutet und irgendwie auch viel scheiße Flucken im hoffentlich nur
01:11:41: metaphorischen Sinn, weil man wahnsinnig viel unterwegs ist und auch vor wenig Leuten und
01:11:48: auch für wenig Applaus und kein Geld aufgetreten sein muss, um es irgendwann mal groß zu schaffen.
01:11:53: Und ich glaube, so einmal in dem Kontext groß zu werden, das wäre natürlich ein riesiger Traum,
01:12:00: aber die Frage ist natürlich, ob sich das mit meinem Privatleben vereinen lässt.
01:12:03: Und politisch, wie lässt sich das vereinbaren?
01:12:07: Ja, also gerade nicht. Also wenn Trump Präsident ist, kann man eigentlich sagen, also da zieht man
01:12:14: da ja auf jeden Fall nicht hin. Also das ist ja dermaßen zum Kotzen. Ja, nee, aber es ist alles
01:12:19: schon schlimm, oder? Wie schätzt du das alles ein? Kann sich die USA davon noch erholen?
01:12:22: Nein, also ich bin da auch hoch besorgt. Wir haben da zig Folgen schon zugemacht und werden
01:12:27: auch noch welche dazu machen. Ich finde das alles ein Wahnsinn und habe das Gefühl, klar wusste
01:12:34: man, dass Trump mit diesem Project 2025 wie so eine Handlungsanweisung hatte, was er, was ein
01:12:41: republikanischer Präsident und er war derjenige, der das jetzt als erstes anwenden kann, was der
01:12:47: machen muss, um das institutionelle Gefüge dieser Demokratie echt auszuhöllen. Und da muss man ja
01:12:55: sagen, er macht ganze Arbeit. Der zieht richtig durch. Und das finde ich an so vielen Stellen so
01:13:03: gefährlich, weil sie Polen beispielsweise später nochmal was zurückbauen zu wollen, was die Justizreform
01:13:12: genannt haben, wo es um Besetzungen von Richterstellen und all so was ging, die du dann einfach erst mal
01:13:19: ewig hast. Das ist einfach so wahnsinnig schwer. Deshalb auch wenn man sich wünschte, weil du dann
01:13:25: natürlich das gelöst hast mit diesem Pass und so, dass die nächste Wahl anders ausgeht, ist ja
01:13:32: nicht gesagt, dass du damit nochmal alles korrigiert bekommst, was inzwischen angerichtet worden ist.
01:13:38: Und eins kommt ja noch hinzu. Es scheint ja auch sehr, sehr viele Menschen zu geben, die das gut
01:13:43: finden, die das genau richtig finden. Ja, beziehungsweise es wird jetzt halt genau gegen sie
01:13:50: verwendet, dass sie Opfer sind, ihre eigenen Desinformiertheit und dass das natürlich immer
01:13:56: weiter gesteigert wird und auch alles Teil des Konzepts ist. Also, nee, ich meine, wäre ja jetzt
01:14:04: komisch, wenn ich irgendwie einen Satz sage, der das ganze Problem sowohl auferlegt als auch irgendwie
01:14:09: löst. Aber also zu merken, dass dem Ganzen doch nicht so eine Willkür über, also das ist nicht
01:14:18: so eine Willkür unterliegt, wie man anfangs denkt und wie man auch irgendwie meinte, als damals
01:14:24: noch vor der ersten Wahl irgendwie Jimmy Fallen seine Haare gestreichelt hat und gesagt hat,
01:14:29: das fühlt sich aber fluffig an. Das ist wirklich ein sehr, sehr herbes Erwachen und sehe ich also
01:14:36: jetzt aus meiner Fachidiotie heraus auch als bisschen ein Fail in Sachen Entertainment. Also,
01:14:45: dass da Entertainment auch nicht hart genug erkannt hat, was es anrichten kann. Ja, das stimmt.
01:14:53: Bestimmt. Ich dachte, wäre es dabei gewesen, was Jimmy Fallen und andere Comedians, wo du eben
01:15:01: beschrieben hast, wie viel Wertschätzende, die in den USA betrachtet werden, was die eventuell auch
01:15:08: haben, liegen lassen und nicht zur Aufklärung beigetragen haben. Aber so rum wird es recht,
01:15:18: ein Schuh draus, was Entertainment anrichten kann, dass autoritäre Führungsstile oder den Weg
01:15:28: zu einer Autokratie richtig und gut finden. Ja, also wir hatten ja vorher schon mal den
01:15:34: Ausdruck Low Hanging Fruit und ich glaube, wenn man sich halt als Entertainment kollektiv,
01:15:40: was ich jetzt mal sagen würde, ist eigentlich so, dass der Großteil der Late Night Landschaft in
01:15:45: den USA, wenn man sich einfach zu lange, zu klar auf diese Low Hanging Fruit bei gefährlichen
01:15:52: Instanzen, wie sich dann später rausgestellt hat, wie Trump fokussiert, kann halt einfach alles
01:15:58: andere, der oberen Teil der Pflanze unbeachtet wachsen und dann wächst es einem halt auch über
01:16:03: den Kopf. Und das ist wirklich, also das ist saubitter zu sehen. Das ist jetzt einfach nicht nur die
01:16:12: linken oder verhältnismäßig linken Medienhäuser sich im Nachhinein irgendwie lächerlich gemacht
01:16:20: haben, weil sie dieses Problem auf die leichte Schulter genommen haben, sondern dass jetzt auch
01:16:24: noch Trump, der ja auch wahnsinnig begabt ist in Sachen Entertainment. Das gefällt mir überhaupt
01:16:31: nicht, aber er ist trotzdem fachlich sehr gut darin, dass er seine eigene humoristische Sprache
01:16:37: entwickelt hat, um halt seine Wähler und zum Teil auch Wählerinnen abzuholen und jetzt gibt es
01:16:46: quasi für Leute, die einfach nur auf Entertainment aus sind, überhaupt keinen Grund mehr demokratisch
01:16:52: zu wählen. Was siehst du da bei dem, was der Anfertigkeiten hat? Ich glaube schon, dass er ein
01:16:59: bisschen auch so ist, wie jetzt die Hazel aus der Heute Show, dass er so reingeht und maltache les
01:17:05: redet. Also so wird es halt so von den Leuten interpretiert. Ich glaube, dass wir es ganz
01:17:09: anders machen. Ich glaube auch nicht, dass er in irgendeiner Form ähnliche Intuition und ähnliche
01:17:18: Intention hat wie ich, aber dass er schon so dieses Narrativ fährt von wegen, ja ich bin ja nicht
01:17:26: Teil des Problems, während er es ja absolut ist. Also du bist ja als Milliardär, der schon mit einem
01:17:33: vielleicht nicht mit einem goldenen Löffel im Mund, aber mit dem goldenen Löffel neben dem
01:17:38: Kinderbettchen aufgewachsen ist. Bist du ja auf jeden Fall Teil des Problems und wenn du den Turbokratik
01:17:44: Kapitalismus immer weiter anfeuerst, dann machst du das, was die USA schon lange falsch macht,
01:17:51: einfach noch schlimmer. Ich habe die Frage schlecht gestellt. Welche Fertigkeiten siehst du da,
01:17:57: was dein Handwerkszeug angeht, dass du sagst, der macht es so auf einem Entertainment Level echt
01:18:04: gut. Weil ich finde, das ist furchtbar, ich kann das gar nicht, kann da gar nicht zu, ich kann es
01:18:10: wirklich, obwohl ich weiß, dass es ernst ist, ich kann die Art, wie er spricht, nicht ernst nehmen.
01:18:18: Das muss man eigentlich auch merken, aber ich glaube, dass diese Stumpfheit, also es ist
01:18:28: vielleicht für Leute, die sich bewusst wegwenden von dieser Stumpfheit, da würde ich jetzt auch mal
01:18:35: zu zählen, dass wir das vielleicht gar nicht so richtig nachvollziehen können, wie angenehmes
01:18:41: für viele Leute ist. Das hat gar nicht viel mit Dummheit zu tun, sondern einfach nur mit irgendwie
01:18:46: der Gewolltheit, der Gewildtheit sich zu belasten, kognitiv. Das ist ja nicht unbedingt immer
01:18:53: Dummheit. Das ist vielleicht eine gewisse Denkfauleheit, dass es für die wahnsinnig angenehm ist, nach einem
01:18:59: langen Arbeitstag dann Menschen zu hören, der kurze Sätze mit bizarren und zum Teil bösen
01:19:07: Bildern in grellen Farben malt. Na ja, einfach halt, schlicht halt. Genau, weil du verhüllst
01:19:17: eigentlich komplexe Themen und Probleme mit sehr schlichten, aber knalligen Aussagen.
01:19:27: Wenn du in den USA arbeiten würdest, jenseits der Bowling-Bahn, würdest du dann ein politisches
01:19:36: Programm oder sagen wir ein noch politischeres Programm schreiben als das, was du im Moment
01:19:43: hast? Wärst du dann so Hazel from Switzerland, die mal erklärt, wie Demokratie auch gehen
01:19:50: kann, was ich übrigens immer ganz toll finde an den Schweizerinnen und Schweizern, was die
01:19:54: für ein Staatsverständnis haben, wie die das Leben viel konzentrierter, glaube ich, als
01:20:00: wir das tun? Ja, ich mag das auch sehr, wie die Schweiz
01:20:05: sich einfach gar nicht unbedingt so gezwungen politisch gibt, sondern es ist einfach was
01:20:09: sehr Praktisches, wie die Frage, ob du gerne wanderst, wenn du auf dem Berg wohnst. Ja,
01:20:13: musst du es halt einfach machen, sonst kommst du natürlich zur Schule. Und ich glaube, wenn
01:20:19: ich jetzt in die USA gehe, also die Frage ist ja gar nicht so abstrakt, sondern einfach
01:20:24: nur, was mache ich da in New York, also übersetze ich da einfach nur mein Programm oder mache
01:20:27: ich das dann auch noch mit so einem eurozentrischen Politik-Kontext und auf jeden Fall lasse ich
01:20:35: glaube, als Komedien musst du immer den Elephant in the Room ansprechen, also das, was so niemand
01:20:41: sich traut auszusprechen, aber alle wahrnehmen und das ist einfach die total prekäre Situation
01:20:46: der US-amerikanischen Politik und das mit einem Hintergrund von einem kurz vor dem Dritten
01:20:52: Weltkrieg stehenden Europa, was natürlich auch viel falsch gemacht hat und echt mit
01:20:57: dem Arsch an der Wand steht und vorne und hinten zwei Atombomben, ja, da musst du eigentlich
01:21:04: drüber reden. Und da ich es nicht ernst kann, muss ich es wahrscheinlich dann witzig versuchen.
01:21:08: Wirst du dieses T-Shirt anhaben und dieses rote Tier daneben mitnehmen? Welches rote
01:21:17: Tier? Ach so, das! Das ist der "Bromato", das ist von so einer Tiktokerin "How to Shirley".
01:21:24: Ach krass, das sieht man alles ja, dann hätte ich mal ein bisschen besser aufgeräumt, aber
01:21:28: logisch sieht man das. Das T-Shirt werde ich wahrscheinlich nicht anhaben, also ich finde
01:21:32: ein Kamala Harris Shirt 2025, das hat einen Bittersweet Nachgeschmack, sie genießt ja
01:21:44: auf eine sehr abstrakte Art auch dieses Privileg es nicht bewiesen haben zu müssen, weil schlimmer
01:21:51: als was jetzt ist, kann es ja eigentlich gar nicht sein. Aber nee, also ich versuche auch
01:21:56: immer, also sagen wir es so, ich würde mich freuen, wenn auch Trump Wähler*innen zu meiner
01:22:03: Show kommen, weil die, die eh schon so denken wie ich, die erreiche ich ja sowieso. Aber
01:22:09: ist das nicht immer so, spielt Comedy nicht vor Publikum, dass tendenziell, deiner Meinung
01:22:19: ist, dass tendenziell nicht Trump oder AfD Wähler*in ist, sprichst du nicht auch da eher
01:22:29: zu einer Bubble? Ja natürlich, also auf jeden Fall. Kaum jemand kauft sich ja ein Ticket für
01:22:37: eine Person, die eher, dass sie nicht eh schon mag. Ja. Ist ja auch die Frage, wie soll man
01:22:43: überhaupt noch mit mir in Berührung kommen, wenn man nicht schon seinen Algorithmus so
01:22:48: gebürstet hat, dass klar ist, dass wir dieselben Werte vertreten. Ja, also ich weiß nicht wie
01:22:57: ich das hinkriege, vielleicht kannst du ja draußen flyern und dann gibt es irgendwie
01:23:04: 20% Rapat, wenn man seine Waffe nimmt, ich weiß es nicht. Kannst dich als Welts verkleiden
01:23:11: und dann sagen, hey, come into the bowl. Tötet mich nicht, sondern kommt mit. Genau. Ja,
01:23:18: ich mach das. Ja, gut, das haben wir jetzt, wenn du es nicht rauslöscht, dann haben wir
01:23:23: es jetzt für immer, on the record. Es kommt jetzt noch was, guck mal, am Schluss der Folge
01:23:28: sagen wir eigentlich immer, wo steht man in der Titelfrage in einem Jahr, wir haben
01:23:33: viel gesprochen da, wobei ich fand es super interessant, wie kann man sich Humor tatsächlich
01:23:37: erarbeiten, wie geht das, wie kann man gute Witze über Politik machen, wie politisch ist
01:23:43: deine Kunst, das alles finde ich ist aber bekloppt, um daraus zu machen, wo stehen wir
01:23:47: da in einem Jahr, deshalb habe ich mir gedacht, die letzte Frage diesmal anders zu stellen,
01:23:52: das werden wir auch nicht rausschneiden, pass auf, wo stehen wir in der Frage, wann spielen
01:23:56: wir zusammen Paddle Tennis in einem Jahr? Oh Gott sei Dank, fragst du das und die Antwort
01:24:02: ist natürlich vor neun Monaten, weil wir werden ja wohl im September Paddle Tennis spielen.
01:24:08: Ich habe jetzt schon oft gehört, dass es Paddell heißt, weil es ja aus Mexiko kommt,
01:24:12: das finde ich mir komisch, also ich nenne es Paddle, manche nennen es Paddle. Aber Paddell,
01:24:17: das schreibt sich doch mit D D L E. Ja, ich weiß, aber also keine Ahnung, also da bin
01:24:23: ich zu wenig mexikanisch genug, um das zu... Gut, wir müssen uns einarbeiten, das hilft
01:24:27: ja nichts, das müssen wir klären. Richtig, ja, ist bevor wir anfangen. Ich hoffe wirklich,
01:24:32: dass wir es irgendwann auf einer Ebene leben, die über die Sprachliche hinausgeht. Und
01:24:37: es würde mich freuen, wenn wir im Juli 2026 dann sagen können, weißt du noch, von neun
01:24:43: Monaten, als wir mit Paddle angefangen haben, damals waren wir noch so schlecht, weil jetzt
01:24:49: schau mich, schau uns an. Wer hätte gedacht, dass sie bei Wimbledon noch einen zusätzlichen
01:24:54: Turniertag hinfügen, wo nur wir zwei das spielen? Also ich seh verrückt aus in weiß, also Wimbledon
01:25:04: ist nicht so meins, weil ich seh so blass aus, wenn ich weiß trage, dann denken die Leute
01:25:08: wirklich, sie müssen erste Hilfe generieren. Aber egal. Die nächste Variante, weshalb du
01:25:17: nicht wählen konntest, schon crazy, weshalb du nicht beim Wimbledon antun konntest? Weiß,
01:25:23: ich soll dir in die Politik, ich kann so mega gut, so total abstruse Ausreden aus meinem
01:25:28: Arsch rausziehen. Das stimmt wirklich. Hazel, ich bedanke mich sehr für das Gespräch.
01:25:35: Ich bedanke mich auch, hört den Podcast, abonniert den Podcast, gebt ihm fünf Sterne
01:25:40: und schickt ihn auch mal in so ne Familien-WhatsApp-Gruppe, weil ich glaube, das ist noch der, das
01:25:47: ist der demokratischste Ort, wo wir sind. Das sind Familien-Chat-Gruppen bei WhatsApp,
01:25:53: weil da jede Person die gleiche Macht hat. Selbst der Onkel, der nicht weiß, was das
01:25:58: Aubergine-Emoji bedeutet, darf dann auf das Teilen dieser Folge reagieren.
01:26:03: Danke dir sehr, Hazel. Auch deinen Podcast empfehle ich sehr, dass man nicht so stehen
01:26:11: lassen. Good, dann machen wir das. The ball is in your court and let it remain there.
01:26:17: Thank you so much. Redaktionsschluss für diese Folge war der 11. Juli um neun Uhr. Um neun
01:26:22: Uhr. Morgen, ganz genau. Redaktionen haben gemacht und gleichzeitig ist sie auch unsere
01:26:29: Executive-Producerin, Marie Schiller, Producer Patrick Zahn und Lukas Hambach. Sounddesign
01:26:35: macht für uns Hannes Husten. Hannes Husten, was das denn? Darf ich in den Teil, darf
01:26:40: ich gar nicht rangretchen, das ist so mega seriös. Ich mein, das weiß ich aus eigener
01:26:44: leidenvoller Erfahrung, bitte keine Witze übernehmen. Okay, ich will darauf hören.
01:26:51: Wenn ihr Werbung schalten wollt bei uns, dann macht das gerne über die Mitvergnügen,
01:26:59: die interessanterweise so endlich heißt wie deine Firma, mit viel Spaß. Vielleicht mache
01:27:04: ich mal Werbung für die viel Spaß geben, über Mitvergnügen. Dann sind sie alle vollformiert.
01:27:08: Und wir machen Werbung für Trauer. Oh, das passt. Es ist sorry, dass ich dich so spürerste.
01:27:15: Du gehst in das andere extrem. Ich weiß ja, so geht das. Und das Ganze ist eine Produktion,
01:27:19: der will Medien, GmbH, die auch keinen tollen Namen hat, ähnlich wie Politik mit Anne will.
01:27:24: Aber so ist es nun mal. So ist das Leben. Wenn was draufsteht, was drin ist, dann sagen
01:27:28: die Leute, ja, habe ich so erwartet. Nicht besonders lustig, aber extremen Aussage kräftig.
01:27:33: Danke, Heysel. Danke alle. Bis bald. Bis bald.