Was hilft gegen Armut? Mit Felix Lobrecht und Aminata Touré

Shownotes

In dieser Folge ist der Comedian, Podcaster und Autor Felix Lobrecht zu Gast. Anne Will geht mit ihm der Frage nach: Was hilft gegen Armut? Felix Lobrecht ist in einer Hochhaussiedlung in Berlin-Neukölln aufgewachsen. Dort habe er sich nicht arm gefühlt, weil alle “plusminus gleich” waren. Erstmals spürte er einen Unterschied, als er zur 7. Klasse auf ein Gymnasium wechselte. Die anderen Kids würden in den Urlaub fahren, er damals nicht. Lobrecht prangert an, dass Armut und soziale Herkunft in der politischen Debatte nicht wirklich interessieren. 17,7 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt “von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht”. In Deutschland leben laut UNICEF mehr als eine Million Kinder dauerhaft in Armut. Eigentlich soll ihnen die Kindergrundsicherung helfen. Gemeint ist damit die Bündelung aller Sozialleistungen, die das Existenzminimum von Kindern und Jugendlichen sichern sollen. Oftmals werden viele Leistungen, auf die sie Anspruch haben, gar nicht beantragt. Die Ampel-Koalition hat sich darauf im Koalitionsvertrag geeinigt und die Kindergrundsicherung im Spätsommer 2023 im Kabinett beschlossen. Doch die geplante Einführung zum 1. Januar 2025 wackelt. Für Finanzminister Lindner (FDP) sind die Vorschläge von Familienministerin Paus (Bündnis 90/Die Grünen) “absurd”. Auch ihre Parteikollegin, die grüne Sozialministerin in Schleswig-Holstein, Aminata Touré, kritisiert die Pläne als zu kompliziert. Mit ihr hat Anne Will vorab ein Interview geführt. Einen sechsminütigen Ausschnitt (TC: 00:31:17) besprechen Felix Lobrecht und Anne Will in dieser Folge. Außerdem geht es um die Bürgergeld-Debatte. Lobrecht hält es für daneben, dass Bürgergeld Beziehern pauschal vorgeworfen wird, faul zu sein.

Redaktionsschluss war Mittwoch, der 15. Mai um 18 Uhr.

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WICHTIGE QUELLEN:

Statistisches Bundesamt: Weiterhin gut ein Fünftel der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, 10.04.24

UNICEF: Kinderarmut in Deutschland – weiterhin dringender politischer Handlungsbedarf, 06.12.23

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Fragen und Antworten zur Kindergrundsicherung, 27.09.2023

Aufwandsentschädigung für die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, Mai 2024

Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Das Bürgergeld – Fakten im Detail, 29.01.2024

phoenix: CDU-Bundesparteitag: u.a. Rede von Friedrich Merz, 06.05.2024

Bundesagentur für Arbeit: Eckwerte Arbeitsmarkt, 25.01.2024

Empfehlungen:

Film: "Sonne und Beton" (2023)

Podcast: Gemischtes Hack

Podcast: Hotel Matze - Felix Lobrecht: Warum ist dir Erfolg so wichtig?, 03.12.2023

Impressum: Redaktion: Freya Reiß und Marie Steffens Executive Producerin: Marie Schiller Producer: Lukas Hambach und Patrick Zahn Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH

Transkript anzeigen

00:00:00: Was waren das Teuerste, was du je gekauft hast?

00:00:03: Diese Uhr an meinem linken Handgelenk.

00:00:05: Das ist was?

00:00:07: Das ist eine AP.

00:00:08: Eine AP in Frosted Rosegold.

00:00:11: Politik mit Anne Will.

00:00:19: Hallo und Tag zusammen. Da sind wir wieder mit einer neuen Folge unseres schönen Podcasts "Politik mit Anne Will".

00:00:37: Den gibt's jede Woche Donnerstag um 12 Uhr Mittags.

00:00:40: Daran nehme ich ein Thema, ein Gast, ein politisches Interview.

00:00:44: Thema ist diesmal, was hilft gegen Armut?

00:00:48: Das Interview dazu habe ich mit Aminata Thoree von den Grünen geführt.

00:00:53: Der erste afro-deutschen Ministerin zuständig für Soziales, Jugend und Familie.

00:00:57: Noch viel mehr in Schleswig-Holstein.

00:00:59: Ein Ausschnitt davon hören wir gleich.

00:01:02: Das ganze Interview mit ihr veröffentlichen wir dann Samstagmorgen.

00:01:06: Und zu Gast ist diesmal der maximal erfolgreiche Podcaster.

00:01:11: Ich freue mich auch, Frau Will. Danke für die Einladung.

00:01:25: Du bist eine Respektsversorgung für mich.

00:01:27: Ich kann "du" sagen, aber irgendwie finde ich Frau Will trotzdem noch angemessen.

00:01:31: Ist das dann "Berliner-du"?

00:01:33: Ich weiß es nicht.

00:01:35: Ich sage Frau Will und du. Ich sage Felix und du.

00:01:40: Ich hätte dich übrigens nie danach gefragt, was das teuerste war, was du dir je gekauft hast.

00:01:45: Wenn ich ...

00:01:47: Du hast Angst vor der Rückfrage.

00:01:49: Da hätte ich eine Antwort gehabt. Die Wohnung.

00:01:51: Ach so, Wohnung zählen auch.

00:01:53: Was ist das?

00:01:55: Ich dachte, so Konsumgüter, so sinnlos Sachen.

00:01:57: Wobei findest du nicht auch, dass ab dem Gewissen, also das Ungerecht an diesem System,

00:02:02: direkt so unnötig groß zu werden ist, ja,

00:02:04: dass ab einem gewissen Punkt das Geld eigentlich nie weg, sondern immer nur woanders.

00:02:08: Weißt du, wie ich meine?

00:02:10: Du gibst irgendwie ein Haufen Geld so aus für eine Wohnung,

00:02:12: aber das Geld ist ja trotzdem noch da, weil du kannst die Wohnung ja wieder verkaufen.

00:02:15: Die Uhr war unnötig teuer, aber das Geld ist ja jetzt quasi einfach nur in Urinform.

00:02:19: Wenn ich die wieder verkaufe, ist das Geld ja wieder ...

00:02:21: Irgendwie ist das Geld so ab einem gewissen Punkt so unkapputbar.

00:02:24: Das find ich total ...

00:02:26: Also man kann das eigentlich nur so mit so Scheiß wie so Privatjets wegkriegen.

00:02:30: Ich wisse nicht, wie man das Geld sonst so los wird,

00:02:32: weil die Sachen, die man sich holt, immer einen eigenen Wert haben und den meistens auch halten.

00:02:36: Oder manchmal sogar noch steigern.

00:02:38: Oder auch noch steigern.

00:02:39: So, ich hätte dich auf jeden Fall nicht danach gefragt,

00:02:41: wenn ich nicht gewusst hätte oder nicht gemerkt hätte in dem,

00:02:44: was ich mir auch jetzt in Vorbereitung noch mal alles angeguckt habe,

00:02:47: dass du echt offensiv zeigst, dass du Geld hast,

00:02:52: um nicht zu sagen, weil das zu unserem Thema besser passt,

00:02:54: dass du reich bist.

00:02:56: Stellt dir da selbstverständlich, dass du das ganz bewusst machst.

00:03:00: Warum machst du es?

00:03:02: Ich find ehrlich gesagt gar nicht, dass ich das ganz offensiv zeige.

00:03:05: Ich glaub, ich find, das ist eher kein aktives Verstecken,

00:03:12: wie meine, wie die anderen Leute aus dem Show-Business das machen.

00:03:16: Also ich glaub, offensiv zeigen klingt so nach angeben.

00:03:19: Und das mag ich eigentlich nicht.

00:03:20: Merke ich aber gar nicht daran, dass das irgendwie angebore Schwere.

00:03:23: Ich hab das nämlich ganz anders wahrgenommen.

00:03:26: Ich glaub, das ist wirklich nur kein Verstecken.

00:03:28: Weil das finde ich immer so ein bisschen.

00:03:30: Ich war neulich in irgendeiner Aufzeichnung und da war auch ein anderer.

00:03:32: Also in so einer, ich war in so einer Talkshow.

00:03:34: Ist ja egal.

00:03:36: Ganz schlimm. Wollte ich halt dich nicht machen.

00:03:38: Nee, ich mach und ich hab schon voll gesagt, was ja egal, ich war da.

00:03:41: Und da waren auch drei, vier andere Gäste.

00:03:43: Und der war ein Gast, der war ultra erfolgreich in dem, was er macht

00:03:47: und auch öffentlichkeitswirksam, so erfolgreich in dem, was er macht.

00:03:50: Und alle wissen, okay, der Mann ist reich, safe.

00:03:52: Und der ist multimulti.

00:03:54: Und dann, dann sieht er auch diese Uhr, die ich grad oben hab.

00:03:57: Die lässt dem Fernsehen an.

00:03:58: Das ist aber mutig.

00:03:59: Warum?

00:04:00: Er weiß ich auch nicht.

00:04:01: Weil er und er hat garantiert achtmal so viel Geld wie ich

00:04:04: und sitzt irgendwie mit so einer, gefühlt mit so einer Casio Alter.

00:04:06: So einfach, also das meine ich mit diesem, er versteckt es dann eher.

00:04:10: Okay, du versteckst es nicht?

00:04:12: Versteckst nicht.

00:04:13: Ich hab...

00:04:14: Außer ich war neulich in LA eine Woche, so Urlaubmäßig.

00:04:17: Und da hab ich es in dem Sinne versteckt,

00:04:19: als dass ich alles, was irgendwie unnötig teuer aussieht,

00:04:24: nicht draußen angezogen hat, weil das da ganz schön gefährlich ist.

00:04:27: Teilweise.

00:04:28: Ich hab mir deinen jüngstes Special angeguckt.

00:04:31: "All you can eat" heißt es.

00:04:33: Und diese Show, große Show vor komplett ausverkauftem Haus,

00:04:39: geht genauso los, dass du auf die Bühne gehst, bedanst dich bei allen,

00:04:44: dass sie da sind.

00:04:45: Und sagst dann eben auch, weil eben der Großteil des Geldes,

00:04:48: das die für die Tickets gezahlt haben, auf deinem Konto dann landet.

00:04:52: Und was passiert, fand ich wahnsinnig interessant.

00:04:55: Fand ich auch fast das Beste und sehr erstaunliche daran.

00:04:58: Alle gönnen dir das.

00:05:00: Alle klatschen, warm, liebevoll, aufgeladen, I don't know.

00:05:04: Aber jedenfalls schien mir das so.

00:05:06: Du beweist damit der Welt, Menschen können anderen ihren Erfolg gönnen.

00:05:11: Ja, auf jeden Fall.

00:05:14: Ich hab auch nicht so ein negatives Menschenbild, ehrlich gesagt.

00:05:18: Aber was bei Comedy wirklich sehr oft witzig ist,

00:05:24: ist einfach, wenn man den Elefant im Raum explizit anspricht.

00:05:29: Und ich glaub, der Joke ist ja, dass ich irgendwie reinkomme und sage,

00:05:33: 12.000 Menschen, wow, lohnt sich das für mich.

00:05:36: Das ist einfach so eine Wahrheit, die einfach da im Raum ist.

00:05:40: Und die dann genau anzusprechen, ist halt witzig.

00:05:43: Und dann klatschen die Leute und freuen sich.

00:05:47: Weil die ja durch den, also ich stehe jetzt seit 2008 auf der Bühne.

00:05:52: Und ich hab auch wirklich viele Leute, die schon lange irgendwie meinen Weg begleiten.

00:05:56: Die wissen ja auch, wie weit der Weg war, bis in die ausverkaufte damals noch Benz Arena.

00:06:03: Heute Uber Arena, rieche, ja, Scheißname.

00:06:06: Die kleine Arena, auf dem Platz gibt es noch eine kleine Arena.

00:06:10: Und die heißt die Uber Eats Arena.

00:06:13: Was?

00:06:14: Das sind ein bisschen noch schlechter.

00:06:15: Aber nicht wegen deines Programms All You Can Eat.

00:06:17: Nee, ich glaube nicht.

00:06:19: So, jetzt weiß ich nicht, ob das an der Vorberatung auf das Thema heute lag.

00:06:23: Und ich will auch den Punkt überhaupt gar nicht totreiten.

00:06:26: Aber ich dachte mir und hab mir eingebildet,

00:06:28: dass dein Publikum genau mitdenkt, wo du herkommst.

00:06:33: Du hast angesprochen, die wissen auch, über welche Bühnen du schon gegangen bist.

00:06:36: Aber die wissen im Zweifel auch, woher du kommst, was deine Geschichte ist.

00:06:40: Du sagst es ja auch an irgendeiner Stelle.

00:06:42: Du sprichst davon, dass du dieser Sohn eines alleineziehenden Vaters ohne Job bist,

00:06:47: der mit noch zwei Geschwistern in einer, wie du dann sagst,

00:06:51: kleinen Kackwohnung in Gropius statt, das ist ein Ortsteil von Neukölln aufwächst.

00:06:57: Kann das eine Rolle spielen, dass man dir alles gönnt?

00:07:03: Ich weiß es nicht.

00:07:07: Mir gönnt auch nicht alles.

00:07:09: Aber Leute, die zu meinen Shows kommen, sind ja offensichtlich Fans,

00:07:12: sonst wären sie ja nicht da.

00:07:14: Und Fans gönnen den Leuten, deren Kunst sie mögen, ja, das, was sie haben.

00:07:20: Es gibt auch ganz viele Leute, die mich wirklich fürchterlich finden

00:07:23: und mir überhaupt nichts gönnen.

00:07:25: Aber ich glaube schon, dass dieses Paket irgendwie,

00:07:30: dass wir aus Neukölln kommen und halbweise und Pipapur und so,

00:07:34: dass das da schon irgendwie mit rein spielt, klar.

00:07:38: Weil es einfach in so einem großen Kontrast ist.

00:07:41: Ich will mit dir nachdenken über das Thema, was hilft gegen Armut,

00:07:45: wie findet man daraus, wie schaffen es insbesondere Kinder,

00:07:49: die in finanziell benachteiligte Einkommensschwache bis hin zu wirklich armen Familien geboren werden,

00:07:56: da wieder rauszufinden.

00:07:58: Ist, wie ich finde, ein extrem wichtiges Thema.

00:08:01: Ist mir echt wichtig schon immer gewesen.

00:08:03: Es ist ein Thema seit ewig und das ist gleichzeitig auch schon wieder das Problem.

00:08:07: Denn dieses Problem ist überhaupt gar nicht gelöst worden, obwohl man viel versucht hat.

00:08:11: Und das interessiert irgendwie auch nicht so richtig, oder?

00:08:14: Also ich meine, wir hatten in den letzten Jahren so viel Sensibilisierung

00:08:17: auf alle möglichen Ismen, alle möglichen Diskriminierungsthemen.

00:08:21: Aber so soziale Herkunft ist da eigentlich nie so wirklich dabei.

00:08:24: Interessant, dass du soziale Herkunftsag. Ich reib mich immer an den Wort.

00:08:28: Ich auch, aber die Leute, Sprache bringt ja nichts,

00:08:31: wenn man sich so Worte ausdenkt, die dann nicht so verstanden werden, wie sie gemeint werden.

00:08:35: Also ich würde auch lieber ökonomische Herkunftsagen.

00:08:37: Aber bei soziale Herkunft weiß man halt irgendwie, was gemeint ist.

00:08:40: Ja, aber das ist schon falsch da dran.

00:08:42: Man sagt, sozial schwache Familien ist eine Diskriminierung, geht gar nicht.

00:08:46: So laut statistischem Bundesamt muss man sagen,

00:08:49: vielleicht einfach um sich die Dimension mal klar zu machen,

00:08:52: dass das Problem ist, dass, genauso wie du finde,

00:08:55: dass irgendwie nicht richtig beachtet wird,

00:08:58: waren in Deutschland vergangenes Jahr gut 17,7 Millionen Menschen,

00:09:03: wie das bei dem Statistischen Bundesamt dann heißt, von Armut

00:09:06: oder sozialer Ausgrenzung bedroht.

00:09:09: Das ist grob jeder Fünfte und das war auch im Jahr zuvor auch schon so.

00:09:13: Also hat sich nichts geändert.

00:09:15: Laut UNICEF leben in Deutschland mehr als 1 Millionen Kinder dauerhaft in Armut

00:09:20: und das ist seit einem Jahrzehnt so, da hat sich also noch länger gar nichts geändert.

00:09:25: Was hilft deiner Meinung nach gegen Armut?

00:09:28: Oder anders gefragt, wenn es ihr lieber ist,

00:09:30: was hat dir geholfen herauszufinden aus deiner Situation?

00:09:33: Boah, also ich habe wirklich so, was jetzt irgendwelche politischen Maßnahmen angeht,

00:09:40: die so das Problem so strukturell angehen, wirklich keine Lösungen rumliegen.

00:09:46: Ich glaube, was mir geholfen hat so für mich einfach war,

00:09:53: vielleicht ist das soziale Herkunft in manchen Kontexten doch gar nicht so ein schlechtes Worthing,

00:10:02: weil wenn ich mir so andere Leute aus meiner Siedlung angucke, mit denen ich aufgewachsen bin,

00:10:06: so die hatten vielleicht beide Eltern und beide Eltern hatten auch irgendwie vielleicht ein Cuckjob,

00:10:10: aber die hatten beide irgendwie ein Job.

00:10:12: Das heißt, die waren finanziell auf jeden Fall besser aufgestellt als meine Geschwister und ich.

00:10:19: So, aber deren Eltern haben sich dann einfach gar nicht für die interessiert

00:10:25: oder da lief von morgens bis abends der Fernseher in der Wohnung, wurde geraucht und nie gelüftet.

00:10:30: Also und bei uns zum Beispiel, wir hatten wenig Geld, aber mein Vater hat immer gelesen,

00:10:37: hat immer Zeitung gelesen, viele Bücher gelesen, hat immer viel Musik,

00:10:40: hat darauf geachtet, dass wir keine Scheiße im Fernsehen gucken und so.

00:10:43: Und obwohl die anderen vielleicht ein bisschen mehr Kohle hatten, hat ich trotzdem immer das Gefühl,

00:10:47: aus uns kann viel eher was werden, weil wir mit so kulturellen Sachen irgendwie aufgewachsen sind

00:10:56: und die halt gar nicht.

00:10:58: Weißt du, ich meine?

00:11:00: Kannst du hier erinnern, wann du das denkst?

00:11:02: Also ja schon, schlauer gelangt.

00:11:05: Also früher habe ich da nicht so weit rausgesummt, ich werde spät jetzt so.

00:11:09: Aber mir ist es einfach wirklich so aufgefallen, wenn ich einfach so...

00:11:13: Das ist vielleicht ein ganz gutes Beispiel.

00:11:15: Ich war im Fußballverein mit einem anderen Kind aus meiner Siedlung so,

00:11:19: der hatte beide Eltern, die haben beide gearbeitet auch

00:11:22: und die Mutter hat uns immer zum Training gefahren, ich bin immer bei denen mitgefahren,

00:11:26: weil die irgendwie ein Auto und Zeit und so hatten das zu machen.

00:11:30: Aber mein Vater hatte nie Zeit dafür, weil er musste ja drei Kinder alleine erziehen.

00:11:35: Aber bei denen wurde...

00:11:37: Der hat immer geraucht, wenn wir im Auto saßen, die beiden Kinder saßen auf der Rückbank

00:11:40: und die da mit geschlossenem Fenster rauchten.

00:11:42: Also so eine Sachen sind mir schon total oft aufgefallen,

00:11:45: oder wenn ich irgendwo bei Freunden ankomme und die Eltern da einfach so,

00:11:47: die ganzen Tag läuft der Fernseher, es wird nicht gelüftet,

00:11:51: irgendwie driecht, alle komisch.

00:11:53: So eine Sachen sind mir schon wirklich früh aufgefallen,

00:11:55: dass es bei uns ganz, ganz anders war.

00:11:58: Wenn man bei uns in der Wohnung war, stand da jetzt keine geilen teuren Sachen rum,

00:12:02: aber es war immer aufgeräumt und ordentlich.

00:12:05: Es gab immer irgendwie Vollkornbrot zu essen und so keine Softdrinks,

00:12:11: nur zum Geburtstag, also mein Vater hat voll auf diese Sachen geachtet.

00:12:16: Und ich glaube, so was legt auf eine komische Art, irgendwie schon so weichen.

00:12:21: Ich habe mich voll viel für Musik interessiert und so.

00:12:24: Und was ich auch jetzt so rückblickend immer glaube,

00:12:28: ist, dass mir mein erster Kontakt mit Sport war,

00:12:31: irgendwie Fitness bei einem Kumpel im Keller,

00:12:33: aber danach vor allen Dingen Breakdance.

00:12:35: Und das war irgendwie ein Sport, den man umsonst machen konnte.

00:12:39: Das gab es einfach in so Jugendklubs in Neukölln und überall in Berlin.

00:12:43: Und das hat mich irgendwie mit 12, 13 so gekriegt,

00:12:48: dass ich wirklich 3, 4, 5, 6 mal die Woche irgendwie quer durch die Stadt gefahren bin

00:12:53: mit U-Bahn, irgendwie mit meinem Bruder und noch ein Kumpel.

00:12:55: Und wir haben einfach so gebrakt und so Sachen gemacht

00:12:58: und haben so unseren geografischen Horizont

00:13:01: und auch so die Art von Leute, die wir kennengelernt haben,

00:13:04: so krass erweitert im Vergleich zu allen Leuten,

00:13:06: die halt einfach so in Rudo, in Gropius,

00:13:10: wir auch immer einfach so abgehangen haben, so die ganze Zeit,

00:13:12: die einfach nie rausgekommen sind so.

00:13:14: Also ich würde sagen, dass das irgendwie so mein Way out war,

00:13:19: dass ich irgendwie so Sachen gemacht habe.

00:13:22: Hast du zuletzt gesagt, da warst du beim Hotel Matze,

00:13:25: da produzieren wir jetzt hier übrigens auch gerade eingeladen,

00:13:28: hast du gesagt, da muss man sich auch mal umgucken.

00:13:31: Es gibt natürlich auch nach wie vor ganz viele Angebote,

00:13:35: die man kostenlos machen könnte.

00:13:38: Und da hast du dieses Beispiel auch gesagt,

00:13:40: wo man sich dann selber spürt und checkt, okay, ich habe irgendwas drauf,

00:13:44: irgendwas kann ich schon.

00:13:45: Ja, ja, voll.

00:13:47: Aber ein brektes und witziges Beispiel,

00:13:50: oder Spann dem Bogen gut zu, mein Vater hat immer gelesen und so was.

00:13:54: Weil ich habe irgendwann das mal ein Fansign gesehen,

00:13:56: mein "Its war ich für Breaktons, war ich für Breaktons" machen.

00:13:58: Und er hat er im Tagesspiegel irgendwann mal so auf der hinterletzten Seite

00:14:01: irgendwas über Berlin, über Neukölln gelesen,

00:14:03: hier in dem Jugendclub bla bla bla trainieren,

00:14:05: irgendwie die Jugendlichen Breaktons.

00:14:07: Hat er mir gesagt, guck mal, hier kann man trainieren.

00:14:09: Das war irgendwie in der Feuerwache in der Handemannstraße, in Neukölln.

00:14:13: Da bin ich einfach so hingefahren und also verschisse.

00:14:16: Die Eltern von meinen Kumpels hätten das gar nicht mitbekommen,

00:14:19: weil die nur Fansign geguckt haben.

00:14:21: Keine Zeitung gelesen.

00:14:22: Du bist im Dezember 1988 in Nordrhein-Westfalen geboren

00:14:26: und als du vier bist, stirbt deine Mutter und dein Vater,

00:14:29: zieht mit euch drei Kinder nach Berlin in besagte Gropius statt.

00:14:33: Hast du dich eigentlich dann, weil du auch beschreibst,

00:14:36: was dein Vater an Sorge da reingetragen hat, an Idee, an Bildung,

00:14:42: an Lesen, alles was er macht, hast du dich arm gefühlt?

00:14:46: Also nur vielleicht für den Kontext für die Leute.

00:14:50: Wir sind nach Berlin gezogen, weil mein Vater aus Berlin kommt.

00:14:53: Mein Vater ist aus Berlin, er ist Neuköllner.

00:14:55: Und er ist für meine Mutter, die kam aus NRW, da hingezogen, so aufs Land.

00:14:59: So schlimm ist NRW nicht, Felix.

00:15:01: Ich sage gar nicht schlimm, aber einfach, wenn man es versteht.

00:15:04: Und da, als meine Mutter gestorben ist, ist mein Vater natürlich dahin gegangen,

00:15:07: wo er die meisten Menschen kennt.

00:15:09: Da war sie eine ganze Familie, seine viele Freunde, so waren halt alle in Berlin.

00:15:12: Deswegen sind wir zurück nach Berlin gezogen.

00:15:14: Ich habe mich absolut nicht arm gefühlt, weil ich das einerseits nicht groß anders kannte.

00:15:22: Und in der Siedlung plus/minus waren wir alle irgendwie gleich.

00:15:26: Gemerkt habe ich es wirklich immer erst im Kontrast zu anderen, nicht mal mehr Kindern als Kind.

00:15:33: Da haben wir schon plus/minus immer in dieser Schicht, sage ich mal, abgehangen.

00:15:38: Aber als ich dann aufs Gymnasium gekommen bin, ich bin erst aufs Gymnasium gegangen für 1,5 Jahre,

00:15:43: in der 7. Klasse, also in Berlin macht man 6 Jahre Grundschule.

00:15:47: Und da habe ich das schon gemerkt, dass die Kids, die da irgendwie mit mir in die Schule gehen,

00:15:50: so ganz anders irgendwie sind.

00:15:53: Und da habe ich dann irgendwie gemerkt, irgendwas ist so anders.

00:15:57: Also irgendwie fahren die alle in Urlaub und haben alle so Sachen.

00:16:01: Und irgendwie so andere Art Leute.

00:16:04: Ich bin auch relativ schnell dann wieder runtergeflogen von dem Gymnasium

00:16:07: und dann auf so eine Gesamtschule gekommen in eine Gruppelstadt wieder.

00:16:12: Und da war das dann auch wieder erstmal normal.

00:16:15: Da habe ich mich auch nicht groß damit beschäftigt.

00:16:17: Immer so als Jugendlicher halt irgendwie, wenn man so irgendwas Cooles haben will und es geht dann halt nicht.

00:16:23: Dann habe ich es immer mal wieder gemerkt, aber ich habe auch relativ früh angefangen irgendwie zu arbeiten

00:16:28: und mir irgendwie mein eigenes Geld zu verdienen und so.

00:16:30: Und dann richtig gemerkt, was irgendwie so Herkunft und Background bedeutet,

00:16:35: habe ich eigentlich 2-mal einmal, als ich so mit Poetry slammed,

00:16:39: das waren so meine ersten Bühnen-Erfahrungen.

00:16:41: Als ich damit angefangen habe, weil sich Leute, die so Poetry slams machen

00:16:45: und auch angucken, wirklich größtenteils aus so Kleinstadt, Mittel, Akademiker, Kittschichten so rekrutiert.

00:16:53: Und die waren wirklich ganz anders als ich.

00:16:56: Und waren auch größtenteils sehr arrogant mit gegenüber.

00:16:59: Und dann, als ich dann irgendwie mit 23 an die Uni nach Marburg gegangen bin,

00:17:04: da habe ich dann wirklich gemerkt, hier, dass ihr seid wirklich ganz anders als alles, was ich so kenne

00:17:08: und wie ich so aufgewachsen bin.

00:17:10: Und was ist das für ein sehr, sehr schwerer Unterschied?

00:17:13: Das ist schwer zu beschreiben.

00:17:15: Also die anderen hatten irgendwie alle total viele Gemeinsamkeiten,

00:17:18: weil die alle irgendwie plus, minus alle denselben Lebenslauf hatten.

00:17:22: Also die sind irgendwie alle so, haben irgendwie in ihrem kleinen Häuschen gewohnt mit ihren beiden Eltern,

00:17:28: die irgendwie einer von beiden mindestens hat irgendwie studiert.

00:17:32: Die waren alle da und da im Urlaub, die haben alle ihr Abi auf dem ersten Bildungsweg gemacht,

00:17:36: im ganzen Gymnasium, die haben alle irgendwie so ein Auslandsjahr gemacht.

00:17:40: Und also so, die haben so alle dasselbe Leben gelebt.

00:17:44: Und hatte keiner Respekt davor, dass du den umständlicheren Weg gießt?

00:17:48: Mich hat es immer beeindruckt, mein Vater hat zum Beispiel über den zweiten Bildungsweg alles nachgemacht.

00:17:53: Ich war total beeindruckt, weil ich, weil mir klar war, das ist einfach billig.

00:17:58: Wenn du, du machst die Schule, du bist ausreichend gefördert,

00:18:01: du machst dein Abi, weil du in behüteten Verhältnissen bist und dann ist es gut damit.

00:18:07: Der hat die Abendschule gemacht, der hat nebenher zwei Lehren gemacht,

00:18:11: zunächst als Schreiner dann als Betonbauer holt, dann das Abi nachstudiert wird Architekt.

00:18:18: Fand ich immer mega, dass der das geschafft hat und hätte also in dem Alter,

00:18:23: in dem da deine Marburger Leute rum sitzen Respekt gehabt.

00:18:28: Ja, jetzt hatte ich mit den anderen Marburgern nicht das Verhältnis wie du mit deinem Vater,

00:18:32: dass wir über so was im Detail geredet haben.

00:18:36: Nein, ich meine, ich hatte, ich habe das auch gecheckt, weil es ja nicht blöd,

00:18:40: auch wenn man aus kleinbürgerlichen Verhältnissen kommt,

00:18:42: könnt es ja raffen, dass so anderen schwerer sind.

00:18:45: Also die sind dann, ich habe da auch coole Leute kennengelernt

00:18:48: und auch ein paar wirklich gute Freunde, mit denen ich immer noch irgendwie befreundet bin und so.

00:18:52: Ich habe jetzt gar nicht so tun, ich hatte schon eine gute super Zeit.

00:18:56: Aber die allermeisten, also, nee, das hat die nicht interessiert.

00:19:02: Und also in Marburg...

00:19:05: Und du hast dich doof gefühlt an dem Vergleich oder irgendwie anders?

00:19:08: Nein, was heißt doof gefühlt? Ich habe mich einfach nicht zugehörig gefühlt,

00:19:10: aber ich wollte da auch nicht so dazugehören, weil ich mir dachte,

00:19:13: ey, so, ich bin auch nicht so wie ihr und ich will auch ehrlich gesagt nicht so sein.

00:19:17: Ich fand das immer, ab das immer, als total weltfremd alles irgendwie, irgendwie empfunden

00:19:23: und fand auch immer, dass sie so offensichtlich...

00:19:29: Also in Marburg ist ja auch so eine sehr linke Universität, so,

00:19:35: Frankfurter Schule, Marburg, so.

00:19:38: Und ich habe Politikwissenschaften studiert, da sind wirklich nur so sehr, sehr linke Deutsche und Allmanns.

00:19:48: Und für die war das überhaupt kein Widerspruch, dass die sich in irgendwelchen Seminaren melden

00:19:56: und irgendwie eine Scheiße über Markslabbern.

00:19:58: Aber mich als einziges Asikind da in der ganzen Uni irgendwie wie Scheiße behandeln

00:20:04: oder wie so ein Aussätzigen, wie so ein Asi, so für die benichtigen Asi

00:20:09: und im Seminar machen sie sich aber für die Proletarier.

00:20:12: Also das war für die gar kein Widerspruch.

00:20:15: Also die checken das alle gar nicht.

00:20:17: Und diese ganzen Themen, die jetzt gerade so deutschlandweit und medial irgendwie so groß sind,

00:20:23: Feminismus, Rassismus, bla bla bla, das hatten wir da in Marburg in der Uni halt schon so vor zehn Jahren.

00:20:30: Und da ist mir jetzt auch schon aufgefallen, ihr redet hier die ganze Zeit über diese Sachen,

00:20:34: aber irgendwie so was so ökonomische soziale Herkunft angeht,

00:20:39: das ist niemand, also niemand interessiert, niemand sieht das.

00:20:43: Ich habe vorher schon mal was anderes studiert irgendwie

00:20:47: und hatte deswegen kein Barfuckanspruch mehr in Marburg

00:20:52: und musste dann halt jobben und habe da auch schon angefangen mit Auftreten und bla bla bla.

00:20:56: Und ja, da habe ich studierenvoll Spaß gemacht

00:20:59: und ich wollte mich eigentlich voll gerne so aufs Studium konzentrieren

00:21:02: und nicht irgendwie noch drei Jobs parallel haben.

00:21:04: Und weil ich mich halt kein Barfuck mehr bekommen hatte, weil ich keinen Anspruch hatte,

00:21:08: habe ich mich halt so bei so Stipendien beworben und bei so Stipendien

00:21:13: von wirklich so linken Stiftungen hier, Rosa Luxemburg, Heinrich Böll und Friedrich Ebert

00:21:18: und wie sie alle heißen so und wirklich mit Topnoten aus der Uni

00:21:23: irgendwie unter 1,5 von meinem Schnitt damals, irgendwie eine Empfehlungsschreiben

00:21:26: von einer wirklich guten Professorin da aus der Uni

00:21:29: und mir wurde überall mit derselben Begründung abgesagt,

00:21:33: mein Abi ist zu schlecht, wo ich mich frage, warum das Stylewob noch relevant ist,

00:21:38: weil es geht ja jetzt gerade um die Uni.

00:21:40: Und ich bin zu alt, weil ich habe halt erst mit 23 Abi gemacht,

00:21:44: also ich wollte das Stipendium haben, weil ich so 24, 25 vielleicht

00:21:47: und halt mein Lebenslauf ist so zu eckig

00:21:50: und ich habe mich noch nie irgendwie ehrenamtlich engagiert.

00:21:54: Und das sind ja eigentlich alles Formulierungen für, ja, du bist als Assi aufgewachsen

00:22:00: und du hast kein gerade Lebenslauf wie diese ganzen anderen Kinder,

00:22:03: die diese Stipendien alle nicht brauchen, weil deren Eltern alle Kohle haben,

00:22:06: die alle ihre WG-Zimmer bezahlt bekommen, aber nur so eine Leute können ja überhaupt

00:22:10: diese Lebensläufe vorweisen, die von solchen Stiftungen gefordert werden.

00:22:16: Also wenn ich mir, ich meine du hast ja auch meinen Film gesehen,

00:22:19: "Sonne und Beton" und auch Empfehlung hier an alle Hörer, guck doch ich den Film an.

00:22:25: Also an welchem Punkt hätten diese Jungs sich ehrenamtlich engagiert?

00:22:29: Also weißt du wie ich meine? So war ja mein Leben ein Stück weit

00:22:33: und das finde ich einfach so so crazy weltfremd immer, ja.

00:22:37: Eigentlich sind Stipendien genau für Leute wie mich gemacht

00:22:40: und die sehen das nicht mal.

00:22:42: Also da habe ich wirklich so angefangen mich wirklich so damit aus einer zu setzen,

00:22:48: wie schräg das hier alles läuft.

00:22:50: Diese anderen Kids, die sich irgendwie für Marx da interessieren,

00:22:53: gucken mich an, als wäre ich sonst was, die Stipendien, die irgendwie links sein wollen,

00:22:58: so verlangen das ehrenamtlich angekommen.

00:23:01: Verlangen so Quatschsachen so und denke ich mir, irgendwas stimmt hier nicht.

00:23:06: "Sonne und Beton" habe ich geguckt, den Film nochmal,

00:23:09: hatte ich dann jetzt zum zweiten Mal gesehen, habe ich im Kino schon gesehen, klar,

00:23:13: als er loslief, fand ich klasse, bin da ganz still rausgekommen,

00:23:17: habe ich dir schon erzählt, dachte wow.

00:23:19: Vieles von dem, was du da erzählst, krieg ich, die ich so im Mitte, Prenzelberg,

00:23:25: sonst vorum laufe, gar nicht mit.

00:23:28: Weiß ich überhaupt nicht, denke dann, guck mal, aha, das ist aber gar nicht weit.

00:23:33: Das ist übrigens Teil meiner Erklärung, warum so diese, ich bleibe jetzt bei dem Gehre für den restlichen Talk,

00:23:41: warum soziale Herkunft in diesen ganzen auch Rokkenkreisen nicht so wirklich thematisiert wird,

00:23:46: weil jeder hat irgendwie an der Uni oder sonst wo in einem Hittencafé mal jemand kennengelernt,

00:23:51: der schwarz ist oder der queer ist oder diese Sachen, die sonst zu viel Thema sind, ist,

00:23:56: aber in einem Hittencafé leinst du keine Leute aus der Unterschicht kennen.

00:24:00: Sie sind nicht da, die haben gar keine Kohle, da rumzuhängen und so, also es gibt gar keine Berührungspunkte so zwischen den Schichten.

00:24:07: Stimmt, ich kenne aber sogar welche, also hab sie auch in der Familie,

00:24:13: ist gar nicht so, dass ich dafür gar kein Gespür, kein Erleben, keine Idee von hätte.

00:24:21: Nee, das glaube ich ja, aber in deinem Alltag muss es nicht stattfinden, wenn du nicht willst.

00:24:24: Das stimmt, voll.

00:24:25: Aber du siehst ja immer mal jemanden schwarzen lang laufen oder ein schwules Pächen oder so,

00:24:29: also dem kannst du dich nicht entziehen hier in dem Kosmos, aber so Armut kannst du dir völlig aus dem Leben halten, wenn du nicht willst.

00:24:34: Das stimmt.

00:24:35: Ja.

00:24:36: In dem Film, weiß nicht, ich bin überhaupt keine Filmkritikerin, weiß zu verheben mich jetzt wahrscheinlich total,

00:24:41: aber in meiner Wahrnehmung hast du da ganz viel auf einmal erzählt, nämlich wie wenig man sich auf andere verlassen kann,

00:24:48: auch in diesen Bedingungen, selbst auf den eigenen Bruder nicht, und wie sehr man dann doch stabil gehalten ist, zum Beispiel von echten Freunden.

00:24:57: Der Film erzählt ganz klar, wie brutal, wie gewaltig dich ist, in der Gropiusstadt oder das, was du da als Gropiusstadt erzählt,

00:25:07: zugehen kann und wie zart fühlen, wie anständig, wie ehrenhaft gleichzeitig.

00:25:13: Man kann in dieser Welt, habe ich dann irgendwie gedacht, alle, jede Vede Motivation verlieren, man muss es aber nicht.

00:25:22: Ist das dein Punkt?

00:25:23: Ist das deine Haltung, dem Leben gegenüber, wenn man es irgendwie will, kann man es schaffen?

00:25:30: Ach, ich habe sowohl beim Buch, als auch dann später beim Drehbuch, wo ich da mit, also das habe ich da mit dem Regisseur David Vinenc zusammen geschrieben.

00:25:39: Ich habe bei Beiben drauf geachtet, dass ich will, also ich wollte da keine Message drin haben, sondern ich wollte irgendwie einfach diese Geschichte erzählen

00:25:48: und die Leute können sich dann so ein bisschen selber daraus mitnehmen, was halt so für sie hängen bleibt.

00:25:54: Die Punkte, die du genannt hast, fand ich aber spannend so. Es gibt irgendwie wenig Hilfe von Erwachsene.

00:26:03: Also Erwachsene waren für mich früher eigentlich nie eine Instanz, von der man Hilfe erwarten konnte.

00:26:08: Also Erwachsene waren eigentlich immer so unsere natürlichen Gegner.

00:26:10: Außer die Mutter fand ich von diesem Sanchez.

00:26:13: Sanchez, ja.

00:26:14: Die hat ja eine ganz klares Programm, wie Gerechtigkeit geht, wie Leben geht, wie man sich zu verhalten hat.

00:26:20: Ist richtig, aber auch sie hat ihre Konflikte mit ihrem Sohn, weil Sanchez das natürlich dann trotzdem auch nicht.

00:26:27: Also der ist ja trotzdem auch nur irgendwie gefangen in sich und will halt einfach irgendwie mal einen Urlaub, also weiß es so.

00:26:34: Und ich hatte ganz viel das Gefühl, dass ich dadurch, dass mein Vater halt als 34-jähriger Mann Witwer wurde und drei kleine Kinder zu Hause hatte,

00:26:44: habe ich sehr früh so für mich gelernt oder für mich irgendwie beschlossen so, jetzt gar nicht so bewusst,

00:26:50: sondern es ist jetzt auch alles im Rückblick so verstanden und versteht sich,

00:26:53: wie alter man wird im Optimalfall.

00:26:55: Ich wollte mein Vater so wenig wie möglich mit so Sachen belasten.

00:26:59: Ich habe eigentlich alles irgendwie immer in irgendeiner Form so selber geregelt.

00:27:03: Und das meine ich so. Erwachsene waren nicht so präsente in meinem Leben.

00:27:07: Ich meine Vater wollte nicht belasten.

00:27:09: Lehrer war meine feinde, Polizisten waren meine feinde.

00:27:13: Also das war alles so. Man war so auf sich gestellt einfach.

00:27:17: Und was war der zweite Teil der Frage?

00:27:25: Also der zweite Teil von einer Analyse?

00:27:27: Ich hatte gefragt, ob man, wenn man das nur will, es dann doch schaffen kann.

00:27:31: Ach so, ja, ja, genau.

00:27:33: Also ich mag dieses, jeder ist seines Glückes schmied nicht so,

00:27:41: weil das irgendwie im Umkehrschluss dann so tut,

00:27:44: als wenn jeder, der keinen Glück hat, so selber daran Schuld ist.

00:27:47: Aber gleichzeitig glaube ich schon, dass jeder mit den Karten, die einem gegeben wurden,

00:27:54: so ungerecht es auch sein mag, irgendwie arbeiten muss

00:27:58: und schon probieren sollte das Beste für sich und sein Umfeld daraus zu holen.

00:28:04: Ja, weil, also ich hatte das für mich mal so formuliert,

00:28:09: dass Erwachsen sein heißt, glaube ich, sich mehr und mehr von seiner eigenen Sozialisation zu emanzipieren.

00:28:17: Sag ich auch so. Also du musst ja klar werden, was hat da irgendwie alles drauf eingezahlt

00:28:22: und dann sagt man irgendwie, okay, okay, verstanden, bis hierhin und jetzt mache ich was draus.

00:28:27: Ja, genau, und man kann sich halt nicht sein, also man kann schon,

00:28:30: aber das bringt einem halt selber nicht.

00:28:32: Wenn ich mich mein Leben lang auf, ach guck mal, das war so scheiße früher als Kind,

00:28:34: Beruf oder so, dann stimmt es vielleicht.

00:28:38: Aber du hast ja nichts gewonnen, wenn es dir dann jetzt auch weiterhin scheiße geht,

00:28:42: weil du dich immer halt darauf berufst, ja, ich hatte ja nie eine Chance mehr, ist ich so.

00:28:47: Also es ist nicht jeder seines Glückes schmied,

00:28:53: aber man muss schon irgendwie, aber man ist am Ende des Tages für sich verantwortlich

00:28:58: und wenn man was erreichen will, dann muss man halt irgendwie so was machen.

00:29:02: Ich hatte darauf gehofft, dass du das auseinander piddles und sagt, nee, das gefällt mir nicht,

00:29:07: jeder ist seines Glückes schmied und jeder auch.

00:29:10: Das ist halt eine geile Erzählung von so FDP und so Leuten.

00:29:13: Ja, aber ich finde auch genau wie du, dass es nicht hinkommt.

00:29:16: Und ich hatte gehofft deshalb oder darauf gesetzt oder sonst hätte ich selber gesagt,

00:29:21: weil ich schon finde, dass unsere Gesellschaft und auch unser Staat eine Verantwortung hat,

00:29:30: da zu helfen, wo du eben genau nicht mehr alles selber machen kannst.

00:29:34: Ich finde, es braucht Unterstützung, deshalb ist dein Beispiel gut mit den politischen Stiftungen

00:29:40: und total peinlich, dass die das nicht raffen, was da in Wahrheit für eine Lebensgeschichte vor ihnen steht,

00:29:47: die dieser Stiftung auch hätte helfen können mit allen anderen, die dich kennengelernt hätten

00:29:53: und dann zack mehr verstanden hätten.

00:29:56: Weil ich da rückblickend sagen muss, es war voll gut, dass es nicht geklappt hat,

00:30:00: weil ich dadurch dann einfach finanziell darauf angewiesen war, noch mehr aufzutreten.

00:30:05: Ja, aber da bist du jetzt wieder derjenige, der daraus für sich was Gutes macht,

00:30:08: weil du da jetzt jetzt aussagen könntest, Scheiße, jetzt mache ich gar nichts mehr,

00:30:11: weil die haben mich abgelehnt und so, hast du aber anders entschieden.

00:30:14: Aber der Neue will hingucken mit dir, was da im Moment gerade so im Skat ist, was überlegt wird.

00:30:20: Ich habe ja eben schon die Studie, die wir übrigens natürlich verlinken in den Show-Notes,

00:30:25: von UNICEF Deutschland angesprochen, die sagen, die Situation von Kindern in Deutschland hat sich seit einem Jahrzehnt überhaupt nicht verändert.

00:30:33: Und der Mensch, der das Ding zusammengestellt hat, Sebastian Sedelmaier, heißt, er plädiert zum Beispiel dafür,

00:30:40: trotz der aktuellen Haushaltskrise mehr für Kinder zu tun, die in Armut leben,

00:30:46: neben einer effektiven Kindergrundsicherung geht es dabei um den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur für Kinder.

00:30:53: Das ist ja das, was man jetzt alles um individuelles Schicksal rumbauen könnte als Angebot, wo man denkt,

00:31:00: so, das könnte helfen. Betonung liegt, wie ich finde, auf effektiver Kindergrundsicherung,

00:31:06: denn die Bundesregierung hat sich ja so eine vorgenommen, hat das auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben.

00:31:13: Den Grünen war das irre wichtig, ich glaube überhaupt keine einzige Wahlkampferanstaltung im zurückliegenden Bundestagswahlkampf,

00:31:21: wo die Grünen nicht gesagt hätten, Kindergrundsicherung muss her.

00:31:25: Dennoch hat in meinen Augen Bundesfamilienministerin Lisa Paus ewig und drei Tage gebraucht überhaupt,

00:31:31: um irgendwas vorzulegen an Gesetzesentwurf, hatte ursprünglich mal mit 12 Milliarden Euro kalkuliert,

00:31:38: ohne wirklich sagen zu können, wofür die denn eigentlich genau aufgewendet werden müssten.

00:31:43: Inzwischen liegt dieser Gesetzesentwurf vor. Das Ganze soll jetzt 2,4 Milliarden Euro kosten

00:31:50: und Ziel war eigentlich, damit das ganze System leichter zu machen ist,

00:31:55: Kindern leichter zu machen, dass sie an Geld kommen, was ihnen zusteht.

00:32:00: Eigentlich war das so konzipiert, aber es ist dann total kompliziert geworden

00:32:06: und darüber habe ich gestern, will ich mir ja mit dir anhören, mit Aminata Thore gesprochen,

00:32:13: der Jugend- und Familienministerin aus Schleswig-Holstein.

00:32:16: Es ging eigentlich darum, es Kindern leichter zu machen, an Geld vom Staat zu kommen.

00:32:24: Sie haben es gesagt, viele Gelder werden gar nicht erst abgerufen,

00:32:28: weil der Weg dahin zu kompliziert ist für denjenigen, diejenigen, die es denen es zustünde.

00:32:34: Also Kindergeld, Kinderzuschlag, Bürgergeld, alle Sozialleistungen sollten Kinder

00:32:39: und deren Familien von 2025 an bei nur noch einer Anlaufstelle bekommen.

00:32:45: So war es gedacht. Es ging um Vereinfachung, um weniger Bürokratie.

00:32:49: Rausgekommen ist aber ein Plan, für den es bis zu 5000 neue Beamtenstellen braucht.

00:32:55: Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und andere nennen das "absort".

00:32:59: Sie auch?

00:33:01: Ich würde das nicht "absort" nennen, aber ich würde auf jeden Fall sagen,

00:33:04: dass es auch aus unserer Sicht als Schleswig-Holstein, dass wir gesagt haben,

00:33:08: das, was für uns Zentral wichtig ist, das ist unkompliziert und genauso,

00:33:11: wie Sie beschrieben hatten, zu beginnen, dass es vereinfacht stattfindet.

00:33:14: Man kann ganz viele politische Ideen haben und scheitert manchmal ein Stück weit an der Realität,

00:33:18: weil die Strukturen bei uns im Land etwas kompliziert und bürokratisch sind.

00:33:22: Deswegen wurde ja auch schon diese Diskussion da drum, wie viele Stellen es tatsächlich zusätzlich braucht,

00:33:27: die auch intensiv geführt.

00:33:29: Und der Auftrag ging wieder zurück ans Bundesvermehrministerium,

00:33:31: um da eine andere Antwort darauf zu finden.

00:33:33: Das kann ich auch nachvollziehen und finde ich auch richtig,

00:33:35: sich die Frage zu stellen, wie man es möglich unkompliziert regeln kann,

00:33:38: weil am Ende des Tages dürfen wir nicht so viel Debatte um die Strukturen führen,

00:33:42: sondern um die Frage, wie es ausgezahlt wird und tatsächlich bei den Kids ankommt.

00:33:45: Und die Frage ist aber zu stellen, wie kann man das Geld, das da ist,

00:33:49: Sie haben den Haushaltsstreit angesprochen, effektiv einsetzen.

00:33:53: Sie brauchen ja als Grüne natürlich den Koalitionspartner, nicht zuletzt die FDP,

00:33:58: und haben da mit die stärksten Kritiker, Christian Lind, haben wir schon angesprochen,

00:34:03: hat im Übrigen auch beim Bundesparteitag der FDP ein Gegenvorschlag gemacht,

00:34:08: Zitat, wäre es nicht besser, diese Milliarden, 2,4 Milliarden,

00:34:12: hat mir eben schon gesagt, diese Milliarden einzusetzen in mehr qualitätsvolle Kinderbetreuung,

00:34:18: damit niemand mehr gegen seinen Willen in Teilzeit verbleiben muss.

00:34:23: Hat er Recht?

00:34:24: Ich finde, das ist kein Entwederoder.

00:34:25: Und das ist tatsächlich auch eine Frage, die ernsthaft zu debattieren und zu diskutieren ist,

00:34:30: und die wir als Schleswig-Holstein auch vor wenigen Wochen im Bundesrat eingeführt haben.

00:34:34: Es ist nämlich noch nicht sicher, dass der Bund den Ländern und den Kommunen

00:34:38: weitere Mittel für Kita bereitstellt ab 25.

00:34:41: Und wir brauchen definitiv diese 4 Milliarden, die der Bund für 22 und 23 bzw. 23 und 24

00:34:48: bereitgestellt hat, auch für die Jahre danach.

00:34:50: Und das ist genau das, was ich vorhin ehrlicherweise meinte mit Blick darauf,

00:34:54: dass die Kindergrundsicherung nicht die alleinige Antwort ist auf diese Frage,

00:34:57: sondern wir brauchen Strukturen wie Kitas.

00:35:00: Und als Ministerin, die gerade Kita hier verhandelt und mit allen Beteiligten gerade

00:35:05: an der Verbesserung des Kita-Gesetzes hier vor Ort arbeitet,

00:35:08: kann ich nur sagen, wir können uns das nicht leisten, in dem Bereich zu sparen.

00:35:11: Und von daher führen wir diese Diskussion auch ganz offen und ehrlich,

00:35:15: auch mit dem Bundesfamilienministerium, dass wir sagen, für uns ist es sehr wichtig,

00:35:19: dass das fortgeführt wird und darüber hinaus eben auch die Kindergrundsicherung kommen wird.

00:35:23: Ich finde, es sind nämlich zwei unterschiedliche Sachen.

00:35:25: Es braucht aber beides, finde ich.

00:35:26: Es braucht beides.

00:35:27: Es braucht definitiv beides.

00:35:29: Und ich will auch sagen, warum es beides braucht.

00:35:32: Das eine, dass wir vernünftige Kitas haben, dass wir genügend Personal haben,

00:35:36: dass die Qualität in den Kitas ausreichend ist, dass wir genügend überhaupt Kita-Plätze haben.

00:35:40: Ist eine Grundvoraussetzung, damit Kinder von Tag 1 die Möglichkeit haben,

00:35:45: die frühkindliche Bildung zu erfahren, die sie brauchen?

00:35:48: Ja, das ist das ganz alte Thema.

00:35:50: Kann der Staat das Problem lösen oder verhebt er sich daran?

00:35:54: Wir haben ja in Deutschland, muss man sagen, eigentlich ein fast ausufernden Sozialstaat.

00:35:59: Auch die staatlichen Leistungen für Kinder und Jugendliche sind auf dem Papier zumindest.

00:36:04: Das ist all die Jahre lang gestiegen.

00:36:07: Und doch haben sie erkennbar nichts an der Situation von Kindern und Jugendlichen geändert.

00:36:12: Laut UNICEF leben mehr als 1 Million Kinder in Deutschland dauerhaft in Armut.

00:36:17: Und der Anteil armer Kinder und Jugendlicher ist seit einem Jahrzehnt unverändert hoch.

00:36:23: Schreiben die da.

00:36:24: Das ist ja Wahnsinn.

00:36:25: Deshalb noch mal grundsätzlich gefragt.

00:36:27: Und auch am Schluss gefragt.

00:36:28: Was hilft wirklich gegen Armut?

00:36:31: Ich will dazu einmal sagen, ich glaube den Rückschluss daraus zu ziehen,

00:36:36: dass der Sozialstaat sich dann mehr rausziehen möchte, wird die Zeit.

00:36:40: Zahlen auch nicht verbessern. Also wenn das sozusagen der Rückschluss ist, den wir ziehen,

00:36:44: zu sagen, die Situation hat sich nicht verbessert, deswegen gebe ich noch weniger als Staat aus.

00:36:47: Finde ich eine steile und mutige These und würde sagen, wir würden noch mehr Kinder und noch mehr

00:36:52: Menschen in Armut treiben. Weil die gleichen Menschen, die sozusagen diese Position und These

00:36:56: vertreten, auf der anderen Seite immer wieder die Frage stellen, wie kann es sein, dass in

00:37:01: Deutschland Menschen auf der Straße leben? Wir wollen dieses Bild und wir wollen diese Gesellschaft

00:37:05: eben auch nicht haben. Wir möchten nicht, dass Menschen sozusagen durch das soziale und durch

00:37:09: die gesellschaftlichen Raster durchrasseln, weil am Ende des Tages führt es eben auch zu so

00:37:14: unfassbar krassen Gesellschaftlichen wie finanziellen Kosten, wenn wir uns nicht frühzeitig darum

00:37:19: kümmern. Ich glaube, bei der Frage von Armut ist natürlich das, was entscheidend wichtig ist,

00:37:24: Erwerbstätigkeit. Da müssen wir uns nichts vormachen. Ich bin niemand, der sich hinstellt und

00:37:29: sagt, Leute sollen nicht arbeiten und der Staat soll das alles aufwachen. Bullshit. Aber ich bin

00:37:34: auch davon überzeugt, dass Leute unterschätzen, wie schnell es gehen kann, dass man eben keine

00:37:39: gesicherte Strukturen hat, kein Auffangenez soziales hat. Und das ist deswegen wichtig,

00:37:44: dass man den Sozialstaat hat und es ärgert mich auch in Zeiten von Haushaltskrisen, dass wir immer

00:37:50: den gleichen Reflex haben. Und zwar zu sagen, wir müssen beim Sozialstaat sparen, damit das

00:37:56: alles wieder funktioniert und zeitgleich Diskussionen und Debatten darüber führen, dass Menschen

00:38:00: Abstiegsängste haben, dass der Rechtsruck krasser wird. Das sind doch alles Fragen, die daran

00:38:04: gekoppelt sind. Ich glaube, soziale Sicherungssysteme sind dafür geschaffen, dass wir temporär und

00:38:09: zeitweise aufgefangen werden und dass wir im Grundsatz aber ermöglichen müssen, dass Menschen

00:38:14: in Erwerbswegen, Alter und Kapazitäten die Möglichkeit haben, selber Geld zu verdienen. Aber

00:38:19: niemand soll die Arroganz besitzen zu glauben, ich hatte es heute nicht getroffen, deswegen kann

00:38:23: es mich morgen nicht treffen. Und dann blickt man, glaube ich, anders auf diese Fragen.

00:38:26: In voller Länge wollen wir das Interview am Samstag früh veröffentlichen.

00:38:34: Da habe ich erstmal eine Sache sagen, die mir aufgefallen ist, bevor es inhaltlich wird. Ich

00:38:39: finde es immer richtig krass, wenn diese Aminata Frau Thurie, du hast mir ja jetzt kurz irgendwie

00:38:47: ihren Lebenslauf vorhin erzählt. Also warum Leute, die quasi diese Herkunft haben in dem

00:38:54: Positionen, wo sie dann was bewirken können, auf einmal, also warum redet die so wie alle

00:39:00: anderen Politiker? Ich verstehe das nicht. Sie hat ja quasi einen Einblick und ein Skill, den ganz

00:39:06: viele Politiker nicht haben, nämlich irgendwie authentisch und auf Augenhöhe mit Leuten

00:39:12: kommunizieren zu können. Aber irgendwie lassen sich die Allermeisten dann doch mitreißen,

00:39:16: so die ganze Zeit in diesem Politiker blar zu sprechen. Also ich verstehe das nicht, weiß ich

00:39:21: meine. Also die könnte doch, die hätte doch exakt dasselbe Aussagen können in der Sprache,

00:39:26: die auch, ich weiß nicht wo sie herkommt, aber ich sage jetzt einfach mal, die auch Leute aus ihrer

00:39:30: alten Siedlung verstehen so. Sie kommen durch Leswig-Holstein, sie ist in Neumünster geboren,

00:39:35: ist aus Mali geflohen mit ihren Eltern, die kommen kurz vor ihr, sind gebohrt und da weg sind.

00:39:40: Ich meine ihre Siedlung in Deutschland so. Ja, ich verstehe es schon, ich wollte nur helfen,

00:39:43: wo sie herkommt, wenn man sich hier gerade die Frage stellt. Also das denke ich mir bei ganz

00:39:47: vielen Themen so, was denken die Leute aus meiner alten Siedlung? So verstehen die überhaupt,

00:39:52: worum es hier geht? Also wenn der das so erzählt, interessiert die das? Das meiste ist das Ergebnis?

00:39:56: Nee. Aber egal, sorry. Das ist mir schon sehr oft aufgefallen und ich glaube, dass das auch ganz

00:40:02: viel zu Politikverdrossenheit führt, dass die Leute es gefällt. Ich weiß gar nicht, was sie da labern.

00:40:06: Also ich hatte jetzt auch gerade Probleme, obwohl ich das Interview ja gestern geführt habe,

00:40:11: dem zu folgen, weil ganz viele Dinge auf einmal erzählt werden. Aber klar, das ist, glaube ich,

00:40:17: der Sprachgebrauch, den du dann als Ministerin... Aber das ist doch Talking in Coats, also sie hat

00:40:22: doch die Stelle schon, sie kann doch jetzt reden, wie sie möchte. Also ich verstehe das nicht. Also gut,

00:40:29: ich verstehe schon, warum sie das macht, aber ich glaube, das andere wäre mehr wert, hätte ich gesagt.

00:40:36: Was sie sagt, ist Erwerbstätigkeit hilft gegen Armut. Auf jeden Fall. Was sie aber auch sagt,

00:40:44: ist du brauchst Kinder betreuen, du brauchst Kita-Plätze. Du brauchst die Rahmenbedingungen

00:40:48: erwerbstätig sein zu können. Also das... Inhaltlich würde ich bei dem, was ich verstanden habe,

00:40:54: schon größtenteils mitgehen. Und die Kindergrundsicherung. Hast du da eine Haltung? Ich verstehe

00:41:00: gar nicht genau, was die Kindergrundsicherung sein soll. Also weil wir haben ja, es gibt ja Kindergeld,

00:41:04: gibt es ja schon. Das ist ja wie früher, als ich ein Kind verwandt, so wie mal 160 Euro oder so.

00:41:09: Was ist jetzt 200 Euro? 250 Euro. 250 Euro, okay. Die kriegt man pauschal, wenn man pro Kind. Und was ist

00:41:18: jetzt die Kindergrundsicherung? Es ist eigentlich, dass du alle Leistungen, die dir so zustehen,

00:41:24: nur bündelst. Also du kriegst gar nicht zwingend viel mehr. Das ist jetzt kein neues Geld, was

00:41:30: ausgezahlt würde, sondern es bündelt alle Zahlungen, die du so hast, auch Ansprüche, die du hast als

00:41:36: Kind. Auch das... Wie ist das zum Beispiel bei mir? Weil ich habe ja Kindergeld, also nicht ich, sondern

00:41:40: mein Vater hat für mich Kindergeld und Halbweisenrente bekommen. Genau. Das wird dann so miteinander

00:41:45: verrechnet. Nee, nicht verrechnet, das wäre ja bitter. Dann würdest du weniger bekommen. Das ist

00:41:50: nicht gewollt, sondern du solltest nur von einer Stelle ausgezahlt bekommen. Das ist im Grunde

00:41:56: genommen ein Grupp und schlecht zusammengefassten Verwaltungsakt. Dafür bräuchte man aber ganz

00:42:02: viele Leute. Aber warum ist es dann so viel Thema? Also wenn es wirklich nur am Ende darauf geht, ob man

00:42:07: auf dem Kontrauszug ein oder zwei Zahlungseingänger hat. Ich frage Sie ja auch nach. Finden Sie,

00:42:12: dass es beides braucht? Die Gründen sind fest davon überzeugt. Wenn das aber so ist, dann frage ich mich

00:42:20: dann doch, warum haben Sie den Vorschlag nicht besser aufgegleist? Warum ist denn nicht so überzeugend

00:42:25: gewesen, dass man gesagt hat, jeder Euro dafür lohnt sich? Und das nehme ich so nicht wahr,

00:42:30: mindestens aus dem, was die Bundesregierung da sich auch im Moment an Verzögerung leistet.

00:42:36: Überwiesen ist da jedenfalls noch nichts von. Aber das klingt doch jetzt wirklich so. Also das

00:42:42: ist doch wirklich völlig egal für die Leute, oder? Also wenn ich jetzt einfach in Summe, also bei mir

00:42:48: waren... Mein Angeblich ist es so, dass ganz viele Menschen... Also hat man dadurch mehr Geld? Ja,

00:42:53: im Zweifel, weil du vorher nicht drauf gekommen bist, dieses Geld, was dir da noch zusteht,

00:42:57: Wohngeld, was immer, auch zu beantragen. Und ich glaube, das ist auch ein guter Ansatz. Aber das

00:43:03: macht Deutschland dann für einen? Ja, das macht dann dieser Familien-Service, der dafür geschaffen

00:43:09: wird. Die machen das für dich, damit du oder damit ein Kind nicht in einer Situation, in der man

00:43:16: ja jetzt sagen würde, da gibt sowieso eine Menge Drama, Benachteiligung, Armut sorgen, dann in der

00:43:26: Situation, dass du da noch losziehen müsstest und müsstest dir die handliche Broschüre irgendwo

00:43:30: beschaffen, dass du sagst, okay, ja, genau, ich weiß, dass mir das zusteht. Nein, da wird er dann

00:43:35: beigehäufen. Das ist geplant. Damit man quasi nicht so abhängig davon ist, ob die eigenen Eltern so

00:43:41: Wort irgendwie auf dem Schirm haben. Genau. Und ob die das irgendwie hinkriegen. Also muss man ja auch sagen,

00:43:45: ganz viel Kinderarmut liegt ja auch daran, weil die Eltern einfach scheiße sind, alter. Also was ich

00:43:50: für Eltern gesehen habe, ich dachte, hey, du, wie kannst du in den Spiegel gucken, so wie du dein

00:43:55: Kind, deine Kinder behandeln's, alter. Die Kinder nattikst auf die Fressehau, nichts zu essen in

00:44:01: der Schule. Also wirklich in einer Wohnung rauchen von morgens bis abends immer besoffen. Also wirklich,

00:44:07: weil manche Leute denken auch so, ey, du bist schuld, dass es dein Kind schlecht geht. Da kann

00:44:13: Deutschland gar gar nichts dafür. Muss man auch sagen, gibt's auch. Ja, sorry. Aber das klingt ja

00:44:18: dann gar nicht so dumm, wenn dann quasi Deutschland für dich prüft, komm mal hier, du kriegst jetzt

00:44:22: gerade Kindergeld und Halbweise Rent, aber eigentlich steht dir noch Wohngeld und dieser

00:44:26: Zuschuss für den Sportverein zu. Genau. Ja, das finde ich so. Dabei soll dir geholfen werden. Das ist

00:44:30: dann keine schlechte Idee, ja. Aber das aufzubauen ist jetzt halt wieder so ein Monstrum. Genau. Ja. Wo man

00:44:36: dann sagt, okay, da versickert schon allein in dem Aufbau dieses Systems viel 500 Millionen Euro,

00:44:41: denkt man, kostet allein der ganze Verwaltungsakt. Weißt du, was ich noch krass finde zum Thema

00:44:45: Politikverdrossenheit, das ist eigentlich mein Lieblingsthema gerade. Es ist so diese Gleichzeitigkeit

00:44:53: von diesen Meldungen. Weißt du, jetzt haben wir irgendwie diese Kindergrundsicherung. Es ist

00:44:56: jetzt doch irgendwie kompliziert, aber es gibt weniger Geld als ursprünglich geplant, blar. Und

00:45:00: gleichzeitig, das ist immer so ein plakatives Beispiel, aber gleichzeitig kommt ja irgendwie

00:45:06: raus, dass so die Diäten von so Bundestagsabgeordneten jetzt so erhöht wird, um 600 Euro

00:45:12: um 100, was ja so unbelievable Money ist. Also weißt du, ich meine, das ist ja wirklich life-changing

00:45:17: Money, ob du 600 Euro mehr oder weniger hast in so einer Situation. Und also diese Gleichzeit,

00:45:22: dass das niemand das merkt von den Leuten, dass ich denke, ey, lass mal nicht machen jetzt. Gut,

00:45:29: da gibt es Mechanismen, die sind fest verabschiedet. Ja, gut. Und dann sorgt man das durch. Ja,

00:45:34: oder man sagt, ey, lass mal dieses Jahr einfach das nicht machen. Lass mal keine Erhöhung machen,

00:45:38: wenn wir den Leuten die ganze Zeit hier erzählen, wir haben kein Geld, wir müssen sparen und wir

00:45:41: müssen irgendwie im Sozialstaat kürzen. Dann lass mal jetzt nicht jeder 600 Euro jeden Monat mehr

00:45:45: nehmen. Wollen wir das machen bitte? Also, ey, ich falle, also das ist so unschlafen, weißt

00:45:51: ich meine? Ja, weiß ich, was du meinst. Sozialstaat, du hast es angesprochen. Im Moment klöppeln

00:45:55: wieder alle feste Druck. Man hat das Gefühl, das ist wie so ein Stellvertreterventil für

00:46:01: irgendwas anderes oder spielt auch nur eine Rolle in Wahlkämpfen, dass man da hat an sich eine Art

00:46:06: von Profilbildung oder was verspricht, die manch einen ansprechen könnte. Auch angeguckt wird,

00:46:15: das jetzt geltende Bürgergeldsystem. Kennst du viele Menschen, die Bürgergeld beziehen?

00:46:19: Nicht mehr wirklich, nee. Also die Leute in meinem Umfeld, also meine Familie so, ich bin das

00:46:31: Bürgergeld und die Rente und weiß ich was. Und die meisten Freunde, auch die von früher,

00:46:41: die haben auch was, also die kommen alle selber klar. In meiner Familie habe ich zwei Fälle,

00:46:50: so ich weiß nicht, ob die Bürgergeldkrieger auf jeden Fall eine Transferleistung beziehen,

00:46:53: die aber jetzt so in meinem Freundes und bla bla bla umkreis eigentlich eigentlich nicht. Im Moment

00:47:01: habe ich das Gefühl. Bei uns war es früher zum Beispiel so bei meiner Familie, sorry.

00:47:04: Meine Familie war zum Beispiel in genau so einem komischen Bürokrat, ich nenne es immer so in

00:47:13: so einer Deutschlandschleife, wo so das eine des Anderen bedingt und das andere des Anderen

00:47:18: ausschließt. Und bei uns war es zum Beispiel so, mein Vater hat nie Hartz IV beantragt, weil er,

00:47:26: weil unsere Kindergeld da und Halbweisen renten und seine Wittfandrente damit verrechnet worden

00:47:32: werden, dann haben wir irgendwie so weniger bekommen. Also so eine Sache. Und mein Vater hat

00:47:38: sich da halt damals so reingefuchst und Wohngeld ging irgendwie. Das waren quasi dann quasi

00:47:42: von Kindergeld, Halbweisenrente, Wittfandrente und Wohngeld. Das war so unser Money und halt hier,

00:47:47: was mein Vater so schwarz so was gemacht hat, so mäßig. Warum hat dein Vater eigentlich nie wieder

00:47:52: einen Job gefunden? Der hat dann irgendwann wieder angefangen zu arbeiten. Ich glaube so als ich.

00:47:56: Also mein Vater hat immer auch mal so, ist ja so scheißegal hier Deutschland hört auch,

00:48:02: mein Vater hat immer mal so schwarz gearbeitet auf dem Bau oder irgendwie. Mein Vater ist

00:48:07: halt Heizungsgaswassern-Salatör, hat dann immer mal so einfach so hier und da so ein bisschen gearbeitet,

00:48:13: aber hat halt keinen regelmäßigen Job gehabt bis ich ungefähr so, ich würde sagen so 15 war,

00:48:20: 14, 15, dann ist er, dann hat er eine Hausmeisterstelle an so einer Medienhochschule irgendwie in

00:48:29: Charlottenburg gemacht und danach war er nochmal Hausmeister irgendwo anders und dann, dann hat er

00:48:37: irgendwie jetzt vor, weiß ich nicht, acht Jahren oder sieben, acht Jahren, hatte der gesundheitliche

00:48:43: Probleme und ist dann nicht mehr wieder reingekommen. Und als mein Vater quasi wieder arbeiten konnte,

00:48:49: so weil die Kinder sich irgendwie einigermaßen selbst tragen, da war er halt auch lang, also

00:48:55: ich glaube, er war zehn, zwölf Jahre aus dem Berufsleben raus und auf dem Bau arbeiten ist

00:49:01: halt auch körperlich anspruchsvoll, so da, da kommt es halt mit Mitte 40 auch nicht mehr so geil

00:49:05: rein, das ist so jessig. Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht so genau. Habt ihr euch dadurch irgendwie

00:49:11: das... Doch mein Vater hat damals krasserweise, das ist auch witzig. Mein Vater hat vom Arbeitsamt

00:49:17: damals, da war ich so zwölf oder so wie ich schätze, hat er eine Umschulung zum Solaranlagen-

00:49:24: Installateur bezahlt bekommen und gemacht, nachhaltig und gut und geil, es war so, als dieser Hype war

00:49:30: und dann hat Deutschland das ja so komplett aus der Hand gegeben und diese Stellen, ja genau,

00:49:34: und die Stellen wurden einfach nie abgerufen. Dann stand mein Vater einfach mit so einer Zusatzqualifikation,

00:49:38: die irgendwie nichts gebracht hat, weil Deutschland diesen Markt ja einfach so hergegeben hat,

00:49:42: so fahrlässig. Das ist auch witzig irgendwie. Ich wollte fragen, habt ihr euch, hab ich kurz

00:49:51: aufgemacht, als du sagtest, er hat nie Hartz IV bezogen, viele haben sich dadurch ja auch

00:49:55: diskriminiert gesehen, die wollten das gar nicht, war das das Problem? Das zählt auch noch mit rein,

00:50:00: also dieser Stempel, den wollte er auf jeden Fall nicht haben und halt einfach dieses hin und

00:50:05: her gerechnet, dass man da im Endeffekt weniger hat. Das meinte ich nämlich eben, was ich so beobachte,

00:50:11: wo ich das Gefühl habe, der Ton wird wieder rauer, wird grob auch auf eine Art verletzend.

00:50:17: Will mal sagen, zu dem Bürgergeld eingeführt wurde das jetzt zum 1. Januar 2023 und der

00:50:26: Regelsatz liegt für eine Alleinstehende, einen Alleinstähenden bei 563 Euro pro Monat plus

00:50:35: Wohnkosten, die kommen dann noch darauf zu, kommen noch dazu. Und es gab im Januar 2024

00:50:43: 5,52 Millionen Bürgergeldbezieherinnen und Bezieher in Deutschland, 3,98 Millionen davon sind

00:50:52: laut Bundesagentur Erwerbsfähige leistungsberechtigt, das sind ja viele Menschen und jetzt hat man

00:50:58: dieses ganze System nochmal verändert und hat gesagt, seit Ende März gilt, wer sich

00:51:05: willendlich verweigert, dem kann das Bürgergeld für maximal zwei Monate komplett gestrichen

00:51:11: werden, ausgenommen ist dann die Unterkunft und das Heizen. So, all das findet die CDU nicht gut

00:51:17: und hat, so hat zumindest deren Vorsitzender gerade auf dem Bundespartei da gesagt, will ich

00:51:22: dem mal kurz vorspielen. Wir wollen das sogenannte Bürgergeld, der Ampel in dieser Form wieder

00:51:31: abschaffen. Schon der Name Bürgergeld klingt doch viel zu sehr nach einem bedingungslosen

00:51:42: Grundeinkommen und genau so wird es ja auch von vielen verstanden. Wir wollen stattdessen

00:51:50: eine neue Grundsicherung, die wirklich denen hilft, die Hilfe benötigen, die aber auch

00:51:58: Anreize und Ermutigung schafft für diejenigen, die in den Arbeitsmarkt zurückkehren können.

00:52:05: Weiß nicht, was du da raus hörst, Felix. Hörst du da Respekt raus für Menschen, die

00:52:14: in Not sind oder nicht so? Ich hör da ehrlich gesagt einfach nur einen

00:52:20: Versuch einer markigen Punchline, die irgendwie Schlagzeilen macht raus, oder? Also dieses

00:52:28: Bürgergeld ist ein anderes Wort für bedingungsloses Grundeinkommen. Also darum, also inhaltlich

00:52:36: hör ich da gar nichts raus. Also das war doch einfach nur so blablabla. Ich finde diese

00:52:40: Debatte aber auch übertrieben schwierig. Also ich finde es total daneben irgendwie

00:52:48: Leuten pauschal vorzuwerfen, wenn man Bürgergeld empfängt, dass man eigentlich irgendwie

00:52:53: nur faul ist und nicht arbeiten geht, das komplett ins Gegenteil umzudrehen und zu sagen, dass

00:53:01: es diese Fälle nicht auch gibt, finde ich auch quatsch. Also das ist schon auch realitätsfremd,

00:53:07: wie gesagt, ich habe es gerade so an so einem Beispiel von so Eltern, die ich auch so kennengelernt

00:53:10: habe. Also es gibt auch, es gibt diese Leute auch. Ich glaube die offensichtlichere Lösung

00:53:17: dafür muss irgendwie sein, dass, also ich weiß, ich habe mich mit dem Bürgergeld nicht

00:53:26: so krass auseinandergesetzt, aber ist es da auch so, dass einem jeder Zuferdienst irgendwie

00:53:30: da direkt so abgezogen wird, sodass es sich im Zweifelsfall mehr lohnt, einfach diese

00:53:35: Transferleistung zu beziehen und nicht zu arbeiten, anstatt 40 Stunden zu arbeiten und dann vielleicht

00:53:39: so 8 Euro mehr rauszuhaben. Also so ist es nicht, es ist immer noch so, dass wenn du

00:53:43: arbeiten gehst, dass du in jedem Fall mehr hast als ein Bürgergeldempfänger, aber was

00:53:47: ist das? Aber man darf sich dann nicht sein Stunden und ausrechnen. Und du darfst nicht

00:53:54: hingehen, dass du sagst, ich habe zwar Bürgergeld, ich würde es gerne aufstocken, so heißt

00:53:59: das ja, ich würde gerne was hinzu verdienen, da wird es dann krass verrechnet. Das könnte

00:54:03: man zum Beispiel leicht ändern, sodass es sich lohnt, dass du dann zusätzlich noch was

00:54:07: machst. Das würde aus meinem Verständnis oder in meinem Verständnis würde das echt eine

00:54:13: Motivation sein, was zu machen und sich reinzuhauen. Und von mir ist dann diesen Grundstock an Bürgergeld

00:54:19: zu haben, gleich so wie so eine unterliegende Sicherheit und dann machst du halt weiter.

00:54:24: Ja, total. Und halt auch, was ich auch glaube, ist irgendwie das jetzt nichts, was man so

00:54:29: politisch so krass forcieren kann, aber einfach auch so ein gesellschaftliches Respekt vor

00:54:35: diesen ganzen Cockjobs, die keiner machen will. Dass man diese Leute eben nicht so wie Luft

00:54:41: oder wie Dreck oder gar nicht. Also wenn du so eine Klofrau bist, dann wirst du ja im

00:54:46: besten Falle wie Luft behandelt. Also das ist ja das Beste, was dir passieren kann.

00:54:51: Also wenn du das so nicht blöd angeguckt wirst oder noch angemauld wirst, also so.

00:54:56: Also ich glaube, man muss irgendwie und Respekt heißt dann auch finanziellen Respekt. Also

00:55:02: die Leute müssen, also man muss auch von so Jobs leben können. Ich finde das alles.

00:55:05: Aber ich weiß auch nicht, ob ich dafür bin irgendwie, also ich finde schon auch okay,

00:55:10: dass der Staat jetzt nicht in jedem Job irgendwie sagt, wie viel man da die Stunde zu verdienen

00:55:14: hat. Ich weiß es alles nicht. Alles kompliziert. Aber irgendwie müssen kluge Menschen sich

00:55:24: damit auseinandersetzen. Irgendwann wird das ja alles gewatscht. Und ich habe das Gefühl,

00:55:31: mancher ist Gefühl, man müsste so einmal, so alles, so alles, so alles immer, ne. So

00:55:36: das jetzt alles einmal kacke hier. Wir müssen das jetzt hier einmal wirklich kurz so neu

00:55:40: machen. Weil also wir arbeiten in diesen kaputten Strukturen immer weiter und bauen da dann

00:55:46: und dann kommen wir genau diese Sachfalte, was Aminata da sagt, dass dann einfach so,

00:55:50: wo wir darüber gesprochen haben, dass dann, ja aber dann haben wir hier noch 17 Wege in

00:55:56: diesem Labyrinth, die dann eigentlich und dieses Geld versickert eigentlich nur in irgendeiner

00:55:59: Bürokratie, weil wir die ganze Zeit in diesem komischen Gagga hier weiter rumdoktoren so

00:56:04: manchmal ist das Gefühl, man muss alles so einmal so umschmeißen, so ne. Wir machen

00:56:07: es jetzt auch ganz kurz neu hier alles. Also weißt du, so wie so ein, so ein Spielfeld einmal

00:56:13: so umschmeißt, Alter. Also das denke ich mir bei so ganz vielen Sachen. Irgendwie so

00:56:20: komisch in so ne, in so ne Sackgasse manövriert hier. Und wie weiß keiner mehr, worum es

00:56:28: eigentlich geht. Also da habe ich das Teil auf. So wie keiner weiß gar, weiß irgendwie,

00:56:31: wovon man überhaupt redet. Ich glaube die verstehen sich ja auch selber nicht, wenn

00:56:34: sie reden, so mit der Sprache, was ich vorhin meinte und untereinander und eigentlich probieren

00:56:38: irgendwie ganz viele eh nur in Talkshows irgendwie so ihre kleinen parteipolitischen

00:56:42: Punkte und Spitzen dazu, aber ich bin interessiert, da ist kein Schwanz, Alter.

00:56:46: Trotzdem muss man hinhören, finde ich schon. Also nichts gegen die Talkshows. Guck mal,

00:56:51: habe ich eine ganze Weile gelang gemacht. Nein, ich gucke mir das auch an, aber ich

00:56:56: habe irgendwie, also ich kann jeden verstehen, der sich einfach, einfach kempokrat auf Politik,

00:57:03: interessiert mich das nicht. Geht mir alle auf den Sack, ich gehe nicht wählen. So,

00:57:06: kann ich jeden verstehen. So. Aber findest du es natürlich falsch, oder?

00:57:11: Ich gehe jedes, ich nehme jedes Mal vor, ich gehe nicht wählen, weil mich das so nervt,

00:57:20: wie das alles ist. Am Ende gehe ich dann doch immer wählen, natürlich. Und findest auch

00:57:25: richtig das zu machen. Ärger mich aber trotzdem über mich selber, weil die Leute, die ich

00:57:29: dann gewählt habe, wenn man dann einfach guckt, das habt ihr jetzt gemacht. Hör doch alle

00:57:33: darauf. Also ich hatte mal die Idee, weil beim Wählen gehen, obwohl man alles scheiße findet,

00:57:42: geht es ja im Wesentlichen nur darum, den Proports beizubehalten, um rechte Parteien

00:57:46: nicht zu stärken. Das sehe ich ja auch total ein. Das war dann auch immer so mein letztes

00:57:50: Argument, warum ich überhaupt wählen gegangen bin. Aber ich glaube, das ist eine Option

00:57:58: wäre, wenn man den Leuten eine Alternative anbieten würde, nämlich dass sie nicht

00:58:03: irgendwie für etwas wählen dürfen, sondern dass man auch gegen etwas wählen darf.

00:58:08: Wie soll das gehen? Weiß ich nicht. Du hast einfach zwei Stimmen, meinetwegen,

00:58:13: so du kannst irgendwie zweimal für irgendjemanden stimmen, einmal für irgendwas und einmal

00:58:17: gegen irgendwas, du kannst zweimal gegen etwas wählen. Einfach, weil ich denke mir voll

00:58:21: oft so, ich will hier nichts von dem unterstützen, was die ganzen sogenannten demokratischen Parteien

00:58:28: hier machen. Ich will natürlich auf gar keinen Fall das AfD irgendwie an Paul gewinnt. Dann

00:58:31: gehe ich zur Wahl, wähle die AfD nicht und alle anderen kriegen trotzdem keine Stimme,

00:58:37: weil ich das scheiße finde, was die machen. So ist der Proports beibehalten, man hat sogar

00:58:41: noch irgendwie was dagegen geht. Also was finde ich, wenn sich da mal jemand mit Abitur

00:58:47: miteinander setzen könnte, kommt er dann, jut, aber jedenfalls jemand, der es auch verdient

00:58:51: hat, so dann, irgendwas muss man da mal ändern, weil dieses, also das kann doch nicht so,

00:58:58: wir können doch nicht als Gesellschaft darauf aufbauen, dass man sagt, ja dann wähle halt

00:59:02: das geringste Übel, einfach damit die AfD nicht stärker wird. Also das kann ja, das

00:59:06: ist ja kein Gesellschaftsmodell für Leute für Politik zu begeistern oder so oder für

00:59:12: Demokratie zu begeistern, wenn man denen sagt, ja wähle halt irgendwas, damit die

00:59:17: scheiße auf die nicht stärker wird. Also verstehst du? Also ich verstehe deinen Punkt, dass du

00:59:23: da frustriert bist und es ist natürlich keine tolle Botschaft, wenn man hingeht und wählt

00:59:27: halt irgendwas. Ich widerspreche dir aber trotzdem insofern, als dass ich schon finde und auf

00:59:33: Verständnis dafür habe, wie Parteien aufgestellt sind, du hast die jetzt sogenannt demokratisch

00:59:39: genannt. Ich finde natürlich, dass das alles demokratische Parteien sind, weißt du, die

00:59:43: U.C. so SPD, FDP und so weiter und so fort und das sind ja zum Teil auch - Darf ich sagen,

00:59:47: berufs ich mein sogenanntes Bezieht auf die parteienternen Dynamiken wie im Themengesetz

00:59:53: und beschlossen werden, weil da ist es ja schon so, dass es im Wesentlichen in der Parteispitze

00:59:58: passiert so. Also dass man sich so für diese Dailypolitik aus der Parteibasis jedes Mal

01:00:07: eine Zustimmung holt, ist ja nicht so. Ist ja auch, ich kann auch verstehen, warum es nicht

01:00:10: so ist total unpraktikabel. Na ja, die werden beteiligt bei Parteitagen und dann bringen

01:00:15: die auch Dinge ein, Anträge zu Tausenden mitunter und das wird ja dann auch irgendwie in Stunden

01:00:21: langen Arbeiten angeguckt. Also ich bin eigentlich schon Fan des Systems, muss ich sagen, ich

01:00:28: halte das für das Beste, dass wir haben und deshalb mag ich das auch gerne befördern,

01:00:32: aber ich bin bei dir, natürlich kann man das immer besser machen. Eine Volkspartei

01:00:37: allerdings schadet gar nicht, wenn man sowas hat, muss natürlich kolossal viel an Themen

01:00:44: abbecken. Ja, muss man von Biss haben, das ist mir alles klar. Aber es ist doch trotzdem

01:00:49: so, dass man irgendwie Parteien, machen ihre Parteitage beschließende irgendwelche Grundsatzprogramme,

01:00:54: beschließende irgendwelche Wahlprogramme, dann gehen die mit dem Wahlprogramm irgendwie

01:00:58: auf Wahlkampftour, machen da ihre Auftritte und holen sich die Leute, die sie wählen,

01:01:07: und dann sind sie gewählt und dann passieren diese Sachen halt irgendwie einfach nicht.

01:01:11: Also da kann ich doch verstehen, dass man sich einfach und das guckt man sich einmal

01:01:14: an und zweimal und neunmal und irgendwann denkt man sich, ist doch wirklich egal. Und

01:01:19: dann bleibt am Ende dann doch nur hängen. Ja, dann geht trotzdem viel nicht auf die. Also

01:01:24: ich bin wirklich als sehr Politikverdorfen bezeichnen.

01:01:29: Seit ewig oder seit kurzem? Boah, ich weiß. Also ich hatte irgendwie nie, also das führt

01:01:46: uns ein bisschen zurück zum Anfang. Also ich habe wie gesagt nie auf Hilfe von Erwachsenen

01:01:52: gewartet und habe sie auch so gefühlt nicht bekommen. Ich habe immer nur mitbekommen,

01:01:56: wie mein Vater sich halt mit so einer Scheiße so auseinander, mit so einer Scheiße ärgert

01:02:01: irgendwie so. Ich muss jetzt beantragen, kriegen wir das nicht mehr. Ich muss hier irgendwie

01:02:05: so schwarz arbeiten, weil sonst wird das gegengerechnet. Also so, natürlich weiß ich auch, dass ich

01:02:13: Geld von Deutschland bekommen habe und ich auf dieser Seite das so stand, so. Dafür bin

01:02:20: ich auch dankbar. Aber für mich war das eigentlich immer eher ein Problemfaktor. Es hat mich

01:02:26: trotzdem natürlich interessiert. Ich habe ja auch Politikwissenschaften irgendwie studiert

01:02:30: in Marburg so. Jetzt machst du Sozialwissenschaften. Ja, aber nur weil das an der, ich wollte

01:02:35: in Berlin irgendwie eingeschrieben sein, weil es sonst wirklich ausgeschlossen ist,

01:02:39: dass ich es irgendwann mal fertig mache. Und die FU war mir einfach zu weit. Und ich wohne

01:02:45: in Kreuzberg und da irgendwie das mal nach Dahlen zu eiern, es mir zu blöd. Und an der

01:02:50: Humboldt Uni, die ist in Mitte, da heißt es Sozialwissenschaften, das ist ein Mix aus

01:02:54: Soziologie und Politikwissenschaften. Gut. So, deshalb, blah. Aber also mich interessiert

01:02:59: das schon. Aber irgendwie finde ich es irgendwie nicht gut. Also ich kann auch mit diesen Leuten

01:03:08: allen nicht relating und echt, ich weiß es nicht. Ich finde das irgendwie alles gaga.

01:03:13: Ich will auch zum Anfang zurück und gleichsam so den Bogen schlagen und zwar nochmal zurückzukommen

01:03:20: auf deinen Jungses-Bühnenprogramm All You Can Eat. Ich finde, da ist eine Grundmelodie,

01:03:25: die ich klasse fand. An einer Stelle sagst du das dann auch, ich habe das alles mal mitgeschrieben,

01:03:32: mal gucken, kriege ich nicht so schön hin wie du das dann da performst. Ich versuche mal,

01:03:37: Leute, die wirkliche Probleme haben, die jammern nicht. Die haben da gar keine Zeit zu. Mein Vater

01:03:42: hat drei Kinder alleine großgezogen, nachdem seine Frau gestorben ist, ohne Job in unserer kleinen

01:03:47: Kackwohnung. Der hat keine Sekunde gejammert und dann gibt es einen wahnsinnig langen,

01:03:53: anhaltenden Applaus. Dann sagst du noch, dass dein Vater auch im Publikum ist. Dann brandet der

01:03:59: nochmal, wie ich mir eingebildet habe, liebevoller und deutlicher auf. Das hat mich echt angewänt.

01:04:07: Hat mich richtig gekriegt, die Stelle. Und könnte das der Punkt sein, dass wir einfach dann

01:04:12: tatsächlich doch zu viel jammern und dass all die, die du da in deiner Show ganz offensichtlich

01:04:18: und hörbar spürbar erreicht hast, dass die danach so echt zu klareren, besseren Menschen geworden

01:04:28: sind und damit nach Hause gefahren sind? Das glaube ich nicht, dass ich mit einer Show irgendwie

01:04:34: Leute zu besseren Menschen mache. Aber vielleicht nimmt man aus so was mit, dass es so ganz viele

01:04:44: von diesen Helden gibt, die man einfach so, von diesen Alltagshelden, so wie meinem Vater,

01:04:51: so, die man so gar nicht auf dem Schirm hat. Und vielleicht führt das diese Erkenntnis dann

01:04:57: irgendwann dazu, dass man irgendwie erstmal pauschal einigermaßen respektvoll mit allen

01:05:03: möglichen Leuten umgeht, die vielleicht auch nicht auf den ersten Blick irgendwie aus der eigenen

01:05:09: Bubble kommen oder sowas. Aber das, ich werde jetzt auch nicht so tun, als wenn das irgendwie die

01:05:13: Intention dahinter war. Ich wollte einfach irgendwie den Punkt machen, dass ich Leute nicht mag,

01:05:18: die jammern und habe einfach mit zwei Beispiele rausgesucht. Also mein Punkt ist wirklich Leute,

01:05:23: es jammern, also in Deutschland, jammern wirklich meistens Leute, denen es eigentlich sehr, sehr,

01:05:28: sehr gut geht. Du nennst die Deutschen dann die unbelastbaren Deutsche. Unbelastbare Deutsche.

01:05:33: Sind die das? Also ich finde teilweise, finde ich Sachen sehr, sehr weltfremd und das

01:05:42: finde Leute sehr unbelastbar. Also ich denke mir so, ey, darüber jammert ihr, also da ist jetzt

01:05:48: gerade dein Thema so dicker, alter. Also ne, jetzt mal ehrlich, ey, also wirklich. Weil so viel

01:05:56: im öffentlichen Diskurs irgendwie halt von Leuten geführt wird, die halt so aufgewachsen sind,

01:06:06: wie meine Marburger Kommilitonen und die alle sehr akademischen Background und so haben. Das ist

01:06:12: ja auch alles in Ordnung. Aber es fehlen irgendwie so andere Perspektiven, habe ich das Gefühl

01:06:17: ganz oft. Wenn so die Opinien-Lieder irgendwie sich alle so plus/minus aus einer Schicht rekrutieren

01:06:25: jetzt. Und die Leute im Bundestag ja auch. Also Aminata ist ja ein absolutes, und das ist auch

01:06:31: nicht im Bundestag, aber die sind ein absolutes, absolute Ausnahme. Stimmt. Und irgendwie sind wir

01:06:38: mittlerweile so an dem Punkt, dass man irgendwie das Albern findet, wenn so wie früher, irgendwie in

01:06:43: den 80er/90er-Ninziger, irgendwie da zehn Männer am Tisch sitzen und irgendwie so, jetzt besprechen wir

01:06:48: mal mal die Frauenpolitik oder zehn weiße sitzen da und so, jetzt mal, wie, wie, wie gehen wir mit

01:06:54: dem Belangen der Schwarzen um, so zehn weiße. So da haben wir mittlerweile so was wie ein Störgefühl,

01:07:00: aber dass da irgendwie 730 Akademiker über die Bedürfnisse von Menschen, die irgendwie arm sind

01:07:08: oder Kind Job haben oder einfach so malocher sind, so diskutieren und entscheiden, da haben wir

01:07:14: irgendwie gar kein Störgefühl. Ich verstehe das nicht. Also es ist doch wirklich spiegelb,

01:07:18: ist doch exakt dasselbe. Aber irgendwie stört und trussiert es nicht. Das nehm ich aber.

01:07:24: Oder übersehe ich da was? Ich weiß es nicht. Nein, du hast vollkommen recht. Ich glaube,

01:07:27: das ist so, dass überhaupt noch ein Arbeiter im Bundestag wäre. Den kannst du, wenn überhaupt

01:07:32: dann an einer Hand zählen. Ich weiß es nicht. Sorry, und die, die es gibt, die quatschen

01:07:35: dieselbe Scheiß wie die anderen. Aber sprechen zumindest dieselbe Sprache und eben nicht so wie

01:07:39: die Leute. Ich verstehe es nicht. So, das nehm ich aber als schon... Ich habe mir jetzt warm

01:07:45: gequasselt an jetzt. Sorry. Das nehm ich als, als das Kleinskapitel, das ich immer gerne

01:07:51: drin haben will in der Folge nämlich, wie könnte es besser gehen, genau sich auf die Alltagshelden

01:07:55: zu beziehen, dein Vater. Du hast noch von Gregor erzählt in der Show, der... Und so ein authentisches

01:08:02: Alltagshelden. Ich hasse es auch, wenn so, wenn so irgendwelche so Politiker dann da sitzen. Und

01:08:07: ja, ich habe bei mir im Wahlkreis neulich so, eine Zinsübergreisende Geschichte, ich dachte,

01:08:12: ey, komm, alter, jetzt halt doch den Schnabel hier. Ey, du willst da gerade nur den Applaus.

01:08:17: Ey, ich mach das hier für die pendelnde Krankenschwester. Machst du nicht? Du machst es für die

01:08:21: 600 Euro mehr im Monat, weil du nochmal eine Peri... Periode da sitzen willst du vor, oder? Sorry.

01:08:27: Wo stehen wir, glaubst du, bei dem Thema, das wir uns heute vorgenommen haben, nämlich was hilft

01:08:33: gegen Armut in einem Jahr? Weißt du, was ich richtig krass finde? Nachbeantwort ich deine Frage.

01:08:37: Ich habe, als ich es in der Uni noch, als ich es noch aktiver gemacht habe, haben wir uns mal so

01:08:43: angeguckt, entlang welcher, ich sag mal, Diskriminierungsdimension wird wie gewählt, also wie

01:08:57: viele von denen wählen, so wie viele Frauen, also in 2020 zwei Jahre im Vergleich, eins irgendwann in

01:09:04: den 80ern und dann eins irgendwann der Anfang, Mitte der 2000er oder sowas. Und dann hat man sich

01:09:09: gerade angeguckt Frauen, alte oder junge und so genannte Unterschicht, so unterste, unterste,

01:09:21: so soziale Schicht, so mäßig. Und dann hat man irgendwie so rausgefunden, dass Frauen war früher

01:09:30: scheiße, junge Leute war früher scheiße und Leute, die kein Geld haben, war früher scheiße.

01:09:35: Und dann hat man geguckt, so wie es ist 20 Jahre später, weil man guckt, die Frauen hat man

01:09:39: eigentlich sehr gut irgendwie dazu bekommen, so proportional zu den Männern normal wählen zu

01:09:43: gehen. Junge Leute kriegt man auch irgendwie begeistert, wenn man die über andere Kanäle

01:09:47: anspricht und so, aber bei der sozialen Herkunft hat sich nichts verändert. Das ist die einzige Gruppe

01:09:53: aus diesen drei, wo sich an der Politik Interesse und an der Wahlbeteiligung nichts verändert hat.

01:10:00: Und das liegt wahrscheinlich auch viel an diesen Sachen, die wir heute besprochen haben so. Und ich

01:10:07: glaube, dadurch, dass sie einfach keine interessante Wählergruppe sind, bin ich bei dem

01:10:12: Thema tatsächlich so pessimistisch, dass ich prognostiziere, dass in einem Jahr sich dahingehend

01:10:17: gar nichts verändert hat. Weil die einfach nicht, die sind nicht relevant, die gehen nicht wählen.

01:10:21: Also die tragen nichts bei für das, was Politiker brauchen, um ihren Job machen zu können.

01:10:27: Felix, da gehen wir aber jetzt frustriert hier raus.

01:10:31: Ja, sorry. Darf ich dich nach deiner Meinung fragen?

01:10:36: Wo wir stehen, in einem Jahr, ich denke das auch. Ich denke, wie du, ich hätte die

01:10:41: Herleitung nicht gehabt, dass ich gesagt hätte, okay, die gehen ja gar nicht wählen,

01:10:45: deshalb sind sie keine interessante Wählergruppe. Ich glaube schon, dass Parteien, die sich als

01:10:51: sozialpolitisch aufgestellt empfinden, dass die da auch wirklich was wollen. Ich bin aber auch bei dir,

01:10:58: so wie du es eben ausgeführt hast, dass das System in sich so kompliziert geworden ist,

01:11:03: dass wenn du an einer Stelle anfängst, du fünf, sieben, sechs andere Stellen umschmeißt, wo du

01:11:08: sagst, oh Gott, das funktioniert jetzt hier wieder nicht mehr so gut. Deshalb müssen wir wahrscheinlich

01:11:13: das nächste Bürokratie-Monster schaffen, um die eigentlich schon vorhandene Bürokratie irgendwie

01:11:19: zu minimieren oder sowas. Da wird es natürlich dann aber witzig. Und dann denkt man, das kann

01:11:24: alles gar nicht klappen und das führt eventuell auch dazu, was ich eben in diesem Interview-Ausschnitt

01:11:28: auch gesagt habe. Es ist ja nicht so, als wenn der deutsche Staat, also eigentlich wir alle,

01:11:34: nicht sehr viel Geld investiert hätten in soziale Sicherungssysteme, dass das aber an der Situation

01:11:41: nichts verändert hat, lässt mich genauso pessimistisch weitergucken, wie du, dass in einem Jahr

01:11:47: dann wahrscheinlich auch noch nichts verändert ist. Ja, sorry Leute. Mist, sorry, ich hätte es

01:11:54: einen anderen Podcast annehmen. Du hast viel guten News gibt. Gibt es so Podcasts, wo es so

01:11:59: eine gute Laune geht? Ja. Ach ja, jeden Mittwoch, gemischtes Hack. Felix, danke, dass du da warst.

01:12:06: Danke, dass ich hier sein darf, der Frau will. Dem zwischendrin hast du Anne gesagt,

01:12:10: das ist mir aufgefallen, aber musst du nicht. Das war, weil ich dich als eine abmütterliche Figur

01:12:14: akzeptiert habe und Anne, das fühlt sich natürlich toll. Anne heißt Mutter auf Türkisch.

01:12:19: Stimmt. Leute Neukölln Süd, 447 Represent. Danke, dass du da warst und wenn euch dieser Podcast

01:12:26: gefällt, dann abonniert ihn doch sofort und empfehlt uns gerne weiter. Wir freuen uns auch

01:12:30: über eine richtig gute Bewertung über die am liebsten und am meisten. Der Redaktionsschluss

01:12:36: für diese Folge war Mittwochabend, 15. Mai, so gegen 6 Uhr. Redaktion hatten Freyher Reis und

01:12:41: Marie Steffens, Executive Producerin ist Marie Schiller, Audio Producer Lukas Hambach und

01:12:47: Patrick Zahn, Sounddesign Hannes Husten, die Vermarktung macht für uns die Mitvergnügen.

01:12:52: Das ist eine Produktion. Hannes Husten, genau, starker Name. Die Produktion macht die Wilmedia

01:12:59: und wir hören uns nächste Woche. Tschüss. Tschüss.

01:13:03: [Musik]

01:13:18: Mehr zu finden auf www.ominousmissing.com