Bonus: Interview mit Annika Brockschmidt, Journalistin
Shownotes
"Es ist nicht übertrieben zu sagen, der Fortbestand der amerikanischen Demokratie, wie wir sie kennen, steht in dieser Wahl auf dem Spiel", sagt die Journalistin und Buchautorin Annika Brockschmidt im Gespräch mit Anne Will. Die Präsidentschaftswahl des mächtigsten Landes der Welt geht in die heiße Phase. Die Entwicklungen in den letzten Wochen überschlagen sich: Statt Joe Biden ist nun Kamala Harris für die Demokraten nominiert. Würde sie gewinnen, wäre sie die erste Präsidentin der USA – der ältesten Demokratie der Welt. Die Umfragewerte stehen zu ihren Gunsten, doch wie gut sind ihre Chancen tatsächlich?
In ihren Sachbüchern und Recherchen befasst sich Brockschmidt mit den USA und fokussiert sich dabei auf Strategien und Denkmuster der erzkonservativen und religiösen Rechten. Sie glaubt, das Demokraten-Duo Harris und Walz treffe den Nerv der Zeit – sowohl thematisch als auch mit ihrer Social-Media-Kampagne.
“Aber auch diese realistische Brille muss man sich aufsetzen. Selbst wenn Harris gewinnen sollte, bedeutet das noch nicht, dass alles in Ordnung ist. Weil Donald Trump und ja auch sein Vizepräsident J.D. Vance mehr als deutlich machen, dass sie eine Niederlage nicht akzeptieren werden”, so Brockschmidt. Das Republikaner-Duo hat gewaltbereite Unterstützer, die schon für den Sturm aufs Kapitol 2021 verantwortlich waren. Wer sind diese Unterstützer? Wie gefährlich sind sie? Welchen Widerständen steht Harris gegenüber? Und wen muss Harris letztlich überzeugen für den Posten der mächtigsten Frau der Welt? Antworten darauf gibt es in der Folge.
Das Interview wurde am Mittwoch, 14. August 2024, um 11 Uhr aufgezeichnet.
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00:00:00: Hallo und herzlich willkommen bei uns. Wir sind zurück aus der Sommerpause und legen
00:00:25: wieder los mit neuen Folgen unseres Politik-Podcasts, denn inzwischen ist ja, muss man sagen, eine Menge
00:00:31: passiert, nicht zuletzt im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf. Da ist der Spaß
00:00:37: zurück, seit Joe Biden seine Kandidatur zurückgezogen hat und statt seiner nun Vizepräsidentin
00:00:44: Kamala Harris für die Demokraten im Rennen ist. Wir wollen wissen, wie groß ihre Chancen
00:00:49: sind, was für, was gegen sie spricht und stellen uns diese Woche die Frage, sind die
00:00:55: USA bereit für die erste Präsidentin? Die gab es nämlich in ihrer Geschichte noch nicht.
00:01:00: Und sprechen wollen wir darüber mit der freien Journalistin, Buchautorin und Podcasterin
00:01:05: Annika Brock-Schmidt, die sich nicht zuletzt mit dem Teil der amerikanischen Gesellschaft,
00:01:10: auch der amerikanischen Politik befasst, der sagen wir Frauen lieber und zwar bedeutend
00:01:16: lieber zu Hause als an der Macht sehen will. Herzlichen willkommen, Annika Brock-Schmidt.
00:01:21: Hallo, freut mich. Freut mich auch, dass Sie dabei sind, sich die Zeit nehmen, ganz
00:01:25: klasse. Wir zeichnen auch, das will ich sagen, damit wir nicht bei irgendeiner Stelle durcheinander
00:01:30: kommen, diese Bonusfolge am Mittwoch, den 14. August am späten Vormittag auf und Teile
00:01:37: daraus senden wir, das kennt ihr in unserer Donnerstagsfolge, in voller Länge veröffentlichen
00:01:43: wir dieses Gespräch, aber wie immer dann am Samstag früh. Ich habe gesagt Frau Brock-Schmidt,
00:01:48: der Spaß sei zurück. Der Satz stammt nicht von mir, sondern von Tim Walts, dem Vizepräsident
00:01:55: des Kandidaten von Kamala Harris, den sie sich ausgesucht hat, dass der begeistert ist,
00:02:01: ist vielleicht jetzt nicht verwunderlich, das würde ich an dessen Stelle auch genau
00:02:05: so sagen. Er betrifft es mit ihrer Beobachtung insgesamt zusammen. Sie waren ja gerade
00:02:13: erst wieder in den USA, in Nevada, in Südkalifornien, glaube ich, irgendwo da auf dem Land. Sie
00:02:19: beschäftigen sich ohnehin, das wissen ganz viele, umfangreich und tiefgehend mit den
00:02:24: USA, sprechen natürlich mit vielen Menschen, verfolgen alles, was da abgeht. Ist der Spaß
00:02:29: auch ihrer Beobachtung nach zurück und wenn ja, allein bei den Demokraten?
00:02:34: Ja, ich glaube tatsächlich so ungewohnt es ist das zu sagen, ich glaube bei den Demokraten
00:02:41: ist tatsächlich nicht nur Erleichterung vorhanden über den Rückzug von Joe Biden, das hat sich
00:02:48: ja doch deutlich hingezogen und der Gefühlszustand bei der demokratischen Basis, also von dem,
00:02:57: was man in Medienberichten verfolgen konnte, auch von dem, was ich von demokratischen Bekannten
00:03:03: und Freunden gehört habe, war ja wirklich Verzweiflung angesagt gegen Ende, weil der
00:03:10: Weg zu den 270 Electoral College-Stimmen, die man braucht, um Präsident oder jetzt Präsidentin
00:03:15: zu werden, für Biden immer schmaler geworden war, so dass es aussichtslos schien. Und jetzt
00:03:21: ist tatsächlich nicht nur die Erleichterung da, sondern es scheint mir tatsächlich als
00:03:26: wäre zum ersten Mal wirklich seit Jahren wieder so was wie Hoffnung auch da. Also Hoffnung
00:03:34: und Begeisterung für eine andere Art Politik zu machen, auch vor allem für eine andere
00:03:39: Art über Politik zu reden. Ich glaube, das hat vor allem vorher für Frustrationen gesorgt,
00:03:46: dass diese Strategie vor allem darauf zu setzen, zu sagen, die Republikaner sind eine Gefahr
00:03:53: für die Demokratie, was ja stimmt mit ihrer Politik. Aber das allein das irgendwie in
00:03:59: den Umfangs schien nicht so richtig bei der Bevölkerung anzukommen. Man hat nicht Verstanden,
00:04:05: warum liegen wir denn immer noch dahinter, obwohl es eigentlich so klar sein sollte,
00:04:08: wenn die Demokratie einem am Herzen liegt. Und da haben jetzt sowohl Harris als auch
00:04:13: Walls ihr Vize, glaube ich, wirklich den Nerv der Zeit getroffen. Tim Walls ist ja vor
00:04:19: allem dadurch auch national, ist er jetzt mal durchgebrochen und bekannt geworden, weil
00:04:26: seine Fernsehauftritte, wo er gesagt hat, ja, diese Republikaner sind eine Gefahr für die
00:04:31: Demokratie, aber sie sind vor allem auch bizarre. Ihre politischen Positionen sind bizar. Das
00:04:37: ist nicht das, was sie mehr hat, der Amerikaner will. "The Weird" ist das Wort, genau. Und
00:04:43: das ist auch in Social Media durch die Decke gegangen. Das ist quasi eine neue Variante,
00:04:50: die sehr banal klingt auf den ersten Blick, die aber, glaube ich, sich sehr unterscheidet
00:04:58: von der vorigen Strategie, ich sage jetzt mal, Republikaner auf eine sehr intellektuelle
00:05:04: Art und Weise anzugreifen, während, dessen man gleichzeitig immer noch in der Defensive
00:05:10: spielt, indem man versucht zu sagen, na ja, aber es gibt ja auch gute republikanische
00:05:15: Politiker, was dann von der Basis, glaube ich, sehr als Beishämmung wahrgenommen wurde,
00:05:19: die nicht mehr zur Zeit passt. Also die Stimmung ist so seltsam, wie es klingen mag, so ungewohnt
00:05:24: es klingen mag, erstaunlich gut bei den Demokraten. Bei den Republikanern sieht es ein bisschen
00:05:29: anders aus momentan.
00:05:31: Und insgesamt in der Bevölkerung oder ist die Zuordnung immer jeweils total klar? Also
00:05:36: ich bin entweder Demokratin, deshalb denke ich auch so wie die und dann trifft all das
00:05:41: zu, was sie uns jetzt skizziert haben. Was sich da allein durch diesen eigentlich ja,
00:05:48: sie sagen es, einfachen Move, das einfach mal umzudrehen und sagen, hey, die sind echt
00:05:53: seltsam, was sich dadurch verändert hat. Oder gibt es auch Amerikanerinnen und Amerikaner,
00:06:00: die jetzt sich noch keinem Lager zugeordnet hätten und neu begeistert sind? Weil das könnte
00:06:08: ja einen Unterschied machen.
00:06:09: Ja, also es gibt natürlich immer den Kampf um die, ich sage jetzt mal, fast schon mythischen
00:06:15: Swing-Voter, es gab auch 2020 registrierte Republikaner, die für Joe Biden gestimmt
00:06:22: haben. Das hat man ja auch gesehen, es gibt auch eine Organisation namens Haley Voters
00:06:29: für Biden, jetzt für Harris. Das heißt, das sind vormalige Unterstützer während der
00:06:37: Vorwahlen von Nikki Haley, die sich jetzt aber tatsächlich gegen die 180 Grad Wende ihrer
00:06:43: vormaligen Kandidatin wenden, weil Nikki Haley unterstützt jetzt Donald Trump und
00:06:47: sagen, nee, wir haben Haley unterstützt, weil sie was anderes dargestellt hat damals
00:06:52: als Trump und wir unterstützen jetzt Kamala Harris. Wir haben, ich glaube, ein republikanischer
00:06:59: Bürgermeister aus Arizona, wenn ich mich richtig erinnere, hat erst vor ein paar Tagen
00:07:04: auf einer Rally sich ebenfalls für Kamala Harris ausgesprochen. Das heißt, das ist
00:07:09: eine Gruppe, die relativ klein ist zugegebenermaßen von registrierten Republikanern, die sagen,
00:07:15: wir bleiben Republikaner, weil wir eine Hoffnung darauf haben, dass diese Partei sich vielleicht
00:07:18: nochmal verändert irgendwann nach Trump, aber wir können nicht für Donald Trump stimmen
00:07:24: und für das, wofür er steht. Und dann, was Sie gerade angesprochen haben, das könnte
00:07:29: tatsächlich, glaube ich, Wahlentscheidend sein, sind noch nicht registrierte Wähler,
00:07:35: also Leute, die mit Politik relativ wenig am Hut haben, vielleicht, die abgeschreckt
00:07:39: sind von politischem Hickhack, die das Gefühl haben, ich kann mich irgendwie keiner beiden
00:07:45: Seiten zuordnen. Ich glaube, da haben Demokraten jetzt eine wirkliche Chance, dank Tim Rawls
00:07:51: vor allem, da jetzt durchzubrechen. Eine der effektivsten, ja, rhetorischen Kniffe von
00:08:00: Tim Rawls ist, glaube ich, dass er sich präsentiert und auch glaubwürdig präsentiert, als ich
00:08:07: bin der Vertreter dessen, was Republikaner gerne als das im Anschluss der Echte Amerika
00:08:12: bezahlt habe. Er kommt aus der Stadt mit 400 Einwohnern, er sagt, die meisten Leute, die
00:08:16: da wohnen, sind verwandt, sind irgendwie Cousins und Cousinen. Aber das Bild des ländlichen
00:08:23: Amerikas, das J. D. Vance, Trumps Vizepräsident, euch malt, das ist falsch. Wir sind nicht
00:08:31: intolerant, das, und ich glaube, das Raffinierte an der waldsischen Rhetorik ist, dass er Leuten
00:08:38: eine Variante bietet, Demokraten zu unterstützen, die vielleicht selber gar nicht irgendwie
00:08:42: progressiv sind oder die sich nicht als links bezeichnen würden, indem er sagt, bei uns
00:08:47: gilt vor allem ein Motto, mind your own damn business. Halt deine Nase aus den Angelegenheiten
00:08:53: der anderen raus. Deine Nachbarn haben das Recht darauf, eigene Entscheidungen in ihrem
00:08:58: Leben zu treffen, auch wenn man sie selber vielleicht nicht so treffen würde. Also,
00:09:03: wir wollen nicht, dass Politiker die Nase in Arztpraxen stecken und entscheiden, was
00:09:08: zwischen Arzt und Patientin oder Patient entschieden wird. Wir wollen nicht euch sagen, welche
00:09:13: Bücher ihr lesen könnt oder nicht. Und ich glaube, das ist eine sehr effektive Strategie
00:09:17: dieses, ich sage jetzt mal, emotionale, weird und ihre Politik ist weird zu verbinden mit.
00:09:24: Wie ist das verknüpft mit dem, wie würde das euer Leben tangieren? Und das ist, glaube
00:09:31: ich, auch dadurch, dass er, er ist ein Veteran, er ist Jäger, er war High School Lehrer,
00:09:36: 24 Jahre in der National Guard, Football Coach, dass er sich dahin stellt, der aussieht,
00:09:42: das könnte irgendwie glaubhaft einem das Auto reparieren und sagt, das ist nicht, wer
00:09:48: wir sein wollen. Wir stehen für eine pluralistische Demokratie. Wir stehen für ein Freiheitsbegriff,
00:09:56: der für alle ist und nicht nur für eine bestimmte Gruppe. Ich glaube, dass das ist
00:10:00: eine Botschaft, die auch bei Leuten, die mit Politik wenig am Hut zu tun haben, wirklich
00:10:05: durchbrechen kann. Also da haben wir jetzt aber ganz sicher
00:10:09: rausgehört, Frau Brockschmidt, dass Sie Tim Wollz für eine richtig gute Wahl halten
00:10:14: an der Seite von Kamala Harris und zwar die beiden gegen Donald Trump und JD Vance, was
00:10:21: ja ein ganz anderes Du ist. Will ich mir nachher auch noch ganz genau mit Ihnen anschauen,
00:10:25: weil Sie dafür ja nun wirklich die ausgewiesene Expertin sind. Aber interessant finde ich,
00:10:30: dass wir jetzt viel gesprochen haben über Wollz, über den Mann an Ihrer Seite. In
00:10:35: Wahrheit wollten wir aber ja in der Folge besprechen, sind die USA bereit für die erste
00:10:41: Präsidentin? Und diese Frage zu stellen, habe ich mir dann gestern auch überlegt, ist es
00:10:46: möglicherweise eigentlich schon peinlich, beschämend im Jahr 2024, dass man das macht. Aber
00:10:54: die Tatsache ist ja, Sie wäre die erste. Sie wäre die erste und das ist natürlich
00:10:59: an sich schon eine Feststellung, bei der man erstmal schlucken muss. Wir haben das
00:11:05: Jahr 2024 und Sie wäre die erste Präsidentin. Sie wäre zudem die erste Präsidentin, die
00:11:13: Tochter von Einwanderern ist, Vater aus Jamaika, die Mutter ist aus Indien. Das heißt, sie
00:11:18: ist eine schwarze Frau mit Indian American Heritage. Das sehen wir jetzt natürlich auch
00:11:24: in den Angriffen, mit denen sie zu kämpfen hat, dass die Tatsache, dass sie eine Frau
00:11:29: ist mit einer der Hauptangriffspunkte auch von den Republikanern ist. Das war zu erwarten.
00:11:37: Ich glaube aber, dass wir um jetzt mal über Ihren Zugeffekt zu sprechen, dass Sie wirklich
00:11:45: es gehabt haben am Anfang große Besorgnis auch innerhalb der demokratischen Partei,
00:11:52: wo sich genau diese Frage gestellt wurde, ist die Zeit jetzt reif oder ist es nicht
00:11:56: gar zu riskant, jetzt eine Frau aufzustellen, noch eine schwarze Frau, ist das Land zu
00:12:03: rassistisch, zu musogyn dafür. Das ist ja das, was dahinter stellt.
00:12:07: Ja, genau. Und tatsächlich sehen wir in den Umfragen, dass Kamala Harris tatsächlich
00:12:16: auch bei Donald Trumps, ich sage jetzt mal Kernunterstützergruppe, bei weißen Wählern
00:12:24: ohne Collegeabschluss deutlich zugelegt hat. Er liegt immer noch vorne. Aber das heißt
00:12:28: selbst in einer Gruppe, wo man das vielleicht nicht erwarten würde, scheint da was durchzubrechen
00:12:33: und das, was man auch vor allem von schwarzen Aktivistinnen in der demokratischen Basis
00:12:40: immer wieder hört, ist die Zeit ist nur dann nicht reif für eine Frau als Präsidentin,
00:12:47: wenn wir nicht für sie wählen gehen, wenn wir unsere Stimmen nicht für sie abgeben.
00:12:50: Also das ist eine faule Ausflucht. Letzten Endes, die ja auch patriarchal geframed ist,
00:12:57: das als Grund anzubringen, nein, wir können jetzt keine Frau aufstellen. Insofern war
00:13:01: alleine, dass man Kamala Harris aufstellt, ein Zeichen dafür, dass man in einer anderen
00:13:10: Zeitrechnung letzten Endes auch lebt als Republikaner, dass man für ein anderes Frauenbild steht,
00:13:15: für ein anderes Gesellschaftsbild. Und Kamala Harris ist nicht nur eine sehr fähige Politikerin
00:13:25: mit einem langen Lebenslauf, mit sehr viel Erfahrung, eine gute Rednerin, die mitreißend
00:13:35: ist, wenn sie spricht, die wirklich ja überquellende Veranstaltungsorte hat, wo Leute schlange stehen,
00:13:42: was ja bei Joe Biden nicht der Fall war, um es mal vorsichtig zu formulieren.
00:13:48: Aber auch das ist ja auf eine Art verblüffend, muss man sagen, in den letzten Zügen der Joe
00:13:54: Biden-Kandidatur hat man ja immer gefragt, wer könnte es denn statt seiner sein? Und
00:14:01: dann wäre natürlich die natürliche Variante, die viel zu Präsidentin gewesen, aber da hat
00:14:06: man gesagt, nein, die hat sich nicht profilieren können, die ist überraschend schwach unterwegs
00:14:13: gewesen, sie hat sich eben genau nicht präzise in Interviews beispielsweise eingelassen,
00:14:20: sie ist nicht wahrgenommen worden als eine Frau, die das, was man ihr, und das ist übrigens
00:14:25: auch eine undankbare Rolle, als viel zu Präsidentin übertragen hat, dass sie das aber wenigstens
00:14:30: sauber umsetzt. Also sie stand ja gar nicht so gut da, verblüffend eigentlich, als sie
00:14:36: auf den Schild gehoben wurden, was dann abgegangen ist, auch wie innerhalb des ersten Wochenendes
00:14:43: die gigantische Zahl an, was sind das, 81 Millionen Dollar an Spendengeldern sofort reinkommen,
00:14:50: woran man dann eben sauber ermessen kann, sie ist es ihnen wert. Ja, und tatsächlich,
00:14:55: sie hatte ja durchaus ein, ich sag mal hartes erstes Jahr als Vizepräsidentin, sie hat
00:15:01: sich einige politische Schnitzer geleistet, sie haben ja gerade die Interviews schon angesprochen,
00:15:07: wo sie einige Pazzer hatte. Ich glaube, was man aber sieht ist, dass sie aus diesen Fehlern
00:15:12: gelernt hat, es gab Medienberichte im Anschluss an diese Pazzer, dass sie sich irregrose Medientraining
00:15:19: unterzogen hat, ich finde, das merkt man. Woran merken sie das? Man merkt das darin, also wir haben
00:15:26: natürlich jetzt noch kein one-on-one Interview von ihr gesehen, aber man hat, finde ich, in diesem
00:15:34: ersten Jahr bei ihren öftlichen Auftritten gesehen und das ist auch das, was in ihrem Umfeld damals
00:15:38: kommuniziert wurde, dass diese Fehltritte, diese frühen Fehltritte sie wahnsinnig unsicher gemacht
00:15:44: haben, also dass sie sehr viel vorsichtiger wurde, dass sie Angst hatte, Fehler zu machen und das
00:15:49: scheint zu überwunden zu haben, also sie scheint, ich sag mal, sich in ihrer Haut wohl zu fühlen,
00:15:53: sie scheint bereit zu sein, in diese Rolle jetzt zu treten und der zweite Punkt, sie haben gerade
00:15:59: gesagt, Vizepräsidentin ist eine undankbare Aufgabe, ich glaube, das ist auch ein wichtiger Faktor
00:16:04: dabei, warum dieser Eindruck entstanden ist, gab ja immer den Vorfall, sie hat irgendwie keinen
00:16:08: Profil, man weiß nicht wofür sie steht, sie hat ihre Aufgaben nicht erfüllt, Joe Biden hat ihr,
00:16:15: er hat das quasi als Privileg gesehen, weil er damals unter Obama eine ähnliche Aufgabe hatte,
00:16:21: er hat ihr diplomatische Beziehungen zu Ländern in Zentralamerika aufgetragen, damit sie dort
00:16:31: diese Beziehung pflegt, um vor Ort die Fluchtursachen zu bekämpfen. Das Problem ist,
00:16:36: dass das weiße Haus das denkwürdig ungeschickt kommuniziert hat, so dass daraus wurde Kamala
00:16:42: Harris ist für die Südgrenze zu Mexiko zuständig, das de facto ja nicht stimmte,
00:16:46: das hat sich verselbstständig daraus, hat Fox News gemacht, sie ist der Bordersaar,
00:16:52: sie ist also der Grenzzar von Joe Biden, das heißt sämtliche Unzufriedenheit mit Joe
00:16:59: Biden zu Migrationspolitik wurde mit ihr als Person verbunden, das ist wahnsinnig schwer da,
00:17:04: dann wieder rauszukommen und dann hat das weiße Haus, sie muss man auch sagen nach diesem ersten
00:17:09: schwierigen Jahr auch so ein bisschen aus Abstellgleis manövriert, das hat sich ein bisschen geändert
00:17:14: 2022 nach dem Urteil im Fall Daubs, wo der Oberste Gerichtshof diese Grundsatzentscheidung
00:17:22: von 1973, die das Recht auf Abtreibung landesweit gesichert hat, gekippt hat, von da an hat sie
00:17:29: verstärkt und tatsächlich auch als einzige wirklich prominente Figur dieser Administration
00:17:36: sich positioniert für Abtreibungsrechte, dazu muss man auch öffentlich, dazu muss man sagen Joe
00:17:43: Biden hat ja schon Schwierigkeiten das Wort Abtreibung überhaupt auszusprechen, was natürlich
00:17:48: in der Wahl wo es, wo das eines der Hauptthemen ist, denkbar ungünstig ist, deswegen ist Kamala
00:17:57: Harris glaube ich auch was das angeht, eine Botschafterin die diese Message, wir sind dafür
00:18:08: dass wir das Recht auf körperliche Selbstbestimmung von Frauen, von LGBTQ Menschen, dass wir das
00:18:14: schützen, da ist sie eine glaubhafte Überbringerin dieser Botschaft in einer Art und Weise wie Joe
00:18:19: Biden das zwar vielleicht auf dem Papier war, aber man konnte sehen wie es ihnen zumindest beim Thema
00:18:25: Abtreibung ihm das wahnsinnig schwer fiel. Das ist ein Thema bei dem sie sich zweife los, wie sie es
00:18:31: beschrieben haben profilieren kann, da wird sie als glaubwürdig wahrgenommen, keine Frage und es
00:18:38: ist ein Schwachpunkt in der Trumpschen Kampagne, da kommt er nicht ran, er weiß natürlich mit
00:18:46: Rücksicht auf seine Wählerschaft, auf auch und darüber will ich jetzt vielleicht um sie ein
00:18:51: bisschen mehr vorzustellen, mit Rücksicht auch auf die religiöse Rechte, die versucht Trump und seine
00:18:58: Kampagne zu beeinflussen, er weiß er muss da was liefern, aber im Parteiprogramm, das in Milwaukee
00:19:05: verabschiedet worden ist, das neue findet sich dieser ganze Komplex der so hoch emotional ist,
00:19:11: an dem so viel hängt und an dem sich die die Nation ja muss man wirklich sagen entzweit,
00:19:16: da findet sich ein einziger Satz, mehr ist nicht reingelangt und Trump weiß die Mehrheit der
00:19:25: Amerikanerinnen und Amerikaner, so legen das zumindest die Umfragen immer wieder nahe sind für
00:19:32: ein Abtreibungsrecht, es soll die Möglichkeit geben und zwar nationwide wie es das war,
00:19:38: seit 1973 in dem Grundsatzurteil verabschiedet, dass man ein Recht darauf hat unter bestimmten
00:19:46: Bedingungen eine Schwangerschaft abzubrechen, wenn die Frau zum Beispiel das will, wenn das Leben des
00:19:52: Kindes, wenn das Leben der Frau was auch immer bedroht sind, wir können das alles runterbeten,
00:19:57: denn die Diskussionen kennen wir hier ja durchaus auch, also gucken wir doch mal dahin, was ist
00:20:04: das, das Thema bei dem Harris die Chance hätte gegen Trump wirklich so abzusahnen, dass sie gewinnt?
00:20:15: Ja ich denke auf jeden Fall, das haben wir ja auch schon in den Midterms, in den Zwischenwahlen
00:20:21: gesehen, dass in den Exit polls, in den Umfragen von Leuten die die Wahlkabine also gerade verlassen
00:20:28: haben, dass da das Thema Abtreibung eines der zentralen für die Wahlentscheidungen war. Es
00:20:34: wurde ja, es geht ja sonst historisch gerne der Leitspruch, it's the economies, jukedass es geht,
00:20:40: wahlen, wahlen werden an Wirtschaft entschieden und in den Zwischenwahlen haben Demokraten's aber
00:20:47: auch geschafft zu zeigen, dass auch das Recht auf körperliche Selbstbestimmung, das Recht auf
00:20:51: Abtreibung auch ein Wirtschaftsthema ist, dass das wirtschaftliche Auswirkungen hat, ob ich in
00:20:58: der Lage bin, darüber zu entscheiden, ob ich schwanger werde, wann ich schwanger werde, wie
00:21:03: ich schwanger werde und ich denke, dass, wir haben, wir haben in den Midterms gesehen, da wurde
00:21:10: mit dieser roten Welle gerechnet, dass die Republikaner einen wahnsinnig großen Sieg einfahren
00:21:17: und das ist ihnen nicht gelungen. Wir haben gesehen, dass, ja ich glaube die deutsche Übersetzung wäre
00:21:22: wahrscheinlich, dass Volksbegehren, die mit zur Abstimmung standen, die das Recht auf
00:21:28: Abtreibung beschneiden sollten, auch in republikanisch regierten, in sehr konservativen
00:21:33: Bundesstaaten in Kentucky, in Kansas gescheitert sind und das wird eben gestützt, wie sie sagten
00:21:40: durch die Datenlage, die zeigt, dass auch unter Konservativen zumindest ein erheblicher Teil der
00:21:51: Meinung ist, dass es in bestimmten Grenzen ein Recht auf Abtreibung geben sollte und deswegen ist
00:21:58: dieses republikanische Framing, dass dieses Urteil von 2022, dass da der eigentliche Kompromiss
00:22:07: gegeben und das Urteil von 1973 seien radikales gewesen, das ist historisch gesehen quatsch,
00:22:13: das Urteil von 1973 war der Kompromiss und deswegen sieht man auch, dass Trump bei diesem Thema so
00:22:22: schlingert, er hatte sich neulich noch einen Pazzer geleistet, seine Erzählung ist ja im Moment
00:22:29: immer kein nationales Abtreibungsverbot, ich bin dafür, dass es den Bundesstaaten überlassen ist,
00:22:36: was ja effektiv bedeutet, Abtreibungsverbote sind fein mit mir und wir wissen auch, dass es
00:22:43: aus einem Umfeld Pläne gibt, ein effektiv nationales Abtreibungsverbot durchzusetzen durch
00:22:51: ein ja Plan, ein sehr obskures Gesetz aus dem 19. Jahrhundert, das noch gilt, aber das seit mehr
00:23:00: als 50 Jahren nicht mehr angewandt wurde, namens Comstock Act lässt sich zu aktivieren, das ist
00:23:06: eigentlich, das ist ein kleines Schlenker machen, um das zu erklären, das ist eigentlich ein Anti-Obszönitätsgesetz,
00:23:13: das bedeutet, das verbietet den Versand von in Anfangszeichen Obszönmaterialien per Post,
00:23:18: das gilt wie gesagt. Das können Verhütungsmittel sein oder was? Das kommt immer drauf an,
00:23:25: wer definiert was Obszön ist, im 19. Jahrhundert konnte das alles sein von einer Bibelübersetzung,
00:23:30: die mir nicht passt bis hin zu pornografischen Materialien, aber auch Verhütungsmittel oder
00:23:35: Dinge, die man zur Abtreibung braucht, wie beispielsweise ein Abtreibungsmedikament,
00:23:40: mehr für Pristo und das wird bei den meisten, bei der Mehrzahl der Abtreibungen benutzt und in einem
00:23:47: Policy Proposal, also in der Art Blaupause, namens Project 2025, über das wir bestimmt auch noch
00:23:54: sprechen später, steht zwar nicht der Name Comstock Act drin, aber der Paragraf, dass man
00:24:01: planen das anzuwenden. Ich war vor einem Monat bei einer rechten Konferenz in Washington,
00:24:08: habe darüber berichtet, der National Conservatism Conference und da hat eine ehemalige Trump-Beraterin
00:24:14: aus dem weißen Haus, die vermutlich sollte er gewinnen, ebenfalls wieder in der Regierung
00:24:20: sitzen wird, gesagt ja und wir planen nicht nur diesen Comstock Act anzuwenden auf dieses
00:24:29: Abtreibungsmedikament, sondern auch auf den postalischen Versand von medizinischen Instrumenten,
00:24:34: die man braucht, um eine Abtreibung durchzuführen. Das heißt, das wäre eine Möglichkeit, was ja
00:24:39: oft heißt, das ist doch jetzt ein bisschen hysterisch, die bräuchten ja eine entsprechende
00:24:44: Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat, um sowas durchzusetzen, ein nationales Abtreibungsverbot,
00:24:50: damit bräuchte man keine Mehrheit, damit braucht man nur die Präsidentschaft und
00:24:54: einen Justizminister, der bereit ist das wieder anzuwenden und im schlimmsten Fall landet das
00:24:59: Ganze am Ende vor dem Obersten Gerichtshof, wo ich momentan auch nicht meine Hand für ins Feuer
00:25:04: legen würde, wie der entscheidet, weil zumindest zwei der Richter in einem Urteil, wo es eigentlich
00:25:10: um was ganz anderes ging, in ihrem Urteilsext schon den Comstock Act erwähnt haben und
00:25:15: signalisiert haben, dass sie bereit wären, den maximalistisch auszulegen. Das heißt,
00:25:20: das alles sind Sachen, die man, wenn man einen Wahlkampf gewinnen will, nicht in ein Mikrofon
00:25:26: sagen kann. Und das ist die Schwierigkeit von Donald Trump. Gleichzeitig scheint Donald Trump,
00:25:32: ich habe gerade das Abtreibungsmedikament Mephepristone erwähnt, scheint er auch nicht
00:25:37: wirklich zu wissen, was das ist, denn er wurde neulich in einer Veranstaltung gefragt, ob er
00:25:44: denn als Präsident die Ausgabe von Mephepristone und nicht von der Abtreibungspille, wie er das
00:25:51: kennt anscheinend, einschränken würde. Und er sagt, ja, da kann man vieles machen, da kann man
00:25:55: vieles machen, wo ich nur vermuten kann, dass seine Berater mit dem Kopf gegen die Wand gehauen
00:26:00: haben, weil das natürlich nichts ist, was sie laut sagen, sondern den Satz, den er sonst immer
00:26:05: wieder wiederholen muss, ist, wir überlassen das den Bundesstaaten, wir überlassen das den
00:26:09: Bundesstaaten. Deswegen hat Harris da eine wirkliche Chance. Diese Bundesstaaten,
00:26:15: das noch kurz eingeflochten haben zum Teil aber auch wirklich harte Abtreibungsregeln neu
00:26:22: erlassen, die es Frauen absolut unmöglich machen, selbst bei Gefahr ums eigene Leben,
00:26:28: einen Schwangerschaftsabbruch dort durchzuführen, das sei nur eingeflochten, aber hochinteressant,
00:26:33: Frau Brockschmidt, was sie uns erzählen darüber, was man eben im Wahlkampf sei,
00:26:38: ob Trump es gar nicht verstandert, das Wort nicht kennt oder auch nicht mal dahingestellt,
00:26:42: aber was man im Wahlkampf tunlichst nicht sagen sollte, um darüber nicht Menschen zu mobilisieren,
00:26:50: die sich mit aller Kraft dagegen wenden wollen. Und damit sind wir bei dem Thema über, dass ich
00:26:56: unbedingt mit Ihnen sprechen wollte, das finde ich auch so toll, dass Sie da sind, denn Sie haben
00:27:00: Bücher geschrieben über den Teil der US-Amerikanischen Gesellschaft, der mit auch einer Frau, aber insgesamt
00:27:07: auch mit Freiheitsrechten von Menschen, der mit einer Frau zumal einer schwarzen, top ausgebildeten
00:27:14: Westküstenliberalen, wie es Harris ist, wenig bis gar nichts anfangen kann und die sich natürlich
00:27:21: auch hier und auch dadurch maximal motiviert sehen, dagegen anzukämpfen und dafür zu sorgen,
00:27:28: dass ein republikanischer Kandidat ins Amt kommt. Sie haben, ich will das für alle sagen,
00:27:34: die das vielleicht nicht, wir sind 221 ein Buch geschrieben über die religiöse Rechte,
00:27:38: "America's Gotteskrieger" heißt das, wie die religiöse Rechte die Demokratie gefährdet
00:27:44: im Untertitel und da kommen wir schon zu all dem Grundsätzlichen, was hier auf dem Spiel steht.
00:27:50: Ich lese mal aus dem Verlagstext vor, dann haben wir schon mal eine kleine Idee. Sie lehnen alles
00:27:57: staatliche ab, die religiöse Rechte propagieren "wide supremacy", also die Überlegenheit der weißen
00:28:03: Rasse, kämpfen gegen Abtreibung, befürworten erzkonservative Geschlechterrollen und wenden
00:28:08: sich im Krieg gegen satanische Mächte die religiöse Rechte in den USA. Seit Jahrzehnten baut diese
00:28:14: Bewegung ihrer landesweite Infrastruktur aus Organisationen und Medienimperien immer weiter
00:28:21: auf. Unter der Regierung Trump konnten zahlreiche ihrer Vertreter posten im weißen Haus und in
00:28:26: den Gerichten besetzen. Also kurzum rissen, was machen die, was wollen die, wie setzen sie das um,
00:28:32: davon handelt ihr Buch aus 221 und sie knüpfen daran an mit dem nächsten Buch, das sie im Februar
00:28:39: 2024, also in diesem Jahr vorlegen. Das heißt die Brandstifter, wie Extremisten die republikanische
00:28:47: Partei übernehmen und auch da zitiere ich mal aus dem klappen Text, indem sie, und das verwundert
00:28:52: nicht, wahnsinnig gut wegkommen gleich. Da steht also die Brandstifter, zeichnet die Geschichte der
00:28:59: republikanischen Partei nach und stellt ihre wichtigsten Akteure vor. Dabei wird deutlich wie
00:29:05: porös die Brandmauer zwischen Rechtsextremismus und Konservativismus in den USA schon immer war,
00:29:12: nicht erst seit Trump, Brock Schmidt erzählt packend, wie historische Entwicklungen und Machtkämpfe
00:29:20: die Partei geprägt und radikalisiert haben und warum das Ergebnis der Präsidentschaftswahl
00:29:26: 2024 nicht nur für die USA von entscheidender Bedeutung sein wird. Ich finde es so wichtig,
00:29:35: da hin zu gucken. Da warbert ja ganz viel immer so durch alles was man so mitbekommt bei Social Media
00:29:41: und so, aber mal zu klären, was steht hier wirklich auf dem Spiel? War ja übrigens ehrlich gesagt der
00:29:48: Versuch den Joe Biden gemacht hat, aber wie sie uns zu Beginn der Folge dargelegt haben,
00:29:53: nicht so verfangen ist, dass die Menschen begeistert daraufhin gesagt haben, okay dagegen
00:29:59: müssen wir uns stellen, aber hingeguckt was steht hier auf dem Spiel, wenn Trump und Vance
00:30:08: gewählt würden? Ich glaube es ist nicht übertrieben zu sagen, dass der Fortbestand der amerikanischen
00:30:17: Demokratie, wie wir sie kennen, auf dem Spiel steht in dieser Wahl und das ist natürlich auch das,
00:30:24: was für die demokratischen mit kleinem D Kräfte so frustrierend ist, dass sie das letzten Endes
00:30:32: momentan, selbst wenn Harris gewinnen sollte, wenn die Entwicklung der GOP so weiter geht,
00:30:37: bei jeder Wahl der Fall sein wird. Das heißt die Gefahr, dass sich bei dir der Kommunikation dieser
00:30:44: korrekten Message eine gewisse Ermüdung einstellt, weil man immer wieder sagen muss, die Demokratie
00:30:52: steht auf dem Spiel, wenn diese Leute an die Macht kommen, die ist groß. Ich glaube deswegen ist die
00:30:59: Begeisterung gerade für Harris und Waltz so groß, weil sie eben geschafft haben, Leben in diese
00:31:06: Message zu bringen auf eine Art und Weise wie es Joe Biden 2020 zwar geschafft hat, aber ich sage
00:31:13: mal das war ja keine pro Joe Biden Koalition 2020, sondern eher eine Anti-Trump Koalition. Das heißt ich
00:31:20: glaube diese Ermüdung gegenüber des Versuchs von Joe Biden, das Land zu einen während dessen
00:31:27: ja eine Seite gar kein Interesse daran hat, irgendwie die Gräben zu überbrücken, die hatte
00:31:34: sich eingestellt und war ja schon fast so eine Art tiefen Depression geworden an der demokratischen
00:31:40: Basis und da ist jetzt eben neuer Wind drin und ich glaube was hier vor allem auch wichtig ist,
00:31:47: ist das ja es gab beispielsweise in den letzten Wochen vermehrt wichtige Medienberichterstattung
00:31:55: über die Pläne der republikanischen Partei, die wir ja wir haben ja ganz konkrete Pläne aus, ich
00:32:02: sage jetzt mal dem dem einflussreichen konservativen Establishment, wir haben gerade eben schon erwähnt
00:32:07: Project 2025 ist ich sage mal so eine so eine Regierungsanleitung letzten Endes, der Heritage
00:32:14: Foundation das ist ein sehr einflussreicher Think Tank, gut jetzt kann man sagen Think Tank
00:32:20: schreiben viele Programmpapiere, ob die dann jemand liest, geschweige denn umsetzt ist eine andere
00:32:26: Frage, aber die Heritage Foundation macht das nicht erst seit gestern, sondern hat das schon 1980
00:32:34: für Ronald Reagan gemacht und nur um mal so einen Eindruck davon zu geben, was für ein Einfluss sie
00:32:40: hat, ist vielleicht als kleine Anekdote Ronald Reagan hat das Programmpapier damals begeistert an
00:32:49: sein Kabinett verteilt, der ersten Kabinettsitzung und nach dem ich habe dann beim Wühlen in Zeitungsarchiven
00:32:55: gefunden bei der Recherche zum letzten Buch, dass sich ein Jahr nach Amtsantritt von Reagan hat
00:33:03: sich ein Sprecher der Heritage Foundation beschwert, die Umsetzung dieses Programms dauere zu lange,
00:33:09: es seien erst 60 Prozent umgesetzt, das Ding war damals schon mehrere hundert Seiten lang, also das heißt,
00:33:16: das sind nicht nur irgendwelche Vorschläge, sondern die Heritage Foundation hat konkret hier in diesem
00:33:24: Programmpapier, ich sage jetzt mal aus ihrer Sicht aus den Fehlern in Anführungszeichen der letzten
00:33:30: Trump-Regierung gelernt, das heißt die Momente, wo Trump bestimmte Dinge nicht durchsetzen konnte,
00:33:36: weil er innerhalb von Ministerien, innerhalb demokratischer Institutionen an Grenzen gestoßen
00:33:42: ist, weil bestimmte Menschen auf Posten saßen, auch teilweise Menschen aus der eigenen Partei oder die
00:33:47: Registrierte Republikaner waren, die gesagt haben, bis hierhin und nicht weiter, das geht nicht.
00:33:52: Das will man ändern, indem man, das sieht dieses Programmpapier vor, den Kündigungsschutz von
00:33:58: nichtpolitischen Beamten, also von Berufsbeamtentum würde das bei uns heißen, massiv schwächt bis
00:34:04: ganz abschafft und das ist einer der Punkte, die der Chef der Heritage Foundation Kevin Roberts
00:34:10: stolz erzählt, in jedes Mikrofon die Zahlen, die er nennt, schwanken zwischen 20.000 und 50.000
00:34:17: Menschen, die sie also ideologisch auf Herz und Nieren geprüft hätten, Experten auf ihren Gebieten,
00:34:23: aber bereit, Trumps autoritäre Pläne mitzutragen, die man jetzt an diese Schlüsselstellen setzen will.
00:34:31: Trump hatte 2016 das Problem, dass ja während seiner gesamten Amtszeit viele Positionen ganz
00:34:37: unbesetzt blieben, weil er die Kontakte nicht hatte ins konservative Establishment, das ja damals
00:34:43: noch nicht hinter ihm stand. Also die wollten ihn ja nicht in den Vorwahlen, die wollten
00:34:47: Makorubio, Ted Cruz, die Basis wollte Trump. Und das ist der wichtige Unterschied jetzt,
00:34:52: dass diese konservative Führungsriege,
00:34:56: 2024 hinter ihm steht und das, ja, was so ein bisschen für mich die Ironie der Geschichte
00:35:06: ist, es gab beim ersten Buch bei den Gotteskriegern, wie ja auch jetzt bei den Brandstiftern,
00:35:12: habe ich ganz häufig die Frage bekommen, ist das jetzt nicht ein bisschen ein alarmistischer
00:35:17: Titel, aber den Gotteskriegern muss man sagen, das ist keine Fremd, sondern eine Eigenbezeichnung
00:35:25: und bei den Brandstiftern haben wir jetzt vor ein paar Wochen gehört, dass der Chef der Heritage
00:35:33: Foundation, also der Chef dieses Hauses, was dieses Project 2025 rausgegeben und muss man
00:35:39: auch nochmal sagen, diese knapp 900 Seiten als PDF hochgeladen hat, ins Internet gestellt,
00:35:45: freiwillig ins Internet gestellt hat, sodass Leute es lesen können, hat im September,
00:35:51: glaube ich, vorgab, ein Buch zu veröffentlichen und weil es jetzt aber schlechte Presse gab
00:35:55: über diese Pläne, hat man den Untertitel dieses Buches, der ursprünglich heißen sollte,
00:36:03: wie man Washington niederbrennt und ein Streichholz auf dem Titel hatte, man hat jetzt das Cover
00:36:09: und den Untertitel geändert, ich glaube jetzt heißt es irgendwie, wie man Washington zurück
00:36:13: erobert und das Streichholz ist weg.
00:36:16: Insofern auch hier Brandstifter vielleicht nicht unbedingt eine Eigenbezeichnung, aber
00:36:21: zumindest eine Metaphorik, mit der diese Leute gerne spielen und warum rede ich jetzt über
00:36:29: das Buch von Kevin Roberts, nicht nur, war das mein eigenes Buch, Titel bestätigt,
00:36:34: auch wenn es hilft, aber weil wir auch an diesem Beispiel sehen, dass die Versuche von Trump
00:36:42: sich wegen der schlechten Presse von diesem Project 2025 zu distanzieren, obwohl ich glaube
00:36:48: knapp 80 seiner ehemaligen hochrangigen Berater darin mitgearbeitet haben und er selbst in
00:36:54: der Vergangenheit diese Pläne gelobt hat, dass auch deswegen unglaubwürdig ist, weil
00:36:59: sein eigener Vizepräsident das Vorwort für dieses Buch geschrieben hat, das letzten Endes
00:37:06: ein runtergebrochenes Project 2025 in Hardcover-Variante ist.
00:37:12: Insofern die Republikaner haben Schwierigkeiten, eine genaue Message zu formulieren, weil sie,
00:37:19: wenn sie den stillen Teil laut sagen oder den PDF hochgeladenen Teil laut sagen, Probleme
00:37:25: haben, eine Mehrheit der Amerikaner zu überzeugen und das sorgt dafür, dass sie angesichts
00:37:30: dieses Kandidaten wechselt jetzt und dieses frischen Winn, das bei den Demokraten ins
00:37:35: Schlinge ankommt und sie haben offensichtlich zumindest bis heute Vormittag noch keinen
00:37:42: Plan B in ihrer Strategie.
00:37:43: Was ja total verwundert, denn auch Harris ist ja keine unbekannte Figur.
00:37:48: Harris steht als Vizepräsidentin selbstverständlich auch für ein Großteil der bayerischen Entscheidungen.
00:37:55: Da hätte man sich auch darauf vorbereiten können.
00:37:58: Project 2025, wir haben es angesprochen, das sind 900 Seiten von der Heritage Foundation,
00:38:07: dem Think Tank, der da seit langem, wie sie skizziert haben und geschildert haben, sein
00:38:13: würde ich jetzt mal Werten unwesentreiben.
00:38:16: Das ist ein Plan, der schnell umgesetzt werden soll, der die USA radikal verändern soll und
00:38:23: zwar gleich in den ersten 180 Tagen.
00:38:26: Auch daraus spricht dieser zwingende Ehrgeiz, der dahintersteckt.
00:38:30: Nach dem Motto, das muss jetzt klappen, das darf nicht nochmal schiefgehen.
00:38:34: Erst zielt ab auf die Institutionen, das haben sie besprochen und angesprochen, dass man
00:38:40: da also Posten anders besetzt mit politischen Angestellten, die natürlich auf Seiten dann
00:38:48: der Republikaner oder der Heritage Foundation, bin ich sicher, ob das in jedem Fall, wissen
00:38:54: Sie besser, als ich, immer die gleichen Leute sind oder ob es da radikalere darunter gibt,
00:39:00: die sich in der Partei, die da vielleicht drin sind, aber sich gar nicht mal so aufgehoben
00:39:05: fühlen.
00:39:06: Schauen wir uns diesen Vans doch mal gemeinsam an, wenn Sie mögen.
00:39:11: JD Vans ist ja ein, also für mich schwierig zu verstehen, Person, hat seine Haltungen
00:39:21: in sehr vielen Fragen um 180 Grad gedreht, ist ein Trump-Kritiker gewesen, ursprünglich
00:39:30: mal, der ihm durchaus hart angegangen ist mit klaren Worten, ist nun der loyalste Trump-Versteher,
00:39:39: seit Erfindung von loyalen Trump-Verstehern vermutlich, ist zum Katolizismus konvertiert,
00:39:45: wie wohl er das auch ursprünglich abgelehnt hat, hatte nichts damit zu tun.
00:39:50: Hat auch, ich will kurz auf Sie zurückkommen, weil darin auch was steckt, hat Frau Harris
00:39:58: schon seit langem angegriffen, viel 2021 damit auf.
00:40:03: Und das scheint auch, nachdem was zum Beispiel seine Kommilitoninnen und Kommilitonen von
00:40:09: damals sagen, nicht die Grundüberzeugung gewesen zu sein, dass man schlecht über Frauen
00:40:13: spricht oder auch schlecht über Lebensentscheidungen spricht, das tut er aber hier, indem er Harris
00:40:21: 221 als sogenannte Cat Lady zu defamieren versuchte und reitet dieses Thema seitdem
00:40:29: auch im laufenden Wahlkampf bis zu mich, kann ich mehr eigentlich, obwohl er erkennbar
00:40:34: keinen Erfolg damit hat, vielleicht zum Hintergrund Cat Ladies, Katzen Ladies, das ist ein Schimpfwort
00:40:41: für kinderlose Frauen, die sich im Stadt fürs Mutter sein, für die Karriere entschieden
00:40:47: haben und schließlich angeblich dann nur noch ihre Katzen haben und niemanden sonst.
00:40:52: Kinderlose hat, wenn es damals gesagt, sein unglücklich, soziopathisch und geistig, weniger
00:40:58: stabil und sein deshalb, so hier kommen wir dann zum Punkt, zum Regieren nicht geeignet.
00:41:06: So in der Lise auch damals schon keinen Zweifel, wenn er damit gemeint hat, nämlich viel zu
00:41:11: Präsidentin Harris.
00:41:12: Wie gefährlich ist dieser Mann, den Sie zuletzt ja gehört haben, als Sie mit der Julian Washington
00:41:18: DC waren bei der National Conservative Conference, das ist so eine Versammlung einer dann erdkonservativen
00:41:25: nationalistischen Gruppierung, ich vermute zu einem hohen Prozentsaal mit Männern besetzt,
00:41:33: ich habe das ja auch so geschildert und interessant, fand ich auch, dass das Thema Fruchtbarkeit
00:41:38: da tatsächlich noch alle spielt.
00:41:40: Ja, ja, das war einer der, das war eines der Motive, die sich wirklich durchgezogen hat
00:41:48: durch diese ganzen drei Tage, dass immer wieder in einer Sprache bei der, ich sag mal, alle
00:41:58: Alarmglockenschrillen, auch bei mir als Historikerin alle Alarmglockenschrillen, über Fortpflanzung,
00:42:06: den Fortbisch, ich spreche jetzt in großen Anführungszeichen, den Fortbestand des Volkes,
00:42:11: die genetische Zukunft gesprochen wurde, im Übrigen auch nicht nur in Bezug auf die USA,
00:42:18: sondern auch in Bezug auf ein junger Redner, der der Chef eines neugegründeten Thinktanks,
00:42:29: im Übrigen mit Rückendeckung von J.D.
00:42:30: Vance ist, American Moment, sprach davon, dass man die, ich zitiere, Brudervölker dabei
00:42:37: unterstützen müsse, ihre Fruchtbarkeitsraten zu steigern, da wurde auf Viktor Orban verwiesen
00:42:45: und also pro natalistische Politik, also Politik, die Geburten raten unter, von den Leuten, die
00:42:56: sie als in Anführungszeichen die echten Amerikaner, Ungarn, Deutschen, Franzosen, was auch immer,
00:43:02: kann man beliebig einsetzen, fördern möchten, in den Mittelpunkt stellt, weil, und das sagte
00:43:10: beispielsweise ein Anti-Abtreibungsaktivist auf dem Panel, wo es darum ging, wie es jetzt nach
00:43:18: diesem Supreme Court Urteil gegen das Recht auf Abtreibung 2022, wie es jetzt weitergehen sollte,
00:43:24: der sagte, also die Linke habe ja keine Zukunft, denn die würden ja, die Pflanzen sich nicht fort,
00:43:32: die, ich zitiere weiter, die sterilisieren sich und ihre Kinder und wir müssen also möglichst
00:43:39: viele Kinder kriegen, um die politische Zukunft und das Fortbestehen dieser Nation zu sichern. Das
00:43:46: wurde immer, immer wieder von diversen Rednern betont. Ein Redner, Jerome Hasoni, hat sich direkt
00:43:56: an die Anwesenden gewandt, wie gesagt, ich würde sagen locker 80 Prozent, Männer, junge Männer
00:44:02: auch, also diejenigen, die jetzt bei einer nächsten Trump-Administration auf einen Posten hoffen
00:44:08: würden, Project 2025 hat da auch einen Stand im Flur, wo man sich eintragen konnte auf Listen,
00:44:17: um dann eben da in the Loop zu sein, der und Jerome Hasoni sagte, ihr müsst, es ist, wenn ihr
00:44:26: Ehren voll handeln wollt, müsst ihr heiraten, ihr müsst Kinder kriegen, holt euch eine Frau,
00:44:33: Zitat, und zeugt Kinder mit der und diese Kinder müssen dann aber auch, die dürft ihr dann nicht,
00:44:40: wie es einige von euch tun, die dürft ihr nicht auf staatliche Schulen schicken, weil dort werden
00:44:45: sie in Dokt trainiert, sondern die müsst ihr also in dieser Bewegung großziehen, damit sie dann auch
00:44:50: das Richtige später glauben. Also Fruchtbarkeit und Fortpflanzung und die Rolle von Frauen als
00:44:59: ja als Gefäße für Fortpflanzung letzten Endes. Sarah Jones, eine amerikanische Kollegin von mir,
00:45:07: die für das New York Magazine schreibt, hat einen tollen Artikel danach dazu geschrieben,
00:45:12: dass eigentlich im Rahmen dieser National Conservatives Conference, Dia und die NET-Cons,
00:45:19: wie sie sich nennen, haben sich auf dieser Konferenz gefeiert, als wir sind jetzt der
00:45:23: Mainstream der GOP. Da haben sie tatsächlich auch recht mit. GOP ist die Grand Old Party,
00:45:29: der Republikaner. Wir geben jetzt dort den Ton an, damit haben sie auch recht. Und Sarah Jones
00:45:36: hat aus dieser Konferenz, glaube ich, den richtigen Schluss gezogen, es gibt nur zwei Rollen für
00:45:42: Frauen in dieser Bewegung, in dieser Partei momentan, nämlich erstens als Hausfrau und Mutter,
00:45:48: und zweitens höchstens noch als Botschafterin, die dieses Weltbild verkörpert. Das ist das
00:45:58: Maximum. Mehr ist nicht vorgesehen und das erklärt natürlich auch die harte und die offene
00:46:06: Frauenfeindlichkeit, mit der sie jetzt Kamala Harris attackieren, mit der auch die Basis
00:46:13: Kamala Harris attackiert. Also als bekannt wurde, dass Harris jetzt Joe Biden nachfolgt, als bekannt
00:46:22: wurde, dass sie genug delegierten Stimmung, Stimmen gesammelt hat, das ist ja noch nicht
00:46:26: offiziell bestätigt, aber aller Voraussicht nach wird es dies werden. Nächste Woche ist
00:46:31: der Parteitag. Genau, ist Parteitag. Und da konnte man die auch online sehen. Also die
00:46:36: die frauenfeindlichen Angriffe von "Sie hat sich hoch geschlafen, sie ist nicht qualifiziert, sie kann
00:46:44: nichts", die natürlich auch ganz klar rassistisch gefärbt waren, sind durch die Decke gegangen.
00:46:49: Und man kann ja sagen, warum, also sogar Mike Johnson, der Speaker des Repräsentantenhauses,
00:46:55: der Chef der Republikaner dort, hat seine Leute versucht zurückzufeifen und hat gesagt,
00:47:02: wir müssen ein bisschen den Ton runterdrehen, das kommt nicht gut. Aber auch da, man gesehen,
00:47:09: sie können nicht anders. Und woran das liegt, gut, da muss man spekulieren, vielleicht haben sie sich
00:47:15: zu lange nur mit den ihresgleichen unterhalten, sodass sie nicht mehr merken, dass das Dinge,
00:47:20: wenn man sie laut sagt, sind, wo die Mehrheit, die große Mehrheit der Amerikaner sagt,
00:47:25: sagen wir mal, was ist denn bei euch los? Und das merkt man in der Reaktion von J.D. Vance,
00:47:33: der sich ja wirklich auch, wenn wir uns mal anschauen, was er selbst, da müssen wir gar nicht
00:47:38: interpretieren, was er selbst gesagt hat, wer seine, die Einflüsse sind, die sein Weltbild geprägt
00:47:44: haben, der sich mit wirklich extremsten Figuren der amerikanischen Rechten umgibt. Er hat beispielsweise
00:47:50: einen Mann namens Curtis Yavin als großen Einfluss auf sein Weltbild beschrieben. Curtis Yavin ist
00:47:57: ja ein Blogger aus dem Silicon Valley und ich glaube die freundlichste Bezeichnung für ihn ist,
00:48:05: er ist ein Neomonachist, er will also eine Monarchie haben. Er hat früher vor ein paar Jahren noch
00:48:13: gesagt, er will etwas Extremeres als ein Diktator. Das hat jetzt auch Presseaufmerksamkeit bekommen,
00:48:19: seitdem bezeichnet er sich als Monarchisten, weil er der Meinung ist, dass das weniger gruselig wirkt,
00:48:23: was auch schon bizarr ist. Aber auch ein J.D. Vance, und das passt dazu, dass J.D. Vance,
00:48:32: glaube ich, einer Strömung zugerechnet werden kann, die in der amerikanischen intellektuellen
00:48:37: Rechten in der intellektuellen Spitze des Konservatismus immer stärker geworden ist, die etwas
00:48:45: fordert, dass man als Cesarismus bezeichnet. Also die sagt diese Demokratie, und auch das hat J.D.
00:48:52: Vance gesagt, wir befinden uns in einer spät republikanischen Periode. Damit meint er jetzt nicht
00:48:57: die Republikaner, sondern spät republikanisch wie im alten Rom. Wir befinden uns also kurz vor dem
00:49:03: Kollaps der Republik. Deswegen bezeichnen ja auch Republikaner, auch das ist nichts Neues,
00:49:13: bezeichnen Amerika gerne als wir sind eine Republik, keine Demokratie. Das passt natürlich auch zu
00:49:19: dieser Erzählung besser. Die Republik steht kurz vor dem Kollaps und wir brauchen, die funktioniert
00:49:24: nicht mehr, es tut nichts für den Bürger, alles ist korrupt. Wir brauchen jetzt einen starken
00:49:30: Mann, der jetzt aufräumt, der da mal klar Schiff macht. Das ist auch was, was beispielsweise das
00:49:37: Clermand Institute, ein anderer eintl. think tank sozusagen die intellektuelle Spährspitze des
00:49:42: Trumpismus immer wieder propagiert. Wir brauchen jetzt einen, der durchgreift. Und da kommen wir
00:49:48: wieder zurück zu dem Project 2025 und auch zum obersten Gerichtshof tatsächlich. Der also,
00:49:56: der oberste Gerichtshof hat vor kurzem im Urteil, wo es um die Frage geht, ob Donald Trump als
00:50:06: Präsident vollständige Immunität hatte, ein Urteil gefällt, das um die, um zwei der liberalen
00:50:14: Richterinnen zu zitieren in ihrer, in ihrer, in ihrer Gegenschrift im Urteilstext gesagt haben,
00:50:21: effektiv macht dieses Urteil den Präsidenten zum König zu jemandem, der über dem Gesetz steht,
00:50:28: weil die Einschränkungen, die die konservative Mehrheit hier vorgibt zu geben für die präsidiale
00:50:33: Macht effektiv nicht durchsetzbar sind, weil die Beweislast so erschwert wird. Das heißt, JD Vans,
00:50:40: weil die Frage war ja eigentlich zu JD Vans. Na ja, aber es geht eigentlich darum, wie gefährlich
00:50:46: ist dieser Einfluss, der eben auch über JD Vans ausgeübt wird, das wollte ich wissen. Ja, und
00:50:52: der umgibt sich eben mit, das hat man auf dieser Konferenz gesehen, das sieht man aber auch in
00:50:58: den letzten zwei Jahren, wie er sich positioniert hat, wo er auftritt, mit wem er auftritt, wen er
00:51:04: bewirbt mit Personen, die sich selbst oder die oft bezeichnet werden als in Antony Zeichen Postliberale.
00:51:15: Das dazu zählen verschiedene Fraktionen, verschiedene Teile der amerikanischen Rechten, also von Leuten,
00:51:21: die die katholische Integralisten sind, die also eine Art katholischen Bekenntnis start wollen,
00:51:29: was effektiv nicht durchsetzbar sein wird, aber von Leuten, die die so denken, bis hin zu Menschen,
00:51:40: die sich anstaaten, wie Ungarn orientieren, die also sagen, dass was Viktor Orban macht,
00:51:47: das müssen wir hier anwenden. Nicht umsonst, Antony Vans kann man das wunderbar zeigen,
00:51:53: bei seiner Taufe 2019 in einem Dominikaner-Kloster war zugegen ein amerikanischer Intellektueller,
00:52:01: ein guter Freund von ihm, namens Rod Dreyer, ursprünglich auch katholisch jetzt zum Orthodoxen
00:52:07: Christentum konvertiert, der ist nach Ungarn ausgewandert und ist jetzt an Viktor Orbans Hof,
00:52:14: damit er ganz nah war, seinem politischen Idol sein kann. Aber deswegen ist es, glaube ich,
00:52:20: so wichtig, diese Querverbindung zu betonen, weil klar, wir lesen immer, ja, die amerikanische
00:52:25: Rechte hat Strahlwirkung nach Europa, aber die amerikanische Rechte orientiert sich auch an der
00:52:30: europäischen Rechten und schaut dorthin für Inspirationen. Wie kann das aussehen? Wie kann
00:52:35: eine illiberale Demokratie, also ein Staat, der vielleicht noch die Fassade einer Demokratie hat?
00:52:42: Es gibt noch Wahlen, aber die sind so manipuliert, dass letzten Endes nur ein Ergebnis dabei rauskommen
00:52:49: kann, dass die Rechte von bestimmten Personengruppen, von marginalisierten Personengruppen massiv
00:52:54: beschnitten werden. Das alles sind Dinge, wo sich die amerikanische Rechte auch an Europa orientiert,
00:53:01: vor allem eben an Viktor Orban. Und deswegen ist Jodie Vans so eine interessante Figur,
00:53:09: weil seine Ernennung, die jetzt dem Trump-Team natürlich auf die Füße fällt, angesichts dieser
00:53:17: Neubesetzung des demokratischen Tickets, denn die Wahl von Jodie Vans war ja eine,
00:53:22: die sicherlich auch finanziell motiviert war. Jodie Vans ist ein Protégé des Silicon Valley
00:53:29: Milliardaires Peter Thiel, das heißt, er bringt natürlich auch Geld mit. Elon Musk hat sich erfreut
00:53:36: gezeigt über diese Wahl. Das ist sicherlich auch ein Faktor, aber vor allem ist es eine Wahl,
00:53:40: die ja gefallen ist vor dieser Neubesetzung und die zeigt, wie siegesicher man sich gefühlt hat
00:53:46: im Trump-Team. Denn normalerweise muss ja ein Vizepräsidentschaftskandidat oder Kandidatin was
00:53:51: mitbringen. Das heißt, er liefert entweder potenziell als Gouverneur, einen Swing-State, der sehr wichtig
00:53:57: ist oder er liefert bestimmte Bezüge zu Wählergruppen, mit denen man Schwierigkeiten hat. Deswegen wäre
00:54:06: ein Marco Rubio eine deutlich gefährlichere Wahl für die Demokraten gewesen, der noch so das
00:54:11: Lehr des alten republikanischen Establishments mitbringt, der vielleicht helfen könnte mit
00:54:16: Hispanschen-Wählerinnen und Wählern. Jodie Vans ist die Wahl einer Partei und eines Wahlkampf-Teams,
00:54:23: das sagt, wir sind extrem und wir wählen jetzt einen, gegen den sogar Donald Trump jetzt vielleicht
00:54:32: nicht harmlos wirkt, aber der noch krasser wirkt als Donald Trump. Das muss man erst mal schaffen.
00:54:37: Ich bin auf der Suche nach dem Verständnis dafür, wie gefährlich das alles ist. Wir haben super viel
00:54:47: Einblick jetzt bekommen darüber, was die alles vorhaben, sei es im Stillen, sei es offen formuliert,
00:54:53: auch Beispiel Vans, sie haben es gesagt in dem Wissen, okay, wir können uns das leisten,
00:54:58: jetzt da jemand auf das Ticket zu heben, der durchaus Kritik auslösen wird und der vielleicht
00:55:04: auch die eine oder den anderen aufwachen lässt, was die Burschen da und da braucht man ja fast gar nicht
00:55:10: zu gendern im Schildeführen. Insgesamt hingeschaut. Im Moment ist es ja so, in den Umfragen liegen
00:55:18: Harris und Trump ja, wahlweise gleich auf, im Moment leichte Vorteile für Harris. Darf man daraus
00:55:27: ableiten, dass die Hälfte der Amerikanerinnen und Amerikaner oder nehmen wir allein die oder
00:55:34: auch nur die, die zur Wahl gehen wollen und gehen werden, die sich vielleicht auch in solchen
00:55:40: Umfragen äh äußern und das Umfragen schieflieben können in den USA, haben wir bei der ersten Wahl von
00:55:46: Donald Trump allerdings schon gesehen. So kann man daraus ableiten, dass die Hälfte der Amerikanerinnen
00:55:52: und Amerikaner so konservativ, so demokrativ verdrossen bis hinzu, wir wollen hier eine Art von,
00:56:00: ich will nicht sagen, aber ich malz mal Fett an die Wand, Diktatur, Monarchie, whatever,
00:56:06: errichten, dass die Hälfte der Amerikaner das wirklich wollte oder ist es zuholzschnittartig
00:56:15: jetzt aus einem Mehrheitswahlrecht gleich mal geschlossen auf äh die Überzeugung, die vermutete
00:56:22: einer Mehrheit. Das ist das das Schwierige und das Frustrierende daran, ähm das ist diese,
00:56:30: diesen, diesen Widerspruch gibt, dass wenn man in Umfragen die politischen Positionen abfragt,
00:56:37: dass es dann keine Mehrheit dafür gibt, dass aber wenn nach Parteien gefragt wird, eben es deutlich
00:56:44: knapper ist, was natürlich auch bedeutet, dass Demokraten ein Problem damit haben, ihre Botschaft
00:56:51: rüberzubringen, ne? Also das, das ist ja nicht nur ähm was was etwas über die Republikaner aussagt,
00:56:57: sondern das auch auf demokratische Fehler in der Strategie hinweisen in den letzten Jahren. Insofern
00:57:04: das Problem bei den Umfragen, die wir im Moment sehen, ist ja sie sind, also sie stellen eine
00:57:10: deutliche Verbesserung da. Wir haben mich grad vor drei oder vier Tagen gab's eine hochqualitative
00:57:15: Umfrage, äh der New York Times war es glaube ich in drei Swing States, ich glaube Michigan,
00:57:24: Pennsylvania, Wisconsin, ähm das Harris dort zum ersten Mal vor Trump liegt. Erst Problem ist,
00:57:31: dass sie sowohl in diesen Umfragen als auch in den nationalen Umfragen, dass das alles noch
00:57:38: innerhalb der Fehlermarge ist. Das heißt, das ist noch kein Abstand, der so groß ist, dass man
00:57:44: sich als demokratische Strategie hinlegen könnte und sagen könnte so jetzt ist gut, das müssen
00:57:50: wir nur halten bis November. Man kann davon ausgehen, dass diese Wahl, wie ja auch die letzte,
00:57:55: wenn es so weitergeht wie bisher, vermutlich sehr knapp werden wird. Die letzte Wahl wurde an,
00:58:01: ich glaube es waren drei Bundesstaaten und ein paar Zehntausend Stimmen entschieden. Das bedeutet
00:58:08: auch, dass selbst wenn Harris gewinnen sollte, je knapper der Sieg ist, desto stärker werden
00:58:17: republikanische Bestrebungen werden diesen Wahlsieg anzufechten. Es gab in den letzten zwei Wochen
00:58:22: Medienberichte von Rolling Stone und Mother Jones, zwei US Medien, dass Republikaner vor allem
00:58:30: in Swing States wie Georgia, das war das großes Beispiel genannt, Wahlkommissionen auf Bundestealzebene
00:58:38: besetzt haben mit Menschen, die das Wahlgebnis 2020 nicht akzeptieren, die bereits gesagt haben,
00:58:46: dass sie vorhaben, jegliche demokratische Wahlsiege in der Zukunft nicht so akzeptieren und die
00:58:51: Zertifizierung der Wahl zu manipulieren. Das heißt, selbst wenn Harris gewinnen würde, was jetzt
00:58:59: zumindest wieder eine Möglichkeit ist, also diese Chance an das demokratischen Wahlsiegs war ja
00:59:04: verschwindend gering geworden unter Joe Biden in den letzten Wochen. Das heißt ja, es ist positiv,
00:59:09: sie hat wieder eine Chance. Es ist quasi in gewisser Weise auch Euphorie darüber, dass die
00:59:16: Chancen jetzt wieder 50/50 stehen. Was? Euphorie in aller Ehren, aber auch das ist, glaube ich,
00:59:22: diese realistische Brille, muss man sich aufsetzen. Aber selbst wenn Harris gewinnen sollte,
00:59:28: bedeutet das noch nicht, dass das alles in Ordnung ist, weil Donald Trump und ja auch sein
00:59:36: Vizepfiege JD Vance mehr als deutlich machen, dass sie eine Niederlage nicht akzeptieren werden.
00:59:43: Ein weiterer Faktor, der meiner Ansicht nach dafür gesprochen hat, dass Donald Trump JD Vance
00:59:48: auswählt ist, dass der ganz offen gesagt hat, ich hätte anders als Mike Pence gehandelt,
00:59:54: ich hätte die Zertifizierung nicht erlaubt. Das heißt, das betrifft jetzt auf den Januar 2021,
01:00:01: müssen wir ihn, glaube ich, kurz erklären, der sogenannte Marsch, was ist das? Der Sturm
01:00:08: aufs Kapitol, ganz genau. Man weiß und kann es ja auch nachgewiesen sehen, dass Donald Trump das
01:00:16: mindestens befördert hat, wenn ich genau auch so wollte, dass seine Leute, die das Ergebnis der
01:00:26: Wahl answeifeln, das Kapitol erstürmen und verhindern, dass seine Niederlage dort, wie
01:00:35: sie sagen, zertifiziert wird. Pence hat seinen damaliger Vizepräsident Mike Pence,
01:00:41: auch ein ärzkonservativer Mann, aber hier vielleicht mal bei Verstand, nein, hier in positiver,
01:00:49: konzeptiver Mission und demokratischer Mission unterwegs, demokratisch kleingeschrieben,
01:00:55: indem er anerkannt hat, wie das Ergebnis war. Wir haben nur kurz eingeflogen, was da los war.
01:01:03: Oh Gott, aber wenn Sie sagen und nochmal dahin gucken und dann wirft es nochmal eine neue
01:01:08: Schlaglicht auch auf unsere Fragestellung sind, die USA bereit für die erste Präsidentin,
01:01:14: dann ist ja im Zweifel die Wahle Entscheidung noch nicht das letzte Wort.
01:01:20: Ja, ich glaube, dass die Frage muss man vielleicht in zwei Teilen beantworten. Ich glaube, dass die
01:01:29: Bewegung, die wir jetzt in den Umfragen gesehen haben, die ja wirklich dramatisch ist, die das,
01:01:35: die dieses Rennen um die Präsidentschaft nicht nur in der Tonlage dramatisch verändert hat,
01:01:40: sondern auch was die Chancen angeht. In Bezug darauf würde ich sagen, wir haben die Bestätigung,
01:01:46: dass wenn dieses Momentum gehalten werden kann auf Basis dessen, wofür die Mehrheit der Amerikanerinnen
01:01:54: und Amerikaner steht, sind die USA bereit für eine Präsidentin. Das Problem ist,
01:02:00: dass es letzten Endes darauf ankommen wird, welche Partei ihre Basis am meisten mobilisieren kann,
01:02:08: weil es eben so knapp werden wird. Wir haben es eben erwähnt, wer nicht wirklich politische Leute
01:02:16: nicht wähler von sich überzeugen kann. Und der zweite Punkt ist ja dann weniger eine Aussage
01:02:22: darüber, also dass das Republikaner keinen Grund mehr haben, demokratische Wahlsiege zu akzeptieren.
01:02:29: Das wäre ja bei Joe Biden dasselbe gewesen. Also das ist glaube ich keine Gegenantwort darauf,
01:02:38: ob das Land bereit ist für eine weibliche Präsidentin. Ich denke, da sehen wir auch anhand,
01:02:44: dass wir haben am Anfang darüber gesprochen, auch wenn es jetzt etwas deprimierend wurde
01:02:48: gegen Ende, dass der Spaß zurück ist im Wartepunkt. Wollte ich auch wieder zurückkommen. Das ist ja
01:02:54: richtig. Das sind ja Bilder, wie man sie nicht mehr gewohnt war von Demokraten aus den letzten Jahren,
01:03:02: die wir von den Harris-Rallies sehen. Insofern ist das glaube ich schon ein Grund zu, es ist
01:03:08: ganz ungewohnt für mich zu sagen, zu vorsichtiger Hoffnung. Ich glaube, was man dabei nur im Blick
01:03:14: behalten muss, ist, dass wir es eben auf der anderen Seite zwar mit einer Partei zu tun haben,
01:03:21: die zumindest was die politischen Position angeht, keine Mehrheit hinter sich hat,
01:03:26: dass aufgrund diverser Besonderheiten des amerikanischen politischen Systems unter Umständen
01:03:32: auch gar nicht braucht. Keine Mehrheit der Wählerstimmen braucht, um die Präsidentschaft zu
01:03:39: gewinnen und die vor allem, und das ist eben meine Sorge, dass selbst wenn es zu einem Wahlsieg von
01:03:45: Harris kommt, was ja gut möglich ist nach aktuellem Stand, dass wir es dann in der republikanischen
01:03:54: Partei mit einer oder zumindest mit einem Teil zu tun haben, der allein in den letzten,
01:04:00: ich würde sagen, zwei Jahren sich nochmal weiter radikalisiert hat. Wir sehen das auch in der Sprache,
01:04:05: nicht nur an der Politik, die dahinter steht, sondern auch an der Sprache im Sinne von wir
01:04:11: hören jetzt immer wieder, wir befinden uns in einem Krieg, in einem Kampf um das Land. Also das
01:04:17: Sprache benutzt wird die interessanter Weise, eben über die religiöse Rechte gesprochen, die eigentlich
01:04:23: eher so aus dem finkstkirchlichen Bereich kommt, also von geistiger Kriegsführung, wo dahinter steckt,
01:04:29: dass man sich im Krieg, in einem geistigen Krieg mit echten Dämonen wähnt, die nicht nur von Menschenbesitz
01:04:40: ergreifen können, sondern auch von Institutionen, wie beispielsweise Parteien oder dem Kapitol.
01:04:47: Deswegen gab es ja auch am Vorabend vom Sturm aufs Kapitol, am 6. Januar 21 gab es einen
01:04:54: sogenannten Jerechomarsch, also ein strategisches Abschreiten des Umkreises des Kapitols, wo
01:05:01: gebetet wird, um die Dämonen zu vertreiben. Ja, also das klingt jetzt alles sehr abstrus,
01:05:06: aber das ist deswegen, glaube ich, relevant, weil US-Kollegen von mir, die vor allem über,
01:05:13: ich sag mal so, die Milizszene berichten, in den letzten Wochen immer wieder darauf hingewiesen
01:05:20: haben, dass bei solchen religiösen Erweckungs-Rallies, wo diese Sprache von "Wir befinden uns im Krieg,
01:05:27: um das Fortbestehen des Landes" und die Demokraten sind im Bund mit den Teufel, die bemerkt haben,
01:05:34: dass zunehmend Milizmitglieder sich dort taufen lassen. Also dass Leute, die schon organisiert
01:05:40: sind, Proud Boys beispielsweise, die ja auch beim Sturm aufs Kapitol dabei waren, dass
01:05:44: sie dort auftauchen, Leute, die Netzwerke haben, Leute, die Waffen haben, die jetzt also eine religiöse
01:05:51: und eine göttliche Legitimation ihrer schon bestehenden Ideologie eigentlich bekommen. Und das ist in
01:05:59: meiner Sicht, selbst wenn es gut ausgeht und selbst wenn es zu einem Wahlsieg von Kamala Harris kommt,
01:06:05: das ist gefährlich. Wir wissen nicht, ob es nochmal zu einem Sturm aus Kapitur kommt,
01:06:10: das wäre Spekulation. Aber wir haben zumindest verstärkt und mehr noch als vor vier Jahren
01:06:16: eine kleine Gruppe radikalisierter und gewaltbereiter Unterstützer, die je nachdem, was Trump und
01:06:24: Vans ihnen sagen, in der Vergangenheit schon gezeigt haben, dass sie bereit sind, auch
01:06:30: gewalttätig zu werden. Und das ist die Fußnote bei aller Euphorie, die man, glaube ich, leider nicht
01:06:39: ganz vergessen darf. Das darf man nicht vergessen, Annika Brockschmidt und sie haben uns dazu jetzt
01:06:43: in dieser ganzen Folge echt eine Menge tatsächlich auch frustrierender Hinweise gegeben, worauf man
01:06:51: sich da alles konzentrieren kann. Ich wollte auch zum Schluss der Folge abschließen nochmal auf den
01:06:56: Spaß kommen, der ja zurück ist in diesem Präsidentschaftswahlkampf, zumindest auch meiner
01:07:03: Beobachtung nachher. Ich lese das jetzt alles wieder mit sehr viel größerer Spannung, weil
01:07:07: Spannung drin ist. Stellt mir aber nur die eine Frage zum Schluss, stelle ich sie Ihnen auch. Kann
01:07:13: man das halten bis November? Da ist ja noch eine Sekunde Zeit. Ja, das ist eben das Ding. Also
01:07:20: das ist in Wahlkampfzeit eine Menge Zeit. Ich denke Kamala Harris wird jetzt oder hat eine gute
01:07:30: Chance, nochmal aus dem Parteitag, der am 19. August Jahr anfängt, nochmal neues Momentum zu
01:07:37: kreieren. Sie wird jetzt auch, wurde angekündigt in dieser und der nächsten Woche, ihre politische
01:07:45: Agenda vorlegen. Das wird, denke ich, auch nochmal für Aufmerksamkeit sorgen, wird, wenn sie es gut
01:07:55: machen, nochmal Schwung in die Sache bringen. Aber es ist natürlich ein Marathon. Aber angesichts
01:08:02: der Euphorie und der, ich sag mal, das Könns auch, was das Team bewiesen hat, das Verstehen von
01:08:13: Dynamiken auf Social Media angeht, bin ich zumindest optimistischer, als ich das noch war, als
01:08:20: Joe Biden Kandidat war. Das, ich weiß, es ist sehr ungewohnt für mich. Dass ich vorsichtig
01:08:31: optimistisch bin, dass sich das halten lässt. Wunderbar. Annika Brogschmund, ich wollte jetzt nicht,
01:08:36: dass ihr am Schluss nochmal wieder so, nein, nein, nein, kein Aber. Sehr gut. Sehr gut. Haben Sie
01:08:42: vielen, vielen Dank. Das war super interessant, komplex und detailsicher. Hat echt Spaß gemacht.
01:08:51: Ich würde mich freuen, wenn wir uns mal wieder trefften bei der Gelegenheit dann auf uns gegenüber
01:08:56: sitzen. Jetzt waren wir nur zusammengeschaltet. Aber dennoch, danke dafür. Danke für die
01:09:03: Einladung. Wir haben dieses Gespräch mit Annika Brogschmund, will ich nochmal sagen, am späten
01:09:08: Vormittag des 14. Augusts aufgezeichnet. Die Redaktion hatten Freie Reise und Olga Patlan,
01:09:14: Executive Producerin Esmarie Schiller, Audio Producer Maximilian Frisch und Patrick Zahn,
01:09:20: Sound Design Hannes Husten. Die Vermarktung macht für uns die Mitvergnügen und das Ganze ist eine
01:09:25: Produktion der WMedia GmbH. Und wenn ihr Spaß an unserem Zeug habt, dann lasst uns doch gerne ein
01:09:32: Abo da. Würde mich total freuen. Danke schön. Tschüss. Tschüss.
01:09:39: [Musik]
01:09:46: [Musik]
01:09:49: [Musik]
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