Hält die Ampel bis zur Bundestagswahl? Mit Georg Ismar und Wolfgang Thierse

Shownotes

Nach der Landtagswahl in Brandenburg kann die SPD aufatmen. Ihr ist eine Aufholjagd gelungen, die vor wenigen Wochen kaum jemand für möglich gehalten hätte. Mit 30,9 Prozent wurde sie stärkste Partei - allerdings nur knapp vor der AfD. Die Strategie von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke ist aufgegangen. Im Wahlkampf hatte er sich deutlich von Bundeskanzler Scholz distanziert und erklärt, er wolle zurücktreten, wenn er und seine SPD nicht stärkste Kraft im Land würden. Woidke sei damit volles Risiko gegangen und damit erfolgreich gewesen, sagt Georg Imsar von der Süddeutschen Zeitung im Gespräch mit Anne Will. Und dennoch: Gerade weil Woidke damit so erfolgreich war, stelle sich einmal mehr die Frage, ob Scholz der richtige Kandidat für die Bundestagswahl im nächsten Jahr sei. In der SPD rumore es, sagt Ismar. Immer wieder wird der deutlich beliebtere Verteidigungsminister Boris Pistorius ins Spiel gebracht.

Für die beiden anderen Ampelparteien war die Landtagswahlen im Osten eine krachende Niederlage. Die FDP kommt in Brandenburg auf ein kaum noch messbares Ergebnis, die Grünen fliegen, wie schon wenige Wochen zuvor in Thüringen, aus dem Landtag. Daraufhin trat diese Woche die Parteispitze der Grünen zurück. Die FDP stellt einmal mehr die Ampel in Frage und spricht von einem “Herbst der Entscheidungen”. Es sei der FDP dieses Mal sehr ernst, sagt Georg Ismar. Die Monate Oktober und November würden entscheidend.

Außerdem ist der langjährige SPD-Bundestagspräsident und SPD-Urgestein Wolfgang Thierse zu Gast bei Anne Will. Früher galt er als “Sprachrohr der Ostdeutschen” im Bundestag. Im Gespräch mit Anne Will erklärt Thierse, warum er die jüngsten Landtagswahlen im Osten, mit starkem Abschneiden von AfD und BSW, als “persönliche Niederlage” empfindet. Das komplette Gespräch mit Wolfgang Thierse wird am 28. September 2024 um 6 Uhr als Bonusfolge veröffentlicht.

Der Redaktionsschluss für diese Folge war Mittwoch, 25. September 2024, um 18:30 Uhr.

WERBUNG UND RABATTE: https://linktr.ee/werbungannewill

WICHTIGE QUELLEN:

Tagesschau: Ergebnis und Analysen der Landtagswahl in Brandenburg, 22.09.2024 https://www.tagesschau.de/wahl/archiv/2024-09-22-LT-DE-BB/

SPIEGEL: Die Kanzlerpartei hat gewonnen, der Kanzler hat verloren, 23.9.2024 https://www.spiegel.de/politik/deutschland/brandenburg-wahl-spd-sieg-und-scholz-debatte-was-bedeutet-das-fuer-die-bundespartei-a-27dfb399-aae2-46a6-933e-7afd87c0ab0f

Süddeutsche Zeitung: Ich oder der Abgrund, 23.9.2024 https://www.sueddeutsche.de/kultur/wahl-brandenburg-dietmar-woidke-afd-lux.8KZ4vVik5TAyP36SZLSBBD

FAZ: Die vielen Signale in Richtung Berlin, 22.9.2024 https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/afd-wahlparty-in-potsdam-selfies-mit-hoecke-und-witze-ueber-abschiebezahlen-110003114.html

Rheinische Post: Interview mit Christian Lindner zur Zukunft der Ampel, 20.09.2024 https://rp-online.de/politik/deutschland/christian-lindner-regelsatz-fuer-asylbewerber-wird-2025-gesenkt_aid-119114269

ZEIT: Demokratische Parteien: Wie gehts weiter nach dem toten Punkt?, 23.09.2024 https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-09/wahlen-parteien-systemkrise-epochenbruch/komplettansicht

ZEIT: Bitte nicht noch so einen Wahlkampf, 22.09.2024 https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-09/brandenburg-wahlergebnisse-landtag-afd-spd

Süddeutsche Zeitung: Die SPD und Scholz: Die Charakterfrage, 23.09.2024 https://www.sueddeutsche.de/politik/olaf-scholz-spd-dietmar-woidke-lars-klingbeil-boris-pistorius-lux.CiHq3NNexkWcSR3Ut6S8cj

Impressum: Redaktion: Felix Schlagwein, Marie Steffens Executive Producerin: Marie Schiller Audio Producer: Maximilian Frisch, Patrick Zahn Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH

Transkript anzeigen

00:00:00: Wie sehen Sie das? Ist ein bisschen soft zum Beispiel in der Firma manchmal gut, soll

00:00:05: es da auch mal schäppern, um die Dinge zu verbessern oder bringt das genau gar nichts?

00:00:10: Es kommt darauf an, wozu der Zoff am Ende führt, ob man damit ein Konflikt löst oder ob man

00:00:18: dadurch sozusagen eine Spiraleingang gesetzt wird, dass man sich immer weiter gestreitet

00:00:23: und irgendwann auch nicht mehr ausstehen kann und jeder so seinen Dingen macht und nicht

00:00:28: mehr lösungsorientiert ist für das Ergebnis.

00:00:29: Politik mit Anne Will

00:00:37: Neue Folge unseres Podcasts, herzlich willkommen dazu. Ich freue mich, dass ihr dabei seid

00:00:54: und vielleicht sogar ja auch regelmäßig hört, uns abonniert habt, uns immer fleißig

00:01:00: weiterempfehlt. All das freut uns und nehmen wir gerne. Wir zeichnen diese Folge am Mittwoch

00:01:06: Abend, dem 25. September auf und das heißt, für dieses Jahr sind wir dann jetzt mit allen

00:01:11: Wahlen, die es so gab, die Landtagswahlen in Sachsen-Thüringen und Brandenburg und die

00:01:16: Europawahl sind wir durch. Die Wahlen, muss man sagen, hielten für die Ampelregierung

00:01:22: niederschmetternde Ergebnisse bereit, dass da nun die Nervenblank liegen, verwundert

00:01:28: nicht und wir fragen deshalb, halt die Ampel noch ein Jahr, also bis zum regulären Termin

00:01:34: für die Bundestagswahl durch. Dazu habe ich heute Mittag auch ein Interview mit Wolfgang

00:01:39: Thierse geführt, dem früheren Bundestagspräsidenten der SPD-Auschnitte daraus hören wir gleich

00:01:45: und zu Gast ist diesmal wieder. Ich freue mich, denn er war schon einmal hier und das

00:01:49: war toll. Georg Ismar, der politische Korrespondent aus der Parlamentsredaktion der Süddeutschen

00:01:54: Zeitung, der sich da vor allem mit der SPD beschäftigt. Herzlich willkommen, Georg

00:01:58: Ismar. Vielen Dank, ich freue mich sehr, wieder hier zu sein. Ja, ich freue mich auch total,

00:02:03: dass es richtig klasse, zumal wir uns mit der SPD-Innsicht ausgründen. Am Sonntag war

00:02:09: ja gerade die Landtagswahl in Brandenburg intensiv beschäftigen wollen, aber ich habe

00:02:15: das am Anfang ja schon angedeutet, als ich danach gefragt habe, wie ist das? Bringt

00:02:19: ein Soft manchmal was? Bringt es, wenn es mal Schäppert und sie haben zurückhalten

00:02:25: gesagt, na ja, eigentlich nur wenn das noch lösungsorientiert läuft. Im Moment in der

00:02:29: Ampel wird denn da noch lösungsorientiert gestritten, miteinander umgegangen, gezofft?

00:02:36: Man ist ja über diese Ebene fast schon hinaus, also man ist ja gar nicht mehr so richtig

00:02:42: in der Lage, irgendwie zu streiten, sondern man kann sich irgendwie nicht mehr ausstehen,

00:02:46: man merkt, wie schlecht übereinander geredet wird. Der grünen Vorsitzende Nuri Po hat

00:02:52: hergesagt, er glaubt nicht, dass man mal der große Feng Shui Moment kommt, dass man mal

00:02:56: die Großharmoniephase kommt und das Problem ist ja, dass nach außen nicht vermittelt wird,

00:03:01: dass man lösungsorientiert ist, dass man noch irgendwie neue Ideen hat, was bewegen will

00:03:04: und etwas voranbringen will, sondern quasi jetzt nur noch die letzten Projekte abarbeitet.

00:03:08: Und erhält die Ampel dann? Das ist eine große Frage, da werden wir

00:03:12: jetzt ja sicherlich ausführlicher nachher mal ins Detail gehen. Also ich halte mittlerweile

00:03:16: für eine sehr offene Frage, ich glaube, der Oktober und November wird ganz entscheidend

00:03:21: werden. Jetzt, also. Jetzt ja, die Dynamiken sind da durch den Rücktritt oder die Ankündigung

00:03:26: des Rücktritts der Grünen Vorsitzenden. Christian Lindner macht sehr seltsame Andeutungen,

00:03:31: vergleicht das mit 1982, indem er besonders den Mut von Hans-Drich Genscher damals die

00:03:35: Koalition mit der SPD zu verlassen lobt und die SPD wiederum macht enormen Druck auf

00:03:42: den eigenen Kanzler und sagt, er müsste sich jetzt mal viel mehr durchsetzen, gerade gegen

00:03:45: die FDP. Und das sind so Dynamiken, die es relativ unkalkulierbar machen und das kommen

00:03:50: in den nächsten Wochen so ein paar Ereignisse, wo es ja einem Ende zugehen könnte, aber

00:03:56: keiner hat bisher ein Drehbuch. Und welche? Naja, es ist weiterhin das Hauptthema, was

00:04:01: uns den ganzen Sommer schon beschäftigt, hat der Haushalt. Okay, stimmt. Es gibt halt

00:04:05: eben, zum Beispiel werden jetzt neue Prognosen fürs Wirtschaftswachstum kommen. Wahrscheinlich

00:04:11: wird das Wachstum noch niedriger ausfallen als von der Bundesregierung angenommen. Damit

00:04:16: können auch Haushaltserwartungen zu positiv gewesen sein. Auch beim Bürgergeld könnte

00:04:21: es wesentlich mehr werden, dass man da auch zu positiv gerechnet hat. Und dann heißt

00:04:24: es ja, wo kommt das Geld jetzt her? Ja, das macht doch überhaupt gar keinen guten

00:04:28: Eindruck, finde ich, wenn man da nicht richtig gerechnet hat, denn diese Koalition steht

00:04:32: ja ohnehin im Verdacht, dass sie das so ein bisschen sich hingebogen hatten, Kit gesucht

00:04:37: hat für die drei Parteien, die unfahreinbar schienen. Und dann hat man gedacht, gut,

00:04:42: dann holen wir das Geld aus der eigentlich inzwischen nur noch Harbexchen-Chateau der

00:04:47: sogenannten dem Klimatransformationsfonds. Und jetzt wieder daherzukommen mit Vorwürfen,

00:04:53: die müssen ja gar nicht bis ins letzte stimmen, aber sie machen immer was, dass sie vielleicht

00:04:58: da nicht sauber gerechnet haben beim Bürgergeld beispielsweise. Geht eigentlich gar nicht.

00:05:02: Sie gehen ja davon einer Annahme aus, dass mehrere hunderttausend Menschen in Arbeit

00:05:06: vermittelt werden, was ja im Moment bei der wirtschaftlichen Lage eher utopisch erscheint.

00:05:09: Und das ist genau das Problem. Es erzeugt überhaupt keinen Vertrauen. Und es wird

00:05:13: noch einen Streit geben. Dann, Lindt hat schon gesagt, das muss dann in diesem Ministerium

00:05:16: von Hubertus Heil auch eingespart werden. Und dann kommt die SPD und sagt auf keinen Fall

00:05:21: Kürzungen beim Sozialen. Das machen wir nicht mit. Und das Rentenpaket soll auch noch auf

00:05:25: den Weg gebracht werden mit einer Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent des Durchschnittseinkommens.

00:05:31: Das sind also Dinge, die kosten Geld und die werden dazu führen, dass diese Konflikte

00:05:36: nochmal deutlicher zutage treten werden. Und gerade bei der FDP ist ja die klare Ansage,

00:05:42: wir gehen eigentlich nicht über das hinaus, was wir jetzt beschlossen haben beim Haushalt.

00:05:46: Und wenn man das jetzt dann nochmal aufschnürt, dann zum dritten Mal, es wird schwierig.

00:05:51: Bis heute Vormittag hätte ich auch gedacht, es ist die FDP, von der sagen wir Absprungstynamik

00:06:00: aus der Ampel ausgeht. Dann hat uns aber alle erreicht die Nachricht, dass die Parteispitze

00:06:06: in eine ganze Parteivorstand der Grünen zurücktreten wird. Nicht nur Riccardo Lang und Omid Nuri

00:06:12: pur, sondern der komplette Parteivorstand. Die haben gesagt, wenn jetzt im November der

00:06:18: Parteitag ist in Wiesbaden, dann sollen eben neue Leute ran. Auch neu gewählt werden muss

00:06:24: dann die Bundesgeschäftsführerin Emily Bühning, über die ich heute, ich glaube bei Ihnen in

00:06:29: der Süddeutschen, dann gelesen habe. Die ist im Moment gar nicht mal in Berlin, sondern auf

00:06:33: Bildungsreise, so heißt das da in Washington, und erfährt das da. Also wie viel Unruhe ist da eigentlich?

00:06:40: Der Schritt kam natürlich sehr, sehr überraschend. Also wir haben heute morgen in der Redaktionskonferenz

00:06:47: auch gerätselt, als die Einladung kam. Was passiert da jetzt eigentlich? Es war ja wirklich

00:06:54: ohne Grund eingeladen worden. Und niemand auch von uns hat damit gerechnet, dass wirklich die

00:06:59: gesamte Parteispitze zurücktritt. Und dass dann halt eben Frau Bühning jetzt auch noch unterwegs ist

00:07:04: in den USA, um sich dort den Wahlkampf der US-Demokraten anzuschauen und da irgendwelche

00:07:08: Lehren zu ziehen. Sie dann aber wahrscheinlich gar nicht mehr diesen nächsten Wahlkampf

00:07:12: managen wird. Das ist natürlich halt auch irgendwie kurios und sie hat natürlich auch

00:07:16: wirklich unglückliche Äußerungen gemacht, hat ja dann so indirekt Russische Trolle für

00:07:20: das schlechte Abschneiden der Grünen bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland verantwortlich

00:07:24: gemacht. Und auch Omin Nuri, Pur und Riccada Lang hat natürlich auch manchen unglücklichen

00:07:30: Auftritt. Aber es ist natürlich da auch eine interessante Machtdynamik, weil es kann natürlich

00:07:36: jetzt sein, dass Franziska Brandner eine enge Vertraute von Robert Habeck, parlamentarische

00:07:42: Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium neue Vorsitzende wird, zumindest eben ein Teil

00:07:46: der Doppelspitze. Und sie kommt halt klar eben vom Realoflügel, steht für einen sehr

00:07:51: pragmatischen Kurs und wäre natürlich schon irgendwo auch ein neues frisches Gesicht,

00:07:55: um vielleicht die Grünen ja irgendwie wieder stärker auch in dieser Gesellschaft zu verankern.

00:08:02: Weil es war natürlich jetzt schon eine ziemliche Rutschpartie nach unten. Und das ist ja nicht

00:08:05: nur mit Personen getan, sondern man muss ja grundsätzlich über den Kurs reden. Gerade

00:08:09: wenn das Land eben in einer ganz anderen Situation ist als 2021, als sie diesen großen Wahlerfolg

00:08:14: hatten. Dass es Franziska Brandner werden könnte. Sie haben gesagt, enge Vertraute

00:08:20: von Robert Habeck im Bundeswirtschaftsministerium, parlamentarische Staatssekretärin, deutet

00:08:25: das darauf hin, was der Kollege Daniel Friedrich Sturm im Tagesspiegel jetzt schreibt, dass

00:08:31: Habeck jetzt eine Art Durchmarsch versucht mit den eigenen Leuten, weil er sagt, also

00:08:36: ganz ehrlich, ich brauche jetzt Ruhe, damit wir überhaupt noch irgendwas retten.

00:08:40: Ich glaube, das wird ihm so nicht gelingen. Durchmärsche bei den Grünen, da reagiere

00:08:44: ich sehr, sehr allergisch. Also das werden ganz, ganz neue Zeiten. Also es ist ja jetzt

00:08:49: keine Partei, die so geführt wird, wie das Bündnis Sarah Wagenknecht, wo Sarah Wagenknecht

00:08:54: jetzt die ostdeutsche Ministerpräsidenten einzeln nach Berlin bittet, um mit ihnen zu

00:08:58: verhandeln, ob da überhaupt was geht. Das glaube ich nicht. Habeck hat ja auch schon gesagt,

00:09:03: er will beim Parteitag auch eine offene Debatte über die Kanzlerkandidatur und eine geheime

00:09:07: Abstimmung. Das ist ja schon interessant, dass er diesen Schritt geht, weil er seine

00:09:11: Partei natürlich genau kennt. Das ist ja auch eine offene Frage, ob er es am Ende überhaupt

00:09:16: wird. Man muss sich auch die Frage stellen, will man einen Kanzlerkandidaten aufstellen?

00:09:21: Das wird ja auch nochmal eine ganz spannende Frage. Wie viele Kanzlerkandidaten wir am

00:09:25: Ende haben? Also Sie haben ja 2013 glaube ich, dass Kanzler-Duell zwischen Merkel und Steinbrück

00:09:31: moderiert. Das war noch ein klassisches Duell, aber die AfD wird natürlich darauf bestehen

00:09:36: dabei zu sein. Und dann haben wir vier Leute eigentlich und das wird ja auch für die Fernsehsende

00:09:41: auch nochmal eine spannende Frage. Ja, das stimmt. Das ist unübersichtlich und lässt

00:09:44: sich in einem bislang jedenfalls nicht trainiertes und grundgeübtes Format pressen. Aber Habeck,

00:09:51: was er dann da macht, wenn er sagt, ich will eine ehrliche Debatte über die Kanzlerkandidatur

00:09:56: auf dem anstehenden Parteitag im November in Wiesbaden haben und ich will dann eine

00:10:01: Abstimmung, ein in geheimer Wahl ein Votum haben für dagegen mich. Das ist auch nicht

00:10:07: typisch für die Grünen, oder? Ist nicht typisch für die Grünen und vor allem was macht man,

00:10:11: wenn er damit 60 Prozent rausgeht. Dann heißt es ja, die Grünen sind auch schon von ihrem

00:10:16: eigenen Kanzlerkandidaten nicht überzeugt. Also Olaf Scholz würde das sicherlich bei

00:10:20: der SPD auch nicht vorschlagen, weil das könnte auch schwierig ausgehen für ihn. Und

00:10:27: es ist ja da auch alles irgendwo so gerade irgendwie im Fluss und eben ein bisschen wie

00:10:33: Treibsand, weil die Grünen natürlich auch grundsätzlich über ihren Kurs nochmal diskutieren

00:10:37: müssen. Winfried Kretschmann fordert jetzt ja schon einen härteren Asylkurs. Es ist

00:10:41: ja auch die Frage steht im Raum, ob die Grünen nicht auch mit ihrer Klimaschutzpolitik die

00:10:45: Bürger überfordert haben. Es ist immer der Vorwurf der Bevorwundung, Heizungsgesetz haben

00:10:50: wir alles rauf und runter diskutiert. Da wurden schwere Fehler gemacht und bei Habeck ist

00:10:55: natürlich auch so, er hat jetzt nicht durch seine Regierungspolitik unbedingt überzeugt.

00:10:59: Also er ist ein ganz starker Redner und so. Aber wir sehen gerade enorme Probleme in der

00:11:04: deutschen Wirtschaft, in der deutschen Industrie, in der Automobilindustrie, in der Stahlindustrie

00:11:09: und das sind natürlich jetzt auch alles Fragen, die auch irgendwie geklärt werden müssen.

00:11:12: Und wenn er sich jetzt daneben noch sehr stark um die Partei kümmern muss, wird es etwas

00:11:16: schwierig von der ganzen Belastung her.

00:11:18: Hab ja heute Morgen das Interview oder heute Mittag mit Wolfgang Thierse gemacht, der war

00:11:23: gar nicht angetan. Wir hatten das dann auch gerade aufgeschnappt, was passiert war, dass

00:11:28: die grünen Spitze komplett zurücktreten wird und er sagt, man, das bringt natürlich jetzt

00:11:33: nur Unruhe da rein und hilft der Ampel gar nicht. Der sagt halt, man sollte jetzt einfach mal

00:11:40: ans Arbeiten gehen. Das ist noch eine Zeit lang, die diese Regierung gewählt ist und

00:11:47: da solltet man was Ordentliches draus machen.

00:11:49: Aber wie will man ans Arbeiten kommen? Dann sind wir wieder bei dem Unternehmen, wenn man

00:11:55: den Streit in den Fokus stellt und sich eigentlich gar nicht mehr so richtig riechen kann und

00:12:01: da wenig geht. Also wer zum Beispiel auf der Fachebene gut zusammen arbeitet, sind die

00:12:04: Haushaltspolitiker. Aber es ist ja zum Beispiel auch etwas zerbrochen zwischen Scholz und

00:12:09: Lindner durch diesen ganzen Haushaltsstreit. Es ist ja schon ungewöhnlich genug, dass ein

00:12:13: Bundeskanzler auch noch die gesamten Haushaltsverhandlungen führen muss, weil diese Koalition nicht einigungsfähig

00:12:19: ist. Und dann haben sie eigentlich auch nicht mehr so die großen Projekte. Und das Problem

00:12:23: ist ja auch, wie geht man in so ein Bundestagswahljahr? Was wollen diese drei Parteien eigentlich

00:12:28: auf die Plakate schreiben? Was sind eigentlich die Botschaften, die man hat? Weil es ist

00:12:33: jetzt ja auch kein Geld mehr da. Früher hat man ja so im Bundestagswahljahr noch mal

00:12:36: wirklich schöne Projekte gemacht und die SPD kommt jetzt so mit dem Evergreen-Minus-Lohn

00:12:41: erhöhen auf 15 Euro.

00:12:43: Was wäre eigentlich keine politische Entaltung?

00:12:45: Sie haben immer gesagt, nur einmal haben sie eingegriffen und sozusagen staatlich verordnet

00:12:51: die Mindestlohnhöhe vorgegeben. Und jetzt soll das halt eben die Kommission machen,

00:12:55: Zusammengesetz aus Arbeitgebern, Arbeitnehmern, aber irgendwann die letzte Erhöhung nicht

00:12:58: hoch genug. Und jetzt geht es wieder los so. Damit zerstört man ja Vertrauen, wenn man

00:13:03: immer wieder damit anfängt. Und dann kommt jetzt so der Evergreen-Abwag-Pay-Mir. Das ist

00:13:07: jetzt ja auch schon wieder aus der Kiste gekommen und mal schauen, wie die Debatte weitergeht.

00:13:12: Aber da wird halt Herr Lindner auch nicht mitmachen, das ist auch klar.

00:13:14: Damit sind wir bei der FDP. Die hatte ich ja erst im Fokus, als ich über unser Thema

00:13:19: nachdachte, nämlich hält die Ampel noch ein Jahr bis zum regulären Wahlterminen. Selbstverständlich,

00:13:24: das war ja allen aufgefallen, wie schon der Generalsekretär Bijan Jiyazari in der Berliner

00:13:34: Runde am Sonntag andauernd und immerfortig meine mitgezählt zu haben, dreimal vom Herbst

00:13:39: der Entscheidungen sprach die jetzt anstünden und dann trat am nächsten Tag, am Montag,

00:13:45: der Parteivorsitzende Christian Lindner und Finanzminister auf und hat ähnlich sich geäußert.

00:13:51: Vorher hatte auch noch Wolfgang Kubicki, aber das kennt man von dem, ein Ultimatum

00:13:56: gestellt. Wie glaubhaft ist das alles? Wollen die Liberalen tatsächlich die Ampel verlassen?

00:14:04: Sind diese Verweise, sie haben sie angesprochen, auf 82 ernst gemeint? Oder ist das immer

00:14:09: noch ein Zündeln, ein Spielen, was bei der Ernst der Lage irgendwie nicht angemessen

00:14:16: wäre? Ja, das ist immer eine große Frage, wo ist überhaupt die Strategie bei allem,

00:14:21: was dort passiert? Das ist ja irgendwie das Problem, dass es nicht so richtig den Kompass

00:14:26: gibt. Aber wenn wir jetzt Lindner beim Wort nehmen und das finde ich schon interessant,

00:14:30: dass er vor dieser Landtagswahl im Brandenburg das ganz gezielt setzt mit einem Interview

00:14:35: in der Rheinischen Post. Also ich habe auch noch mal diesen Satz mitgebracht, den er zum

00:14:39: Beispiel gesagt hat. Manchmal bedeutet Mut auch ins Risiko zu gehen, um neue politische

00:14:44: Dynamik zu schaffen. Das war bezogen auf 1982 und den Ausstieg aus der Koalition mit der

00:14:50: SPD. Damals gab es aber einen fundamentalen Unterschied. Die FDP musste eine Rüberwechselung

00:14:55: zur CDU von Helmut Kohl und konnte weiter regieren. Genau. Und jetzt würde man sozusagen

00:14:59: ins bodenlose fallen. Und sie haben in Brandenburg 0,8 Prozent geholt. Das war glaube ich die

00:15:08: Hälfte der Tierschutzpartei. Genau. Und auch bei den anderen Wahlen, Sie haben es angesprochen,

00:15:15: haben Sie auch, sind Sie nirgendwo in den Landtag eingezogen, das waren alles katastrophale

00:15:19: Ergebnisse. Und Sie stehen jetzt ja auch bei bundesweiten Umfragen deutlich unter 5 Prozent.

00:15:25: So, und jetzt gibt es eine Denkschule in der FDP, die sagt, wenn wir diese völlig unbeliebte

00:15:29: Ampel jetzt sprengen, dann kann das eine neue Dynamik entfalten und die Leute uns quasi

00:15:34: aus Dankbarkeit nochmal wählen und über die 5 Prozent Hürde hiefen. Halt ich für

00:15:38: eine sehr gewagte These. So, das Problem ist aber in solchen Situationen, wo es irgendwie

00:15:46: keine richtige Strategie gibt, dass dann irgendwie ganz überraschend etwas passieren kann, dass

00:15:51: es halt schief geht. Das hat ja am Montag schon im Vorstand der FDP eine sehr kritische Debatte

00:15:56: gegeben. Der bayerische Vorsitzende, FDP-Vorsitzende fordert und verholen den Ausstieg und Lindner

00:16:02: ist natürlich da jetzt wahnsinnig unter Druck. Und was ich vorhin beschrieben habe, dass

00:16:07: zugleich die SPD ihren Kanzler auffordert, sich gegen Lindner durchzusetzen, das macht

00:16:13: es halt so schwierig und das bringt eine zusätzliche Dynamik da rein. Und SPD, wie FDP, sehen jetzt

00:16:17: natürlich auch ein bisschen alt aus gegenüber den Grünen, die einfach sagen, wir übernehmen

00:16:21: jetzt Verantwortung und die Wahlergebnisse waren so schlecht und wir machen jetzt den Weg frei.

00:16:25: Das ist ja im Prinzip das, was man halt auch auf Seiten SPD und FDP erwartet. Und das

00:16:32: macht es so ein bisschen unkalkulierbar und jetzt kommt halt dieser Punkt hinzu mit der

00:16:35: kriselnden Autoindustrie und der Stahlindustrie. Und die SPD erkennt das eben als riesiges,

00:16:42: großes neues Kampagnenthema. Wir retten die Industrie-Arbeitsplätze in Deutschland, die

00:16:47: natürlich halt auch in Gefahr geraten sind durch die eigene Politik zum Teil durch

00:16:51: bestimmte politische Entscheidungen. Es gab eine Elektro-Auto-Kaufprämie, die wurde dann

00:16:56: kurz an der Hand wieder abgeschafft, weil man kein Geld mehr hatte.

00:16:59: Und jetzt will man eine Einführung über auch Geld kosten.

00:17:02: Genau, so ein Hin und Her und das schafft irgendwie keinen Vertrauen, aber man braucht

00:17:06: ja auf jeden Fall, wenn man etwas Großes für die Industrie machen will, Geld. So. Und

00:17:10: dann sind wir wieder bei dem Haushalt. Und dann wird die FDP sagen, nein, so ein Lieblingsthema

00:17:14: der SPD ist auch mal der Industriestrompreis, sagt der Lindner auch nein, kostet auch viel

00:17:18: Geld. Und deswegen kann es dann halt sein, wenn jetzt eben der Haushalt-Final im Bundestag

00:17:24: beraten wird. Es gibt zwei Sitzungen im Oktober und dann ist die sogenannte Bereinigungssitzung

00:17:29: am 14. November und bis dahin könnte es halt sein, dass man sich einfach nicht mehr einigt,

00:17:34: weil alle auch irgendwie nicht mehr wollen. Weil das ist ja auch so, wenn eine Beziehung

00:17:38: komplett kaputt ist und alle sich so auseinandergelebt haben, dann eben zu sagen, wir schleppen uns

00:17:42: immer immer weiter und nach außen sehen es alle und sagen, bitte lasst uns einfach nur

00:17:46: in Ruhe. Ja, genau, traut euch, traut euch. Und so an dem Punkt ist man ja angekommen.

00:17:53: Und am Anfang hat man ja immer gesagt, wir machen Neustart, Neustart, Neustart, da

00:17:56: von redet ja niemand mehr. Ja, kann man auch nicht allzu oft sagen, hat man aber schon

00:18:01: oft genug versucht. Ich will mit Ihnen nochmal reinhören in die Pressekonferenz von Christian

00:18:06: Lindner, wo er genau diesen Satz sagt, den er vorher schon in der Rheinischen Post im

00:18:10: Interview gesagt hat, mit diesem Mut, der auf einen, also ich finde er übertrieben immer

00:18:15: in solchen Fragen von Mut zu sprechen. Mir würde eigentlich gefallen, dass man sich was überlegt

00:18:21: hat und dass man eine Strategie hat und dass man weiß, was man damit macht, aber nicht

00:18:26: dass man da in irgendwas reinhampelt, von dem man vielleicht gar nicht sagen kann, ob es

00:18:31: tatsächlich und das sagt er ja auch immer, gutes fürs Land bewegt. Hörn wir mal. Klar

00:18:38: ist von allen wird jetzt Mut verlangt, nämlich entweder den Mut auch in einer kontroversen

00:18:48: Koalition Arbeit zu leisten, wenn gutes fürs Land bewegt werden kann. Aber wie ich am

00:18:53: Freitag schon in meinem Interview gesagt habe, Mut wäre auch, wenn man die Grenzen des Möglichen

00:19:00: erreicht und nicht den Erwartungen und Anforderungen des Landes entspricht, dann ist Mut eine neue

00:19:07: Dynamik zu entfachen. Eine neue Dynamik zu entfachen, das soll also alles offen lassen,

00:19:14: man kann da alles reingeheimnissen, was man mag, aber was mir daran nicht gefällt oder

00:19:20: anders, was mich jedenfalls nicht kriegt, ist es ist nicht ein Jotter an Selbstkritik

00:19:26: dabei, sondern es sind Dynamiken, es sind Ampelbeschwernisse, die da eine Rolle spielen,

00:19:34: die Situation der FDP erscheinen lassen, wie sie ist, aber dafür sind Wählerinnen und

00:19:39: Wähler viel zu klug, als dass sie nicht gucken, was wird mir da gerade angeboten und genau

00:19:46: bei den zurückliegenden Dreilandtagswahlen, holt die FDP genau gar keine Schnitte damit.

00:19:51: Ja und es ist ja auch kurios, dass Lindner jetzt den grünen Vorsitzenden Respekt zollt

00:19:59: für ihren Schritt und Verantwortung zu übernehmen und so weiter und die FDP hat ja wesentlich

00:20:04: schlechterer Ergebnisse und hat viel mehr verloren und ich wundert es, dass in der FDP

00:20:08: gibt es ja auch, sag ich mal in der zweiten Reihe wirklich viele kluge Köpfe, dass da

00:20:13: so wenig passiert. Lindner ist ja quasi da der alleinige Macher, der alles bestimmt

00:20:21: und das wirkt sich einfach nicht gut aus und die FDP stand ja mal für viel mehr, hat

00:20:27: ja auch eine sehr starke soziale, sozial liberale Komponente und das ist ja irgendwie alles weg

00:20:33: und das einzige, was man im Moment noch mit der FDP verbindet ist, ist wir haben die Schuldenbremse

00:20:38: gerettet. Ja, aber das wird ja dogmaartig rauf- und rucktergebetet und dafür hat man

00:20:44: eigentlich auch so und so viele Gelegenheiten jetzt gehabt, nicht nur umfragen, sondern eben

00:20:49: auch konkrete Wahlergebnisse umzugucken, aha, davon profitieren wir jedenfalls nicht im

00:20:54: ausreichenden Maß und ich finde wie Sie, es fehlt eine liberale Stimme in Deutschland,

00:20:59: die braucht das ja auch, aber es ist nicht nur die Schuldenbremse, Schuldenbremse, Schuldenbremse,

00:21:04: Stimme, die da vermisst würde, wenn man ja eigentlich sagen muss, dass das groh der

00:21:09: Wirtschaftswissenschaftler*innen zum Beispiel sagt, die gehörte mindestens mal angefasst,

00:21:15: wenn nicht gar revidiert oder reformiert. Ja, genau, also BDI, alle Wirtschaftsverbände,

00:21:21: alle sagen das mittlerweile und ich glaube, dass Historiker mal auf diese Debatte, jetzt

00:21:26: nehmen wir nur die Schuldenbremse wirklich mal sehr differenziert und sehr kritisch blicken

00:21:30: werden. Ich glaube, dass das ein ganz, ganz schwerer Fehler ist, weil wir in einer Zeitleben

00:21:34: mit sich überlappenden Krisen, also wir haben eben den Krieg in der Ukraine, wir haben eine

00:21:41: Demokratiekrise in Deutschland, ich glaube, wir haben auch eine Bildungskrise, ja, das

00:21:45: hängt auch damit zusammen, wo wir überall viel, viel mehr investieren müssten, wir

00:21:49: müssten viel mehr in den Wohnungsbau investieren, weil das einfach für viele Menschen die

00:21:52: soziale Frage geworden ist, die Wohnkosten. Und dafür müsste man die Schuldenbremse

00:21:57: natürlich reformieren und man müsste, wir sehen es bei der Deutschen Bahn mit dem ganzen

00:22:02: Investitionsstaus, passiert zwar einiges, aber viel zu wenig und alle sehen das eigentlich

00:22:07: und das wäre auch das Momentum für diese Koalition gewesen, dass man halt sagt, jetzt machen

00:22:12: wir wirklich nochmal richtig, wir setzen uns zusammen, wir machen jetzt nicht Gießkarn-Investitionen,

00:22:16: sondern wirklich ein richtig kluges Programm, um dieses Land nochmal nach vorne zu bringen,

00:22:20: vor allem auch mal was gegen die schlechte Laune zu machen. Und es kommt ja noch ein

00:22:24: großes Problem hinzu, wir haben eigentlich jetzt nur noch dieses Zeitfenster in diesem

00:22:30: Jahr, um eine Reform der Schuldenbremse zu machen, weil man braucht dafür eine Zweidrittelmehrt

00:22:35: im Deutschen Bundestag Grundgesetzänderung, es kann aber der Fall eintreten, dass wir

00:22:39: nächstes Jahr eine so starke AfD und BSW haben, dass man nicht mehr auf die Zweidrittel kommt.

00:22:43: Was machen wir dann? Ich finde diese ganze Situation wird viel zu wenig bedacht, da wäre

00:22:50: auch die Union, staatspolitisch viel stärker in der Pflicht, man müsste die Migrationssammengel

00:22:55: regeln und nicht irgendwie weglaufen und dann Scho-Veranstaltung und sich gegenseitig

00:22:58: wieder mit Vorwürfen überziehen, so man müsste bei der Schuldenbremse und was wollen wir

00:23:02: investieren, gemeinsam Nenner finden, genauso bei der Finanzierung der Bundeswehr, die

00:23:08: nicht ausreichend ist. All diese ganz großen Fragen über die Zukunftsfähigkeit dieses

00:23:11: Landes entscheiden, müsste man jetzt angehen, so. Und das ist glaube ich auch ein riesiges

00:23:15: Problem, dass Scholz und Merz jetzt natürlich irgendwie jetzt schon im Wahlkampf gegeneinander

00:23:20: sind, dass man da nichts mehr hinbekommen wird und ich glaube, das wird ein schweres

00:23:24: Versäumnis sein. Oh ja, habe ich nicht drüber nachgedacht,

00:23:27: das ist wirklich bitter, wenn man keine Zweidrittelmehrheit mehr zustande bekommt, dann wenn die

00:23:33: AfD und das Bündnisarer Wagenknecht endlich gut bei einer Bundestagswahl abschneiden,

00:23:38: wie sie jetzt bei den zurückliegenden Wahlen abgeschnitten haben, dann ist es echt verratzt.

00:23:43: Genau, dann kann man ganz viel nicht mehr machen. Also deswegen finde ich es mal so

00:23:47: interessant, es ist immer die Debatte jetzt über Sperrminoritäten in Landtagen, aber

00:23:52: für die Bundestagswahl, da denken irgendwie alle auch, nee, wird schon nicht so schlimm

00:23:55: kommen. Noch mal hingekuckt, was jetzt diese drei

00:23:59: Landtagswahlen an Ergebnissen gezeigt haben, tatsächlich Rekordergebnisse von um die 30

00:24:06: Prozent für die AfD und überall zweistellige Ergebnisse für das Bündnis Sarra Wagenknecht.

00:24:11: Die CDU hält sich in Sachsen und Thüringen ganz gut, verliert in Brandenburg enorm, die

00:24:18: Ampelparteien werden durch die Bank abgestraft, die FDP ist in keinem Parlament mehr drin,

00:24:24: die Grünen sind mit 5,1 Prozent allein im sächsischen Landtag noch vertreten, in Thüringen und

00:24:29: Brandenburg rausgeflogen, in Brandenburg von 10,8 Prozent auf 4,1 Prozent abgestürzt und

00:24:36: die SPD kommt in Sachsen bei 7,3 Prozent ins Ziel, in Thüringen bei 6,1 Prozent und in

00:24:44: Brandenburg aber bei 30,9 Prozent und verweist damit die AfD auf den zweiten Platz. Das

00:24:53: war das Ziel von Dietmar Beutke, dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, der eine fulminante

00:24:59: Aufholjagd hingelegt hatte, der aber auch sein persönliches Schicksal mit dem Wahlsieg

00:25:06: verknüpft hatte, hat gesagt, wenn die SPD nicht auf Platz 1 auskommt, dann bin ich weg. Das hat

00:25:12: danach für viel Unmut gesorgt, den ich nicht richtig verstanden habe. Können Sie sich an

00:25:17: irgendeine Wahl erinnern, bei der dann der Wahlsieger in den Kommentaren aber auch in den Einlassungen,

00:25:24: zum Beispiel der Grünen und anderer Parteien, so sehr als vermeintlicher Verlierer dargestanden

00:25:30: hat, wie gerade die SPD nach der Landtagswahl in Brandenburg. Nein. Das ist so crazy. Ich habe es

00:25:37: auch nicht verstanden. Also weil es ist ja legitim, wenn er das so macht, er hat einfach

00:25:42: sein persönliches Schicksal damit verbunden. Deswegen habe ich diese Debatte nicht verstanden,

00:25:48: dass sich dann die Grünen, die Linken und die Freien Wähler beschweren. Es ist ja eine Entscheidung

00:25:54: der Wählerinnen und Wähler und es ist ja ihr gutes Recht, dann auch taktisch zu wählen. Und das

00:25:59: unterschätzt auch immer Wählerinnen und Wähler. Kolossal. Wir haben ja eine Folge hier auch gemacht

00:26:04: über strategisch zu ein taktisches Wählen. Ich habe da erst mich dran gerieben, habe gesagt, ja,

00:26:09: ich gehe immer zu einer Wahl und mache mir klar, okay, welcher Wahlkreiskandidat, welche Kandidatin

00:26:16: hat Chancen? Wen wähle ich jetzt, wer entspricht mehr, wer nicht? Dann gucke ich auf die Parteien,

00:26:22: wer hat welche Chance und wer steht natürlich für welche Programmatik laber laber lagbar.

00:26:26: Weil ich gucke mir das ja an und ich werde nicht erpresst bei mir, dann ein Herr Woitke zum

00:26:31: Beispiel sagt irgendwie, aber ich würde jetzt mein persönliches Schicksal und meine politische

00:26:36: Karriere vom Ergebnis dieser Wahl erbangen, ich mache dann sage, ja, fair enough, dann weiß ich

00:26:40: das jetzt. Ja, genau. Also ich fand halt eher schwierig, er hat ja mit diesem Move, hat er halt

00:26:46: auch komplett die AfD mobilisiert. Weil die konnten natürlich sagen, hier wählt uns, wenn der Woitgenur

00:26:52: auf Platz 2 kommt, ist vielleicht der Scholz weg und die Ampel auch weg in Berlin von der

00:26:56: Konsequenz her, weil das hätte ja natürlich Platz 2 und vor allen Dingen Woitke weg hätte

00:27:01: natürlich in der Bundes-SBD für wahnsinnige Unruhe gesorgt. Jetzt hat Scholz eine Artenpause

00:27:05: zumindest mal. Und die Umfragen haben ergeben, 75 Prozent sagt Infratest-Demab der befragten

00:27:15: SPD-Wählerinnen und Wähler, die haben gesagt, die SPD überzeugt mich zwar nicht, aber ich habe

00:27:21: sie gewählt, um eine starke AfD zu verhindern. Das ist natürlich auch eine gigantische Zahl,

00:27:28: das muss man sagen. Aber okay, das hat nicht zuletzt Woitges bisherige Koalitionspartner,

00:27:34: die CDU und vor allem die Grünen getroffen, denn die verlieren massiv an die SPD und fliegen,

00:27:39: ich habe es gesagt aus dem Landtag. Dietmar Woitke hat kurz nach 18 Uhr am Wahlabenden

00:27:45: großen Satz gesagt, ich zitiere den mal, er sagt, es scheint so zu sein, dass es wieder einmal

00:27:50: Sozialdemokraten waren, die Extremisten auf ihrem Weg zur Macht gestoppt haben. Was sprach hier aus

00:27:57: Woitke, die Erleichterung, die Euphorie oder eine zutreffende historische Einordnung? Ich glaube,

00:28:04: ich glaube, es war einfach die Euphorie und die Erleichterung. Eine Mischung aus beiden,

00:28:07: es ist natürlich ein bisschen überzogen, weil die AfD wäre ja auch bei Platz zwei für die SPD

00:28:13: nicht an die Macht gekommen. Ja, stimmt. Das halt nicht. Also es wäre immer noch möglich gewesen,

00:28:17: dann eine SPD geführte Regierung zu bilden. Also deswegen ist der Satz natürlich ein bisschen

00:28:23: überzogen. Aber hat Woitke das Rezept jetzt gefunden für die SPD, wie man die AfD auf Platz

00:28:30: zwei bringen kann? Ja, gut, wenn man das für den Bund durchdekliniert, dann dürfte er der SPD nicht

00:28:36: mit Olaf Scholz auch antreten, weil es natürlich auch wenig Haar. Naja, er hat natürlich einen

00:28:44: Abgrenzungswahlkampf gegen den eigenen Kanzler und gegen die Ampelkoalition geführt. Er hat

00:28:50: gesagt, er will nicht mit dem Bundeskanzler auftreten. Es geht nur im Brandenburg war immer

00:28:56: seine Losung und das führte dann ja wirklich zu dem sehr skurrieren Umstand, dass Olaf Scholz

00:29:02: eine Wahlkampfreise gemacht hat, nicht als Bundeskanzler, sondern als gewählter Abgeordneter

00:29:08: aus Brandenburg. Da hat er am Freitag vor der Wahl eine Bäckerei besichtigt, eine Weinchenker hat

00:29:13: er besichtigt, einen kleinen Bürgerdialog gemacht und noch ein Unternehmen besichtigt. Aber er hat

00:29:19: halt sein eigenes Ding gemacht. Was sich natürlich für die Bundes-SBD daraus ableiten lässt,

00:29:27: ist, dass diese pragmatische Anpackerpolitik vor allen Dingen Probleme nicht zu verschweigen,

00:29:32: bei Migrationsthemen, bei anderen Themen auch. Er hat ja auch gesagt, ein riesiges Problem oder was

00:29:38: vor Ort kritisch gesehen wird, sind eben die Bürgergeldzahlung an geflüchtete Menschen aus

00:29:43: der Ukraine. Und er kommt mit seiner Bodenständigkeit einfach wahnsinnig gut an und man darf natürlich

00:29:50: auch nicht verschweigen. Er hat wirtschaftlich auch einiges erreicht. Tesla ist angesiedelt worden,

00:29:55: der Strukturwandel in der Lausitz muss gemanagt werden, da ist ein ICE-Instandhaltungswerk

00:30:01: angesiedelt worden. Also er hat halt schon auch was geschafft. Ich habe Wolfgang Thierse heute Mittag

00:30:07: im Interview gefragt, ob denn dieses Ergebnis aus Brandenburg, aus dem man ja 5, 6, 7 Sachen

00:30:13: ableiten kann. Wir haben sie jetzt schon angetippt, ob ihn das in irgendeiner Art und Weise entspannt

00:30:18: auf die nächsten Wahlen schauen lässt, nämlich Anfang März in Hamburg wird gewählt. Und wenn es

00:30:24: dabei bleibt, darüber reden wir ja aber ja die ganze Zeit Ende September 2025 dann im Bund. Hören wir mal rein.

00:30:32: Für entspannte Erwartungen gibt es noch keinerlei Anlass. Ich habe das gut verstanden, die Emotion

00:30:40: von Dietmar Wojtke, weil er ja mit dem ganzen Einsatz seiner persönlichen Popularität verhindert hat,

00:30:53: dass die AfD auch in Brandenburg stärkster Partei wird und nochmal deutlich zulegt,

00:30:58: das ist wirklich ein Geschenk, dass er der Sozialdemokratie und der Demokratie in Deutschland

00:31:03: insgesamt gemacht hat. Die Kritik daran an dieser Polarisierung und Zuspielzung habe ich nicht

00:31:10: verstanden. Auch Herr Kretschmer und auch Herr Haselow haben ihre Autorität eingesetzt als

00:31:16: Landesväter. Kretschmer sogar zum Wohle von Dietmar Wojtke, der besucht den der sächsischen

00:31:21: Ministerpräsident und sagt, das ist doch fast ihre Pflicht, wenn man populär ist und die Leute sagen,

00:31:29: der macht gute Arbeit, dann muss man doch sagen, wenn ihr weiter wollt, dass sich gute Arbeit macht,

00:31:33: müsst ihr auch dafür sorgen. Und ich kann das nicht, wenn plötzlich eine rechtsextremistische

00:31:39: Partei so stark ist, dass sie mich daran hindert. Also noch sind wir drüber nicht hinweg, denn die

00:31:46: Grundsituation, die ich beschrieben habe unterhalb der aktuellen parteipolitischen Oberfläche, die

00:31:52: bleibt ja, wir sind ja weiterhin in einer Phase, heftigste Veränderungen, die zu Bewältigen,

00:31:59: nicht gelegt, ich höre immer und bin ja auch der Meinung, bessere Politikhelfe auch gegen

00:32:05: Populisten und Extremisten. Aber es gibt keine Politik, die so gut ist, dass sie die

00:32:13: wundervoll bringt, dass es schmerzlose Veränderungen gibt. Das wäre aber ein finstere Erkenntnis,

00:32:20: oder dann würde man ja jetzt und dann müssen Sie sagen, Nein, ich sage es noch einmal,

00:32:24: man kann aufgeben. Es gibt keine schmerzlosen Veränderungen. Jede Veränderung ist, so sind

00:32:29: wir Menschen mit Verunsicherung und Ängsten verbunden und immer auch auf der Strecke mit

00:32:35: Verlusten. Und ich kann zum Beispiel meiner Partei der Sozialdemokratie und Olaf Scholz

00:32:43: nicht raten, zu versprechen, dass es keine Schmerzen gibt, nicht zu versprechen, dass

00:32:48: es keine Veränderungen gibt.

00:32:50: und keine Verunsicherung. Ich kann Ihnen nur raten zu sagen, ja, wir Sozialdemokraten sagen, ja,

00:32:56: zum Wandel. Wir wollen Ihnen gestalten, um Zukunft zu gewinnen. Wir versprechen nicht Wunder dabei

00:33:02: und nicht Schmerzlosigkeit, aber wir kämpfen dafür, dass niemand unter die Räder kommt, dass

00:33:09: soziale Sicherheit dabei nicht flöten geht. Das ist... Und dann hat Scholz es aber falsch gemacht.

00:33:13: Dann, das ist das, was ich für wichtig finde, das ist die Dramaturgie, wenn man das so nennen will,

00:33:19: die ich Olaf Scholz dringend empfehle, nicht so zu tun, als sei das alles leicht zu händeln. Und

00:33:27: man habe alles im Griff, dass die Erwartung an Politiker so ist. Und dass Angela Merkel viermal

00:33:36: mit diesem Grundgestos Wahlen gewandert hat, das sehe ich ja auch. Und wahlen demokratische Wahlen,

00:33:42: das sage ich nun, haben die Zeiten sich verändert. Die Zeiten sind anders als Merkel-Zeiten. Und

00:33:48: manches, was aus Merkel-Zeiten rüberkommt, rüber reicht, gehört ja mit zur verschärften Problematik.

00:33:53: Also eine andere Dramaturgie, die nicht Unsicherheit erzeugt, sondern die nur ernst nimmt, dass die

00:34:01: Leute ja auf intelligente oder vielleicht unbewusste Weise doch eine Wahrnehmung haben von der

00:34:09: Dramatik, der Situation. Sie erleben sie ja als persönlicher Angst. Und das ernst zu nehmen und

00:34:15: auszusprechen und zu sagen, das ist das, was wir tun, Schritt für Schritt. Es ist immer zu langsam,

00:34:22: es ist immer zu wenig, die Ungeduld und der Ärger wird immer bleiben. Diesen Versprechen

00:34:28: darf man nicht machen, aber man kann sagen, dass wir das gestalten wollen und das in einer

00:34:32: gegenwärtigen Koalition, die sowas von aussichtslos ist, dass man gelegentlich staunt.

00:34:38: Das Interview in voller Länge veröffentlichen wir am Samstag dann wie immer und ich kann

00:34:44: spoilern. Natürlich habe ich Ihnen dann gefreut, welche personellen Konsequenzen müsste die SPD

00:34:49: ziehen und da findet er eigentlich, dass man stattdessen gute Politik machen sollte.

00:34:54: Naja, ob das allein ausreichend ist. Aber was mich nochmal sehr interessant fand, auch von Tierser,

00:35:01: war halt eben dieses "den Leuten rein Wein" einschenken. Das hat Willy Brandt schon gesagt,

00:35:06: dass man sozusagen den mündigen Bürger die Probleme nicht vorenthalten darf. Das sagt

00:35:12: jetzt zum Beispiel auch Pistorius, wenn er von dem Begriff der Netze nicht mehr so oft benutzen

00:35:16: darf, oft drängende SPD-Kriegstüchtig. Wenn er den benutzt und damit eben versucht, die Gefahren,

00:35:22: die durch Russland drohen können, zu beschreiben. Und Olaf Scholz hingegen hat ja immer so den

00:35:28: Eindruck erweckt, macht euch keine Sorgen, alles wird gut, für niemand wird sich irgendwie was

00:35:32: verändern, you'll never walk alone. Und man hat jetzt ein Wirtschaftswunder zu erwarten. Genau,

00:35:37: das Wirtschaftswunder kommt auch nicht. So. Das ist alles erschüttertes Vertrauen und daran

00:35:43: ändert sich nicht so viel. Und wenn wir jetzt über das Personal bei der SPD sprechen, hat sich

00:35:49: natürlich jetzt schon auch durch die letzten Wochen da nochmal insofern eine Verschiebung ergeben,

00:35:53: dass Lars Klingball ganz klar der starke Mann ist, also als Vorsitzender. Saskia Eskin wird intern

00:36:01: auch sehr stark schon angezählt kritisiert. Wir hatten die berühmte Äußerung der brandenburgischen

00:36:07: Finanzministerin, die sich Talkshow-Auftritte verbeten hat, weil sie sagte, das sei einfach

00:36:12: sehr schädlich und sie ist auch praktisch dort nicht im Wahlkampf aufgetreten. Das fällt schon

00:36:17: irgendwie auf. Und es ist schon Klingball, der jetzt alles auch in die Wege leitet für die Bundestagswahl.

00:36:24: Er hat schon ganz klar gesagt, dass er sich auch wieder mehr um die Kampagne kümmern wird. Für

00:36:28: die Europawahl war ja vor allen Dingen Generalsekretär Kevin Kühnert zuständig und er will eine große

00:36:34: Strategiepapier vorlegen für die Vorstandsklausur am 12. Oktober. Ich glaube, das wird nochmal ein

00:36:39: ganz wichtiges Datum auch für die Partei, wie man sich da aufstellt. Aber natürlich wird sich

00:36:44: weiter die Frage stellen, genau ist Eskin noch die richtige, ist Kühnert noch der richtige. Aber

00:36:49: insgesamt ist die Personaldecke der SPD wahnsinnig dünn, auch was Fachpolitiker im Deutschen

00:36:54: Bundestag anbelangt. Ich bin mir nicht sicher, wie viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland

00:37:01: die Namen der Vorsitzenden der SPD in Nordrhein-Westfalen nennen können. Das war früher die

00:37:06: Herzkammer der Sozialdemokraten und es ist einfach insgesamt sehr schwierig geworden. Man

00:37:12: sieht ja auch immer die gleichen Leute auch im Fernsehen in den Talkshows und das macht es,

00:37:17: glaube ich, auch so schwierig nach Alternativen zu suchen. Und wie geht es nun personell aus?

00:37:23: Also es gab ja nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen durchaus Kritik auch an Olaf Scholz,

00:37:30: Franz Mühntefering zum Beispiel und auch der Münchner Oberbürgermeister Reiter,

00:37:35: hatten gesagt, naja, die Karfrage sei noch offen und eigentlich ist es dann, in dem was Franz

00:37:40: Mühntefering sagt, er beschreibt eigentlich nur eine Tatsache. Aber das er sagt, sagt halt so viel,

00:37:45: wenn er sagt, na die Karfrage ist er entschieden, wenn sie entschieden ist. Das müsste der ja nicht

00:37:50: sagen. Da hatte ich den Eindruck, okay, da wackelt Scholz. Hat Woitges Sieg ihm jetzt geholfen oder hat

00:37:58: Woitges Distanz, die er zu Scholz aufgebaut hat und aus der er sich auch nicht zuletzt diesen Wahlsieg

00:38:06: ja erklären kann, wenn er will. Hat das jetzt Scholz alles eher geschadet? Das werden, glaube ich, die

00:38:14: nächsten Wochen sagen. Ich fand das sehr, sehr interessant wie Scholz, der war in New York parallel

00:38:18: bei dem Zukunftsgipfel der Vereinten Nation versucht hat diesen Sieg sozusagen für sich zu nutzen.

00:38:24: Ja. Also er ist fest der Bezeugung, dass das sehr schnell vergessen ist, dass Woitges den

00:38:28: Abgrenzungswahlkampf gegen ihn geführt hat. Er sagt jetzt ja, dass was der Woitge geschafft hat,

00:38:33: das kann ich auch wieder schaffen als Kanzlerkandidat. Wir machen eine Aufholjagd wie 20/21. So,

00:38:39: das ist ja auch die Geschichte, mit der Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt durch Berlin läuft und sagt,

00:38:44: wenn es gegen den März geht, dann werden alle sehen, der Scholz ist der Profi, charakterfest und hat

00:38:49: schon regiert, März hat noch nie regiert und ist dünn heute und hat ein Glasskin und so weiter.

00:38:53: So, ob diese Erzählung aber funktioniert, da habe ich mittlerweile große Zweifel dran,

00:38:58: weil 20/21 da hatten sich die Bürger in Deutschland noch kein richtiges Bild von Olaf Scholz

00:39:03: gemacht. Er war zwar schon Bundesfinanzminister, aber er galt so irgendwie als solide Fortsetzung von

00:39:07: Angela Merkel und das fanden die Bürger, glaube ich, ganz gut so. Und dann machen Armin Laschet und

00:39:13: Angela Baerbock die Fehler machen Fehler und Scholz kommt mit 25,7 Prozent ins Ziel. Das war

00:39:21: jetzt ja auch kein gigantischer Sieg, bei dem man sagt, alle Achtung. Aber ja, auf Basis der

00:39:27: Umfragen, kurz vorher hätte man Hausenhof verwettet, dass Olaf Scholz niemals, niemals,

00:39:32: niemals Bundeskanzler werden kann und wahrscheinlich nur er und seine Frau haben auf und Wolfgang

00:39:37: Schmidt, haben auf Scholz gewettet und bums ist er jetzt der Bundeskanzler. Aber das zu wiederholen,

00:39:43: das grenzt für mich immer so ein bisschen an magisches Denken, dass man jetzt bei einer ganz

00:39:50: anderen Historie, jetzt ist Olaf Scholz ja den Menschen kenntlich, sie wissen, was sie von ihm

00:39:56: zu erwarten haben. Ich frage mich, kriegt er das wohl mit ihrer Wahrnehmung nach? Also welche

00:40:02: Werte, Popularitätswerte er selber hat, wenn es eine Umfrage gibt wie die des Politbarometers,

00:40:09: was es noch nie gab, dass 0 Prozent der Befragten auf die Frage, ob sie sich eine

00:40:16: Fortsetzung dieser Koalition wünschten, ja sagen. 0 Prozent. Das muss doch irgendwo ankommen. Da

00:40:22: würde ich jetzt wahrscheinlich die ganze Zeit ins Kissen holen und sagen, oh, das hat alles,

00:40:29: was mit mir zu tun, ich habe da richtig was verbockt. Das ist ja irgendwie auch das Faszinierende

00:40:35: oder auch das Brutale an diesem politischen Geschäft muss man sagen. Da schlägen ja immer

00:40:38: Menschen hinter, die arbeiten den ganzen Tag und müssen dann solche Zahlen zur Kenntnis nehmen

00:40:44: und lesen. Aber er ist da schon natürlich, ich glaube, man muss dann in einer eigenen Realität

00:40:49: teilweise in einem Tunnel unterwegs sein, um das irgendwie gar nicht an sich herankommen zu

00:40:54: lassen. Und er ist von diesem Weg und dass er es nochmal schaffen kann und dass er quasi nochmal

00:41:00: ein Zugpferd für die SPD sein kann, total überzeugt. Voltgeweier ein absolutes Zugpferd.

00:41:05: So und in der SPD wachsen aber die Zweifel, zwar wird immer eben sozusagen von der Führung und

00:41:14: dem Ministerpräsidenten an Pflicht schuldig gesagt, er ist natürlich unser Kanzlerkandidat und

00:41:17: gesetzt, aber natürlich ist das unter der Decke schon da, gerade in der Bundestagsfraktion,

00:41:23: bei den jetzigen Umfragewerten werden ungefähr 100 ihre Mandate verlieren und man sieht natürlich

00:41:28: und durch die Wahlrechtsreformen kommen ja sowieso weniger rein oder das kann auch passieren,

00:41:33: aber genau es kann sich ungefähr von, ich glaube es sind 207 Abgeordnete jetzt,

00:41:37: die die SPD im Bundestag hat, kann es sich halbieren und natürlich ein Klingbeil wird das

00:41:44: wahrnehmen und nimmt das wahr und natürlich macht er sich seine Gedanken. Der war beim Parteitag

00:41:49: der US-Demokraten in Chicago dabei, das erlebt, was da auf einmal für eine Euphorie,

00:41:53: ein Stimmungsumschung entstanden ist durch den Wechsel von beiden zu Camilla Harris.

00:41:57: Sie waren ja am Montag im Wille Brandthaus, immer die sogenannte Wahlnachlese, da muss

00:42:03: dann der Vorsitzende auftreten, Lars Klingbeil, Saskia Esken macht den Job dann,

00:42:10: erkennen bei Unterhör übernicht oder war die auch dabei? Die war oben im Präsidium dabei,

00:42:16: also sie sagen offiziell, sie teilen sich das auf, also Esken hat die Pressekonferenz nach den

00:42:21: Wahlniederlagen in Sachsen und Thüringen gemacht. Okay, also dann Lars Klingbeil und sie fragen ihn,

00:42:26: also Lars Klingbeil, nach der berühmten K-Frage, hören wir mal, wie er antwortet.

00:42:34: Ich will das für mich nochmal deutlich sagen, ich habe sich alle aus der Führung der Partei

00:42:38: klar geäußert zu Olaf Scholz und das wir mit ihm in den Wahlkampf gehen wollen, also da gibt es

00:42:44: gar keinen Wackeln, es gibt in der Führungsspitze der Partei, der Fraktion bei den Ministerpräsidenten,

00:42:49: bei den Bundesministern, es gibt an keiner Stelle eine Diskussion darüber und deswegen wären wir

00:42:55: eine Debatte, wie ich sie an vielen Artikeln lese, auch nicht aufmachen, es gibt eine Klarheit in

00:42:59: der Sozialdemokratie und gleichwohl, das will ich hier nochmal betonen, diese Wahl wird kein

00:43:04: Selbstläufer, 21 wiederholt sich nicht, wir haben unsere Aufgaben zu erledigen, es geht um

00:43:08: programmatische Klarheit, es geht um eine Haltung, es geht um die Auseinandersetzung mit dem politischen

00:43:13: Gegner und es geht jetzt auch um eine Mobilisierung der Partei, das sind alles Aufgaben, auf die

00:43:17: wir uns konzentrieren werden, dafür ist die Parteivorstandsklaus so wichtig, aber was die

00:43:21: personellen Fragen angeht, ich kann es nur nochmal betonen, wir haben eine Klarheit.

00:43:25: So, da klang jetzt Lars Klingbeil noch ganz fest in der Stimme, aber sie fragen nach und was passiert

00:43:31: dann? Dann ist er ausgewichen, also ich habe ja nachgefragt, warum man es nicht jetzt schon entscheidet,

00:43:39: also wenn das alles so klar ist und sondern es erst machen will im Juni, 21. Juni glaube ich,

00:43:45: bei einem Sonderparteitag, also man könnte ja sagen, die Union hat ihre K-Frage entschieden,

00:43:50: dann machen wir das auch, um halt eben diese ganzen Debatten jetzt zu beenden um Boris Bustorius

00:43:55: und da ist er dann ausgewichen und sagte, die Klarheit sei ja irgendwie da.

00:44:00: Warum machen die das? Also denn eigentlich, das hat auch Wolfgang Thierse gesagt, muss man ja sagen,

00:44:06: ein amtierender Bundeskanzler, natürlich ist der, der natürliche,

00:44:10: zwar jedenfalls immer so bisher, der natürliche Kanzlerkandidat, genau,

00:44:15: dann muss man eigentlich nichts hinauszögern und dann muss man auch nicht auf dem Prozess irgendwie

00:44:22: rekurrieren und darauf bestehen, dass das aber Dings, Dings, Dings hintereinander wäre, ja,

00:44:27: da kann er doch dann eigentlich gar nichts anders machen als ausweichen.

00:44:32: Und was sagt es Ihnen? Also mir sagt das, dass Franz Müntefirgen Recht hat,

00:44:38: der seine Partei sehr gut kennt, dass natürlich die Debatte dann im Frühjahr oder Sommer noch mal

00:44:45: kommen kann, wenn es weiterhin so schlecht läuft und was natürlich Olaf Scholz retten könnte,

00:44:52: so kurios ich das anhören mag, wäre, wenn diese Koalitionserbricht und es jetzt sehr schnell

00:44:57: zu Neuwahlen kommen würde. Ich glaube, dann wäre man nicht so wild jetzt noch zu sagen,

00:45:02: jetzt wechseln wir auch noch den Kanzlerkandidaten, sondern dann würde man natürlich wieder mit Scholz

00:45:05: antreten, weil es gibt ja die Spekulation, Sie haben die Wahl in Hamburg angesprochen,

00:45:10: dass an dem ersten Märzwochenende dann parallel auch im Bund gewählt werden könnte,

00:45:16: wenn die Koalition jetzt vor Weihnachten zerbrechen sollte.

00:45:20: Und wie müsste sich die SPD insgesamt, wenn wir uns das Personal angeschaut haben,

00:45:26: aber insgesamt neu aufstellen, um noch einmal eine Chance zu haben? Mir vieler jetzt auf

00:45:32: der Satz von Lars Klingbeil, dass er sehr wohl sagt, 2021 wiederholt sich nicht,

00:45:38: diese Wahl wird kein Selbstläufer. Also er hat nicht das magische Denken, was ich jetzt eben genannt

00:45:43: habe, so zur Verfügung, dass er denkt, Leute, da schunkeln wir schon irgendwie durch. Ne,

00:45:48: was muss die SPD machen? Muss sie sich, keine Ahnung, konservativer aufstellen?

00:45:54: Muss sie eine restriktivere Migrationspolitik machen, was sie zuletzt versucht hat?

00:45:58: Selbst Grenzschließungen hat diese Ampel in Gestalt der Innenministerin verfügt.

00:46:03: Wahnsinn, fast von die CSU überholt. Das hätte man sich nie erträumen lassen.

00:46:08: Ich glaube, wir haben vorhin schon viel darüber gesprochen über Fehler, die gemacht worden

00:46:13: sind, Vertrauen, was verloren gegangen ist. Und wenn man sich das ganze Regierungshandeln

00:46:18: krisenbedingt, muss man natürlich sagen, anschaut, hat ja so ein bisschen Friedrich

00:46:22: Merz recht. Der hat mal Olaf Scholz als Klempner der Macht bezeichnet. Er hat dann sehr viel Ärger

00:46:27: mit den Klempnern bekommen. Aber der, der der Klempner kommt ja nun immer, wenn irgendwas kaputt

00:46:31: ist. Und so war es ja die ganze Zeit von Anfang an. Wir hatten den durch den Angriffskrieg

00:46:37: Großlands gegen die Ukraine, hatten wir die Energiekrise. So, da musste die ganze

00:46:40: Gasversorgung umgestellt werden. So, bei der Migration hat man vielleicht es zu lange

00:46:46: schleifen lassen, es unterschätzt, dass das Land irgendwann an Grenzen kommt und dass es

00:46:49: dann auf einmal eben die Profiteure der AfD gibt. So, da steuert man dann auch gegen.

00:46:54: Bürgergeld fand die SPD ganz toll, merkt auf einmal, dass das halt überhaupt nicht ankommt

00:46:59: und auch eben bei ganz anderen Parteien einzahlt oder eben nicht bei ihnen, weil das als ungerecht

00:47:05: von Arbeitnehmern, die das mitfinanzieren empfunden wird. So, dann hatten wir schon gesprochen

00:47:10: über Klimaschutz und Transformation, Verbrenner aus, dann hat man eh Autopremie eingeführt,

00:47:15: abgeschafft, so jetzt kriselt die Autoindustrie, jetzt will man da auch irgendwie wieder gegensteuern.

00:47:20: Es ist ja die ganze Zeit wie ein Rumklempmann. So, und die SPD findet nicht die große Erzählung,

00:47:26: die sie den Bürgern anbieten kann, wie es eigentlich in Zukunft funktionieren kann,

00:47:30: dass man nicht immer nur ständig sozusagen der sozialdemokratische Reparaturbetrieb ist,

00:47:34: sondern dass man versucht auch mal irgendwie wieder in die Aktion zu kommen und nicht immer

00:47:38: nur in die Reaktion. Und da müsste man halt eben eine Art Agenda 2030, so da wollen wir

00:47:43: wirklich mit dem Land hin und wie Thierse auch eben gesagt hat, den Leuten auch rein Wein

00:47:48: einschenken. Das ist halt kein einfacher Weg wird, aber das ist sozusagen das Angebot.

00:47:53: Seit langem ist es schon so, ich weiß, dass ich das auch an Sonntagabend, denn immer wenn

00:47:58: ich diese Infratest-Deem-Up-Zahlen auch für die Sendungen mehr angeguckt habe, seit langem

00:48:03: ist es so, dass die Menschen nicht mehr wissen, wofür die SPD inhaltlich steht. Das ist ja jetzt

00:48:08: nicht ein Augenblick-Phänomen, dass man sich aufs Klemmtnern, nehmen ihr Wort auf, ja, eher

00:48:14: bezogen hat und hier gestopft hat, ein Loch und hier was gelöst hat und schnell zur Stelle war.

00:48:20: Und keine richtige Grunderzählung wusste, Scholz hat es unter das Wort Respekt gepackt,

00:48:27: das hat sicherlich funktioniert, aber da passt auch ganz viel drunter. Was aber nicht mehr mit der

00:48:33: SPD verbunden wird und eben genau für die Befragten, sagen wir von Infratest-Deem-Up, sofort

00:48:40: präsent wäre, ist die Frage, tut diese SPD was für Arbeiterinnen und Arbeiter beispielsweise,

00:48:48: da sagen, jetzt bei den jüngsten Umfragen, die ich da gesehen habe, bezogen auf die Landtagswahlen

00:48:55: in Brandenburg, dann sagen nur noch 24%, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter, die SPD gewählt

00:49:03: haben, knapp die Hälfte der Arbeiterinnen und Arbeiter, nämlich 46%, verdammt, wählt die AfD.

00:49:10: Nur ein Beispiel, aber das war die klassische Klientel. Wie holt man die zurück?

00:49:16: Das ist genau die, eine Millionenfrage, die sich glaube ich im Willi Brandthaus auch alle

00:49:23: stellen. Das ist ja auch kurios, das kling mal nach der schweren Niederlage bei Europa war gesagt,

00:49:28: wir müssen uns jetzt mehr um die Arbeit in der Mitte kümmern. Man dachte ja, dass die SPD vor

00:49:32: über 160 Jahren die deutsche Sozialdemokratie dafür gegründet worden ist. Hat er gesagt und dann

00:49:38: hat ein findiger Kollege von uns glaube ich rausgefunden, dass er das nach oben gefunden hat.

00:49:41: Ja, das ist mir dann auch aufgefallen, ich dachte, ich war aber so verplext. Ja und jetzt heißt es,

00:49:48: SPD, wir müssen uns immer um die Alltagssorge der Bürger kümmern, die Kita-Plätze, die

00:49:54: Fehlenden und die Arzttermine, die man nicht mehr bekommt und so weiter und so fort. Das stimmt

00:49:58: halt auch alles. Und es gelingt sicherlich, zum Beispiel in Brandenburg hat man es gesehen,

00:50:03: viel besser die Alltagssorge der Bürger zu adressieren und da irgendwie auch was zu machen.

00:50:08: Es ist einfach wahnsinnig kompliziert, aber diese Gesamterzählung muss halt irgendwie kommen

00:50:15: und natürlich die Arbeit in der Mitte hätte auch gerne mal irgendwie eine Entlastung bei Steuern

00:50:19: und Abgaben. Man hat es die letzte große Steuerreform in diesem Lande gegeben. Es wurde alles immer

00:50:24: irgendwie teurer, die Inflation kam dann natürlich noch hinzu, wir haben die hohen Wohnkosten. So und

00:50:29: da muss man natürlich irgendwie mal ein großes Angebot machen. Das Problem ist ja, alle sind

00:50:34: in irgendeinem Hamsterrad. Jetzt sind sie auch noch in der Regierung, in der Koalition, ständig ist

00:50:39: da eine neue Krise da. Sie kommen gar nicht so richtig ins Nachdenken, um mal irgendwie das zu

00:50:43: entwickeln. Also früher war die SPD auch programmatisch stark, Aufstieg durch Bildung war ja so ein

00:50:49: ganz großes Schlagwort und das war ja auch wirklich ein Erfolgsprogramm auch in den 70er Jahren. Und

00:50:55: das ist halt eben die Frage. Da sind wir auch wieder beim Personal. Wer kann sich mal diese Gedanken

00:51:01: machen? Wie kommt man dazu? Man müsste auch vielleicht die Mitglieder noch stärker einbinden,

00:51:07: weil es ist ja jetzt schon wieder erwartbar, dass eben mindestens 15 Euro solche Forderungen

00:51:14: werden dann kommen. Und ich glaube, es ist einfach zu wenig. Und deswegen bin ich sehr gespannt,

00:51:18: was Klingmal da so als Strategiepapier vorschlägt. Ich glaube auch, man müsste mal die gesamten

00:51:25: Sozialkosten einer ehrlichen Prüfung unterziehen, indem man sich vielleicht mal Experten auch von

00:51:30: außen holt und auch wenn die Ratschläge vielleicht nicht angenehm sind, aber da kann man sicherlich

00:51:35: auch noch mal einiges auf dem Prüfstand stellen, weil da gibt es Doppelstrukturen, da ist vielleicht

00:51:39: auch einiges zu viel. Also ich glaube schon, dass da einiges zu erreichen wäre. Und es ist eingestehend

00:51:43: von Fehler und sagen, wir haben nicht alles richtig gemacht und wir wollen jetzt das verändern. Ich

00:51:47: glaube, das wäre gar nicht so schlecht. In der Politik heißt es ja, man darf keine Fehler eingestehen,

00:51:51: aber vielleicht finden das die Bürger auch mal ganz gut für so ein neues Staat. Das kann man jetzt

00:51:56: zum Beispiel bei Robert Habeck beobachten, ob die Menschen das gut finden. Da ist natürlich jemand,

00:52:01: der Fehler eingestanden hat und der ja mit den Grünen vielleicht eher als Person nicht so sehr,

00:52:08: aber insgesamt die Grünen ja in einer auch desolaten Situation sind angefeindet richtiggehend an,

00:52:16: wie ich finde, ein echt bedenkliches Phänomen. Und zwar kann man das sagen, ohne irgendeine

00:52:23: parteipolitische Präferenz da anzugucken. Das hat auch Wolfgang Thierse noch mal gesagt. Er hat

00:52:29: einen Artikel geschrieben daraus. Habe ich auch das Interview ein bisschen abgeleitet oder die

00:52:33: Titelfrage "Woher kommt die unfassbare Wut?", die er eben gerade auch in Thüringen, wo er

00:52:40: aufgewachsen ist, wo er sich gut auskennt, wo er viel war, auch vor der anstehenden Landtagswahl,

00:52:46: die er dort bemerkt hat und sich richtiggehend erschrocken hat. Der ist nun auch mit allen

00:52:52: Wassern gewaschen. Der hat wirklich viel gesehen, aber das war ihm besonders hart. Und was er auch

00:52:59: sagt und damit würde man Richtung Zukunft blinzeln, freilich nicht, wie wir uns das wünschen am Ende

00:53:06: einer Folge in konstruktiver Art und Weise. Das war ja bemerkenswert, will ich nicht wegfallen lassen.

00:53:12: Die AfD gewinnt vor allem bei den jungen Menschen an Zustimmung jetzt, auch in Brandenburg. 31% der

00:53:20: 16 bis 24 Jährigen dort durfte man schon mit 16 wählen, haben in Brandenburg die AfD gewählt.

00:53:27: In Thüringen 38% der 18 bis 24 Jährigen in Sachsen 31% der Erst- und Jungwählenden, also der 18 bis

00:53:37: 24 Jährigen. Keine andere Partei holt bei den jungen Menschen mehr. Daraus zieht die AfD dann den

00:53:44: Schluss "Uns gehört die Zukunft" und dazu passte, dass das BSW plakatiert hat, bei uns bekommt die

00:53:51: Zukunft eine Heimat. So, haben die Parteien jetzt da einen Punkt, gehört die Zukunft der AfD und

00:53:57: BSW? Nein. Gut. Aber ich möchte noch mal ganz kurz dazu was sagen. Das ist dieses Phänomen der

00:54:05: Jungwähler. Wissen Sie, wie er bei der letzten Landtagswahl in Brandenburg bei den Jungwählern

00:54:10: vorn lag? Das weiß ich nicht, aber bei der Bundestagswahl waren es FDP und Grüne. Da waren

00:54:15: sie Grüne auch. Ja, waren sie. Diese haben jetzt einfach über 20% verloren und sind dann nur noch

00:54:21: bei 7% gelandet. Also das ist wiederum so ein Punkt, der mir so ein bisschen Hoffnung macht, weil ich

00:54:27: glaube, dass gerade bei Jungwählern es wahnsinnig volatil ist, sehr stark von Stimmung abhängig ist,

00:54:33: wenn wir auf 2.9.2020 blicken. Da war eben Klimaschutz das dominante Thema während Fridays for Future.

00:54:38: Und das hat natürlich sicherlich auch gewisse Prägungen mit sich gebracht. So und jetzt kommt

00:54:43: natürlich das ganze Thema Migration. Eine Erklärungsmuster ist natürlich, dass die

00:54:49: Jungwähler über die Schulen und Sportvereine viel mehr Kontakt haben, auch vielleicht mit Problemen,

00:54:55: also Konflikte mit Migranten und so weiter, vielleicht auch aus dem arabischen Raum. Das kann

00:55:00: natürlich auch alles eine Rolle spielen und sie werden natürlich sehr stark geprägt durch das

00:55:03: Elternhaus und sich die schlechte Stimmung und so. Und jetzt müssen wir uns den mal zeigen. Und es ist

00:55:09: ja die ganze Zeit, ja, es ist Protestwählen, aber ich hatte heute auch lange darüber nochmal mit

00:55:16: Steffen Maugh gesprochen und der sagte auch, es ist so ein bisschen der Osten, versteht sich da als

00:55:21: so eine Art neue Avantgarde. Wir können jetzt mal so der etablierten Politik und auch den

00:55:24: Vessis richtig zeigen. Und auf einmal ist sozusagen AfD-Wählen ein Stück weit eben auch Avantgarde.

00:55:31: Und dann kommt natürlich dahin zu die Durchdringung mit Social Media, also bei TikTok. Da sind natürlich

00:55:39: die Parteien, das sagt auch Lars Klink mal, ganz schlecht, die etablierten Parteien ganz schlecht

00:55:42: aufgestellt und da muss ich natürlich auch dringend was ändern, dass man da irgendwie rankommt.

00:55:47: Also wie schafft man es diesen rechten Influencern etwas entgegenzusetzen und sozusagen die ganz

00:55:53: normale Politik, was man auch alles geschafft hat für dieses Land, das sozusagen auch an

00:55:58: junge Wähler heranzutragen? Ich verstehe es nicht ganz, denn das auch das hat Lars Klink

00:56:05: bald schon vor einer Weile gesagt. Der SPD war zum Beispiel klar, dass sie gleichsam die

00:56:09: Hoheit über die Smartphones der Teenies haben müssen, alle anderen Parteien auch. Sonst findet man

00:56:17: in deren Denke und Köpfe einfach nicht statt. Das mir leuchtet nicht ein, dass man da als

00:56:23: amtliche Parteizentrale nicht Mittelwege Ideen befindet, um sich da rein zu sneaken und da irgendwie

00:56:33: reinzukommen. So schwer kann es ja nicht sein, also auch die Algorithmen wieder Rück auszulesen,

00:56:39: sozusagen dramatische Musik funktioniert, wie das nicht so einfach malen, ich bin auch überhaupt

00:56:45: gar keine Expertin darin, aber trotzdem glaube ich nicht, dass es ein Hexenwerk ist und dass es

00:56:50: komplett unmöglich ist mit geballter Energie und mit Entschlossenheit da ein Kommunikationsweg neu

00:56:58: aufzutun, der Menschen auch sehen lässt, was wirklich wichtig ist. Sie haben jetzt wieder

00:57:05: Migration angeführt als Thema, da muss man ja sagen, das ist ja auch ein bisschen reingesungen

00:57:11: worden. Also wenn man sich die Nachbarbefragungen anschaut, das war gar nicht das wichtigste

00:57:15: Thema für die Menschen. Man hat aber so getan im Vorfeld der Wahl, sondern es ging um soziale

00:57:21: Sicherheit. Ich bin sicher, Wohnraum interessiert viel mehr Menschen, Gesundheitsversorgung

00:57:26: interessiert viel mehr Menschen in Brandenburg, als dass es die Migrationsfrage ist. Aber

00:57:33: es geht aber über TikTok natürlich sehr stark da rein, in dem zum Beispiel dann über die

00:57:38: AfD Kanäle völlig falsche Zahlen zu Messersteche rein. Dass in Brandenburg jeden Tag eine Messer,

00:57:43: oder jede Stunde eine Messerstecherei sei. Völlig Quatsch. Stimmt einfach von den Zahlen nicht.

00:57:48: Das meine ich damit. Es werden Themen reingedrückt, die dann halt bei den Leuten oder gerade vielleicht

00:57:53: auch bei jungen Wellern sehr stark ankommen, aber eben gerade, ich meine, da gibt es viel niedrigere

00:57:58: Migrationszahlen sowieso in Brandenburg ein viel geringeres Problem, als sind. Ich stimme Ihnen vollkommen

00:58:03: zu, dass es eben die soziale Frage mieten, also was heute zum Beispiel eine Studentenwohnung kostet.

00:58:09: Das ist Wahnsinn. Aber da muss natürlich eben die Politik nicht nur darüber nachdenken,

00:58:15: wie machen wir die Kommunikationskanäle besser und kommen dann mehr rein,

00:58:17: sondern dann sind wir wieder bei dem Thema bessere Politik. Ja, genau. Wenn man dann weiß,

00:58:21: okay, sollten 400.000 neue Wohnungen gebaut werden, hat leider nicht geklappt. Ist das blöd. Ich gebe

00:58:26: auch zu natürlich, was Sie angesprochen haben, wenn man damit mit hässlichsten, furchtbarsten

00:58:31: Zahlengeschichten erfunden Mist daherkommt und das dann mit dramatischer Musik unterlegt. Das mit Fakten

00:58:40: zu widerlegen ist natürlich vergleichsweise spießig und unwahrscheinlich schwer herzustellen. Das

00:58:45: verstehe ich auch alles, aber trotzdem muss man daran. Also weil sonst gibt man ja die Zukunft

00:58:52: wahrscheinlich preis. Ja, und ein Problem, das hat Woitke dann auch noch gesagt am Montag nach

00:58:57: der Wahl sei, weil diese Wahlkarte in Brandenburg war ja sehr interessant. Also da, es war ja

00:59:03: eigentlich nur der Großraum Potsdam war rot und der Rest war ja blau, gerade die ländlichen Regionen

00:59:08: und je weiter es Richtung Osten Richtung Polen geht. Und er sagte, das hat sich sehr, sehr

00:59:14: verfestigt in den letzten fünf Jahren und das ist ein riesiges Problem. AfD unterwandert Sportvereine,

00:59:19: die Strukturen vor Ort. So und das ist ganz, ganz schwierig, das wieder zu drehen. Und da muss

00:59:25: man, glaube ich, sehr, sehr aufpassen, weil mich erschüttert es immer ein bisschen, dass es gar nicht

00:59:31: mehr so das Entsetzen gibt über diese Wahlergebnisse. Das ist quasi wie eine Normalisierung jetzt

00:59:40: schon wirkt. Und ich glaube, da muss man wahnsinnig aufpassen, dass man da irgendwie noch die Kraft

00:59:47: hat, dem was entgegenzusetzen. Ja voll. Ich glaube auch, dass das wahnsinnig effektiv ist,

00:59:52: was in den Vorfeldorganisationen passiert, wo die AfD dann reingeht, auch in die Feuerwehren,

00:59:59: in die örtlichen Sportvereine und so weiter. Das ist, da wird richtig Arbeit gemacht von unten,

01:00:05: um ein Langfristziel zu erreichen. Und genau, da darf man nicht dran vorbeischauen, denn zwar ist

01:00:12: dieser Landesverband in Brandenburg jetzt nicht gesichert rechtsextremistisch, aber der Spitzenkandidat

01:00:19: ist als rechtsextremer zu bezeichnen. Und da fragt man sich, das kann auch alles gar nicht wahr sein.

01:00:26: Ja, und die große Gefahr ist jetzt ja, dass das hat Höcke ja auch ganz offen angesprochen,

01:00:31: also oder das ist seine Hoffnung, dass man jetzt sozusagen die Parteien der demokratischen Mitte

01:00:37: in eine zunehmende Unregierbarkeit im Osten hinein steuert. Also keiner weiß, wie das mit dieser

01:00:43: Black Box-BSW funktionieren wird am Ende. Und dass die Leute dann so frustriert sind,

01:00:48: dass die AfD dann bei der nächsten Wahl dann wirklich noch einmal viel höhere Ergebnisse

01:00:53: erzielen wird. So und das ist quasi sozusagen der Langfristplan. Ja, das kann jetzt ganz leicht

01:00:57: passieren. Woitgard auch nur die Chance mit dem BSW eine Mehrheitsregierung zu bilden, wenn das

01:01:03: BSW aber jetzt nicht das Ernst meint und von Sarah Wagenknecht aus Berlin gesteuert, Forderungen

01:01:11: zur Koalitionsbedingung macht, die dort in Potsdam nicht auf die Linie. Sie meinen jetzt

01:01:18: die Raketenstadt in Nürngrang oder Waffeliefung. Ganz genau, und die militärische Unterstützung

01:01:22: der Ukraine. Wenn das Bedingungen sein soll, dann wird man nicht zusammenkommen. Und dann hat man

01:01:28: auf keinen Fall das. Und dann hat man eine Situation, die offen bleibt, die wieder den

01:01:33: Vorwurf nähert, dass die da oben, über die Wolfgang Thiersoy jetzt auch viel gesprochen

01:01:38: haben oder über diesen Anwurf, dass die da oben es nicht hinkriegen. Und dann schaufelt man sich

01:01:43: natürlich immer weiter ein eigenes Grab. Das ist die große Gefahr. Da muss man jetzt irgendwie,

01:01:49: also da ist sehr, sehr viel Verhandlungsgeschick gefordert. Vielleicht, also es gibt ja Gerhard

01:01:55: Schröder zum Beispiel, hat ja in der SPD einen sehr guten Draht zu Oscar Lafontaine. Also die

01:02:00: haben sich jetzt ja wieder versöhnt, erzählt immer von dem Abendessen auch dann dabei Sarah

01:02:04: Wagenknecht dabei. Vielleicht muss er sozusagen als Vermittler dann nochmal ganz neu auftreten und

01:02:09: kann auch in der SPD plötzlich wieder revisieren. Mann, da ist man jetzt, haben wir einen richtig

01:02:14: tollen konstruktiven Schluss hingekriegt. Oh Gott, nein. Das Gerhard Schröder. Der letzte Moekana

01:02:22: ist, der hier noch helfen könnte. Einer SPD, die in der Innenausschließung ist. Ja, nur eine Koalitionsbildung.

01:02:28: Wir machen zum Schluss über die Frage, wo stehen wir in der Frage, die wir verhandeln. Nämlich hält

01:02:36: die Ampel durch. In einem Jahr, die ist diesmal ganz schön doof, denn dann ist die Bundestagswahl,

01:02:42: wenn sie dann zum regulären Termin am 28. September stattfindet und wir steuern wahrscheinlich auf

01:02:48: eine GroKo zu, oder? Ja, davon würde ich im Moment ausgehen, dass es dazu kommt. Also,

01:02:55: weil ich verstehe auch, Markus Söder. Und dafür um der CDU, denken Sie? Also, wenn ich jetzt nach

01:03:03: den heutigen Umfragen gehe, sehe ich nichts anderes. Das Thema Wirtschaft wird eine große Rolle spielen

01:03:09: im Wahlkampf. Also, es wäre gut, wenn man nicht so viel über Migration redet, wenn man zu anderen

01:03:13: Themen kommt. Und bei Wirtschaft wird natürlich Herr Merz Punknes sehr darauf ankommen, wie er sich

01:03:20: im Wahlkampf aufstellt. Ich verstehe Markus Söder nicht, der jetzt schon wieder von der Seitenlinie

01:03:26: jeden Tag stichelt und immer gegen die Grünen, ja, und sagt, dass es schwarz-grün geht auf gar

01:03:31: keinen Fall, ist unmöglich. Heute den Rücktritt hatte er denn kommentiert. Nuri Pur und Rikada Lang

01:03:37: seiner No-Bauern-Opfer. Habeck muss jetzt auch zurücktreten. Man könnte es auch mal sagen,

01:03:43: lassen einfach mal und sagen, dieser Schritt verdient Respekt. Da sind zwei, die jetzt Verantwortung

01:03:49: übernehmen. Aber ich sehe im Moment eben bei der Bundestagswahl keine andere Situation. Interessant

01:03:58: wird halt noch. Und das könnte dann, wenn die Umfragen so wären wie im Moment. Und wenn wir quasi

01:04:04: in einem Bundestagswahlkampf erleben sollten, ähnlich wie jetzt bei den Landtagswahlen, dass die

01:04:09: Union zwar relativ weit vorn ist, aber die AfD wird noch weiter gestiegen ist und dann ist sozusagen

01:04:14: zu einem Zweikampf kommt AfD-Union und dann sozusagen die ganzen Stimmen auf die Union gehen. Das

01:04:21: können natürlich dann besonders stark auch noch mal zu Lasten der SPD gehen. Also es kann ja so

01:04:25: ein Szenar wie den Landtagswahlkampf ist ja nicht ausgeschlossen, dass es da auch zu so einer

01:04:28: Zuspitzung am Ende kommt. Also das wissen wir alles nicht. Aber bin dann gespannt, wie es dann in

01:04:37: der SPD auch weitergeht. Also wer dann Vizekanzler wird, ob das dann Lars Klingbeil wird oder Boris

01:04:43: Pistorius, den man dann natürlich auch als Innenminister sehen könnte. Stimmt, das war

01:04:49: schon in Niedersachsen. Georg Istmar, wir werden das alles nachhalten und mitlesen bei Ihnen in der

01:04:57: süddeutschen Zeitung. Danke, dass Sie da waren. Hat wieder große Freude gemacht. Ich will noch sagen,

01:05:02: wer mitgemacht hat. In der Redaktion saßen Felix Schlagwein und Marie Steffens, Executive

01:05:08: Producerin, es ist Marie Schiller, Audio Producer, Maximilian Frisch und Patrick Zahn. Sounddesign,

01:05:14: Hannes Husten, die Vermarktung macht die mit Vergnügen GmbH und das Ganze ist eine Produktion

01:05:18: der WMedia GmbH und immer wie vergessen sagen bleibt dran, abonniert uns, empfehlt uns weiter,

01:05:24: wir freuen uns drüber. Danke. Danke auch.

01:05:27: [Musik]

01:05:40: [Beifall]