Crazy Rich: Macht Geld glücklich? Mit Julia Friedrichs

Shownotes

Ist reich gleich reich? Wie viel Geld haben die absolut reichsten Familien in Deutschland? Woher haben sie es? Wie gehen sie damit um? Und welchen Einfluss nehmen sie mit ihrem Geld? Hochrelevante Fragen, die nicht so einfach zu beantworten sind. Deshalb hat Besteller-Autorin Julia Friedrichs lange recherchiert. Sie ist in die Welt der Superreichen eingetaucht. Hat versucht, das Schweigen vieler vermögender Familien hierzulande zu brechen. Und wollte Antworten finden. Und sie hat sie gefunden.

In ihrem Buch Crazy Rich - Das geheime Leben der Superreichen erzählt sie davon. Es geht um viel, viel Geld, große Yachten, sogenannte Family Offices, aber auch um Fragen der Gerechtigkeit. Wie wollen wir Reichtum in Deutschland verteilen? Was würde eine Vermögensteuer bewirken? Warum weiß der Staat so wenig über die wirklich Reichen in diesem Land? Ab wann ist man eigentlich reich oder crazy rich, superreich?

Der Redaktionsschluss für diese Folge war Samstag, 28. September 2024, um 12:00 Uhr.

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WICHTIGE QUELLEN: Oxfam u.a., Superreiche (wieder) gerecht besteuern, April 2024

Julia Friedrichs, Crazy Rich. Die geheime Welt der Superreichen. Erschienen am 29.08.2024,

Impressum: Executive Producerin: Marie Schiller Producer: Maximilian Frisch, Lukas Hambach, Patrick Zahn Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH

Transkript anzeigen

00:00:00: Wann würdest du sagen, hast du das letzte Mal was nicht gekauft, weil es dir zu teuer war oder du es zu teuer fandst?

00:00:07: Das passiert mir tatsächlich ständig, aber im Sommer ist es mir jeden Tag passiert.

00:00:12: Da war ich nämlich im Urlaub in den USA.

00:00:15: Es war wunderschön, aber es war unfassbar teuer und ich bin tatsächlich dreieinhalb Wochen zum Beispiel nicht ins Restaurant gegangen.

00:00:24: Ich habe nur im Supermarkt oder im Daily eingekauft, weil es mir einfach viel zu teuer war.

00:00:30: Fandest du es nur so oder war es objektiv?

00:00:32: Es war objektiv zu teuer.

00:00:34: Also für Menschen, die jetzt über Millionen oder Milliarden verfügen würden, war es nicht zu teuer.

00:00:42: Aber für so eine Mittelschichtseuropäerin ist jetzt irgendwie 30 Dollar für einen Teller Spaghetti mit ein bisschen Parmesan schon einfach extrem teuer.

00:00:54: # # #

00:01:00: Politik mit Anne Will.

00:01:02: # #

00:01:14: Hallo und hach zusammen. Willkommen bei uns.

00:01:16: Neue Folge unseres "Finen Politik"-Pottkasts.

00:01:19: In dem wir uns immer in ein Thema vertiefen in der begründeten Annahme,

00:01:23: dass wir hinterher schlauer rausgehen, als wir reingegangen sind,

00:01:27: freut mich, dass ihr wieder mit dabei seid.

00:01:30: Und diesmal wollen wir über die crazy rich nachdenken,

00:01:33: über die superreichen, über Menschen,

00:01:35: also die nicht einfach nur im Anführungsstrichen

00:01:39: mehrfache Millionäre, sondern sogar Milliardäre sind,

00:01:43: die also, ich finde immer, das muss man sich immer wieder vor Augen halten,

00:01:47: die also mehr als 1.000 Millionen Euro ihr eigen nennen

00:01:52: und damit so viel Geld haben, dass sie anders als du, nämlich an,

00:01:56: bei Lichte betrachtet, genau gar nichts,

00:01:59: jemals zu teuer finden können, oder?

00:02:02: Absolut. Also einer mit denen ich gesprochen hab,

00:02:05: ein junger Mann aus einer Milliardärsfamilie,

00:02:07: der hat gesagt, sein Leben kennzeichnet die Unendlichkeit der Mittel.

00:02:12: Es sei so, als wäre er in einer Badewanne zur Welt gekommen,

00:02:16: die einfach immer voll ist.

00:02:17: Und er weiß das und er weiß auch, da wird immer genug nachlaufen.

00:02:21: Er kann sich das, hat er mir gesagt, gar nicht vorstellen,

00:02:24: dass das Geld mal alle ist.

00:02:26: Und er hat auch gesagt, das fand ich sehr lustig,

00:02:28: das unterscheidet ihn zum Beispiel von Menschen,

00:02:30: die jetzt nur so 10 oder 15 Millionen haben.

00:02:32: Ui, ja.

00:02:34: Badewanne lässt einen Antergobert Duck denken.

00:02:36: Und ich hab, als ich mir die Frage überlegte,

00:02:38: hab ich gedacht, oder gibt's da so Geizkragen drunter,

00:02:41: die dann Dinge zu teuer finden, die vor dem Hintergrund

00:02:45: eines Seuchenvermögens natürlich nicht zu teuer sind,

00:02:48: aber als solche wahrgenommen wären.

00:02:50: Klar.

00:02:51: Es gibt nicht die Reichen und es gibt die Dargobert Ducks,

00:02:56: von dem ist es ja auch bekannt, dass er ure Geizig ist.

00:02:58: Und die gibt's natürlich auch.

00:03:00: Also wenn man mit, ja, zum Beispiel Mitarbeitern

00:03:03: in Luxushotels redet, da sagen die oft,

00:03:06: dass Menschen beim Trinkgeld zum Beispiel extrem knickrig sind,

00:03:09: einfach weil sie denken, sie wollen das jetzt nicht.

00:03:12: Und ich find es vorab, dass alle allerwichtigste karakterlich

00:03:17: sind, sehr, sehr reiche Menschen einfach so unterschiedlich.

00:03:20: Wie wir alle.

00:03:21: Und da gibt's natürlich total knauserige.

00:03:24: Und da gibt es extrem großzügige und großherzige.

00:03:28: Und da gibt es alles dazwischen.

00:03:29: Die Journalistin, Autorin, Filmemacherin Julia Friedrichs ist hier.

00:03:35: Ich will dich erst mal richtig jetzt auch willkommen.

00:03:37: Heißt, ich freu mich, dass du da bist.

00:03:38: Ich freu mich auch sehr.

00:03:39: Wir wollen über dein Buch sprechen, dass du geschrieben hast,

00:03:43: eines von vielen, das du geschrieben hast.

00:03:45: Unverlässlich wieder eins,

00:03:46: glaube ich, dass die Bestsellerlisten stürmt, oder?

00:03:48: Läuft gut.

00:03:49: Ja, zum Glück.

00:03:50: Ich find's toll, dass Menschen über sehr viel Geld nachdenken wollen,

00:03:54: weil ich glaube, das sollten wir dringend tun.

00:03:56: Und warum wir das tun sollten,

00:03:58: das will ich nochmal kurz mit dir einfach mal so festklopfen,

00:04:02: was da eigentlich alles in Rede steht.

00:04:05: Wenn wir nachdenken über, so heißt dein Buch die "Crazy Ridge"

00:04:09: Untertitel "Die geheime Welt der Superreichen".

00:04:13: Darin gelingt es dir ja, ein paar dieser Geheimnisse der Superreichen zu

00:04:18: lüften, hinter die Vorhänge zu gucken, dir für gewöhnlich.

00:04:22: Und das ist schon Teil des Themas.

00:04:24: Sehr sorgfältig vor allzu neugierigen Blicken zugezogen werden,

00:04:27: deshalb sprichst du von der geheimen Welt der Superreichen.

00:04:30: Denn man spricht einfach mal nicht gerne über Geld in Deutschland

00:04:33: und man weiß auch nicht viel darüber.

00:04:35: Man weiß nicht, wer wie viel hat.

00:04:38: Es gibt kaum Daten dazu interessanterweise.

00:04:41: Es gibt keine Forschung, keine Reichtumsforschung, was du,

00:04:45: wenn wir drüber sprechen, als ein Problem ansiehst.

00:04:47: Ich will wissen, warum.

00:04:49: Warum es eines ist, kann man sich ableiten aus manchen anderen Fragen,

00:04:54: die da wichtig sind, nämlich was tragen Superreiche bei zu den großen Krisen.

00:05:01: Unserer Welt, etwa auch der Klimakrise und anderen.

00:05:04: Außerdem will ich wissen, macht Geld glücklich.

00:05:08: Und ab wann macht Geld glücklich?

00:05:10: Und von welchem Betrag an vielleicht nicht mehr und löst auch genau gar nichts

00:05:15: mehr aus, möchte ich mit dir darauf schauen, was der unfassbare

00:05:19: und dann auch noch immer weiterwachsende Reichtum einiger weniger Menschen

00:05:24: mit einer Gesellschaft macht, in der sehr, sehr viel mehr Menschen

00:05:28: echt gucken müssen, dass sie mit ihrem Geld irgendwie zurechtkommen.

00:05:31: Lässt sich vermögen, tatsächlich nicht deutlich gerechter verteilen,

00:05:35: als dass derzeit nicht nur in Deutschland,

00:05:38: sondern übrigens auch in sehr vielen anderen europäischen Staaten der Fall ist.

00:05:42: Und um reinzukommen in dieses Thema, will ich mit dir in eine Welt hauen.

00:05:47: Die gebe ich zu mich genau gar nicht interessiert.

00:05:49: Dich erbaut sich an deinem Grund total, nämlich diese Welt,

00:05:52: dieser gigantischen Yachten der Super-Yachten, gigantische Motorboote.

00:05:59: Was fasziniert dich daran?

00:06:00: Ja, ich bin da tatsächlich so ein bisschen versacket in dieser Welt.

00:06:05: Während meiner Recherche war ich auch Abonnentin der Zeitschrift Boote

00:06:09: exklusiv, die diese Welt erkundet.

00:06:14: Die Super-Yacht ist natürlich ein Symbol,

00:06:18: ist was ja so sehr an der Oberfläche ist, dass man es kaum übersehen kann.

00:06:23: Die Super-Yacht weist ein, aber offensichtlich als Mensch aus,

00:06:29: der extrem viel Geld hat.

00:06:32: Man könnte auch sagen, zu viel Geld hat,

00:06:34: weil die Super-Yacht anders als andere Dinge,

00:06:36: die sich sehr reiche Menschen kaufen, wie z.B. Häuser oder Kunst oder Autos

00:06:41: oder Unternehmensanteile, werden Super-Yachten nicht wertvoller,

00:06:46: sondern die Verballerngeld.

00:06:47: Das ist so wie Geld in den Ausguss zu kippen, eine Super-Yacht zu haben,

00:06:51: weil die so ein Zehntel der Anschaffungskosten, die wahnsinnig sind,

00:06:57: das ist das teuerste Ding, was die menschliche Spezies hervorbringt.

00:07:01: Und ein Zehntel davon braucht man, um das Ding zu betreiben,

00:07:04: einmal Volltanken 500.000 und ...

00:07:07: Einmal Volltanken 500.000, ja, Wahnsinn.

00:07:10: Absolut, genau. Und deshalb finde ich, ist es ein Produkt der absoluten Dekadenz

00:07:18: und ist deshalb als Einstieg in diese Welt sehr gut geeignet,

00:07:23: um die Dimensionen klarzumachen.

00:07:25: Und klarzumachen, hier geht es nicht um ein großes Haus oder ein schönes Auto.

00:07:30: Du schreibst in deinem Buch, das ich übrigens mit dir schon vorgestellt habe,

00:07:33: das will ich auch sagen, um einfach alles zu erzählen, was uns verbindet.

00:07:37: Im Pfefferberg-Theater hier in Berlin haben wir das vorgestellt vor ein paar Tagen.

00:07:42: Und da hast du gelesen aus diesem Buch, jetzt haben wir gedacht,

00:07:45: für ein Podcast eigentlich nicht das Richtige, also leier ich hier jetzt deine Texte runter.

00:07:51: Da ist mir eine Stelle aufgefallen, die hast du auch gelesen.

00:07:53: Über 1.000 neue Yachten wurden im vergangenen Jahr geordert,

00:07:57: 25 Prozent mehr als im Jahr zuvor, seit 1990.

00:08:02: Und das weißt du jetzt auf was, ist die Zahl der Gigajachten von 10 auf 170 angestiegen.

00:08:09: Jede einzelne übrigens eine Dreckschleuder Deluxe.

00:08:14: Im Schnitt stößt jede Superjacht im Jahr 7.000 Tonnen CO2 aus.

00:08:19: Menschen kommen im Schnitt auf 5 Tonnen pro Jahr, also 7.000 Tonnen gegen 5 Tonnen pro Jahr.

00:08:26: Eine einzige Luxusjacht bläst also so viel Treibhausgas in die Atmosphäre,

00:08:31: wie etwa 1.400 Menschen zusammen.

00:08:35: Und je mehr ich lese, schreibst du dann, desto mehr überhöre ich die Superjacht zur Supermetapher.

00:08:43: Es ist wirklich eine gute Metapher, finde ich, aber du bleibst nicht dabei, warum nicht?

00:08:48: Weil es zu einfach ist. Also wer eine Superjacht hat, ist definitiv superreich,

00:08:54: aber längst nicht alle Superreichen haben Superjachten.

00:08:57: Also es ist eine kleine Gruppe, die sich an diesen Booten ergötzt

00:09:02: und natürlich kratzt man damit an einer sehr funkelnden Oberfläche.

00:09:08: Man ist fasziniert davon, war ich auch, als ich in Monaco war und mir diese Boote angeschaut hat.

00:09:13: Fünf Etagen, 100 Meter.

00:09:15: Damit fahren dann Leute in den Familienurlaub zu viert.

00:09:18: Die sind für eine Familie ausgelegt.

00:09:21: Da ist eine Crew von 30 Leuten von Nöten.

00:09:24: Und man kann sich natürlich in diesen Anekdoten gefallen,

00:09:28: wie zum Beispiel bei einer Yacht, die ich mir auch angeschaut habe,

00:09:31: die einen riesen Fenster hat, was oberhalb und unterhalb der Wasseroberfläche ist.

00:09:36: Und dann kann die Familie dann, wahrscheinlich wenn die Kinder Lust haben,

00:09:39: der Crew sagen, zieht euch doch mal mehr Jungfrauen-Schwenze über

00:09:43: und dann schwimmt doch mal hier hin und her.

00:09:45: Das heißt, man kann Abende mit diesen Anekdoten füllen

00:09:50: über die wirklich Craziness der Superreichen und was sie absurdes mit ihrem Geld machen

00:09:56: und dass sie einen Produkt erschaffen,

00:09:59: was ja in ihrem Gigantismus gar nicht mehr den Zweck erfüllt,

00:10:02: weil in viele Häfen kommt man mit den dicken Dingern gar nicht mehr rein.

00:10:05: Und was uns natürlich auch an die Frage bringt, wie viel darf jemand überhaupt für sich besitzen.

00:10:10: Aber es führt eben nicht an den Kern, wie wollen wir Geld verteilen in diesem Land,

00:10:17: selbst wenn es keine Superjachten mehr gäbe,

00:10:20: wäre ja noch kein Deut gewonnen.

00:10:22: Und was müsste man dann tun?

00:10:24: Was ist das, wohin du auch dieses Buch erzählen wolltest?

00:10:29: Ich glaube, wir müssen uns erstmal klarmachen, wie viel Geld ist überhaupt Superreichtum?

00:10:35: Was geht's da?

00:10:36: Was sagst du?

00:10:37: Ab wann ist jemand superreich? Sind das diese 1000 Millionen Euro?

00:10:43: Dann bist du Milliardär und dann hast du von irgendetwas,

00:10:46: du nie in deinem Leben aufbrauchst.

00:10:47: Also mit einer Milliarde bist du safe dabei.

00:10:49: Safe.

00:10:50: Aber ich finde es ganz, ganz wichtig, sich klar zu machen,

00:10:54: dass dieses Wort "reich" im Deutschen eigentlich ein blödes Wort ist,

00:10:58: weil es so unscharf ist, es ist so schwammig.

00:11:00: Wenn wir von Reich sprechen, dann meinen wir Menschen, die sehr, sehr gut verdienen,

00:11:06: die zu den obersten Zehneinkommensbezieher gehören.

00:11:09: Da ist man mit einem Single bei 4.000 Euro, knapp 4.000 Euro im Monat netto dabei.

00:11:14: Da gehört man zu den Reichen, so wird es dann oft genannt, was Einkommen angeht.

00:11:19: Oder sind das nur die Spitzenverdiener, was auch?

00:11:21: Genau, aber das wird ja oft auch als "Reichtum" bezeichnet.

00:11:24: Das meine ich halt, dieses Wort "Reichtum" neigt halt von Menschen,

00:11:27: die gut verdienen bis zu den Milliardären,

00:11:30: da zwischen offensichtlich die ganze Welt.

00:11:33: Und ich habe geschrieben, dass es so, als würde man mit dem Wort "Heiß"

00:11:36: von 20 Grad bis 100 Grad bezeichnen, da weiß jeder,

00:11:40: da ist nur ein Unterschied, ob man jetzt draußen im T-Shirt rumläuft

00:11:44: oder bei 100 Grad irgendwo verbrieden.

00:11:47: Und deshalb, glaube ich, müssen wir dieses Wort "Reichtum"

00:11:50: als allererstes besser definieren.

00:11:52: Ich würde sagen, "Reich" macht überhaupt nur Sinn,

00:11:55: jemanden ab Reich zu bezeichnen, ab einer Schwelle von 3, 4 Millionen,

00:11:59: weil da fängt es an, dass man allein aus dem Vermögen herausleben kann.

00:12:03: Man muss nicht mehr arbeiten, wenn man will,

00:12:05: sondern man kann aus den Vermögenserträgen leben.

00:12:09: Da ist man noch längst nicht superreich.

00:12:11: Viele Forscher setzen die Schwelle für Superreichtum so bei 30 Millionen.

00:12:16: Ich werde großzügig und würde sagen, 100 Millionen

00:12:19: ist eine gute Marker, wo man sagt, ab da ist das Vermögen so groß,

00:12:24: dass man anfangen kann, damit auch Einfluss auszuüben.

00:12:27: Und das ist eben der Kern.

00:12:30: Es geht bei großem Vermögen nicht um Superjachten,

00:12:33: sondern es geht darum, dass einzelne Menschen an so einem Riesenhebel sitzen,

00:12:37: dass sie einfach Einfluss ausüben können.

00:12:41: Wollen wir nachher auch noch gucken, wie die das überhaupt machen können?

00:12:44: Also welcher Einfluss da denkbar und möglich ist

00:12:47: und wie er auch genutzt wird?

00:12:49: Ich will aber erst noch innehalten, bei dem, was du gerade gesagt hattest.

00:12:53: Nämlich, man weiß es gar nicht alles so genau.

00:12:55: Wir sind unscharf unterwegs.

00:12:57: Wir sagen reich zu reich.

00:12:59: Also irgendwie viel Geld.

00:13:01: Zu fast allem.

00:13:01: Zu fast allem und müssten es genauer definieren.

00:13:04: Du hast gerade eine für dich taugliche Einordnung genommen.

00:13:09: So sehr du dir, aber alle Fakten, zum Beispiel Datenpreise,

00:13:13: dieser Superjachten drauf schaffen konntest,

00:13:16: als du noch die tolle Zeitschrift hattest.

00:13:18: Irgendwann hast du sie, glaube ich, abbestellt.

00:13:20: Aber das nur nebenbei.

00:13:21: So, also wie beim Quartett spielen,

00:13:23: konntest du das irgendwann alles, konntest von diesen Superjachten sagen,

00:13:26: Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn.

00:13:27: So wenig weißt du und kriegst du zunächst mal raus

00:13:31: über den Gegenstand deiner Recherche.

00:13:33: Warum ist das so?

00:13:36: Das ist so, weil der deutsche Staat diese Zahlen nicht erhebt.

00:13:40: Wir haben kein Vermögensregister, anders als andere Länder.

00:13:44: Und diese Zahlen werden auch nicht vorschern zur Verfügung gestellt,

00:13:49: weil es sie auch nicht gibt.

00:13:49: Logischerweise aber auch die Steuer.

00:13:51: Die Finanzamt hat sowas nicht, oder?

00:13:52: Na ja, seit Mitte der 90er-Jahre

00:13:54: ist die Vermögenssteuer in Deutschland ausgesetzt.

00:13:56: Das heißt, das Finanzamt interessiert sich dafür nicht.

00:13:59: Und insofern ist es natürlich in einem Land,

00:14:02: was ja bekannt ist für sein Energie,

00:14:05: Dinge bürokratisch zu erheben.

00:14:08: Und was ich nachgeschaut habe,

00:14:11: über Zahl der Übernachtungen auf Campingplätzen

00:14:14: in Zelten und in Wohnwagen Bescheid weiß,

00:14:16: dieses Land weiß nicht,

00:14:18: wer die ganz großen Vermögen in welcher Dimension besitzt.

00:14:22: Auch bei Erbschaftssteuer nicht?

00:14:24: Nee, weil bei der Erbschaftssteuer ist es so,

00:14:27: dass es so große Verschonungen gibt,

00:14:30: dass wir die ganz großen Vermögen oft nicht erfassen.

00:14:33: Und wenn man mit den richtig guten Ökonomen spricht,

00:14:36: dann sagen die in Deutschland werden im Moment

00:14:39: Jahr für Jahr zwischen 250 und 400 Milliarden Euro vererbt.

00:14:44: Das heißt, das ist so die Schussbreite,

00:14:47: in der die da mit ihren extremen guten Schätzungen,

00:14:50: mit den besten Schätzungen, die wir machen können,

00:14:52: unterwegs sind.

00:14:53: Diese Dimension ist natürlich relativ lustig,

00:14:56: weil zwischen 250 Milliarden und 400 Milliarden

00:15:00: liegt auch schon wieder eine ganze Welt.

00:15:04: Und diese Lücke, dieses Nichtwissens,

00:15:07: schließen zum Glück recherchierende Journalisten,

00:15:10: wie zum Beispiel die Kollegen des Manager Magazins,

00:15:13: die diese reichen Listen, die man ja auch kennt, machen,

00:15:16: die schließen aber auch Leute wie einer,

00:15:19: den ich für mein Buch getroffen habe,

00:15:22: der wirklich ein kurioser und unfassbar spannender Typ,

00:15:27: ein Nerd im aller aller besten Sinne ist.

00:15:30: Der Datensammler Andreas.

00:15:31: Genau, der Datensammler Andreas,

00:15:33: auf dessen Daten auch entteilen,

00:15:36: diese Manager Magazinliste beruht

00:15:38: und der auch die Daten an Forbes,

00:15:40: an dieses amerikanische reichen Heft liefert.

00:15:43: Und der tatsächlich Mangels-Alternative,

00:15:48: so eine Art inoffizielles Statistikamt für Reiche ist,

00:15:52: und der das aber als Hobby betreibt.

00:15:54: Seit 30 Jahren macht er nichts anderes,

00:15:57: als jede Info, die er irgendwo finden kann,

00:16:01: über Reiche zu sammeln.

00:16:02: Er arbeitet so wenig wie möglich gegen Geld

00:16:07: und gibt auch zum Beispiel interessierten Banken oder so.

00:16:12: Den hilft er, wo sind eure Kunden und verdient damit sein Geld.

00:16:17: Aber das macht er nur, um das zu tun,

00:16:20: was seine große Leidenschaft ist, Daten über Reiche zu sammeln.

00:16:24: Ich finde es ganz, ganz toll, dass er das macht

00:16:26: und auch ein bisschen kurios.

00:16:29: Voll.

00:16:29: Man kann ihn alles fragen.

00:16:31: Das hat mich wirklich begeistert.

00:16:33: Ich konnte ihn fragen, welche komischen Dinge sammeln Superreiche.

00:16:37: Und dann hat er mir von einem Vermögenen geschrieben,

00:16:39: der Fotografie sammelt,

00:16:41: aber nur, wenn auf den Bildern Achselhaare zu sehen sind.

00:16:45: Also er weiß wirklich extremst viel.

00:16:48: Aber eigentlich sollte es ja so nicht sein,

00:16:52: dass wir uns auf Andreas aus Köln verlassen,

00:16:56: der das als extrem gutes Hobby macht.

00:16:58: Das ist nicht das erste Mal, dass du dich mit den Superreichen,

00:17:02: auch als Artorin und als Filmemacherin beschäftigst.

00:17:05: Ich will mal kurz was zu deiner Vita sagen.

00:17:07: Denn der ein oder die andere kennt dich sowieso,

00:17:10: hat auch ganz bestimmt schon Sachen von dir entweder gesehen

00:17:14: oder aber gelesen.

00:17:15: Du bist 1979 geboren im westlichen Münsterland,

00:17:19: hast dann Journalistik und Politikstudie

00:17:22: in Dortmund und Brüssel ausgebildet, bist du beim WDR

00:17:25: und hast dann angefangen,

00:17:27: als Journalistin, Reporterin, Buchautorin und Filmemacherin,

00:17:31: dich immer wieder, wenn ich es richtig weiß,

00:17:34: mit diesem Thema der Superreichen oder des Geldbesitzes

00:17:39: aus allen möglichen Perspektiven zu beschäftigen.

00:17:43: Du hast etliche sehr gute Dokumentationen gemacht,

00:17:46: die dann auch prompt immer ins Scoop waren,

00:17:48: für ID und ZDF, mehrere hochgelobte Sachbücher geschrieben.

00:17:53: Working class zum Beispiel, das ist das, was mich,

00:17:57: glaube ich, am meisten gekriegt hat, gebe ich zu,

00:17:59: Crazy Rich, finde ich aber auch Klasse.

00:18:01: In der Working class will ich auch gleich mit dir drauf zurückkommen.

00:18:05: Hast du über Menschen geschrieben, die zum Teil 2 und 3 Jobs gleichzeitig brauchen,

00:18:10: um dann doch und trotzdem nicht davon leben zu können.

00:18:13: Davor unter anderem dem Bestseller,

00:18:15: da haben wir uns, glaube ich, auch zum ersten Mal kennengelernt,

00:18:18: da warst du bei mir in der Sendung, die ich damals machte,

00:18:20: du hast Stattenelite auf den Spuren der Mächtigen von morgen

00:18:25: und hast an Elite, Internaten und Universitäten recherchiert.

00:18:29: Dann wir erben, was Geld mit Menschen macht, hast du geschrieben.

00:18:32: Und nun, Crazy Rich.

00:18:34: Darüber hast du mit Jochen Breier für das ZDF auch ein Film gemacht,

00:18:39: das Milliardenspiel, bei dem zum Beispiel Max Frisch,

00:18:44: der hier der Audio Producer ist, zum ersten Mal klar geworden,

00:18:47: ist das derjenige, der die Capri Sonne macht,

00:18:51: ein real existierender Mensch ist.

00:18:53: Jawohl, Mister Capri Sonne, Hans-Peter Wild.

00:18:56: Und ein unfassbarer Mann.

00:18:57: Ja, 3 Milliarden hat er geschätztes Vermögen mit diesem Trinktütchen

00:19:02: tatsächlich eingesammelt, was ja doch eine imposante Leistung ist.

00:19:07: Finde ich auf einer Idee, die man aber weltweit an den Mann

00:19:12: oder ans Kind bringt, so einen Vermögen aufzubauen.

00:19:15: Da hast du auch in Herrn Skub gelandet mit diesem Film.

00:19:18: Dadurch ist er ganz vielen begegnet, auch etwa in Ausschnitten,

00:19:22: bei Social Media oder so, denn du erwischst eine Ministerialräte

00:19:27: des Finanzministeriums dabei,

00:19:29: wie sie vermögenden Tipps zur Steuervermeidung gibt.

00:19:33: Was ist aus der Frau eigentlich geworden?

00:19:35: Die ist inzwischen versetzt worden in die Informationsstelle

00:19:39: für Altersprodukte, wenn ich es jetzt richtig nenne.

00:19:42: Das heißt, sie ist jetzt nicht mehr in der Position.

00:19:45: Aber es geht ja bei der Sache gar nicht um die Person, um eine Frau.

00:19:50: Sie hatte halt das Pech, dass wir da mit einer versteckten Kamera vor Ort waren.

00:19:56: Sondern da ging es uns schon sehr stark um das Problem,

00:20:00: dass es eine große Nähe gibt zwischen denen, die die Gesetze machen

00:20:04: und denen den Steuergestaltern, die Steuern optimieren für sehr,

00:20:10: sehr reiche Menschen, die eigentlich diese Gesetze nicht ausnutzen sollten,

00:20:15: also die eigentlich schlupflochsicher sein sollten, schustigt, kann man auch sagen.

00:20:20: Und das war schon tatsächlich irritierend, wie groß da die Nähe, die Vertrautheit war.

00:20:26: Weil ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber zu mir kommt niemand aus dem Finanzministerium

00:20:31: und sagt, pass auf, bei der nächsten Steuererklärung guckt doch mal da.

00:20:35: Und folgendes haben wir geplant.

00:20:37: Insofern ist das natürlich ein Teil des Problems.

00:20:42: Und das Finanzministerium ist wieder dieses Ministerium,

00:20:46: das eigentlich die Daten, bei denen wir Waren ja erheben können,

00:20:50: müsste auf das man dann auch wüsste, wie eine Gesellschaft finanziell dasteht

00:20:57: und wie sie ausbalanciert ist.

00:21:00: Du hast gesagt, nein, wir müssen darüber mehr wissen.

00:21:02: Wir haben den Datensammler Andreas aus Köln kennengelernt,

00:21:05: dass Nördig und hobbymäßig zusammenträgt.

00:21:08: Davon hast du profitiert für diese Recherchen nach all den Jahren.

00:21:13: Ich meine, du hast dich ja schon echt oft mit dem Thema beschäftigt.

00:21:18: Noch mal gefragt, warum ist es wichtig, dass wir auch und gerade über die superreichen

00:21:23: Mehrwissen, als sie selbst ja zu erzählen bereit sind und man auch anerkennen müsste.

00:21:29: Ja, gut, also im Zweifel geht mich das vielleicht gar nichts an.

00:21:33: Weil Geld in diesem Ausmaß ein unfassbarer Hebel ist.

00:21:38: Für alles, was du willst und möchtest und bezwecken willst, macht es einen riesen Unterschied,

00:21:43: ob das jemand möchte, der eine Million, sagen wir mal, selbst eine Million hat

00:21:48: oder ob das jemand möchte, der eine Milliarde hat.

00:21:51: Der kann einfach für uns alle das Zusammenleben in dramatischem Ausmaß mitbestimmen.

00:21:58: Und es gab diese Reichenliste des Manager-Magazins,

00:22:02: die wurde auch immer mal angegriffen juristisch von Menschen, die da drauf gelandet sind,

00:22:05: zum Beispiel der Boffrostgründer, der hat gesagt, nein, das ist meine Privatsache,

00:22:10: ich möchte darauf nicht stehen.

00:22:11: Und da hat auch ein Gericht entschieden und ich glaube, darauf sollten wir uns einigen.

00:22:16: Ab einer gewissen Dimension ist Vermögen keine Privatsache mehr,

00:22:21: weil alle anderen, die ja von den Entscheidungen dieses Vermögen den Betroffenen wären,

00:22:26: was Arbeitsplätze angeht, aber auch was politische Ansichten und so weiter angeht,

00:22:30: ein Recht haben zu wissen, wem gehört eigentlich dieses Land, wem gehört unser Land.

00:22:36: Ich halt entgegen, Boffrostmann weiß nicht, ob das eine Gründe war, könnte sagen,

00:22:40: bitte, das bringt mich in Gefahr.

00:22:42: Ich bin dann zum Beispiel erpressbar.

00:22:44: Es könnte sein, dass jemand aus meiner Familie, jemanden, den ich mag oder was,

00:22:48: entführt wird und dann wird von mir Geld erpresst.

00:22:52: Lässt du das gelten?

00:22:53: Absolut, ich finde, das ist ein totales Spannungsverhältnis

00:22:57: und ich würde auch niemals zum Beispiel Privatadressen rausgeben.

00:23:02: Ich finde das ganz, ganz schlimm.

00:23:03: Ich habe bei allen Recherchen immer darauf geachtet,

00:23:07: nein, natürlich treffen wir uns nicht bei Ihnen zu Hause.

00:23:10: Lassen Sie uns an einem neutralen Ort treffen.

00:23:12: Ich verstehe die Sorge um die Kinder und so weiter.

00:23:17: Aber trotz allem ist es eben so, dass an Geld eine Verantwortung hängt,

00:23:23: wenn es diese Dimensionen angeht.

00:23:25: Und ich glaube, da geht es wirklich nicht um Wojurismus.

00:23:27: Da geht es nicht darum zu gucken, oh, wie wohnen die denn?

00:23:30: Und ich will da bei denen am Küchentisch sitzen.

00:23:33: Sondern ich will wissen, wie steht ihr zu diesem Geld?

00:23:38: Wie steht ihr dazu, dass ihr so viel mehr besitzt als andere?

00:23:42: Wie sind eure politischen Einstellungen?

00:23:44: Eine Frage, die auch Vermögende mit denen ich gesprochen habe,

00:23:47: gerade sehr beunruhigt, weil die sich fragen,

00:23:49: wie viele unter uns unterstützen denn eigentlich zum Beispiel extreme Parteien

00:23:55: wer bastelt denn unter uns Vermögenen?

00:23:58: Vielleicht gerade an der Idee können wir irgendwie hier irgendwelche

00:24:02: neuen politischen Twists, neue Leute groß machen.

00:24:06: Und das ist einfach mit dieser unfassbaren Dimension.

00:24:10: Ich glaube, das ist der Schlüssel, dem, dass man sich das klarmachen muss,

00:24:13: welche Dimension eine Milliarde zum Beispiel hat.

00:24:17: Wie viel das ist und wie viel man damit bewegen kann

00:24:21: und welchen Einfluss man damit ausüben kann.

00:24:23: Und damit ist das was, was wir alle miteinander verhandeln müssen.

00:24:28: Und ich würde mir total wünschen, dass sich mehr Vermögende

00:24:31: an einem guten Gespräch darüber beteiligen würden.

00:24:35: Und wie gesagt, da geht es nicht darum zu gucken,

00:24:37: wo wohnt ihr denn, wie viele Kinder habt ihr denn und was macht ihr so privat?

00:24:41: Ich halte ein letztes noch entgegen, denn das hieß sie jetzt.

00:24:46: Ab einer gewissen Größe eines Vermögens

00:24:50: verwirkst du den Anspruch auf Privatheit insofern,

00:24:55: als du dann nicht mehr verlangen kannst, dass bitte niemand darüber berichtet

00:25:00: und deine Privatsphäre verletzt, wenn du das nicht möchtest.

00:25:04: Du verwirkst nicht den Anspruch auf Privatheit, was deine privaten Dinge angeht,

00:25:09: mit wem du zusammen bist, interessiert niemanden, was deine Kinder machen,

00:25:13: interessiert niemanden. Das hat auch niemanden anzugehen.

00:25:15: Aber du bist schon Rechenschaft,

00:25:18: schuldig, was du mit diesem Vermögen vor hast,

00:25:22: wie dieses Vermögen zustande gekommen ist.

00:25:25: Wir diskutieren aktuell wieder den Fall eines der reichsten Menschen in Deutschland,

00:25:30: das Milliardärs Kühne, wo jetzt es wieder um Nazi-Verstrickungen geht.

00:25:34: Auch das in Deutschland eine wichtige Geschichte.

00:25:37: Aber vor allem haben die anderen, glaube ich, ein Recht darauf zu wissen,

00:25:41: wie du damit umgehen willst, weil sie einfach alle da dran hängen.

00:25:46: Und deshalb.

00:25:48: In der Sache solltest du dich in einem Diskurs über Geld stellen.

00:25:54: Und nochmal, da geht es wirklich nicht darum,

00:25:56: in deinem privaten Rum zu rumzuschnüffeln.

00:25:59: Ich finde, da hat jeder das ganz, ganz, ganz

00:26:02: entschieden, Recht zu sagen, nein, das möchte ich nicht.

00:26:04: Aber wenn du so viel Geld hast, ist es wichtig,

00:26:07: Fragen zu beantworten der anderen, die sie an dich richten.

00:26:11: Wie gehst du jetzt vor?

00:26:13: Datensammler Andreas ist das der, der dir hilft.

00:26:16: Dass du, so schreibst du es im Buch, irgendwann

00:26:19: kistenweise, glaube ich, persönliche Briefe schreibst,

00:26:25: dann muss ja irgendwie an die Adressen gekommen sein.

00:26:28: Genau. Also es gibt ja die Listen mit den reichsten Deutschen.

00:26:33: Die sind nicht vollständig.

00:26:34: Gemeinsam mit Jochen Breier habe ich für unsere Doku zum Beispiel

00:26:37: recherchiert, dass die reiste Familie Deutschlands gar nicht auf dieser Liste steht.

00:26:41: Die mutmaßlich reichste Familie, weil die irgendwann erreicht hat.

00:26:45: Ganz früher, als es dieses Urteil noch nicht gab, ja, das interessiert alle,

00:26:49: haben die ausgehandelt, dass sie da nicht drauf kommen.

00:26:51: Das ist die Familie hinter dem Pharma-Unternehmen Böhringer Ingelheim.

00:26:56: Also aber man weiß ja viele Namen, man kennt viele Namen.

00:27:00: Und dann habe ich tatsächlich über die Family Offices.

00:27:05: Reiche Menschen haben oft Büros, so genannte Family Offices,

00:27:09: die sich um ihre Angelegenheiten kümmern oder eigentlich immer.

00:27:12: Ich glaube, ähnlich wie die Yacht ist auch das so ein Ausweis,

00:27:15: dass man wirklich zu den superreichen gehört, dass man Menschen anstellt,

00:27:19: die sich allein um deinen Vermögen kümmern.

00:27:21: Genau denen kann man natürlich schreiben, denen kann man persönliche Briefe schicken.

00:27:25: Und auf die allermeisten hört man da nichts.

00:27:28: Also man braucht ein dickes Fell.

00:27:31: Aber es passierten auch so Dinge, dass ich mit meiner Familie auf dem Balkon

00:27:35: beim Abendbrot saß und dann mein Handy klingelte und dann Milja, der dran war,

00:27:39: der dann plaudern wollte über den Brief, den ich geschickt hatte.

00:27:43: Das heißt, man also ich habe sehr, sehr, sehr, sehr viel gefragt.

00:27:47: Ich habe sehr, sehr oft nichts gehört.

00:27:49: Es gab tolle Leute wie zum Beispiel Thomas Strüngmann,

00:27:53: den Investor hinter Bayontec, der gesagt hat, kommen Sie, ich habe Lust

00:27:56: mit Ihnen über das Thema zu ringen.

00:27:58: Es gab aber auch sehr, sehr witzige Geschichten, wie zum Beispiel mein Erlebnis

00:28:03: mit dem Molkereibesitzer Theo Müller.

00:28:06: Ja, auch wenn mir der ist.

00:28:09: Ja, von dem bekam ich irgendwann ein Päckchen auf meinen Briefen.

00:28:14: Und in dem Päckchen war ein dickes Buch von einem Ökonom Ludwig van Mises,

00:28:19: 100 Jahre alt, der eine Abhandlung geschrieben hat über die Gemeinwirtschaft,

00:28:24: wo er gesagt hat, wie schlimm der Sozialismus ist.

00:28:27: Und in dem Begleitbrief von Theo Müller stand, wenn ich dieses Buch gelesen

00:28:33: und verinnerlicht hätte, würde er gerne ein Interview mit mir führen.

00:28:36: Ich habe das Buch gelesen und verinnerlicht, was sehr, sehr, sehr zäh war

00:28:41: und habe mich danach gemeldet.

00:28:43: Und ja, dann habe ich aber nichts mehr, nichts mehr gehört.

00:28:46: Und irgendwann hat sein Assistent dann gesagt, ich sollte jetzt auch mal aufhören,

00:28:49: nachzufragen. Also hatte dich verarscht.

00:28:52: Der wollte, dass du das liest, damit du was weißt und damit du anders denkst,

00:28:56: eventuell über Reiche und Superreiche oder was wollte oder.

00:28:59: Ich glaube, dass das ein Move war, den man tatsächlich häufig erlebt.

00:29:04: Ich habe gesagt, dass man charakterlich jetzt nicht sagen kann, so sind die Reichen.

00:29:07: Aber wenn man viel mit Extremreichen zu tun hat, merkt man schon

00:29:11: das Geld, was mit einem macht, vor allem in der Größenordnung.

00:29:14: Und viele Extremreiche sind gewohnt, andere Menschen unter Kontrolle zu haben.

00:29:19: Das ist auch total nachvollziehbar, wenn weil die ganz viel Personal haben.

00:29:22: Genau, ganz viele sind entweder bei dir angestellt oder die wollen was von dir,

00:29:26: irgendwelche Geschäfte.

00:29:28: Und deshalb habe ich schon gemerkt, dass sie gewohnt sind, Menschen zu kontrollieren

00:29:32: und dass Menschen um sie rum funktionieren.

00:29:34: Und vielleicht war das so ein kleines Machtspielchen von Theo Müller,

00:29:38: dass er einfach sagen zeigen wollte, wer da der Boss ist.

00:29:42: Auch schon der angesprochene Mr. Capri Sonne lässt sich da böse auflaufen.

00:29:46: Du bist verabredet, sollst mitfliegen für den Film, den er dreht,

00:29:50: in seinem Privatschät. Und kurz vorher wird er abgesagt. Warum?

00:29:53: Genau, mir wurde abgesagt, weil er von einem Kumpel von ihm,

00:29:58: einem Reichtumforscher, Herrn Ziedelmann, eine Besprechung eines Buches,

00:30:02: was ich über Erben geschrieben habe gelesen hatte.

00:30:04: Und in dieser Besprechung stand es sein Neidbuch.

00:30:07: Und dann hat er kurzerhand wirklich einen Tag vorher alles verorganisiert,

00:30:12: mein Ausweis eingereicht, hotell reserviert in Paris hat er gesagt,

00:30:16: nie, die kommt nicht mit.

00:30:17: Aber warum gibt er euch denn trotzdem ein Interview?

00:30:21: Ich meine, da ist ja übrigens auch ein Unterschied natürlich in deiner

00:30:24: Arbeitsweise, das muss so sein.

00:30:26: Du hast da versucht, Menschen dazu zu bekommen, sogar Vorkameras und

00:30:30: Mikro zu treten. Und du hast andere für das Buch aufgetan,

00:30:34: die ganz im Geheimen mit dir sprechen.

00:30:37: Ja, ja, er gibt zum Glück einen Interview, weil er, also Hans-Peter Wildt

00:30:43: von Capri Sonne und allen anderen, ich bin den wahnsinnig dankbar,

00:30:47: dass sie Interviews geben und dass sie sich stellen.

00:30:49: Und ich habe da großen Respekt davor, richtig großen Respekt,

00:30:53: weil es natürlich keine einfachen Gespräche sind.

00:30:55: Warum haben sie drei Milliarden und andere nicht?

00:30:58: Das sind Fragen, die man sich ungern stellen lässt.

00:31:03: Die Motivation ist, glaube ich, so unterschiedlich, wie Leute sind.

00:31:08: Manche wollen sich erklären, manche wollen klarmachen, dass

00:31:12: vielleicht das öffentliche Gespräch über Reiche falsch ist, dass es

00:31:16: vorurteilsbelastet ist.

00:31:18: Das war in den Vorgesprächen mit reichen Menschen.

00:31:21: Das ist ein häufigem Thema, das sie gesagt haben, ihr, also die

00:31:24: nicht reichen, ihr behandelt uns unfair.

00:31:26: Ihr drängt uns in der Ecke, ihr stellt uns falsch dar und dass

00:31:30: man das richtig stellen will.

00:31:31: Und ich finde es sehr, sehr, sehr gut.

00:31:33: Ich kann das gar nicht oft genug betonen, weil ich glaube, der Kor

00:31:36: der Reichen müsste viel stimmiger sein und klarer und deutlicher sein,

00:31:41: um einfach eine gute Debatte über dieses Thema führen zu können.

00:31:47: Der Mann, der dir ganz viel erzählt, der dir Einblicke gibt, von denen du,

00:31:52: glaube ich, sagst, dass man sie so noch nicht gelesen hat und auch so

00:31:57: noch nicht bekommen hat.

00:31:59: Das ist ein schüchterner Scheuer, auch Kamerascheuermann.

00:32:05: Du nennst ihn Sebastian in diesem Buch.

00:32:08: Aber das ist dann ein Informant, der eben nicht vor Kameras und Mikrofonen

00:32:14: auftreten wollte. Ja, das würde er niemals tun.

00:32:17: Es war für Sebastian eine große Überwindung mit mir, auch diese Gespräche

00:32:23: zu führen. Wir haben insgesamt 50 Stunden auf Band geredet und immer

00:32:28: wieder getroffen.

00:32:29: Und Sebastian kommt aus einer der reichsten Familien des Landes und

00:32:35: auch er kennt das goldene Gesetz seiner Welt.

00:32:38: Über Geld spricht man nicht.

00:32:40: Und er tut es aber doch und er tut es in aller Detailgenauigkeit und

00:32:46: er spricht über alles, wirklich über alles.

00:32:49: Nach und nach. Du beschreibst er, wie ihr so zueinander findet und er dir

00:32:54: dann auch von Mal zu Mal mehr an vertraut oder auch dir dann erzählt.

00:33:00: Okay, ich habe noch mal drüber nachgedacht über den Punkt, den sie,

00:33:02: den du, ich weiß nicht, wie er umgegangen sein besprochen hat.

00:33:06: Jetzt würde ich doch gerne was dazu sagen.

00:33:09: Also das entwickelt sich ja erst.

00:33:11: Ja klar. Aber so ist es ja immer zwischen Menschen.

00:33:14: Nicht beim ersten Date haut man gleich alles auf den Tisch und so war es

00:33:18: auch mit Sebastian und mir.

00:33:20: Total lustig ist, wie du beschreibst in dem Buch, wie er zu dir kommt.

00:33:24: Ihr trefft euch bei dir zu Hause.

00:33:26: Und da will ich mal kurz, wenn ich darf, ein, zwei, drei

00:33:30: Zeilen vorlesen.

00:33:32: Das ist das dritte Kapitel 11 Uhr Vormittags Meetup.

00:33:36: Mr. Superrage, der Vormittag, an dem sich Tausende Millionen Euro

00:33:41: auf meinen Küchenstuhl setzten.

00:33:43: Und das geht so los.

00:33:45: Am Morgen, bevor er mich besucht, benehme ich mich wie eine Filmfigur

00:33:48: vor der Stipfvisite der Eltern in der ersten eigenen Wohnung.

00:33:51: Ich schließe die Türen zu den Zimmern, die mir zu unaufgeräumt scheinen

00:33:55: und versuche den Hauptraum, in dem wir reden werden, auf Hochglanz zu bringen.

00:33:59: Ich sauge den Boden, wische die Flächen, bringe das Alpapier zur Tonne,

00:34:03: klopfe die Kisten auf und während ich all das eilig erledige,

00:34:06: wird mein Zuhause, dass ich doch eigentlich so mag, unter meinen Hennen

00:34:10: immer kleiner, immer gewöhnlicher, ja, meckriger,

00:34:14: weil ich mich nicht dagegen wehren kann, mich zu fragen, wie er,

00:34:18: der in einer großen Villa mit Personal und Pool aufgewachsen ist,

00:34:21: es wohl sehen wird.

00:34:24: So bleibt es auch.

00:34:25: Du bist Schüchtern in diesem Gespräch.

00:34:28: Du bist verkrampft meiner Wahrnehmung nach.

00:34:31: Du kannst nicht davon absehen, dass dieser Mann

00:34:36: aus dieser unfassbar viel reicheren Welt jetzt in deine Wohnung kommt.

00:34:41: Das habe ich nicht genau verstanden. Du bist so eine coole Frau.

00:34:44: Du hast so viele getroffen.

00:34:47: Du bist nicht beeindruckbar sofort. Was ist denn da passiert?

00:34:51: Naja, verkrampft war ich nicht.

00:34:54: Dem würde ich entschieden widersprechen.

00:34:56: Aber Geld schüchtert ein.

00:34:58: Das geht nicht nur mir so, sondern das beschreiben viele, die mit

00:35:02: diesen extremen Geld zum Zusammentreffen.

00:35:05: Ich weiß nicht, ob dahinter steckt, dass jemand mit einem Handschlag

00:35:11: das Haus kaufen könnte, indem man wohnt, ob unterbewusst

00:35:15: irgendwie dieses Machtgefälle da ist.

00:35:17: Aber Geld in der Größenordnung verleiht Autorität.

00:35:22: Ich habe schon gesagt, dass die Menschen oft von der Entourage

00:35:25: umgeben sind.

00:35:26: Und man merkt es, wenn man superreiche begleitet, dass die,

00:35:30: auf die sie treffen, in der Regel, Devoter fast unterwürfig sind,

00:35:35: angesichts dieser großen Summen.

00:35:37: Ob dahinter steckt, Sebastian beschreibt mir das auch an einer Stelle,

00:35:41: dass er sagt, er wird von vielen fast royal, fast königlich behandelt,

00:35:46: obwohl es bei ihm das reine Erbe ist.

00:35:50: Er ist in diese Familie geboren.

00:35:52: Das ist alles, was er zu diesem Geld beigetragen hat.

00:35:55: Das sagt er auch ganz, ganz offen.

00:35:57: Und trotzdem sagt er, dass alle ihm

00:36:01: eigentliche Eigenschaften, Wissen, Macht zusprechen,

00:36:05: dieses Geldeswegen, dieser großen, wahnsinnigen Summe Geldeswegen.

00:36:09: Ich glaube, dahinter steckt schon eine Art Feudalismus oder

00:36:13: ja, solche wahrscheinlich solche Urprinzipien, die wir doch tief

00:36:17: abgespeichert haben. So ein Gehorsam, so ein Obrichter,

00:36:19: so ein Gehorsam. So tritt er aber ja gar nicht auf.

00:36:23: Nein, genau. Und das ist natürlich das Schräge.

00:36:25: Bei dir in der Gatterobe und trägt keine Markenklamotten

00:36:28: und keine teuren Ohren und so, weil er will gar nicht zeigen,

00:36:32: wie reiche es ist. Genau.

00:36:34: Und trotzdem beschreibt auch er, dass auch bei engen Freunden,

00:36:39: die er hat, die vieles an Reichtum kritisch sehen,

00:36:43: dass, dass die ihn immer mit Sanftanschuhen anfassen.

00:36:47: Er beschreibt, ich sei die erste gewesen, die überhaupt mal gefragt hat,

00:36:50: wie viel ist denn jetzt eigentlich auf deinem Konto?

00:36:52: Um welche Summen reden wir denn hier überhaupt?

00:36:56: Und das ist wirklich das Erstaunliche, was ich auch an mir selber

00:37:00: gemerkt habe, worüber ich mich gewundert habe und was ich bis zum Ende

00:37:04: bis zum Ende mich auch geärgert hat, dass es nicht gelingt,

00:37:08: dieses Geld zu vergessen.

00:37:10: Und das beschreiben aber viele superreiche dieses Geld,

00:37:14: in denen ausmaßen frisst sich in Beziehungen.

00:37:17: Es bestimmt, wie wir miteinander umgehen.

00:37:20: Wir können ab einer gewissen Dimension vielleicht nicht mehr auf Augenhöhe

00:37:25: miteinander reden, miteinander handeln, weil der, der dieses viele Geld hat,

00:37:30: im Zweifel immer die Regeln bestimmen könnte.

00:37:33: Und Sebastian macht sich da wahnsinnig viele Gedanken darum.

00:37:37: Und es führt dann dazu, dass er sich ständig fragt, wenn wir essen gehen

00:37:41: mit Freunden, wenn ich das mache, wo gehen wir denn hin?

00:37:44: Und er sagt, ich gehe dann immer in die billigste Pizzeria,

00:37:47: die auch der mit dem wenigsten Geld bezahlen kann.

00:37:50: Und ich habe dann gesagt, ja, aber vielleicht will auch mal einer in

00:37:53: den Fancy-Sterne laden und er sagt ja, dann wird er die vielleicht beschieben.

00:37:57: Aber am Ende schreibt er halt die Regeln.

00:38:00: Also er ist derjenige, der entscheidet, kann jetzt mein Freund

00:38:03: weiterhin nur einen Döner kaufen oder kann der auch mal ein Sterne-Menü essen.

00:38:08: Und es macht Geld natürlich dann mit diesen Beziehungen.

00:38:12: Find ich aber ein reizenden Zug im Übrigen zu sagen, wir gehen in die Kneipe,

00:38:16: die sich da jeder, der mit kommt, leisten kann und dann kann er sich ja trotzdem

00:38:20: einladen, wenn er mag.

00:38:21: Also das finde ich eigentlich einen feinen Umgang.

00:38:24: Du erzählst, dass du dann die erste Bistin fragt, wieviel Vermögen hat die Familie?

00:38:31: Das darf ich nicht sagen, obwohl du ihn doch so unkenntlich machst.

00:38:35: Das genau. Also es ist wirklich für ihn und für die Familie sehr,

00:38:39: sehr ungewöhnlich, was er da getan hat.

00:38:42: Und es war für alle Beteiligten kein leichter Schritt.

00:38:45: Und es gibt da genaue Absprachen, was ich sagen kann und was nicht.

00:38:49: Es ist eine Familie, die zum Huesu in Deutschland gehört.

00:38:54: Und genau, es geht auf jeden Fall um mehrere Milliarden.

00:38:59: Bei Sebastian Zuhause wird auch nicht über Geld geredet.

00:39:04: Er versteht nicht.

00:39:05: Das wird dann sehr schnell klar oder zunächst nicht auf jeden Fall als Kind nicht,

00:39:10: wie reich seine Familie wirklich ist.

00:39:12: Das sickert ja bei dem er so ganz langsam ein.

00:39:16: Er hört aber so Sätze, die dort gesagt werden, wie wir haben großes Glück,

00:39:21: dass es uns so gut geht.

00:39:23: Das darf man gar nicht laut sagen, wie gut es uns geht.

00:39:26: Und später erinnert er sich, es habe dann, es habe dann doch so was wie

00:39:31: so ein Aufklärungsgespräch gegeben.

00:39:33: Da ist er in der Grundschule.

00:39:35: Ihm wird aber vermittelt, es sei er arbeitetes Einkommen, was diese Familie hat.

00:39:41: Und du sagst jetzt mehrfache Milliardäre.

00:39:44: Und das ist ihm aus irgendeinem Grund auch total wichtig, klar zu machen,

00:39:49: dass seine Familie sich aus dem Einkommen der Eltern finanziert

00:39:54: und ercheckt erst durch seine erste feste Freundin, dass das echt nicht hinkommen kann.

00:39:59: Genau, die sagt dann nach einem sehr luxuriösen Urlaub, das kann nicht sein.

00:40:06: Schau doch mal, wie ihr lebt, das Haus, das Personal, das kann nicht stimmen,

00:40:11: diese Geschichte. Und erst dann fragt er seine Eltern und dann erfährt er tatsächlich.

00:40:17: Es ist allenfalls ein sehr kleiner Teil der Wahrheit, dass es auch erarbeitet ist.

00:40:22: Das ist was, was man in der wenigen Forschung, die es über Superreiche gibt,

00:40:28: tatsächlich häufig liest.

00:40:31: Das haben Forscherinnen herausgefunden, dass Menschen, die vor allem viel Vermögen

00:40:36: geerbt haben, dazu neigen, trotzdem die Geschichte zu erzählen.

00:40:40: Ich war es eigentlich selbst.

00:40:43: Also, obwohl die Tatsachen dem komplett entgegen stehen, ist es ihnen wichtig zu sagen,

00:40:49: ich habe das verdient, entweder weil ich besonders clever damit umgegangen bin

00:40:54: oder dass sie eben den Teil ihrer Erwerbsarbeit überbetonen.

00:40:58: Das heißt, das scheint irgendeine Art Scham diesem ererbten Vermögen,

00:41:02: dass man dann vielleicht doch nicht ganz gerechtfertigt findet, anzuhaften.

00:41:06: Diese Familie, Sebastians Familie, schottet sich aber anders als das heute,

00:41:13: glaube ich, stärker passiert, nicht ab.

00:41:16: Der Sebastian geht auch in städtischen Kindergarten,

00:41:20: in die staatliche Grundschule, ins Aufs Gymnasium um die Ecke

00:41:24: und schließt klassenübergreifende Freundschaften.

00:41:28: Genau, so nennt er das.

00:41:29: Ja, das ist echt toll.

00:41:30: Ja, finde ich auch. Das hat mich aber darauf gebracht, zum einen noch mal hinzugucken,

00:41:35: weil du auch darüber gearbeitet hast, was sich da verändert hat. Denn seit seiner Kindheit

00:41:40: ist die Zahl der Privatschulen nun immens gestiegen. Das kannte man damals gar nicht.

00:41:45: Und es war, glaube ich, ein wirklich hervorragender Zustand, dass es klassenübergreifende Freundschaften

00:41:54: gab, dass sich eine Gesellschaft durchmischt und dass sich superreiche und reiche nicht

00:42:02: abschorten vom Rest der Welt. Das ist eine interessante und wahrscheinlich auch gesellschaftlich

00:42:08: verheerende Entwicklung. Und das andere ist, fiel mir dann dabei auf, warum denken wir eigentlich

00:42:14: nicht mehr über Klassenunterschiede nach? Das ist ein Wort, was ganz selten fällt. Ich erinnere mich,

00:42:19: es gab einen Zeitlang, ich habe Harald Schmitter, der hat immer gesprochen vom

00:42:24: Unterschichtenfernsehen. Da war das nochmal. Ab ist es irgendwie weg, oder? Check ich es nur nicht.

00:42:29: Ja, da würde ich sagen, ja, ich glaube, es kommt langsam wieder, dass wir über Begriffe wie

00:42:37: Klasse sprechen, aber ich würde dir recht geben, dass sie lange weg waren. Man sieht es auch in

00:42:43: Forschung zum Beispiel über Filme und so weiter, dass zum Beispiel die Working-Klasse, mit der ich

00:42:48: mich beschäftigt habe, die Arbeiterklasse als Figur in Filmen und so weiter eigentlich ab Anfang

00:42:55: der 80er Jahre kaum mehr eine Rolle spielte. Das heißt, dass wir über unser Land eine Geschichte

00:43:00: erzählt haben, einer Mittelschichtgesellschaft, in der wir uns eher darüber unterscheiden,

00:43:07: darum unterscheiden, wer jetzt vegan lebt und wer Fleisch ist, also über so postmaterialistische

00:43:13: Unterschiede. Das war auch so eine Mode in der Soziologie zu sagen, eigentlich unterscheidet uns

00:43:21: das und alles andere ist irgendwie kalter Kaffee. Witzigerweise haben die Daten genau oder die

00:43:28: tatsächlichen Begebenheiten genau den unterschiedlichen Weg genommen, dass wir sehen, dass seit Anfang

00:43:33: der 90er Jahre die Klassenunterschiede in Deutschland sehr viel größer geworden sind. Die

00:43:39: Gesellschaft ist undurchlässiger geworden. Also wer in armen Familien geboren wird, hat es schwerer,

00:43:44: in die Mittelschicht aufzusteigen. Und das Thema, womit ich mich somanisch beschäftige, die Vermögens

00:43:51: Unterschiede sind gewaltig viel größer geworden. Also der Abstand der Mitte zu denen ganz oben

00:43:58: hat sich einfach extrem vergrößert. Es ist jetzt inzwischen das 100-Fache, es waren mal das 50-Fache.

00:44:04: Also das ist einfach die Vermögen oben sind, sind explodiert. Und das ist schon eine komische

00:44:11: Parallelität. Also dass wir lange ein anderes Land beschrieben haben und in Filmen auch gezeigt haben,

00:44:17: als es tatsächlich sich entwickelte. Das ändert sich aber, wenn wir an Serien und an Filme denken,

00:44:24: ist der Superreiche seit einigen Jahren so eine Art Witzfigur. Ja, ich würde sagen Hauptbeschäftigungsobjekt.

00:44:34: In satirischer Art und Weise, aber auch natürlich in ernsthafter Art und Weise, wenn man zum Beispiel

00:44:39: an die kruhrandiose Serie "Saxession" denkt, wo es um die Nachfolge in einem Medienimperium geht.

00:44:46: Also so ein bisschen hat der Superreiche, ich glaube so viel kann man sagen den Banker als so

00:44:52: klassischen Antagonisten oder in Serien abgelöst. Das heißt, da hat man die Bedeutung dieser Personen

00:45:01: glaube ich inzwischen begriffen. Die Forschung hinkt leider noch so ein bisschen nach. So eine

00:45:06: Soziologie der Superreichen gibt es leider nicht. Aber auch da geht viel los. Also ich bin da total

00:45:12: hoffnungsvoll, dass die Geschichte des Landes, die wir uns erzählen, sich mehr den tatsächlichen

00:45:18: Gegebenheiten anpasst. Eins will ich nicht liegen lassen, bevor ich dazu komme, wer sich mit dieser

00:45:24: Forschung auch so nach und nach beschäftigt und warum das wichtig wäre. Warum hast du gesagt,

00:45:29: du beschäftigst dich manisch damit? Da hast du auch gezwinkert und gelacht und hast also eine gute

00:45:35: Selbstdistance. Wie kommt es eigentlich? Ich bin da so reingerutscht. Ich bin tatsächlich in der

00:45:41: Welt groß geworden in Münsterland, wo reiche Leute Apotheker waren. Und mein Bild war ja irgendwie

00:45:48: werden wir uns alle, das ist das Spektrum, in dem wir uns bewegen. Reiche Leute fahren Skis. Das war

00:45:55: dein Empfinden. Das war mein Empfinden. Und mein Vater hat einen ganz klassischen Aufstieg aus

00:46:01: einer sehr einfachen Arbeiterschicht in die Mittelschicht vollzogen über zweiten Bildungsweg

00:46:06: und einfach das wir ja ganz, ganz viele und ich dachte, ach so ist die Spannbreite der Gesellschaft.

00:46:13: Und als ich angefangen habe Journalistin zu werden, ich wollte eigentlich Sportreporterin werden,

00:46:18: aber hat mich dann doch, bin dann auch in das andere rein gerutscht durch Zufälle, habe ich Zeit

00:46:24: gleich als zwei der ersten Dinge, die ich gemacht habe, ein Dokumentation gedreht über die Einführung

00:46:30: von Hartz IV in Hagen in der Stadt und habe da dann Leute fünf Jahre lang am Ende begleitet,

00:46:38: die quasi mit Hartz IV leben mussten und habe mich gleichzeitig an der Cover beworben bei der

00:46:43: Unternehmensberatung McKinsey und bin da in der Welt gerutscht, wo Menschen mehr hatten als Apotheker

00:46:50: und wo uns, ich war da Mitte 20, gesagt wurde, ihr seid die nächste Elite des Landes, ihr werdet

00:46:57: das geschickt lenken und leiten und ich hatte es wahnsinnig fasziniert, dass es an beiden Enden

00:47:03: der Gesellschaft so Art Parallelwelten gibt, die mir gar nicht klar waren, die aber doch so ein

00:47:09: bisschen auch Ähnlichkeit haben, man hatte eigene Schulen, man hatte eigene Wohnviertel und das hat

00:47:15: mich einfach total neugierig gemacht, weil ich glaube als Reporterin hat man ja die Rolle,

00:47:21: Leute irgendwo hinzubringen, wo die so nicht reingucken können und denen Welten zu beschreiben,

00:47:27: die einem nicht so einfach zugänglich sind, sondern wo man auch mal kistenweise Briefe schreiben muss,

00:47:32: um reingelassen zu werden. Warst du je versuchter hängen zu bleiben in der McKinsey-Welt oder war

00:47:37: dir immer klar, dass dein Weg der Reporterin sein will? Nee, ich habe dann ein Angebot bekommen als

00:47:44: Unternehmensberaterin, ein Vertragsangebot und da standen damals für mich unfassbare 70.000

00:47:52: Euro in diesem Vertragsangebot. Pro Monat, nehm ich ja. Nee, pro Jahr, aber trotzdem ist ja schon

00:47:58: ne Weile her, ich fand es unfassbar viel Geld und habe tatsächlich kurz nachgedacht, ob ich es nicht

00:48:06: doch mache. Was hat den Ausschlag gegeben, dass du es nicht gemacht hast? Ich wollte immer

00:48:10: Journalistin werden und ich hätte glaube ich es wahnsinnig gern probiert, um dann über mehr

00:48:16: schreiben zu können, aber dann war schnell klar, dass ich dann so Geheimhaltungsklauseln hätte

00:48:21: unterschreiben müssen, die verhindert hätten, dass ich überall das, was ich bis dahin erlebt

00:48:26: hätte, überhaupt ein Wort verlieren durfte und dann ja. Aber ich finde es verlockend und ich finde

00:48:33: es ist auch falsch zu sagen, dass diese Welt des Reichtums natürlich was unfassbar faszinierend ist.

00:48:40: Wärst du das gerne? Wärst du gerne superreich? Superreich nicht, mittelreich glaube ich. Ich glaube,

00:48:46: der Soft, also so der Punkt, wo es einem wirklich top geht, ist wenn man so 4, 5 Millionen hat und

00:48:54: damit dann kann es frei entscheiden kann, was arbeite ich, welche Ideen kann ich wahr machen und

00:49:02: wirklich alle Sorgen, Sorgen los ist und natürlich ist Geld ein tolles Mittel, um zum einen die eigenen

00:49:10: Ideen zu verwirklichen, aber um sich auch das Leben schön zu machen. Also ich beschreibe auch in dem

00:49:14: Buch, dass ich während der Recherche in einem sehr, sehr, sehr, sehr schönen Hotel war. Ich fand es

00:49:21: da super, ich liebe wunderschöne Hotels, also ja, ich mag Geld. Ja. Wieder haben wir was gehört über

00:49:30: Verschwiegenheit bei McKinsey. Okay, das gehört auch zu jeder Unternehmensphilosophie. Das ist ja

00:49:34: klar, alles was da verhandelt wird, soll da auch bleiben. Aber ich will anknüpfen damit wieder,

00:49:39: weil wir eben bei der Überlegung waren, es müsste eigentlich Forschung dazu geben. Es bräuchte so was

00:49:46: wie eine Soziologie des Reichtums und da gibt es zwei Forscher, Nicole Bosan und Bertolt Vogel,

00:49:52: die plädieren dafür. Nicht fand wichtig, du schreibst es in deinem Buch, wie die das begründen.

00:49:57: Zitat es sei doch, so schreiben sie, merkwürdig, dass in der Soziologie mit wiederkehrender

00:50:03: Regelmäßigkeit so auch heute wieder von Polarisierung gesprochen wird, ein Pol dabei aber

00:50:09: gänzlich unbeachtet bleibt. Für eine genaue Analyse müsste man, Zitat wieder, die Gesellschaft sehr

00:50:16: viel stärker als es bislang der Fall ist, von oben her denken. Es bräuchte dringend mehr Mut zur

00:50:23: Reichtumsforschung. Was würde es ändern? Frage ich dich. Wir würden Dinge wissen, die wichtig

00:50:30: sind zu wissen. Zum Beispiel, wie wird man in Deutschland heute eigentlich reich? Sind das

00:50:35: Unternehmensbiografien, also sind die Menschen self-made aufgrund von eigenen Ideen oder

00:50:41: ist es ererbter Reichtum? Das zum Beispiel ist total wichtig, das weiß man aus der Forschung für die

00:50:47: Frage, ob Menschen Ungleichheit akzeptieren. Die allermeisten Menschen haben mit Ungleichheit

00:50:53: wenig Probleme. Ich finde, es ist total wichtig zu sagen, gleichmachende Gesellschaft wünscht sich

00:50:59: kaum jemand. Aber sie haben weniger Probleme mit Ungleichheit, die auf eigenen Anstrengungen,

00:51:05: eigenem Leistung, wie immer man das benennen will, beruht. Also das wäre wichtig zu wissen,

00:51:10: haben wir heute in unserem Land noch einen Reichtum, der im Wesentlichen auf eigenen Ideen

00:51:16: beruht. Das ist ja so ein bisschen die Geschichte, die wir uns über unser Land erzählen oder eben

00:51:21: nicht. Ist der Reichtum männlich oder ist er weiblich? Ist er Ostdeutsch? Ist er Westdeutsch? Wie

00:51:27: denken sehr reiche Menschen über Gesetze, die sie womöglich betreffen würden? Wären sie bereit,

00:51:34: sich gegen Steuern zu wehren? Wären sie bereit, auf andere Wege zu unserem Gemeinwohl beizutragen?

00:51:41: Aber ganz viel weiß man doch davon. Also du weißt, dass es in Ostdeutschland keine Erbengigantischer

00:51:47: Vermögen gibt. Das gibt es einfach nicht. Man weiß, dass das Puzzles wegen das Ökonomen und andere

00:51:53: Forscher seit einiger Zeit mühsam, mühsam legen. Aber auch das wissen wir nicht aufgrund von wirklichen

00:51:59: statistischen messbaren Daten. Das ist halt, es ist so ein bisschen, ja wirklich ein unfassbar kompliziertes

00:52:07: Puzzle, was da gelegt wird. Man weiß auch, dass die meisten reichen Menschen gegen eine Besteuerung

00:52:16: sind, die anders verteilen würden, oder? Nee, das weiß man zum Beispiel nicht. Man kriegt es immer wieder

00:52:24: erzählt und das ist natürlich eine wichtige Frage. Ist es eine Erzählung der Lobby, die

00:52:30: verhindern will, dass es genau diese Steuer gibt? Es wird ja dann immer gesagt, oh, bei einer höheren

00:52:35: Besteuerung wären die alle weg, die reichen, mit denen ich gesprochen habe. Da haben mir viele erzählt,

00:52:41: ja, wenn es Steuer kommt, dann wäre das Maß voll und meine Freunde, die würden dann das Land verlassen.

00:52:47: Und wenn ich dann gefragt habe und sie auch, haben alle gesagt, nein, ich natürlich nicht, ich würde

00:52:52: bleiben. Ich lebe gerne in diesem Land. Mir ist dieses Land wichtig. Also dazu wäre zum Beispiel

00:52:58: eine Forschung enorm wichtig und auch für einen Punkt, wo ich es geradewegs absurd finde, dass wir da im

00:53:05: Art Meinungs- oder fast Kulturkampf sind, nämlich die Frage, wie Reichtum in Deutschland besteuert wird.

00:53:13: Wir wissen das nicht. Wir wissen, welche Steuern auf dem Papier fällig wären, aber zum Beispiel

00:53:20: im Falle der Erbschaftsteuer habe ich ganz, ganz viel dazu recherchiert und der Sebastian erzählt

00:53:27: erstmals als ein sehr vermögender, dass auf dem Papier bei einer Übertragung von Vermögen für

00:53:34: seine Familie viele, viele Millionen steuernfällig gewesen wären, dass aber die Steuerberater gesagt

00:53:41: haben, macht euch keine Sorgen, es gibt da Schlupflöcher, da kriegen wir das durch und am Ende

00:53:46: haben sie fast nichts bezahlt. Das heißt, wir müssten das meines Erachtens wissen, wie diese

00:53:53: Zahlen effektiv am Ende sind, um darüber reden zu können, wie soll es denn sein?

00:53:58: Rainer Zittelmann, den hast du eben schon angesprochen, der versteht sich ja selber als weltweit

00:54:06: bekanntester Reichtumsforscher. Drunter macht das nicht. Der, man immer solche Sätze fallen,

00:54:13: würde dir sofort kommen mit reine Neidebatte. Ja, genau. Das ist das absolute Totschlags,

00:54:22: das Argument, was kommt, wenn man fragt, wer hat, warum und wie viel. Und das Schwierige daran ist,

00:54:30: dass an diesem Argument in Deutschland ein Körnchen Wahrheit dran ist. Ich glaube, wir sind in

00:54:37: Deutschland nicht gut darin, über viel Geld zu reden. Wir haben durchaus da so ein bisschen

00:54:45: muffeligen Angang und sagen, wieso hat er da das Auto, wieso hat er da das Haus. Aber auch das weiß

00:54:54: man aus der Forschung, dass es vor allem bei Menschen, die ähnlich viel haben wie man selber.

00:54:59: Also wir haben da echt, glaube ich, eine unangenehme Ader, wenn der Nachbar irgendwie ein

00:55:03: teures Auto hat und dann wird darum gemäckert. Bei diesen riesigen Dimensionen spielt dieses

00:55:12: sozialen Neid Argument, glaube ich, eine sehr, sehr geringe Rolle, wenn man wissen will, oh,

00:55:18: wie ist denn das Vermögen im großen Stil in Deutschland verteilt. Und ich finde bei diesen

00:55:24: Fragen, dass den Vorwurf der Neid-Debatte genauso langweilig wie jetzt Plumpes Reichenbashing, um

00:55:30: zu sagen, oh, die Reichen, die sind alle böse. Nein, sind sie nicht. Aber trotzdem ist es auch

00:55:35: kein Neid zu fragen, ist es denn legitim oder ist es richtig, wollen wir das Land sein,

00:55:40: dass eine der größten Ungleichheiten in der Vermögensverteilung unter allen Industrieländern

00:55:46: hat? Wollen wir so sein? Das ist keine Neid-Debatte. Reiner Zittelmann ist auch einer derjenigen,

00:55:52: der sagt, jeder kann reich werden, wenn er das nur will. Und es ist einfach, ja, tatsächlich

00:55:58: abhängig davon, wie entschieden du davor gehst, ist seine Frage des Willens. Wir erklären sich,

00:56:05: also du sagst ja schon, es gibt natürlich nicht die Reichen, wie es auch nicht die Armen gibt.

00:56:10: Wie erklären sich die meisten ihren Reichtum? Die meisten Menschen, die ich gesprochen habe,

00:56:17: finden das im Großen und Ganzen in Ordnung, wie es ist, dass sie so viel haben und andere eben

00:56:23: nicht. Sie haben Erzählungen, die das schlüssig wirken lassen, wie zum Beispiel, ich habe viel

00:56:29: mehr gearbeitet als andere, ich habe viel mehr geleistet oder ich bin clever in den Investitionen.

00:56:36: Und ich habe schon gesagt, dass das ja auch die Grundlage ist, auf der wir Ungleichheit akzeptieren.

00:56:41: Aber ab einer gewissen Größenordnung ist es schwer nachvollziehbar, dass man sagt,

00:56:48: jemand hat tausend Millionen, weil er so viel mehr geleistet hat als jemand, der 10.000 Euro auf

00:56:57: dem Konto hat und ich habe sehr viele Menschen für Recherchen begleitet, die extrem hart arbeiten,

00:57:02: die wahnsinnig viel leisten und die natürlich von ihrem Einkommen gar nichts aufbauen können,

00:57:09: über einen Hofreiniger, Lehrer, wir kennen das alle, die Krankenpfleger und so weiter und so

00:57:15: fort. Aber trotzdem erzählen sehr reiche Menschen diese Geschichten und je länger ich zugehört

00:57:24: habe, desto besser habe ich das auch verstanden, weil ich glaube, wir brauchen als Menschen eine

00:57:28: logische Geschichte für uns selber. Warum sind wir so und warum hat es im Großen und Ganzen

00:57:34: seine Ordnung? Weil der Sebastian, den ich getroffen habe, der sagt, es ist nicht richtig,

00:57:39: dass ich so viel habe und wenn man damit einmal anfängt, da hängen so viele Zweifel und so viele

00:57:45: Fragezeichen dran, dass es das Leben so unfassbar kompliziert macht, dass ich total verstehe,

00:57:50: dass jemand sagt, ich habe 3 Milliarden, weil ich habe es verdient. Das ist die viel,

00:57:55: viel einfacher Geschichte, mit der kann man glaube ich unbedarfter leben. Macht dann Geld die meisten,

00:58:04: die es haben glücklich und nur Sebastian nicht? Geld macht am Anfang glücklich, das sagt auch

00:58:11: die Forschung. Also wenn man nichts hat und man hat dann 100.000, macht Geld auf jeden Fall

00:58:17: glücklich, weil es dir die ganz üblen existenziellen Sorgen vom Leihpälz macht, ein Riesenunterschied

00:58:23: und das kann man nachweisen. Ich glaube und das waren auch meine Gespräche, ob man jetzt 1

00:58:31: Milliarde hat oder 1,5 Milliarden macht dann nicht mehr in jedem Falle glücklicher, weil Geld in

00:58:38: der Größenordnung auch sehr, sehr pflegeintensiv ist. Das heißt, manche Probleme gehen dann mit

00:58:43: dem Geld erst los. Was macht es mit meinen Kindern? Verdirbt es meine Kinder? Betrügen mich

00:58:49: Leute? Was mache ich eigentlich mit dem ganzen Geld? Also es wird dann sehr aufwendig sich damit

00:58:54: zu beschäftigen und ja, da würde ich diese Frage nicht mehr mit eindeutig mit, da macht es einen

00:59:01: glücklicher Beantwortung. Kann man das beziffern? Gibt es einen Betrag ab dem von da an du eher

00:59:08: anfängst dich zu schämen oder? Es ist die alte Leia, wir wissen es leider nicht. Wir wissen

00:59:13: inzwischen aus der Forschung, lange dachte man bis 70.000 Euro macht Geld auf jeden Fall glücklicher.

00:59:19: Dein McKinseygehalt, das ist das Gehalt. Das war das Glücksgehalt. Inzwischen sagt die Forschung

00:59:24: nee, nee, auch wenn du dann 300.000 im Jahr verdient, macht es dich noch glücklicher und zufriedener.

00:59:29: Zu den Menschen, die ich getroffen habe, gibt es keine Forschung. Wir wissen es nicht. Wir können

00:59:33: quasi da nur anektotisch erzählen, dass es glückliche und unglückliche gibt. Was du auch

00:59:40: erzählst in dem Buch ist, wir haben es eben schon angetippt. Du brauchst, wenn du sehr, sehr,

00:59:46: sehr, sehr viel Geld hast, brauchst du Menschen, die dir helfen, dass du es hoffentlich vermehrst,

00:59:53: mindestens mal behalten kannst und nicht irgendwie durch böseste Steuern, die du zahlen

01:00:01: müsstest oder so verlierst. Die heißen Family Offices und diese Family Offices, also das sind

01:00:08: dann hochbezahlte Berater, die sich natürlich im Steuerrecht wahrscheinlich auskennen wie kein

01:00:16: Zweiter. Die handeln auch gelegentlich, das fand ich eine sehr lustige Geschichte, bitte,

01:00:22: erzählst sie uns im Notfall, was von manchen einem auch missverstanden wird, etwa einem Spross der

01:00:28: Familie, der auf Sylt ist. Sylt kommt irgendwie in letzter Zeit immer ganz schlecht weg, ne, hier auch.

01:00:34: Da hat die arme Insel dabei, ist es schön dort. Und der ruft dann im Family Office an und was

01:00:40: passiert da? Genau, der feiert eine Party und das Family Office hat einen Notfall,

01:00:43: Hotline, gedacht für so Dinge wie schon auch Entführungen und er ruft da an, so wurde es

01:00:50: mir erzählt und sagt, der Alkohol ist leer und die Zigaretten auch bald bringt mal was rüber,

01:00:58: ich habe keine Lust aufs Festland zu fahren. Da hat dann der Family Officer ein sehr erfahrener

01:01:03: gesagt, nee, dafür sind wir nicht da. Aber eigentlich ist ein Family Office für alles da. Ich fand

01:01:11: es sehr lustig, dass eine vermögende Marlene Engelhorn mit der ich gesprochen habe gesagt hat,

01:01:16: sie dachte lange, der Family Officer, das sei ihr Onkel, weil der einfach immer da war,

01:01:21: bei Familienfeiern, bei Beerdigungen und sie sagt, das sei schon typisch, weil das der Mensch ist,

01:01:29: den man ganz nah an sich ran lässt, weil der kümmert sich um das, was in vielen Familien dann

01:01:35: schon der Mittelpunkt ist, das Vermögen. Der weiß alles, der weiß auch oft Mensch, das eine Kind,

01:01:42: da haben die Eltern so ein bisschen Bauchschmerzen und dann hat es auch noch so doof geheiratet,

01:01:47: was können wir da vertraglich machen, um das vom Vermögen abzuschirmen. Also da geht es wirklich

01:01:52: um Intimstes und gleichzeitig Profan um die Vermehrung. Also ich glaube, mit gleich bleiben,

01:01:59: was du gerade gesagt hast, das Vermögen soll gleich bleiben, da wäre ein Family Office nicht

01:02:04: zufrieden. Es geht schon um die Vermehrung und das ist auch neben der Frage, was ist reich? Das

01:02:11: zweite, was das Wichtigste ist zu kapieren, große Vermögen haben die Eigenschaft, sich

01:02:17: richtig gut zu vermehren. Da ist eine Rendite von 10 Prozent, wenn man da ein gutes Family Office

01:02:22: ranlässt, also 10 Prozent mehr jedes Jahr, das ist wirklich nichts außergewöhnliches. Und das

01:02:28: führt natürlich dazu, wenn man das einfach so laufen lässt, dass das einfach von selber fröhlich

01:02:33: wächst. Also da hat mir auch der Sebastian erzählt, jedes war dann zweimal pro Jahr immer zuhause und

01:02:39: die Family Officer haben ihm die Zahlen vorgelegt und er hat immer gedacht, Heidewitzka schon wieder

01:02:44: so viel mehr geworden. Es gibt ein Artikel im Grundgesetz 14 Absatz 2, der sagt was ganz

01:02:53: Interessantes, nämlich "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit

01:03:00: dienen. Ein Starter der Möglichkeiten, sowas zu steuern, deshalb haben wir Steuern. Die Vermögensteuer

01:03:08: haben wir schon angesprochen, ist seit 1997 ausgesetzt. Das heißt man könnte sie wieder erheben. Damals hat

01:03:15: das Bundesverfassungsgericht gesagt, die Bemessungsgrundlage sei verfassungswidrig. Man könnte

01:03:21: sowas aber ja alles ändern. Man könnte hingehen und eine andere Verteilung innerhalb der Gesellschaft

01:03:31: organisieren bzw. steuern. Du sagst, du hast natürlich auch darüber ganz ganz viele Gespräche

01:03:38: geführt, sie langweilen dich geradezu, weil du immer immer wieder dasselbe hörst. Eines der

01:03:45: Textbausteine, der dann auf jeden Fall kommt, ist "kein anderes OECD-Land besteuert,

01:03:51: Arbeit so stark und Vermögen gleichzeitig so niedrig". Denn was wir gerade hatten, du kannst

01:03:58: nicht von Arbeit so unfassbar reich werden, mindestens ich in der Regel, wenn wir eventuell

01:04:04: hast du die gigantische Idee für das unfassbare weltweiterfolgreiche Start-up gehabt oder so,

01:04:10: dann klappt das vielleicht. Du kannst nicht durch Arbeit unfassbar reich werden, du kannst

01:04:16: eigentlich nur unfassbar reich werden, wenn du dein Geld arbeiten lässt. Also was könnte man machen

01:04:24: und wieso sind die Widerstände so groß, dass es ganz offensichtlich nicht passiert, denn auch die

01:04:32: zwei der regierenden Parteien im Moment, die SPD und die Grünen, hatten natürlich eine Wiedereinsetzung

01:04:39: der Vermögensteuern irgendeiner Form in ihren Wahlprogrammen bei der zurückliegenden Bundestagswahl.

01:04:45: Die SPD und die Grünen, aber genau passiert ist genau gar nichts. Ja schon mehrmals hatten

01:04:52: Sie das in Ihren Wahlprogrammen und ich habe gestern erst wieder ein Papier der Grünen,

01:04:56: Finanzexperten gelesen, die jetzt wieder Vermögenssteuern fordern und vor allem das

01:05:02: Schließen von Schlupflöchern fordern. Ich finde das ist so wie die Zugvögel, da merkt man

01:05:08: der Wahlkampfnaht, wenn SPD und Grüne das fordern. Vielleicht wird es jetzt diesmal anders,

01:05:15: aber bislang war es immer nicht so. Es waren keine Dinge, um die so wie wurde mir sehr glaubhaft

01:05:22: erzählt in den Koalitionsverhandlungen auf irgendeine Art gerungen oder gekämpft wurde, also Dinge,

01:05:30: die offensichtlich dann doch nicht wichtig waren. Und tatsächlich, da ich schon auf so vielen Podien

01:05:37: mit Vertretern auch dieser Parteien saß und die das immer bedauernend vorbringen und immer sagen,

01:05:43: Sie halten diese Ungleichheit für so ein großes Problem, finde ich das schon erstaunlich. Es wird

01:05:49: dann immer gesagt, das liegt an der Lobby, das liegt an der Fiene, an der Lobby der Superreichen,

01:05:55: die gibt es auch, auch dazu habe ich viel recherchiert und habe auch rausgefunden, wie gut die

01:06:00: arbeitet und wie erfolgreich die das schafft. Das ist dann sogar, man bei Horst Seehofer einen

01:06:06: am Sonntag einen langen Termin kriegt kurz bevor ein Gesetz zur Erbschaft verhandelt wird, wo

01:06:11: Horst Seehofer dann aber ein Veto einlegt im Sinne der vermögenen Familien. Also die funktioniert,

01:06:18: aber trotzdem ist mir nicht plausibel, warum man als Politiker nicht dennoch das tun könnte,

01:06:25: was man ja in den Wahlprogrammen angekündigt hat. Geht es dann um Arbeitsplätze? Also ist das zum

01:06:32: Beispiel der, ich will nicht sagen der Trick, aber ist das der Verweis, den du dann machst und sagst,

01:06:38: bitte, wenn man zum Beispiel eine Vermögenssteuer wieder aufsetzte bzw. wieder einsetzte, dann

01:06:45: hätte man damit eventuell das Problem, das so argumentiert, glaube ich, der Bundesfinanzminister

01:06:52: Christian Lindner, das Firmen das Land verlassen und du dann Standorte wählst, die eventuell steuerlich

01:07:02: da günstiger zeigen, denn das muss man sagen, es ist kein rein deutsches Problem. Auch international

01:07:08: ist es so, dass nur noch ganz wenige Länder eine Vermögenssteuer erheben, reiche und vor allem

01:07:13: superreiche sind in den zurückliegenden rund 30 Jahren überall steuerlich entlastet worden. Allerdings

01:07:22: muss man dann sagen, da habe ich eine interessante Studie gefunden, gibt es große Unterschiede

01:07:25: bei der Besteuerung von Reichen innerhalb Europas. Also wenn man da gleich über die Grenze wechseln

01:07:31: will, dann musste aufpassen wo du hingehst. Das ist das Netzwerk Steuergerechtigkeit, hat das

01:07:36: gemacht gemeinsam mit Oxfam und dem österreichischen Momentum-Institut, haben diese Studium April

01:07:43: 224 veröffentlicht und die haben verglichen die Steuersysteme in Deutschland, Österreich und

01:07:49: der Schweiz und das Ergebnis ist, hätte ich nicht gedacht, das Schweizer Steuersystem ist progressiver

01:07:55: als das in Deutschland und Österreich, das heißt, wer in der Schweiz mehr verdient, das wusste ich

01:08:00: sogar, zahlt auch höhere Steuern und zahlt auch höhere Abgaben, also du musst auch Krankenversicherungen

01:08:06: beitragen, anderer Höhe zahlen, du wirst als reicher Mensch in der Schweiz ganz anders zur

01:08:13: Verantwortung genommen und einfach ans Bezahlen gebracht, was eine Gemeinheit, Allgemeinheit

01:08:20: nützt und was sie auch ausbananciert, eine Vermögenssteuer nach Schweizer Modell, damit höre ich

01:08:27: dann aber auch auf, berechtet der Bundesrepublik dem nach Mehreinnahmen von rund, achte bitte,

01:08:32: 73 Milliarden Euro haben die Verfasserinnen und Verfasser dieser Studie errechnet, dann könnte

01:08:39: Deutschland, das gerade in diesen Haushaltsverhandlungen festklemmt, doch sich echt, echt entspannt

01:08:46: zurücklehnen, das würde super helfen. Ja, ich glaube es ist immer schwierig, Steuersysteme von

01:08:53: Ländern 1 zu 1 zu vergleichen, aber klar ist, in Deutschland finanzieren wir uns hauptsächlich

01:09:00: auf Abgaben, auf Arbeit und das heißt Menschen, auch die, die gut verdienen, zahlen in Deutschland

01:09:06: richtig, richtig viel Steuern und Abgaben und halten den ganzen Laden hier am Laufen. Ich glaube,

01:09:13: da wir wissen, dass die Abgaben eher steigen werden in der Gesellschaft, die auch älter wird,

01:09:18: die Rente wird teurer, die Krankenversicherung wird teurer, werden wir da irgendwann einen Punkt

01:09:23: kommen, wo wir uns fragen müssen, wollen wir das so noch, wollen wir vor allem Arbeit entlasten

01:09:28: oder nicht arbeiten, genau das, was wir ja brauchen, dass Leute Bock haben zu arbeiten, was zu bewegen

01:09:35: und wäre es dann nicht angesichts dessen eine kluge Idee zu überlegen, ob nicht tatsächlich die

01:09:42: großen Vermögen mehr beitragen können. Es gibt da reihenweise Ideen, die Diskussion in Deutschland

01:09:49: verläuft leider so ein bisschen langweilig noch, aber es gibt zum Beispiel gerade die Idee auch

01:09:55: einer Mindeststeuer für sehr, sehr reiche Menschen und wenn man die so anwenden würde, wie das

01:10:00: Konzept ist, das heißt 2 Prozent Steuern für jeden, der über 100 Millionen hat, also genau quasi

01:10:07: meine Superreichen, auch da hätte man sofort Mehreinnahmen in Deutschland von 18 Milliarden Euro

01:10:13: und dann würde nur einfach der Zuwachs des Vermögens kleiner, das heißt deren Vermögen würden

01:10:19: immer noch wachsen, die hätten immer noch ein Plus jedes Jahr, das Plus wäre nur einfach kleiner

01:10:25: und das wäre was, um auch nochmal auf das Arbeitsplatz Argument zurückzukommen, wir gefährden

01:10:33: glaube ich gerade in Deutschland auch Arbeitsplätze dadurch, dass Arbeit immer teurer wird, auch das

01:10:38: ist ein Argument gerade für Unternehmen hier nicht zu investieren und ich weiß nicht, ob wirklich

01:10:44: die ganz, ganz großen Familienvermögen teilweise über Generationen zementiert in Deutschland,

01:10:50: ob das wirklich unser schützenswertes, das gut ist oder ob wir nicht sagen, wir wollen Land sein,

01:10:56: in der vor allem die Anreize da sind, dass man selber was aufbaut. Wir brauchen viel mehr Unternehmer

01:11:02: und Gründer, wir brauchen viel mehr Bewegung in dem Laden hier und meines Erachtens wäre es

01:11:08: dafür gut, vielleicht an die alten zementierten Vermögen ein bisschen ran zu gehen, weil wir

01:11:15: verlassen uns wirklich mit einer Art Gottvertrauen darauf, dass diese paar Menschen über die wir so

01:11:21: wenig wissen, das Richtige tun im Sinne aller und ich finde, das ist eine gewagte Wette.

01:11:26: Ja das ist so offensichtlich wie die Superjachten so ein bisschen das, wo man an der Oberfläche

01:11:37: kratzt. Parteispenden spielen sicherlich eine Rolle, aber auch ohne jegliche Parteispenden hat

01:11:44: jemand, der eine Milliarde, tausend Millionen hat größeren Einfluss auf die Politik als ja jetzt

01:11:52: der einfache Bäcker an der Ecke, weil einfach auch das habe ich recherchiert, wenn jemand zum

01:12:00: Beispiel, ich habe den Immobilienunternehmer Christoph Grüner mit der Kamera begleitet, der

01:12:05: ja nicht zufrieden ist mit der Stadt Köln und er sagt, er will da die Baugenehmigung schneller

01:12:10: haben, das gibt es auch gar nicht und dann sagt sein Team, naja die Stadt arbeitet so wie sie arbeitet

01:12:16: und er sagt, nee, nee, nee, wenn wir denen sagen, wir gehen dann nach Düsseldorf, dann arbeiten die

01:12:21: schon schneller. Das ist dann was, das empört natürlich auch zu Recht, aber eigentlich ist es ja

01:12:27: nur gut, dass das jemand mal offen ausspricht, weil genauso ist es ja, es hat natürlich einen anderen

01:12:32: Effekt bei der Stadt Köln, ob da jemand mit vielen Millionen im Hintergrund anruft oder einfach nur

01:12:39: der wütende Herr Schmidt aus Köln Kalk und sagt, oh Mensch, die Müllabfuhr, das hat einfach einen

01:12:45: Effekt, den kann man nicht wegdiskutieren. Auf jeden Fall und hier ist dann tatsächlich immer nicht

01:12:49: entscheidend, dass der mit Düsseldorf, der verbotenen Stadt, droht, sondern genau der Umstand, der macht

01:12:56: was, fand ich übrigens auch eine wahnsinnig interessante Szene in einem deiner Filme, in der das

01:13:01: vorkommt, ist einem hochgradig unsympathisch, aber gut, dass er es mal ausgesprochen hat.

01:13:06: Total, ich habe da großen Refekt auch vor Christoph Grüner, dass er sich so so stellt, weil genau

01:13:13: darum geht es doch. Es ist ja nicht besser, wenn das alles im Geheimen passiert, sondern es ist ja viel

01:13:19: besser, wenn es sichtbar wird und wir dann darüber reden können. Manches passiert aber, glaube ich,

01:13:23: im Geheimen. Man kommt natürlich als einer der ersten Zugänge auf die Partei Spenden, ich habe es

01:13:29: gerade gesagt, du sagst, du glaubst eigentlich nicht, dass das die große Rolle spielt. Interessant

01:13:34: aber doch zu wissen, dass die AfD im ersten Halbjahr 2023, das war die Zahl, die ich gefunden habe,

01:13:40: Spitzenreiterin bei den Großspenden ist. Wir haben jetzt auch gelernt im März 2024, die größte

01:13:46: Parteispende aller Zeiten hat ein vermögendes Ehepaar, die in Mecklenburg-Vorpommern seit 20 Jahren

01:13:54: Leben an das BSW gegeben. Insgesamt 5 Millionen Euro und die sagen, sie verlangen davon eigentlich

01:14:02: nur, im Sinne von ausschließlich, dass diese Parteiderin unterstützt wird, sich für in Anführungsstrichen

01:14:11: Frieden einzusetzen, also das, was das BSW unter Frieden versteht und die haben auch versichert,

01:14:17: dass dieses Geld in Deutschland verdient ist und so. Da hat auch das BSW höllisch aufgepasst,

01:14:21: dass sie da nicht irgendwie einen falschen Zusammenhang gerieten. Also die versprechen sich da

01:14:26: keinen Einfluss auf die Steuergesetzgebung beispielsweise von. Nee, aber das ist ja das,

01:14:33: was ich versucht habe zu erklären, so viel Geld ist ein Riesenhebel und du kannst damit deine

01:14:38: Wünsche einfach hochhebeln, wenn dir Friedenspolitik wichtig ist und du hast 10 Millionen als Geld,

01:14:46: das du investieren kannst, hast du eine größere Wahrscheinlichkeit, dass das wahr wird als

01:14:51: jetzt die vielen anderen, denen vielleicht andere Dinge wichtig sind und da gibt es auch Studien,

01:14:56: die das zeigen, dass die Dinge, die eher gut verdienen, eher vermögen und wichtig sind, die

01:15:01: haben einfach eine höhere Wahrscheinlichkeit gesetzt zu werden, als das, was armen Leuten wichtig ist.

01:15:06: Was ich aber auch total super interessant fand und dann noch mal ein Zahnscherfer im Prinzip,

01:15:14: als die Parteispenden wurde ja genau auch einsehen kann, wer hat jetzt wie viel gespendet,

01:15:20: dass wir von diesem Ehepaar wissen, ist einfach der Gesetzgebung zu danken, da verlangen wir

01:15:26: Offenlegungen. So, aber dass man auch mit dem Entzug von Spenden oder der Verlagerung von

01:15:33: Ansiedlungen und sei es nur in den Nachbarort drohen kann und dann auch noch hingehen kann und kann

01:15:40: sagen, bitte, ich spende nicht mehr an die sozialen Einrichtungen in dieser Stadt. Das kann ja echt

01:15:47: was machen. Du hast das Beispiel genannt von Michael Stoschek, die Familie Stoschek ist auch eine

01:15:53: Milliardärsfamilie, die wollte, also Michael Stoschek wollte das, dass die Stadt Koburg seinen

01:16:00: Großvater Max Brose zum Ehrenbürger macht und der Stadtrand lehnt das ab, denn Brose war NSDAP

01:16:06: Mitglied, hat Zwangsarbeiter beschäftigt, dann sagt Stoschek, nee, dann ziehe ich aber all meine

01:16:13: Spenden, die regelmäßig an die sozialen Einrichtungen gegangen sind, zurück und der Stadtrat revidiert

01:16:20: seine Entscheidung zum Entsetzen des Zentralrats. Der Judenbrose wird Ehrenbürger der Stadt Koburg.

01:16:27: Genau, es führt vor allem Straße nach ihm benannt, darum ging es der Familie Stoschek und in den

01:16:32: Briefen an die sozialen Einrichtungen haben sie das halt auch genau so beschrieben, dass sie gesagt

01:16:37: haben, "schuldigung, so lange quasi um jetzt mal es überspitzt zu sagen, man nicht tut, was wir wollen,

01:16:44: gibt es von uns kein Geld mehr." Und das ist ja auch, muss man in aller Klarheit sagen, ihr gutes Recht

01:16:51: Jan Philipp Rehmzmar, einer der größten Medzene in diesem Land, der das ganz, ganz tolle Institut

01:16:58: für Sozialforschung in Hamburg lange finanziert hat, hat jetzt aufgeschreckt mit der Entscheidung,

01:17:03: das nicht mehr zu tun und er hat in der Rede gesagt, dem Spenden wohnt Willkür-Inne, der Spender darf

01:17:11: entscheiden, ob er das tut und ich finde, das ist ganz wichtig zu wissen, weil oft wird ja gesagt,

01:17:16: "ach, können wir uns das nicht mit diesem lästigen Besteuern irgendwie sparen, die sollen doch lieber

01:17:22: alle spenden, das ist doch auch schön, ich finde es auch irgendwie den nettreren Weg, aber wir können

01:17:27: uns darauf nicht verlassen und wir wissen auch, dass Vermögende vor allem einfach für die Sachen

01:17:32: spenden, die ihnen auch wichtig sind, die sie toll finden, die sie spannend finden und ja für Opern

01:17:39: und für Hochkultur ist es zum Beispiel viel einfacher, Spenden einzusammeln als für rückfällig

01:17:45: gewordene Straftäter, aber auch die müssen versorgt werden und insofern finde ich es super, wenn

01:17:52: Vermögende spenden und stiften wirklich toll, danke schön, aber es ist Willkür, es ist ihr

01:17:58: Gute, ihr gutes Recht, was sie gut finden und auch, ob sich ihre Launen wieder ändern und darauf

01:18:04: können wir uns wirklich nicht verlassen. Lass uns konstruktiv, so lieben wir das ja in unserem

01:18:10: Podcast weitergucken, du kennst es, denn du hörst unseren Podcast immer. Ja, sehr gerne. Freut mich

01:18:17: natürlich auch schnell nochmal an alle anderen gesagt, abonniert den Podcast, empfehlt uns weiter

01:18:23: genau wie Julia das auch tut. Wie ging es besser? Es gibt ja Ideen, wie die zum Beispiel von einem

01:18:31: gewissen Morris Pearl aus New York eine Vermögenssteuer ganz anders aufzusetzen, nämlich vom Einkommen

01:18:38: eines Durchschnitts Amerikaners abhängig zu machen und davon ausgehend zu erzählen, sodass dann auch

01:18:45: superreiche Menschen, die diese Vermögenssteuer zahlen müssten, weil sie einfach mal so viel

01:18:51: Vermögen haben, ein Interesse daran haben könnten, dass es dem Durchschnitts Amerikaner besser geht.

01:18:58: Das ist doch eine super Idee eigentlich. Total und ja, ich würde mir wünschen, dass unsere Debatte

01:19:05: darüber eben genauso bunter wird, dass wir uns cleverere Ideen überlegen und dass uns vielleicht

01:19:12: so was gelingt wie so eine Art New Deal zwischen den Vermögen und dem Rest. Weil was ich in den

01:19:18: Gesprächen bei ganz vielen superreichen gemerkt habe, ist, dass die auch Schiss haben, dass uns hier

01:19:23: der Laden auseinander fliegt und dass wir natürlich alle in einem Boot sitzen und ich glaube mit Ideen,

01:19:30: die vielleicht nicht so klingen wie 80er Jahre und vielleicht auch noch jenseits der Vermögenssteuer

01:19:36: daherkommen, sondern vielleicht ein bisschen smarter sind, auch ein bisschen einfacher in der Umsetzung,

01:19:42: würde das bestimmt gehen. Ich bin da eigentlich gar nicht so pessimistisch. Die Politik müsste es

01:19:49: allerdings wollen. Sie müsste es ganz entschieden wollen und sie müsste bestimmt auch ein bisschen

01:19:54: was dafür riskieren, aber ich glaube, es wäre es echt wert. Höl, aufhören mit einer Geschichte,

01:20:00: die auf Hans-Peter Wild den Mr. Capri Sonne zurückgeht. Dessen Vater sagt ihm das einzige,

01:20:10: was ihm in seinem Leben an Ärgernis begegnen könnte, wäre Neid. Und dieser Hans-Peter Wild

01:20:20: unterstellt der ja auf eine Art Neid, in dem Moment, in dem er dich nicht mitfliegen lässt.

01:20:27: Bist du neidisch? Manchmal ja, wie jeder. Auf dir auch über die du geschrieben hast, mein ich?

01:20:34: Ich würde nicht tauschen wollen, keineswegs, aber natürlich gibt es Momente, wo man denkt,

01:20:41: wow, das ist ja schön und ich finde, das ist kein Missgunst. Missgunst ist ein unangenehmer Zug,

01:20:47: aber zu sagen, toll ist und Privatzeit ist ein unfassbar bequemes Reisemittel ohne das demliche

01:20:54: Anstehen in der Schlange, das fände ich auch mal schön. Ich finde es überhaupt nicht schlimm zu

01:21:00: sagen, dass man sowas natürlich empfindet, aber wie gesagt, das ist überhaupt nicht der Kern,

01:21:07: um das es geht und ja, ist ja auch ne Art von Respekt, oder? Wenn man sagt, wow,

01:21:13: sie haben was Tolles, prima. Voll. Wo stehen wir bei dem Thema in einem Jahr? Fragen wir am Schluss,

01:21:20: immer wir zeichnen, am 28. September 2024 auf, das ist auf den Tag genau in einem Jahr

01:21:29: der Tag der Bundestagswahl. Wo stehen wir dann? Haben sich dann die Parteien das überlegt,

01:21:35: was du smart und clever nennst und haben sich anders aufgestellt in Sachen Vermögensverteilung

01:21:43: in diesem Land? Also die Realistin in mir würde sagen, nein, die maßlose Optimistin,

01:21:49: die ich aber bin, würde sagen, ja, weil ich glaube, es ist eines der zentralen Themen und es ist ein

01:21:55: Thema, über das wir ganz, ganz dringend besser reden sollten und dass die Politik sollte sich

01:22:01: dessen annehmen. Also ich glaube, das Hauptding ist, dass wir es einfach so liegen lassen und so

01:22:06: tun als Gäpes das nicht und ja, deshalb siegt dann jetzt mal die Optimistin und ich sage wieder

01:22:12: besseren Wissens, dass wir da weiter sind. Julia Friedrichs war hier und ist es noch. Danke dir,

01:22:20: Julia. Sehr gerne. Hat Spaß gemacht. Ich will sagen, wer alles mitgemacht hat, Redaktion und

01:22:25: der Executive Producerin Marie Schiller, Audio und Video Producer, es gibt uns nämlich auch als

01:22:31: Video, will ich auch nochmal sagen, sieht toll aus. Dafür verantwortlich sind Maximilian Frisch,

01:22:37: Lukas Hambach und Patrick Zahn, Sounddesign Hannes Husten, Vermarktung mit Vergnügen und

01:22:42: die Produktion. Macht ihr mir die Media. Danke Julia.

01:22:45: [Musik]

01:22:56: [Musik]

01:22:59: ...