Haben die Grünen ihre Chance vertan? Mit Ricarda Lang (Grüne)
Shownotes
Die Grünen galten nach der letzten Bundestagswahl als Hoffnungsträger. Ihr erklärtes Ziel: Deutschland klimafreundlicher machen. Doch nach fast drei Jahren in der Ampel-Regierung haben sie erheblich an Unterstützung eingebüßt. Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg sowie bei der Europawahl fuhren die Grünen enttäuschende Ergebnisse ein. Haben die Grünen in der Bundesregierung ihre Chance auf Mitgestaltung und Klimaschutz vertan?
In der politischen Debatte seien die Grünen zu einem “bequemen Sündenbock” geworden, so formuliert es Ricarda Lang. Lang ist Bundesvorsitzende der Grünen, hat aber im September ihren Rücktritt angekündigt und mit ihr diskutiert Anne Will in dieser Folge. Lang erzählt sie von den Schlüsselmomenten, die sie zum Rücktritt bewegt haben, und spricht auch über ihre eigenen Versäumnisse. Sie habe zu viel Zeit damit verbracht, sich gegen Vorurteile zu wehren und sei schließlich vielleicht zu wenig authentisch gewesen. Ob die Grünen dennoch etwas bewirken konnten und was die Partei laut Ricarda Lang in Zukunft besser machen kann, erfahrt ihr in dieser Folge.
Das Interview wurde am Dienstag, 22. Oktober 2024, um 10:30 Uhr aufgezeichnet.
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WICHTIGE QUELLEN:
PHOENIX: Rücktritt: Statement von Ricarda Lang und Omid Nouripour, 25.9.2024
ZDF heute: Was war der Fehler, Herr Habeck?, 25.9.2024
BR24: CSU-Parteitag: Söder rechnet mit Grünen ab, 11.10.2024
Bayerischer Rundfunk: CSU will Haustiere vor Grünen retten - Spott im Netz, 21.10.2024
DER SPIEGEL: "Der Absturz der Grünen in der Gunst der Jungen ist atemberaubend", 28.9.2024
ZEIT: Ricarda Lang: Die rote Grüne, 2.7.2023
IMPRESSUM: Redaktion: Gina Enslin, Marie Steffens Executive Producerin: Marie Schiller Producer: Lukas Hambach, Patrick Zahn Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH
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00:00:00: Politik mit Annel Will.
00:00:08: Hallo und herzlich willkommen bei uns neue Podcastfolge.
00:00:23: Freu ich mich sehr drauf und rüber, denn diesmal mit einer, ja, vielleicht nicht ganz so konstruktiven
00:00:29: Frage, wie wir sie ansonsten gerne nehmen, aber mit einer Interessanten, wie wir glauben.
00:00:35: Ich will diesmal wissen, ob die Grünen ihre Chance vertan haben.
00:00:39: Ob sie zurecht in den zurückliegenden Zweifel, vielleicht zweieinhalb Jahren vom flauschigen
00:00:45: Politliebling zum meistgehassten Prügelknaben der Nation geworden sind, ob sie die Möglichkeiten
00:00:52: und Gestaltungschancen, die sie als Teil einer Bundesregierung eigentlich gehabt hätten,
00:00:58: vielleicht viel zu wenig bis gar nicht genutzt haben und zum Beispiel in der Klimaschutzpolitik,
00:01:04: aber auch in der Wirtschaft, in der Außen- und Sozialpolitik, weder die Wählerinnen und
00:01:09: Wähler überzeugt, noch den eigenen Ansprüchen genügt haben.
00:01:13: Darüber will ich mit Ricarda lang sprechen.
00:01:16: Die Quaamt, jede dieser Fragen eigentlich zurückweisen müsste, die sagen müsste, nein,
00:01:22: das ist eine Fehlwahrnehmung, wir haben einen super Job gemacht.
00:01:26: Wir haben längst verstanden, was vielleicht nicht so gut lief und wissen sowieso genau
00:01:30: weiß, wer in der verbleibenden Regierungszeit noch ändern müssen.
00:01:34: Nur hat sie vor knapp einem Monat entschieden, dieses Amt, das Amt der Parteivorsitzenden
00:01:40: der Grünen aufzugeben und kann deshalb vielleicht anders reden, freier Antworten, als sie es
00:01:47: im Amt oder vor einer Weile noch getan hätte, auf die Frage, ob die Grünen ihre Chance
00:01:53: vertan haben.
00:01:54: Herzlich willkommen, Ricarda Lack.
00:01:55: Hallo, ich freue mich hier zu sein.
00:01:56: Freue mich auch, dass Sie da sind und die Zeit gefunden haben.
00:01:59: Nach diesen paar Wochen, etlichen Nächten, die Sie drüber geschlafen haben, fühlte sich
00:02:05: immer noch richtig an, dass Sie zurücktreten wollen?
00:02:07: Ja, auf jeden Fall.
00:02:09: Es gab traurige Momente, es gab befreite Momente, aber es gab keinen einzigen Moment, wo ich
00:02:14: es bereut habe.
00:02:15: Nein, und in den traurigen Momenten, was war da?
00:02:18: Ich glaube, der schlimmste Moment war, vor das eigene Haus treten zu müssen, also vor
00:02:22: die Mitarbeiter.
00:02:23: Das war, wir haben das ja in einem Mittwoch verkündet, hatten um 10.30 Pressekonferenz
00:02:28: und um 11 Uhr haben wir unsere ganzen Mitarbeiter zusammengerufen und denen das gesagt.
00:02:33: Und da liefen mir natürlich auch die Tränen über das Gesicht, weil das Menschen sind,
00:02:37: für die mir eine Verantwortung trägt, mit denen man unfassbar viel auf die Beine gestellt
00:02:40: hat, drei Jahre lang, mit denen man ja auch viel vor hatte, in so einem Wahlkampf, den
00:02:44: man gemeinsam gestalten wollte.
00:02:47: Und ich glaube auch, da muss ich wahrscheinlich mit mir selbst ehrlich sein.
00:02:51: Manches wird auch erst nach dem Parteitag kommen.
00:02:54: Denn jetzt gerade sind wir in so einem komischen Warner-Zwischenzustand.
00:02:58: Die Neuen sind noch nicht ganz da, wir sind aber schon zurückgetreten.
00:03:02: Das heißt, ich bin aber noch in allen Runden drin, ich kriege noch alle Informationen,
00:03:06: ich muss noch ganz viele Entscheidungen treffen, es gibt eine große Aufmerksamkeit.
00:03:10: Und ich glaube, der wirkliche Verständnis, was man da an Macht und auch Einfluss aufgegeben
00:03:17: hat, das wird erst so richtig nach dem Parteitag kommen.
00:03:20: Der Parteitag ist Mitte November, in Wiesbaden, dann wird die neue Führungsspitze der Vorstand
00:03:25: neu gewählt, dann also sind sie nicht mehr im Arm.
00:03:29: Macht, was verbinden Sie damit und werden also, das habe ich jetzt rausgehört, vermissen?
00:03:36: Gestaltungsmöglichkeiten.
00:03:38: Es gibt ja in Teilen des linken gesellschaftlichen Lagers oder des progressiven Lagers immer
00:03:44: so ein wahnsinniges Unwohlzeichen mit dem Begriff der Macht.
00:03:48: Und ich kann das auch in Teilen nachvollziehen, weil Macht, glaube ich, oft als Selbstzweck
00:03:52: verstanden wird.
00:03:53: Also ich will Macht, um Macht zu haben, das heißt, in einer Prestigeposition zu sein,
00:03:59: dass mir viele Leute zuhören, dass das, was ich sage, eine große Resonanz und Bedeutung
00:04:03: hat.
00:04:04: Und sobald es um Selbstzweck wird, wird es gefährlich.
00:04:06: Das war für mich auch immer klar, als ich in dieses Amt gekommen bin, ich will nie
00:04:10: ein Amt als Selbstzweck machen.
00:04:11: Aber Macht heißt für mich eigentlich auch was anderes, und zwar das Gegenstück zu Ohnmacht.
00:04:17: Ohnmacht heißt ja, der Welt, um sich herum, so wie sie ist, ausgeliefert zu sein, gar nichts
00:04:22: daran verändern zu können, mehr Objekt zu sein als eigenes Subjekt.
00:04:26: Und Macht hat für mich immer bedeutet, die Welt um mich herum verändern zu können.
00:04:30: Das heißt, aus der Ohnmacht rauszutreten und etwas gestalten zu können.
00:04:33: Wie gut Sie diese Macht genutzt haben.
00:04:36: Darüber will ich ja in dieser Folge genau mit Ihnen nachdenken.
00:04:39: Die Frage ist, ob die Grünen ihre Chance, die sie hatten, ein Stück weit auch oder vielleicht
00:04:43: auch zu einem ganz großen Teil vertan haben, will aber noch kurz bleiben bei dem Moment,
00:04:49: in dem sie entschieden haben, diese Macht, die Gestaltungsmacht, die sie beschrieben
00:04:53: haben, abzugeben.
00:04:55: Sonntag, dem 22.
00:04:57: September war die Landtagswahl in Brandenburg.
00:04:59: Ihre Grünen fliegen aus dem Landtag nach 10,8 Prozent, die sie da 2019 noch geholt haben.
00:05:06: Lannen sie bei nur noch 4,1 Prozent, das reicht also nicht.
00:05:10: Und es ist das vierte schlechte Wahlergebnis in Folge nach der Europawahl und den Landtagswahlen
00:05:16: in Sachsen und Thüringen.
00:05:18: Sie wackeln mit dem Kopf.
00:05:19: Wenn man ehrlich ist, sogar mehr.
00:05:20: Also auch davor Bayern und Hessen ist im Vergleich zu dem, was wir uns mal erträumt hatten, schlecht gelaufen.
00:05:25: Stimmt.
00:05:26: So, was hat den Ausschlag gegeben, dass sie am Mittwoch nach dieser Wahl dann in Brandenburg
00:05:33: gemeinsam mit ihrem Koforsitzenden Omin Nuri Puer und dem gesamten Vorstand zurücktreten?
00:05:38: Für mich gab es drei Momente und jetzt keiner dieser drei Momente war ein einzelner ausschlaggebender
00:05:45: Punkt, aber die vielleicht so ein bisschen symptomatisch waren für die Gedanken, die
00:05:48: ich in dem Moment hatte.
00:05:49: Das erste war direkt am Sonntag.
00:05:51: Ich finde, Wahlabende sind welche der furchtbarsten Dinge, die man so tun muss als Parteivorsitzende,
00:05:56: weil um 18.03 eigentlich kann niemand irgendwas sagen.
00:06:00: Trotzdem stellt man sich vor eine Kamera und sagt Dinge, die wie Sprecheroboter klingen.
00:06:04: Das merken auch alle da draußen, dass man von dem, was man sagt, nur so halb überzeugt
00:06:08: ist.
00:06:09: Und ich war dann bei einem ersten Interview und für mich war diese Wahl als Grünvorsitzenden
00:06:14: ein Schnitt, weil wir aus dem Parlament geflogen sind, aber auch als Demokraten.
00:06:18: Also ich glaube, wir haben ja oft die Tendenzen nach diesen Wahlen gerade im Osten sehr schnell
00:06:22: zur Tagesordnung überzugehen, zu sagen auch der Woitke ist ja auf Platz eins gegangen,
00:06:26: ist ja alles gut gegangen.
00:06:27: Da ist ja nichts gut gegangen.
00:06:28: Also den mal Woitke ist es unter höchstem persönlichen Einsatz und durch das Wegziehen
00:06:33: der Stimmen von allen anderen demokratischen Kräften irgendwie noch gelungen, knapp vor
00:06:37: der AfD zu landen.
00:06:38: Für mich kein Entwarnungssignal für das demokratische Parteiensystem, sondern Symptom für seine
00:06:43: Krise.
00:06:44: Und ich stand dann dort im Studio und die erste Frage, die mir gestellt wurde, war, Frau
00:06:49: Lang nach diesen Wahlen braucht Robert Habeck jetzt mehr Beinfreiheit.
00:06:53: Und ich dachte mir, was zum Teufel?
00:06:56: Wir erleben ein Krisen des demokratischen Parteiensystems.
00:06:59: Wenn man ehrlich ist, keine einzige Partei auch nicht meine, hat wirklich eine langfristige
00:07:03: Strategie gegen die AfD.
00:07:04: Und die Frage ist Beinfreiheit für Robert Habeck.
00:07:07: Aber das habe ich nicht gesagt.
00:07:09: Ich habe nicht gesagt, was ist denn das für einen Unsinn, worüber reden wir, sondern ich
00:07:12: habe diese Frage mit irgendeiner schablonenhaften Schachtelsatz über, na ja natürlich muss
00:07:17: man als Kanzlerkandidat Freiheit haben und gleichzeitig ist ja klar, man muss die ganze
00:07:21: Partei einfach ein.
00:07:22: Und da bin ich dann nach Hause gefahren, dachte mir, Gott, von was in einem Schauspiel bist
00:07:26: du da eigentlich teil?
00:07:27: Das kann doch niemand mehr hören.
00:07:28: Das zweite war am Montag, da hatte ich irgendwie um ich glaube 14.30 Uhr einen Terminblock
00:07:34: in meinem Kalender Videoaufnahme zur Wahl in Brandenburg.
00:07:38: Und das ist eigentlich Usus, das heißt am Tag nach der Wahl macht man immer für Social
00:07:42: Media so ein kleines Video, wo man sich hinstellt und sagt, das ist das Wahlergebnis, so ist
00:07:47: das zu deuten und das ziehen wir jetzt daraus.
00:07:50: Und ich stand vor dieser Kamera und ich habe zu meinem Team gesagt, ich kann das nicht.
00:07:54: Ich kann mich gerade hier nicht hinstellen und sagen, alles wird gut, wir müssen nur
00:07:58: erstens, zweitens, drittens machen und dann läuft das alles wieder, weil ich gerade gar
00:08:04: nicht weiß, was erstens, zweitens, drittens ist.
00:08:06: Und ich will die Leute auch nicht verarschen, nicht die Wählerinnen und Wähler, aber auch
00:08:09: nicht die Mitglieder meiner Partei, die mich gewählt haben und die in etwas vorspielen.
00:08:13: Aber warum sagen Sie dann nicht die Wahrheit?
00:08:15: Also Sie hätten noch sagen können, ich habe keinen Rat, ich weiß jetzt auch nicht mehr.
00:08:19: Sie hätten auch die Fragen oder den Fragen, den ich weiß es nicht unterbrechen können.
00:08:24: Sie hatten doch die Chance.
00:08:25: Das habe ich mich im Nachhinein ganz viel gefragt.
00:08:27: Denn ich krieg jetzt, seit ich zurückgedrehten bin, ganz häufig die Rückmeldung, "Rikada,
00:08:32: du redest viel ehrlicher, du redest viel offener, du redest viel klarer."
00:08:36: Und natürlich frage ich mich, was wäre eigentlich passiert, wenn ich das davor schon gemacht hätte.
00:08:40: Und wie ist die Antwort?
00:08:42: Wahrscheinlich drei böse Anrufe aus der Partei, weil man das doch dann manchmal nicht so gerne
00:08:47: sieht, wenn jemand ja auch ein bisschen die Regeln bricht, die Prämisse immer dieses
00:08:51: politischen Betriebs durchbricht.
00:08:53: Aber vielleicht hätte ich auch vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen.
00:08:55: Vielleicht hätten da auch viele Bürgerinnen und Bürger, gerade die in Brandenburg leben,
00:09:00: eine ältere Frau in ihrem Frauenhaus arbeiten und sich jetzt fragt, wo das bei mir weiter
00:09:03: finanziert hätte, wahrscheinlich auch nicht sich interessiert für Beinfreiheit, für Robert
00:09:06: Habeck, sondern vielleicht hätte man da aus dem Herzen gesprochen, wenn man gesagt hat,
00:09:09: das geht gerade komplett an der Lebensrealität der Menschen vorbei.
00:09:13: Und da muss ich aber ehrlich sein, das habe ich mich nicht getraut.
00:09:16: Und im Nachhinein glaube ich, dass wir uns da auch mauern und uns am eigenen Kopf aufbauen.
00:09:20: Von dem, was geht und dem, was nicht geht.
00:09:23: Wer jetzt die Funktionäre?
00:09:26: Ja, wir als Politiker, die dann doch sehr schnell einmal lernen, nach den Spielregeln
00:09:32: zu spielen, die sehr vorsichtig werden, weil man immer denkt, da, wo ich dann doch den
00:09:38: halbsen Halbsatz sage, wird der rausgezogen und dann habe ich einen Skandal, dann bin
00:09:43: ich die nächste Sau, die durchs Twitterdorf getrieben wird.
00:09:46: Und auch manchmal, weil wir so einem Alltag gefangen sind.
00:09:49: Weil man es so gewohnt ist, von Termin zu Termin zu Termin zu Termin zu hassten, dass man
00:09:55: inzwischen gar nicht mehr nachdenkt, was mache ich da gerade eigentlich?
00:09:59: Was ist eigentlich das, was ich wirklich rüberbringen will?
00:10:01: Sondern manchmal auch ein bisschen zu einem Automodus geht, von dem, was man halt kennt
00:10:05: und was kennt man, das, wie man es immer gemacht hat.
00:10:07: Das, wie ich die früher schon gemacht habe, das, wie alle anderen das auch machen.
00:10:11: Und das habe ich zu selten geschafft, zu durchbrechen.
00:10:13: Nachhinein denke ich mir, hätte ich diese Mauern in meinem Kopf vielleicht früher einreißen
00:10:17: sollen.
00:10:18: Und was passiert jetzt nach diesem Moment, den Sie uns geschildert haben?
00:10:22: Sie stehen vor dieser Kamera, Sie sollen wie üblich, das ist in Ihrem Terminkalender
00:10:27: so geblockt, wie Sie erzählt haben, sagen, wie es jetzt weitergeht.
00:10:31: Und Sie brechen ab.
00:10:32: Genau, ich breche ab und dann habe ich an diesem Montag mit Omnipro geredet, dem ist ähnlich
00:10:38: ging mir mir.
00:10:39: Und wir haben uns zusammengesetzt und dann am Montag und am Dienstag immer wieder und
00:10:45: darüber gesprochen, erstens, was braucht eigentlich gerade die Partei für ein Signal?
00:10:51: Auch was brauchen die Bürgerinnen und Bürger für ein Signal?
00:10:54: Weil wenn ich an so einem Wahltag meine Stimme abgebe, dann gehe ich natürlich davon aus,
00:11:00: damit ganz konkret die parlamentarische Zusammensetzung zu beeinflussen.
00:11:06: Aber ich glaube, dass Leute auch ein Signal senden wollen.
00:11:09: Und wenn das Gefühlen steht bei den Menschen, die da oben, die hören dieses Signal nicht
00:11:14: mehr mehr, die kriegen nicht mehr mit, was passiert und was wir ihnen sagen wollen, sondern
00:11:18: die machen einfach weiter so, als wäre nichts gewesen, dann führt es zu Vertrauensverlust
00:11:23: und dann verstärkt das diese Entfremdung, die wir eh in den letzten Monaten massiv
00:11:27: erlebt haben von Bürgerinnen und Bürgern und von Politik.
00:11:30: Das war das eine, was uns gefragt haben.
00:11:32: Und zweitens haben wir schon, Sie haben von den vielen verlorenen Wahlen gesprochen,
00:11:36: einmal ehrlich für uns gesagt, boah Scheiße, wir sind gerade in einer richtig krassen Krise.
00:11:41: Das ist nicht, das lag an der einen Glödenkommunikation, das lag an den falschen Plakaten, das war
00:11:48: der falsche Wahlspruch oder so, sondern das ist eine sehr fundamentale Krise, die unsere
00:11:52: Partei gerade erlebt.
00:11:53: Und wir haben uns ehrlich angeschaut und gefragt, sind wir gerade die richtigen?
00:11:58: Haben wir es in uns, eine Strategie zu entwickeln, dann auch umzusetzen, um die Partei aus dieser
00:12:03: Krise zu führen?
00:12:04: Und dann kam der dritte Moment, das war die Fraktionssitzung am Dienstag, wo der Gedanke
00:12:09: schon sehr in uns geschwählt hat.
00:12:11: Und nach dieser Fraktionssitzung?
00:12:13: Bis zu dem Zeitpunkt schon ausgesprochen für Sie selbst, dass Sie sagen, okay, oder
00:12:16: lass uns zurück.
00:12:17: Dass es die Option gibt, ja.
00:12:18: Und wir wollten dann den Dienstag über beide überlegen und abends noch mal miteinander
00:12:22: sprechen.
00:12:23: Und wir kamen aus dieser Fraktionssitzung raus und auch mit Noripo meinte zu mir, Herr
00:12:28: Kader, ich habe dir zugehört, was du gesagt hast zur Wahlanalyse.
00:12:31: Ich habe mir zugehört, was ich gesagt habe zur Wahlanalyse.
00:12:35: Ich habe vielen anderen zugehört, was Sie gesagt haben zur Wahlanalyse.
00:12:38: Ganz ehrlich, wir sagen, es hat vier Monate und das Gleiche.
00:12:41: Und es verändert sich nicht.
00:12:42: Das heißt also, in der Fraktionssitzung lassen Sie nicht erkennen, mit welchem Gedanken
00:12:46: Sie sich schon tragen.
00:12:47: Sie gehen nicht hin jetzt eigentlich nach dem Motto, dass Sie gerade für sich verstanden
00:12:52: hatten.
00:12:53: Ich muss ehrlicher sein, ich muss eigentlich bei dem bleiben, was ich wirklich empfinde.
00:12:56: Das machen Sie da nicht.
00:12:58: Nein, weil natürlich Fraktionssitzung, das sind 118 Leute und dann wäre das natürlich
00:13:03: sofort in der Presse gewesen.
00:13:04: Und ich war einfach für mich auch wirklich noch suchen.
00:13:06: Das ist ja eine weitgehende persönliche Entscheidung.
00:13:09: Eine, wo ich wahrscheinlich fünf Tage davor noch gedacht hätte, Gott, wovon redet ihr.
00:13:14: Aber wo ich das ganz spannend finde, ich wurde ja jetzt auch viel gefragt, wann ist die
00:13:18: Entscheidung getroffen.
00:13:19: Und das waren tatsächlich diese Montag und dieser Dienstag.
00:13:21: Im Nachhinein merke ich schon, dass es Gedankenprozesse gibt, die davor schon total mir geschwählt
00:13:28: haben.
00:13:29: Da ist es, haben wir gerade eigentlich die richtige Strategie, kriege ich das hin.
00:13:32: Und ich habe das aber gleich vor mir weggeschoben.
00:13:36: Also ich glaube, wenn Sie mich samstagnach noch gefragt hätten, ist es eine Option,
00:13:39: was Sie zurückzutreten, wenn das in Brandenburg schlecht läuft oder wenn man in Brandenburg
00:13:42: aus dem Landtag fällt.
00:13:43: Wahrscheinlich hätte ich es nein gesagt.
00:13:44: Im Nachhinein merke ich aber, dass ganz viele Gedankenprozesse eigentlich schon längst
00:13:47: da waren.
00:13:48: Aber ich versuchte, sie zu verdrängen.
00:13:49: Ich versuchte, sie wegzuschieben.
00:13:51: Sie haben auch in ihrem privaten Umfeld nicht die Option mal durchgespielt, weil das würde
00:13:56: ich immer so machen, dass man sagt, okay, komm, also boah, das läuft nicht gut.
00:14:00: Und Sie haben ja auch nach so und so viel Wahlen an den Wahlabenden, von denen wir jetzt
00:14:05: lernen, dass sie sie nicht mögen und sagen, wir haben verstanden.
00:14:07: Ja, was hatten Sie denn dann verstanden?
00:14:09: Und was hatten Sie über sich selbst verstanden?
00:14:11: Da geht man doch wahrscheinlich mal zu dem Mann der Familie, den Freundin und sagt, Leute,
00:14:19: oder?
00:14:20: Doch klar, da hat das stattgefunden.
00:14:21: Also da habe ich auch mal drüber geredet.
00:14:22: Ganz ehrlich sozusagen, was schafft man da gerade?
00:14:27: Auch was macht das mit einem selbst, wenn man das Gefühl hat, eigentlich schafft es
00:14:31: nicht mehr.
00:14:32: Ich habe mal ganz zu Beginn, als ich angetreten bin, gefragt wurde, was wollen Sie erreichen
00:14:36: in diesem politischen Amt neben allen inhaltlichen Dingen, über die wir bestimmt auch gleich
00:14:39: noch reden werden, gesagt, ich will nicht zynisch werden.
00:14:41: Und Zynismus, das ist für mich gar nicht so sehr, dass man gar keine Werte mehr hat
00:14:45: und alles aufgegeben hat, sondern dass man eigentlich noch Werte hat und eine Idee,
00:14:49: wo es hingehen soll, aber nicht mehr daran glaubt, dass es überhaupt erreichbar ist,
00:14:53: weil man die Leute für zu blöd hält, um dahin zu kommen, weil man sagt, auch ist in
00:14:56: der politischen Betrieb eh nicht möglich.
00:14:57: Und das heißt, dass man in so eine Form von Weltschmerz und Zerkasmus verfällt.
00:15:02: Und das erlebe ich leider in der Politik bei viel zu vielen Menschen.
00:15:05: Und da habe ich natürlich schon auch mal privat drüber geredet, gerade auch mit meinem Mann.
00:15:10: Trot mir das eigentlich, gibt es diese Gefahr.
00:15:12: Und trotzdem hatte ich das Gefühl und das ist natürlich auch jetzt, ich gehe ja nicht
00:15:17: mit einem Gefühl von, ich habe nichts mehr zu geben.
00:15:20: Ich gehe nicht mit einem, ich bin komplett ausgelaut, ich habe keine Ideen mehr, ich
00:15:24: habe keine Kraft mehr.
00:15:25: Sondern eigentlich hatte ich immer das Gefühl, aber du hast doch noch Ideen, du hast doch
00:15:29: noch Kraft, du hast doch noch so viel, was du erreichen willst.
00:15:32: Und das war ja auch nicht so, was wir nach den Wahlen zur Ruppewahl zum Beispiel nicht
00:15:35: darüber gesprochen haben, was müsste man anders machen, was müsste eigentlich passieren.
00:15:38: Und dann habe ich aber nach den Wahlen jetzt im Brandenburg, jetzt habe ich gesagt, vielleicht
00:15:42: reicht das gerade nicht.
00:15:43: Vielleicht braucht es dafür auch neue Gesichter, die neues Vertrauen erreichen können.
00:15:47: So haben Sie es begründet.
00:15:50: Es braucht neue Gesichter, um die Partei aus dieser Krise zu führen.
00:15:53: Sie können sich vorstellen, dass diese Entscheidung nicht leicht fällt, aber sie treffen sich
00:15:57: aus Überzeugung.
00:15:58: Sie kann ein Baustein sein für die strategische Neuausstellung dieser Partei.
00:16:03: Und diese braucht es.
00:16:04: Denn die Bundestagswahl im nächsten Jahr ist nicht einfach irgendeine Wahl.
00:16:08: Wir entscheiden darüber, wie sich Deutschland in Zukunft entwickelt und ein bisschen entscheiden
00:16:12: wir auch darüber, wer dieses Land eigentlich sein will.
00:16:14: Ja, jetzt haben wir es gehört, dieses Statement, dass Sie dann abgeben an dem Mittwoch nach
00:16:19: der Wahl.
00:16:20: Und damit um ihn nur repur stehen Sie vor der Presse und sagen das, ehrlich gesagt, weil
00:16:24: Sie eben die Wörter hatten, Sprechroboter, irgendwie eine Art von Schauspiel.
00:16:30: Was ist das eigentlich für ein komischer Satz?
00:16:33: Sie treffen eine Entscheidung und dann, Sie kann ein Baustein sein für die strategische
00:16:39: Neuaufstellung dieser Partei.
00:16:41: Das ist doch so, Sprechroboter.
00:16:43: Finden Sie?
00:16:44: Ach, das stimmt ja jetzt erstmal, oder?
00:16:46: Ich glaube, normal am Küchentisch oder so hätte man gesagt, komm, wir brauchen eine
00:16:50: neue Strategie.
00:16:51: Das stimmt wahrscheinlich.
00:16:52: Aber worum es mir darum ging und warum ich diesen Begriff des Bausteins verwendet habe,
00:16:57: ist das natürlich komplett klar ist, dass eine personelle Neuaufstellung, also neue Vorsitzende,
00:17:02: neuer Bundesvorstand, ein Teil davon sein kann, dass es eine neue Strategie gibt, aber eben
00:17:07: auch nur ein Teil.
00:17:08: Das wissen übrigens auch alle, die sich da jetzt bewerben.
00:17:10: Das weiß Robert Thaabberg, das haben ja alle so gesagt, also wer sich jetzt einbildet, fünf,
00:17:15: sechs neue Gesichter, vielleicht nur drei, ein paar kandidieren ja nochmal und dann ist
00:17:19: das Problem geritzt und in den Grünen geht es wieder super.
00:17:21: Das wäre natürlich unfassbar naiv.
00:17:23: Na kurzum, was ist jetzt damit erreicht, dass Sie sagen, wir treten zurück?
00:17:28: Ich glaube, dass neuen Leuten erstmal neue zugehört wird und dass die vielleicht auch die Kraft
00:17:32: finden, eine neue Strategie zu finden.
00:17:34: Denn das, was wir gesagt haben mit größter Krise unserer Partei seit zehn Jahren, wir
00:17:40: haben die Kade gesagt, das war noch ein Tiktomatisch.
00:17:43: Ganz toll.
00:17:44: Aber das war jetzt nicht nur ein dramatisches Theater, weil man sich gedacht hat, boah,
00:17:47: treten wir zurück, das muss dann auch der krasseste Rücktritt ever sein, sondern das war schon
00:17:51: sehr ernst gemeint und ich glaube ehrlich gesagt auch gar nicht nur für unsere Partei,
00:17:55: obwohl jetzt natürlich ne neue Vorsitzende, erst mal die Aufgabe haben sich um die Grünen
00:17:59: zu kümmern, das ist auch schon genug, sondern aus meiner Sicht erleben wir gerade ein
00:18:03: krisisdemokratischen Parteinsystems.
00:18:05: Wir haben ja gerne die Tendenz in Deutschland so ein bisschen auf den Osten zu schauen und
00:18:09: denen als eine Art Spezialfall oder Sonderfall zu behandeln.
00:18:13: Stefan Mauern, den ich sehr schätze, Soziologe.
00:18:16: Auch schon zu Gast bei uns in dem Podcast gewesen.
00:18:18: Genau, Mauern ist eine sehr gute Folge, habe ich mir damals angehört, hat mal gesagt, naja,
00:18:21: wenn man auf den europäischen Durchschnitt oder auf die europäische Entwicklung schaut,
00:18:26: kann es auch sein, muss nicht, das ist nicht ein Stein gemeißelt, aber kann es auch sein,
00:18:31: dass Ostdeutschlands so was wie die Avantgarde ist.
00:18:33: Als ich dich, viele Prozesse, die wir gerade in verschiedensten europäischen Ländern,
00:18:37: ich erinnere mich nur an die Wahlen in Österreich vor wenigen Wochen, FPÖ bei fast 30 Prozent,
00:18:42: dass ich das dort gerade vollzieht, dass ich das aber auch irgendwann in Gesamtdeutschland
00:18:45: vollzieht.
00:18:46: Also die etablierten Parteien verlieren massiv an Vertrauen, stehen neue auf populistische
00:18:50: Bewegungen wie das BSW, rechtsextreme Parteien erleben einen Aufstieg.
00:18:54: Und dann habe ich mir schon gedacht, naja, wenn du das ernst meinst, also wenn du, man
00:18:59: sollte ja seine Analysen nicht als nettes Geblapper und kluglingende Worte haben, sondern man sollte
00:19:04: ja schon sich selbst ernst nehmen.
00:19:06: Dann geht es auch darum, dass wir gerade einen Umbruch des demokratischen Parteinsystems
00:19:10: erleben, das heißt in den nächsten zehn Jahren wird sich entscheiden, welche Rolle Bündnis
00:19:14: 90/Die Grünen in Zukunft in diesem Parteinsystem hat.
00:19:17: Ob das wieder die Rolle von der netten Klimaschutzpartei ist, was ja gar keine verwerfliche ist,
00:19:21: aber eigentlich nicht die, wo wir hin wollten.
00:19:23: Ob das eine Partei ist, die im größeren Maßstab Orientierung gehen kann, ob das die führende
00:19:28: Kraft der linken Mitte ist.
00:19:30: Und dafür muss man ja bestmöglich aufgestellt sein.
00:19:32: Und da glaube ich, kann es mit neuen Gesichtern auch eine neue Kraft geben.
00:19:37: Aber man muss sich natürlich auch fragen, wie sind wir eigentlich dahin gekommen, wo wir
00:19:42: jetzt stehen und welcher Weg führt da eigentlich raus?
00:19:45: Ja, und kurz geblieben bei, also Sie haben ja auch Zweifel höre ich raus.
00:19:50: Sie sagen, es kann der Schritt sein mit neuen Gesichtern.
00:19:55: Am Abend Ihres Rücktritts war Robert Habeck im Heute-Journal und Christian Siewer ist
00:19:59: der Moderator, fragt ihn da, was denn Ihrer Beider Fehler gewesen wären, also die, ihre
00:20:05: Fehler und die von wo mit nur die pur, weshalb sie hätten zurücktreten müssen und was macht
00:20:10: Habeck?
00:20:11: Er schwärmt von ihnen.
00:20:13: Er sagt, weil sie heute zurückgetreten sind, zeigt das noch einmal, was für gute Parteivorsitzende
00:20:19: sie waren.
00:20:20: So, da werden jetzt also zwei Vorsitzende aus dem Amt gedrängt oder drängen sich selber.
00:20:27: Da wurden wir tatsächlich nicht.
00:20:29: Über die sich auch auf Nachfrage dann rein gar nichts Schlechtes sagen lässt.
00:20:34: Wann soll das überzeugen?
00:20:35: Ich glaube, das war eine Nettigkeit an der Stelle.
00:20:38: Dass man natürlich in so einem Moment, wo jemand gesagt hat, wir übernehmen Verantwortung
00:20:42: für eine Gesamtsituation, nicht nachtreten will.
00:20:45: Ich kann ja ja mal in die Lücke reinspringen.
00:20:48: Also ich wüsste durchaus Sachen, die ich kritisch an meiner eigenen Amtszeit sehen würde.
00:20:52: Und?
00:20:53: Ich glaube, zwei Dinge sind in den letzten Jahren passiert.
00:20:55: Das erste ist, die Grünen haben ein paar Fehler gemacht.
00:21:00: Ich finde die Debatte, wie wir sie über Atomkraft geführt haben, haben wir nicht gut gemacht.
00:21:05: Das Gebäude-Energie-Gesetzen bestimmten Teilen, die es extrem leicht gemacht haben, uns in
00:21:10: so eine ideologische Ecke reinzuschieben.
00:21:12: Und in diese ideologischen Ecke standen wir dann.
00:21:14: Und das habe ich ganz konkret auch bei mir selbst wirklich gespürt.
00:21:17: Das ist jetzt nicht nur eine analytische Wand, sondern wir standen da und haben eigentlich
00:21:20: gesagt, oh Gott, es tut uns total leid.
00:21:22: Sorry, dass wir hier sind.
00:21:23: Oh nein, wir wollen niemand auf die Füße treten.
00:21:25: Eigentlich wollen wir gar nichts von uns.
00:21:26: Schaut uns am besten gar nicht an.
00:21:28: Aber Robert Habeck macht gute Instagram-Videos.
00:21:29: Und dadurch haben wir natürlich aber auch die Deutung so über uns selbst verloren.
00:21:35: Weil wir uns so sehr darauf zurückgezogen haben, dass wir eigentlich gar nicht nerven
00:21:39: wollen und gar nicht so schlimm sein wollen, dass andere anfangen konnten, uns komplett
00:21:42: zu definieren und die sagen konnten, die Verrückten grünen und die unbezahlbaren grünen und die
00:21:46: Irren grünen und so was.
00:21:47: Und da hat mir in dem Moment das Selbstbewusstsein gefehlt.
00:21:50: Zu sagen, ja, wir haben ein paar Fehler gemacht, aber ich schäme mich nicht dafür, Grüne
00:21:54: zu sein, sondern ich bin davon überzeugt, dass es richtig ist, dass man auf Nachhaltigkeit
00:21:58: setzt.
00:21:59: Das ist richtig, dass man auf eine Politik auf Vorsorge setzt.
00:22:01: Und da auch mit dem Selbstbewusstsein die Politiker auseinandersetzen.
00:22:04: Aber so habe ich sie zum Beispiel ein paar Mal in meiner Sendung, die ich damals noch
00:22:07: gemacht habe, gehört.
00:22:08: Sie waren ja gar nicht diejenigen, die am Atomausstieg auf Deuvelkommen raus festhalten
00:22:15: wollen.
00:22:16: Sie haben sich da auch, wenn das der Angriff war, sie ist da auch ja die Frage, wohin erzählen
00:22:20: Sie das jetzt gerade?
00:22:21: Bei denjenigen, die gesagt haben, die sind so Ideologieversessen, bei denen jenigen haben
00:22:28: sie auf eine Tür einen gerannt, weil sie ja gerade, nehmen wir den Atomausstieg, sich
00:22:32: durchaus pragmatisch gezeigt haben an der Stelle.
00:22:34: Aber erstens habe ich mich damals nicht wirklich gedraut, in den inneren Konflikt zu gehen,
00:22:38: in der eigenen Partei.
00:22:39: Also ich hatte damals schon das Gefühl, so wie wir diese Debatte gerade führen, verlieren
00:22:44: wir eigentlich, was jetzt 2022 uns total stark gemacht hat, dass die Leute das Gefühl haben,
00:22:48: die machen Politik nicht für sich selbst, sondern fürs Land.
00:22:51: Und wenn Realitäten sich verändert haben, dann ist man auch bereit, Positionen zu ändern,
00:22:55: nicht in Beliebigkeit, sondern sehr klar in Zielen, sehr pragmatischem Weg.
00:22:58: Und da bin ich aber nicht wirklich in den inneren Konflikt gegangen zu sagen, dann
00:23:02: stehen wir das jetzt auch durch, sondern da haben wir uns dann oft in so Wordings suchen
00:23:05: und irgendwie den größten möglichen internen Kompromiss zu finden, denen aber da draußen
00:23:10: gar niemand mehr verstanden hat.
00:23:12: Und gleichzeitig glaube ich, dass aber der Wunsch zu beweisen, dass man so pragmatisch
00:23:17: ist, manchmal auch dazu geführt hat, dass man sich selbst ein bisschen versteckt hat,
00:23:21: weil man dann indiesideologisch ergewahren, dann dachte man, jetzt muss ich nur beweisen,
00:23:25: dass ich pragmatisch bin, nochmal beweisen, nochmal beweisen.
00:23:28: Das Problem ist, erstens, ein relevante Anteil von denen, die diesen Vorwurf formulieren,
00:23:34: wollen ja gar nicht, dass man ihn widerlegt.
00:23:36: Ich glaube nicht, dass Markus Söder jeden Morgen in seinem Büro läuft und es seinen
00:23:39: Mittelarbeiter fragt, sind die Grünen endlich vernünftig geworden?
00:23:42: Und da freue ich mich so drauf auf diesen Moment, sonst bin ich mal ehrlich, also ich
00:23:46: glaube irgendwie, eine Robert Hall könnte fast persönlichen Abschiebeflieger nach Afghanistan
00:23:50: fliegen und am nächsten Tag würde Markus Söder sagen, "Igologisches Gutmenschen tun", das
00:23:54: saßen nur 40 statt 80 Menschen drin.
00:23:57: Und gleichzeitig hat man dadurch aber vielleicht manchmal ja auch bei Klimaschutzdebatten,
00:24:02: auch bei sozialen Debatten, die Deutschungshoheit wieder aufgegeben, weil man sich selbst so
00:24:06: zurückgenommen hat.
00:24:07: Und ich glaube, das müssen wir erkennen, dass da, wo du Deutschungshoheit verlierst, ist
00:24:11: auch fast wie eine Entkopplung vom realen Verhalten und der Wahrnehmung gibt.
00:24:16: Ich erlebe das gerade ganz stark bei Migration, wo eigentlich viele Leute, die uns politisch
00:24:21: nahe stehen in den NGOs, die zu diesem Thema arbeiten, dir sagen, oh, wie könnt ihr das
00:24:27: überhaupt noch mittragen, was ihr da gerade in der Bundesregierung macht?
00:24:30: Und gleichzeitig, das muss man, glaube ich, ehrlich anerkennen, wenn man die Gesamtgesellschaft
00:24:33: schaut, wie wahrscheinlich ideologischer dastehen als lange Zeit zuvor.
00:24:37: Das heißt, man wird eigentlich nur noch von außen definiert und ich glaube, das war
00:24:42: ein Fehler meinerseits, mich da zu sehr dann auch treiben zu lassen, zu sehr zu sagen,
00:24:49: oh Gott, wir wollen gar nicht und schaut mal, wir beweisen, dass wir Pragmatischzünden
00:24:51: nicht auch mal selbst wissen, dass wir uns sagen, von wem lassen wir uns hier eigentlich
00:24:55: was über Ideologie erzählen?
00:24:56: Weil ich mir von Markus Söder was von Ideologie erzählen lassen, von Friedrich Merz, das
00:25:02: Bürgergeld das größte Problem.
00:25:03: Unsere Wirtschaft ist nie ganz sicher, also da ist unsere Ideologie die Wirklichkeit.
00:25:07: Und das zweite ist, und das war jetzt auch ganz explizit, weil ich das als Aufgabe wirklich
00:25:14: auch der Partei sehe in einer Regierungskonstellation.
00:25:16: Ich weiß noch, als wir in diese Regierung gekommen sind, gäbe es bei uns so ein bisschen
00:25:20: das geflügelte Wort bei den Grünen, wir wollen nicht werden wie die SPD.
00:25:23: Und das war jetzt nicht auf einen inhaltlichen Themenbereich bezogen, sondern so ein bisschen
00:25:27: jetzt böses Schiffre für sich so eine kleine Regierung verlieren, eigentlich da nicht mehr
00:25:32: inhaltlich zu wissen, was man eigentlich daneben will.
00:25:34: Und ein bisschen ist uns das, glaube ich, zu sehr passiert.
00:25:37: Dass wenn es so im Alltag aufgesogen war, natürlich auch durch die Häufen der Krisen,
00:25:41: die kamen, wir wurden gewählt.
00:25:42: Und wenige Wochen später hat Putin sich entschieden das Gesamtgebiet der Ukraine zu
00:25:47: attaktieren.
00:25:48: Blutstig mussten wir im Wochentakt Entscheidungen über Entlastungspakete und Waffendieferungen
00:25:53: fahren.
00:25:54: Und dass ich glaube, dass ich dabei manchmal zu sehr aus den Augen verloren habe, dass
00:25:59: Parteien auch in einer Regierungsfunktion ja nicht nur eine meinungsabbildende Funktion
00:26:05: haben, also man schaut, wo ist gerade die seltschaftliche Stimmung, sondern Einfluss
00:26:09: aufgesellschaftlicher Stimmung, auch laut Grundgesetz eine meinungsbildende Funktion.
00:26:14: Das heißt, um die Mehrheiten kämpfen, die Leute überzeugen wollen, sich auch mal vielleicht
00:26:18: einen gewissen Zeitgeist entgegenzustellen.
00:26:20: Und das habe ich im Nachhinein zu wenig gemacht, finde ich.
00:26:23: Ist es nicht dasselbe?
00:26:25: Erster und zweiter Punkt ist es nicht selbstbewusst für die eigenen Überzeugungen eintreten?
00:26:31: Ja, ich glaube es hängt sehr stark zusammen auf jeden Fall.
00:26:33: Also ich glaube, es ist einmal dieses wirklich, es ist beides die Frage von Deutungshoheit.
00:26:37: Das eine ist dieses sozusagen sich nicht in die Ecke drängen zu lassen, das andere ist
00:26:42: um die gesellschaftliche Meinung zu kämpfen.
00:26:43: Es ist aber zwei Seiten einer Medaille.
00:26:45: Und das ist die Deutungshoheit über sich selbst und der Kampf um auch ja sowas wie eine Hegemonie
00:26:52: bei Themen oder eine Überzeugungskraft.
00:26:55: Ich kann ja nur überzeugen, wenn ich für mich selbst überzeugt bin.
00:26:57: Zu sagen, ich finde es eigentlich auch richtig eigenartig und das machen vielleicht auch
00:27:00: manche Leute.
00:27:01: Es gibt ja ein paar auch in meiner Partei, auch in anderen Parteien, die es immer gern
00:27:06: über die Abgrenzung zu eigenen Parteien.
00:27:08: Also da kauft man sich die Klischees von außen ein und sagt aber ich bin ganz anders als
00:27:12: die.
00:27:13: Ich glaube nicht, dass es funktioniert.
00:27:14: Ich glaube nicht, dass Leute am Ende Parteien wählen, wo sie sagen, zu 99 Prozent sind das
00:27:18: richtig komische Kautse, aber den einen finde ich ganz gut.
00:27:21: Und deshalb glaube ich, ja überzeugt von sich selbst zu sein, nicht in der Blindheit.
00:27:27: Das muss man natürlich auch aufpassen, dass es nicht wieder umkippt in allen.
00:27:30: Wir sind die geilsten und sagen uns den ganzen Tag, wie geil wir es sind.
00:27:33: Man muss die Fähigkeit zur Selbstkritik behalten.
00:27:35: Man muss die Fähigkeit zur Reflexion behalten.
00:27:37: Aber man muss am Ende überzeugt sein von dem, was man tut, um andere überzeugen zu können.
00:27:42: Was ich jetzt noch nicht rausgehört habe bei aller Sympathie für Selbstkritik, das finde
00:27:46: ich natürlich immer großartig.
00:27:48: Ich glaube, dass Frauen das auch in besonderer Weise können und das dann auch machen.
00:27:52: Das ist immer toll.
00:27:54: Nur, ich habe ehrlich gesagt noch nicht raushören können, was da das spezifische Riccardo Lang
00:28:00: versäumt ist.
00:28:01: Wäre es nicht eigentlich für den Rest der Partei, auch für die Minister*innen ebenso
00:28:06: gelten würde.
00:28:07: Die sind aber ja nicht zurückgetreten.
00:28:09: Und ich hatte ihnen erzählt von dem, oder noch mal in Erinnerung gerufen, war es Robert
00:28:14: Habeck am Abend, ihres Rücktritts gesagt hat, der sie ja ausdrücklich lobt.
00:28:18: Sie nehmen es als Nettigkeit, eventuell war aber auch ein wahrer Kern dabei.
00:28:22: Und ich habe sie gefragt, wen soll das eigentlich überzeugen?
00:28:25: Und dem bayerischen Ministerpräsident Markus Söder, wir haben sie eben rausgehört, einer
00:28:29: ihrer engsten Freunde, glaube ich, von dem sie kolossal begeistert und beeindruckt sind.
00:28:33: Den jedenfalls hat dieser Personalschritt genau gar nicht überzeugt und er bringt ihn
00:28:38: jetzt auch nicht dazu, plötzlich von sowas wie Schwarz-Grün zu träumen.
00:28:43: Der sagt im Interview mit dem bayerischen Rundfunk folgendes.
00:28:47: Schwarz-Grün ist der tote Gauld für Deutschland.
00:28:49: Für mich hat es ja gesagt, wie viele, na ja mit diesen Grünen geht es nicht.
00:28:53: Aber was haben die Grünen jetzt entschieden?
00:28:55: Sie haben zwei unbedeutende Parteiforsitzende ausgewechselt, da setzen sie doch noch unbekanntere
00:28:59: Personen.
00:29:00: Da sind doch nicht die Protagonisten, die die grüne Politik prägen.
00:29:03: Habeck, Baerbock, das sind die entscheidenden Köpfe, die bleiben die gleichen.
00:29:07: Und da die Köpfe die gleichen bleiben, die Politik die gleiche bleibt, ist auch klar,
00:29:11: dass mir den Grünen nichts geht.
00:29:13: Hat er da einen Punkt, dass sich mit ihrem Rücktritt eigentlich genau gar nichts ändert
00:29:17: an grüner Politik, weil es die Minister*innen waren und sind die durch, nehmen wir das Verkorkste
00:29:22: Heizungsgesetz oder auch das ebenso Misslungene und immer noch nicht verabschiedende Gesetz
00:29:27: zur Kindertgrundsicherung, den Kurs in der Asylpolitik und auch das schlechte Image der
00:29:34: Ampel insgesamt für den Singflug der Grünen verantwortlich zu machen sind?
00:29:39: Nein.
00:29:40: Erst mal Markus Söder, das habe ich ja vorhin schon ein bisschen angedeutet.
00:29:43: Ich glaube, da könnte alles passieren auf diese Welt und danach würde Markus Söder
00:29:47: sagen, das ist ein Beweis dafür, dass es Schwarz-Grün niemals geben kann.
00:29:50: Also das ist natürlich für ihn einfach eine eingeübte Leie.
00:29:53: Können nachher vielleicht auch noch darüber reden, was aus meiner Sicht dahinter steckt,
00:29:56: weil ich glaube da spielen Friedrich Merz und Hubert Eibanger.
00:30:00: Das ist bei Markus Söder, sein Verhältnis zu den Grünen hat hundertmal weniger mit
00:30:05: Anna-Lena Baerbock, Robert Habeck, Ricardo Lang oder irgendjemandem zu tun als mit Friedrich
00:30:10: Merz, mit Hubert Eibanger.
00:30:11: Bei Friedrich Merz ist es so, dass er eigentlich Kanzlerkandidat werden wollte.
00:30:15: Jetzt stellt er sich natürlich hin und tut so, na das ist eine ganz einfenehmliche Entscheidung.
00:30:20: Ja, ja genau.
00:30:21: Es ist ja offensichtlicher, dass er Kanzlerkandidat werden wollte.
00:30:23: Dann gab es die Überlegung, na ja, ich brauche intern was, womit ich mobilisieren kann gegen
00:30:28: Friedrich Merz.
00:30:29: Jetzt sind die beiden sicher inhaltlich nicht so weit voneinander entfernt.
00:30:33: Friedrich Merz ist nicht ein Rekwüst und da hat er für sich identifiziert, dass es
00:30:37: schwarz-grün, das ist mein eines Thema.
00:30:39: Und de facto jede einzelne dieser Aussagen ist weniger Angriff auf uns als einen Fragestellende
00:30:44: Autorität von Friedrich Merz.
00:30:45: Trotzdem kann er hier einen Punkt haben.
00:30:46: Es ist mir auch egal, wer in Berlin Kanzlerkandidat ist, also ich sag der wer unter mir Kanzlerkandidat,
00:30:53: es ist mir egal, die Entscheidung treffe ich hier in München.
00:30:55: Natürlich ist es nicht so und das würde auch niemand in unserer Partei behaupten, dass
00:31:00: er mit Nuri Po und ich allein verantwortlich sind für die jetzige Situation.
00:31:03: Das Problem ist nur, wenn man nach dieser Logik verferrt, dann wird niemand zurücktreten.
00:31:07: Und ja, ich hab die FDP zeigt ja auch ganz gut, wie das dann funktioniert.
00:31:10: Wer meine nächste Frage steht hier, müssten in der Logik dann auch Christian Lindner,
00:31:15: Saskia Esken und Lars Klingwald zurücktreten?
00:31:18: Das müssen die alle für sich selbst entscheiden.
00:31:20: Aber fänden sich so?
00:31:21: Nein, ich finde, wir haben eine sehr spezifische Entsagen von uns Grünen rausgetroffen.
00:31:25: Ich finde, jede Partei sollte das für sich selbst klären.
00:31:27: Aber wenn jeder anfängt zu sagen, wir sind ja nicht alleine verantwortlich, das ist
00:31:30: niemand alleine verantwortlich, dann wird einfach niemand Konsequenzen ziehen und Verantwortung
00:31:34: übernehmen.
00:31:35: Und weil sie vorher so ein bisschen gefragt haben, was denn das Spezifische ist, auch
00:31:39: vielleicht mit mir als Person, weil es jetzt auch eher allgemeine Punkte waren, ich habe
00:31:44: jetzt viel sein verbracht, um so ein bisschen zu reflektieren.
00:31:46: Ich fand es ganz spannend, dass sie gerade gemeint haben, dass es auch ein vielleicht
00:31:48: was typisch weibliches ist, das zu machen, obwohl ich auch Männer erlebt habe, die das können.
00:31:53: Klar.
00:31:54: Und ich glaube, dass ich schon nach hinein, bin ja wahnsinnig früh in dieses Amt gekommen,
00:31:58: mit 28 Jahren.
00:31:59: Und ich hatte einen Teil der Partei der riesige Hoffnung in mich gesetzt hat, weil es natürlich
00:32:03: auch so ein Druck war.
00:32:04: Vielleicht auch so ein bisschen linke Hoffnungsträgerin wird jetzt ganz viele Sachen ganz anders machen.
00:32:09: Und ich hatte aber natürlich auch ganz viele Vorurteile, mit denen ich kämpfen musste,
00:32:13: zu Jungen, zu Links, zu Identitätspolitisch.
00:32:16: Das letzte hat mich immer am meisten verletzt, weil ich so beschehe, dass ihr überhaupt was
00:32:21: ich tue, hört ihr überhaupt was ich sage.
00:32:23: Sie haben ja genau gar nichts darüber gesprochen.
00:32:26: Gar nichts.
00:32:27: Aber es gab diese Vorteile und ich habe das Gefühl, dass ich unfassbar viel Kraft darein
00:32:33: investiert habe, diesen Vorteil nicht zu entsprechen.
00:32:36: Dass ich unglaublich viel Zeit darein investiert habe, zu beweisen, nein, ich bin nicht zu
00:32:41: Jungen, ich bin irgendwie professionell, unfunktionierend und glatt.
00:32:45: Und ich glaube, manchmal kann man sich so sehr darum kümmern, zu beweisen, wer man nicht
00:32:51: ist, dass ein bisschen verloren geht, wer man ist.
00:32:54: Ich habe viele Leute, die jetzt im Nachhinein zu mir sagen, Gott, das ist ja Humor, du bist
00:32:58: ja ein lustiger Mensch.
00:32:59: Ich finde auch jetzt bei aller Bescheid, nein, aber ich finde mich auch ein relativ lustig
00:33:05: Mensch, ne, das ist gar nicht rübergekommen.
00:33:07: Weil ich glaube, ich so darauf gedrimmte, war bestimmten Vorteil nicht zu entsprechen,
00:33:11: dass man sich so ein bisschen selbst darin verloren hat.
00:33:12: Und das war glaube ich schon was sehr spezifisches.
00:33:14: Aber ich weiß nicht vorallem so, ist das nun mal, Sie sind Parteivorsitzende einer Partei,
00:33:20: die sich um ernste Themen kümmert.
00:33:21: Sie sind Parteivorsitzende einer Regierungspartei, die sich mit ernsten Themen zu beschäftigen
00:33:27: hat, weil eine Krise die nächste jagt, weil es so und so viel Kriege gibt, wie es sie
00:33:33: ewig und ja, ich glaube, seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gab.
00:33:37: Da kann man ja nicht die Spassnudelverdienst sein, das hätte überhaupt gar nicht gepasst
00:33:44: und es gibt eben auch bestimmte Erfordernisse, denen man zu genügen hat, Sprachregelungen,
00:33:48: die zumal in einer so komplizierten Koalition wie der Ampelkoalition verabredet werden,
00:33:54: in nächtelangen Koalitionsausschüssen, die es damals noch gab, die es komischerweise
00:33:58: nicht mehr gibt.
00:33:59: Und dann kann man nicht rausgehen und am nächsten Tag reden, wie einem der Schnabel gewachsen
00:34:03: ist oder wie man das zu Hause irgendwie umso vertät.
00:34:07: Das sind alles für mich, ehrlich gesagt, immer noch keine Punkte, bei denen ich sagen würde,
00:34:13: dadurch, weil Frau Lang jetzt nicht mehr die Vorsitzende der Grünen Partei sein wird,
00:34:19: wird die Grüne Partei aber die neue Strategie gefunden haben und alles anders machen.
00:34:26: Ich weiß auch gar nicht, ob sie alles anders machen werden, aber ich glaube, sie werden
00:34:29: einiges anders machen und ja, es ist ja klar, dass ich jetzt nicht irgendwie nach einem
00:34:34: Koalitionsausschuss, wo wir jetzt ein großes Entlastungspaket hinstellen, ich mich erst
00:34:38: einmal hinstellen und sagen, hier sind meine drei lustigsten Dead Shows irgendwie so oder
00:34:43: wenn wir eine Debatte über die Ukraine führen in der Talkshow, ich plötzlich anfange den
00:34:47: Bart von Markus Söder zu beleidigen.
00:34:48: Das ist natürlich komplett klar.
00:34:51: Ich glaube, mehr von sich zu zeigen wäre trotzdem gegangen.
00:34:53: In meiner Erfahrung ist auch in der Politik, Humor und Ernsthaftigkeit müssen sie nicht
00:34:57: ausschließen.
00:34:58: Also man kann, glaube ich, eine sehr ernsthafte Politik machen.
00:35:00: die sich auch an den realen Problemen, die jetzt zu Hauf da sind in diesem Land und in der Welt noch zu häufer.
00:35:06: Man sagt das nicht so. Kann man das sagen zu häufer?
00:35:10: Und ich glaube, man kann trotzdem auch mal Momente, weil es ist doch bei uns im Alltag auch.
00:35:14: Also ich meine auch, Menschen, die in Krisensituationen im Alltag befinden, laufen ja nicht den ganzen Tag mit so einer Fresse rum.
00:35:19: Ich habe sie aber auch lachen gesehen. Ich habe sie auch lachen gesehen bei uns in der Sendung.
00:35:23: Ich habe sie jetzt lachen gesehen in Interviews, die sie gegeben haben. Ich höre sie hier lachen.
00:35:28: Und wenn man sich das so nicht so gut und unmöglich war, war das nicht wahrzunehmen, dass sie eventuell auch Humor haben?
00:35:32: Nein, ich glaube jetzt auch. Natürlich ist das ja auch alles im Nachhinein. Das sind ja Ansätze von Erklärung, die nie eine ganze Zeit beschreiben.
00:35:39: Natürlich war ich nicht drei Jahre lang immer genau so, wie ich es jetzt sage. Ich habe nur einen Denzen an mir selbst erlebt.
00:35:45: Und ich glaube, die noch erkennen zu können, ist eigentlich auch eine Stärke.
00:35:48: Also sich da nicht so sehr davon abzuschotten, wenn man auch selbst erlebt, was da vielleicht problematisch ist.
00:35:53: Ich glaube, wenn man jetzt auf die Grünen gerade schaut, gilt es darum, mit den neuen Leuten dann eben das Neue auch aufzubauen.
00:36:01: Ich würde das so ein bisschen als Punkt sehen. Das erste ist hier selbstbewusstsein, was ich vorher angesprochen habe.
00:36:07: Das zweite ist, ob man wieder darin zurückkommt, was wir so ein bisschen 2022 hatten.
00:36:12: Ziele sehr klar und auch mit Mut kommuniziert, wegpragmatisch.
00:36:16: Ich glaube, wir haben das mal ein bisschen umgekehrt in der Regierungszeit bei den Details sehr versessen.
00:36:20: Aber eigentlich wusste niemand mehr, warum wir es machen.
00:36:23: Das dritte ist eine Wehrhaftigkeit.
00:36:26: Gegen wen?
00:36:28: Gegen sowohl wirklich diese Lügen- und Falschinformationen, die man im Netz liest, aber durchaus auch gegen den politischen Mitbewerber.
00:36:36: Also ich meine, wir haben ja einen Maß.
00:36:38: Fein, wie Sie das sagen, den politischen Mitbewerber.
00:36:41: Aber die anderen haben Sie fast in der Allparteienkoalition zum meist- und bestgehassten Brügelknaben der Nation gemacht.
00:36:50: Wir sind ja so der bequeme Sündenbock.
00:36:52: Das heißt, solange es die Grünen gibt, muss man sich weder damit beschäftigen, dass man den Netzausbau in Bayern verschlafen hat
00:36:58: und damit gerade potenziell zu da immer höheren Stromreisen führt.
00:37:02: Man muss sich nicht damit beschäftigen, dass Brücken einstürzen in diesem Land,
00:37:07: weil man über Jahrzehnte zu wenig investiert hat in die Infrastruktur.
00:37:11: Man muss sich nicht damit beschäftigen, dass Klimaschutz für alle Parteien, die es Pariser Klimaabkommen unterzeichnet haben,
00:37:17: eigentlich eine Verpflichtung ist, weil wir geben Probleme an, die Grünen waren es.
00:37:23: Und ich meine, da werden sich einfach mittlerweile offene Lügen bedient.
00:37:27: Ich will ein Beispiel nehmen aus dieser Woche.
00:37:29: Sie kennen ja das "Der eating the dogs", "Der eating the cats" von Trump.
00:37:33: Aus einer gemeinsamen Diskussion mit Camilla Harris.
00:37:37: Ein, in seinem Fall, wirklich rassistischer Blick, wo er sozusagen versucht zu tun,
00:37:41: als ob Migranten, Hunde und Katzen essen würden.
00:37:44: Wir hatten diese Woche eine Situation, dass die CSU sich entschieden hat, eine Kampagne darüber zu machen,
00:37:49: dass anscheinend grüne Haustiere verbieten wollten.
00:37:52: Komplette Bullshit.
00:37:53: Da werden irgendwie von neu gewählten grünen Jugendsprechern endlos alte Zitate über die CO2-Belange von Haustieren.
00:38:00: Sind sie glückstens Zitate? Nein.
00:38:02: Weil das Jacoplas selbst ja, obviously.
00:38:04: Das ist der neue Gewinn.
00:38:05: Genau, wird dann aber gemacht.
00:38:07: Die Grünen wollen ja in Haustieren.
00:38:08: Macht Martin Huber, der CSU-General,
00:38:10: zählt ja ein Video mit trauriger Hintergrundmusik und seien im Hund, wo er sich hinstellt und sagt,
00:38:16: sie hören nicht immer auf dich, aber sie sind dein bester Freund.
00:38:19: Und jetzt wollen die Grünen in dir wegnehmen.
00:38:21: Also wo man eigentlich so ein bisschen sagt, ich würde mal sagen, frei nach Eric Kessner,
00:38:24: was du niemals tun solltest, ist den Kakao noch selbst herzustellen, von durch den du dann gezogen wirst.
00:38:29: Und erstmal muss ich drüber lachen, weil es so lächerlich ist, aber es ist natürlich irre.
00:38:34: Also das sind dann schon gewisse drumschen Methoden, die da übernommen werden.
00:38:38: Und ich bin Teil einer Generation, auch in meiner Partei.
00:38:41: Es gab ja Generationen vor uns, die Jungen Drittin Renate Kühnerst, die wurden wahnsinnig über den Konflikt politisiert,
00:38:47: auch als die Grünen dann neu in die Parlamente gekommen sind, aber immer ganz viel Konflikt.
00:38:51: Ich wurde stark politisierten geprägt von einer Rede, die Michelle Obama mal gehalten hat.
00:38:56: Vor, ich glaube, fünf Jahren war das der letzte Wahlkampf, wo sie gesagt hat, when they go low, we go high.
00:39:02: Also wenn die im Treck wühlen, dann stehen der drüber, dann werden wir anmutiger, dann werden wir größer, als wir es sind.
00:39:09: Und ich wünschte immer noch sehr, dass ich in einer Welt leben würde, in der das funktioniert, aber ich glaube, es funktioniert nicht mehr.
00:39:15: Und es gibt ja auch einen Grund dafür, dass die US-Amerikaner, die Demokraten auch Michelle Obama nicht mehr sagen,
00:39:20: when they go low, we go high, sondern when we fight, we win.
00:39:22: Also wenn wir kämpfen, dann gewinnen wir. Wir haben zu lange, wenn wir mir jemand auf die linke Backe gehauen, hat noch die Rechte hingehalten
00:39:29: und gesagt, nein, lass uns doch ein bisschen netter miteinander umgehen und anstand, anstand, anstand, wo ich mir jetzt denke,
00:39:36: also wenn die haben wollen, dass man ja auseinandersetzung geht, dann kann auch ich sagen, wenn wir kämpfen, dann gewinnen wir.
00:39:43: Und warum haben sie es dann nicht mehr gemacht?
00:39:45: Mache ich ja gerade. Also sie hat eine neue Entwicklung, aber ich habe damit auch ganz gute Erfahrungen, was ich sehr probiere.
00:39:50: Ich hatte das nach der Wahl in Sachsen-Thüringen, die war zwei Wochen vor Brandenburg,
00:39:54: wo danach ein Bild von mir rumgangen, wo ich so eine Bierflasche in der Hand habe und auf mein Handy schaue
00:39:59: und ich sehe mir das ein bisschen betröppelt aus, weil auch ein scheiß Abend.
00:40:01: Und dann haben wir angefangen, rechtsextremistisch schon mal lustig zu machen
00:40:04: und dann dachte ich mir, so wollte ich mich verarschen. Was ist denn verwerflich daran, ein Bier zu trinken, macht irgendwie,
00:40:09: weil in dem Fall sogar Alkohol frei, ich hätte lieber ein Alkoholvolles gehabt, aber wenn ich nicht wegen ein paar Interviews, die ich noch führen müsste,
00:40:15: da ich mir das doch absurd als als Vorwurz zu machen, hat dann ein Meme draus gemacht.
00:40:19: Und das hat total gut funktioniert. Und ich glaube, das ist dann auch wichtig,
00:40:22: weil wir Grüne haben manchmal die Tendenz, so zwischen zwei Polen hin und her zu spanken.
00:40:26: Entweder wir lassen uns jeden Angriff gefallen oder irgendwann sagen wir, jetzt müssen wir uns wehren
00:40:31: und dann fangen wir an, hinter jeder Straßenlaterne eine Kampagne zu sehen und erzählen,
00:40:35: den lieben langen Tag geben, das hören will, nicht hören will, dass jedes böse Wort gegen den Grünen der Demokratie schadet,
00:40:40: was die Leute dann auch nicht mehr hören können.
00:40:42: Und was ich mir wünsche und ich glaube gerade gelingt es mir auch ganz gut,
00:40:45: dem mit Humor zu begegnen, dem mit Souveränität zu begegnen.
00:40:48: Und das Imperium schlägt dann quasi mit den eigenen Mitteln zurück.
00:40:52: Genau.
00:40:53: Ich will noch mal zurückkommen auf die Titelfrage.
00:40:56: Haben die Grünen ihre Chance vertan, will ich ja mit ihnen klären,
00:41:01: die Chance, die sie in dieser Regierung gehabt hätten.
00:41:04: Und das haben wir jetzt schon ein paar Mal angetippt.
00:41:06: Sie selber in ihrer Fehleranalyse lassen das auch aufscheinen,
00:41:10: wo sie dann doch finden, dass man entweder zu viel oder zu wenig gemacht hat.
00:41:15: Ich habe es noch nicht genau verstanden.
00:41:17: Man muss ja sagen, in den Augen vieler sind die Grünen wieder geworden,
00:41:22: obwohl sie da raus wollten aus dieser Zuschreibung,
00:41:25: sind sie geworden, die wirklichkeitsferne Ideologen, die zu Bevormunden vorgehen,
00:41:30: die Dinge verbieten wollen, die also zu wenig pragmatisch waren.
00:41:35: Und da kann man anführen als Beispiel natürlich das Vermalle Deite Heizungsgesetz,
00:41:41: eigentlich Gebäude-Energiegesetz, aber lassen wir das mal auch der,
00:41:44: einigermaßen hohe Ton, den die Grünen in der Außenpolitik gerne mal pflegen,
00:41:50: vertreten durch die Außenministerin.
00:41:53: Andererseits, in den Augen anderer, auch ihrer bisherigen Anhänger*innen,
00:41:59: werden die Grünen empfunden als zu pragmatisch.
00:42:03: Also würden sie zu viele Zugeständnisse machen.
00:42:05: Sie, was ja alles in auch ihrer Amtszeit mitgemacht worden ist,
00:42:10: siehe die Zustimmung zu 149, ich glaube, man muss genau sein,
00:42:15: Autobahnabschnittsprojekten, Zustimmung zu lieferungsschwerer Waffen in die Ukraine,
00:42:21: was natürlich die Friedensbewegung auf die Zinnen gebracht hat
00:42:25: oder auch verstört, verwirrt, für irgendwas hat.
00:42:27: Dann das Wiederhochfahren von Kohlekraftwerken,
00:42:30: die Kurzzeitverlängerung der Atomkraftwerke,
00:42:33: eine restriktivere Asylpolitik mit sowas wie Abschiebezentren
00:42:38: an den EU-Außengrenzen und und und und und.
00:42:41: Also was war es jetzt? Zu wenig oder zu viel?
00:42:45: Ich glaube, dass genau dieses entweder oder das Falsche ist.
00:42:48: Also wenn man anfängt zu sagen, entweder wir machen pragmatische Politik,
00:42:51: ja offensichtlich, wie will ich regieren, ohne pragmatische Politik zu machen,
00:42:54: oder wir kämpfen für unsere Werte, ja, das sind wir als Partei
00:42:59: und das müssen wir auch immer bleiben.
00:43:00: Und das habe ich, glaube ich, das, was ich vorher meinte,
00:43:02: was uns ein bisschen erpacken gekommen ist,
00:43:04: dass man sehr, sehr klar ist in den Zielen und darum auch kämpft,
00:43:07: auch da, wo es politische Gegnerschaft gibt.
00:43:09: Und aber pragmatisch im Weg und sich da nicht immer im Detail verliert
00:43:13: und versteht, dass auch wenn mal ein Umweg genommen wird,
00:43:15: man am Ende schon noch bei dem Ziel rauskommen kann,
00:43:18: dass man eigentlich auf den Weg gebracht hat.
00:43:20: Nehmen wir das Gebäude-Energie-Gesetz, für mich ist das am Ende kein Scheitern,
00:43:24: sondern es ist das erste Mal, dass die Bundesrepublik Deutschland,
00:43:28: die sich dieses Ziel gegeben hat, der Klimaneutralität,
00:43:31: die das Parisre-Klima-Abkommen im Schulterschluss
00:43:33: aller demokratischen Parteien unterschrieben hat,
00:43:35: auf den Weg macht, das auch im Wärmebereich umzusetzen.
00:43:38: Also klar zu sagen, wir wollen, dass wir hier klimaneutral werden,
00:43:42: wir wollen auch, dass Menschen in zehn Jahren noch ihre Budewaren bekommen
00:43:45: und dabei nicht von zu viel zu hohen Gaskreisen beschränkt sind.
00:43:49: Und hätten wir es nicht gemacht, würden wir einen Punkt stehen,
00:43:52: wo Deutschland seine Klimaziele nicht einhalten könnte.
00:43:54: Bei unnem Wärme-Reich wird es nicht gehen.
00:43:55: Jetzt wird es erst malig funktionieren und wir sind auf dem richtigen Weg.
00:43:58: Aber das reicht dann nicht.
00:43:59: Aber im Nachhinein sind zum Beispiel solche Sachen wie
00:44:03: die kommunale Wärmeplanung vorzuschalten.
00:44:05: Hätte man vielleicht von Anfang an machen können,
00:44:07: hätte vieles leichter gemacht und vielleicht auch welchem Widerstand hinten.
00:44:09: Das heißt, ich glaube wirklich, dieses klar in den Zielen pragmatisch im Weg.
00:44:14: Bei den Beispielen, die sie auch genannt haben,
00:44:16: die würde ich auch nicht alle in einen zu öffnen.
00:44:18: Ich finde das erste, was Sie gesagt haben,
00:44:20: ist, glaube ich, total symptomatisch für diese Bundesregierung.
00:44:24: Wir hatten einen Koalitionsausschuss,
00:44:26: wo wir ein riesiges Beschleunigungspaket für die Infrastruktur
00:44:29: in diesem Land beschlossen haben.
00:44:31: Was unter der großen Koalition immer liegen geblieben ist.
00:44:34: Wir haben gesagt, dass wir bei Brücken, bei erneuerbaren Energien,
00:44:38: beim Ausbau der Schiene eine massive Beschleunigung hat.
00:44:42: Und am Ende haben wir es geschafft, dass das kein Schwein mitbekommen hat,
00:44:45: weil wir uns über 141 Autobahnabschnitte so kolossal zu stritten haben,
00:44:52: dass alle das Gefühl hatten, dass nichts anderes passiert ist
00:44:55: und die Debatte über diese 141 Autobahnabschnitte war ich total beteiligt daran.
00:44:58: Ich habe die auch hochgepusht bis zum geht nicht mehr.
00:45:00: Am Ende sind die eigentlich relativ nicht irrelevant,
00:45:04: aber drehten doch sehr zurück neben dem, was wir hinbekommen haben,
00:45:07: weil zum Beispiel dem Ausbau der Schiene
00:45:09: und dort eine Beschleunigung hinbekommen zu haben.
00:45:11: Bei der Ukraine ist das für mich überhaupt kein Verrat an den eigenen Werten.
00:45:15: Ich bin auch sozialisiert worden in der Menschenrechtspartei
00:45:18: und in der Partei, die eine Klarheit darüber hat,
00:45:21: dass Flade Mir Putin eben nicht der nette Onkel in Moskau ist,
00:45:24: mit dem man nur richtig umgehen muss und nicht zu sehr auf die Füße treten soll
00:45:27: und dann wird er schon das Richtige tun, sondern ein imperialistischer Diktator,
00:45:31: der das Ziel hat, sozusagen zurück zu einer großrussischen,
00:45:37: in eine Richtung von einem großrussischen imperialistischen Gebilde zu kommen.
00:45:41: Und deshalb war für mich sehr schnell, sehr klar,
00:45:45: ich habe das übrigens im Bundestagswahlkampf anders gesehen,
00:45:47: damals auch Robert Habe kritisiert dafür,
00:45:49: dann habe ich mich nachher in den Trulich, weil ich glaube, er hatte Recht,
00:45:51: aber war in dem Moment, wo er die Ukraine angegriffen hat,
00:45:54: sehr schnell, sehr klar, als Friedenspartei,
00:45:56: die für die internationalen Friedensordnung ansteht.
00:45:58: Als Menschenrechtspartei, die nicht zuschaut, wie Leute da dem Erdboden gleich gemacht werden,
00:46:02: müssen wir diese Menschen unterstützen, auch militärisch.
00:46:05: Das heißt, am Ende ist die Welt halt auch oft gar nicht so schwarz-weiß,
00:46:09: zu viel, zu wenig pragmatisch oder nicht pragmatisch.
00:46:12: Und wenn man vielleicht die Frage nimmt, die so ein bisschen als große Frage steht,
00:46:16: haben die Grünerer Chance genutzt.
00:46:18: Wenn ich auf, ich habe vorher Macht, auch als Gestaltungsmöglichkeiten definiert.
00:46:23: Genau.
00:46:24: Wenn ich auf Gestaltungsmöglichkeiten schaue, auf jeden Fall.
00:46:27: Was wir beim Ausbau der neuerbaren Energien hinbekommen haben,
00:46:30: wenn ich jetzt unterwegs bin und mir ein Freund,
00:46:32: der immer zeigen auf ihrem Handy mein Balkonkraftwerk,
00:46:34: das ist das und das schon wieder abgewonnen,
00:46:37: wenn ich auf ein riesiges Aktionsplan zum natürlichen Klimaschutz schaue,
00:46:40: ich kenn es ganz viel hier auf dem T-Wolkenszeichnung,
00:46:43: das ist auch mal eine feministische Außenpulte gibt in diesem Land,
00:46:46: auch wenn die nicht so einfach anwendbar ist,
00:46:48: wie sich das manche vielleicht gewünscht hätten,
00:46:50: dann haben wir die total genutzt.
00:46:52: Wenn es natürlich um die Chance ging,
00:46:54: manche Dinge zu beweisen, die wir als Grüne gerne bewiesen hätten,
00:46:58: dann nicht genug.
00:46:59: Ich will ein Beispiel nehmen, das sehr in meinem Themenbereich liegt
00:47:04: und das ich glaube, ehesten auch wirklich wie so ein persönliches Scheitern anfühlt.
00:47:09: Das ist bei der sozialen Gerechtigkeit.
00:47:11: Natürlich war immer mein Wunsch, wir kommen in die Regierung
00:47:13: und dann können wir endlich beweisen, wenn die Grünen dran sind,
00:47:16: dann machen sie es auch sozial gerecht.
00:47:17: Und auch hier haben wir es bei vielen einzelnen Themenbereichen
00:47:20: vor Mindestlohn gemacht, gerade streiten wir für ein Tariftreue gesetzt,
00:47:23: dass die Kita-Finanzierung weiterläufigen,
00:47:25: die Länder da unterstützt werden.
00:47:27: Aber man muss schon anerkennen, dass wir gerade wieder sehr stark
00:47:30: als Elite im Projekt wahrgenommen werden.
00:47:32: Kulturell und habituell, dass wenn die Union so ein Bullshit-Blackat macht,
00:47:36: wie Grillen muss erlaubt bleiben,
00:47:38: ist es ja schon ein Problem, dass es überhaupt resonant hat,
00:47:40: dass die Leute wissen, wer damit gemeint ist.
00:47:42: Und aber auch bei der sozialen Frage.
00:47:44: Und ich glaube, das wird jetzt auch für eine strategische Neuaustellung
00:47:49: einer der neu-reiligen Punkte sein.
00:47:52: Wir gönnen uns ja gerne nach Wahlkämpfen zur Debatten,
00:47:55: die dann manchmal in der Partei schon ein bisschen schablonenhaft sind,
00:47:58: in den Medien dann noch zehnmal schablonenhafter dargestellt werden,
00:48:01: zwischen die linken, wollen linkere Politik und die realis-wollen
00:48:05: die Mitte der Gesellschaft.
00:48:07: Die Mitte der Gesellschaft, das sind ja nicht alles Leute,
00:48:09: die finanziell ausgesorgt haben.
00:48:11: Das sind Leute, die, wenn sie Sonntagabend,
00:48:13: einen SMS bekommen, von der Kita Panik bekommen,
00:48:15: weil Angst hat es, dass man am Montag sein Kind nicht in die Kita bringen kann,
00:48:18: die eine funktionierende Bahn haben wollen.
00:48:21: Und wenn die nicht pünktlich fährt, wieder aus Auto wechseln,
00:48:23: dann frustriert es, wenn die Spritreise steigen.
00:48:25: Die Jahre lang drüber nachdenken, ob man sie eine neue Heizung anschaffen kann.
00:48:28: Und ich glaube, das will uns das mit der Mitte komplett in die Haare schmieren können,
00:48:32: solange als Elite im Projekt wahrgenommen werden.
00:48:34: Und das ist jetzt für mich ein neuralgischer Punkt wirklich
00:48:37: für, wie kriegen wir es in der Zukunft wieder hin.
00:48:40: Da haben wir unsere Chancen nicht gut genug genutzt.
00:48:43: Da muss man vielleicht erstmal sogar um die Chance zurückkämpfen,
00:48:46: dass die wieder da ist.
00:48:47: Wollte ich gerade fragen, ob Sie die Chance in den Augen auch derer,
00:48:51: die Sie längst verloren haben, die etwa bei den Landtagswahlen
00:48:55: zur Wahl gegangen sind oder auch bei der Europawahl,
00:48:58: was eine bundesweite Wahl war, wo Sie ganz schlecht abgeschnitten haben.
00:49:02: Vor allem im Vergleich zu 2019, wo Sie ein gigantisches Ergebnis hatten.
00:49:07: Haben Sie die Chance überhaupt noch mal oder hat sich inzwischen
00:49:11: die Stimmung so sehr weg von den Grünen entwickelt,
00:49:15: dass Sie das gar nicht mehr einsammeln könnten?
00:49:18: Ich glaube, die Chance liegt nicht einfach da.
00:49:20: Also das ist ja gerade, das muss man so ehrlich sagen,
00:49:22: nicht so, dass alle warten.
00:49:23: "Oh toll, jetzt stellen sich die Grünen auf, richtig Bock drauf
00:49:25: und dann mögen wir die alle wieder."
00:49:27: Erlebe ich jetzt weder in der Bevölkerung noch bei den Medien,
00:49:31: noch bei den politischen Mitbewerbern, wie ich sie vorher getauft habe.
00:49:34: Das heißt, erst mal muss man die Chance kämpfen.
00:49:37: Und das hängt natürlich total mit dem Deutungshoheitpunkt zusammen,
00:49:39: den ich vorher angesprochen habe.
00:49:41: Wir haben mittlerweile manche Regionen, ich glaube insbesondere in Ostdeutschland,
00:49:44: aber wahrscheinlich nicht nur dort.
00:49:46: Da, wenn sich dort ein Bäckermeister so ein Plakat über die Grünen
00:49:51: an seinen Ladenwand hängt, dann hat er mehr Einfluss darauf,
00:49:54: die Grünen wahrgenommen werden in diesem Dorf,
00:49:56: als es eigentlich wir selbst haben.
00:49:57: Und das ist ja ein Punkt, wo es gar nicht dann reicht zu sagen,
00:50:00: wir müssen ein bisschen mehr über das Thema reden,
00:50:02: mehr Bemigration, mehr über die soziale Gerechtigkeit,
00:50:04: wie Sie wahrscheinlich gerade gemerkt haben,
00:50:05: wenn ich immer dabei bin, mehr über die soziale Gerechtigkeit zu reden.
00:50:07: Das Problem ist nur, wenn dir nicht mehr zugehört wird
00:50:09: und wenn dir vielleicht auch von vielen Leuten nicht mehr geglaubt wird,
00:50:11: dann kannst du aber relativ viel reden.
00:50:13: Das bringt dann halt nur sehr wenig.
00:50:15: Und deshalb ist, glaube ich, auch diese Frage.
00:50:17: Ich weiß, das klingt, das haben Omnit Nuri und ich nach der Europawahl ausgesprochen,
00:50:21: das klingt auch immer wie die schlimmste Politikerflosse
00:50:23: und das Furchtbarstikliessché.
00:50:25: Wir müssen den Menschen mehr zuhören.
00:50:27: So ein bisschen das...
00:50:28: Schrecklich.
00:50:29: Wir müssen Politik besser erklären.
00:50:31: Aber steckt schon ein wahrer Kern drin,
00:50:33: und zwar nicht einfach im Sinne von,
00:50:35: wir gucken uns demoskopisch an, wo es gerade die Meinungen rennen demnach,
00:50:38: das machen schon genug Parteien,
00:50:40: das braucht es nicht noch an, wie es tut.
00:50:42: Aber schon, wie finden wir eigentlich neue Formate,
00:50:44: wo Politik in Kontakt mit Menschen kommt?
00:50:46: Wie können wir Leute, die uns vielleicht gar nicht mehr zuhören wollen,
00:50:48: überhaupt erst mal erreichen, dass da ein erster Punkt ist?
00:50:51: Das ist für mich gerade eine total große Frage
00:50:53: und auch ehrlicherweise eine, wo ich noch gar nicht die fertige
00:50:56: und die perfekte Antwort habe.
00:50:58: Ich glaube, und das gilt für uns Grüne,
00:51:00: und das gilt aber auch für die Ampel als Ganzes,
00:51:02: und das lässt sich auch nicht komplett trennen.
00:51:04: Also, wenn ich so aus den anderen Parteien topgehe,
00:51:06: die teilweise Bundesregierung sind.
00:51:08: Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit einem FDP-Kollegen, den ich sehr schätze,
00:51:11: Johannes Vogel, und wir haben uns getroffen und saßen da zusammen,
00:51:14: und irgendwie haben wir bald so, was haben wir eigentlich gemacht?
00:51:18: Was ist eigentlich passiert in diesen drei Jahren?
00:51:21: Weil ja, diese Bundesregierung so ein bisschen die Zukunft abhandengekommen ist.
00:51:24: Absolut.
00:51:25: Wir haben zu Beginn gesagt, Fortschritt, Zukunftskollektion,
00:51:28: und das war kein medienwirksames Illusion.
00:51:34: Das war ernst gemeint.
00:51:36: Das haben wir auch wirklich damals gefühlt.
00:51:38: Also, das hat man nicht nur gesagt, weil es irgendwie nett klingt,
00:51:40: oder weil man gerade irgendwie noch ein Titel gebraucht hat,
00:51:42: sondern das haben wir wirklich gefühlt.
00:51:44: Was wir aber aus meiner Sicht als Fehler schon damals gemacht haben,
00:51:47: ich denke oft ist die Koalitionsverhandlung zurück,
00:51:49: die fair waren, die vertraulich waren, die wirklich gut waren.
00:51:52: Aber was wir gemacht haben, ist, dass wir bestimmte Bereiche,
00:51:57: wo man wusste, da wird es richtig schwierig,
00:51:59: da wird es dann gar nicht mehr so nett und vertraulich und happy happy,
00:52:02: haben wir ausgeplendet.
00:52:04: Oder mit Geld zugeschmiert.
00:52:06: Genau, weil wir damals dachten, wir können uns das leisten.
00:52:08: Das heißt, wir haben bei der Wirtschaft,
00:52:09: wo es große ideologische Differenzen gibt,
00:52:11: die ideologischen Differenzen nicht geklärt,
00:52:13: weil war eine guten Wirtschaftslage.
00:52:15: Wir konnten noch nicht sehen,
00:52:16: dass es einen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine geben wird.
00:52:18: Und dass der Klimatransformationsfonds...
00:52:20: Genau, ist der nächste Punkt.
00:52:22: Wir haben die Steuergerechtigkeit.
00:52:24: Aber müssen wir nicht drüber reden,
00:52:25: weil wir haben den Klimatransformationsfonds.
00:52:27: Bei der Migration haben wir doch einen Geformelkompromiss,
00:52:29: wo wir da reingeschrieben haben,
00:52:30: weil wir wussten nicht, wie viele Leute aus der Ukraine kommen werden.
00:52:32: Und dann kamen die Realitäten,
00:52:34: hat dieses schöne Zukunftskartenhaus ein bisschen weggefegt.
00:52:38: Und in dem Moment, wo das so war,
00:52:40: hatten wir aber alle drei nicht mehr die Kraft,
00:52:42: zu sagen, sie lassen es neu zusammensetzen.
00:52:44: Wie gehen wir es jetzt noch mal an?
00:52:46: Und ich glaube, da hat man dann angefangen, sich in Detail zu verlieren.
00:52:49: Und das hat jede Partei so ein bisschen erst zurückgezogen.
00:52:52: Die FDP in eine Art Regierungsopposition.
00:52:55: Die SPD in so einen Zwangsoptimismus,
00:52:58: wenn Olaf Scholz noch fünfmal sagt, dass alles gut ist,
00:53:00: dann werden die Leute draußen schon verstehen, dass alles gut ist.
00:53:03: Und wir eben Indieses auch tut uns total leid,
00:53:05: dass wir überhaupt noch existieren.
00:53:06: Schaut uns am besten gar nicht an.
00:53:08: Und das ist, glaube ich, ein totales Problem,
00:53:10: weil sowas kein Zukunft mehr ist.
00:53:12: Die Probleme sind größer, als es unsere Antworten gerade sind.
00:53:15: Und das wird für mich...
00:53:17: Darum muss sich der nächste Bundestagswahlkampf drehen.
00:53:20: Wie groß müssen eigentlich die Antworten sein,
00:53:22: damit sie auf die Realität der Probleme passen?
00:53:24: Ich habe Ihr Statement ja eben zumindest in Auszügen eingespielt,
00:53:29: dass Sie abgegeben haben an dem Tag, an dem Sie zurückgetreten sind,
00:53:33: gemeinsam mit Ominore pur.
00:53:35: Was mich da gestört hat, ist ein Teil, den wir jetzt gar nicht gespielt haben,
00:53:38: bei dem ich dachte, uff, wieder die, die eigentlich
00:53:41: an einer Art von Selbstüberhöhung, die ich so gar nicht mehr richtig finde,
00:53:45: wenn man denn ja eigentlich Verantwortung trägt für die Verhältnisse,
00:53:49: wie sie jetzt sind.
00:53:50: Und das haben Sie als Vorsitzende der Grünen natürlich auch getan
00:53:53: und tun es auch noch, weil Sie weiterhin ja in der Politik bleiben wollen.
00:53:57: Da geht es dann so weiter, dass Sie ja gesagt haben,
00:54:00: das haben wir gehört, wir entscheiden darüber,
00:54:02: wie sich Deutschland in Zukunft entwickelt.
00:54:04: Damit meinen Sie auch die Krise des parlamentarischen und demokratischen Systems,
00:54:08: die Sie auf verschiedene hier jetzt schon angesprochen haben.
00:54:11: Dann geht es so weiter und ein bisschen entscheiden wir auch darüber,
00:54:14: wer dieses Land eigentlich sein will.
00:54:16: Ein Land, in dem wir bei der Klimaneutralität kurshalten
00:54:19: und so Wohlstand und Zusammenhalt schützen für heute und morgen.
00:54:23: Oder ein Land, in dem sich die durchsetzen, die bei all dem nur Rückschritt wollen.
00:54:28: So, das ist eine schöne Beschreibung, die man jetzt als unbeteiligte
00:54:34: vielleicht auch so hätte sagen können.
00:54:36: Ich habe bei Ihnen aber selbstverständlich den Vorwurf,
00:54:40: den Sie sich gewiss auch selber machen, Sie haben ja einen Anteil daran.
00:54:43: Dass das alles genauso geworden ist.
00:54:45: Dass zum Beispiel die Jungen die Grünen nicht mehr wählen,
00:54:49: sondern eher sich angesprochen fühlen durch die AfD,
00:54:54: aber auch das BSW, die, hast du nicht gesehen,
00:54:57: den ganzen parlamentarischen Apparat durcheinanderwirbeln
00:55:01: und dazu in der Lage sind.
00:55:02: Da ist also eine Lücke gelassen worden
00:55:04: oder aber richtig was verabsorbt worden.
00:55:07: Da hat zum Beispiel der Jugendforscher Klaus Hoerellmann im Spiegel zuletzt,
00:55:12: ich finde das ganz gut auf den Punkt gemacht,
00:55:14: und er sagt das nach der Brandenburg, weil die ihr anders war, um zurückzutreten.
00:55:19: Da sagt er, dass die Grünen in der Regierung halt kaum Lösungen gefunden haben,
00:55:23: die den Klimawandel aufhalten, so im Spiegel.
00:55:28: Und das hat so analysiert, Herr Hoerellmann,
00:55:31: dann einfach mal zu einer riesigen Enttäuschung geführt,
00:55:34: weil junge Menschen den Grünen so was wie eine Lösungskompetenz
00:55:39: nicht zuletzt in der Klimaschutzpolitik zugetraut haben und sehen sich jetzt enttäuscht.
00:55:45: Ich sehe Sie sterren rund, so überzeugt Sie nicht.
00:55:48: Nein, weil ich das wirklich nicht teilen würde.
00:55:50: Also was haben wir gemacht in dieser Regierung?
00:55:52: Wir haben die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut,
00:55:55: einen der zentralen Bestandteile, um beim Klimaschutz voranzukommen.
00:55:58: Findest du super, dass Sie mir das noch mal aufzählen, Frau Lang?
00:56:00: Das haben Sie eben schon gesagt.
00:56:02: Nein, aber das muss ich machen.
00:56:04: Aber dann sind wir nicht dabei, ob wir Lösungen gefunden haben,
00:56:06: das müssen wir ja schon von uns klar haben.
00:56:08: Also wenn Sie sagen oder jetzt einen Vorschutz zitieren,
00:56:10: dass sagen Sie haben keine Lösung gefunden, das ist falsch.
00:56:13: Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist eine Lösung, das verbrenne aus, ist eine Lösung.
00:56:17: Der Aktionsplan natürlicher Klimaschutz ist eine Lösung.
00:56:20: Könnt ihr jetzt noch zehn andere Sachen aufzählen?
00:56:22: Das 49 Euro-Ticket ist eine verdammte Lösung,
00:56:25: die sogar den Leuten noch Spaß macht beim Klimaschutz.
00:56:28: Das heißt, die Lösung haben wir gefunden.
00:56:30: Was auf der anderen Seite sozusagen nicht automatisch damit verbunden ist,
00:56:34: dass Menschen das Gefühl haben von "Geil beim Klimaschutz geht es voran"
00:56:38: und vor allem, was wir nicht geschafft haben, aufzuhalten,
00:56:41: ist, dass der Klimaschutz wieder zu einer Art von Nischenthema gemacht wurde.
00:56:45: Denn das war ja mal eine Zeit lang, muss man sagen.
00:56:48: Weiß ich noch, da wurde ich als Grünen damals, war ich noch stellvertretende Vorsitzender,
00:56:52: sogar teilweise noch grüne Jugendsprecherin, so 2018, 2019.
00:56:55: Die Fridays kamen hoch, das hat einen großen Druck auch auf die Bundesregierung gemacht
00:56:59: und plötzlich haben die ein Klimaschutzgesetz verabschiedet.
00:57:01: Man wurde immer gefragt, Frau Lang, Merkel.
00:57:03: Schwerlich ist Klimaschutzgesetz vor allem, ist durchgefallen schließlich.
00:57:07: Das stimmt total, aber ich weiß noch, da habe ich davon schon Listen damals oft gefragt, Frau Lang.
00:57:11: Die Merkel ist doch eigentlich eine verkappte Grüne, der Söder läuft jetzt einen lieben langen Tag rum
00:57:15: und drüber armen Bäume, die große Koalition macht ein Klimaschutzgesetz,
00:57:18: verlieren sie eigentlich ihre Alleinstellungsmerkmal.
00:57:20: Ich fand das immer schon ein bisschen eine dumme Frage,
00:57:22: weil ich mir gedacht habe, na ja, eigentlich sollte Klimaschutz kein Alleinstellungsmerkmal sein,
00:57:26: sondern ich würde mir eigentlich eine Welt wünschen, in der wir einen Wettbewerb haben,
00:57:30: wer hat eigentlich die besten Konzepte?
00:57:32: Und da kann es ein liberales Konzept geben, das vor allem auf Preis setzt, ist da nicht meins,
00:57:35: aber kann ein reales Konzept sein, da kann es ein konservatives sehen.
00:57:38: Das ist echt vor allem über Schöpfung her, leitend Sozialdemokratisch,
00:57:40: das ist eine für alle Bibliotrupps geht also.
00:57:42: Und dann geht man Konkurrent darum.
00:57:44: Von dieser Welt sind wir aber mylinweit entfernt.
00:57:47: Als ich mich die SPD hatte, Klimaschutz mit den Plakaten zur Bundestagswahl,
00:57:51: vom Klimakanzler geschreddert, die Union hat sich entschieden,
00:57:55: sich zum Besitzstand wahr der alten Technologien zu machen,
00:57:57: die Verbränner, Atomkraft, Gasheizung und gleichzeitig jede Debatte zum Kulturkampf zu machen.
00:58:02: Und diese Entwicklung, das ist das, was mir wirklich Angst macht,
00:58:06: dass Klimaschutz plötzlich eine Kulturkampfdebatte ist.
00:58:08: Obwohl es ja an sich die materialistischste Debatte ist, die wir überhaupt führen können.
00:58:12: Wie können wir in Zukunft produzieren und leben, ohne dabei die eigenen Grundlagen zu zerstören?
00:58:17: Eigentlich gibt es keine materialistischen, damit eigentlich auch keine materialistische Partei als die Grünen.
00:58:21: Und da habe ich mich natürlich auch gefragt, warum haben wir das nicht verhindert,
00:58:24: oder was ist sozusagen passiert mit dem Kulturkampf,
00:58:26: und da kann man jetzt auch wieder über einzelne konkrete Fehler oder auch mal vielgeschlagene Kommunikationen.
00:58:31: Ich glaube, am Ende waren wir an einer Stelle nicht klar genug.
00:58:34: Und das ist die Verteilungsfrage beim Klimaschutz.
00:58:37: Denn ich bin total davon überzeugt, dass Klimaschutz für ganz viele Menschen Gewinne bringt.
00:58:41: Also billigere Energie, die man nicht von Diktatoren bekommt, gute zukunftsfeste Jobs.
00:58:47: Aber es kostet natürlich auch richtig viel Geld.
00:58:49: Wenn ich die Netze ausbauen will, wenn ich das mit dem Wasserstoff hinbekommen will.
00:58:53: Und ich glaube, dass wir sehr viel darüber geredet haben, wer kann das sich eigentlich leisten?
00:58:58: Und ein bisschen zu wenig wer bezahlt das eigentlich?
00:59:00: Also kann ich auch mal die zur Kasse beten, wie große Ul-Firmen,
00:59:04: die über Jahrzehnte hinweg profitiert haben von dieser Klimazerstörung.
00:59:08: Und mein Gefühl ist da, wo wir das nicht ausgesprochen haben, die Leute sind ja nicht plöt.
00:59:12: Die hören oft die Dinge, die du nicht sagst, am allerlautigsten.
00:59:15: Dann interpretieren die selbst rein und sagen, naja, niemand erklärt mir richtig, wer dafür bezahlen soll.
00:59:21: Wahrscheinlich bin es dann ich. Und dadurch entsteht in der Mittelschicht bei Leuten, die okay viel Geld haben,
00:59:27: aber jetzt auch nicht das Gefühl, ich kann auch irgendwie super viel zur Seite legen.
00:59:30: Das Gefühl von ach, am Ende werde ich vielleicht zur Kasse gebeten.
00:59:33: Und ich glaube, dass wir deshalb da eine Ehrlichkeit brauchen bei der Verteilungsfrage beim Klimaschutz.
00:59:38: Oder war das der Grundfehler, dass Sie lange Zeit noch davon überzeugt waren, entsprechend auch formuliert haben,
00:59:46: dass Klimaschutz immer eine Win-Win-Situation ist?
00:59:50: Vielleicht ja, weil natürlich ganz, ganz viel einfach gewonnen wird.
00:59:54: Aber ich glaube auch, wenn man sozusagen so tut, als gäbe es nur Gewinner und keine Schwierigkeiten auf dem Weg.
01:00:00: Da spüren die Leute, dass das nicht so ganz stimmt.
01:00:02: Und das ist ja auch klar, das ist eine grundlegende Veränderung der Art, wie wir produzieren, wie wir Wohlstand generieren.
01:00:10: Dass das auch Reibung erzeugt, dass das Probleme erzeugt.
01:00:14: Dass das auch für Menschen erstmal Ängste erzeugt, dass du mit denen umgehen musst und dass es da nicht reicht,
01:00:19: dass es am Ende gewinnen wir alle, sozusagen das Abstrakte.
01:00:22: Und das stimmt ja.
01:00:23: Ich meine, wir gewinnen natürlich alle, wenn wir Freiheitseinschränkungen abwehren, wenn wir Existenzbedrohungen abwehren.
01:00:30: Aber ich glaube, das Abstrakte, wir gewinnen alle, reichen halt nicht so.
01:00:32: Man muss schon sehr konkret darauf angeln.
01:00:33: Wo entsteht denn auch die Reibung?
01:00:34: Wo entsteht der Konflikt?
01:00:35: Wo entsteht die Angst?
01:00:36: Und was ist deine konkrete Antwort darauf?
01:00:38: Die US-amerikanische Kampagne von Frau Harris hat sich jetzt darauf kapriziert und Joe Biden hat das in seiner Regierungszeit eigentlich auch schon gemacht,
01:00:49: dass er lieber gar nicht mehr von Klimaschutz spricht, sondern immer nur von sagen wir Inflation Reduction Act.
01:00:56: Er guckt also dahin, was hilft uns wirtschaftlich, aber betont nicht mehr den Klimaschutzinspekt.
01:01:03: Das würde genau dem widersprechen, was Sie jetzt zu Beginn gesagt haben.
01:01:07: Mehr Ehrlichkeiten der Politik wäre dann also der Weg.
01:01:11: Man spricht gar nicht mehr über Klimaschutz.
01:01:13: Wie wohl alle eigentlich wissen, dass man da was tun müsste.
01:01:16: Aber das hat sich zeitgeistartig, mag das Wort nicht so gerne, aber nehmen wir es mal einfach nicht mehr als ein Gewinnerthema rausgestellt.
01:01:25: Deshalb huscheln wir so dran vorbei und machen es aber irgendwie.
01:01:28: Ist das der Weg?
01:01:30: Das ist total spannend, weil ich glaube, wenn Sie mich vor einem Jahr hier sitzen,
01:01:32: dann gehabt hätten, hätte ich gesagt, ja, wir müssen weniger über Klimaschutz sprechen,
01:01:36: sondern über das, was die Leute konkret als Gewinne davon haben, über Wohlstand, über Infrastruktur, über Arbeitsplätze.
01:01:42: Ich war letztes Jahr im Sommer in den USA und mich über den Inflation Reduction Act zu informieren und bin genau mit der These zurückgefahren.
01:01:48: Kann man heute sogar nachlesen, gibt es ein Stück im Spiegel, gibt es ein Stück in der Zeit, genau mit dieser These zurückgefahren.
01:01:53: Im Nachhinein teile ich das nicht mehr ganz.
01:01:55: Ich glaube schon, dass eine Partei, die sich den Klimaschutz verschrieben hat, immer die Fragen rund um Wirtschaft und Soziales beantworten können muss.
01:02:03: Und wahrscheinlich auch als Erstes.
01:02:05: Genau, das darf nicht ein afterthought sein und dann am Ende behaupten wir das noch irgendwie hin, sondern das muss in Zentrum stehen.
01:02:11: Das war der Fehler beim Heizungsgesetz, glaube ich.
01:02:13: Ganz klar.
01:02:14: Das fand sich erst nicht in den rausgespulten Infos.
01:02:16: Ja, klar. Und wenn die Belastung total konkret ist und die Entlastung ein allgemeines versprechen, dann natürlich habe ich dann Sorgen.
01:02:21: Das heißt, nämlich jetzt nicht darum jetzt wieder so ein bisschen Klimaschutz als Leistaltema, sondern es steht in Zentrum.
01:02:27: Aber da, wo wir nicht über den Klimaschutz sprechen, sprechen nur noch diejenigen über ihn, die ihn als Hindernis, als Nebensächlichkeit oder als Betrohung darstellen.
01:02:37: Und ich habe vorher viel über Deutungshoheit gesprochen.
01:02:39: Das gilt ja auch an dieser Stelle.
01:02:40: Und ich glaube, dass wir uns damit dann vielleicht auch daran beteiligen, die Existenzfrage unserer Zeit als so ein bisschen Nebenspruch darzustellen.
01:02:52: Also, dass man ja selbst, wie will ich, Leuten auf der einen Seite und dann gibt es ja auch immer wieder diese Hochwasserkatastrophe.
01:02:59: Mittlerweile haben wir ja nicht alle 100 Jahre, 100 Jahre Hochwassers und vielmal in einem Jahr, ihnen in dem Moment zu sagen, schaut, das ist die Klimakrise, was real zu ist.
01:03:08: Also, nicht jedes einzelne Unwetterereignis, aber die Häufigkeit, wie verheerend sie sich äußern, das ist es.
01:03:15: Wenn ich auf der anderen Seite sage, auch es gibt wichtigere Themen.
01:03:18: Und ich glaube, dass man da selbst so eine Dissonanz in den Köpfen der Leute ausruft, wenn man sozusagen das Thema zur Seite schiebt,
01:03:24: dann kann ich auch nicht plötzlich sagen, es ist übrigens das Überlebensthema und zur Zeit.
01:03:28: Und deshalb muss man darüber sprechen.
01:03:30: Ich glaube nicht, dass es geht, dass irgendwie einfach zur Seite schieben auch, weil man ehrlicherweise sagen muss, ich war ja nie in den USA.
01:03:37: Und dann habe ich mal gefragt, mir erzählt, was sie bei der Industrie machen und Investitionen, Infrastruktur und großartige Sachen.
01:03:42: Ich bin auch der Magnis-Infrastruktur so ein bisschen das Rückgrat einer zukunftsfähigen Klimaschutzpolitik bilden sollte,
01:03:48: weil da profitieren die Leute davon, wenn die Bahnen gut ausgebaut sind und fahren, wenn es ein kommunales Wärmen gibt,
01:03:54: und das nicht jeder für sich alleine klären muss.
01:03:56: Aber ich habe dann mal gefragt, was macht ihr bei Verkehr und Heiz?
01:03:59: Nichts.
01:04:00: Weil das sind die Bereiche, die du nicht einfach nur und alleine über Subvention und Infrastrukturausbau klären kannst.
01:04:06: Und dann wird einfach nichts gemacht.
01:04:08: Und nichts ist jetzt nicht genug, um diese Überlebensfrage in der Zeit zu klären.
01:04:13: Und deshalb glaube ich auch, dass das wegschieben von Klimaschutz als grüne Partei kann am Ende auch nicht die Lösung sein.
01:04:22: Sie wollen zur Bundestagswahl wieder antreten.
01:04:25: Haben Sie das für sich schon wirklich durchdacht in den wenigen Wochen seit der Rücktrittsankündigung,
01:04:31: wie sich das anfühlen wird, da irgendwo in den hinteren Banken oben zu sitzen und eigentlich nichts mit zu entscheiden zu haben,
01:04:40: wenn sich daran nicht was ändern wird?
01:04:42: Also ich glaube, ich habe es durchdacht, aber wahrscheinlich richtig verstehen tut man es erst, wenn es soweit ist.
01:04:49: Ich glaube, das ist was ganz anderes, abstrakt darüber nachzudenken.
01:04:53: Und dann wirklich in der Position zu zahlen, wie ich vorher schon gesagt habe,
01:04:57: wenn ich ehrlich bin, wird da nochmal, "Loch ist ein sehr hartes Wort",
01:05:01: aber ich glaube, da wird schon nochmal so ein Aufprall auf der Realität kommen nach dem Parteitag.
01:05:05: Weil jetzt hat man natürlich auch Dinge, wo man sich freut.
01:05:07: Wir haben jeden Morgen ums 37 Presselage von allen uns in Spitzen mit unseren Presse stellen.
01:05:12: Und da denke ich mir jeden Morgen so geil, wenn ich das nicht mehr in der Package habe.
01:05:15: Wenn man dann wirklich nicht mehr drin ist, wird es wahrscheinlich anders sein.
01:05:18: So geht es mir gerade bei vielen Treffen.
01:05:21: Das heißt, ich glaube, das wird schon nochmal auch schmerzhaft für mich sein.
01:05:27: Gleichzeitig ist es ja zum Glück nicht so.
01:05:29: Und da müssen wir auch immer aufpassen, dass man nicht, wenn man da in der ersten Reihe steht,
01:05:33: das übersieht, dass man nicht mit entscheiden kann, wenn man im Parlament sitzt.
01:05:37: Das ist eine wahnsinnig ehrenvolle Aufgabe ist.
01:05:40: Und dass man sich da glaube ich durchaus auch seinen Gehör verschaffen kann.
01:05:43: Und ich kann mir ganz gut vorstellen, ich freue mich nochmal wirklich,
01:05:46: mich jetzt ins Parlament nochmal richtig auch reinzufuchsen,
01:05:48: neu rollen, da überlege ich gerade noch, bin ich noch nicht sicher,
01:05:50: in welchem Ausschuss das sein wird.
01:05:52: Sind Sie denn sicher, dass Sie es schaffen?
01:05:54: Also bei allem, was wir eben entwickelt haben, kann ja auch sein, dass die Grünen durchfallen.
01:05:59: Naja, dass wir jetzt nicht mehr im nächsten Parlament vertreten sind, das kann ich ausschließen.
01:06:03: Da bin ich mir komplett sicher.
01:06:04: Und dass Sie einen ausreichend guten Listenplatz haben, wissen Sie auch schon?
01:06:08: Das wird sich in den nächsten Wochen entscheiden.
01:06:10: Wissen Sie aber doch nicht.
01:06:11: Also ich bin da ganz zuversichtlich, würde es mal so sagen.
01:06:14: Und dann habe ich da, und jetzt geht es ja auch gar nicht nur darum,
01:06:17: was mache ich ab nächstes Jahr, sondern ich habe ja noch zehn Monate.
01:06:20: Das ist ja, die werde ich ja auch nicht Däumchen drehen verbringen.
01:06:22: Aber ich lust mich nochmal wirklich einzurbeiten nach einem Ausschuss.
01:06:25: Welchen?
01:06:26: Ich muss sie noch entscheiden.
01:06:27: Das entscheidet sich auch in den nächsten Wochen.
01:06:29: Ich habe los, ich glaube so ein paar Social Media Sachen, die auch weiter zu machen,
01:06:34: da vielleicht auch mit einer neuen Freiheit.
01:06:36: Ich habe sehr große Lust, mich wieder ein paar längerfristigen Debatten zu wetmen,
01:06:40: weil ich so das Gefühl hatte, das fehlt uns gerade auch im politischen Betrieb.
01:06:43: Und ich hatte das selbst, ich merkte mich ganz oft mit interessanten Menschen getroffen,
01:06:46: Schäfenmauer habe ich nach Originale alle in der Verlani.
01:06:48: Dann habe ich die von 9 bis zu 39 getroffen.
01:06:50: Danach hatte ich 27 andere Termine.
01:06:52: Und bis ich abends in Bettler kam, habe ich mir komplett vergessen,
01:06:55: worüber wir geredet haben.
01:06:56: Das hat ja gar nicht die Kraft, das aufzuarbeiten.
01:06:59: Dafür mal mehr Zeit zu haben, wirklich nicht in jedem Thema drinstecken zu müssen,
01:07:04: sondern mir ein paar Themen suchen, dabei auch langfristige Perspektiven,
01:07:07: vielleicht auch mal wieder mehr Visionen,
01:07:08: langfristige strategische Debatten zu führen.
01:07:10: Darauf hätte ich Lust.
01:07:11: Und was ganz anderes zu machen, Sie sind sehr jung, haben wir schon angetippt.
01:07:17: Sie haben 2019 Ihr Jurastudium zugunsten der Politik aufgegeben,
01:07:22: weil Sie dann stellvertretende Vorsitzende der Grünen wurden.
01:07:25: Wäre das eine Option, das wieder aufzunehmen mit 30 oder dann 31, kann man das ja machen?
01:07:31: Klar, das ist natürlich auch eine Option.
01:07:33: Also ich glaube nicht, dass ich den Rest meines Lebens und auch nicht den Rest meines Erwebenslebens
01:07:38: in politischen Ämtern sein werde.
01:07:39: Ach, klar.
01:07:40: Ich glaube, gerade will ich weitermachen, weil ich wirklich merke,
01:07:44: das was ich auch vorher meinte, ich habe noch Ideen,
01:07:46: ich habe noch Bock, ich habe auch das Gefühl, ich habe noch was zu geben.
01:07:49: Aber ich hoffe auch, dass ich irgendwann, ich glaube, ich habe jetzt ganz gut bewiesen,
01:07:53: da ich keine Sesselkleberin bin.
01:07:55: Und das gilt dann auch für die Politik insgesamt.
01:07:58: Und ich fand es auch ganz spannend.
01:07:59: Aber was wäre die Perspektive?
01:08:00: Ich bleibe kurz herbein.
01:08:01: Wäre es das Jurastudium wieder aufzunehmen, abzuschließen?
01:08:05: Und was würden Sie dann machen?
01:08:07: Das ist total offen.
01:08:08: Also das muss ich auch ein bisschen um, sozusagen, Verständnis bitten,
01:08:12: dass die letzten Wochen auch einfach ein bisschen der Achterbahnfahrt waren.
01:08:15: Das heißt, ich habe noch nicht den finalen Lebensplan gleich geschossen,
01:08:18: sondern es gibt ganz viele unterschiedliche Optionen, was ich mir vorstellen könnte.
01:08:21: Ich könnte mir auch noch mal einen ganz anderen Bereich vorstellen,
01:08:23: als jetzt ein Jura da irgendwie nochmal auch wirklich reinzugehen.
01:08:27: Und ich fand es ganz spannend, wenn ich jetzt die letzten Wochen unterwegs war,
01:08:30: so die ersten zwei Tage nach dem Rücktritt, immer wenn ich jemand begegnet bin,
01:08:33: war es so, ich krieg vollkommen eine eigene Beerdigung bin.
01:08:36: Also gerade im Parlament, wenn man immer wirklich fragen,
01:08:39: auch mit so eine ganz leistende, "Narikada, wie geht's dir?"
01:08:44: Und ich war so, Gott, es ist niemand gestorben,
01:08:46: ich habe mir kein Bein abgehakt.
01:08:48: Das heißt, es ist schon dieser Betrieb, es ist so sehr auf Spitzenämter fokussiert.
01:08:53: Ich war total froh, dass meine Leute mich sofort gefragt haben,
01:08:56: was machst du dann, 2026 machst du denn das willst du das machen?
01:08:58: Und ich war, chillt doch erst mal, ne?
01:09:00: Jetzt lasst mich erst mal ankommen.
01:09:01: Und ich glaube, man kann auch ohne Spitzenabend sehr glücklich werden
01:09:04: und auch sehr gute Politik machen.
01:09:06: Man kann auch irgendwann ohne politisches Amt sehr gute Dinge tun
01:09:10: und glaube ich auch sehr politisch bleiben.
01:09:12: Schön, schönes Schlusswort.
01:09:14: Riccardo Lang war bei uns.
01:09:16: Wir haben diese Folge am Dienstag, den 22. Oktober um 10.30 Uhr aufgezeichnet.
01:09:22: Mitgemacht haben in der Redaktion Gina Enzlin und Marie Steffens,
01:09:26: Executive Producer, dann ist Marie Schiller,
01:09:29: Audio und Videoproducer Lukas Hambach und Patrick Zahn,
01:09:32: Sounddesign Hannes Husten.
01:09:34: Die Vermarktung macht für uns die mit Vergnügen GmbH
01:09:37: und das Ganze ist eine Produktion der Willmedia.
01:09:39: Danke.
01:09:40: Gerne.
01:09:41: [Musik]
01:09:59: Untertitel im Auftrag des ZDF, 2020