Bonus: Interview mit Marco Wanderwitz, CDU-Bundestagsabgeordneter

Shownotes

Die AfD müsse verboten werden, meint der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz, trotz und auch wegen ihrer hohen Umfragewerte. Im Interview mit Anne Will erklärt er seine Argumente. Die AfD sei eine Gefahr für unsere Demokratie. Der ehemalige Ostbeauftragte der Bundesregierung gibt sich zuversichtlich, dass es im Sommer dieses Jahres einen Antrag auf ein Parteiverbot aus dem Bundestag geben könnte. Mit Blick auf die Landtagswahlen im September 2024 meint Wanderwitz, die CDU müsse ihren Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Partei Die Linke überdenken. Und er erklärt, warum er es für notwendig hält, die Menschen, die der AfD ihre Stimme geben wollen, öffentlich zu kritisieren.

Das Interview wurde am Mittwoch, 24.04.2024 um 13:00 Uhr aufgezeichnet.

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00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu unserer Bonus-Folge.

00:00:23: Darin immer das Interview, das ich für jede Folge führe und das ihr hier in voller Länge

00:00:28: hören könnt.

00:00:29: Wir zeichnen es am Mittwoch Mittag auf, am 24. April und uns hat diese Woche im Podcast

00:00:36: die Frage beschäftigt, gibt es ein Rezept gegen die AfD?

00:00:41: Darauf hat Einmann eine Antwort, die kaum jemand sonst so entschieden vertritt wie er, denn

00:00:47: er sagt, lasst uns die Partei verbieten.

00:00:50: Bei mir ist der Bundestagsabgeordnete der CDU und ehemalige Ostbeauftragte der Bundesregierung,

00:00:56: Andreas Marco Wanderwitz, herzlich willkommen und danke, dass Sie da sind.

00:01:00: Ich grüße Sie, hallo.

00:01:01: Sie kommen, Herr Wanderwitz, aus Sachsen.

00:01:03: Sie wissen ganz genau, wie stark die AfD da ist, obwohl auch Sie und Ihre CDU seit

00:01:10: Jahren ja versuchen und nicht zuletzt dort, aber überall sonst auch, sie politisch zu

00:01:14: bekämpfen.

00:01:15: Und da das anscheinend nicht klappt, wollen Sie sie lieber verbieten lassen.

00:01:19: Ist das politisch klug?

00:01:20: Also zum einen ist es natürlich so, dass das politisch Stellen, das Argumentieren alles

00:01:27: immer noch nicht falsch ist und wir das auch weiterhin tun müssen und nicht nur wir als

00:01:30: CDU, sondern das ist die Aufgabe aller demokratischen Parteien, aber sonderlich erfolgreich sind

00:01:34: wir damit in der Tat nicht gewesen.

00:01:36: Im Sinne von, ja, die AfD liegt immer weiter zu und mittlerweile ist zu befürchten, dass

00:01:42: die ersten Landratsämter und Rathäuser, die sie übernommen haben, nur der Anfang sind

00:01:46: und das insbesondere in den neuen Ländern zu befürchten ist, dass wir irgendwann AfD-Ministerpräsidenten

00:01:51: sehen.

00:01:52: Und da sie sie gleichzeitig weiter radikalisiert, finde ich, sollten wir die Möglichkeiten,

00:01:59: die uns unser Grundgesetz bietet, auch nutzen.

00:02:02: Rechtsradikale, demokratiegefährdende Parteien, die wirkmächtig genug sind und das ist die

00:02:07: AfD, kann man verbieten nach unserem Grundgesetz.

00:02:11: Das können wir als Politik beschließen, aber wir sind sozusagen der Torwächter.

00:02:14: Es gibt drei Antragsberechtigte, Bundesrat und Bundesregierung und nur dann kann in

00:02:19: Karlsruhe das Bundesverfassungsgericht so ein Verfahren machen und ich bin dafür.

00:02:24: Aber ich hake noch mal ein, ich hatte ja gefragt, ist es politisch klug?

00:02:28: Denn es hat natürlich den Geruch, dass sie versuchen, in politischen Konkurrenten solos

00:02:33: zu werden, denen sie ansonsten nicht erfolgreich bekämpft bekommen haben.

00:02:37: Naja, ich glaube, wir müssen uns vor Augen führen, dass wir es hier eben nicht mit einer

00:02:42: demokratischen Partei zu tun haben wie alle anderen.

00:02:44: Alle anderen sind Wettbewerber im demokratischen Verfassungsbogen und die AfD ist eben eine

00:02:49: rechtsradikale Partei.

00:02:50: Und für rechtsradikale Parteien sieht das Grundgesetz die Möglichkeiten des Verbotsverfahrens vor.

00:02:55: Ich finde, die Politik sollte nicht dem Argument der AfD auf den Leim gehen, dass wir uns

00:03:01: so wie mit allen anderen auseinandersetzen müssen mit ihnen, sondern sie sind rechtsradikal,

00:03:06: sie sind anders, sie sind eine große Gefahr für unsere weitlich demokratische Grundordnung.

00:03:10: Und das können wir nicht regelmäßig zur Abstimmung stellen, ob die freiheitlich-demokratische

00:03:15: Grundordnung obsolet ist, sondern dafür haben wir die Möglichkeit des Verbotsverfahrens.

00:03:20: Aber aktuell muss man sagen, steht die AfD in Sachsen laut Umfragen bei 35 Prozent.

00:03:27: 35 Prozent der Menschen könnten sich vorstellen, die AfD zu wählen oder haben sie auch schon

00:03:31: gewählt, die wissen ganz genau mit wem sie es da zu tun haben und die Partei dann zu

00:03:39: verbieten, hieße auch diesen Menschen die politische Heimat und die parlamentarische

00:03:44: Repräsentation zu nehmen.

00:03:46: Ist das klug?

00:03:47: Und ist es auch demokratisch?

00:03:49: Also zunächst einmal sind es 35 Prozent derer, die wählen gehen.

00:03:54: Die Wahlbeteiligungen sind leider traditionell in den neuen Ländern eher etwas niedriger

00:03:59: als in den alten Ländern.

00:04:01: Nee, jetzt ist ja erstmal eine Umfrage.

00:04:02: Da sagen 35 Prozent der Befragten so Bums, die dann wählen gehen.

00:04:06: Das ist eine Umfrage in der Tat.

00:04:08: Ja, ich will das auch nicht schönreden.

00:04:10: Also ich bin da völlig bei Ihnen, das Groh der Wählerinnen und Wähler, insbesondere

00:04:15: in den neuen Bundesländern, wo ja die Aufwüchse, die in den letzten beiden Jahren stattgefunden

00:04:20: haben, nicht vorrangig die Stärke der AfD ausmachen, sondern wo das eine Stärke ist,

00:04:25: die schon länger da ist, die schon zur letzten Landtagswahl in Sachsen dauert, schon zur

00:04:29: letzten Europa beispielsweise da gewesen ist.

00:04:31: Dass ja auch mein Vorwurf an diese Menschen, die wissen genauer, dass sie rechtsradikale

00:04:36: wählen, die tun das also mit Absicht.

00:04:38: Genau.

00:04:39: Und insofern hat man jedenfalls mit einem gelingenden Verbotsverfahren in den Köpfen der Menschen

00:04:47: erstmal nicht viel erreicht, wobei ich schon die Hoffnung habe, auch weil das Bundesverfassungsgericht

00:04:56: bei den Menschen so viel höhere Zustimmungs- und Vertrauenswerte hat, als es beispielsweise

00:05:03: Bundesregierungen Bundestag untergleichen haben, dass wenn Karlsruhe so eine rote Karte

00:05:07: den Leuten vor das Gesicht hält, dann vielleicht doch die eine oder der andere nochmal wach

00:05:11: wird.

00:05:12: Aber klar ist eins, das Thema politische Bildung, das Thema Demokratie-Building ist eine Daueraufgabe.

00:05:22: Einzig und allein ein gelingendes Verbot würde uns glaube ich überhaupt in die Lage versetzen,

00:05:27: dass wir das wieder besser können.

00:05:28: Warum das denn?

00:05:29: Weil man momentan den durchschnittlichen AfD-Wähler einfach nicht erreichen kann.

00:05:35: Wie meinen Sie das?

00:05:36: Die sitzen 24 Stunden am Tag in ihren digitalen Analogenblasen, werden von tausenden hauptamtlichen

00:05:45: AfD-Lern, ob das Abgeordnete sind, Mitarbeiter von Abgeordneten, Mitarbeiter der Partei,

00:05:49: mit Fake News versorgt und man kommt als demokratischer Wettbewerber überhaupt nicht mehr an die Leute

00:05:56: rein.

00:05:57: Aber daran ändert ja auch ein Verbotsverfahren nichts.

00:05:58: Daran ändert es auch nichts, wenn die Partei dann verboten wird oder würde.

00:06:04: Dann hätten diese Menschen, die Sie jetzt gerade als nicht mehr erreichbar beschreiben,

00:06:09: halt nur keine politische parlamentarische Repräsentation mehr.

00:06:14: Also zunächst einmal ist es in der Tat so, dass ich unser Grundgesetz und unsere freiheitlich

00:06:20: demokratische Grundordnung so verstehe, dass es keinen Anspruch darauf gibt, von Rechtsradikalen

00:06:26: im Parlament vertreten zu werden.

00:06:27: Und zum anderen ist es natürlich schon so.

00:06:31: Und das ist wirklich meine persönliche Bewertung der letzten zehn Jahre, dass das stark werden

00:06:37: der AfD die Lage verschlimmert hat.

00:06:41: Und mittlerweile sind sie so stark, dass so lange es sie gibt, man den Wettbewerb, meine

00:06:47: ich, im Grunde nicht mehr gewinnen kann.

00:06:50: Insofern würde natürlich ein Parteiverbot helfen, weil in dem Moment alle Mandate vom

00:06:55: Europaparlament bis zum Ortschaftsrat, alle daran hängenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

00:07:00: der gesamte Parteiapparat, inklusive der staatlichen Parteienfinanzierung als Steuergeld, das heißt

00:07:05: natürlich, dass ganz viele Menschen, die derzeit abzüglich des Schlafes und ihrer Freizeitgestaltung

00:07:11: die restlichen Stunden des Tages permanent AfD-Indoktrination betreiben, das an dem Tag

00:07:18: an nicht mehr tun können.

00:07:19: Lass mir das kurz stehen.

00:07:21: Ich will gleich mit Ihnen nochmal hingucken, wie es überhaupt ginge, die Partei zu verbieten,

00:07:27: was dafür notwendig wäre.

00:07:29: Ich will aber bleiben erstmal bei dem Verfahren.

00:07:31: Wenn das beginnen würde, dann geben Sie damit sofort der AfD die Chance, sich als Opfer,

00:07:38: als verfolgte Unschuld zu inszenieren.

00:07:41: Ihre Anhängerinnen und Anhänger könnten sich noch weiter radikalisieren, das befürchten

00:07:46: gar nicht mal so wenige.

00:07:47: Und die Menschen und deren Überzeugungen wären damit ja nicht verschwunden.

00:07:51: Was wäre also gewonnen?

00:07:53: Ich will all die Argumente, die ich ja alle kenne, gegen einen Verbotsverfahren gar nicht

00:08:00: kleinreden.

00:08:01: Und auch das Argument, dass sie noch mehr als bisher sozusagen in eine Mehrtyrorrolle

00:08:08: gehen können.

00:08:09: Ich habe neulich hier in Berlin als Plakate gesehen, Demokratie bewahren.

00:08:13: Das plakatiert allen ernstesten rechtsradikale Partei, die die Demokratie abschaffen will.

00:08:17: Und ihre Wählerinnen und Wähler verstehen das Plakat auch völlig anders sozusagen als

00:08:23: wir Demokratinnen und Demokraten, denn die halten sich für die wahren Demokraten, was

00:08:27: ja aber eben nicht sind.

00:08:29: Am Ende des Tages ist ein gelingendes Verbotsverfahren so was wie die ultimative Lösung.

00:08:39: Und der Weg dahin ist nun mal steinig.

00:08:42: Es wird dauern.

00:08:43: Nur wenn man den Weg nicht geht, dann kommt man eben auch nicht zu einem Verbot.

00:08:49: Und wenn man in zwei, drei Jahren feststellt, sie sind trotz das beispielsweise es faktisch

00:08:55: im Wochenrhythmus jetzt Enthüllungen gibt, trotz dass wir schon ein Stück weit ein stärkeres

00:09:03: aufstehender Zivilgesellschaft haben, wenn sie trotzdem nicht kleiner, sondern größer

00:09:07: werden, dann haben wir halt wieder ein, zwei Jahre auf dem Weg zum Verbot verloren, weil

00:09:12: wir nicht rechtzeitig den Beginn des Verfahrens eingeleitet haben.

00:09:15: Es muss aber klappen.

00:09:17: Und das ist auch nach den gescheiterten Verbotsverfahren gegen die NPD ja keinesfalls sicher hinzukommt,

00:09:25: dass die AfD auf Bundesebene anders als die NPD bisher noch als Verdachtsfall gilt und

00:09:31: nicht als gesichert rechtsextremistisch.

00:09:34: Und wenn das Verfahren scheiterte, hätte die AfD eine Art von Gütesiegel.

00:09:40: Ist das aus ihrer Sicht dann wirklich das Gute, das beste, das nachhaltige Rezept im Kampf

00:09:47: gegen die AfD und die Überzeugungen, die der machtvollen Repräsentanz dieser Partei

00:09:54: zugrunde liegen?

00:09:55: Also ich bin natürlich auch absolut der Meinung, dass man schon sehr sicher sein muss, dass

00:10:05: es eine Chance hat zu funktionieren.

00:10:06: Sind Sie aber?

00:10:07: Bin ich.

00:10:08: Ja.

00:10:09: Ich habe in der letzten Zeit einen zweiten NPD-Verfahren in keinster Weise eine Grundlage

00:10:12: dafür liefern, warum ein AfD-Verbot verfahren scheitern sollte.

00:10:15: Wir haben jetzt zwei gelingende Partei der Geschichte der Bundesrepublik gehabt und in

00:10:19: den 50er Jahren eine rechtsradikale Partei.

00:10:22: Dann kam lange nichts.

00:10:23: Dann kamen die beiden NPD-Verfahren.

00:10:25: Das erste ist daran gescheitert, dass die NPD derart von V Leuten des Verfassungsschützes

00:10:30: durchdrungen war, dass das Verfassungsgericht so sinngemäß gesagt hat, dass es jedenfalls

00:10:35: zu viel.

00:10:36: Und ich kann die NPD eigentlich alleine stehen, ohne dass das Kursett der V Leute in ihr ist.

00:10:42: Das war natürlich keine besonders glückliche Entscheidung dero, die damals den Antrag gestellt

00:10:52: haben.

00:10:53: Das ging hervorragend von den Ländern aus.

00:10:54: Das zweite NPD-Verbot ist in der Phase geschneiden, nachgeschoben worden, wo die NPD sozusagen

00:11:02: auf dem absteigen Ast war.

00:11:04: Und genau das hat das Verfassungsgericht damals auch gesagt.

00:11:06: Es hat eine Rechtsprechung ausformuliert und hat das neue Kriterium der Potenzialität

00:11:12: entwickelt.

00:11:13: Also das potenziellen Einfluss des Sonnenbeteiligens.

00:11:18: Genau.

00:11:19: Also das Rechtsradikale, die den Lauf des Landes nicht wirklich beeinflussen können,

00:11:24: muss man aushalten.

00:11:25: Das erfüllt die AfD jedenfalls.

00:11:28: Die AfD hat Potenzial.

00:11:31: Sie steht in Sachsen in den Umfragen bei 35 Prozent, in Thüringen ungefähr auf dem

00:11:37: gleichen Niveau.

00:11:38: Und je mehr Mitbewerber roundabout 5 Prozenthürde sind, desto schneller kann auch mal durch

00:11:45: einen unglücklichen Umstand eine unächte absolute Mehrheit entstehen, also dem hohen

00:11:49: 30er Wert.

00:11:50: Und wir sehen ja auch mittlerweile auf rolliger Weise, dass Rechtswissenschaftlerinnen und

00:11:58: Rechtswissenschaftler beispielsweise aufzeigen, was man auch auf Landesebene alles der freiheitlich-demokratischen

00:12:05: Grundordnung antun kann.

00:12:06: Natürlich ist die Bundesebene viel wirkmächtiger.

00:12:10: Ja, wir haben derzeit drei AfD-Landesverbände, die als gesichert rechtsextremen eingestuft

00:12:15: sind, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

00:12:17: Und die AfD klagt seit Monaten und Jahren gegen jede dieser Einstufungen.

00:12:25: Und im Bund ist sie vor allen Dingen deswegen nur Verdachtsfall, weil wir mittlerweile in

00:12:31: der zweiten Instanz vom Oberverwaltungsgericht Münster sind.

00:12:33: Ich bin ziemlich überzeugt davon, wenn man Herrn Haltenbank beispielsweise zugehört hat,

00:12:39: dass er von großer Sorge getragen ist.

00:12:41: Und es spricht einiges dafür, dass die Hochstufung im Ergebnis eines gelingenden Berufungsverfahrens

00:12:49: nicht lang auf sich warten lässt.

00:12:51: Haltenbank ist der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der wäre also auch

00:12:57: befasst.

00:12:58: Aber kurz mal hingeguckt, wie in Deutschland eine Partei verboten werden kann.

00:13:02: Grundlage dafür ist Artikel 21 Grundgesetz Absatz 2.

00:13:06: Ich habe da mal reingeguckt.

00:13:07: Wir lesen nach Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf

00:13:13: ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder

00:13:20: den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig.

00:13:25: Das Bundesinnenministerium hat darauf hingewiesen, dass allein die verfassungsfeindliche Haltung

00:13:32: kein Verbotgrund wäre, sondern die Partei muss vielmehr Zitat planvoll vorgehen.

00:13:39: Planvoll, dass Funktionieren der freiheitlichen demokratischen Grundordnung beseitigen wollen.

00:13:45: Und dafür reichen dann eben einzelne Verfassungsfeinde nicht aus, sondern die Partei als ganz

00:13:50: es muss planvoll vorgehen, muss genau das versuchen, was da in Artikel 21 Absatz 2 steht,

00:13:58: nämlich die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beseitigen.

00:14:02: Sie sind Jurist.

00:14:03: Kann das wirklich klappen, der Partei als ganzes das nachzuweisen?

00:14:08: Also alles ist natürlich völlig richtig so, wie Sie es gerade zitiert haben.

00:14:14: Das ist Common Sense.

00:14:16: Na ja, das ist Rechtslage, ne?

00:14:19: Genau.

00:14:20: Und die AfD ist insofern etwas schwieriger, als die NPD es seinerzeit war, als dass die

00:14:26: Programme der AfD relativ wenig mit dem zu tun haben, was nahezu jeder in der AfD vertritt.

00:14:33: Insofern können wir das Programm gedroßt beiseite lassen.

00:14:37: Es hilft uns nicht.

00:14:38: In der Beweisführung.

00:14:39: Aber das Entscheidende ist natürlich, was sagen die, die in der AfD sind, die sich

00:14:47: die, die in der AfD das sagen haben.

00:14:50: Also sprich Bundesvorstandsmitglieder, Bundestagsabgeordnete, Europaabgeordnete, Landesvorsitzende,

00:14:58: Landtagsabgeordnete.

00:14:59: Und da ist allein schon das, was dort an öffentlich zugänglichem vorliegt, sei es zum Beispiel

00:15:07: zusammengetragen von Journalistinnen und Journalisten, zusammengetragen vom Bundesamt und den Landesämter

00:15:15: für Verfassungsschutz.

00:15:16: Aus meiner Sicht völlig ausreichend, weil es sind eine Vielzahl von Rechtsradikalitäten,

00:15:26: die auch ernst gemeint sind und nahezu die gesamte Partei vertritt sie.

00:15:33: Insofern habe ich mit der Zurechnung auch wenig Sorgen.

00:15:37: Wir überprüfen das jetzt sozusagen mal wieder in Münster gerade eben.

00:15:41: Da läuft das Berufungsverfahren.

00:15:45: Insofern bin ich ziemlich optimistisch, dass wenn das Eintritts-Tor in Kors-Uhr eröffnet

00:15:52: ist, das eigentliche Verfahren gute Chancen auf Erfolg hat.

00:15:56: Gut, wie kriegt man jetzt das Eintritts-Tor auf?

00:15:59: Sie haben es gesagt, Bundesregierung, Bundesrat oder aber der Bundestag.

00:16:04: Oder alle drei.

00:16:05: Oder alle drei können den Antrag, stellen dem Bundestag, gehören sie an, sie sammeln

00:16:09: dort parteiübergreifend Unterschriften um das Thema auf die Tagesordnung zu setzen und

00:16:14: brauchen mindestens 37, wenn ich es richtig weiß.

00:16:17: Wie viel haben Sie?

00:16:19: Gute Frage.

00:16:21: Danke.

00:16:22: Und?

00:16:23: Zumnächst einmal vielleicht Einsatz vorweg.

00:16:26: Ah, das fühlte sich ja vielleicht nicht.

00:16:28: Ich komme gleich zum Bundestag.

00:16:30: Und natürlich bin ich eben als Abgeordneter, ist das sozusagen meine Primierspielwiese.

00:16:35: Ich finde allerdings schon, dass wenn drei Landesämter für Verfassungsschutz zu dem

00:16:43: Ergebnis kommen, dass es drei gesichert rechtsextreme Landesverbände gibt.

00:16:47: Ich mir von den drei Landesregierungen, die im übrigen politisch bunt durchfärbt sind,

00:16:54: Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, ich mir mehr Initiative im Bundesrat erwarten würde,

00:16:59: als ich derzeit sehe.

00:17:00: Das ist vorweg.

00:17:03: Was den Bundestag betrifft, ich glaube, der ist in der Tat das geeignete der drei Gremien.

00:17:12: Vor allen Dingen ist er geeigneter als die Bundesregierung.

00:17:14: Wobei ich mir natürlich wünschen würde, dass wenn der Bundestag zum Ergebnis kommt,

00:17:19: wir wollen das beantragen, die Bundesregierung dann mitmacht.

00:17:22: Aber die Bundesregierung ist natürlich eben nur die Ampel und damit nur eine knappe Mehrheit

00:17:28: im Bundestag.

00:17:29: Und insofern hätten wir sofort auch die Schublaude Opposition, Regierung.

00:17:32: Es geht ja um die Oppositionspartei.

00:17:33: Und deswegen kann ich gut verstehen, dass die Bundesregierung dort ein Stück weit zurückhaltend

00:17:37: ist.

00:17:38: Wir warten sehr gespannt, wie viel von den 37 sich schon haben, Lewandewitz.

00:17:42: Ich habe gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen, die schon sicher dabei sind, vor

00:17:49: einigen Wochen entschieden.

00:17:50: Das war allerdings noch, bevor sich das Münster-Rahner-Verfahren jetzt so in die Länge zu ziehen

00:17:55: scheint, dass wir dieses Berufungsverfahren abwarten wollen.

00:17:58: Und dass wir in der Zeit ...

00:18:00: Kurzum, Sie haben nicht genügend ...

00:18:02: Keine Wasser.

00:18:03: Nein, das ist nicht mein Aussage.

00:18:04: Unterschriftung.

00:18:05: Sondern wir haben uns dafür entschieden, dass wir auch, weil es insbesondere innerhalb

00:18:12: der SPD-Bundestagsfraktion eine intensive Diskussion gibt.

00:18:17: Da haben, ich glaube, 26 Kolleginnen und Kollegen vor einigen Wochen, die meisten davon mit

00:18:23: Migrationshintergrund, ein Prüfverfahren der Bundesregierung angeregt.

00:18:29: Sprich die Bundesregierung, Bundesinnenministerium, Bundesjustizministerium und die beiden Verfassungsministerien

00:18:33: sollen eine Einschätzung darauf Volkshaussichten geben.

00:18:36: Warum ist das vernünftig?

00:18:38: Ich will noch mal bleiben dabei, wenn Sie drucksen ja da so ein bisschen drum herum.

00:18:44: Wenn Sie schon mal nicht 37 von mehr als 730 Bundestagsabgeordneten zusammenbekommen,

00:18:50: dann heißt das doch was.

00:18:52: Und was heißt es?

00:18:53: Warum klappt das nicht?

00:18:54: Warum gibt es nicht eine Großbereitschaft innerhalb des Bundestags zu sagen, okay,

00:19:00: wir wollen diese Partei verbieten?

00:19:02: Dazu passt auch, dass was Infratestimab im Februar herausgefunden hat für den ARD

00:19:10: Deutschland-Trenn, die haben gefragt, ob ein Verbotsverfahren angebracht wäre und dann

00:19:15: sagen 37 Prozent der Befragten "jo", finden wir angebracht.

00:19:21: 51 Prozent der Befragten, also ein bisschen mehr als die Mehrheit sagen, aber es ist

00:19:27: nicht angemessen.

00:19:28: Kurzum kann es sein, dass nur Sie so überzeugt sind von dem Verbotsverfahren, aber kaum jemand

00:19:34: sonst.

00:19:35: Also in meinem Eindruck danach sind das schon eine Vielzahl von Menschen und auch von Kolleginnen

00:19:40: und Kollegen im Bundestag.

00:19:41: Es gibt auch andere Umfragen, die teilweise 50/50 ungefähr ausgehen, es gab auch eine

00:19:47: oder zwei schon, wo es ungefähr 55, 45 führen, Verbot stand.

00:19:50: Ich glaube, ich diskutiere das ja schon länger und meinem Eindruck danach beschäftigen sich

00:19:56: viele, ob das Politikerinnen und Politiker sind, Journalistinnen und Journalisten, Menschen

00:20:01: in den letzten Wochen und Monaten überhaupt erst mal intensiver mit der Möglichkeit.

00:20:05: Ich erlebe auch regelmäßig, wenn ich beispielsweise Kolleginnen und Kollegen tief aus dem Nordwesten

00:20:11: treffe, wo die Lebenswirklichkeit eben eine andere ist als in meinem Sachsen, die muss

00:20:16: sich sozusagen erst mal erschüttern in ihrer Lebenswirklichkeit, bevor wir dann der Sache

00:20:21: näher treten können.

00:20:23: Meine Motivation jetzt nicht zu sagen, 37 Haken ran, wir bringen ein, sondern ein bisschen

00:20:29: auch strategisch zu denken, ist, dass es mir ja nichts nützt, die 5% zu haben im Deutschen

00:20:36: Bundestag den Antrag einzubringen und mit der Drucksachennummer zu versehen, sondern ich

00:20:40: brauche im Deutschen Bundestag eine Mehrheit für diesen Antrag.

00:20:42: Genau, das kennen wir noch danach.

00:20:44: Diese Mehrheit bekomme ich nicht zusammen, wenn ich auf Teufel komme raus den Antrag

00:20:50: einreiche, sondern dafür brauche ich das richtige, also aus meiner Sicht, richtige

00:20:56: Ergebnis der Diskussion, die derzeit breit auf den Gängen des Deutschen Bundestages

00:21:00: in allen demokratischen Fraktionen stattfindet.

00:21:02: Wir haben das beispielsweise mit meiner Fraktion Anfang des Jahres ziemlich breit in der

00:21:07: Fraktionssitzung getan, mal wieder und auch nicht das letzte Mal.

00:21:11: Und ich stelle Bewegungen fest, aber momentan ist noch nicht der Punkt, wo ich glaube, dass

00:21:18: es im Deutschen Bundestag eine Mehrheit dafür geben würde.

00:21:20: Wir haben die sogenannte parlamentarische Sommerpause, die beginnt dieses Jahr relativ

00:21:24: spät im Juli und ich bin ziemlich überzeugt davon, dass wir vorab einbringen werden.

00:21:32: Zur Erklärung will ich noch einmal sagen, weil das vielleicht nicht jeder genauso mitliest

00:21:37: als Jurist vielleicht auch nicht so firm ist mit den Begrifflichkeiten. Also es läuft gerade

00:21:41: im Berufungsverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster. Die AfD klagt dagegen, dass sie

00:21:46: als Verdachtsfall eingestuft ist. Das ist die Vorstufe zu der bundesweiten Einstufung

00:21:55: als gesichert rechtsextremistisch, wenn sie denn käme. Das vielleicht nur noch mal als

00:21:59: Erklärung und als Überlegung. Es gab ja eigentlich kaum eine bessere Situation für ein Verbotsverfahren

00:22:10: gegen die AfD als jetzt der Beginn des Jahres. Das hat alle Menschen beeindruckt, übrigens

00:22:18: auch, glaube ich, die AfD, wie viele Zehntausende, hunderttausende Menschen auch gegen diese

00:22:25: Partei auf die Straße gegangen sind. Wenn das nicht reicht jetzt und sie zögern lässt,

00:22:33: ob man, ob ein Antrag jetzt und ein Vorgehen jetzt strategisch klug wird, was soll denn

00:22:41: dann eigentlich noch passieren? Es passiert ja jetzt weiteres. Es gab beispielsweise noch

00:22:47: eine gute Recherche des Bayerischen Rundfunks zum Thema Rechtsradikale beschäftigt noch

00:22:52: rechtsradikalere im Parlament als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es gibt jetzt die Enthüllungen

00:22:58: rund um das Thema mögliche russische Schmiergelder für die Nummer eins und zweiter AfD-Liste

00:23:05: zur Europawahl. Es gibt jetzt die Thematik "Spionage, Frühwürfe gegen einen Mitarbeiter",

00:23:11: der Nummer eins der Europaliste aus China. Also die Han-Kra und Büstron. Also sprich

00:23:18: momentan passiert ja ziemlich viel. Ich will ganz offen sagen, wenn ich einen Wunsch frei

00:23:23: hätte, würde ich mir natürlich wünschen, dass die fraktionsvorsitzenden aller demokratischen

00:23:27: Fraktionen und der Bundeskanzler mal zusammenlegen und sagen, jetzt ist der Punkt erreicht, wir

00:23:32: bringen gemeinschaftlich ein. Das passiert aber momentan offensichtlich immer noch nicht und in

00:23:38: sofern versuche ich meinen Teil beizutragen mit den mir gegebenen Möglichkeiten als einer von 736,

00:23:45: dass so ein Antrag zu fliegen kommt. Wie viel Zuversicht haben Sie, dass es gelingt? Ich bin

00:23:53: ziemlich zuversichtlich. Und zwar ganz vom Ende gedacht, dass das Verbotsverfahren zum Erfolg

00:24:00: führt. Ich bin aber auch ziemlich zuversichtlich, dass wir mindestens einen Antrag stellenden auf

00:24:06: die Beine bekommen, und zwar dieses Jahr. Was halten Sie eigentlich von den Menschen zumal in

00:24:11: Ostdeutschland, die die AfD wählen? Ich habe da relativ wenig Verständnis. Mein Vorwurf an

00:24:20: diese Menschen ist, dass sie jedenfalls eine rechtsradikale Partei wählen, in Teilen selbst

00:24:27: rechtsradikal sind und offensichtlich bereit sind, unsere gut funktionierende Demokratie,

00:24:34: die uns Wohlstand, Frieden und Freiheit gebracht hat, wegzuschmeißen, um ein System auf die

00:24:43: Beine zu bekommen, was von Unfreiheit, Intoleranz und mangelnder Demokratie geprägt ist.

00:24:50: Mir ist ein Zitat von Ihnen in Erinnerung, das stammt aus dem Mai 2021, bei dem ich auch

00:24:56: damals nicht richtig verstanden habe, was Sie sich eigentlich davon versprochen haben.

00:25:00: Zur Erinnerung, Sie waren damals Ostbeauftragter der Bundesregierung. Sie waren also zuständig

00:25:06: für die Menschen in den ostdeutschen Bundesländern, möglicherweise auch dafür, dass es denen

00:25:13: besser geht. Was Sie aber machen ist, Sie sehen oder sagen, bei den Menschen in Ostdeutschland

00:25:19: gäbe es eine stärkere Neigung zur Wahl rechtsradikaler Parteien, so wie Sie es jetzt gerade auch gesagt

00:25:25: haben als im Westen des Landes und Zitat, wir haben es mit Menschen zu tun, die teilweise

00:25:30: in einer Form Diktatur sozialisiert sind, dass sie auch nach 30 Jahren nicht in der Demokratie

00:25:37: angekommen sind. Und dann geht es weiter, ein Teil der Bevölkerung habe gefestigte,

00:25:42: nicht demokratische Ansichten, ein geringerer Teil der AfD-Wähler sei potenziell rückholbar,

00:25:49: es bleibe nur Bildungsarbeit und das hoffen auf die nächste Generation. Das war ja eigentlich

00:25:54: eine Bankrotterklärung, dessen wars demokratische Parteien dem entgegensetzen können.

00:26:02: Ich will es mal anders formulieren, ich habe es mal ausgesprochen, wie der Zustand ist.

00:26:07: Aber was haben Sie sich davon versprochen? Sie waren Spitzenkandidat der CDU Sachsen

00:26:13: für den Bundestag und Sie waren Ostbeauftragter, da kann man 1, 2, 3 Fragezeichen haben, ob

00:26:18: das so fiffig war.

00:26:20: Naja, ich will mal so sagen, mein Eindruck war und ist immer noch, dass ein nicht kleiner

00:26:27: Teil der demokratischen Politikerinnen und Politiker versucht die Lage schön zu reden

00:26:33: und der Konfrontation mit feindender Demokratie aus dem Weg zu gehen. Und das ist nicht besonders

00:26:39: erfolgreich gewesen, denn sie sind ja immer größer geworden. Insofern habe ich mich sehr

00:26:44: bewusst dafür entschieden einen konfrontativeren Weg zu gehen, unter anderem weil wir auch viele

00:26:49: Menschen, die sehr engagiert für die Demokratie sind, gesagt haben, wir haben das Gefühl,

00:26:54: um uns kümmert sich überhaupt niemand, sondern es wird permanent nur Kummokasten für die

00:26:58: gemacht, die an allem was auszusetzen haben und im Übrigen gefestigende rechtsradikale

00:27:02: Partei wählen. Die haben dann natürlich auch entsprechend laut gebellt, wie das getroffene

00:27:09: Hunde tun, das eigentliche Problem.

00:27:12: Das unterstellen Sie, das ist das getroffene Hunde.

00:27:15: Meine Einschätzung, die spreche ich aus, das Problem dabei ist gewesen, dass zu viele,

00:27:24: die ich sage jetzt mal der Kategorie Kummokasten angehören, dann sozusagen gesagt haben, das

00:27:36: kann man doch so nicht sagen und am Ende des Tages waren die Frontstellungen halt relativ

00:27:40: klar bezogen. Auf der einen Seite waren sozusagen die, die ich für getroffene Hunde halten,

00:27:45: die Bellen, auf der anderen Seite waren alle die, die gesagt haben, da muss man den 372.

00:27:50: Anlauf der besonders zuvor kommenden Behandlung machen und dann ist es so ausgegangen, wie

00:27:56: es ausgegangen ist.

00:27:57: Auch für Sie, Sie haben Ihr Direktmandat verloren.

00:28:00: Ja, aber ich war ja der einer von vielen, also insofern, ich sag mal, wenn man sich die

00:28:03: ausdeutsche Landkarte anguckt nach der letzten Bundestagswahl, dann ist die im Nordosten

00:28:07: rot, weil es dort der SPD zumeist gelungen ist, Haarscharf vor der AfD einzukommen und

00:28:14: in Sachsen und erheblichen Teilen Thüringens und Sachsen-Anhalt ist sie eben blau, weil

00:28:22: dort am Ende die Demokratinnen und Demokraten wechselseitig sozusagen sich die Stimmen

00:28:27: weggenommen haben und die AfD eben mit Werten in hohen 20ern Wahlkreise geworden haben.

00:28:32: Das ist, wie gesagt, flächendeckender Fall gewesen. Wir haben übrigens ja die Situation

00:28:39: gehabt, dass beide große Volksparteien nicht besonders berauschend abgeschnitten haben,

00:28:45: wobei natürlich die SPD von beiden unten gekommen ist und insofern ein ganz manierliches Ergebnis

00:28:49: hat.

00:28:50: Die haben ihn zugewonnen, sie hatten minus 9,7 Prozent Punkte, ist natürlich blöd, ne?

00:28:55: Genau, aber wie gesagt, das war ja bundesweit der Fall, dass die Union dort keinen besonders

00:29:00: guten Tag hatte. Ich glaube, ehrlich gesagt nicht, dass eine ostdeutsche an Komponente

00:29:07: sozusagen hatte. Also ich sehe sie zumindest in den Zahlen nicht.

00:29:10: Es ist übrigens nicht so oder sagen wir andersherum, es ist so, dass manche Studie ihren Befund

00:29:16: der großen Demokratieskepsis bis Demokratie Ablehnung in Teilen ja auch bestätigt. Also

00:29:21: wollen wir uns nichts vormachen.

00:29:22: Das sind sogar die allermeisten, um genau zu sagen.

00:29:23: Zuletzt war das wieder die jüngste Ausgabe der Leipziger Autoritarismusstudie, die Studie

00:29:28: untersucht, wie weit extremen Rechte Einstellungen in der Gesellschaft verbreitet sind und wenn

00:29:34: dann da die Aussage vorgelegt wird, Zitat im nationalen Interesse ist unter bestimmten

00:29:39: Umständen eine Diktatur, die bessere Staatsformen, dann stimmen da 8,6 Prozent vollständig zu,

00:29:47: weitere 22,1 Prozent stimmen teilweise zu, heißt zusammengerechnet, halten 30,7 Prozent der

00:29:55: befragten Ostdeutschen eine Diktatur ganz oder teilweise für besser als die Demokratie.

00:30:00: Wow, halten Sie diese Menschen noch für rückholbar, wie Sie es ja 2,21 mal über die AfD-Wählerinnen

00:30:08: und Wähler gedacht haben?

00:30:10: Naja, die von Ihnen zitierte Studie, das ist natürlich, das sind die AfD-Wählerinnen

00:30:17: und Wähler. Also genau die Menschen, über die ich seinerzeit gesprochen habe und über

00:30:23: die wir jetzt widersprechen und die allerwenigsten davon sind mal eben schnell für das, was

00:30:31: Konsens der Demokratien und Demokraten ist, zu gewinnen. Es geht ja auch noch über, sozusagen,

00:30:37: die Grundverfasstheit hinaus. Wir haben zum Beispiel neben dieser Studie, auch beispielsweise

00:30:45: in sogenannten Sachsenmonitor und Thüringenmonitor, der Letzter ist jetzt erst wieder bekommen

00:30:50: und die kennen wir seit vielen Jahren, die Fragen sind ein bisschen unterschiedlich

00:30:53: und da werden auch mal Fragen modelliert, aber die roten Linien ziehen sich durch und

00:30:59: eine Zahl, die mir zum Beispiel hängen geblieben ist, bekanntermaßen, gibt es ja in den neuen

00:31:05: Bundesländern erheblich weniger Menschen mit Migrationshintergrund als in den anderen

00:31:09: Bundesländern, gleichwohl sind zwei Drittel der Sachsen, ausweislich des letzten Sachsenmonitors,

00:31:14: der Meinung Deutschland wäre in gefährlicherm Maße überfremdet, so lautet die Formulierung

00:31:20: und das zahlt natürlich wechselseitig auf das Konto ein, das der AfD Sachsen eine

00:31:27: obergrenze null propagiert, die also auch beispielsweise offensichtlich dann das Grundrecht

00:31:33: auf Asyl, was ein Menschenrecht außer Kraft setzt, Herr Höke fabuliert davon, dass Deutschland

00:31:39: auch mit 20 bis 30 Millionen Menschen weniger ein lebenswertes Land sei, also sprich offensichtlich

00:31:44: ist dein Remigrationsplan jede und jeder, der auch nur einen Migrationshintergrund hat.

00:31:49: Hat in diesem Land, was sein Land ist, nichts verloren und das ist nicht das Land des Grundgesetzes.

00:31:55: Im Land des Grundgesetzes haben selbstverständlich auch Menschen mit Migrationshintergrund genau

00:32:00: die gleichen Rechte und Pflichten wie andere, die hier unter dritten oder für mehr als

00:32:05: 30. Generationen leben und das sind bedrückende Zahlen. Wie geht das aus bei den Landtagswahlen

00:32:14: in den Anstehenden? Sie schlagen vor, dass man darüber nachdenken sollte, ob die CDU

00:32:20: ihren Unvereinbarkeitsbeschluss gegenüber der Partei Die Linke nicht mal langsam einsammelt,

00:32:25: weil sie sagen, ich zitiere sie aus dem Tagesspiegel, sie habe sich endradikalisiert. Wie begeistert

00:32:32: trifft sowas auf die Ohren der Parteienfraktionsführung der CDU und Union?

00:32:40: Ja, es ist mir nicht mal unbedingt jetzt vorrangig die Parteienfraktionsführung, ich meine,

00:32:44: das sind natürlich Diskussionen, die du auch mit jedem Mitglied führst. Das kann man

00:32:49: so oder so sehen. Meine Einschätzung ist in der Tat, die Linkspartei ist ja nach wie

00:32:56: vor die unmittelbare Nachfolgepartei der SED, auch wenn sie sich mehrmals zwischendurch

00:33:01: gehäutet und verändert hat.

00:33:02: Das klingt jetzt nicht nach, als würden sie sie als endradikalisiert verstehen.

00:33:06: Klar ist eins, meine Einschätzung. Die Mehrzahl derer, die dort sich engagiert, die in Stadträden,

00:33:13: in Kreisräden, in Landtagen und im Deutschen Bundestag sitzt, haben A. keine eigene Tätervergangenheit

00:33:21: aus der DDR, das hat natürlich auch was damit zu tun, dass die entbetreffenden mittlerweile

00:33:26: Pans Mutru lässt grüßen, eben nicht mehr dabei sind, weil sie zu alt sind und ich nehme

00:33:34: auch eine glaubhafte Distanzierung der Vergangenheit der eigenen Parteibahe. Was sehe ich, dass

00:33:46: die Mehrzahl der Engagierten in der Linkspartei zwar politische Positionen vertritt, die nicht

00:33:53: die meinen sind, aber sie sind jedenfalls nicht verfassungswidrig und sie sind im Grunde

00:33:59: auch kaum mehr als linksradikal einzustufen, sondern es ist innerhalb des demokratischen

00:34:06: Spektrums sind es sehr linke Positionen.

00:34:09: Die AfD auf der anderen Seite ist eine rechtsradikale Partei und deswegen finde ich, unser Unfereinbarkeitsbeschluss,

00:34:19: der AfD und Linkspartei sozusagen in einem Aufwasch bearbeitet. Das ist das erste, was

00:34:28: mir nicht mehr so richtig gefällt. Im Sinne von, man kann ja nicht mehr so richtig oder

00:34:31: gar nicht mehr gefällt.

00:34:32: Also wenn ich persönlich es zu entscheiden hätte, allein würde ich sagen, mit der AfD

00:34:38: jedenfalls nicht und mit der Linkspartei will ich nicht, aber wenn es Konstellationen gibt,

00:34:44: in denen nichts anderes mehr geht, dann muss man in die Sachdiskussion einsteigen.

00:34:48: Das liest sich jetzt ganz komisch in einem Parteitagsbeschluss. Also wenn würden Sie

00:34:53: doch sagen, okay, kommt Leute, dann muss das Ausbuch stabilieren.

00:34:58: Aber nicht mehr gegenüber der Linkspartei.

00:34:59: Du musst das Ausbuch stabilieren. Ich finde, der Unfereinbarkeitsbeschluss, der Unfereinbarkeitsbeschluss

00:35:05: mit der AfD muss weiter ausbuchstabiert werden, denn wir erleben regelmäßig auf kommunaler

00:35:09: Ebene Durchbrüche, die ich nicht sehen will. Also der Unfereinbarkeitsbeschluss der AfD

00:35:16: muss aus meiner Sicht klarer ausformuliert werden, dass nichts, nichts heißt, das Brandmauer

00:35:22: heißt. Und da sind wir weit unterhalb von Koalitionen. Das heißt für mich jede Zusammenarbeit.

00:35:27: Das heißt, ein Antrag... Auch auf kommunaler Ebene.

00:35:31: Ein Antrag, der nur durch die Stimmen der AfD mehrheitsfähig wird. Ein CDU-Antrag zum Beispiel.

00:35:35: Den kann ich so nicht einbringen, dann ist es die Pflichtentschuldigkeit.

00:35:40: Na eben, deswegen sage ich ja, ich würde es gern weiter einengend ausbuchstabieren.

00:35:46: Und dann haben sich natürlich alle dran zu halten. Und wer sich nicht dran hält, dann

00:35:50: muss es auch Konsequenzen geben. Auch daran fehlt es leider regelmäßig.

00:35:54: Ich muss ja nicht gleich in der ersten Stufe jemandem, der sich ehrenamtlich der Kommune

00:35:59: engagiert, gleich ausschließen. Aber man muss, wenn du ein Durchbruch stattfindet, dann

00:36:03: auch klar sagen, A. Müssen wir drüber reden, wie können wir den zurückholen? Und B. Wenn

00:36:10: das ein zweites Mal passiert, dann kannst du eben nicht hinter CDU bleiben.

00:36:13: Okay, jetzt die Linkspartei.

00:36:15: Was die Linkspartei betrifft, finde ich, man kann aufschreiben, vielleicht ist das sogar

00:36:24: sinnvoll weiterhin, dass man nicht mit denen koaliert. Ich finde aber, es muss so wie

00:36:31: sie auch praktisch stattfindet. Also ich sage mal, zum Beispiel die Minderheitsregierung

00:36:35: Rot-Rot-Grün in Thüringen, mit denen finden regelmäßig Gespräche der CDU-Fraktion statt,

00:36:41: wo man sich über den Haushalt verständigt, wo auch CDU-Positionen dann in diesen Haushalt

00:36:48: einfließen und am Ende CDU und diese Minderheitsregierung den Haushalt miteinander beschließen. Das sind

00:36:57: Orten von Zusammenarbeit, die ich jedenfalls für zulässig halte, wo man gut sagen kann,

00:37:03: die sind momentan gesperrt durch den Unvereinbarkeitsbeschluss. Insofern würde man auch einen Zustand

00:37:08: legalisieren, den es schon gibt. Und dann muss man eben sagen, wie weit will man gehen

00:37:14: oder wie weit nicht. Ich persönlich, wie gesagt, für meinen Teil halte Koalitionen

00:37:17: nach wie vor gesperrt. Und im Übrigen finde ich auch Zusammenarbeit für sinnvoll. Zusammenarbeit

00:37:27: halte ich unter Demokraten für, muss möglich sein. Was ist gegenüber dem BSW, Bündnis

00:37:36: Sarah Wagenknecht? Da kann man ja im Moment sagen, momentan ist er gar nicht logisch,

00:37:41: dass es zwar ein Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU gegenüber der Partei die Linke gibt,

00:37:46: aber nicht gegenüber dem BSW. Das ist natürlich ein Stück weit dem Umstand geschuldet, dass

00:37:52: das eine neue Partei ist. Ja, Sie haben ja jetzt gerade Ihren Parteitag. Wenn ich es richtig

00:37:56: weiß, gibt es aber keinen Antrag der neuen Unvereinbarkeitsbeschluss formulieren werden.

00:38:00: Der ist mir auch nicht bekannt. Ich habe allerdings für mich absolut nachvollziehbare Aussagen

00:38:06: gehört, die da lauten, lasse ich doch wenigstens mal zumindest ein Parteiprogramm aufschreiben,

00:38:11: an dem man dann festmachen kann, dass, aber wir haben ja vorhin auch an anderer Stelle

00:38:14: herausgearbeitet, dass das Parteiprogramm der AfD nicht der primäre Grund ist, dass man

00:38:18: nicht mit denen zusammen arbeitet. Und das Groh der BSW-Mitglieder sind ja ehemalige

00:38:23: Linksparteimitglieder. Also insofern spricht natürlich vieles dafür, dass der alte Unvereinbarkeitsbeschluss

00:38:29: der Linkspartei das BSW, was eine Abspaltung der Linkspartei ist, auch wenn Sie selbst

00:38:34: das Gegenteil behaupten oder versuchen, etwas komplexer darzustellen, müsste das BSW

00:38:41: genau so befassen. Insofern, finde ich, sollte man das dann auch aufschreiben. Im Übrigen

00:38:48: finde ich ... Hab ich nicht verstanden, Herr Wanderwitz. Sie sagen jetzt gerade zur Linkspartei

00:38:51: da schreiben wir auf, dass Zusammenarbeit möglich ist. Hieße das dann auch beim BSW

00:38:56: zusammenarbeiten möglich oder was ist gemeint? Also der jetzige Zustand wäre ja erst mal,

00:39:00: solange wir nichts ändern bei der Linkspartei, plädiere ich dafür, dass für das BSW das

00:39:04: Gleiche gilt. Hui. Nämlich nicht Zusammenarbeit. Unvereinbarkeitsbeschluss. Wenn wir die Linkspartei

00:39:11: uns nochmal neu anschauen, dann spricht natürlich viel dafür zu sagen, dann gucken wir uns auch

00:39:15: das BSW näher an. Das BSW ... Aber muss das jetzt nicht alles ein bisschen schneller

00:39:21: gehen? Also die Landtagswahlen stehen ja an. Es wird um die Frage gehen, wie bildet man

00:39:28: überhaupt Regierungen? Ist es dann klug, sich weiterhin so einzubetonieren und sich so

00:39:34: und so viel Möglichkeiten zu verschließen? Oder wäre es dann jetzt ganz schnell an der

00:39:39: Zeit, dass man da in ihrem Sinne von mir aus zu Pote käme, würde was aufschreiben und

00:39:45: sagen, Leute, wenn wir nach einem Rezept gegen die AfD suchen, dann wäre das zum Beispiel

00:39:52: ein gangbarer Weg, eventuell auch schneller zu haben als das Verbotsverfahren oder bzw.

00:39:57: sogar das Verbot. Ja, inwieweit das eine mit dem anderen so direkt zusammenhängt. Passiert

00:40:02: es nur über mein ... Unter meinem Überschrift gibt es ein Rezept. Ich habe ja dann trotzdem,

00:40:08: wenn die mal die Umfragen glauben, dass die AfD mit über 30 Prozent den Landtagen sitzen

00:40:12: und deswegen ist ja, was macht den Rest mit einem so kompliziert? Ich weiß nicht, ob

00:40:17: man das jetzt ganz schnell machen muss. Wenn ich es zu entscheiden hätte, ich würde dafür

00:40:22: plädieren. Mein Eindruck ist aber eher, dass unter dem Argument Ausschließeritis jetzt

00:40:31: viele sagen, jetzt lasst uns mal nicht darüber reden, mit wem wir nicht wollen, sondern lasst

00:40:35: uns darüber reden, was wir eigentlich wollen und dann erreichen wir möglichst gute Wahlergebnisse.

00:40:40: In Klammern spricht einiges dafür, dass selbst wenn man gute Wahlergebnisse erreicht, am

00:40:47: Ende trotzdem schwierige Diskussionen anstehen in Landtagen, die so komplizierte Mehrheitsverhältnisse

00:40:53: haben wie die Landtage in Ostdeutschland seit einiger Zeit. Insofern wird man spät, es

00:40:58: ist nach den Wahlen, die Fragen natürlich dann beantworten müssen. Und dann hat man

00:41:02: wenig Zeit und im Übrigen muss man sich natürlich potentiell den Vorwurf gefallen

00:41:06: lassen, wäre schon schön gewesen, wenn er es vorweg gemacht hätte. Genau. Das wird

00:41:09: Klarheit und Wahrheit. Ich habe Sie das heute dann hier gefragt, nicht dass Sie so sagen,

00:41:13: es wäre nicht klar gewesen. Wenn ich zu entscheiden hätte allein, was ja nun mal eben Wunschkonzert

00:41:20: ist in der Volkspartei mit 10.000 Mitgliedern allein in Ostdeutschland, dann würde ich jetzt

00:41:26: sehr schnell für alle drei, für AfD, für Linkspartei und für BSW nochmal neu justieren, wie gehe

00:41:32: ich mit denen um? Meine Neujustierung wäre nichts, aber auch gar nichts mit der AfD.

00:41:38: Ich glaube, würde ich mit Konsequenzen für die Fälle, die stattfinden. Für die Linkspartei

00:41:43: würde ich den Unvereinbarkeitsbeschluss in der Form, wie es ihn gibt, nicht mehr sehen,

00:41:48: sondern würde ihn deutlich zurücknehmen. Und das BSW würde ich irgendwo zwischen Linkspartei

00:41:55: und AfD sehen, also sprich eher näher an der AfD als an der Linkspartei, was das Thema

00:42:02: Unvereinbarkeit betrifft. Vor allen Dingen wegen der Russlandposition, die Frau Wagenknecht

00:42:09: und das gesamte Führungspersonalvertritt. Und im Übrigen wäre Frau Weidel bescheinlich,

00:42:16: dass sie nicht rechtsradikal sei, der ist auch ein zweifelhafter Demokrat.

00:42:21: Marco Wanderwitz, vielen Dank für das Gespräch. Danke, dass Sie bei uns waren. Und ich will

00:42:27: noch sagen, das Interview haben wir am Mittwoch Mittag, den 24.04. aufgezeichnet. Die Redaktion

00:42:34: hatte Jana Merkel und Marie Steffens. Executive Producerin ist Marie Schiller, Audio Producer

00:42:41: ist Maximilian Frisch. Sounddesign hat gemacht Hannes Husten. Die Vermarktung macht für

00:42:46: uns die Mitvergnügen GmbH und das Ganze ist eine Produktion der Willmedia GmbH. Und wenn

00:42:51: euch die Folge gefallen hat, dann empfehlt uns gerne weiter und lasst uns auch gleich

00:42:56: ein Abo da, wenn ihr mögt. Bis bald.

00:42:58: [Musik]

00:43:13: Publikum für die CDU/CSU.