Schafft Deutschland einen echten Neuanfang? Mit Bernd Ulrich und Armin Laschet (CDU)

Shownotes

Deutschland stellt sich politisch neu auf: Eine schwarz-rote Koalition unter Friedrich Merz als Bundeskanzler ist in Aussicht. Die Union sieht nach der Wahl einen klaren Regierungsauftrag, ist aber mit 28,5 Prozent der Stimmen weit unter ihren Hoffnungen geblieben. Zusammenraufen muss sie sich nun mit der angeschlagenen SPD, die gerade ihr historisch schlechtestes Wahlergebnis bei einer Bundestagswahl geholt hat. Währenddessen hat die Linke einen massiven Aufschwung verzeichnet, die FDP fliegt aus dem Bundestag und die AfD verdoppelt ihren Stimmanteil.

Nachdem Friedrich Merz im Januar eine Abstimmung im Bundestag mit Stimmen der AfD durchgebracht und im Wahlkampf von “linken und grünen Spinnern” gesprochen hatte, ist die SPD auf seine Union nicht gut zu sprechen. SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil forderte mit Blick auf eine mögliche Koalition, Merz müsse seinen “Kurs und Ton” ändern, damit eine Zusammenarbeit funktionieren kann. Auch rechnerisch ist die Ausgangslage für die kommende Regierung knifflig, weil die Parteien der Mitte ohne Linke oder AfD keine Zweidrittelmehrheit mehr im Bundestag erreichen können. Die ist aber notwendig für verfassungsändernde Entscheidungen, wie zum Beispiel eine Reform der Schuldenbremse oder ein neues Sondervermögen für die Bundeswehr.

Wie kann die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz den Herausforderungen begegnen? Schafft sie einen echten Neuanfang, gerade in dieser weltpolitisch so aufgewühlten Zeit? Darüber spricht Anne Will mit Bernd Ulrich, Journalist bei der ZEIT. “Wir leben in einer komplett neuen Zeit”, sagt er und betont, dass die aktuellen globalen Krisen so groß sind, dass „die normalen Bordmittel der Politik“ nicht mehr ausreichen. Darauf werde sich sowohl die nächste Bundesregierung als auch die Bevölkerung einstellen müssen. Inmitten der sich überschlagenden Weltgeschichte müsse ein Neuanfang auch darin bestehen, dass sich die Kommunikation zwischen Politik und Bevölkerung grundlegend verändert.

Wie Koalitionsverhandlungen gelingen können, darüber hat Anne Will auch mit Armin Laschet gesprochen, der 2021 als Kanzlerkandidat für die Union ins Rennen ging. Er glaubt, dass Union und SPD sich bei innenpolitischen Themen einigen können und betont, die nächste Regierung müsse liefern, um einen weiteren Aufstieg der AfD zu verhindern. Die komplette Folge mit Armin Laschet veröffentlichen wir am 1. März 2025 um 6 Uhr.

Der Redaktionsschluss für diese Folge war Mittwoch, 26. Februar 2025, um 17:00 Uhr.

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WICHTIGE QUELLEN:

Die Zeit: Merz plus X, 20.02.25

Die Zeit: Zur Hölle mit den Triggerpunkten, 24.02.2025

Die Zeit: Beißt euch zusammen, 26.02.2025

Der Spiegel: Ohne die Alten hätte Deutschland keine demokratische Mitte, 24.02.2025

Friedrich Merz: #Merzrede beim Wahlkampfabschluss von CDU und CSU in München, 22.02.2025

ZDF heute Journal: Klingbeil: Merz muss "Kurs und Ton" ändern, 24.02.2025

MDR: So wurde in den Wahlkreisen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gewählt, 25.02.2025

Tagesschau: Bundestagswahl 2025, 24.02.2025

Tagesschau: Union empört mit Fragen zu NGOs, 26.02.2025

Tagesspiegel: Vor dem Kanzlerwechsel: Scholz sieht „kein Regierungspraktikum“ für Nachfolger Merz vor, 26.02.2025

IMPRESSUM Redaktion: Gina Enslin, Marie Steffens Executive Producerin: Marie Schiller Producer: Max Frisch, Patrick Zahn, Lukas Hambach Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH

Transkript anzeigen

00:00:00: Das Ergebnis der Bundestagswahl in einem Wort zusammengefasst. Wenn du das machen müsst,

00:00:05: welches Wort wäre das?

00:00:07: Auweiher.

00:00:09: Auweiher ist Auweiher ein Wort.

00:00:12: Ich würde es in Zusammenschreiben jetzt, ja.

00:00:15: Man hat zwei Worte.

00:00:17: Ich weiß nicht mehr, lassen das Geld und es lässt dann, muss man sagen, nichts Gutes an.

00:00:29: Politik mit Anne Will.

00:00:31: Hallo und Tag zusammen. Herzlich willkommen bei uns.

00:00:46: Ihr hört die neue Folge unseres Politik-Podcasts und ihr hört die erste nach der Bundestagswahl.

00:00:52: Deren Ergebnis, jetzt mein eh mehr als einem Wort Auweiher.

00:00:56: Die Union wird stärkste Kraft, gerade mal 7,7 Prozentpunkte vor der AfD.

00:01:02: Die Ampelparteien sind krachend abgewählt.

00:01:05: Die Linkspartei ist mit 8,8 Prozent drin und kann ihr glückhafen fassen.

00:01:10: Hat mit der AfD gemeinsam, das wird wichtig werden, eine Sperrminorität, eine sogenannte.

00:01:17: Es gibt genau eine politisch machbare Regierungsoption, in der die gerade abgestrafte alte Kanzlerpartei

00:01:25: sofort wieder vorkommt, nämlich eine schwarz-rote Koalition unter Friedrich Merz.

00:01:32: Schafft Deutschland so einen echten Neuanfang?

00:01:35: Das will ich in dieser Folge herausfinden, denn dass es diesen Neuanfang braucht,

00:01:40: ist, glaube ich, unstrittig, sowohl innen als auch außenpolitisch.

00:01:43: Die Welt wartet erkennbar nicht auf Deutschland.

00:01:46: Viele unten deshalb auch.

00:01:48: Die neue Bundesregierung dürfen nicht scheitern.

00:01:51: Sie seid zum Erfolg verdammt.

00:01:53: Ich freue mich, dass ihr zuhört.

00:01:55: Ich freue mich total, dass Bernd Ulrich wieder da ist.

00:01:57: Aber ich freue mich nicht so sehr, wenn er sagt,

00:01:59: dass ganze Liese sich in Auweia zusammenfassen.

00:02:03: Ist aber so?

00:02:05: Ja, man kann auch andere Sachen sagen.

00:02:07: Man kann auch sagen, es ist sehr interessant.

00:02:09: Das klingt vielleicht noch bedrohlicher.

00:02:11: Das ist jetzt der Tag 3 nach der Wahl.

00:02:16: Genau, wir zeichnen auch am Mittwoch, dem 26. Februar, Tag 3.

00:02:21: Vielleicht habe ich nur einen schlechten Tag oder so.

00:02:24: Aber ich finde, es ist schon ein bisschen besorgniserregend,

00:02:28: was passiert bisher.

00:02:31: Bernd Ulrich übrigens ist verletzt.

00:02:33: Sitz bei uns.

00:02:35: Ihr könnt, wenn ihr uns bei der Video-Zuschauert aussehen,

00:02:37: was er hat, nämlich ein kaputtes Handgelenk,

00:02:40: was echt auch Auweia aussieht.

00:02:42: Was ist passiert, Bernd?

00:02:44: Ja, das ist, glaube ich, ärztepfusch gewesen.

00:02:47: Da hat eine Schraube, die man mir reingedreht, nach einem Bruch,

00:02:50: die sie dann durchtrennt und die wurden jetzt wieder zusammen genäht.

00:02:53: Aber ich sage jetzt immer, meine Hand geht es besser als dem Land.

00:02:58: Wohl. Immerhin, weil das wird in Wand wieder gut sein.

00:03:03: In sechs Wochen.

00:03:05: Bevor die Koalition geschmiedet ist, würde ich sagen.

00:03:08: Ulrich Merz hat gesagt, er will bis Ostern fertig sein.

00:03:11: Aber ich weiß gar nicht, ob er mit bedacht hat,

00:03:13: dass die SPD, wenn sie dann überhaupt zusammenkommen,

00:03:15: die beiden, dann auch noch hier eine Mitgliederabstimmung machen will.

00:03:19: Wofür man dann, löff ich auch nochmal zwei Wochen ansetzt?

00:03:22: Ja, ich glaube, pinksten ist realistischer.

00:03:25: Du bist Journalist, bist befasst mit der Bundestagswahl

00:03:29: und der Analyse derselbe.

00:03:31: Denn du bist Redakteur für besondere Aufgaben,

00:03:34: klammer Aufmeinungen, klammer zu.

00:03:36: Wie das heißt, bei der Wochenzeitung "Die Zeit".

00:03:39: Du warst aber auch schon stellvertretender Chefredakteur

00:03:42: und Leiter der Politikredaktion in Hamburg,

00:03:44: du warst in deiner Karriere etliche Wahlen,

00:03:47: auch Bundestagswahlen analysiert.

00:03:49: Weißt du aus dem Hut, wie viele?

00:03:51: Oh Gott.

00:03:53: Also ich weiß es auch nicht, nicht,

00:03:55: dass du denkst, ich komme jetzt mit einer tollen Zahl um die Ecke.

00:03:58: Acht oder so, neun, keine Ahnung, sowas im Dreh.

00:04:00: Und was denkst du aber diesmal anders

00:04:02: oder aber besonders oder wie du sagen würdest, interessant?

00:04:06: Also wir leben ja einfach in einer komplett anderen Zeit,

00:04:11: als jemals zuvor.

00:04:13: Ich habe die Bundestagswahl 1990 auch miterlebt,

00:04:17: nicht als Journalist, sondern da noch in anderer Rolle.

00:04:20: Und da haben wir gedacht, das ist jetzt eine ganz neue Zeit,

00:04:23: das war ja nach dem Fall der Mauer.

00:04:25: Warst du da noch bei den Grünen?

00:04:27: Da bin ich mit den Grünen aus dem Bundestag geflogen,

00:04:29: als Angestellter der Grünen allerdings,

00:04:31: für die ich damals zwei Jahre gearbeitet habe,

00:04:34: als Büroleiter von Antje Vollmer.

00:04:37: Gut, und das war natürlich so ein Schlag,

00:04:40: um daraus zu fliegen.

00:04:42: Aber es war eben eine positive dramatische Veränderung,

00:04:46: die Deutsche Einheit und der Fall der Mauer und all das.

00:04:49: Aber das, was wir jetzt erleben, ist historisch, glaube ich, größer

00:04:53: und viel viel beunruhigender als damals.

00:04:56: Insofern ist vor allem der Rahmen, in dem wir uns bewegen,

00:04:59: weil dieser Bundestagswahl völlig anders als alle anderen,

00:05:03: wahlendig erlebt habe.

00:05:05: Immer, sucht man ja nach den besonderen bei Wahlen,

00:05:08: auch um zu verstehen, was sie im einem eigentlich sagen wollen.

00:05:12: Man sucht aber nicht immer zwingend nach einem historisch neuen.

00:05:16: Ich glaube, das tut man im Moment aber sehr.

00:05:18: Manches ist da offensichtlich, was das Ergebnis sagt,

00:05:24: nämlich dass das sehr schwache Abschneiden der Parteien

00:05:27: der sogenannten demokratischen Mitte,

00:05:29: SPD, Grüne, FDP, die eben noch die Regierung gestellt haben,

00:05:33: verlieren in Zahlen erheblich

00:05:35: und personell ihre Spitzen, Leute, die nicht mehr jedenfalls in Funktionen

00:05:40: oder aber bei Christian Lindner ist das so,

00:05:42: also gar ganz aus der Politik rausgehen.

00:05:45: Robert Habeck hat sich heute entschieden,

00:05:47: dass er seinen Bundestagsmandat annimmt.

00:05:49: Die Union kommt nur auf 28,5 Prozent, was auch nicht viel ist.

00:05:55: Die wollten über 30 kommen, das hat nicht geklappt.

00:05:58: Die Linke, ich weiß nicht, zählen wir die zu der demokratischen Mitte.

00:06:02: Sie ist ganz lange Zeit verteufelt worden.

00:06:05: Das kommt aber so, glaube ich, nicht mehr richtig hin, oder?

00:06:08: Also da die Mitte eher kleiner geworden ist,

00:06:10: ist es wahrscheinlich klug, die Linke lieber mit dazu zuzählen.

00:06:13: Auf der anderen Seite aber sind 20,8 Prozent für die AfD bundesweit.

00:06:20: Die AfD gewinnt alle Bundesländer im Osten Deutschlands und zwar mit Abstand.

00:06:25: Die Ergebnisse liegen jenseits der 30 Prozent überall, bis hin zu 38,6 Prozent in Thüringen.

00:06:32: Sie holt 45 von 48 Wahlkreisen dort direkt und gewinnt über die Zweitstimmen,

00:06:38: auch noch zwei Wahlkreise im Westen Deutschlands, nämlich in Kaiserslautern

00:06:43: und gleich bei dir um die Ecke, denn du bist in Essen geboren in Gelsenkirchen.

00:06:47: Was steckt in dem jetzt dann an tieferer Analyse drin,

00:06:52: was eben nicht nur so offensichtlich einem durch die schieren Zahlen begegnet?

00:06:58: Also man muss ja erst mal sagen, wenn man die deutsche Lage analysiert,

00:07:02: dass es keine Besonderheit ist, sondern das ist ein Prozess,

00:07:06: der sich in den gesamten westlichen Ländern abspielt,

00:07:09: teilweise ist das schon weiter, teilweise ist das noch nicht ganz so weit,

00:07:12: aber eher sind wir noch in der relativ komfortablen Zone,

00:07:16: wenn man es dann mit Amerika vergleicht, oder mit Italien oder mit Österreich.

00:07:20: Also ich grob gesagt würde ich sagen die westliche Welt,

00:07:28: die westlichen Länder, die sich an der Spitze der Weltgeschichte gewähnt haben,

00:07:34: sind in der Nebenfolgenkrise dann nicht das immer angekommen,

00:07:40: das heißt, wir müssen auf einmal für alle Nebenfolgen unseres vergangenen und jetzigen Tunes aufkommen.

00:07:48: Das fängt natürlich an bei der Ökologie und dem Klima,

00:07:51: es geht aber auch den Kolonialismus, es geht um die Folgen der Globalisierung,

00:07:56: die nicht nur positiv gewesen sind, es geht um die Frage der Sicherheit oder der militärischen Überlegenheit,

00:08:03: die Amerikaner schaffen das nicht mehr und wollen das nicht mehr uns mitzubeschützen,

00:08:07: wir haben uns darauf verlassen, das heißt, wir müssen jetzt mit den Nebenfolgen unsere Unterlassung fertig werden.

00:08:13: Gleichzeitig haben wir über unsere Rohstoffimporte die russische Armee finanziert,

00:08:19: die uns jetzt bedroht, das sind alles, das kommt jetzt zusammen und das heißt, wir sind in der Nebenfolgenwelt angekommen.

00:08:26: Und auf diese Welt, in der wir jetzt uns befinden, darauf gibt es zwei Antworten bisher.

00:08:34: Die eine ist von den Rechtspopulisten und die lautet im Grunde zwei geteilt, die eine Antwort ist,

00:08:41: es gibt überhaupt keine Krise unserer Normalität, sondern das sind alles die Linken, die uns das einreden wollen

00:08:47: und die alles kaputt machen und wenn wir den aufs Maul hauen, dann ist alles wieder einigermaßen okay.

00:08:52: Und die zweite Antwort, die sie geben, ist, wenn wir merken, dass uns der Kragen ein bisschen enger wird,

00:08:59: als wir uns das vorgestellt haben, dann lasst uns doch einfach auf kollektiven Egoismus setzen.

00:09:05: Also wir befreien uns von allen Bindungen an Gesetze, an Bündnisse, an Nachhaltigkeit, an Achtsamkeit, an Anstand.

00:09:15: Wir werden schamlos und egoistisch und dann versuchen wir darüber, uns wieder Luft zu verschaffen.

00:09:22: Was für eine Zeit lang vielleicht auch geht, das ist eine schreckliche Antwort, eine traurige Antwort.

00:09:28: Allerdings die Antwort der etablierten Kräfte, der demokratischen Kräfte ist nicht viel optimistischer eigentlich,

00:09:36: weil sie an die Menschen nicht geglaubt haben, weder in USA noch hier bei uns

00:09:41: und nicht mit den Menschen ehrlich reden wollten und sagen, wir sind jetzt in dieser Lage, was machen wir zusammen?

00:09:47: Sondern sie haben gesagt, wir haben hier so ein paar Probleme, hoch wird es aber noch mehr Probleme und so weiter.

00:09:53: Aber wir werden das mit den normalen Bordmitteln der Politik geregelt kriegen, wir liefern euch die Lösung

00:09:59: und ihr werdet davon nicht allzu sehr behalligt.

00:10:02: Das ist nirgendwo aufgegangen, weder wurden die Probleme einigermaßen gelöst, noch haben die Leute denen das abgenommen

00:10:08: und sind nicht mehr loyal geblieben.

00:10:11: Und dieser Wettbewerb zwischen einer illusorischen normal Politik und einer rechtspopulistischen Destruktionspolitik

00:10:21: ist für die Bürgerlichen, die demokratischen, die linken, die liberalen Kräfte nicht zu gewinnen.

00:10:29: Auch deswegen, weil das was von Kamala Harris bis Olaf Scholz alle angeboten haben emotional nicht symmetrisches zu dem, was wir erleben,

00:10:40: nämlich diesen Epochenbruch.

00:10:43: Wohingegen das was die Rechtspopulisten sagen, es ist hässlich, aber es ist symmetrisches.

00:10:50: Es ist auch groß, es ist disruptiv, es ist aggressiv, es ist egoistisch, es hat Kraft.

00:10:55: So und da sind wir jetzt mit dem Punkt.

00:10:58: Und wer kann darauf jetzt eine Antwort geben?

00:11:01: Es schwingt sich hier auf, die Union, die als einzige die Chance hat, eine Regierung zu bilden, politisch machbar,

00:11:08: ist kein anderes Bündnis außer die schwarz-rote Koalition und du hast es jetzt eben nicht vorkommen lassen,

00:11:15: glaube ich, was die Konservativen für eine Antwort geben können.

00:11:19: Ja, also dieser Riss, der durch die westlichen Gesellschaften geht, der geht ja vor allem durch die Konservativen.

00:11:25: Also die haben ja die größten Probleme damit und man könnte, wenn man jetzt Zeit hätte, könnte man die Risse in der Union,

00:11:33: in Deutschland könnte man auch zeigen.

00:11:36: Was passiert ist, Friedrich Merz hat eigentlich versucht, einen total normalen Wahlkampf zu machen.

00:11:43: Also das war nicht eine Alternative zu Angela Merkel und Olaf Scholz, sondern im Grunde die Fortsetzung davon.

00:11:50: Bis zu dem Punkt, wo er merkte, dass die aufgewühlten Energien irgendwie aufgenommen werden müssen.

00:11:58: Und da hat er dann ein schwieriges Beispiel genommen, nämlich die Immigration und hat dann seine Akrobatik im Bundestag,

00:12:04: an die wir uns alle erinnern, vollführt.

00:12:07: Aber er hat sich, das ist das, was uns allen auf die Füße fallen wird, aber vor allem auch ihm, er hat sich von der Bevölkerung

00:12:16: kein Mandat geholt für eine Politik, die auch nur annähernd in der Lage wäre, die Probleme, die noch während dieses Wahlkampf sich auch nochmal verschärft haben zu lösen.

00:12:28: Was wäre das gewesen?

00:12:29: Hätte es in allen Punkten, sowohl in der Wirtschaftspolitik als auch in der Außen- und Sicherheitspolitik, in der Klimaschutzpolitik hingehen müssen und sagen,

00:12:39: oh wow, da auch weiher, um dein Wort aufzugreifen, da kommt richtig was auf uns und sie, die sie mich gegebenenfalls wählen wollen.

00:12:48: Genau.

00:12:49: Man hätte ihn dafür aber nicht gewählt, oder?

00:12:52: Das weiß ich nicht.

00:12:54: Ich würde mal umgekehrt sagen, diese Diskussion hatten wir jetzt auch viel mit der anderen Regierung, mit den führenden Leuten, die dann immer gesagt haben, ja, Herr Ulrich,

00:13:06: für so eine Ehrlichkeit werden wir nicht gewählt, nun werden sie aber, wohnen sie auch so nicht gewählt, ja, auch um, und da würde ich immer sagen,

00:13:15: dass die, eine dicke Lüge immer stärker ist als die halbe Wahrheit und deswegen sind die Rechtspopulisten im Vorteil und es bleibt gar nichts anderes übrig, wir werden das ja jetzt erleben.

00:13:24: Also die einzige Chance, die diese neue Regierung hat ist sozusagen vor der Klammer von allen möglichen Vereinbarungen, muss ein komplett andere Kommunikation mit der Bevölkerung treten.

00:13:35: Die Idee, dass man diese, die Lösungen liefern kann, ohne dass die Leute in hohem Maße viel höher als sie in den letzten Jahrzehnten mit tun, dass es wird Opfer geben, es wird Verzicht geben, es wird Zumutung geben.

00:13:49: Und das hat man jetzt im Wahlkampf nicht mehr hingekriegt, nach umzusteuern, aber das wird jetzt kommen und es muss kommen.

00:13:58: Und das alte Prinzip, ich schütte es zu mit ganz viel Geld, glaubst du, funktioniert nicht mehr?

00:14:04: Nein, das ist, die Schuldenbremse wird auf jeden Fall gekillt werden, irgendwann, ich weiß nicht, nicht diese Woche mehr, aber wahrscheinlich in den nächsten Monaten,

00:14:14: aber alle sagen schon, dass das nicht reichen wird, sondern dass es wird Umverteilung geben, es wird Kürzung geben auf große breiter Front.

00:14:26: Und wir haben ja noch was, noch ein zusätzliches Phänomen gehabt, was sich jetzt so entlädt in dieser Woche und in den nächsten Wochen.

00:14:34: Dieser Wahlkampf war nicht nur sehr stark normalistisch und dadurch illusorisch, sondern es ist natürlich auch nicht gelungen, den Parteien, das wäre auch total schwer gewesen,

00:14:44: die sich überschlagende Weltgeschichte, die während dieses Wahlkampf sich abspielte, noch in den Wahlkampf zu integrieren.

00:14:52: Da haben so ein paar Formel dafür gefunden, aber eigentlich haben sie wieder emotional noch konzeptionell das geschafft.

00:14:57: Trump hat ja quasi jeden Tag die Welt noch mal auf den Kopf gestellt und da sind wir nicht mitgekommen.

00:15:03: Dieser Wahlkampf war nicht eine Politisierung, sondern wie so eine Zeitkapsel in Deutschland, wo draußen spielte sich Weltgeschichte ab

00:15:10: und wir haben darüber diskutiert, ob die Krankenkassenbeiträge ein bisschen steigen oder weniger steigen oder wie die Rentenperspektive auf das Jahr 2050 ist

00:15:19: und ob man 40.000 Menschen abschieben kann oder nicht. Leider hatte man dann doch keine Gefängnisse dafür und so weiter.

00:15:27: Wir haben das über Details unterhalten, während die Weltgeschichte uns wegging.

00:15:32: Und jetzt, nach dieser Wahl, kommen wir auf einmal in der Zeit und der Gegenwart an.

00:15:38: Und das sieht man sofort, an dem Schock, wir brauchen irgendwie Geld für die Bundeswehr.

00:15:45: Und deswegen haben wir jetzt dieses Theater diese Woche um Sondervermögen und Schuldenbremse und so weiter.

00:15:52: Da will ich nachher noch mit dir hinschauen, was jetzt noch gemacht wird in weiser Voraussicht, dass es diese Sperrminorität geben wird, die schon angesprochen habe.

00:16:02: Muss sich die zubildene Regierung überlegen, was macht sie jetzt noch? Etwa auch mit den Stimmen des alten Bundestags.

00:16:09: Aber lasst mich zunächst noch mal bleiben bei dem Gedanken, was hat jetzt dieses Wahlergebnis erstmal in schiereren Zahlen, aber auch in dem, was da drunter liegt, was du ausgeführt hast, wie du es siehst.

00:16:19: Was hat es offenbart? Ich habe gestern, heute ist Mittwoch der 26. habe ich ein Interview gemacht mit Armin Laschet, den Kanzlerkandidaten der Union von vor vier Jahren 2021,

00:16:31: außerdem aber ja ein ganz erfahrener Verhandler, der in Sondierungsrunden in echten Koalitionsverhandlungen saß, der manche hat scheitern andere, hat gelingen sehen.

00:16:42: Mit dem habe ich gestern eben auch darüber gesprochen, was denn jetzt diese neue Regierung, er ist direkt gewähltes Mitglied, der Unionsfraktion,

00:16:52: der ist irgendwie mit bei, kann sein, dass er auch in einem der Teams sitzt, das hat er mir noch nicht gesagt, wusste er jetzt noch nicht, eventuell bestehen die auch noch gar nicht,

00:17:03: aber er hat gesagt, was die neue Regierung jetzt leisten muss, gerade mit Blick auf das gute Abschneiden der AfD.

00:17:11: Wenn die Bürger den Eindruck haben, die lösen unsere Probleme, sie verstehen sie und lösen sie. Und selbst wenn ihnen nicht jede Maßnahme passt,

00:17:22: aber sie haben den Eindruck, die verstehen ihr Handwerk und die packen das an und die streiten nicht dauernd, sondern die machen was, dann ist vielleicht ein Teil rückgewinnbar,

00:17:31: und nicht die Radikalrechten, die wir jetzt immer geben, wie es die in ganz Europa gibt, aber die einfach wütend sind über Politik, die könnte ich mir vorstellen, dass man wieder gewinnen kann.

00:17:44: Und das große, das eine große Thema ist natürlich Migration und das andere ist die wirtschaftliche Lage.

00:17:51: Bei drei Millionen Arbeitslosen kommen dann auch Leute in Sorgen, die vielleicht um ihren Arbeitsplatz verrichten, die auch in den internationalen Dingen eine Unsicherheit verspüren und nicht den Eindruck haben, unsere Regierung ist stark genug.

00:18:05: So, wenn der Eindruck erzeugt werden kann, dann kann das auch wieder zurückgehen. Aber das weiß man nicht und das muss die jetzt entstehende Regierung sich klarmachen, dass sie da liefern muss.

00:18:17: Da steht richtig was auf dem Spiel.

00:18:19: Ja, sonst sind die nächstes Mal auf eins. Das ist nicht unwahrscheinlich. Von 20 bis 28 ist es nicht mehr allzu weit.

00:18:26: Also was wir hören sind eigentlich Standards. Man muss die Probleme lösen, übrigens halte ich das für wichtig, dass genau das Politik auch schafft und tut.

00:18:37: Ansonsten fällt mir auf und ich hatte das oben ja auch schon in der Anmoderation gesagt, diese Regierung scheint und da schaut man dann immer allein auf die AfD und dass deren jetziges schon gutes Abschneiden in der Erwartung, dass es beim nächsten Mal dann noch mehr Stimmen für die wären.

00:18:55: Also ich hatte gesagt, diese Regierung ist zum Erfolg verdammt. Manch einer sagt, das ist jetzt die letzte Chance. Söder fand das Bild einer letzten Patrone der Demokratie.

00:19:06: Was ist das jetzt eigentlich? Ist es nur eine rhetorische Figur, die du im Moment nimmst, um dein eigenes Tun auch ein bisschen zu überhören, um zum Beispiel auch die Sozialdemokraten, denn darum geht es im Moment, wenn das die einzige Option ist, dass du sie dazu bringst,

00:19:24: der sogenannten staatspolitischen Verantwortung nachzukommen. Man verbreitet so eine Art Endzeitstimmung. Ist das gut?

00:19:33: Ja, das ist jetzt ganz viel. Erstmal will ich darauf hinweisen, dass Armin Laschet wieder diese Formulierung benutzt hat, die Politik muss liefern und damit kommt er ja aus dem Zentralproblem demokratischer Politik in diesen Zeiten nicht raus,

00:19:53: dass nämlich die Menschen sich angewöhnt haben, sich in den guten Zeiten als Konsument der Demokratie zu sehen und dass alle Probleme und Leben folgen ihres eigenen Tuns und ihres eigenen Unterlassens,

00:20:04: ihre eigenen Auffassungen von der Politik irgendwie weggemacht werden sollten. Und das wird nicht mehr funktionieren. Das finde ich erstmal wichtig.

00:20:12: Gut beobachtet, ja, interessant.

00:20:14: Man muss aus diesen Modus raus. Es hat ja der März auch gesagt, die nächste Wahl 29 und die nächste Wahl dann ist 33, dann so ganz betont, also wie 1933.

00:20:29: Ich finde, dieses Handieren mit diesem Antifaschismus oder mit dem Faschismus halte ich für völlig fatal. Erstmal ist dieser Begriff übernutzt und dann muss man ja auch mal gucken, was in USA passiert ist.

00:20:45: Jetzt wurde ja wieder in den Wahlkampf in den USA, haben die Demokraten dieses Thema Faschismus oder die Demokratie wird sterben und so weiter auch wieder hochgezogen und Trump hat trotzdem Mehrheit bekommen.

00:20:58: Und was machen die Demokraten? Sie führen eine Demokratie und Demokratien jetzt nachdem also der Faschist an die Macht gekommen ist, ja, sie machen gar nichts.

00:21:07: Obama fährt Jetski anstatt, ich meine, wenn sie es so ernst gemeint haben, wie sie es behauptet haben, dann müsste der doch jetzt sozusagen von morgens bis abends überlegen, welche Botschaft send ich eigentlich an die Demokraten und an diesen Teil der Republik.

00:21:21: Wie rette ich eigentlich die USA vor diesem Faschismus, den sie vorher programmiert haben? Also das funktioniert alles hinten und vorne nicht. Wer Faschismus sagt, der muss ja auch in den Widerstand gehen und nicht in die Pizzeria.

00:21:36: Ja, mir fällt dabei immer auf, dass ich das auch ein bisschen sehr denkfaule finde, wenn du hingehst und behauptest für dich, du sei es der Hort der Demokratie, du sei es im Grunde genommen Deckungsgleich mit der Demokratie und glaubst, das hat eine derart große Strahlkraft, dass du dich ansonsten nicht anstrengen musst, dann habe ich große Zweifel, dass es funktioniert und wenn ich die zurückliegenden Landtagswahlen nehme in Ostdeutschland, dann hat es auch nicht funktioniert.

00:22:05: Das haben genau SPD und Grüne gehofft. Wenn man die Abstimmung der Union mit der AfD nimmt und du denkst, da kann man jetzt aber mindestens um bislang nicht mobilisierte Wähler in Schichten zu mobilisieren, da kann man da nochmal eine Art von Profit suchen, dann hat es auch nicht funktioniert und die Linkspartei hat davon, wenn überhaupt profitiert, weil halt die Reichenegg dieses emotionaler vielgeklickte Rede gehalten hat.

00:22:32: Die Demokraten ist ein anderes Beispiel. Was wäre denn dann zu tun, du hast gesagt, die Wahrheit sagen?

00:22:42: Genau. Also, das, was du jetzt geschildert hast, das ist ja so, man hat eine normalistische Politik gemacht.

00:22:52: Und dann die Pasta aber nicht so der Emotionalität, die den Menschen loderte und immer noch lodert. Also hat man quasi Faschismus, Antifaschismus als sozusagen Ersatzdroge für die eigentlich völlig bürokratisch mutlos gewohnte Politik gemacht.

00:23:09: Ezra Klein, der sehr bekannte Podcaster, der hat, der hat letztens mal führende Demokraten gefragt, was hättet ihr denn gemacht, wenn ihr gewonnen hättet? Was wären denn eure großen Projekte gewesen?

00:23:27: Und da kam nix. Also das ist eben so, was war der SPD auch. Die SPD hat eigentlich überhaupt keine Emotionen mehr außer Antifaschismus. Und das riechen die Leute, dass da irgendwas nicht stimmt.

00:23:38: Deswegen würde ich sagen, dass sowieso generell mal eine Auffassung der Faschismus wird nicht in erster Linie im Kampf gegen Faschismus gewonnen, sondern indem man, indem die Mehrheit der Bevölkerung mit den vernünftigen Parteien, mit denen die Lösung wollen, in eine andere Art von Interaktion tritt.

00:23:56: Und sagt, hier ist unsere Lage. Ihr habt alle Angst, dass die nächsten 20 Jahre ganz anders werden als die letzten 40. Und diese Angst ist komplett berechtigt. Die nächsten 20 Jahre werden anders. Aber sie können, wenn wir so oder so machen und zusammen machen, können sie trotzdem ganz gut werden.

00:24:15: Das wäre die Ausgangsbasis.

00:24:18: Schafft Deutschland einen Neuanfang? Die Frage will ich ja mit dir in dieser Folge diskutieren und mit dir darüber nachdenken. Also nochmal hingeschaut. Allein Union und SPD haben jetzt die Chance, eine stabile Regierungsmehrheit zu bilden.

00:24:32: Dass es das nicht geben könnte, war im Übrigen, das fand ich auch interessant, die größte Sorge der Wählerinnen und Wähler, dass es keine stabile Regierung geben würde.

00:24:43: Nun legen also die Hoffnungen bei dieser Regierung, der Schwarz-Roten-Koalition, auch das entspricht dem Wunsch der Mehrheit der Wählerinnen und Wähler. Sie wollten am liebsten diese Koalition haben und sie kriegen sie eventuell, denn was auffällt, ist, dass Union und SPD sich mindestens mal zuletzt, aber das dauert an, spinnefeind waren.

00:25:10: Wie können die jetzt nach allem, was war, in einem guten Thron miteinander sprechen?

00:25:20: Ja, also die müssen, glaube ich, beide Seiten, mal runter von ihren, der nicht nur taktisch vorgetragenen Emotionen aus dem Wahlkampf, sondern real gefühlten. Also bei der Union dieser Wille, im Kulturkampf gegen die Linke zu siegen, das hat sich ja nochmal beangebrochen, auch bei Friedrich Merz am Samstag vor der Wahl.

00:25:41: Das ist der Oton, den ich als nächstes spielen wollte, ganz genau.

00:25:44: Und umgekehrt bei der SPD, sozusagen den inneren Antifaschismus, als das letzte, was in einem noch glüht, gegen Friedrich Merz geworfen hat. Und da müssen die jetzt natürlich möglichst schnell von runter, aber damit sind wir noch, das ist die Voraussetzung, noch nicht längst nicht hinreichend für eine einigermaßen vernünftige Koalitionsverhandlung.

00:26:04: Ja, lass uns das nochmal anhören, was Friedrich Merz da gesagt hat, in München beim Wahlkampfabschluss. Und ich gebe zu, ich hätte den Thron, glaube ich, gar nicht gespielt, wenn er nicht jetzt auf eine Art eine eigentümliche Fortsetzung gefunden hätte in den Tagen danach.

00:26:19: Sonst hätte man nämlich hingehen können, hätte sagen können, ja, Wahlkampf ist Wahlkampf, was soll das? Da gleich ich mich auch da schon gefragt habe, warum macht er das am Tag vor der Wahl? Also geht da irgendwas mit ihm durch oder verspricht er sich tatsächlich einen Profit davon? Aber das können wir ja mal hören, was er gesagt hat.

00:26:38: Es ist vorbei, es gibt keine linke Mehrheit und keine linke Politik mehr in Deutschland. Es ist vorbei, es geht nicht mehr.

00:26:49: Und jetzt werden wir, liebe Freundinnen und Freunde, wieder Politik für die Mehrheit der Bevölkerung machen, für die Mehrheit der Menschen in diesem Lande machen, für die Mehrheit, die gerade denken und die auch noch alle Tassen im Schrank haben.

00:27:05: Für die werden wir jetzt wieder Politik machen, im Mittelstand, in der Landwirtschaft, die können sich darauf verlassen, dass wir an ihrer Seite stehen und wieder Politik für Deutschland machen, meine Damen und Herren. Und nicht für irgendwelche Grünen und Linken, Spinner auf dieser Welt, die sollen da draußen rumlaufen, aber sie haben mit der Mehrheit dieser Bevölkerung gar nichts zu tun, gar nichts zu tun. Das ist die Wahrheit in Deutschland.

00:27:31: So, was macht er hier? Also man hört natürlich dem Applaus an, er ist da getragen von der Stimmung, die in diesem Zelt, Ort, Halle herrscht. Das kann man ja verstehen, dass man sich davon auch so ein bisschen wegspülen lässt.

00:27:51: Er hat später gesagt, in der Elefantenrunde im Fernsehen der sogenannten "Er habe ja allein die gemeint", die vor der Tür demonstriert hatten gegen diese Veranstaltung, die Veranstaltung der Union stand nach der Abstimmung unter Polizeischutz. Das macht natürlich auch was mit einem.

00:28:11: Aber was hast du gedacht und hörst daraus? Denn Grüne und Linke, Spinner, das bleibt jetzt hängen.

00:28:19: Also, die Frage ist ja, warum kommt euch dieser Hass, könnte man fast sagen, her, den er da bedient oder empfunden hat oder was auch immer.

00:28:32: Und das würde ich jetzt nur einmal sagen, dass zahlt auf meiner These ein, dass wir in der Nebenfolge-Epoche angekommen sind und das nicht wahr haben wollen. Und am meisten dafür, für diese Nebenfolge-Epoche stehen die Grünen, die sagen, wir müssen jetzt einfach für die Folgen unserer Gas- und Russland-Politik aufkommen und der Ukraine helfen.

00:28:53: Und das muss man natürlich sagen, wir müssen für die Folgen unserer Emissionen aufkommen und so weiter. Es ist immer wieder die Grünen, die das sagen, oder zumindest Verkörpern, die brauchen es gar nicht sagen.

00:29:05: Und deswegen ist der Hass auf die Grünen zum großen Teil der Hass auf die Welt, in der wir angekommen sind und in der man sich noch nicht zurecht findet, aus guten Gründen.

00:29:16: Und natürlich muss man sagen, in Bayern von dem Ministerpräsidenten dort nun wirklich, in jeder Sekunde, du hast gesagt, es gehört eigentlich wahrscheinlich zu seiner Morgenroutine, las ich ihn da im Artikel, ist er geschürt worden und der ist hier in München natürlich ganz leicht anspielbar.

00:29:32: Genau, man muss ja auch sagen, dass innerhalb der Union gibt es ja trumpistische Kräfte sozusagen, also die auch in diese Richtung gehen. Es gibt keine Krise der Normalität, sondern es gibt nur diese linken Spinner und jetzt sagen wir mal wieder normal und so Tassen im Schrank und so weiter.

00:29:54: Und die Kräfte in der Union, das sind natürlich vor allem Dobrindt und Söder und Spahn, die den so ein bisschen den März auch da rein drängen. Aber er ist ja kein Opfer und so das, was er da erzählt hat, ist ja nicht nur hässlich, sondern auch, ich habe mir das wehgetan, als ich es gehört habe, weil ich dachte, er weiß überhaupt nicht, in welcher Lage er sich befindet.

00:30:23: Wir versuchen, die halt Druck zu machen auf die SPD im Sinne von, wir sind in einer ganz schwierigen Lage, das Land und so weiter, deswegen müsst ihr jetzt alles fressen und alles schlucken.

00:30:33: Die Aufgabe von Friedrich Merz in den nächsten Monaten und Jahren ist, dem linken Teil der Republik Angebote zu machen, die sie zur Kooperation bringen, Angebote, die sie nicht ablehnen möchten.

00:30:50: Das gilt für die SPD, die jetzt ja auch noch zwei linke konkurrierende Parteien in der Opposition hat und die bitte schön natürlich nicht die grünen und die links parteien und die links parteien aufwenden.

00:31:04: Und die Koalition muss so sein, dass die SPD nicht in drei Monaten irgendwie schlechter darstellt und umfragen als die grünen und die linken oder eine von beiden oder beide.

00:31:16: Und insgesamt muss er aber auch nicht nur, weil er koaliert mit der SPD, der dem linken Teil der Republik an Angebot machen, sondern weil wir uns in einem historischen Land und als Europa in einem historischen Notstand befinden, wo man wirklich alle vernünftigen Kräfte braucht und integrieren muss, damit wir aus diesen Sachen wieder rauskommen.

00:31:35: Und diese Aufgabe, das ist genau das Gegenteil von dem, dass er gesagt hat, jetzt kommen wir, jetzt ist linke Politik vorbei und so weiter, dieser ganze Quatsch.

00:31:45: Seine Aufgabe ist jetzt das Land zu ein und eben wie ich gesagt habe, den linken Teil der Republik Angebote zu machen, die sie nicht ablehnen kann.

00:31:54: Lars Kling bei jedenfalls der Parteivorsitzenden und heute auch frisch gewählter Fraktionsvorsitzender der SPD hat Friedrich Merz die Äußerungen von vor der Wahl und nicht nur die nachhaltig übel genommen oder sagt es im Interview mit dem heute Journal auf jeden Fall genauso.

00:32:12: Es ist kein Geheimnis, dass Friedrich Merz in den letzten Wochen die Gräben zur SPD tiefer gemacht hat durch das gemeinsame Abstimmungsverhalten mit der AfD auch durch einige Aktionen in den letzten Wahlkampftagen.

00:32:24: Aber es gilt jetzt, drum sich zu fragen, kann man da zusammenkommen, wie kann das aussehen?

00:32:29: Und da liegt der Ball jetzt bei Friedrich Merz.

00:32:31: Heute bei uns im Parteivorstand war man sich sehr klar, welche Verantwortung wir tragen, dass eine stabile Regierung jetzt zustande kommt.

00:32:38: Aber die Erwartung ist schon deutlich, dass Merz seinen Kurs und auch sein Ton deutlich ändert und er Signale sendet, wie man in diesen Zeiten zusammenarbeiten kann.

00:32:47: Bitte das denn können?

00:32:51: Es weiß ich wirklich ehrlich nicht.

00:32:54: Ich habe Sorge, aber ich bin ja fast so alt wie Friedrich Merz und ich glaube, dass auch Männer in unserem Alter sich nur ändern können und setze darauf.

00:33:05: Die Chance, die besteht, ist ja, also die Unterschiede zwischen den Wahlprogrammen von Union und SPD sind natürlich viel, viel kleiner als die Unterschiede zwischen beiden Programmen und den Problemen, die wir wirklich haben.

00:33:20: Und den Dingen, die wir wirklich tun müssen.

00:33:22: Und darin ist es irgendwie absurd und klingt wie eine Überforderung, kann aber auch eine Chance sein, dass man sozusagen nach vorne hin.

00:33:28: Also ich will nur einfach mal sagen, einer muss damit anfangen, was passieren wird in dieser Legislaturperiode, um überhaupt auf die Höhe der geschichtlichen Situation zu kommen, in der wir uns befinden.

00:33:41: Wir werden die wärflich wieder einführen.

00:33:44: Wir werden Soldaten so nah an Stalingrad haben wie seit 1944 nicht mehr.

00:33:51: Wir werden Feiertage streichen.

00:33:55: Wir werden Kürzungen haben im Haushalt, wie die sich gewaschen haben.

00:34:00: Wir werden umverteilen müssen und, und, und.

00:34:07: Das ist die Lage, in der wir uns befinden.

00:34:10: Und das müssen die irgendwie miteinander beschließen und irgendwann den Leuten sagen.

00:34:17: Und das Gute an der Geschichte ist, ja, wir sind jetzt in der Situation in Deutschland, in Europa.

00:34:24: Wir haben das Gefühl, die Chinesen sind gegen uns, die Russen sind gegen uns, die Amerikaner sind gegen uns.

00:34:32: What the fuck machen wir jetzt eigentlich?

00:34:35: Und wir fühlen uns momentan als rumgeschubstes Opfer.

00:34:38: Wir fühlen uns müde und deprimiert und so weiter.

00:34:41: Und die Chance, die diese Regierung den Menschen geben muss, ist mitzutun, wieder in Selbstwerksamkeit zu kommen, sich als Bürger wieder anzustrecken, Lust zu haben.

00:34:53: Und auf gerechte Weise, die jetzt unausweichlichen Opfer und Verzichte zu verteilen unter den Menschen.

00:35:03: Dafür aber müsste sich diese Bundesregierung, wenn all das, wie du es prophiziest, den Menschen vermittelt werden müsste.

00:35:12: Sie müsste sich ändern.

00:35:14: Also Friedrich Merz müsste sich ja jetzt dann mal ganz schnell eine ganz andere Rolle aussuchen.

00:35:22: Und die nehmen.

00:35:24: Das merken wir im Moment aber ja nicht.

00:35:26: Also ich hatte ja gesagt, ich hätte den Ton von Friedrich Merz aus München gar nicht mehr zwingend gespielt,

00:35:33: außer dass er jetzt einfach mal ein interessanter Ton ist, auf den auch Herr Klingbeil nochmal rekurriert hat in der laufenden Woche.

00:35:41: Also das bleibt irgendwie aktuell.

00:35:43: Aber ich habe es deshalb gemacht, weil ich dann nach dem, was jetzt bekannt geworden ist, nicht mehr fand,

00:35:49: dass es unter Wahlkampf abbuchbar ist.

00:35:52: Die Unionsfraktion hat am Montag nach der Wahl eine kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt,

00:35:59: wo man eigentlich sagen würde, ja, kleine Anfrage und so, warum beschäftigen wir uns damit.

00:36:03: Aber die hat es in sich, finde ich, weil sie nicht weniger als 551 Fragen zur Finanzierung und zur edweigen parteipolitischen Nähe

00:36:12: von Nichtregierungsorganisationen stellt Überschrift "Politische Neutralität staatlich geförderte Organisationen".

00:36:20: Darum geht das.

00:36:21: Und dieser Antrag ist unterzeichnet, auch persönlich unterzeichnet, von Friedrich Merz und von Alexander Dobrindt.

00:36:28: Darunter unter diesen Organisationen, bei denen die Unionsfraktion jetzt will,

00:36:33: dass sie sich bitte mal ganz genau angeschaut werden, ob die eventuell auch die Zuschreibung der Gemeinnützigkeit verlieren könnten,

00:36:40: sind die Omas gegen rechts, ist der BND, Greenpeace, Recherche, Netzwerk Korrektiv und so.

00:36:46: Das heißt, die Empörung vom Samstag, nennen wir sie mal so, du warst schon bei Hass, war ernst gemeint.

00:36:53: Sie weist über den reinen Wahlkampf hinaus und das sind dann eben, ich komme darauf zurück,

00:36:58: die Grünen und linken Spinner, die der Union das Leben schwer machen.

00:37:03: Was ist das?

00:37:04: Ist das eine Art von Kulturkampf? Ist es eine Misstrauenserklärung gegenüber der Zivilgesellschaft, gegenüber Menschen,

00:37:10: die sich ja da engagieren und die sich, achte bitte, das Recht rausnehmen zu demonstrieren?

00:37:17: Das Recht zu demonstrieren soll ihnen ja nicht abgesprochen werden, sondern es geht um direkte oder indirekte Unterstützung von staatlicher Seite.

00:37:26: Ich finde, das ist den Inhalt gar nicht so problematisch, sondern in den Zeitpunkt.

00:37:31: Und weil es eben, wie du gesagt hast, zu der Rede von Samstag passt, ich sehe das vor allem als Ablenkung.

00:37:38: Das ist ja gar nicht der Punkt.

00:37:39: Man macht Kulturkampf, aber ich meine, was ist wirklich passiert in den letzten Wochen?

00:37:44: Der Donald Trump hat uns die Ukraine vor den Bus geworfen, sie ist aber noch immer auf unserem Kontinent.

00:37:52: Im Faktisch wurde der Artikel 5 des NATO-Vertrages außer Kraft gesetzt. Also die Amerika wird uns nicht verteidigen.

00:38:02: Das ist die Dimension der Probleme, in denen wir uns befinden.

00:38:06: Und dann kommt die siegreiche Union und macht am Montag nach der Bundestagswahl diesen nitty-gritty Scheiß da.

00:38:15: Das macht mir wirklich Sorgen, dass ich, wenn du mich fragst, was ist das, dann würde ich sagen, es ist vor allem Ablenkung.

00:38:21: Es ist unreif, es hat mit Realitäten nichts zu tun.

00:38:25: Da kommen noch ein paar andere Sachen dazu. Die Friedrich Merz und Alexander Dobrindt oder die Unionsfraktion seitdem gemacht haben,

00:38:34: kann sein, dass das alles als Ablenkungsmanöver gemeint ist, vielleicht ist aber auch ernst gemeint.

00:38:40: Die mühsam ausgehandelte Wahlrechtsreform soll zurückgedreht werden, weil sich die Union benachteiligt sieht.

00:38:47: Er hat Merz nämlich zu dem dem nochkanzler Olaf Scholz ein Memorandum auf Understanding geschickt und zwar gleich in zweifacher Ausfertigung.

00:38:59: Scholz sollte grob zusammengefasst, bitte unterschreiben, was er jetzt noch zu tun und zu lassen hat.

00:39:05: Jedenfalls sollte die Union darüber immer informiert werden.

00:39:10: Die SPD hat da herzlich gelacht und als Merz dann gestern im Kanzleramt war, war er wohl dem Vernehmen nach sogar ganz froh,

00:39:18: dass das dann kein Thema mehr war, weil man so in der Tat auch mit einem Bundeskanzler nicht umgehen kann.

00:39:24: Zeigt sich dann hier, du sagst, Ablenkungsmanöver, aber auch, dass Friedrich Merz keinerlei Regierungserfahrung hat und den solche Dinge rein stolpert,

00:39:33: die ihm auch böse auf die Füße fallen können.

00:39:37: Ja, es gibt zwei große Schwächen mindestens bei Friedrich Merz als Politiker.

00:39:43: Es gibt zwei Gesten, wenn die ihm möglich sind, die ziehen ihn magisch an.

00:39:48: Die eine ist die Entscheidendheitsgeste und das andere ist zur Rechtweisung.

00:39:52: Und wenn da die Chance besteht, das zu machen und das Memorandum auf einem Misunderstanding,

00:39:59: da kommt ihr beide zusammen, zur Rechtweisung und Entscheidendheitsgeste mit zweifacher Unterschrift bitte schön zurück bis dann und dann.

00:40:10: Das ist eine Charakterschwächen von ihm, da muss er ganz dringend dran arbeiten.

00:40:17: Ja, das passt ja auch nicht zu der Rolle eines Amts an Werters oder dann auch, wenn es denn gelingt und wenn er gewählt wird,

00:40:24: eines Kanzlers, das kannst du so nicht machen.

00:40:27: Man sagt ja immer, ich werde es bestimmt auch sagen, ich bin Kanzler für das ganze Volk.

00:40:32: Er ist ja der Kanzler, der das ganze Volk braucht, damit er einigermaßen zu Recht kommt mit seinem Regierend.

00:40:37: Apropos Organisation des Übergangs, da kamen dann heute noch was.

00:40:41: Die Bundesregierung hat gesagt, in Gestalt von Regierungsprecher Hebestrahl,

00:40:46: sie sehe keinen an, dass den CDU-Chef und Wahlsieger Friedrich Merz in die aktuellen Regierungsgeschäfte einzubinden

00:40:53: und hat damit dann Spekulationen zurückgewiesen.

00:40:57: Scholz würde Merz mitnehmen zum Sondergipfel.

00:41:01: Nach dem Kurswechsel der USA wird der Stadtfinn gilt der Ukraine-Politik am 6. März in Brüssel

00:41:09: und Hebestrahl lässt sich zitieren mit den Worten, es gibt kein Regierungspraktikum und es gibt auch kein an die Hand nehmen.

00:41:17: Regierungswechsel sind in Demokratien sehr üblich.

00:41:21: Jetzt sprich daraus auch irgendwann so was wie Häme, was im Zweifel der ganzen Veranstaltung auch nicht hilft, oder?

00:41:28: Genau, die andere Seite ist jetzt auch nicht viel viel reifer in ihrem Verhalten, finde ich, und ihre Tonlage.

00:41:36: Das sollte man sich alles schenken, das ist gut.

00:41:38: Es ist vielleicht jetzt die Woche nach der Wahl und alle müssen jetzt ein bisschen ...

00:41:41: Und es ist noch ein paar Tage vor der Hamburg-Wahl, da zahlt das vielleicht immer positiv drauf ein, in der Meinung der Radies machen.

00:41:48: Ich finde es ganz gut, wir würden jetzt mal endlich mit den Realitäten beschäftigen und nicht mit der nächsten Mitteil-Hamburg-Wahl.

00:41:53: Es ist komplett egal für Deutschland, wie die Hamburg-Wahl ausgeht.

00:41:57: Es ist wahrscheinlich so überständige Emotionen aus dem Wahlkampf, die jetzt hier nochmal ausergeht werden.

00:42:04: Das hoffe ich jedenfalls, dass es nächstes Jahr auch vorbei ist.

00:42:06: Armin Laschet jedenfalls hat gesagt und das Interview könnt ihr hören in voller Länge von Samstag an.

00:42:12: Wir veröffentlichen, wie er das hat gesagt, er glaubt schon, dass das gelingen wird.

00:42:16: Wie er sowieso glaubt, dass die Koalitionsverhandlungen gelingen können, dann, wenn man ein gutes Vertrauensverhältnis herstellt.

00:42:24: Und daran überlegen wir ja die ganze Zeit, ob das gelingen kann.

00:42:28: Er selber, das fand ich bemerkenswert, hat über sich noch mal gesagt, im Unterschied zu Friedrich Merz sei er halt eher so der sanfter Typ.

00:42:36: Aber das habe man ja nicht gewollt, 2021.

00:42:40: Das spricht ganz sicherlich eine Verletzung raus, keine Frage, darf auch sein.

00:42:45: Aber er sagt, dagegen steht halt dieser Mann, Friedrich Merz, der Klartext spricht und das würden die Deutschen eher wollen.

00:42:53: Ich weiß nicht, also ich habe das auch so ähnlich von Robert Harbeck gehört.

00:42:59: Ich habe ihn dreimal nicht angeboten und dreimal nicht genommen worden.

00:43:04: Und er ist ja eben auch ein eher sanfterer, nachdenklicher Mensch.

00:43:10: Ich finde es hat andere Gründe noch gegeben, warum Armin Laschet verloren hat und es auch andere Gründe gegeben, warum Robert Harbeck verloren hat.

00:43:20: Ich glaube, dass der Friedrich Merz mit seinem Entschiedenheitsgestos nicht weit kommen wird.

00:43:30: Zumal er mit Karsten Lindemann quasi noch so eine Entschiedenheitsgräge auf der Schulter sitzen hat, also der, das noch doll ertreibt.

00:43:38: Er redet ja immer nur in Klartext und das muss jetzt mal und ganz.

00:43:43: Die müssen wirklich innerhalb von Stunden und Tagen neue Dinge lernen, die Herren.

00:43:52: Und wem sitzen die dann? Lindemann und Merz gegenüber. Für die SPD wird verhandeln Lars Klingball, Parteiforsitzender, jetzt auch noch frisch gewählter Fraktionsvorsitzender.

00:44:03: 13 Gegenstimmen hatte der da, 3 Enthaltungen, 2 Ungültige.

00:44:08: Kann ausgerechnet Lars Klingball in diesem ja auch interessanten Move, der ihn jetzt auch noch mit dem zweiten Amt.

00:44:19: versieht für die SPD eine Art Neuanfang hinbekommen?

00:44:22: Oh Gott, die Pause ist jetzt so lang für meine Antwort, weil ich möchte

00:44:30: irgendwie gar nicht, ich möchte nicht so schlechte Stimmung machen. Es gibt

00:44:34: keine Anzeichen dafür, dass er Neuanfang für die SPD hinbekommt. Er war ja, wie wir

00:44:40: uns erinnern, schon die ganze Zeitpartei-Vorsitz. Ja, ich wundere mich auch. Er hat

00:44:45: ja am Wahlabend gesagt und dann habe ich überlegt, was meint er jetzt? Er hat

00:44:48: gesagt, es braucht einen Generationswechsel jetzt. Und dann dachte ich, was ist gemeint?

00:44:53: Lebensalter, Lebensjahre, Dienstjahre, dann hätte er sich auch selber meinen

00:44:59: müssen, aber hat er offenkundig nicht, weil dann am selben Abend ja dann noch

00:45:04: bald ruchbar wurde, dass er eben den Fraktionsvorsitz nehmen will. Kann es sein,

00:45:09: dass er das nur für eine Zeit macht, dann doch abtritt und anerkennt, dass er

00:45:14: eventuell auch verantwortlich ist für das historisch schlechte Abschneiden der SPD?

00:45:21: Im Leben nicht. Im Leben nicht. Also das glaube ich überhaupt nicht. Ich glaube, dass

00:45:25: die nicht mal eine vernünftige Analyse gemacht haben oder machen, warum sie

00:45:29: verloren haben in diesen Zeiten, die man hat natürlich die Wählerwanderung und

00:45:34: sowas wird dann immer gemacht und so. Aber wenn man sich mal überlegt, was war

00:45:39: der zentrales Slogan der SPD in diesem Wahlkampf? Mehr für dich, wie ist der

00:45:44: Slogan. Und da kann man nur sagen, ich versteh es einfach nicht mehr. Das ist die

00:45:48: SPD, nicht die FDP. Die SPD kann sagen mehr füreinander, zum Beispiel. Das ist

00:45:55: ein Partei der Solidarität. Und das große Problem ist, dass sozusagen der

00:46:02: spitzrechnende, konsumistische, egoistische Bürger ständig aufgerufen und

00:46:07: angesprochen wird. Und dann hat man ihn mit seinem Spitzenblei steht und dann

00:46:11: rechnet er immer aus, das hat mir nicht gereicht, was du mir gegeben hast. Und der

00:46:14: wird von der SPD angesprochen. Die SPD ist sozusagen als Solidaritätspartei, als

00:46:19: Altruismuspartei mit diesem Slogan an einem Nullpunkt angekommen. Und das hat

00:46:23: Lars Klingmann mit zu verantworten. Und in diesem Geist können sie nicht

00:46:30: regieren. Sie können mit anfangen und sie werden sehr, sehr schnell strauchen.

00:46:35: Deswegen müssen sie davon runter. Ich weiß nicht, was der Klingmann sich denkt.

00:46:41: Es war jetzt einfach dieser Generationswechsel, den wir angesprochen

00:46:44: haben, dass das diesjahr Boris passt bloß auf. Du bist auch noch ein Boomer.

00:46:50: Ich verstehe das auch irgendwo. Das mit uns Boomern ist es ja immer so, als du

00:46:54: einen bist, loskommt zwei neue auf die Bühne. Aber das kann ja nicht sein, dass

00:46:57: dass die SPD nochmal hingeht und nicht sehen will, dass Boris Bistoios der

00:47:02: beliebteste Politiker ganz Deutschlands ist. Das kann ja ernsthaft nicht sein.

00:47:07: Also soweit wird er bei denen die Analyse dann doch auch reichen.

00:47:11: Ja, nee, dass der Boris Bistoios der wird schon in der Regierung sein, falls

00:47:16: es eine zustande kommt. Aber da muss ich jetzt auch mal wie gesagt die Deutschen

00:47:22: wünschen sich halt Entschiedenheitsdarsteller. Das ist auch Bistoios

00:47:25: auch ein Entschiedenheitsdarsteller. Aber es ist das reicht natürlich nicht.

00:47:32: Also die Bundeswehr ist unter Bistoios jetzt auch nicht so viel wehrfähiger

00:47:37: geworden. Wir wünschen uns, dass da Männer sind, jetzt sind wir da Männer

00:47:44: modern, neuerdings Männer, die irgendwie mit beiden Beinen möglichst breit auf dem

00:47:49: Boden stehen und so eine Entschiedenheit ausstrahlen.

00:47:51: Aber das hilft ja nicht. Wir leben in einer Zeit, wo sie dann nach einem

00:47:56: entschiedenen Satz am Montag einen entschiedenen Satz, der den Montagsatz

00:48:00: zurücknimmt, dann brauchen wir dann so wie das bei März jetzt seit der Wahl ist

00:48:06: er jetzt ständig dabei sich selbst einzuholen. Und Bistoios, ja, Gott, der wird

00:48:12: schon ein guter Verteidigungsminister werden. Also Bistoios, glaube ich, hatte es

00:48:16: jetzt auch nicht so leicht die Bundeswehr besser auszustatten, als er das

00:48:23: gemacht hat. Das ist ja nun auch in den zurückliegenden Jahren offenkundig

00:48:27: geworden, was da alles liegen geblieben ist und das waren dann vorher mal

00:48:31: Verteidigungsminister der Union, dass die Bundeswehr in einem schlechten Zustand

00:48:36: ist und dass uns das jetzt angesichts der weltpolitischen Lage echt Sorgen machen

00:48:42: muss. Es steht ja mal fest. Also er ist jetzt auch hingegangen, hat gesagt, wir

00:48:47: brauchen sehr, sehr viel mehr Geld. Wir sollten die Schuldenbremse noch schnell

00:48:51: reformieren, um mehr Geld für die Bundeswehr rauszuholen.

00:48:56: Ja, ich muss sagen, mehr Geld, ich glaube, dass man für die Transformation der

00:49:03: Bundeswehr unter der europäischen Sicherheitsarchitektur sehr viel Geld

00:49:08: braucht für eine gewisse Zeit. Aber das ist nicht das einzige Problem, ist

00:49:12: auch nicht die einzige Lösung. Weil die Amerikaner letzten Endes immer auf

00:49:16: Europa aufgepasst haben und jedes Szenario, Kriegszenario davon ausging,

00:49:21: dass am dritten Tag spätestens die Amerikaner da sind, hat man sich in Europa

00:49:26: ein Sicherheitsarchitektur gegeben, die nicht dafür da ist, kämpfen zu können,

00:49:30: sondern es war Regionalförderung, es war Industrieförderung und so. Wenn man die

00:49:34: Sache umbauen will, dann bedeutet das, in der Region wird das eben nicht mehr

00:49:39: gemacht und es wird dann eben nicht noch der bedient und der bedient, sondern das

00:49:42: Kriterium muss jetzt wirklich sein Effizienz und Kriegsfähigkeit.

00:49:47: Ganz genau, das ist aber das Wort von Boris Pistols.

00:49:50: Ich will ja gar nicht für den Werben. Also was weiß denn ich, wie man die Bundeswehr

00:49:53: sehr viel schneller, sehr viel besser hätte aufstellen können und müssen.

00:49:58: Das ist das braucht, das glaube ich allerdings auch. Deshalb ich fand auch

00:50:03: sein Wort der Kriegstüchtigkeit, das als Ziel zu formulieren, eigentlich ein

00:50:07: richtiges Wort. Es würde passen zu dem, was du vorher ausgeführt hat. Es hat

00:50:12: viele verstört, weil es erschreckend ehrlich war, weil jemand hingegangen ist

00:50:17: und hat gesagt, übrigens in fünf bis acht Jahren erwarte ich, dass Russland in der

00:50:21: Lage ist ein NATO-Land anzugreifen. Die Zivilischen würde auch Pistols,

00:50:25: haben nicht mit ihm drüber gesprochen, aber die Zahlen wahrscheinlich nach unten

00:50:29: korrigieren, wann sich Putin in der Lage sieht und was das dann für uns

00:50:35: bedeutet. Da gab es übrigens eine interessante Szene auch in der

00:50:38: Elefantenrunde am Sonntag, die mir aufgefallen ist, wo ich den Eindruck hatte,

00:50:42: dass sowohl Olaf Scholz als auch Robert Habeck da echt den Atem angehalten

00:50:48: haben, als Friedrich Merz hingegangen ist und hat eigentlich so ein bisschen

00:50:52: sinierend gefragt, ob man bei dem anstehenden NATO-Gipfel im Juni jetzt

00:50:57: überhaupt noch über das Bündnis, ich zitiere, in seiner gegenwärtigen

00:51:02: Verfassung sprechen werde. Er jedenfalls werde alles daran setzen, Europa so

00:51:07: schnell wie möglich unabhängig von den USA zu machen. Das habe für ihn für

00:51:13: dann weiter aus absolute Priorität und nochmal Europa so zu stärken, dass wir

00:51:18: Schritt für Schritt auch wirklich Unabhängigkeit erreichen von den USA.

00:51:23: Da war die Regie nah dran und man sah in diese Blicke und dachte, wie soll denn

00:51:28: das gehen? Also in der gleichen Zeit war Macron auf dem Weg nach Washington, um

00:51:34: Donald Trump immerhin dazu zu bringen, dass er nicht sofort das Schutzversprechen

00:51:39: für Europa wegnimmt, nicht ganz raus geht aus der Ukraine Unterstützung und

00:51:45: und und und und, aber jedenfalls sind die anderen nicht unterwegs zu sagen, okay,

00:51:49: ne, lass mal unabhängig werden. Also das finde ich, hast du total gut

00:51:54: beobachtet, das war so ein Schockmoment an dem Wahlamt bei den

00:51:57: Elefantenrunden und zwar deswegen, weil wir hatten doch diesen, ja, so ein bisschen

00:52:03: aufgeregt, aber doch letzten Endes gemessen an den realen Problemen

00:52:06: gekrecht gemütlichen Wahlkampf und auf einmal sitzt er da fünf Minuten nach

00:52:11: im Ende dieses Wahlkampf und zwei Stunden und sagt mal paar klare Sätze, die alle

00:52:16: ich kann nicht jedem Wort zustimmen, was er da sagt, aber er hätte ja das, das

00:52:21: wusste er ja vorher schon, dass Trump uns verlassen hat und all diese Dinge, er

00:52:26: hätte dann aber auch im Wahlkampf eigentlich sagen müssen und deswegen

00:52:30: werden wir wahrscheinlich die Mehrwertsteuer erhöhen müssen und

00:52:34: deswegen werden wir den Wehrdienst wieder einführen müssen und deswegen werden wir

00:52:39: uns um die müssen wir in Deutschland diskutieren, wie wir unsere

00:52:42: nuklearen Schutzschirm bekommen, entweder selber oder europäischer Schutzschirm,

00:52:46: all das hätte er diskutiert und deswegen haben die Leute auf einmal geschockt, als

00:52:50: plötzlich reale Sätze über reale Probleme gesagt worden sind.

00:52:54: Vorbei, das muss man für Friedrich Merz dann schon ins Feld führen, er hat darüber gesprochen

00:52:58: bei der Münchner Sicherheitskonferenz, also es war nicht komplett neu und nie

00:53:02: gesagt, mir ist ja nur die Entschiedenheit aufgefallen, weil der hat gesagt, du, wir

00:53:07: werden ganz unabhängig und das glaube ich, Nachlage der Dinge wird Europa und

00:53:13: auch Deutschland das, das nicht schaffen. Schafft Deutschland einen echten Neuanfang,

00:53:17: darüber denken wir gerade nach, schafft es ihn außen Europa, Verteidigungs-

00:53:25: und Sicherheitspolitisch, Europa-politisch, glaube ich, hat Friedrich Merz durch das,

00:53:33: was er bislang gemacht hat in seiner Karriere, die durch die Kontakte, die er

00:53:36: pflegt, eventuell in leichteren Zugang zum Beispiel zu Macron, den er trifft, zu

00:53:43: Donatoosk, dem polnischen Ministerpräsidenten und so weiter und so fort, oder?

00:53:49: Da kann man eventuell sogar was Gutes erwarten, was der nochkanzler liegen lassen.

00:53:54: Ja, also aber den nochkanzler wollen wir ja nicht reden.

00:53:59: Doch, gerne, das steht hier, welche Rolle wird Olaf Scholz spielen, von dem

00:54:03: eigentlich gar nicht mehr spricht, aber du.

00:54:04: Ja, also ich glaube, dass was Europa angeht und Frankreich angeht, dass es der

00:54:10: Merz auf jeden Fall besser machen wird als Olaf Scholz. Und wir stürzen uns ja

00:54:15: jetzt alle sozusagen wieder nach vorne, in einer Woche, wo die drei

00:54:23: bestimmenden Herren der letzten Jahre alle mehr oder weniger aus dem

00:54:29: Licht gehen. Und wir haben uns den Scholz, den Bundeskanzler Scholz, eigentlich

00:54:37: ein bisschen schön geredet die ganze Zeit, würde ich sagen, also wurde

00:54:41: fokritisiert und so weiter. Aber er war wirklich ein schlechter Kanzler.

00:54:46: Also er hat so viele Fehler gemacht und er hat auch versucht, seine eigene,

00:54:53: seinen eigenen Mangel an Begabung, seine eigene Mangel an Begabung für

00:54:59: Emotionen sozusagen als den bestimmten Diskursmodus durchzusetzen.

00:55:04: Ja, also jeder der Gefühle hatte oder zeigte oder der, der war sozusagen

00:55:09: schon unter Verdacht, dann hat er bei dem, also so fing das ja schon an,

00:55:16: bei dem Heizungsgesetz. Ja, und das wäre so einfach gewesen zu sagen,

00:55:22: oh, da hat aber der Wirtschaftsminister, der ja sonst viel gute Arbeit gemacht

00:55:27: hat und im Winter den Hintern warm gehalten hat und so weiter, hat da so

00:55:31: kein gutes, ich werde gegen, ich garantiere, dass wir ein viel, viel

00:55:35: besseres Gesetz hinbekommen, ansonsten stehe ich vor, hinter und neben den

00:55:38: Vizekanzler. Stattdessen hat er das Ding aufgemacht und von da an ging alles

00:55:43: bergab. Dann die Sache immer wieder gesagt, es wird kein Verzicht für die

00:55:48: Menschen geben. Das hat immer auf Ökologie bezogen, aber es hat er dann auch

00:55:51: bezogen darauf, als das Verfassungsgericht gesagt hat, eure

00:55:55: Tourner rein mit dem Haushalt, das läuft so nicht mehr, er hat er wieder gesagt,

00:55:59: es wird jetzt ein paar Sachen im Haushalt geben, aber niemand wird etwas spüren

00:56:03: und so weiter. So viele Fehler, ich will jetzt gar nicht mich hier heiß reden,

00:56:07: ist aber wichtig, es ist wichtig, das zu sagen, weil wir natürlich dazu neigen,

00:56:13: wir sind ja bang als Bevölkerung und als Öffentlichkeit sind wir bang, wir möchten

00:56:18: gerne, dass die da oben das einigermaßen im Griff haben. Wir wollen nicht wahr haben,

00:56:23: dass in der schwierigsten Zeit der Republik der schlechteste Kanzler der

00:56:27: Republik regiert hat. Aber jetzt, weil ich es einmal gesagt haben für heute, für

00:56:32: diese Woche, ich halbe mich nicht dranhalten, aber das ist schon so und ich

00:56:37: finde, also wir haben darüber diskutiert in der Redaktion, was ist

00:56:41: eigentlich unsere Aufgabe als Journalistinnen und Journalistinnen jetzt.

00:56:44: Da würde ich sagen, ein Kollege hat gesagt, Paul Middelhoff, wir müssen schon

00:56:49: ins Feuer gucken und nicht so tun, als wäre das Feuer ganz klein und es wäre

00:56:55: gar kein Feuer und das nicht wieder in den Normalismus sozusagen übergehen,

00:57:00: auch als Journalistinnen und Journalisten, deswegen.

00:57:03: Und worauf bezieht Paul Middelhoff das jetzt auf die Zukunft oder auf die

00:57:07: Rückschau allein, denn das trägt dich ja nicht endlos weit. Nee, aber ich finde,

00:57:14: man kann jetzt auch nicht ewig in der Vergangenheit rumwühlen.

00:57:17: Aber wir müssen unsere Kriterien, wie wir Politik angucken, nochmal überprüfen,

00:57:24: würde ich sagen. Der Scheidebundeskanzler hat so viele Fehler gemacht,

00:57:33: die wir ihm mehr oder weniger haben durchgehen lassen, strategische Fehler,

00:57:36: taktische Fehler, karakterliche Fehler, emotional Fehler.

00:57:39: Aber findest du das? Weil darüber ist ja wahnsinnig viel gesprochen, nachgedacht,

00:57:44: geschrieben, gesendet, sonst was worden ist. Ist doch nicht so, dass es an

00:57:51: irgendjemandem vorbeigezogen wäre, dass dieser Bundeskanzler krachende Fehler

00:57:57: nicht zuletzt in seiner Kommunikation gemacht hat. Das war ja ein stehender Witz.

00:58:03: Die Kommunikation, das wurde mir genau, aber er hat eben auch Entscheidungsfehler

00:58:08: gemacht und er hat Loyalitätsfehler gemacht. Die Europapolitik, da waren wir eben,

00:58:13: dass ist angesprochen worden, dass ist auch klar hingezzeichnet worden. Man hat

00:58:17: gesagt, das kann er so nicht machen. Das geht nicht, das schadet Deutschland.

00:58:22: Aber gut, das ist jetzt vielleicht auch für die Höhere und Höhere.

00:58:25: Genau, unser Gerangel. Aber wann und wie oft wurde gesagt in den liberalen Medien,

00:58:35: dieser Mann kann es nicht. Der müsste eigentlich zurücktreten.

00:58:39: In diesen Zeiten ist er der falsche Kanzler. Er muss Schluss sein mit diesem.

00:58:44: Das haben wir nicht gemacht. Wir waren schon sozusagen, wir sind die

00:58:48: Arsenalisten und wir sind immer kritisch, kritisch, kritisch.

00:58:51: Aber trotzdem, man kann auch im kritischen Teilen einen Schohenraum bilden.

00:58:55: So wie um Joe Biden ein Schohenraum gebildet worden ist, auch von dem

00:58:59: Presser-Core. Der war schon erkennbar. Also Politiker, die begegnet sind,

00:59:06: haben schon viel früher gesagt, der Mann ist krank.

00:59:09: Der kann das nicht mehr. Während die Umgebungsschonalisten sozusagen

00:59:14: schonend war der Kritik, immer Kritik in einzelnen Punkten und so, immer

00:59:18: schonend sich um ihn gelegt haben. Das will ich nur sagen, das meine ich jetzt

00:59:22: mit ins Feuer gucken und einfach sagen, was der Fall ist und nicht die Kriterien

00:59:27: an unseren Ängsten und unserer Bängigkeit sozusagen weich machen.

00:59:32: Bei aller Freundlichkeit und Konstruktivität. Aber da haben wir, glaube ich, was nicht

00:59:39: gut gemacht bei dem Scholzen. Ich weiß es nicht. Ich kann dir folgen.

00:59:48: Total. Aber gleichwohl, denke ich auch, Kritik ist die Aufgabe von Journalistinnen und

00:59:55: Journalisten. Wenn man aber mit der Behauptung loszieht, man wüsste in

00:59:59: Wahrheit genau, wie es besser ginge, dass es mir eins zu viel.

01:00:04: Das habe ich ja gar nicht gesagt.

01:00:06: Ja, ich markiere nur den Punkt, wo ich nicht mehr mitkomme, was es hieße, ins

01:00:10: Feuer zu gucken. Weil was ich auch riskant finde, ist, wenn du ohne wirklich

01:00:17: ein bisschen gerüttelt maß an Wertschätzung und Respekt über Politikerinnen und

01:00:21: Politiker sprichst, wenn du das tust, dann gibst du ganz viel Preis, glaube ich.

01:00:25: Und dann eröffnet man ein anderes oder entflammt ein anderes Feuer, was auch viel

01:00:31: wegreißen kann. Jetzt spreche ich mir bei Journalismus. Ich versuche,

01:00:37: also versuche sozusagen alles zu schreiben, was ich sehe, aber in der Liebe

01:00:43: zu bleiben, um es mal politisch zu sagen. Ohne Verachtung und ohne runtermachen.

01:00:48: Ich schreibe ab und zu Porträts von Leuten und wenn ich das Gefühl habe,

01:00:55: jemand müsste ich eigentlich niedermachen im Porträt, dann schreibe ich das nicht.

01:00:58: Ich will das nicht. Das ist nicht meine Art. Trotzdem müssen wir, glaube ich, klarer

01:01:05: sein und wir haben ja selber auch, glaube ich, eine gewisse Bungigkeit, dass die

01:01:12: Politik es nicht mehr schafft. Ich glaube, das gehört, also ich verlange immer von

01:01:18: den Politikerinnen, dass sie mit den Leuten ehrlich reden und deswegen, glaube ich,

01:01:20: das sollten wir, versuche ich das auch zu tun, ehrlich zu schildern, was ich sehe.

01:01:26: Und da würde ich eben sagen, wenn du dich erinnerst, bevor Friedrich Merz diesen

01:01:36: Appentanz im Bundestag gemacht hat mit dem AfD-Antrag, Asylantrag, haben ja schon

01:01:42: alle auch die liberalen Medien angefangen ihnen anzulieben, sich ihnen schön zu

01:01:45: saufen. Das finde ich auch total nachvollziehbar und verständlich und dann

01:01:48: ging das auch manchmal nicht mehr, weil ich dachte, das macht er denn da. Und das

01:01:52: kommt nicht aus unserer, aus der Schierenanalyse, sondern aus dem Gefühl,

01:01:57: dass wir so bedroht sind und so oft im Messer schneide sind, dass wir, was wir

01:02:03: wirklich verdammt hoffen müssen, dass diese Leute das irgendwie hinkriegen.

01:02:06: Und wir tun aber uns und denen auch keinen Gefallen, wenn wir in ihre, selbst in

01:02:14: ihre Schonhaltung, in ihre Illusion, in ihre Schwächen mit einsteigen.

01:02:19: Daran anknüpfend die Zahl, die ich eben schon mal hatte, das fand ich beachtlich,

01:02:26: hätte ich überhaupt nie erwartet, hat Infratestimab erhoben. Sie haben gefragt,

01:02:31: ich mache mir große Sorgen, das bezogen auf die Bundestagswahl und dann sind es

01:02:36: 68 Prozent, also die meisten die sagen, wie er nach der Bundestagswahl keine

01:02:41: stabile Regierung bekommen, das ist auf eins, das ist schon enorm, das hätte ich

01:02:46: überhaupt gar nicht gedacht, weil bislang habe ich die Deutschen immer so

01:02:52: eingeschätzt, dass sie sich eigentlich darauf verlassen, dass wir so was wie

01:02:56: stabile Regierungen hinbekommen und dass es staatspolitische Verantwortung und

01:03:00: anderes gibt. Als nächstes ist dann gleich 65 Prozent die sagen, dass

01:03:06: Demokratie und Rechtsstaat in Gefahr sind, dann gleiche Anzahl wie Trump,

01:03:11: wie er Trump und Putin schutzlos ausgeliefert sind, also ein sauberes

01:03:15: Gespür für all das, was du jetzt gerade angerissen hat, was sich dann kommt, der

01:03:21: Einfluss Russlands auf Europa weiter zunimmt, auch eine große Sorge und erst

01:03:27: mit 60 Prozent dann auf wie viel, eins, zwei, drei, vier, fünf, der Klimawandel

01:03:32: unsere Lebensgrundlagen zerstört, also das sind die großen Sorgen der Deutschen

01:03:39: und sie zahlen ein auf die von dir beschriebene Bängigkeit, lässt sich

01:03:44: das dann um Münzen in sowas wie eine Entschlossenheit, eine Zukunftszugewandheit,

01:03:52: sowas wie ein Anpacken, dass man sagt, okay, verstanden, aber daraus müssen wir jetzt was machen?

01:03:59: Ja, ich glaube, dass es geht. Die einfache und logisch einfache Antwort auf die Frage,

01:04:08: wie gehen wir mit den Polikrisen, in denen wir uns befinden, eigentlich um? Die logische

01:04:12: Anwalt ist ja ganz simpel, wir brauchen Lösungen, die mehrere unserer Probleme,

01:04:18: unsere Krisen gleichzeitig adressieren. Da würden sich unfassbar viele Synergie

01:04:24: oder Schleifen bilden, wo sozusagen eins ins andere greift, aber an jeder, bei jeder

01:04:31: Synergie oder bei jedem Versuch mehrere Krisen gleichzeitig adressieren, wird es

01:04:37: auch Zumutung geben, es wird auch Verlierer und Gewinner geben, es wird auch

01:04:40: Menschen geben, die das bezahlen müssen und wo nicht mehr für dich raus kommt.

01:04:46: Und wenn wir diese Schwelle aber überwinden und sagen im Endeffekt und für uns alle,

01:04:52: können wir so, können wir die Polikrise bewältigen, dann glaube ich,

01:04:59: kriegen wir diesen Aufbruch hin und das Dogma der Zu- und Mutungslosigkeit, also die

01:05:04: Bejahung des konsumistischen, egoistischen, spitzrechnenden Bürgers, die ist an ihr Ende gekommen

01:05:13: und darin sehe ich eine große Chance, dass man das jetzt dann sagt, klar macht und was

01:05:21: Besseres draus macht. Ich hatte ja eben vermutet, dass es wieder so ausgehen könnte, wie schon

01:05:26: so oft übrigens auch in den zurückliegenden, da noch sogenannten großen Koalitionen, dass

01:05:33: alle Probleme mit Geld zugeschüttet werden. Wir hatten angesprochen, dass auch jetzt im Moment

01:05:39: überlegt wird mit Blick auf die Sperrminorität, die AfD und Linke zusammen jetzt haben, weil sie

01:05:46: 216 Stimmen in diesem neuen, dann bald gebildeten Parlament haben, aber noch wäre Zeit. Und Friedrich

01:05:55: Merz hat da zunächst drüber nachgedacht, dass man das vielleicht machen könnte, dass er eine Reform

01:06:02: der Schuldenbremse noch mit den Stimmen des alten Bundestags macht. Dann ist Thorsten Frey der

01:06:07: erste parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion schnell hingegangen, hat gesagt,

01:06:11: er hält es jetzt jedenfalls für keine gute Idee. Dann hieß es, Friedrich Merz schließe die Reform

01:06:18: der Schuldenbremse in der, wie er sagt, naheliegenden Zukunft aus, aber über ein neues Sondervermögen

01:06:25: für die Bundeswehr würde man immerhin miteinander sprechen können. 200 Milliarden Euro kursiert

01:06:32: so als Gerücht könnte dieses Sondervermögen stark sein. Wäre das jetzt der Weg, den ich eben schon

01:06:40: mal gemeint habe mit, okay, komm, dann macht man wenigstens das, aber auf einer legitimatorisch

01:06:46: zweifelhaften Basis, dass man den alten Bundestag bemüht, um das noch zu verabreden.

01:06:53: Also genau, das zu sagen, ist legitimatorisch problematisch. Das ist zwar legal, aber es

01:07:01: wird für die Menschen nicht legitim wirken. Sie haben gerade einen neuen Bundestag gewählt

01:07:05: und aus Angst vor diesem neuen Bundestag wird schnell nochmal der Alter einberufen, um etwas

01:07:10: zu machen, was sonst keine Mehrheit mehr finden würde. Darüber hinaus, wenn man das jetzt machen

01:07:16: würde, und ich weiß nicht mit welchen Klammerbeutel die SPD da gepudert sein sollte, dann würde man

01:07:23: den Druck auf die Reform der Schuldenbremse ja rausnehmen, wenn man es für die Bundeswehr

01:07:29: schon mal hat. Deswegen hat auch jetzt der Klingewahl gesagt, wir werden keine Sondervermögen

01:07:35: machen, nur für die Bundeswehr. Also wir müssen auch etwas anderes mit drin sein. Ich vermute,

01:07:39: dass es nicht zustande kommt und ich finde es auch eigentlich ganz gut. Die Vorstellung,

01:07:44: dass der Friedrich Merz, du hast es ja vorhin eingespielt, der am letzten Samstag noch gesagt

01:07:50: hat, die linke Politik ist vorbei und ba, ba, ba, das der dann dennächst mit der linken

01:07:56: Fraktion darüber sprechen muss mehr Geld für die Bundeswehr, Schuldenbremse lockern,

01:08:03: dann werden die sagen, ja was ist denn mit den Kitas und was ist denn eigentlich mit der

01:08:09: deutschen Bahn und was ist denn mit den Krankenkassen und so weiter. Und diese Verhandlung zwischen

01:08:18: Friedrich Merz und Heidi, Reichenegg, da würde ich wieder herkommen, wir essen einfach nur

01:08:26: Popcorn und gucken uns das an, das ist einfach herrlich die Vorstellung. Der Entschiedenheitsdarsteller

01:08:31: mit Frau Reichenegg, herrlich. Also jetzt hast du die Kitas ins Feld geführt, dann bekam

01:08:37: das für mich so eine Art von Ernsthaftigkeit, das ist wichtig, das braucht man und so. Aber

01:08:41: erst dachte ich, ach guck, jetzt fängt der Bernd auch an und macht das so ein bisschen strategisch,

01:08:46: kleingeistig, ha ha, dann macht man Friedrich Merz mal eine richtig schwierige Situation,

01:08:52: wenn wir jetzt nicht noch schnell da eine Lösung finden mit der alten Mehrheit.

01:08:56: Na ist so eine Situation, an der er wachsen wird.

01:08:58: Tollwert, das würde ich sicher sagen, dass er an Situationen in der Wachstum hat.

01:09:05: Aber gestern darf ich noch mal eine ernste Sache dazu sagen. Das ist auch ein Fehler der

01:09:10: SPD in der Kommunikation, wenn wir in die Bällen zum Beispiel, also das ist vor allem

01:09:18: voran unser Langt, wirklich krankt. Wir haben eine Bundeswehr, da gehen Menschen zur Bundeswehr

01:09:24: und sind bereit, im Prinzip ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Und finden dann nicht genug

01:09:31: taugliches Material, mit dem sie das dieser Aufgabe bewältigen können. Das ist eher

01:09:37: los und traurig. Wir haben Menschen, die gehen in Kitas, weil sie Kinder lieben und

01:09:44: haben dann keine Zeit, diese Kinder lieb zu haben, weil sie einfach zu wenig Personal

01:09:49: da ist. Wir haben Menschen, die sind leidenschaftliche Warner, die wissen das alle, die lustigen

01:09:58: Ansagen und so weiter im ICE und die müssen sich ständig rechtfertigen für den ganzen

01:10:07: Scheiß. Und da verlieren wir unsere Ehre als Land, wenn wir so sind. Und deswegen meine

01:10:15: ich das sehr, sehr ernst mit der, das ist nicht nur eine Popcorn-Situation, sondern ich

01:10:20: möchte auch, dass die Herren der Entschiedenheit und der Zurechtweisung sich mal damit näher

01:10:28: befassen.

01:10:29: Die Schuldenbrennze bleibt ein Streitpunkt, ganz sicherlich zwischen Union und SPD, wenn

01:10:36: die dann beginnen zu verhandeln und es dazu überhaupt kommen wird. Sie könnte aber

01:10:43: natürlich dann auch, dass es angedeutet zum Verhandlungsgegenstand werden, inpolitisch

01:10:48: jedenfalls, das muss man auch sagen und das ist eventuell eine Hoffnung auf was Positives,

01:10:54: inpolitisch jedenfalls in Union und SPD wahrscheinlich sogar weniger weit auseinander als das zuletzt

01:11:01: im Wahlkampf erschien. So hat es mir Armin Laschet, da können wir jetzt nochmal einen

01:11:06: Ausschnitt anhören, hier bei mir im Interview auch gesagt. Allerdings schaut er zunächst

01:11:12: mal auf die andere Möglichkeit, die die Union auch gerne gehabt hätte, weil sie dann eine

01:11:17: Auswahl gehabt hätte, nämlich auf eine Zusammenarbeit mit den Grünen.

01:11:21: Wenn wir noch in dem Stadium wären, wo man das wählen könnte, ist klar, dass mit

01:11:26: den Grünen in der Außen- und Europapolitik leichter eine Übereinstimmung herstellbar

01:11:31: wäre. Bei der Wirtschaftspolitik wäre es bei beiden komplizierter und bei der Migrationspolitik

01:11:40: wäre es mit den Grünen halt sehr schwierig geworden. Das war so im Vorfeld immer die

01:11:43: Einschätzung und dann hätte man abwägen müssen, was kriegt man wohin, dass die Frage

01:11:49: hat sich jetzt erübrigt. Bei den beiden Kernthemen, die in dem Wahlkampf eine Rolle gespielt haben,

01:11:55: Migration, aber auch Wirtschaftspolitik, halte ich es für denkbar, dass man sich einigt.

01:12:00: Weil ich habe die Wahlergebnisse der AfD im Ruhrgebiet angesprochen, dass es SPD-Kernland

01:12:07: mal gewesen und die Frage, wie sichern wir Industriearbeitsplätze, ist eine, die auch

01:12:13: die SPD mehr bewegt als die Grünen. Also Michael Vassiliades, der Gewerkschaftsvorsitzenden

01:12:18: und viele andere, haben da schon ihre Anforderungen an Politik, wo sich CDU und SPD gut einigen

01:12:24: können und bei Migration das Gleiche. Das sind exakt, also in den Städten und Kommunen

01:12:32: wird natürlich über die Überlastung stärker diskutiert als auf der Bundesebene. Und deshalb

01:12:38: muss man das hinkriegen, dass man illegale Migrationen bekämpft, die Zahlen runterbringt,

01:12:46: weil die Kommunen neben selbst die, die noch 2.15 bei Angela Merkel sehr aufnahmebereit

01:12:53: waren und Willkommenskultur haben und alles geleistet haben, was zu leisten ist. Jetzt

01:12:58: sagen die Kita-Plätze und die Schulplätze und der Wohnraum, wir haben ihn einfach nicht.

01:13:04: Und dafür eine Zeit einmal die Zahlen herunterzubringen, können vielleicht Union und SPD gut zusammen

01:13:11: machen und ich finde, der Unterschied zu allem, was die AfD sagt, ist, das geht auch ohne

01:13:17: Resson et de Monts, das geht auch ohne Hetze über Minderheiten, sondern das ist schlicht

01:13:23: eine Frage, wie kriegen wir wieder Ordnung in das System. So und das leitet beide Parteien.

01:13:28: Stimmst du zu? Ich stimme nicht zu, dass es mit den grünen

01:13:36: Migrationspolitisch schwierig geworden wäre. Ich glaube, dass die 10 Jahre dauernde Schlacht

01:13:44: um die Migrationsfrage entschieden ist politisch und dass eine restriktive Migrationspolitik,

01:13:54: die versucht, illegale Einwanderung maximal zu verringern, dass die nicht mehr an politischen

01:14:02: Widerständen scheitert, sondern wenn dann nur an materiellen Widerständen oder an rechtlichen

01:14:06: Widerständen oder an den der Politik der anderen europäischen Länder. Da sollte man jetzt wirklich

01:14:13: auch mal aufhören damit, die Schlacht ist geschlagen, diejenigen, die Restriktion haben

01:14:19: gewonnen, nun müssen sie mit diesem Segen eben auch leben. Das heißt, sie müssen Flugzeuge

01:14:27: haben, sie müssen Gefängnisse haben, sie müssen Grenzpolizisten haben, sie müssen

01:14:32: Länder haben, die die Leute aufnehmen und so weiter und so weiter. Da müssen sie sich

01:14:39: jetzt einfach anstrengen. Die Anstrengung besteht nicht mehr darin, den politischen Gegner zu

01:14:42: schlagen oder die Grünen oder so. Aber die Anstrengung besteht jetzt auch und nicht zuletzt

01:14:48: in integrativen Maßnahmen. Das sagt Laschet übrigens dann an späterer Stelle im Interview

01:14:53: auch nochmal, dass man da viel zu wenig drauf geschaut hat. Robert Habeck hat das zuletzt

01:14:57: im Bundestag auch mal gesagt, wir reden nur noch in einem abwehren abweisenden Ton über

01:15:03: Migranten oder migrantisch gelesenen Menschen. Wir schauen gar nicht mehr hin, wie könnten

01:15:08: wir sie integrieren. Das spricht Laschet hier ja sehr wohl an und sagt, es braucht Kitas,

01:15:13: es braucht Schulen, es braucht Wohnungen. Er sagt hier, wir haben nicht genug Kitas,

01:15:18: wir haben nicht genug Wohnungen. Das ist schon ein bisschen genau. Und das gehört auch jetzt

01:15:22: in meiner Nähe. Aber das stimmt ja wahrscheinlich auch. Ja, im Moment stimmt das wahrscheinlich.

01:15:26: Es sind an vielen Stellen. Ich würde hier nochmal meine Nebenfolgenwelt einbringen. Wir haben,

01:15:34: die deutschen und viele andere westliche Länder haben einfach sich entschieden, weniger Kinder

01:15:39: zu bekommen. Deswegen haben wir ein demografisches Problem. Und für dieses müssen wir jetzt

01:15:43: einstehen. Und das wird bedeuten, dass wir viel mehr für Integration und Einwanderung

01:15:50: tun müssen proaktiv. Das ist nämlich beide Seiten der Migration funktionieren ja nicht,

01:15:55: weder die Abwehr in Anführungszeichen von illegaler oder krimineller, teilweise auch

01:16:00: Migration, wie auch die Einwanderung, die wir wollen. Es sind nicht zwei verschiedene

01:16:07: paar Menschen in jedem Fall, sondern es ist eine Frage, was machen wir eigentlich,

01:16:11: was bieten wir diesen Menschen, wie viel schnell geben wir ihnen die Chance sich zu integrieren.

01:16:15: Das ist auch eine Sache, wo ich Hoffnung habe auf die neue Regierung, dass sie diese beiden

01:16:20: Aspekte zusammenbringt und dass wir endlich bereit sind, die Kosten dafür, dass wir unseren

01:16:28: Bevölkerungsschwund ausgleichen mit Menschen von woanders her, dass wir für diese Kosten

01:16:33: aufkommen. Die meisten Streitpunkte so denken, die Beobachterinnen und Beobachter,

01:16:39: könnte es in der Renten- und Sozialpolitik geben. Aber auch da sind ja manche Genossen

01:16:46: längst nicht mehr entbegeistert vom Bürgergeld, muss man aussagen. Karsten Lindemann versucht,

01:16:52: glaube ich, die SPD dahin zu singen, dass sie sagt, ach komm, wir sind eigentlich euch ganz dankbar,

01:16:57: dass wir von der Paar immer wieder runterkommen des Bürgergelds. Weiß ich nicht. Ohnehin haben

01:17:03: alle gesehen, dass die SPD gegenüber dem Ergebnis von 2021 vor allem Stimmen an die Union verloren

01:17:11: hat. Das hat Boris Pristoyus dazu gebracht, dass er gesagt hat, mit linker Politik kannst du im Moment

01:17:16: in der SPD eigentlich auch gar nichts gewinnen oder mindestens bei den Menschen, die die SPD

01:17:21: ursprünglich mal gewählt haben. Das weiß ich aber gar nicht, ob das stimmt. Weil ich finde schon

01:17:27: interessant, wenn du dir anschaust, dass das, was SPD Kernkompetenz mal wahr verloren gegangen ist,

01:17:35: dass die sogenannten Arbeiterinnen und Arbeiter, die man heute eher Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

01:17:41: nennt, dass die sich bei der SPD nicht mehr wohlfühlen und dann eher in großer Zahl die AfD

01:17:47: wählen, als hätte die für sie ein Lösungsversprechen. Da liegt ja der Fehler und das wäre übrigens

01:17:54: eine Anfrage, die ich an die Vorsitzenden und auch an den Generalsekretär hätte, warum sie das nicht

01:17:59: viel besser auch in dem Wahlprogramm adressiert hätten, damit man sich da aufgehoben fühlt.

01:18:05: Ja, ich glaube auch, dass es, was Pristoyus da sagt, das ist zu mechanisch gedacht. Es war jetzt,

01:18:11: es ist gelungen, Migration zum zentralen Thema dieses Wahlkampfs zu machen, und zwar die, weil die

01:18:18: Welt war so aufgeladen mit Energie und mit Sorge. Das wurde dann alles auf dieses Thema, was auch

01:18:22: Grundsversorge gibt, projiziert und da hat die SPD, kann sie nicht so nie so stark sein bei die Union

01:18:31: und wie die AfD und hat deswegen Stimmen verloren. Die hat aber auch an die Linkspartei

01:18:37: Stimmen verloren, weil sie sich nicht mehr getraut hat, wirklich sozialdemokratische Politik zu

01:18:44: machen und sich auch mit den Reichen anzulegen. Das war ja so ein typischer Satz von von Arken,

01:18:50: von "Wir wollen keine Milliardäre". Cool, text the rich und die SPD, oh, bitte, bitte,

01:18:57: sagen, wir wollen bitte nicht mehr Sozialismus erwischt werden, da haben sie die am meisten

01:19:02: Angst davor. Also da ist glaube ich, was du glaube ich, recht, da ist noch eine Menge Spiel bei der SPD.

01:19:08: Der konstruktive Teil unseres Podcasts, da will ich auch was gucken, was du zuletzt für Zeit

01:19:13: online aufgeschrieben hast. Du hast ein Artikel darüber geschrieben, was kann man eigentlich von

01:19:17: der Linkspartei und auch von der AfD lernen, weil man sich anschaut, wer hat denn hier eigentlich

01:19:25: einen augenscheinlich erfolgreichen Wahlkampf geführt? Die Linkspartei, ich habe es gesagt,

01:19:29: die konnten hier Glück kaum fassen, dass sie auf 8,8%, sage ich das jetzt richtig, Moment,

01:19:35: Linke, ja 8,8% der Stimmen gekommen sind und sicher wieder im neuen Bundestag vertreten

01:19:43: sein werden. Auch, und das ist interessant, kann sich aber wie wir aus der zurückliegenden

01:19:49: Wahl wissen, auch schnell verspielen im Laufe der Zeit, die jungen Menschen haben zuallererst die

01:19:55: Linkspartei gut gefunden, als zweitstärkste Partei dann aber gleich die AfD. So was kann man von denen

01:20:01: lernen, wenn man ganz ganz konstruktiv an unser Thema rangeht. Was wir ja tun. Also mir ist der

01:20:09: Grundgedanke zum ersten Mal gekommen, als ich zehn Tage in den USA war, um die Wahl herum und ich

01:20:15: habe das, es gab ein Gedanke, der sozusagen, den ich gar nicht zulassen wollte, kam aber immer

01:20:21: deutlicher in mir beim Beobachten dieser Wahl. Und zwar, Donald Trump mag besessen sein von seinen

01:20:31: Kränkungen und all das Mögliche, aber er ist ansonsten ein freier Mann, er hat von niemandem

01:20:37: Angst, nicht mal von seinem eigenen Teleprompter, von dem er ständig abweicht. Also das heißt auch

01:20:42: nicht von seinen Spindoktoren, er hatte überhaupt keine Angst und das ist irgendwie ganz toll,

01:20:47: während in der gleichen Zeit Kamala Harris immer kleiner unauthentischer Verdruckster und natürlich

01:20:54: mit ihrem Pathos und Sauber geworden ist. Da ist mir das so aufgegangen, dass es gar nicht

01:21:01: nur um programmatische Fragen geht, sondern um die Frage, wie stehen die Leute da eigentlich in

01:21:07: der Welt? Was strahlt die eigentlich aus? Und jetzt auf Deutschland bezogen, die AfD hat ja

01:21:14: jahrelang, hat es es ja gelungen sozusagen, sie ständig, das wurde jetzt auch nochmal

01:21:19: wieder probiert im öffentlich-rechtlichen, sie ständig sozusagen in die Ecke zu drängen,

01:21:24: zu sagen, wie faschistisch seid ihr jetzt? Wie hin hat sie seid ihr jetzt? Wir haben noch Zitat

01:21:28: und so weiter. Und da sind die jetzt drüber. Also verschiedene Gründe, Faschismusvorwurf übernutzt,

01:21:37: Elon Musk hat sie aus ihrer Tabuzone befreit, lesig der Amerikaner, aber auch diese bescheuerte

01:21:43: Aktion von Friedrich Merz und das hat sie letzten Endes befreit und sie stehen jetzt zu sich,

01:21:49: sie stehen jetzt dazu, dass sie auch mal ein bisschen Nazi sind und so. Und bei der Linken

01:21:53: war es ja auch immer so, also ihr seid doch SED nach Folgepartei und so weiter und immer wurde

01:21:59: ihnen das nachgetragen und als das irgendwann mal nachließ durch, weil die Jahrzehnte so vor

01:22:03: sich hingegen, man nicht immer sagen könnte, ihr seid doch eigentlich SED, da kam auf einmal

01:22:08: diese Selbstbelagerung durch den Wagenknächtflügel, sodass sie auch immer, immer eigentlich immer

01:22:13: vorsichtig und so weiter gesprochen haben und verdruckst. Und jetzt ist es ihnen gelungen,

01:22:20: das abzulegen und sie waren komplett bei sich, sie waren, sie haben ihr alten Problemen folklorisiert

01:22:28: und ikonisiert mit Mission Silberlocke und dann hatten sie diese Frau, die gesagt hat auf die

01:22:35: Barrikaden und eben Text The Rich und ja und davon kann man in der Tat was lernen. In diesen

01:22:43: Modus müssen die auch die regierenden Parteien kommen, auch die Grünen müssen jetzt in der

01:22:50: Opposition dazu kommen, dass sie zu sich selber stehen. Also die Grünen waren ja vor allem

01:22:54: bemüht, dass sie nie, nie, nie da beim Konsum einer veganen Wurst erwischt werden, dass sie

01:23:00: nie sie selbst sein, nie zugeben, dass die ökologische Krise derart ist, dass sie nicht zu bewältigen

01:23:07: ist, ohne dass die Menschen ihr Leben ändern und so, all diese Dinge, jede Partei hätte

01:23:13: ihre sozusagen Verdruckstheiten und das liegt daran, dass man in der keiner ehrlichen Kommunikation

01:23:20: mit den Menschen war und immer eine führende Grüne hat das mal zu mir gesagt, auf den Punkt

01:23:28: gebracht und gesagt, ich überlege mir immer wie viel Wahrheit will ich den Menschen zumuten.

01:23:34: Und wenn man das ständig überlegt, dann ist das natürlich auch eine paternalistische

01:23:39: oder in dem Fall paternalistische Position und natürlich noch die Illusion, als könnte

01:23:43: man als Elite wie früher sozusagen kontrollieren, welche Wahrheiten den Menschen zugemutet werden,

01:23:50: die kommen ja sowieso die Wahrheiten, die marodieren dann, die kommen über andere Kanäle

01:23:54: und werden dann von den Rechten zum Beispiel genutzt.

01:23:58: Also bei sich selbst sein, aufrecht sein, einigermaßen ehrlich sein, ich glaube das

01:24:04: ist echt ein Erfolgsrezept.

01:24:06: Und du schreibst dann noch als zweiter Teil, den hast du aber jetzt auch mitgesagt, bei

01:24:10: sich selbst zu sein und zugleich ganz bei den Problemen wie bei den Leuten.

01:24:14: Das ergibt vielleicht die Erfolgsformel für eine künftige Politik der Mitte.

01:24:19: Das ist es, denkst du.

01:24:21: Ich hoffe, ich mache, ich habe ja jetzt in diesem Jahr relativ viele Veranstaltungen

01:24:27: in verschiedenen, auf dem Land und in der Schweiz und in Deutschland überall.

01:24:31: Und ich versuche das immer ehrlich zu reden und die in...

01:24:39: Guckst dann zu, wie alle rausgehen.

01:24:41: Ne, genau nicht, genau nicht.

01:24:43: Sondern das Trostbedürfnis der Leute ist natürlich groß, meint es auch.

01:24:49: Das Orientierungsbedürfnis ist groß und ich nehme überhaupt keinen Plattenerforden

01:24:55: und ich überlege überhaupt nicht, welche Wahrheit kann ich wem zumuten oder so, wie

01:25:00: kommt das an, sondern ich sage einfach, was ich sehe und wie ich damit umgehe und so

01:25:05: weiter und das...

01:25:06: Und das...

01:25:07: Ich glaube, dass auch andere diese Erfahrungen machen.

01:25:10: Nur musst du dich dann nicht nach Wahl stellen, das führen die natürlich dann immer für

01:25:13: sich an, dass du dann im Zweifel, das ist auch ganz sicherlich was aus der führenden

01:25:18: Grünen, mit der du gesprochen hast, sprich die weiß, was dann als nächstes kommt.

01:25:22: Wenn die Grünen wieder reinrutschen in den Grundvorwurf, sie seien eine Bevormundung

01:25:27: und eine Verbotspartei, dann hast du das Problem eigentlich, also so beschreiben sie

01:25:32: es immer gleich an der Backe und hast eben dann keine Ahnung, in zurückliegenden Landtagswahlkämpfen

01:25:38: unmittelbar vor der Wahl noch einen Fehler gemacht mit Brötchen-Tasten, die abgeschafft

01:25:42: werden, Triller-Straßen.

01:25:44: Genau, aber das ist ja der Punkt, weil man immer signalisiert, wir schaffen die ganze

01:25:50: riesige Wendung, die Selbstrettung der Menschheit ohne Verzicht und dann wird man doch dabei

01:25:53: erwischt, das ist natürlich ein bisschen blöd.

01:25:55: Also das und im Übrigen, wie will ich es noch mal sagen, es ist ja nicht so, dass ich aus

01:26:00: irgendwelchen realistischen Gründen darauf komme, dass man jetzt mal die Wahrheit sagen

01:26:03: sollte, sondern die haben mit dieser verkappten Wahrheit, mit dieser halben Wahrheit haben

01:26:09: sie alle volle Wahlniederlagen erlitten, ja letzten Endes auch die Union, gemessen an

01:26:13: den Umständen so und deswegen konnte man ja jetzt mal anfangen, wo es mit der halben

01:26:18: Wahrheit nicht geklappt hat, damit dann mit der ganzen Wahrheit mal zu probieren.

01:26:21: Letzte Frage immer bei uns im Podcast ist, schafft Deutschland einen echten Neuanfang,

01:26:26: ist unsere Titelfrage und dann, wo stehen wir dabei in einem Jahr?

01:26:32: Also ich will zwei Antworten darauf geben.

01:26:40: Eine Möglichkeit ist wirklich, dass wir in eine andere Kommunikation kommen, dass wir

01:26:45: in Synergien kommen, dass wir in eine neue Einsthaftigkeit kommen, die dann auf andere

01:26:51: Weise auch Spaß machen kann, das halte ich nicht für ausgeschlossen.

01:26:54: Es kann aber auch gut sein, das habe ich jetzt so diese Woche gedacht, als ich da die neue

01:27:00: Formierung der verschiedenen Parteien in Regierung und Opposition gesehen habe, dass in einem

01:27:06: Jahr an Alena Baerbock nicht Fraktionsvorsitzender ist, dass Lars Klingbeier nicht mehr Parteivorsitzender

01:27:13: ist und dass Friedrich Merz nicht mehr Bundeskanzler ist, das ist auch möglich.

01:27:19: Wow, wenn euch unser Podcast gefällt, obwohl das so...

01:27:26: Ich habe mich schon an Alena Baerbock, ist auch bis jetzt noch gar nicht Fraktionsvorsitzender,

01:27:32: ist das schon mit eingefreist und dann ist es in einem Jahr vielleicht nicht mehr.

01:27:37: Okay, das halten wir alles nah.

01:27:39: Danke dir Bernd, dass du bei uns warst und wenn euch unser Podcast trotz düsterer

01:27:44: Aussichten gefällt, dann empfehle den bitte gerne weiter.

01:27:47: Da freuen wir uns immer, drüber abonniert uns, aktiviert die Glocke, wenn ihr bei Spotify

01:27:53: seid, alles was ihr mögt.

01:27:55: Wir freuen uns darüber sehr.

01:27:57: Redaktionsschluss für die Folge war der 26.

01:27:59: Februar um 17 Uhr.

01:28:01: Redaktionen hatten Gina Enzlin und Marie Steffens, Executive Producerin Marie Schiller,

01:28:06: Producerin Maximilian Frisch, Lukas Hambach, Patrick Zahn, Sounddesign Hannes Husten, die

01:28:11: Vermarktung macht ihr mit Vergnügen und das Ganze ist eine Produktion der WMedia.

01:28:16: Danke Bernd.

01:28:17: Danke dir.

01:28:19: [Musik]

01:28:23: [Musik]

01:28:28: [Musik]

01:28:29: [Musik]

01:28:31: Sehr gut.