Was, wenn Russland gewinnt? Mit Carlo Masala und Annegret Kramp-Karrenbauer
Shownotes
März 2028: Russische Truppen marschieren in die estnische Grenzstadt Narwa ein und besetzen die Ostseeinsel Hiiumaa. Der Angriff auf das Baltikum ist Realität geworden. Denn Europa hat nach dem Ende des Ukraine-Kriegs nicht konsequent aufgerüstet – das hat Folgen. Wie wird die NATO reagieren? Wird sie eingreifen und den Ernstfall riskieren – womöglich mit der Gefahr einer nuklearen Eskalation?
Was wie der Beginn eines geopolitischen Albtraums klingt, ist erstmal nur ein hypothetisches Szenario, das der Militärexperte und Professor für Internationale Politik, Carlo Masala, in seinem neuen Buch ,,Wenn Russland gewinnt” entworfen hat.
Aber was ist mit ,,gewinnen” überhaupt gemeint? Und was würde das für die Ukraine bedeuten - und für die baltischen Staaten, die NATO und auch für Deutschland? Wie bereiten wir uns als Staat, aber auch als Gesellschaft auf alle denkbaren Szenarien vor? Was muss die neue Bundesregierung leisten? All diese Fragen diskutiert Anne Will in dieser Folge mit Carlo Masala.
Der Redaktionsschluss für diese Folge war Mittwoch, 2. April 2025, um 19:00 Uhr.
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WICHTIGE QUELLEN:
DIE ZEIT, Warum Schwedens Wehrpflicht-Modell in Deutschland nicht funktioniert, 07.03.2025
Frankfurter Rundschau, Wehrpflicht-Debatte: Grüne bringen „Freiheitsdienst“ ins Spiel – für alle zwischen 18 und 67, 31.3.2025
NDR, Bundeswehr und russisches "Zapad"-Manöver: "Beobachten das sehr genau", 20.03.2025
Ntv, Ende des Kuschelkurses? Trump äußert sich "stinksauer" über Putin, 30.3.2025
SR, Militärexperte Masala: Russland führt "hybriden Krieg" gegen Deutschland, 27.03.2025
Tagesschau, Worüber Union und SPD noch streiten, 28.3.2025
T-online, Carlo Masala: "Es kann nichts Schlimmeres passieren", 20.03.2025
Verfassungsblog, Wehrgerechtigkeit– demnächst auch für Frauen?, 8.3.2024
EMPFEHLUNGEN:
Carlo Masala: Wenn Russland gewinnt. Ein Szenario. C.H. Beck, 2025
Anne Will, Julia Friedrichs: Angst vor Krieg - Die Deutschen in der Zeitenwende. ARD, 2025
IMPRESSUM
Redaktion: Sven Knobloch, Marie Steffens
Executive Producerin: Marie Schiller
Producer: Maximilian Frisch, Patrick Zahn, Lukas Hambach
Sounddesign: Hannes Husten
Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH
Eine Produktion der Will Media GmbH
Transkript anzeigen
00:00:00: Was macht Ihnen mehr Bauchschmerzen? Pizza Hawaii oder das Beschaffungsamt der Bundeswehr?
00:00:05: Pizza Hawaii. Ganz eindeutig. Ja, Pizza Hawaii. Also es gibt nichts Schlimmeres als Pizza Hawaii.
00:00:11: Was ist daran eigentlich so schlimm? Na ja, es ist erstens ganz einfach,
00:00:16: auf ein italienisches Gericht dann nochmal sozusagen Obst drauf zu legen, dass da nicht
00:00:20: hingehört. Das Zweite ist auch noch so ein zuckersüßes Obst drauf zu legen,
00:00:24: dass den ganzen eigentlich sehr bodenständigen Geschmack der Pizza versaut. Da kommt das
00:00:29: Beschaffungsamt nicht ran mit seinem Chaos. Politik mit Anne Will.
00:00:39: Da sind wir schon wieder. Ihr hört die nächste neue Folge unseres Podcasts. Herzlich willkommen.
00:00:56: Dazu freue mich, dass ihr dabei seid und uns zuhört. Und diesmal spreche ich mit einem
00:01:02: echten Großauskennner in Fragen von Sicherheitspolitik und strategischer Analyse,
00:01:07: einem der zweifellos bekanntesten Militärexperten Deutschlands Professor für internationale
00:01:13: Politik an der Universität der Bundeswehr in München, selbst auch ein geübter Podcast-Host.
00:01:20: Und dass wir eine Rolle spielen in dieser Folge, Autor mehrerer Bücher. Carlo Masala ist da.
00:01:26: Ich freue mich sehr. Hallo Herr Masala. Hallo Frau Will, vielen Dank für die Einladung. Danke
00:01:30: auch für die Erklärung. Pizza Hawaii kann jetzt danach niemand mehr essen, glaube ich,
00:01:34: aber für den Italiener auch eine Zumutung. Absolut. Wenn Russland gewinnt, heißt ihr neuestes
00:01:41: Buch und wir erwischen Sie gerade in Nürnberg. Wie oft ist Ihnen da möglicherweise auch nochmal
00:01:47: die Frage gestellt worden, was ist denn dann, wenn Russland gewinnt? Das ist eine Frage,
00:01:53: die mir nicht nur seit der Schein des Buches, sondern auch schon vorher eigentlich permanent
00:01:58: gestellt wird. Das ist auch einer der Gründe, warum ich dieses Buch geschrieben habe, weil halt
00:02:03: so viel Bedarf an Informationen ist über die Frage, was passiert eigentlich, wenn Russland gewinnt.
00:02:08: Wie geht es dann eigentlich weiter? Und das war einer der Antriebskräfte, dieses Buch zu schreiben.
00:02:13: Ich will über diese Frage mit Ihnen in der Folge auch just nachdenken. Was wenn Russland
00:02:18: gewinnt? Was ist denn dann? Was ist mit Gewinnen überhaupt gemeint? Was hieße es für die
00:02:24: Ukraine, was für die baltischen Staaten, für die NATO, auch für Deutschland? Wie bereiten wir
00:02:29: uns als Staat, aber auch als Gesellschaft auf all diese denkbaren Szenarien? Und das ist zweifellos,
00:02:37: eines davon vor. Was müsste die neue Bundesregierung leisten, die ja noch dabei ist, sich zu bilden?
00:02:42: Das wüsste ich alles gerne. Dazu habe ich gestern, heute ist übrigens der 2. April, auch ein Interview
00:02:47: mit Annegret Kram-Karrenbauer geführt, die nicht nur CDU-Vorsitzende ist, die mit einem
00:02:54: Bein im Kanzleramtschon stand, sondern auch Verteidigungsministerin war und eine sehr klare
00:02:59: Position zur Wehrpflicht hat. Ausschnitte oder ein Ausschnitt ist es aus dem Interview hört
00:03:05: er auch gleich. Wann, Herr Masala, haben Sie das Buch geschrieben? Ich habe das letztes Jahr
00:03:11: geschrieben, als der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf in Vollengange war. Ich weiß jetzt
00:03:18: nicht mehr genau, wie ich das monatet. Ich habe es relativ lange, es ist ein kurzes Buch, aber
00:03:21: ich habe relativ lange dafür gebraucht, weil es in der Form ist, die mir jetzt erst mal nicht so
00:03:26: intuitiv liegt. Das ist ja in dem Sinne ein literarisches Szenario. Also wenn die Zeit ist,
00:03:33: ich hatte mal ein Gespräch mit meinem Verleger und er sagte, woran arbeitest du? Und ich sagte an
00:03:38: so einem Essay über, wenn Russland gewinnt. Und er fing sofort an so, das klingt ja total
00:03:44: spannend, weil da könnte man so Szenen einführen im NATO-Hauptquartier und in Berlin und im
00:03:50: Baltikum oder in der Ukraine. Und dann habe ich gesagt, nee, nee, ich will so einen Essay schreiben,
00:03:55: so als Wissenschaftler ein Essay. Und dann sagte er dann so, lappi da, ja, daran haben wir
00:03:59: keinen Interesse an so einem Essay als Verlag. Und dann habe ich mich hingesetzt und habe das
00:04:04: geschrieben und habe mich halt sehr außerhalb meiner Konfortzone bewegt, weil ich ja versucht habe,
00:04:09: so eine Art kleinen Police-Thriller zu schreiben und habe Blut und Wasser geschwitzt und der
00:04:14: Erscheinungsdatum musste zweimal verschoben werden, weil ich einfach dieses Manuskript nicht aus der
00:04:19: Hand geben wollte, weil ich nie der Auffassung war, dass es gut genug ist, um publiziert zu werden.
00:04:24: Ja, und dann, was hat der Verleger gesagt? Dann habe ich zwei Leuten geschickt an einem Freitag und
00:04:30: bei der felsenfestigen Überzeugung am Montag kommen die beiden, einer war mein Verleger, zurück
00:04:35: und sagen, nee, Herr Masala, so können wir das nicht machen. Nett der Versuch. Genau, netter Versuch,
00:04:40: aber so können wir das nicht machen. Und die waren beide sehr angetan. Also der eine Schrieb,
00:04:45: klingt jetzt nach Eigenlob und Eigenlob stinkt, aber der eine Schrieb, ich hätte mich als Autor
00:04:50: neu erfunden. Oh, das ist wie sonst noch Madonna, die sich neu erfindet, der ist ja groß. Genau,
00:04:56: richtig. Herr Masala, noch mal zurück zu dem Moment, in dem Sie schrieben, sind Sie da davon
00:05:02: ausgegangen, dass Donald Trump die Wahl gewinnt und sich dessen Regierung dann auch verhält, wie
00:05:08: sie sich auch sicherheitspolitisch jetzt aufstellt oder überrascht sie da was? Nein, wenn man das
00:05:16: Szenario liest, ist der Präsident der USA ein Mann. Also das Szenario spielt 2028 und der Präsident
00:05:23: der USA ist ein Mann. Ich bin davon ausgegangen, dass Donald Trump die Wahl gewinnt wird. Das war
00:05:28: meine Annahme. Und überrascht Sie was von dem, was wir da aus der Trump-Administration jetzt alles
00:05:34: rübergeweht bekommen über den großen Teil? Ich will noch eins sagen, was heute überraschend war,
00:05:38: Trump hat ja gesprochen von einem Liberation Day. Jetzt, da wir aufzeichnen, wissen wir noch nicht,
00:05:44: was genau damit gemeint ist. 22 Uhr, deutscher Zeit, wir haben jetzt kurz nach sieben. Abends werden
00:05:51: wir das erst erfahren, aber vielleicht war mit Liberation Day auch gemeint, dass Elon Musk sich
00:05:57: zurückziehen soll. Jedenfalls wird das hier, glaube ich, von ganz vielen auch von mir so empfunden,
00:06:02: oder? Ja, also ich habe die Nachricht jetzt gerade eben auch gelesen, dass Trump angekündigt hat,
00:06:07: dass Elon Musk nur noch eine Frage der Zeit sei. Endemai, Anfang Juni oder so. Was in der Tat
00:06:14: also mich überrascht hat. Ich habe eigentlich erwartet, dass natürlich so zwei narzistische
00:06:18: Persönlichkeiten irgendwann mal aufeinanderprallen müssen. Und man hatte ja schon die Berichte,
00:06:25: bevor Trump überhaupt inauguriert wurde in der New York Times, dass ich, ich sage jetzt mal,
00:06:30: das politische Trump-Team über die Präsenz von Elon Musk, die dauerhafte Präsenz in Mar-a-Lago
00:06:36: und die Art und Weise, wie er sich da geriert furchtbar aufgeregt hat. Und wie Sie gesagt haben,
00:06:41: der fällt sich so aus, ob er Präsident sei. Also von daher habe ich eigentlich erwartet,
00:06:45: dass das irgendwann mal platzt, aber dass es so schnell ist, muss ich sagen, hätte ich nicht
00:06:50: erwartet. Und macht das jetzt was zum Bessern? Verändert das was zum Bessern gerade auch in
00:06:55: Ihrem Feld der Sicherheitspolitik? Nein, also da glaube ich wird sich, wird zu sagen,
00:07:00: Musk hatte relativ wenig Einfluss auf die wirklich konkreten Fragen der internationalen
00:07:04: Politik und der Sicherheitspolitik. Meine harten Einfluss halt über Starlink auf die Frage der
00:07:09: Verteidigungsfähigkeiten der Ukraine. Keine Ahnung wie er da jetzt reagieren wird. Das könnte
00:07:17: natürlich dazu führen, dass er jetzt aus verletzter Eitelkeit auch mal den Ukrainern jetzt den Starlink-Zugang
00:07:22: sperrt. Aber er war nie jemand, der auf Trumpen Einfluss hatte, was die größeren Linien von
00:07:29: Sicherheits- und Verteidigungspolitik anbelangt. Also da ist er eher, das hat man auch an seinen
00:07:33: Tweets gesehen, da ist er eher Trump hinterher gelaufen. Ja, so. Aber um auf eine Sache zurückzukommen,
00:07:39: die Sie mich gefragt haben, Trump-Administration, was mich da überrascht, mich hat schon überrascht,
00:07:47: die Geschwindigkeit mit der Trump vorgeht. Also das war mir innenpolitisch, war mir das bewusst,
00:07:52: weil das war ja auch ein Teil des Wahlkampfes. Aber auch außenpolitisch geht er mit einer rasenden
00:07:57: Geschwindigkeit vor, was natürlich bedingt ist durch die Tatsache, dass er jetzt irgendwie für
00:08:02: zwei Jahre die Mehrheit im Kongress und im Senat hat und natürlich auch der Supreme Court
00:08:06: ja tendenziell eher konservativ mit konservativen Richtern besetzt ist. Aber die Geschwindigkeit
00:08:11: finde ich schon atemberaubend, mit der er da gerade vorgeht und Dinge versucht, wirklich
00:08:17: fundamental zu verändern. Flat version with shit nennt man die Technik glaube ich auch,
00:08:25: dass wir als Beobachterinnen, als Beobachter aber auch Regierungschefs und Chefinnen irgendwann
00:08:31: erschöpft sind von all dem, was da jeden Tag aufs Neue losgetreten wird und was
00:08:36: fundamentale Veränderungen ja mit sich führen könnte, wenn es denn genauso alles umgesetzt
00:08:41: würde. Ich will auf Ihr Buch schauen. Wenn Russland gewinnt heißt es, Sie entwerfen einen
00:08:46: Zukunftsszenario und das geht so. Russland hat also den Krieg gegen die Ukraine gewonnen. Es ist
00:08:52: März 2028, wie Sie gesagt haben. Und dann greifen russische Truppen eine estnische Kleinstadt an
00:09:01: namens Narva, die im Norden Islans an der Grenze zu Russland liegt und in der ist, dass es wichtig
00:09:08: eine russischsprachige Bevölkerungsmehrheit gibt. Zum anderen greifen die Truppen die estnische
00:09:14: Insel Hiyuma in der Ostsee an. Also damit hat dann der Angriff auf das Baltikum begonnen,
00:09:21: vor dem man ja große Angst hat. Jetzt rächt sich, so entwickeln Sie da, dass Europa nach dem Krieg
00:09:27: nicht aufgerüstet hat, dass es irgendwie alle erleichtert oder mattet waren und jedenfalls
00:09:33: nicht vorbereitet sind. Sie fragen sich dann, gilt dann jetzt bei diesem Angriff Artikel 5 der NATO,
00:09:40: also die sogenannte Beistandsverpflichtung, dass wenn ein NATO-Staat angegriffen wird, alle
00:09:45: anderen NATO-Staaten zur Hilfe eilen. Wie wird sich die Allianz also entscheiden? Risikiert die NATO
00:09:52: den Atomkrieg über all das, denken Sie im Buch nach. Das ist ein hypothetisches Szenario, aber es ist
00:09:58: natürlich überhaupt nicht aus der Luft gegriffen, denn genau darauf machen sich ja die baltischen
00:10:03: Staaten, Polen und Finnland unablässig gefasst, schon seit Jahren, aber jetzt immer immer drängender.
00:10:10: Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Russland das Baltikum wirklich angreift?
00:10:15: Ich würde die Frage gerne so beantworten, dass ich sage, ich halte es für nicht unwahrscheinlich,
00:10:24: dass Russland eine begrenzte Operation durchführen wird, um den politischen Zusammenhalt der NATO
00:10:31: zu testen. Ob das jetzt Narva ist, ob das sozusagen eine ähnliche Stadt in Lettland ist,
00:10:37: ob das Spitzbergen ist, das sei mal dahingestellt oder irgendwas in der Arktis. Aber es geht eher
00:10:43: um die Überlegung, dass Russland etwas versuchen wird, was aus russischer Perspektive mit einem
00:10:51: sehr geringen Risiko verbunden ist, aber wenn es klappt, sozusagen einen überwältigen Erfolg
00:10:57: erzielt aus russischer Perspektive. Das halte ich für durchaus wahrscheinlich, weil wir wissen ja,
00:11:02: dass es das Ziel Russlands ist, die europäische Sicherheitsarchitektur zu zerstören. Das ist
00:11:10: ja auch ein Teil, worüber sie mit den USA reden wollen. Also diese berühmte Rückabwicklung der
00:11:16: Entwicklung europäischer Sicherheitsarchitektur auf den Stand von 1997 zum Beispiel. Das ist ja
00:11:21: ein erklärtes russisches Ziel und von daher halte ich eine solche Nadelstichtaktik in der
00:11:26: Kombination aus hybriden Elementen, aus begrenzten militärischen Elementen, die darauf abzielt,
00:11:31: den politischen Zusammenhalt der NATO zu testen, für wahrscheinlich. Und der überragende Erfolg,
00:11:38: so nennen sie das, wäre dann, dass die Sicherheitsarchitektur nicht funktioniert oder dass der
00:11:45: Beistandsfall nicht eintreten würde, dass man sagt, komm, nicht so wichtig? Ja, weil wenn die NATO
00:11:53: nicht bereit ist, wie in meinem Szenario, wegen einer 50.000 Einwohnerstadt in Estland,
00:11:59: dem Bündnisfall auszurufen, dann verliert ihr die NATO für alle europäischen Mitglieder ihr
00:12:05: Kernversprechen. Also wir können gerne von der NATO als Wertegemeinschaft reden und so weiter und
00:12:09: so fort. Aber letzten Endes, was sozusagen der Kit der NATO ist, ist dieses Versprechen,
00:12:15: dass wenn ein Land angegriffen wird, alle anderen Länder dieses Land verteidigen werden. Und wenn
00:12:21: das nicht passiert, dann stellt sich für jedes Land die Frage, was für einen Sinn hat die NATO
00:12:26: eigentlich noch für mich? Was für einen Sinn hat das Geld, das ich in die NATO reinstecke,
00:12:32: die Einschränkung meiner nationalstaatlichen Souveränität, die ja mit der NATO-Mitgliedschaft
00:12:37: ja auch einhergeht im Verteidigungsfalle? Was hat das eigentlich für einen Sinn? Und wenn die NATO
00:12:43: dieses Versprechen nicht erfüllt, hat das keinen Sinn mehr und damit ist die NATO politisch und
00:12:47: militärisch tot. Und damit ist im Prinzip ein alter Traum der Sowjetunion in Erfüllung gegangen,
00:12:52: nämlich die NATO als zentralen politischen Akteur in Europa auszuschalten.
00:12:57: März 2028 nehmen Sie an. Ist das gesetzt? Also zwei Überlegungen. Mir hat ja irgendjemand
00:13:08: vorgeworfen, ich würde ja sogar jetzt sogar konkrete Daten nennen. Ja, März 2028, da steht
00:13:13: ja da. Ja, aber da steht noch was anderes. Da steht der 27. März 2028. Das ist nämlich
00:13:19: exakt mein 60. Geburtstag. Also von daher. Aber das Jahr 2028 hat schon ist bewusst gewählt worden.
00:13:28: Nämlich, wir haben ja eine Diskussion, die wir gerade in Deutschland aber auch anderswo in Europa
00:13:33: führen, aber in Deutschland führen Sie, führen wir Sie mit diesem Jahr 2029. Das heißt, der
00:13:38: Verteidigungsminister oder sein Generalinspektör sagen 2029 wäre Russland militärisch soweit,
00:13:45: wenn es wollte, einen NATO-Mitgliedschatz anzugreifen. Und jetzt sage ich mir, wenn alle
00:13:52: Blicke auf 2029 gerichtet sind, dann werde ich als Putin nicht 2029 irgendwas machen,
00:13:57: sondern werde, ich brauche hier die Überraschung. Also werde sozusagen vorher was machen und dann
00:14:02: bleibt mir 2028. Das habe ich mich sowieso immer gefragt. Ich habe jetzt auch ein paar Interviews
00:14:07: mit Boris Pistorius geführt, der sagt ja an ganz vielen Stellen, dazu werde ich Ihnen öffentlich
00:14:13: nichts sagen. Warum aber das immer gesagt wird? Wenn gleich er, ich glaube zu seiner Ehrenrettung
00:14:18: muss man sagen, er sagt immer in fünf bis acht Jahren könnte Russland in der Lage sein,
00:14:23: einen NATO-Staat anzugreifen. Er lässt es also ein bisschen offen. Aber ja, also darauf kann man
00:14:29: kommen, dass jemand wie Putin, den man ja alles Böse dieser Welt unterstellt, der dafür auch
00:14:35: ausreichend viel Stoff geliefert hat, dass der dann sich ein anderes Datum greift und sei es der
00:14:42: März 2028 oder jedenfalls ein anderes Jahr. Ich möchte nochmal auf das Szenario gucken. Und jetzt
00:14:48: wird es eigentlich bei dem, was Sie da beschreiben, noch mal gruseliger. Denn Russland greift ja, so
00:14:53: entwickeln Sie da die estnische Stadt Narva an, hat vorher. Das kennen wir auch schon, die russisch
00:15:01: sprachige Bevölkerungsmehrheit mit Desinformation und gezielter Manipulation ordentlich aufgewiegelt.
00:15:08: Da gibt es Unruhen, Russland hat Waffen an Zivilisten gegeben und das kommt jetzt hinzu. Kurz vor
00:15:14: dem Angriff gibt es eine russische Militärübung an der südlichen Grenze Estlands zu Russland. Die
00:15:22: NATO ist sich nicht einig, wie sie damit jetzt umgehen soll. Schließlich entpuppt sich das
00:15:26: Ganze als Ablenkung, denn Russland greift ja, wie wir inzwischen wissen, Narva ganz im Norden
00:15:33: Estlands an und am Ende gewinnt Russland so. Beängstigend daran finde ich, im September dieses
00:15:42: Jahres steht ja tatsächlich wieder eine solche Militärübung an, ein großes Manöver von Russland
00:15:49: und Belarus an der Grenze zu Lidtown. Und das letzte dieser Großmanöver war 2021 und da wissen
00:15:57: wir alle, was dann folgte, nämlich der vollumfängliche Angriffskrieg auf die Ukraine. Für wie
00:16:03: gefährlich halten Sie also dieses Manöver jetzt? Ich halte das Manöver schon für gefährlich, weil es
00:16:10: natürlich und jetzt kommt der Punkt, es wird Aufmerksamkeit binden, es wird sozusagen Kräfte
00:16:15: binden, die, ich sag mal so, warten, ob was passiert, um dann zu reagieren. Und das schafft
00:16:24: natürlich Gelegenheiten in anderen Räumen. Und das ist genau das, was in diesem Buch passiert.
00:16:30: Das ist ja nicht nur dieses Militärmanöver, es gibt ja sozusagen, es gibt ja eine Aktion von China
00:16:35: in der südchinesischen See, zur Bindung amerikanischer Kräfte, es gibt Dinge in Süd,
00:16:40: Sub Sahara, Afrika zur Bindung europäischer Kräfte. Und das ist ein klassisches Szenario. Also alle
00:16:46: Augen richten sich jetzt auf Zapat ab September. Genau, das Manöver übersetzt heißt das Westen.
00:16:53: Genau, alle Augen richten sich darauf. Es gibt eine große Beunruhigung, ob sozusagen aus diesem
00:16:59: Manöver heraus nicht, genau wie Sie es gesagt haben, in Anlehnung an 2022, dann plötzlich
00:17:04: ein militärischer Angriff auf Lettland erfolgen könnte. Das schafft dann aber wiederum sozusagen
00:17:10: defizitene Aufmerksamkeit an anderen Stellen und damit Gelegenheiten. Ich rechne nicht damit,
00:17:15: dass Russland während eines laufenden Krieges noch einen zweiten sozusagen anzettelt, aber man darf
00:17:22: das auch nicht vernachlässigen, dass die Möglichkeit durchaus existiert. Das heißt also, Sie hatten
00:17:27: ja eben gesagt, Sie rechnen schon damit oder Sie halten es für denkbar, dass es eine begrenzte
00:17:32: Operation gibt, aber Sie rechnen nicht mit dieser begrenzten Operation, solange Russland noch den
00:17:38: Krieg gegen die Ukraine führt. Ja, ich glaube sozusagen zwei militärische Operationen parallel
00:17:44: würden auch die russischen Streitkräfte überfordern. Und dass man mit einem lokalen Angriff auf
00:17:50: Litauen im Zuge dieses Manövers die Bereitschaft der NATO kurz mal auszestet, was sie macht,
00:17:57: das ist auch nicht denkbar? Nein, denkbar ist es. Ich halte es für nicht wahrscheinlich, aber ich
00:18:02: würde nichts ausschließen, das ist der entscheidende Punkt. Also ich würde kein Szenario ausschließen
00:18:07: wollen im Sinne von, das wird definitiv nicht passieren. Ich halte es für nicht wahrscheinlich,
00:18:12: weil ich glaube, das Risiko ist zu groß. Die NATO würde in einem solchen Falle sicherlich Artikel 5
00:18:17: ausrufen jetzt momentan, aber ich würde nichts ausschließen. Also wenn die letzten Jahre jemanden
00:18:28: was gelehrt haben, ist kategorisch als was auszuschließen, ist das dümmste, was man machen kann.
00:18:32: Ich habe auch deshalb gefragt, weil der Historiker Sönke Neitzel bezogen auf,
00:18:38: dass Manöver in Belarus gesagt hat, Zitat, das könnte unser letzter Sommer im Frieden sein.
00:18:46: Denken Sie das auch? Nein, ich denke nicht. Also wie gesagt, meine Überlegungen gehen eher dahin.
00:18:53: Putin braucht noch was Zeit, weil letzten Endes muss er immer damit rechnen, dass der Titel 5
00:18:59: ausgerufen wird und dann möglicherweise wirklich eine große militärische Auseinandersetzung kommt.
00:19:03: Und dafür muss er seine Landstreitkräfte aber erstmal nochmal mehr regenerieren,
00:19:07: als das jetzt der Fall ist. Deswegen finde ich, also ja, Sönke Neitzel hat gesagt, das könnte
00:19:14: der letzte Sommer in Frieden sein. Ich halte es für nicht wahrscheinlich. Aber wie gesagt,
00:19:19: ich bin da vorsichtig, kategorisch ausschließen würde ich nichts. Putin ist ein Risiko,
00:19:25: ist jemand, der ins Risiko geht, er will zwar ein kalkulierbares Risiko, aber wenn die Wahrnehmung
00:19:30: ist, dass die NATO nicht reagieren würde, dann kann es durchaus sein, dass wir im Sommer dann doch
00:19:37: so eine begrenzte Aktion sehen. Neitzel erklärt seinen Gedanken, dass das also unser letzter Sommer
00:19:44: im Frieden sein könnte. So, Zitat, wir sehen eine in Bewegung geratene sicherheitspolitische
00:19:50: Weltlage durch Putin, durch Trump. Wir sehen die Ankündigung eines großen Manövers der
00:19:56: Russen im Belarus. Wir sehen die sehr große Angst der baltischen Staaten, dass die Russen im Zuge
00:20:02: dieses Manövers über die Grenze kommen. Und wir sehen, dass dann wahrscheinlich die Beistandsklausel
00:20:07: der NATO zumindest für die USA nicht mehr greift. Die Abschreckung ist Geschwäch. Zitat Ende. Denken
00:20:15: Sie das auch, dass die Beistandsklausel der NATO zumindest für die USA wahrscheinlich nicht
00:20:21: mehr greift? Das hat nichts mit Denken zu tun, das ist so geäußert worden von den Vereinigten
00:20:26: Staaten. Also wenn Sie Pete Hexit nehmen, der amerikanische Verteidigungsminister, der am Tag
00:20:32: vor der Münchner Sicherheitskonferenz, ich glaube die war am 14. Februar, dann war er am 13. Februar
00:20:37: in Rammstein bei dieser Konferenz der Staaten, die die Ukraine militärisch unterstützen und hat
00:20:43: dort eine Rede gehalten, wo er gesagt hat, wir sind nicht mehr der primäre Garant der konventionellen
00:20:48: Sicherheit in Europa. Und damit hat sich das Signal gegeben, wenn konventionell in Europa was passiert,
00:20:52: rechnet nicht mit uns. Jetzt ist vor drei Tagen, vier Tagen ein Memo gelegt worden aus dem Pentagon.
00:21:00: Ich sage jetzt mal ganz blöd, so eine Art neue China-Strategie. Und da steht auch drin, China
00:21:07: ist die Herausforderung Nummer eins. Nummer zwei ist Homeland Defense. Und wenn dann irgendetwas
00:21:14: übrig bleibt, angerät, könnte man nochmal darüber nachdenken, sozusagen, dass in einem
00:21:19: Konfliktfall in Europa einzusetzen. Also auch hier die Nachricht ist, wir haben keine Priorität mehr.
00:21:25: Dann haben wir einen amerikanischen Präsidenten, der öffentlich es nicht ausschließt, militärische
00:21:32: Mittel gegen einen NATO-Verbündeten einzusetzen, nämlich gegen den Gedänemarkt, um ein Territorium
00:21:39: zu bekommen, nämlich Grönland. Also mehr Signale als das Artikel 5 konventionell wirklich ins Wackeln
00:21:47: und ins Rutschen gekommen ist, können sie nicht aussenden. Jetzt kann man auch sagen, wir haben
00:21:51: noch mal die Informationen, wir wissen nicht, ob das stimmt oder nicht, dass die Amerikaner,
00:21:55: die momentan ihre regionalen Kommandos am Neuordnen sind, die sogenannten Combatant-Commands,
00:22:01: sich überlegen, dass der Oberkommandierende der NATO-Streitkräfte, der immer traditionell an
00:22:08: Amerikaner war und gleichzeitig der Oberkommandierende der Streitkräfte der USA in Europa ist, dass der
00:22:14: in Zukunft nicht mehr Oberkommandierende der Streitkräfte der NATO sein soll. Das wäre eine
00:22:20: revolutionäre Veränderung in der NATO, weil wie gesagt seit es die NATO gibt und es in Oberkommandierenden
00:22:26: der NATO-Streitkräfte gibt, war das immer ein Amerikaner. Das heißt die Hinweise, dass die
00:22:31: Vereinigten Staaten nicht mehr zu ihrer konventionellen Garantie vollumfänglich stehen, die lieben
00:22:37: ganz einfach auf dem Tisch. Ja, das haben wir auch ja schon vernommen allein. Man ist ja immer
00:22:44: ganz verunsichert dadurch, dass mancher Hinweis am nächsten Tag wieder ganz anders klingt, sodass man
00:22:51: nicht weiß, Pete Hexeth, das war dessen erster Auftritt auf großer Bühne, später fiel er auf,
00:22:58: dass er in einem Signal Chat irgendeinen Mist in die Welt sendet, ohne drauf zu achten,
00:23:04: wer dabei jetzt eigentlich alles zuhört und so. Also man hat jetzt nicht die allergrößte
00:23:09: Kompetenzvermutung bei diesem Mann. Ich habe gar nichts gegen Fernsehmunterrichtungen, das werden
00:23:14: Sie mir nachsehen. Aber man denkt ja, also ich war immer nicht ganz sicher, Sie wissen es besser
00:23:23: und sind sowieso geübt darin, auch ja in diesem Morins Szenarien zu denken. Aber ich war nicht
00:23:29: sicher, auf was kann man sich denn eigentlich jetzt irgendwie verlassen und so verstehe ich
00:23:35: im Übrigen auch, dass Putin einfach mal austestet, was denn eigentlich dran ist. Weil es gab ja auch
00:23:42: die Phasen, wo man gesagt hat, es würde Donald Trumps Stolz verletzen, wenn so viel Geld zum
00:23:50: Beispiel in die Unterstützung eines Landes wie der Ukraine geflossen ist und dann war das letztlich
00:23:56: für nichts gut oder er kommt nicht an die Rohstoffe dran, name it. Ja, aber Sie haben ja noch mehr
00:24:03: Hinweise. Also der Punkt ist, Donald Trump selber ist ja jemand, der Zweifel an dieser Beichlandsgarantie
00:24:09: säht. Also das ist ja der Präsident, der irgendwie, ich weiß nicht, ob es vor zwei oder drei Wochen war,
00:24:15: gesagt hat, er würde nun diejenigen Länder verteidigen als USA, die ihre Rechnungen auch zahlen.
00:24:22: Ich finde ja den Satz "Rechnungen zahlen" in dem Zusammenhang immer interessant, weil es dann
00:24:27: nicht nur um Verteidigungsausgaben geht. Also Rechnungen zahlen heißt in dem Kopf von Donald
00:24:32: Trump ist da noch viel, viel mehr, was bezahlt werden muss als die zwei, drei, 3,5 Prozent, um die es geht.
00:24:39: Das ist der Präsident, der in seiner ersten Amtszeit 2016 bis 2020 in einem Fernsehinterview
00:24:46: gesagt hat, warum soll er eigentlich wegen Montenegro den dritten Weltkrieg riskieren?
00:24:51: Ja, und das ist der Präsident, der öffentlich in Zweifel gezogen hat, ob eigentlich ein Staat wie
00:24:57: Frankreich oder Dänemark, glaube ich, ob die die USA verteidigen wollen. Also es werden beständig
00:25:01: Zweifel an dem Artikel 5 gesät und eine Bereitschaft der Amerikaner europakonventionell zu verteidigen.
00:25:08: Und das ist, jetzt kann man sagen, das ist typisch Donald Trump, weil er will dann die Europäer zu
00:25:13: irgendwas bewegen. Aber natürlich das Signal, dass man an die potenziellen Feinde richtet, lautet,
00:25:20: rechnet nicht damit, dass die Vereinigten Staaten bei so was voll umfänglich dabei sind.
00:25:24: Ja, wie hält man dann also auch auf Basis dieser sehr unsicheren Sachlage dagegen,
00:25:31: gegen das, was zum Beispiel sich in einem Manöver an der litauischen Grenze andeuten
00:25:39: könnt? Wie stellt man sich denn eigentlich klug auf? Und da gab es jetzt eine große Übung von
00:25:44: Panzergrenadieren und Logistikern aus Mecklenburg-Vorpommern in der Letzlinge Heide bei Magdeburg.
00:25:50: Und die haben dafür einen Einsatz an der NATO-Ostflanke trainiert und zwar genau in Vorbereitung
00:25:56: auf das anstehende Großmanöver in Belarus. 1400 Soldaten, jede Menge Gerät, Panzer,
00:26:03: Drohnen. Und hinterher sagt Generalmajor Heiko Hübner, der Kommandeur der 1. Panzerdivision,
00:26:10: "derzeit sei die Bundeswehr seiner Ansicht nach" Übungsbereit, aber eher nicht Verteidigungsbereit.
00:26:19: Man sei nicht ansatzweise so weit, wo wir sein müssten, so Heiko Hübner. Sie sind Professor
00:26:26: an der Bundeswehr und Sie kennen den Zustand der Bundeswehr natürlich sehr, sehr gut. Wie bitter ist
00:26:31: das eigentlich, dass ein Generalmajor im dritten Jahr der Zeitenwende zu dem Schluss kommt, dass
00:26:37: wir, Achtung, nochmal übungsbereit sind, aber eher nicht verteidigungsbereit? Ja, das ist sehr
00:26:44: bitter und dafür muss man General Hübner aber auch dankbar sein, dass es endlich mal eine
00:26:50: realistische Spreche, die man von der deutschen Generalität hört. Also normalerweise spricht
00:26:55: deutsche Generalität eher so wie Politiker sprechen, nämlich alles ist gut und egal welche
00:27:00: Herausforderungen wir können, sie alle meistern, macht euch keine Sorgen. Und wir haben jetzt immer
00:27:04: mehr, die sagen, wir sind noch nicht so weit. Und das finde ich realistisch und gut. Soll auch
00:27:10: natürlich ein bisschen Druck auf Politik ausüben, aber es zeigt halt ganz einfach, wir kommen aus
00:27:14: einer 30-jährigen Friedenszeit, wo es zwar Auslandseinsätze gab natürlich, aber das betraf ja
00:27:21: immer nur kleine Kontingente, aber der Rest der Truppe, also diese ganzen 183.000 Männer und Frauen,
00:27:27: die in der Bundeswehr sind, der nie systematisch auf sozusagen als eine Einheit auf einen umfänglichen
00:27:34: Konflikt vorbereitet worden sind. Und damit fangen wir sehr spät an und jetzt zeigen sich die ganzen
00:27:39: Defizite nicht nur im Material, sondern teilweise ja auch im Mindset. Also Kriegsfähigkeit oder
00:27:46: Verteidigungsbereit, wie Hübner sagt, ist ja auch eine Frage der Mentalität. Und wenn die nicht
00:27:52: da ist, ist man halt nicht verteidigungsbereit und nicht kriegstüchtig und da müssen wir schwer
00:27:56: daran arbeiten. Aber das ist ja eigentlich die nächste sehr interessante Botschaft für Herrn
00:28:00: Putin. Ich finde auch toll, dass der General da offen redet und so verstehe ich auch eine Demokratie
00:28:07: und auch das Militär in einer Demokratie, dass man die Dinge beim Namen nennen darf. Allerdings
00:28:13: Teile seiner Antwort könnten uns auch verunsichern und Teile seiner Antwort werden oder seine
00:28:19: ganze Antwort wird natürlich auch im Kreml sehr, sehr gerne gehört. Noch mal dann, wäre das jetzt
00:28:24: nicht die beste Situation für Vladimir Putin auszutesten, was die NATO überhaupt noch zusammenhält?
00:28:31: Nein, weil ich glaube, das ist meine Annahme. Momentan aus Putin-Zicht läuft es ja in den
00:28:40: amerikanisch-russischen Beziehungen ja eher gut. Also Trump macht ja jede Menge Angebote für
00:28:47: ökonomische Kooperationen, um Russland sozusagen wieder in den Kreis der internationalen Gemeinschaft
00:28:52: zurückzuholen. Und warum sollte Putin das jetzt gefährden? Also warum reizt er nicht alles aus,
00:29:01: was er von Trump bekommen kann, bevor er diesen Test macht? Deswegen glaube ich, dass jetzt nicht
00:29:08: die Zeit ist. Wie gesagt, ich gebe gerne zu, ich mag mich täuschen. Aber wenn ich das so
00:29:13: betrachte mit den ganzen Variabeln, die da drum herum sind, um diese Frage testet Putin jetzt die
00:29:19: Belastbarkeit der NATO, dann würde ich sagen, momentan ist für ihn doch viel wichtiger. Er kriegt
00:29:24: seine ökonomischen Beziehungen zu den USA. Trump sorgt vielleicht dafür, was Trump angekündigt hat,
00:29:30: dass er wieder in den Kreis der G7 geacht, also der wirtschaftlich potentesten Staaten dieser
00:29:35: Welt aufgenommen wird. Warum sollte er das gefährden? Ich momentan wenig anreize für ihn dazu.
00:29:40: Das heißt dann also auch, Sie sehen uns nicht in Kriegsgefahr, also in der Gefahr, einen heißen
00:29:49: Krieg mit Russland zu erleben. Für die nächsten zwei, drei Jahre? Eher nein. Für die nächsten zwei,
00:29:56: drei Jahre. Ja, wie gesagt, wenn Putin diese Belastbarkeit der NATO testet, muss er ja davon
00:30:03: ausgehen, dass sozusagen die NATO dann doch den Artikel 5 ausruft. Und dann ist die Frage,
00:30:08: wie das weitergeht. Und daraus könnte natürlich, muss man ganz einfach so sagen, daraus könnte
00:30:12: ein Krieg entstehen, ja natürlich, klar. Aber ich sehe den nicht für die nächsten zwei, drei Jahre.
00:30:17: Ich würde mir gerne was mit Ihnen gemeinsam anhören. Ich habe gemeinsam mit Julia Friedrichs eine
00:30:22: Dokumentation für die ARD gemacht, die DOKO läuft jetzt am Montag, dem 7. April um 20.15 Uhr,
00:30:29: im ersten, also gleich nach der Tagesschau und steht dann von Montag früh an, auch in der
00:30:34: Mediathek. Und die handelt just von der Frage, ob die Deutschen Angst vor einem Krieg haben oder
00:30:40: auch haben müssen. Und für diese Dokumentation habe ich auch ein Interview mit dem russischen
00:30:46: Botschafter in Deutschland mit Sergej Nechayev geführt. Was ist Deutschland für Russland inzwischen?
00:30:53: Sind sie unser Gegner, unser Feind? Müssen die Deutschen Angst vor Russland haben? Ich glaube
00:30:59: nicht. Sie glauben nicht. Ich glaube nicht, ich glaube nicht, dass die Deutschen Angst haben sollen.
00:31:06: Es gab im Dezember eine Umfrage beispielsweise von Infratest Diemab, wo nach 65 Prozent der Menschen
00:31:13: in Deutschland befürchten, dass Russland nach der Ukraine, so ist es da gefragt worden, weitere
00:31:19: Länder in Europa angreift. Heißt also die Menschen haben sehr wohl Angst vor Russland zurecht? Nein,
00:31:25: ganz bestimmt nicht. Nicht förderlich für die Atmosphäre unserer bilateralen Beziehungen,
00:31:33: ganz zu schweigen für die Atmosphäre in Europa, ist diese, würde ich sagen, Militarisierung,
00:31:41: die Behauptungen, dass Russland unbedingt bis 2030 Deutschland und Europa angreifen wird.
00:31:51: Deswegen müssen wir Bundeswehr kriegstüchtig machen, müssen Bundeswehr näher an die russischen
00:32:01: Grenzen entsenden. Es gibt natürlich solche Dinge wie die deutschen Waffenlieferungen für das
00:32:10: ukrainische Regime. Weil mal ein angegriffenes Land unterstützt in dem verzweifelten Versuch,
00:32:16: sich zu verteidigen gegen den Aggressor Russland, der die Ukraine angegriffen hat. Ich bin mit dieser
00:32:23: Version auf keinen Fall reinverstanden. Das denke ich mir. Wir haben diesen Krieg überhaupt nicht
00:32:28: angefangen. Das ist die Revolution. Aber werden wir uns nicht einigen Botschafter, dass sehen wir,
00:32:32: ich anders, ich hatte ihnen ja gesagt, dass das sehr viele Menschen in Deutschland befürchten,
00:32:39: dass Russland ein nächstes Land angreifen wird. Weil die Menschen angesteckt sind von einer
00:32:45: militaristischen Psychose, die in verschiedenen europäischen Staaten so stark aufgestockt wird,
00:32:52: wie nie zuvor. Sie nennen es eine Psychose. Ja, das nenne ich eine Hysterie. Was haben wir Deutschland
00:32:59: angehtan? Sie verkehren Ursache und Wirkung, glaube ich, Botschafter. Die Aufrüstung Deutschland,
00:33:04: auch ganz Europas, ist eine Antwort auf die Aufrüstung Russlands. Sie produzieren viel mehr Waffen,
00:33:10: soweit wir wissen, als sie brauchen würden, um zum Beispiel den Kampf, den Krieg, den Angriffskrieg
00:33:16: gegen die Ukraine zu führen. Wofür produzieren Sie diese Waffen, wenn nicht dafür, um zum Beispiel
00:33:23: auch andere Staaten anzugreifen? Erstmal wir betreiben keinen Wertrüsten. Das ist nicht unser
00:33:28: Ziel. Zweitens, wir müssen auf die Sicherheitsrisikus reagieren, die für uns ständig aus dem
00:33:38: beste Europa eigentlich auf uns zukommen. Der Kremlensprecher, Piers Koff hat jetzt gesagt,
00:33:44: durch die Pläne, die Europa verfolgt, nämlich massiv aufzurüsten, würde Europa eine Art Kriegspartei
00:33:54: geworden sein inzwischen. Sind Sie dann also doch unser Feind? Wir betrachten uns bis jetzt nicht im
00:34:04: Kriegszustand mit ... Bis jetzt nicht. Bis jetzt nicht. Er sagt eine Art Kriegspartei. Eine Art Kriegspartei,
00:34:11: weil die Militarisierung Westeuropas auf vollen Toren läuft und wir wissen nicht, welche Absichten
00:34:20: die Westeuropäischen heißen Köpfe haben. Es geht dann um unsere Existenz. Was hören sehr aus dem
00:34:28: Ausschnitt raus? 100-prozentige russische Propaganda. Der Mann ist gut, das muss man ihm ganz einfach
00:34:36: lassen. Er beherrscht diese Klaviatur der Propaganda dann aber noch in einer Stimme, die nicht aggressiv ist.
00:34:42: Also sozusagen, das wird sicherlich bei einigen Leuten auf fruchtbaren Boden fallen, aber es ist
00:34:48: natürlich eine Verkehrung aller Tatsachen. Das muss man so einfach sagen. Also, ah, das haben Sie ja in dem
00:34:54: Interview selber gesagt. Russland hat angegriffen. Russland produziert und zwar en masse, ohne dass
00:34:59: jemand Russland bedroht. Also kein Mensch redet ja von einem Krieg gegen Russland in dem Sinne,
00:35:03: dass man nach Russland marschieren will, um da irgendein Regime Change oder was weiß ich zu erreichen.
00:35:10: Er redet von Bedrohungen, die sich Russland stellen, die nicht existent sind. Russland betreibt dieses
00:35:15: Wettrüsten, vor allen Dingen im Bereich seiner Raketentechnologie, seit Jahren. Also Putin hat
00:35:20: unlängst mal wieder eine neue Superrakete vorgestellt. Da muss man immer sagen, da wissen wir nicht,
00:35:24: ob die Dinger wirklich so gut sind, wie dargestellt wird und ob sie überhaupt existieren. Aber dieses
00:35:31: "Wir haben immer bessere Technologie, wir machen immer sozusagen schnellere weitere Raketen", das ist
00:35:36: etwas, was Russland seit Jahren macht. Russland hat diesen Satelliten ins All geschickt, von dem die
00:35:40: Amerikaner glauben, dass das so ein Test ist, ob man Satellitennukleare bewaffnen kann oder mit
00:35:44: elektromagnetischen Impulsen ausstatten kann. Russland rüstet hoch, rüstet hoch und zwar weit
00:35:50: über dem, was es für die eigene Sicherheit braucht. Und dann kommt der Punkt Militarisierung,
00:35:56: das ist ja ein super Wort, weil das bei allen Leuten irgendwelche Glocken klingeln lässt. Aber jetzt
00:36:03: muss man ganz einfach sagen, wenn Russland gegen uns Krieg führen würde, also gegen uns heißt
00:36:09: wirklich die NATO, hat Russland ganz einfach Fähigkeiten, gegen die wir uns nur schwer bis
00:36:16: überhaupt nicht verteidigen können. Das muss man so ganz einfach sagen, wenn die Amerikaner nicht
00:36:20: dabei sind, wird es doch noch schlimmer. Also Russland könnte mit seinen ballistischen Raketen,
00:36:25: a) auch mit seinen nuklear bestückten Raketen jeden Punkt in Europa erreichen und es gibt in
00:36:31: Europa viel zu wenig Luftverteidigung, um dagegen was zu tun. Also allein die Tatsache,
00:36:35: wir Deutschen haben acht Patriot-Batterien, wenn wir sie alle in Deutschland hätten,
00:36:39: das reicht vielleicht um Berlin und vielleicht die Hälfte von einer anderen Stadt, Millionen
00:36:44: Stadt in Deutschland zu schützen. Jetzt haben wir vier Millionen Städte und
00:36:47: Und ich weiß nicht, wie viele Metropolregionen, wo zwei bis drei Millionen Menschen leben.
00:36:51: Wir könnten Kerngebiete der deutschen Territoriums, wo sowas nicht schützen.
00:36:56: Ich will noch mal sagen, dieses Interview können die er hören in dieser Dooku.
00:37:02: Die kommt am Montag um 20.15. und steht dann von Montag früh an, auch in der Mediathek.
00:37:08: Wir werden in der Mediatheke aber auch zugänglich machen oder reinstellen, das Interview in
00:37:13: voller Länge.
00:37:14: Das ist wirklich interessant, Herr Neccia.
00:37:17: Wir haben uns auf die Länge auf den Botschaft dazuzuhören, zumal das Setting grandios aussieht.
00:37:22: Wir haben ihn in dieser riesigen Botschaft unter den Linnen in Berlin besucht.
00:37:27: Das allein macht schon was, wenn man das sieht.
00:37:33: Aber was der Botschaft macht, sie haben es auch rausgearbeitet.
00:37:37: Er war ja auch im Interview klar.
00:37:39: Er spricht von den heißen Köpfen in Westeuropa, von der Militarisierung, von den russischen
00:37:44: Sicherheitsinteressen, die dann immer angeführt werden.
00:37:47: Er verkehrt Ursache und Wirkung.
00:37:49: Er versucht, ein Opfer-Narrativ aufzubauen, das ein Angriff Russlands im Nachhinein dann
00:37:55: übrigens auch legitimieren könnte.
00:37:58: Das ist klassische Desinformation, oder?
00:38:01: Absolut, das ist Desinformation und Propaganda auf einem sehr hohen Niveau.
00:38:06: Aber auch das zahlt ein auf das, was uns hier glaube ich im großen Stil verunsichert.
00:38:13: Die längst im Gange befindliche Hybridekriegsführung, die mit Desinformation und Manipulation abgeht.
00:38:21: Oder zehn Jahre, sagen Sie, nehmen Sie da an, seitdem erfahren wir das.
00:38:27: Ja, also wir sehen ja seit langer Zeit, wie seitens Akteure wie Russland.
00:38:34: Ich meine, China ist da auch ein bisschen tätig, unter Iran auch, aber die sind wirklich
00:38:37: mit Blick auf Deutschland nicht die wichtigen Akteure.
00:38:40: Aber wie seit langer Zeit von Seiten Russlands im Prinzip der Versuch unternommen wird, diese
00:38:47: Gesellschaft in Deutschland zu unterminieren, russische Narrative zu verbreiten und Desinformation
00:38:55: zu verbreiten.
00:38:56: Wir haben jetzt Intensivierung in Sabotage, in Spionage, Unterstützung extremistischer
00:39:04: Parteien.
00:39:05: Das sind ja alles Sachen, die Russland betreibt und zwar seit langer Zeit.
00:39:09: Man kann ja zurückgehen.
00:39:10: Also die meisten werden sich vielleicht an den Fall Lisa erinnern.
00:39:14: Ja, das ist 2016 gewesen.
00:39:17: Also das passiert nicht erst seit dem Ausbruch des Aggressionskriegs gegen die Ukraine.
00:39:20: Der Fall Lisa war typische, sozusagen Desinformation, die ein Teil der Russland-Deutschen auf die
00:39:26: Straße getrieben hat, wo drei Tage lang unklar war, was ist an dieser Geschichte dran oder
00:39:31: nicht, bis sich herausgestellt hat, dieser Stumpfunterlogen und von russischen Medien,
00:39:36: sozusagen gepusht worden.
00:39:38: Und hier dankbar aufgenommen worden in bestimmten Kreisen.
00:39:41: Wir haben diese Propagandasender in Deutschland laufen gelassen und die haben diese Narrative
00:39:45: so stark gepflanzt.
00:39:46: Ich hatte jetzt längst eine Diskussion, wo ich gesagt habe, es ist heute noch kommen
00:39:50: Leute und sagen, es gibt in der Ukraine, gab es Bio-Waffel-Labore.
00:39:56: Eine Geschichte, die irgendwann mal kurz vor dem Aggressionskrieg hochgekocht ist, dann
00:40:01: nochmal kurz danach, die sehr schnell abgeräumt ist, aber es ist in den Köpfen der Leute.
00:40:07: Wir haben in drei ausdeutschen Landtagswahlen, haben wir 50 plus Prozent der Menschen, die
00:40:14: russlandfreundliche Parteien gewählt haben.
00:40:16: Und obwohl das BSH nicht in den deutschen Bundestag reingekommen ist, aber wenn Sie
00:40:21: die Bundestagswahlen sehen, haben wir 25 Prozent der Menschen, die russlandfreundliche
00:40:25: Parteien gewählt haben.
00:40:26: Also die sind verdammt erfolgreich in ihre Mitgliedsfirmen.
00:40:28: Aber ordnen Sie das tatsächlich alles nur der Desinformation zu oder wählen ein Großteil
00:40:34: dieser Menschen aus großer Überzeugung, die AfD und auch das BSH?
00:40:39: Die wählen aus großer Überzeugung das AfD und das BSH, aber natürlich ist der Teil
00:40:43: Frieden mit Russland ja auch sehr prominent in der AfD und im BSH.
00:40:47: Also das wählt man dann aus Überzeugung auch mit.
00:40:50: Und man wählt das ja deshalb mit, weil letzten Endes wir hier eine große, große Strömung
00:40:57: in Deutschland haben, die ja den Punkt macht, dass dieser Konflikt ja sowieso nur von der
00:41:02: NATO geschürt worden ist oder von den Amerikanern.
00:41:04: Und das letzte Ende, das Beste, was wir machen könnten, ist jetzt dann Waffenstillstand,
00:41:08: wenn die Ukraine sollen auf Territorium verzichten und dann ist alles wieder gut.
00:41:11: Und dann kommen noch diejenigen und ich sage nicht, dass sie von der Desinformation geprägt
00:41:16: sind, aber befüllen das Ganze noch, indem dann aus, ich sage jetzt mal, beiden großen
00:41:21: demokratischen Parteien erst Politiker und Politikerinnen gibt, die dann plötzlich jetzt
00:41:25: mittendrin anfangen wieder über billiges russisches Gas zu reden.
00:41:28: Also sehr erfolgreich finde ich, sind die Russen da gewesen.
00:41:32: Das gehört im Übrigen in das, was jetzt gerade in dieser Woche allein nur los war.
00:41:38: Wir haben das in der Redaktion mal alles so zusammengesammelt und haben uns gefragt,
00:41:42: okay, wenn der Plan sein sollte, den es ja seit Langem gibt, der aber ins Werk gesetzt
00:41:48: werden muss, dass man verhindert, dass Russland den Krieg gegen die Ukraine gewinnt, dann
00:41:54: sollte man wahrscheinlich doch entschlossen, geschlossen und schnell handeln.
00:41:59: Stattdessen lesen wir in dieser Woche allein und kriegen einen Gefühl dafür, wie unkoordiniert
00:42:05: die Versuche sind, Putin irgendwie beizukommen, dass Donald Trump sagt, dass er von Vladimir
00:42:10: Putin so wörtlich angepist ist.
00:42:13: Gleichzeitig droht er aber der Ukraine mit großen Problemen, wenn sie den Rohstoffdienst
00:42:19: nicht unterschreibt.
00:42:20: Im Hintergrund sollen gerade Gespräche über Rohstoffdienst zwischen den USA und Russland
00:42:25: laufen.
00:42:26: CDU will die Werbpflicht wieder einführen, der weil der sächsische Ministerpräsident
00:42:32: auch CDU, ihr Ministerpräsident, denn sie leben in Leipzig, von einem Lockern der Sanktionen
00:42:38: und von Russischem Gas träumt.
00:42:41: Wie geschlossen klingt denn das alles?
00:42:44: Gar nicht.
00:42:45: Wir sind überhaupt nicht geschlossen.
00:42:46: Also sie könnten ja sogar noch weitergehen.
00:42:48: Das ist jetzt nicht diese Woche passiert, aber wenn Sie sich anschauen, dass die Europäische
00:42:53: Kommission ja relativ schnell reagiert hat und dieses Riesenpaket schnüren will, was bis
00:42:58: zu 800 Milliarden schwer ist und den Staaten bei ihrer Verteidigungspolitik helfen soll,
00:43:04: dann streiten sich die Franzosen und die Deutschen darüber, soll man nur europäisch kaufen oder
00:43:07: auch bei Drittstaaten kaufen.
00:43:09: Also wir haben überall, haben wir Differenzen und Kakophonie.
00:43:15: Und da ist wenig von, wir ziehen an einem Strang und wir geben eine ganz klare Botschaft in
00:43:21: Richtung Moskau.
00:43:22: Wir reden ja viel über Abschreckung, und wie notwendig Abschreckung ist.
00:43:27: Und Abschreckung hat ja zwei Komponenten.
00:43:31: Das eine ist, ich brauche hier das Material, um abzuschrecken.
00:43:34: Also habe ich nicht die Panzer, die Mittelstreckengraketen usw.
00:43:37: Kann ich nicht glaubwürdig klarmachen, dass ich wirklich in der Lage bin, mich zu verteidigen.
00:43:42: Aber Abschreckung lebt ja noch viel, viel stärker von der Message, dass man bereit ist,
00:43:49: das auch einzusetzen, falls was passiert.
00:43:51: Und diese Message fehlt jetzt gerade.
00:43:54: Diese Message fehlt jetzt gerade.
00:43:55: Und wir sehen halt, weder gibt es Einigkeit zwischen den USA und den Europäern, noch
00:44:00: gibt es dann unter den Europäern Einigkeit über bestimmte Fragen.
00:44:04: Und das, was nach Moskau vermittelt ist, wird nicht wie der Herr Botschafter sagt, der
00:44:09: Militarismus, sondern eher Uneinigkeit in der Frage, wie geht man mit Russland rum?
00:44:14: Wenn ich das nur ergänze.
00:44:17: Ja bitte, bitte.
00:44:19: Es sind ja von mehreren Medien, sind ja diese Papiere gelegt worden, der Arbeitsgruppen,
00:44:26: die jetzt an einem Koalitionsvertrag arbeiten.
00:44:28: Und da war ja dieses Papier auch der Arbeitsgruppe Außensicherheits- und Verteidigungspolitik,
00:44:34: was eine sehr starke Präambel enthält, wo drin steht Russland ist der Gegner oder vielleicht
00:44:38: steht da sogar Feind drin, das weiß ich nicht.
00:44:40: Jobgegner.
00:44:41: Nur in dem Papier steht dann kein Wort darüber, wie man denn jetzt mit Russland umgehen soll.
00:44:46: Das ist auch so ein Punkt, wo man sagt, anscheinend gibt es da wenig Einigkeit gerade.
00:44:50: Was, wenn Russland gewinnt?
00:44:52: Die Frage will ich in dieser Folge klären mit Ihnen.
00:44:55: Aber dazu müssten wir vielleicht noch mal kurz uns klar machen, was hieße das eigentlich?
00:45:00: Wann hätte denn Russland gewonnen?
00:45:02: Also in meinem Szenario hat Russland dann gewonnen, wenn es die Territorien, auf denen
00:45:10: es jetzt gerade sitzt und die es illegal annektiert hat, vollumfänglich behalten darf.
00:45:16: Das sind die Territorien, die der Sondergesandte nicht auswendig wussten.
00:45:19: Genau, das sind die Vier.
00:45:20: Lohanskrim, Donetsk, Sapirischa und Herzorn.
00:45:24: Ja, genau.
00:45:25: Steven Whitkoff heißt der Mann.
00:45:28: Richtig.
00:45:29: Der zweite Punkt wäre, Russland hat dann gewonnen, wenn letzten Endes das Ziel erreicht, dass
00:45:35: es einen Wechsel in der Ukraine gibt.
00:45:38: Das ist ja ein russisches Ziel.
00:45:39: Die wollen ja mit Zelenskini verhandeln, die insistieren ja auf Neuwahlen, weil sie hoffen
00:45:43: dann, dass Informationen, Hybride, Kampagnen einen Einfluss auf diese Wahlen zu nehmen
00:45:48: und eine schwache Restukraine zu haben.
00:45:50: Genau.
00:45:51: Das ist schon mal ein massiver Gewinn für Russland.
00:45:54: Wenn Russland darüber hinaus noch erreichen sollte, was es will, dass in der Tat amerikanische
00:45:59: Truppen aus dem Baltikum, aus Polen und aus dem Kosovo abgezogen werden, dann ist der
00:46:03: Sieg sogar noch größer.
00:46:05: So, dann hat Russland gewonnen.
00:46:06: Das ist alles militärisch, haben sie dann gewonnen.
00:46:09: Heute habe ich das gehört, dass man über Neuwahlen in der Ukraine nachdenkt.
00:46:15: Ja, ich meine, momentan ist die Situation halt so, weil auch Trump Zelenski sozusagen
00:46:20: so disavuiert hat, dass Zelenski jetzt populärer als das in den letzten, keine Ahnung, im
00:46:24: letzten halben Jahr war.
00:46:25: Aber es ist nicht auszuschließen, dass bei der Frage Neuwahlen dann doch andere Kräfte
00:46:30: gewinnen.
00:46:31: Ja.
00:46:32: Und wie nah steht Russland dann jetzt davor, dieses alles zu erreichen und also zu gewinnen?
00:46:42: Es steht relativ nah davor.
00:46:44: Also, wenn wir sehen, was die Amerikaner ja bereits sozusagen im Vorfeld der Gespräche
00:46:50: gesagt haben, was sie bereit sind, den Russen zu geben, dann muss man sagen, das ist voll
00:46:53: umfänglich alles, was die Russen eigentlich in der Ukraine wollen.
00:46:56: So, dass Donald Trump jetzt ein bisschen, wie er selber sagt, angepist ist, weil er jetzt
00:47:02: realisiert, dass Russland diese Gespräche verzögert, heißt noch lange nicht, dass
00:47:06: man sich am Ende nicht doch einäckt.
00:47:08: Ja.
00:47:09: Der zweite Punkt ist, dass wir sehen, dass die militärischen Operationen, da muss man
00:47:18: genau hingucken, aber letzten Endes glaubt Russland doch immer von der Fortführung der
00:47:22: militärischen Operationen mehr territoriale Gewinne zu erreichen.
00:47:26: Und es gibt die Gerüchte, es gibt ein paar Bewegungen, die deuten auch darauf hin, dass
00:47:30: es demnächst eine größere, längere Offensive geben wird in der Ukraine selber.
00:47:36: Und wenn die Ukraine dann das Problem hat zu wenig Material und zu wenig Personal, kann
00:47:41: das sein, dass die Ukraine noch mehr Territorium verlieren wird.
00:47:44: Also, von daher, es sieht nicht schlecht aus für Russland momentan, muss man ganz einfach
00:47:48: so sagen.
00:47:49: Kann man einen Krieg eigentlich wirklich gewinnen in Anführungsstrichen, der ja immer furchtbar
00:47:58: viel Leid anrichtet?
00:47:59: Einmal will ich es gegenbürsten.
00:48:02: Ja, aus der Perspektive desjenigen, der Krieg führt, kann man Kriege gewinnen, wenn man
00:48:08: seine politischen Ziele erreicht.
00:48:09: So, und ich sage jetzt mal so, eine Regierung, die Moskv-freundlich ist in Kiev, plus 25
00:48:19: Prozent des ukrainischen Territoriums ist ein militärischer Gewinn für Russland.
00:48:23: Ja, man kann Kriege gewinnen.
00:48:25: Punkt.
00:48:26: Die Kosten sind manchmal sehr hoch, aber man kann Kriege gewinnen.
00:48:30: Ja, genau, Kosten.
00:48:32: Das klingt dann hässlich, aber ich verstehe, was Sie meinen.
00:48:36: Und ich verstehe auch, ich finde es auch gut, das zu benennen.
00:48:41: Ich habe mich bei der Folgenfrage zum Beispiel gefragt, was, wenn Russland gewinnt, dass
00:48:46: ich merkte, ich mag die Frage gar nicht stellen.
00:48:48: Die finde ich schon so hässlich und so bitter, dass man sich, glaube ich, lieber gar nicht
00:48:55: damit beschäftigen mag, weil man immer darauf hoffen will, dass Dinge gut ausgehen.
00:49:00: Das ist, glaube ich, menschlich und auch wahrscheinlich irgendwie ein guter Zug.
00:49:06: Aber es hilft ja nichts.
00:49:08: Also, das zu durchdenken, finde ich schon richtig, weil man dann vielleicht auch noch
00:49:12: was dagegen tun könnte oder sich rüsten könnte.
00:49:15: Das ist genau der Punkt.
00:49:17: Die Szenarien sollen ja dabei helfen.
00:49:18: Es ist ein hypothetisches Szenario, aber es denkt halt auf der Basis von Entwicklungen,
00:49:23: die wir jetzt sehen, Möglichkeiten vor.
00:49:25: Und wenn man diese Möglichkeiten jetzt realistisch erachtet, und deswegen gibt es ja dann ein
00:49:31: nicht-literarisches Nachwort in diesem Buch.
00:49:35: Man dient so ein Szenario ja auch dazu zu sagen, was muss man denn tun, damit es gar
00:49:41: nicht erst dazu kommt.
00:49:43: Und dann sind wir wieder, ich sage jetzt mal, in dem eher optimistischeren Bereich.
00:49:47: Also, ohne dieses Nachwort würde man sagen, oh Gott, wir werden alle sterben.
00:49:51: Aber das Szenario ist ja dazu da zu sagen, so kann es laufen, aber wenn wir nicht wollen,
00:49:55: dass es so läuft, gibt es auch Sachen, die wir tun können, dass das gar nicht erst eintritt.
00:49:59: Ein Punkt, den wir tun können, ist, dass eine Gesellschaft, so sagen Sie, es resilienter wird.
00:50:05: Wie stellt man es an?
00:50:07: Es gibt zwei Aspekte.
00:50:08: Es gibt natürlich einmal den Aspekt, an dem wird schon heftig gearbeitet.
00:50:12: Das ist so ein technischer Aspekt.
00:50:13: Also, wie härten wir unsere Systeme?
00:50:15: Wie schützen wir kritische Infrastruktur besser und so weiter und so fort?
00:50:19: Der viel wichtigere Aspekt für mich ist, wie kriege ich sozusagen einen Mentalitätswandel
00:50:24: bei den Leuten hin?
00:50:25: Und ich glaube, man muss sehr klar und deutlich machen seitens der Politik, dass unsere demokratische
00:50:35: Staatsform bedroht wird, und zwar von innen.
00:50:37: Dass es darum geht, letzten Endes unsere Demokratie zu schwächen.
00:50:42: Und das ist dem meisten Leuten nicht so bewusst.
00:50:45: Da mache ich am meisten Leuten keinen Vorwurf, weil wir sind auch alle aufgewachsen, also
00:50:49: nicht nur wir, sondern auch die Generation vor uns.
00:50:51: In einer Bundesrepublik Deutschland, in der Sicherheit, Stabilität und ich sage jetzt
00:50:55: mal im Längsschnitt einen immer wachsenden wirtschaftlichen Wohlstand gab.
00:51:01: Und wir haben darüber das Bewusstsein verloren, dass auch Demokratien sterben können.
00:51:07: Die Weimar Republik ist ja nicht deshalb gestorben, weil die Nazis so groß geworden sind, sondern
00:51:13: die Weimar Republik ist deshalb gestorben, weil es zu wenig Demokraten gab, die bereit
00:51:17: waren die Weimar Republik zu verteidigen.
00:51:18: Das hat sozusagen erst zu diesem Aufstieg der Nazis geführt.
00:51:22: Und ich glaube, man muss das Bewusstsein wecken, dass diese demokratische Staatsform bedroht
00:51:28: ist und dass diese demokratische Staatsform es wert ist, verteidigt zu werden.
00:51:31: Und ich meine mit Verteidigung nicht nur mit der Waffe an der Hand, an der Ostflanke,
00:51:37: sondern ich meine mit der demokratischen Staatsform, mit der Verteidigung auch im Gespräch mit
00:51:41: denjenigen, die wir alle irgendwie kennen und den bekannten Kreis vielleicht haben, die
00:51:45: anfangen an der Problemlösungsfähigkeit dieses demokratischen Verfassungsstaates zu zweifeln.
00:51:50: Und die dann auf so einem Weg sind entweder apolitisch zu werden, nicht zu wählen oder
00:51:56: an die demokratische Parteien zu wählen.
00:51:58: Ich glaube, dieses Bewusstsein muss geweckt werden.
00:52:00: Und das ist schwierig, aber es muss den Leuten klar gemacht werden, dass auch demokratische
00:52:07: Staatsformen bedroht sind.
00:52:08: Es gibt ja dieses hervorragende Buch, das heißt "Democracy Dies in the Dark".
00:52:12: Anders als bei autoritären Regimen, wo irgendwas passiert und dann innerhalb von drei Monaten
00:52:18: implodiert dieses autoritäre Regime.
00:52:20: Ich sterbe mir Demokratien daran, dass ihre demokratische Qualität in so ganz kleinen
00:52:24: hymopathischen Dosen immer mehr abnimmt.
00:52:27: Und irgendwann der Punkt da ist, dass wir dann keine freie Presse haben, dass wir dann keine
00:52:31: unabhängige Justiz haben, dann ist es zu spät.
00:52:33: Und dafür muss das Bewusstsein geschärft werden.
00:52:35: Vieles davon passiert in den USA.
00:52:37: Darüber haben wir hier in anderen Folgen auch schon gesprochen.
00:52:41: Manches davon schwappt rüber.
00:52:42: Rechtspopulistische, Rechtsextreme, Kräfte werden auch in Deutschland immer stärker.
00:52:47: Die haben genau das im Sinn, eine Demokratie von innen zu zersetzen.
00:52:52: Das sind Verfassungsfeinde, die wollen nicht, dass das gelingt, was sie sich vorstellt.
00:52:58: Nun bildet sich eine neue Regierung auch auf Basis kleiner Mehrheiten.
00:53:02: Da findet genau dieses Wahlverhalten und der Erfolg der Parteien seinen Ausdruck.
00:53:08: Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung?
00:53:12: Ein Wort Tempo.
00:53:14: Wir haben keine Zeit mehr.
00:53:16: Also ich finde schon es unerträglich, dass die so lange sondieren und verhandeln.
00:53:22: Wirklich? Das ist im Vergleich zu anderen Situationen gar nicht mal so lange.
00:53:27: Das ist richtig, aber wir haben auch eine exzeptionelle Situation.
00:53:30: Das komplette internationale Umfeld der Bundesrepublik Deutschland ändert sich.
00:53:35: Und zwar dramatisch.
00:53:36: Und wir haben eine handlungsfähige Regierung.
00:53:40: Aber Deutschland kann eigentlich die Rolle, die es einnehmen müsste, in so eine Situation,
00:53:44: nämlich in Europa mitzuführen, jetzt momentan gar nicht einnehmen.
00:53:48: Ich persönlich hätte gesagt, sie sollen sich auf einen Koalitionsvertrag einigen,
00:53:51: der ein Jahr hält, dann gehen sie in Klausur und verhandeln den für das nächste Jahr noch mal nach.
00:53:55: Aber ich hätte gerne sozusagen einen handlungsfähigen Kanzler,
00:53:58: Außenminister, Verteidigungsminister oder entsprechend in der weiblichen Form,
00:54:03: weiß es ja nicht, so schnell wie möglich gehabt,
00:54:06: damit Deutschland auf der internationalen Bühne Handlungsfähigkeit zeigen muss.
00:54:08: Und ich glaube, dass genau diesen Punkt,
00:54:13: die letzte Koalition hat auf diese Frage Resilienz keinen großen Schwerpunkt gelegt.
00:54:20: Die neue muss es tun.
00:54:22: Weil resiliente Gesellschaften sind ja auch die Voraussetzungen dafür.
00:54:25: Das muss man ja ganz einfach sagen.
00:54:27: Also nicht nur, dass man Demokratie verteidigt, aber es ist ja auch die Voraussetzung dafür,
00:54:31: dass die Streitkräfte, wenn es zu diesem Konflikt kommen sollte, was keiner will,
00:54:36: überhaupt ihren Job tun können.
00:54:38: Weil wenn Gesellschaften nicht bereit sind, die Kosten, die dann entstehen.
00:54:41: Und ich meine jetzt nicht nur die humanen Kosten im Sinne von Gefallenen und Verwundeten,
00:54:45: sondern da werden ja politische, ökonomische Kosten damit eingehen.
00:54:48: Bereits in Zutragen, dann werden diese Streitkräfte ihren Auftrag auch nicht erfüllen können.
00:54:53: So, und deswegen ist diese Resilienzfrage der Gesellschaft für mich ein zentraler Punkt
00:54:58: neben der Verteidigungsfähigkeit Europas.
00:55:01: Ein Hebel, um Resilienzfähigkeiten einer Gesellschaft wieder zu heben
00:55:07: und auch der deutschen Gesellschaft könnte ja die Werbpflicht sein.
00:55:11: Eine Art Dienstpflicht, ein wie auch immer gearteter Dienst an unserem Land und an seiner Gesellschaft, die darin legt.
00:55:20: Das ist im Moment ein Streitthema bei den Koalitionsverhandlungen.
00:55:23: Die CDU will die Aussetzung der Werbpflicht, die 2011 so beschlossen worden ist, beenden
00:55:29: und die Werbpflicht also wieder einführen.
00:55:32: Die SPD will bei der Freiwilligkeit bleiben.
00:55:35: Und über dieses erstmal schwer aufzulösende Gegeneinander
00:55:40: habe ich auch mit Annegret Kramp-Karrenbauer gesprochen,
00:55:43: was sie will und was sich mit den neuen Mehrheiten im Parlament überhaupt beschließen ließe.
00:55:49: Ich habe schon sehr früh gesagt, dass ich für ein verpflichtendes Dienstjahr bin,
00:55:58: in dem Frauen und Männer gezogen werden, in dem man sich aussuchen kann,
00:56:05: ob man sozusagen den Dienst an der Waffe macht oder im sozialen Bereich oder im umwelten Bereich, wie auch immer.
00:56:10: Weil ich glaube, dass neben den Auswirkungen auf die Bundeswehr direkt
00:56:16: die größte Auswirkung durch die Aussetzung der Werbpflicht,
00:56:20: unter anderem war, dass dieses Gefühl für,
00:56:24: ich habe auf der einen Seite als Staatsbürgerin und Staatsbürgerin Rechte,
00:56:28: aber ich habe auf der anderen Seite auch Pflichten.
00:56:30: Ich bin nicht nur Kunde dadurch, dass ich Steuern bezahle,
00:56:33: dass das sich auseinander entwickelt hat.
00:56:37: Und deswegen war mein Anliegen immer zu sagen,
00:56:40: nicht nur einfach Werpflicht, sondern wirklich ein Gesellschaftsjahr oder eine Dienstpflicht, für immer man das nennt.
00:56:48: Auch dafür bräuchte man eine Zweidrittelmehrheit, oder?
00:56:51: Auch dafür muss man das Grundgesetz ändern.
00:56:54: Das haben alle Verfassungsjahristen auch schon von Anfang an sehr deutlich gesagt.
00:57:00: Ich halte das auch für richtig, weil man darüber auch eine breite gesellschaftliche Debatte führen muss.
00:57:06: Und natürlich wäre der einfachste Weg jetzt zu sagen, wir lassen die Werpflicht wieder aufleben.
00:57:14: Das könnte man nämlich mit einfacher Mehrheit beschließen.
00:57:17: Das könnte man mit einfacher Mehrheit beschließen.
00:57:19: Es gibt ja auch ein Modell des jetzigen Verteidigungsministers,
00:57:24: das in etwa angelehnt ist an das Modell, wie es in Schweden praktiziert wird,
00:57:27: mit einem sozusagen alle Werden gemustert, aber nur ein gewisser Teil wird dann auch wirklich herangezogen.
00:57:35: Man könnte ja auch von der Methode einfach mal sagen, das probieren wir aus und sehen,
00:57:40: ob damit wirklich auch mehr Personal oder das benötigte Personal zur Bundeswehr kommt.
00:57:46: Und wenn man merkt, es ist nicht der Fall, dann muss man über weitere Schritte nachdenken,
00:57:51: was schlecht wäre, wenn man jetzt die Debatte führt, also auch jetzt in Koalitionsverhandlungen.
00:57:57: Entweder man macht so einen lauwarmen Kompromiss oder weil man sich nicht einigen kann,
00:58:00: legt man das Thema zur Seite.
00:58:02: Ich glaube, das ist ungeheuer wichtig, dass wir diese Resilienz im umfassenden Sinne denken
00:58:07: und auch organisieren in unserem Land.
00:58:10: Was meinen Sie, Herr Masala, was wäre das beste Modell?
00:58:14: Also es ist kein Geheimnis, dass ich schon in der letzten Legislatur für dieses schwedische Modell war.
00:58:21: Ich glaube, das schwedische Modell hat den Vorteil und das ist der Punkt, den ich gerne erreichen würde
00:58:26: in der deutschen Gesellschaft.
00:58:28: Also A. beruht es nochmal auf Freiwilligkeit.
00:58:31: Auf Pflicht und Freiwilligkeit.
00:58:32: Das finde ich eine interessante Kombination.
00:58:35: Genau, die Pflicht ist zur Musterung.
00:58:37: Das verschafft sozusagen einen Überblick über die Aufwuchsfähigkeit.
00:58:42: Also wir werden ja in einem militärischen Konflikt das Problem haben, dass, ich sage jetzt mal,
00:58:46: an die 200.000 Bundeswehrsoldaten da engolviert sein werden und nach sechs Monaten
00:58:50: wird ein Drittel von denen gefallen oder verbunden sein.
00:58:53: Das haben wir in der Ukraine gesehen.
00:58:55: Und dann müssen Sie diese Reihen auffüllen.
00:58:58: Dazu müssen Sie aber überhaupt wissen, wer ist dazu in der Lage.
00:59:01: Und diesen Überblick haben wir gar nicht.
00:59:03: Also deswegen ist eine verpflichtende Musterung, finde ich, gut für diese Aufwuchsfähigkeit.
00:59:09: Was mir da rein gefällt, ist genau der Punkt, wo ich sage, und das kenne ich ja aus meiner
00:59:15: eigenen Jugend, kaum jemand hat sich ja Gedanken gemacht über Frage Bundeswehr oder Zivildienst,
00:59:22: bevor er nicht den Einberufungsbescheid im Briefkasten hatte.
00:59:25: Nee, haben Sie nicht darüber nachgedacht?
00:59:27: Die meisten haben erst angefangen, als der Brief da war.
00:59:29: Also die wenigsten, die ich kannte, mich betraf es ja ähnlich, weil es Italiener war.
00:59:33: So, die wenigsten, die ich kannte, haben sich schon vorher darüber Gedanken gemacht,
00:59:38: ob sie Zivildienst machen wollten oder zur Bundeswehr gehen wollten.
00:59:41: Die meisten haben angefangen, dann, wo es Anstand gemuster zu werden und gegebenenfalls
00:59:46: eine Verweigerung zu schreiben.
00:59:47: Ich bin ja noch sozusagen aus den Jahrgängen, wo man das schriftlich begründen musste,
00:59:52: was sie machen sollen.
00:59:53: Sie sind 1968 geboren, will ich sagen, in Köln.
00:59:56: Ich bin 66 in Köln geboren.
00:59:58: Ich weiß, dass meine Schulfreunde, alles Männer, selbstverständlich, für Frauen gab und gibt es
01:00:03: keine Werbpflicht in Deutschland.
01:00:05: Das ist im Grundgesetz so nicht vorgesehen.
01:00:07: Die haben sich schon Gedanken gemacht und haben sich überlegt, was könnte das sein?
01:00:11: Und so.
01:00:11: Dann sind auch manche in Straucheln geraten, waren bei der Musterung, haben sich irgendwie
01:00:15: blödverquatscht, Bums, waren sie doch gezogen.
01:00:19: Dann haben sich Menschen für den Zivildienst entschieden, merken dann aber, dass es ein
01:00:24: super Angebot gibt bei der Bundeswehr, nämlich, dass du den Lkw-Führer einmachen kannst.
01:00:29: Die sind dann doch zu bunt.
01:00:30: Also ein großes Hin und Her, aber ein Umgang in meiner Erinnerung gab es schon.
01:00:35: Ja, aber das ist genau der Punkt.
01:00:36: Also egal sozusagen, aber jeder hat sich darüber Gedanken machen müssen.
01:00:39: Ja, genau.
01:00:40: Und den Punkt will ich wieder erreichen.
01:00:43: Ja.
01:00:44: Und da finde ich sozusagen, wenn man sagt, alle werden gemustert.
01:00:46: Oder alle angeschrieben.
01:00:48: In Schweden ist es ja so, alle 18-jährigen Frauen und Männer finden übrigens auch aus
01:00:53: feministischer Perspektive genau richtig werden, angeschrieben, müssen in Fragebogen beantworten.
01:00:59: In Drittel davon wird dann tatsächlich zur Musterung eingeladen und daraus treffen
01:01:04: dann Offiziere, so viel stehe ich es, eine Auswahl.
01:01:07: Fragen diese Auslese, ob sie denn überhaupt dienen wollen und 5-10 Prozent eines Jahrgangs
01:01:14: kommen dann eben freiwillig.
01:01:16: Genau.
01:01:17: Und wenn wir diese 5-10 Prozent eines Jahrgangs erreichen, dann haben wir schon sozusagen
01:01:21: das Problem zwischen der jetzigen Solstärke der Bundeswehr und dem, wie die Bundeswehr
01:01:27: eigentlich manchhaftsmässig aufgerüstet sein muss, dann schließen wir die Lücke schon
01:01:31: substanziell.
01:01:32: So.
01:01:33: Und das ist genau deswegen, bin ich für das schwedische Modell.
01:01:35: Also deswegen, ich will den Punkt, dass jeder sich einmal in seinem Leben Gedanken darüber
01:01:40: machen muss.
01:01:41: Das ist wie die Wiederspruchslösung bei der Organspende, so die hat übrigens dann nicht
01:01:46: geholfen.
01:01:47: Das ist nicht mehr Organspenderinnen und Spender jetzt, aber hier würde es ja anders dann.
01:01:53: Also wir haben ja 700.000 Kinder, die pro Jahr geboren werden.
01:01:57: Und wenn man jetzt sagt, wir machen das für Frauen und Männer, dann ziehen wir mal keine
01:02:01: Ahnung, 200.000 ab, die körperlich sowieso nicht in der Lage sein würden, einen Wehrdienst
01:02:07: zu machen.
01:02:08: Und dann haben wir vielleicht nochmal 100.000 Kinder, die keinen deutschen Pass haben.
01:02:11: Ja, dann sind wir bei 500.000.
01:02:13: Wenn wir da jedes Jahr davon 5 Prozent erreichen, traumhaft.
01:02:19: Ja, und ich glaube, dass wir 5 Prozent erreichen.
01:02:23: Und von diesen 5 Prozent bleibt dann auch noch ein Teil in der Bundeswehr hängen.
01:02:27: Das war ja der Vorteil des alten Wehrdienstes, wo die Leute reingegangen sind, die eigentlich
01:02:31: nur den Wehrdienst machen wollten und danach studieren wollten und über den Wehrdienst
01:02:34: dann aber in der Bundeswehr hängen geblieben sind und dort ihre Karriere gemacht haben.
01:02:37: Jetzt ist es anders, sagt die Werbeauftragte des Bundestags.
01:02:40: Da gibt es ganz viele, die ihren Dienst quittieren.
01:02:44: Ungewöhnlich viele.
01:02:45: Und das stellt ein Problem dar.
01:02:47: Wenn man Ehepersonalknappheit hat, kann man nicht auf die paar auch noch verzichten, die
01:02:51: dann sagen, nee, hab mich vertan, gefällt mir doch nicht, ich mach nicht weiter.
01:02:56: Und die Werbeauftragte des Bundestags sagt auch, dass die Bundeswehr, wie wohl sie das
01:03:02: Personalproblem hat, überfordert wäre jetzt mit zu viel Personal.
01:03:06: Nämlich mit zu viel jungen Menschen, weil das dafür keine Stuben gäbe, keine Kaserren.
01:03:10: Da fand ich gut, Annegret Kramp-Karrenbauer übrigens veröffentlicht mir das Interview
01:03:14: in voller Länge am Samstag, hat da gesagt, also ja, also das muss man auch irgendwie
01:03:19: dann hinbekommen.
01:03:20: Da war sie überhaupt nicht für zu kriegen, für das Argument.
01:03:24: Also da bin ich tendenziell bei Annegret Kramp-Karrenbau, weil die Frage ist ja sozusagen, wie lange
01:03:30: bild ich wofür aus?
01:03:32: Ja, und wenn ich jetzt sage, okay, ich will eigentlich auf Masse ausbilden, das heißt,
01:03:36: ich will, dass die Leute schießen lernen können, ich will, dass die Leute Meier schon machen
01:03:40: können, dann kann ich auch eine relativ große Zahl in einfach nur für drei bis vier Monate
01:03:45: da reinholen, die das dann sozusagen lernen und dann in die Reserve gehen.
01:03:48: Dann bleiben einige hängen und die bild ich dann richtig für die anderen Sachen aus.
01:03:52: Man kann mit Containerlösungen arbeiten.
01:03:54: Also, ich sag mal so, die Bundeswehr zeichnet sich durch eine Sache aus, wenn man ihren
01:03:58: Auftrag gibt, erfüllt sie den.
01:04:00: Und wenn man der sagen würde, ja, ab Oktober habt ihr 100.000 neue Leute, sorgt für die
01:04:07: und bildet die aus, würde die Bundeswehr das schaffen.
01:04:09: Ja, das muss man ganz einfach sagen.
01:04:11: Von daher bin ich da eher bei Kramp-Karrenbauer als bei Högel.
01:04:14: Aber es ist natürlich schon richtig, es gibt ein grundsätzliches Problem.
01:04:19: Wir müssen den Einsatzwert der existierenden Truppe höher und höher.
01:04:23: Sie haben Hübner zitiert, wir sind übungsfähig, aber sozusagen nicht einsatzfähig.
01:04:28: Diesen Einsatzwert müssen Sie erhöhen und den müssen Sie halten.
01:04:31: Und alles, was Sie in der Ausbildung machen, darf nicht zu Lasten des Einsatzwertes gehen.
01:04:35: Und diese Balance müssen Sie finden.
01:04:36: Einsatzwert ist, dass die kämpfenden Truppen zum Beispiel an der Ostflanke einsatzfähig
01:04:44: sind.
01:04:45: Dass die 180.000, die wir jetzt haben, 183.000 sind es diesen Monat, dass die letzten Endes
01:04:51: in ihrer Gesamtheit krigsfähig sind.
01:04:55: Und wenn da natürlich zu viel von denen Personal oder Material für die Ausbildung genutzt wird,
01:05:04: dann sinkt natürlich diese Einsatzfähigkeit der 180.000 oder 183.000.
01:05:08: Also da muss ich die Balance halten.
01:05:10: Deswegen kam Karrenbauer recht, weil man sagt, ja, also mit der Unterkunft und der
01:05:15: Stube, da kann man auch mit anderen Lösungen arbeiten.
01:05:18: Ja, auf der anderen Seite hat Högelrecht, dass wir die allgemeine Wehrpflicht, so wie
01:05:22: sie mal war und nur für Männer, nicht wieder komplett jetzt sofort einsetzen können, das
01:05:28: würde die Bundeswehr in der Tat überlasten.
01:05:30: Und dann kommt noch das Problem dazu.
01:05:32: Ich bin völlig bei Ihnen.
01:05:33: Ich finde sozusagen, alle Modelle müssten Männer und Frauen betreffen.
01:05:37: Aber mit dem neuen Deutschen Bundestag wird man diese Grundgesetzänderungen nicht hinbekommen,
01:05:43: weil ich nicht davon ausgehe, dass AfD und die Linke dieser Grundgesetzänderung zustimmen
01:05:50: würde.
01:05:51: Wobei es gibt Stimmen in der AfD, die sagen, sie sind dafür, dass auf Frauen zur Bundeswehr
01:05:55: gezogen werden.
01:05:56: Ich kann nicht sagen, ob das dann die Mehrheit ist, ob dann, wenn es zum Schwur käme, ob
01:06:00: das dann funktionierte.
01:06:02: Aber ich habe gerade Annegret Kramp-Kahnbauer gesagt, es müsse eben einfach eine große
01:06:06: gesellschaftliche Debatte stattfinden, darüber, dass das notwendig ist, so dass es dann vielleicht
01:06:11: doch funktioniert.
01:06:12: Ja, jetzt kommt aber mal ein Punkt.
01:06:14: Wann soll die denn und wie lange soll die denn?
01:06:17: Das habe ich auch dann gesagt.
01:06:18: Das dauert doch auch wieder alles ganz lange.
01:06:19: Also die letzte große gesellschaftliche Debatte, an der ich teilgenommen habe, wo es um Sicherheitspolitik
01:06:25: ging, war die Bewaffnung von fünf Drohnen.
01:06:28: Diese gesellschaftliche Debatte hat zehn Jahre gedauert und ist mit der Entscheidung abmoderiert
01:06:33: worden, dass sie nicht breit genug geführt geworden wären.
01:06:36: Also von daher, ich möchte da keine große breite gesellschaftliche Debatte, weil ich sage,
01:06:40: die nächste Regierung hat wenig Zeit und muss Tempo machen.
01:06:45: Konstruktiv drauf geschaut, wie ich das immer gerne zum Ende eines Podcasts eine Folge mache.
01:06:51: Wir haben über ihr Buch gesprochen, dass ein hypothetisches Szenario entwirft, das
01:06:57: aber auch dazu angetan sein soll, auf eine Art aufzurütteln, dass man sich klarmacht,
01:07:03: Leute, das ist gefährlich.
01:07:05: Man muss sich gefasst machen auf die und die Szenarien.
01:07:09: Man kann sie durchdenken und man merkt, sie sind erschreckend real oder eben genau aus
01:07:15: Anleihen gezogen, die die Realität ohnehin schon bereit gehalten hat.
01:07:19: Sie sagen, Gesellschaften müssen resilienter werden, neben allem was natürlich an Aufrüstung,
01:07:25: an Materialstärke, an Ausstattung und so weiter jetzt angeschafft werden soll, wofür ja auch
01:07:31: sehr, sehr, sehr viel Geld da ist.
01:07:33: Ich habe mich gefragt, gibt es ein gutes Beispiel?
01:07:38: Gibt es ein Land, in dem das gut gelungen ist?
01:07:41: Und ich bin dann wieder über den Hebel einer Werbpflicht, einer Dienstpflicht auf Finnland
01:07:46: gekommen und dachte, da scheint mir vieles gelungen zu sein unter diesen Prämissen,
01:07:53: über die wir gerade nachdenken.
01:07:55: Jeder findet zum Beispiel, er hat die Pflicht zur Landesverteidigung.
01:07:58: Finnische Männer sind vom Beginn des Jahres, in dem sie 18 Jahre alt werden bis zum Ende
01:08:02: des Jahres, in dem sie 60 Jahre alt werden verpflichtet, an der bewaffneten Verteidigung
01:08:07: Finnlands teilzunehmen.
01:08:09: Alternativ kann man auch einen Zivildienst machen.
01:08:12: Die Verteidigung können sich im Alter von 18 bis 29 Jahren für den Freiwilligen-Werdienst
01:08:17: bewerben.
01:08:18: Die haben also auch keine Werbpflicht für Frauen.
01:08:20: Anderswo gibt es das.
01:08:21: Dänemark führt es ein von 2026 an.
01:08:25: Und über 80 Prozent der Finnen befürworten dieses System, bei dem es dann natürlich
01:08:32: auch klar sehr, sehr viele Reservisten gibt, über die wir noch nicht gesprochen haben.
01:08:36: Die Werbpflicht ist damit Teil der finnischen Identität.
01:08:40: Ist es das?
01:08:41: Vielleicht ist das jetzt die falsche Anleihe.
01:08:44: Aber ist es das, was eine Gesellschaft, wie Sie es denken, resilienter machen könnte?
01:08:50: Das ist ein Teil.
01:08:51: Also Sie haben gerade Finnland erwähnt, die sind, was ihre Streitkräfte anbelangt,
01:08:54: sozusagen wirklich phänomenal.
01:08:56: Weil sie eine relativ kleine bestehende Streitkraft haben, aber eine Aufwuchsfähigkeit, die innerhalb
01:09:02: von 48 Stunden, glaube ich, auf eine Million Menschen kommt.
01:09:05: Also das ist wirklich unglaublich.
01:09:06: Man kann von Staaten wie Finnland, Schweden, Norwegen, auch Dänemark, kann man noch viel
01:09:10: viel mehr lernen.
01:09:11: Die haben nicht nur sozusagen diese Frage mit Werdienst, Werpflicht, ihre Streitkräfte
01:09:17: und Reserve.
01:09:18: Die haben ja auch alle Strategien, die sie Gesamtverteidigung nennen.
01:09:22: Da ist Wirtschaft, Gesellschaft, Militär aufs Engste miteinander verzahnt, um Krisenlagen
01:09:29: zu üben, um Krisenlagen zu meistern.
01:09:31: Die Schweden bereiten ihre Bevölkerung darauf vor, durch Übungen, aber auch durch Kommunikation
01:09:37: und Broschüren.
01:09:38: Wie muss ich mich eigentlich, und jetzt für die deutschen Zuhörer natürlich, Schweden
01:09:43: ist sehr nah dran, in Russland, wie muss ich mich eigentlich verhalten im Kriegsfall?
01:09:46: So, wie viel Essen brauche ich zu Hause?
01:09:48: Wie viel Wasser brauche ich zu Hause?
01:09:50: Wo sind eigentlich die zentralen Punkte, falls meine Heizung ausfällt, wo ich mit meinen
01:09:55: Eltern und meinen kleinen Kindern hingehen kann, wo es warm ist und die übernachten
01:09:59: können und so weiter?
01:10:00: Also, da gehen junge Internetunternehmen, also Mitarbeiterinnen von Internetunternehmen,
01:10:06: gehen in Schulen, um mit schon mit Grundschulkindern darüber zu reden, wie ich mit Informationen
01:10:11: im Internet umgehe, um die Resilient gegen das Informationen zu machen.
01:10:14: Wir können von den nordischen Staaten und teilweise von den baltischen Staaten in all
01:10:18: diesen Fragen unglaublich viel lernen.
01:10:20: Das sind wirklich sozusagen, wie nennt man das in der Wirtschafts-Best-Practice, für
01:10:24: resiliente Gesellschaften und sozusagen Armeen, die verteidigungsfähig sind.
01:10:29: Ja, da geht es ja auch nicht allein darum, sich auf einen Krieg zum Beispiel gegen Russland
01:10:35: oder von Russland das eigene Land angreift, vorzubereiten, was natürlich durch die Lage
01:10:42: auch Vinlands sofort vorstellbar ist, sondern es geht insgesamt um Krisenfälle, auf die
01:10:48: man sich vorbereitet.
01:10:49: Da sieht man dann, dass die so viel Schutzräume haben, noch mehr als die Einwohner haben,
01:10:57: 5,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hat Vinland, glaube ich, aber es gibt mehr
01:11:02: Platz für noch andere, die vielleicht zufällig im Land sind.
01:11:05: Das beeindruckt schon, muss ich sagen.
01:11:08: Und für mich habe ich immer das Gefühl, ich ängstige mich dann weniger vor Dingen,
01:11:14: wenn ich sie durchdrunken habe, wenn ich da irgendwas verstanden habe, wenn ich was geplant
01:11:18: habe, wenn ich eine Idee habe, wie ich mich dann verhalten soll.
01:11:22: Und ich glaube, das würde dazu gehören, dass man jetzt sagt, okay, wir haben eine neue
01:11:28: Zeit, unser Beider aufwachsen, dass mit dieser unbedingt positiven Zukunftserwartung einherging,
01:11:36: hat sich jetzt erstmal kurz erledigt, könnte sein, dass es wieder kommt, hoffe ich auch
01:11:41: drauf, aber im Moment ist es nicht so.
01:11:43: Ja, ich würde es andersrum formulieren, aber in die gleiche Richtung gehen.
01:11:47: Wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten, damit wir, wenn das Schlimmste eintritt,
01:11:51: vorbereitet sind, aber die Vorbereitung auf das Schlimmste hilft auch im Sinne von Abschreckung,
01:11:55: dass das Schlimmste erst gar nicht eintritt.
01:11:57: Deswegen sollte man nicht jetzt in so eine Stimmung verfallen, der Krieg kommt und es
01:12:00: ist eh alles egal, sondern einfach die Sache klassische Planung.
01:12:05: Wir bereiten uns darauf vor und über die Vorbereitung schrecken wir natürlich ab und
01:12:10: gleichzeitig ist die Hoffnung immer, dass er nicht kommt.
01:12:12: Aber das können wir nur, indem wir dem anderen signalisieren, der möglicherweise böse Intentionen
01:12:16: hat.
01:12:17: Versuche es erst gar nicht, es wird sich für dich nicht lohnen.
01:12:19: Was, wenn Russland gewinnt, war die Frage dieser Folge am Schluss?
01:12:24: Frag ich dann immer, wo stehen wir denn in dieser Frage in einem Jahr?
01:12:28: Ich hoffe wesentlich besser und weiter vor allen Dingen, was die Resilienz der Gesellschaft
01:12:33: anbelangt, als wir heute stehen, wo wir sprechen.
01:12:36: Redaktionsschluss für diese Folge war der 2.
01:12:39: April 2025, so gegen 19 Uhr.
01:12:42: Da haben wir nämlich noch die Eilmeldung mit Elon Musk aufgeschnappt.
01:12:46: Wir beide Carlo Marsala war bei uns.
01:12:48: Danke wirklich, das war sehr beeindruckend und hat uns glaube ich viel erklärt.
01:12:54: Danke schön.
01:12:55: Vielen Dank für die Einladung.
01:12:56: Die Redaktion haben gemacht Sven Knoblauch, Marie Steffens, Executive Producerin Marie
01:13:01: Schiller, Producer sind Maximilian Frisch, Patrick Zahn, Lukas Hambach, Sounddesign
01:13:06: Hannes Husten.
01:13:07: Wenn ihr bei uns Werbung schalten wollt, dann könnt ihr das gerne machen.
01:13:12: Wendet euch bitte an die Mitvergnügen.
01:13:14: Macht für uns die Vermarktung und das Ganze ist eine Produktion der Willmedia.
01:13:17: Dankeschön.
01:13:18: [Musik]
01:13:33: Vielen Dank, meine Damen und Herren.