Wie beginnt man ein neues Kapitel? Mit Christoph Kramer
Shownotes
Vom Profi-Fußballer zum Schriftsteller. Christoph Kramer hat sich in der Öffentlichkeit neu erfunden. Eine zweite Karriere gestartet. Ein neues Kapitel in seinem Leben aufgeschlagen.
"Das Leben fing im Sommer an" heißt sein erster Roman. Ein Spiegel-Bestseller - worüber sich Kramer als selbsternannter Tabellenmensch besonders freut. Noch während er bei Borussia Mönchengladbach spielt, schreibt er Abend für Abend über seine Jugend. Aus alten Tagebüchern, die er dafür aus dem Bankschließfach holt, zeichnet er eine Coming-of-Age-Geschichte.
Anne Will spricht mit Kramer darüber, wie ihm der Abschied vom Fußball gelungen ist. Wann ihm die Kabine besonders fehlt. Warum ihm Trauer hilft, noch schneller zu laufen. Warum er gut mit Druck umgehen kann. Und wie sein neues Leben als Schriftsteller aussieht.
Der Redaktionsschluss für diese Folge war Mittwoch, 30. April 2025, um 17:30 Uhr.
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WICHTIGE QUELLEN:
Christoph Kramer, Das Leben fing im Sommer an, Kiepenheuer&Witsch, März 2025 https://www.kiwi-verlag.de/buch/christoph-kramer-das-leben-fing-im-sommer-an-9783462007985
Kölner Treff mit Christoph Kramer, WDR5, 16.03.2025 https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-koelner-treff/audio-koelner-treff-mit-christoph-kramer-und-oliver-rohrbeck-100.html
Spiegel, Interview mit Per Mertesacker: "Die Sache mit dem Brechreiz, es ist das erste Mal, dass ich darüber spreche", 09.03.2018 https://www.spiegel.de/sport/per-mertesacker-von-arsenal-london-ueber-die-haerten-des-fussballerlebens-a-00000000-0002-0001-0000-000156211278?sara_ref=re-so-app-sh
IMPRESSUM Redaktion: Sven Knobloch
Executive Producerin: Marie Schiller
Producer: Patrick Zahn, Lukas Hambach, Maximilian Frisch
Sounddesign: Hannes Husten
Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH
Eine Produktion der Will Media GmbH
Transkript anzeigen
00:00:00: Nimm wir den unwahrscheinlichen Fall an jemand, kennt dich nicht.
00:00:03: Und frag dich inzwischen, was du beruflich machst.
00:00:07: Was sagst du dann? - Schriftsteller.
00:00:10: Schriftsteller. Das kennt ihr von den Lippen, ja?
00:00:12: Das hab ich mich gefragt, ob du das kannst.
00:00:15: Ich hatte lange Zeit Probleme mit meinem "Wording",
00:00:18: was ich bin, wenn mich jemand gefragt hat.
00:00:21: Also bin ich arbeitssuchend, rentner, was bin ich.
00:00:24: Und Schriftsteller hört sich irgendwie, klingt schön für mich.
00:00:28: (Ruhige Musik)
00:00:29: Politik mit Anne Will.
00:00:35: (Ruhige Musik)
00:00:36: Die nächste neue Folge unseres feinen Podcasts.
00:00:49: Herzlich willkommen dazu.
00:00:51: Ich freu mich total, dass ihr dabei seid.
00:00:53: Und freu mich auch, dass Christoph Kramer bei uns ist.
00:00:56: Ein TV-Experte, Podcaster und seit kurzem, wir haben's gehört,
00:01:00: Schriftsteller mit "Erstem Roman", der gleich ein Besteller ist.
00:01:04: Herzlich willkommen, Christoph. Freu mich total.
00:01:07: Ich freu mich auch sehr, vielen Dank.
00:01:09: Wie beginnt man ein neues Kapitel?
00:01:11: Darüber möchte ich gerne mit dir reden.
00:01:13: Dazu hätten wir jetzt auch auf die neue Bundesregierung gucken können,
00:01:17: um zu fragen, wie legt man neu los, wie kriegt man das hin?
00:01:21: Denn die puzzelt sich auch so langsam, personell zusammen.
00:01:24: Die nächste Woche ist sie komplett, dann passt das noch mal besser.
00:01:28: Heute will ich mit dir sprechen,
00:01:30: mit jemandem, also dem augenscheinlich ein Neustart gelungen ist.
00:01:35: Wie macht man das? Wie kriegt man das hin?
00:01:38: Will ich wissen, dass man sich beruflich quasi neu erfindet,
00:01:42: wie man so schön sagt, aber irgendwie kommt das ja auch hin.
00:01:46: Zumal dann, wenn man im ersten Teil der Karriere so erfolgreich war,
00:01:51: so sehr auch den eigenen Traum gelebt hat, wie du das gemacht hast
00:01:55: und damit auch eine derart intensive erfüllende Zeit hatte,
00:02:00: das wüsste ich gerne von dir.
00:02:02: Will so anfangen, wusstest du schon vor dem Sommer 2024,
00:02:07: wie du es anstellen würdest?
00:02:09: Ja, ich bin jemand, der schon irgendwie gerne in den Tag hineinlebt,
00:02:15: keine großen Ziele hat, weil ich in meinem Leben irgendwie gelernt hab.
00:02:19: Also egal, was ich mir für ein Jahr, für zwei Jahre,
00:02:22: für fünf Jahre vorgenommen habe oder diese halbphilosophischen Fragen,
00:02:26: wo will ich in fünf Jahren stehen,
00:02:29: ich hätte sie immer falsch beantwortet,
00:02:31: weil das Leben meines Erachtens unerwartbar ist
00:02:34: und eine krasse Aneinanderreihung von Zufällen.
00:02:36: Deswegen lebe ich gerne in den Tag hinein
00:02:39: und probiere, die Momente zu genießen.
00:02:41: Ich weiß aber auch, dass nach einer Fußballkarriere,
00:02:44: wie ich sie hatte, ganz, ganz viel Leben noch vor mir liegt.
00:02:48: Und deswegen wollte ich schon einfach was Neues machen,
00:02:53: mich neu erfinden, auch in einem neuen Bereich erst mal Fuß fassen.
00:02:57: Das war für mich und meinen Seelenfrieden auch sehr wichtig,
00:03:00: weil ich irgendwie wollte, dass ich mir vor allen Dingen beweise,
00:03:05: dass ich noch was anderes kann, außer Pölen.
00:03:07: Außer Pölen?
00:03:09: Also Pölen bei dir, wär mir jetzt nicht als erstes eingefallen.
00:03:12: Aber wenn du es so nennst, dann gerne.
00:03:16: Aber ich will dranbleiben, im Sommer 2024
00:03:19: wusstest du es da, was du machen willst.
00:03:22: Denn da zeichnete sich ja was ab.
00:03:24: Also du hattest noch Vertrag bei Borussia Mönchengladbach.
00:03:28: Du hättest weiterspielen können.
00:03:31: Auch wollen, wenn ich es richtig verstanden habe.
00:03:33: Es gab dann auch Angebote, freiliche erst im Winter,
00:03:36: aber die hast du nicht angenommen.
00:03:38: Aber da musst du was einsetzen, da musst du einen Plan fassen,
00:03:41: was jetzt kommt, oder?
00:03:43: Ich glaube, ich wusste es schon vor dem Sommer 2024,
00:03:46: dass jeder Mensch feiner Antennen hat,
00:03:48: wenn man spürt, was man nicht unbedingt erklären kann,
00:03:51: wenn etwas zu Ende geht.
00:03:52: Ich hatte das Gefühl, dass meine Zeit ein bisschen zu Ende geht,
00:03:56: obwohl ich noch Vertrag hatte.
00:03:58: Aber man muss auch immer irgendwie auf seinen Bauchgefühl hören,
00:04:01: weil ein das meistens nie enttäuscht.
00:04:03: Also dieser erste Instinkt ist meines Erachtens immer der Richtige.
00:04:07: Und deswegen hab ich irgendwie gespürt,
00:04:10: dass es langsam dem Ende entgegengeht.
00:04:12: Woran hast du das gespürt?
00:04:14: Ich kann es gar nicht so richtig sagen, es waren keine Aktionen.
00:04:18: Also natürlich hab ich weniger gespielt.
00:04:21: Und irgendwie merkt man das, wie Menschen auf einen reagieren,
00:04:24: wie sie mit dir umgegangen sind, wie sie dann mit dir umgehen.
00:04:28: Ich glaub, man hat da einfach ein Gespür für,
00:04:30: was man nicht unbedingt so erklären kann.
00:04:33: Und das hatte ich, ohne dass ich das an etwas festmachen kann,
00:04:36: oder ohne dass ich sagen kann, dass das auf jeden Fall so eintrifft.
00:04:40: Aber ich hab mich auf den Fall vorbereitet,
00:04:43: was ich treffen könnte.
00:04:44: Es ist dann eingetroffen.
00:04:46: Ja, auch ...
00:04:47: Ich hab da ja auch zugestimmt.
00:04:49: Es war eine Entscheidung von Borussia Mönchengladbach und mir.
00:04:53: Die traurig war, aber die im Endeffekt richtig war.
00:04:56: Und dann hatte ich so im ...
00:05:00: Boah, früher hab ich den in Schluss ...
00:05:04: Früher, 2024, hab ich den in Schluss gefasst,
00:05:08: dass ich ein Buch veröffentlichen möchte.
00:05:10: Also ich hab das Buch schon lange geschrieben.
00:05:13: Und ich habe im Frühjahr dann auch entschieden,
00:05:15: dass ich es veröffentlichen möchte.
00:05:18: Und das war dann so meine Eintrittskarte in ein neues Leben.
00:05:22: Mhm.
00:05:23: Aber um es zu verstehen,
00:05:25: du löst den Vertrag bei Borussia Mönchengladbach,
00:05:28: wie du sagst im Einfall mit dem Verein auf.
00:05:31: Doch vielleicht hab ich gedacht,
00:05:35: um ablösefrei noch zu einem anderen Verein wechseln zu können.
00:05:38: Du hast so was Ähnliches auch mal im Podcast
00:05:41: "Copper.ts" von Tommy Schmidt gesagt.
00:05:44: Da hast du gesagt, dieser Markt, Ü30,
00:05:46: der ist irgendwie nicht so richtig da.
00:05:48: Und du hättest die Situation falsch eingeschätzt,
00:05:51: sagst du dann da auch noch.
00:05:53: Und ich hab mich gefragt, wie kam das jemand wie du,
00:05:56: der sie so knallergut auskennt?
00:05:59: Wie schätzt er eine Situation falsch ein?
00:06:02: Also ich hätte gedacht, dadurch, dass ich kein Geld verdienen musste.
00:06:06: Also das hört sich jetzt ein bisschen blöd an,
00:06:09: aber ich war jetzt nicht mehr in der wirtschaftlichen Notlage,
00:06:13: keine Ahnung was, Situation, dass ich noch Geld verdienen musste.
00:06:16: Da hab ich gedacht,
00:06:17: dass mich viele Vereine noch als Spieler haben wollen würden.
00:06:21: Und das hab ich wirklich falsch eingeschätzt.
00:06:23: Also dieser Markt Ü30 als Spieler,
00:06:25: mich wollten viele Vereine haben,
00:06:27: so im Management oder in Richtung Trainer
00:06:29: oder irgendwie in den Verein einbauen.
00:06:32: Aber als Spieler tatsächlich nicht.
00:06:34: Im Winter hatte ich dann wieder Angebote.
00:06:36: Da hatte ich dann aber so viel Frieden mit dem Thema geschlossen,
00:06:39: aber im Sommer hab ich mich da einfach so ein bisschen verkalkuliert.
00:06:42: Also ich hätte noch weiter gespielt.
00:06:45: Und ich hätte nicht gedacht, dass es das Ende ist meiner Fußballtage.
00:06:49: Es war erst mal nur das Ende in Gladbach so angedacht.
00:06:53: Aber trotzdem hab ich mich dann relativ schnell
00:06:56: so irgendwie dann auch darauf besinnt und wirklich ...
00:07:00: Und das war mir wichtig, einen Frieden mit einer großen Liebe gefunden,
00:07:05: die ich mein ganzes Leben lang gemacht habe.
00:07:08: Und das ist, glaube ich, nicht so einfach.
00:07:10: Und ich hatte wirklich einen tollen Abschied aus der Vordertür.
00:07:14: Auf einem guten Level.
00:07:15: Also dieser Abschied, den ich hatte,
00:07:18: das darf man auch nicht unterschätzen.
00:07:21: Also ich glaube, dass wenn man so an eine Ehre zurückdenkt,
00:07:26: man hat so viele schöne Zeiten,
00:07:28: ich hatte so viele schöne Zeiten in Gladbach.
00:07:30: Aber der letzte Tag ist noch mal vom Gefühl her,
00:07:33: glaube ich, für das nächste Leben oder was dann kommt,
00:07:36: ist mir sehr prägend,
00:07:38: weil ich glaube, dass du mit dem letzten Gefühl lange gehst.
00:07:41: Und ich hatte ein letztes Gefühl, was mir ganz viel gegeben hat.
00:07:44: Also ich hätte mir keinen schöneren Abschied vom Fußball erträumen können,
00:07:49: als den, den ich hatte.
00:07:50: Und das hat mir dann hinten raus so viel Frieden gegeben,
00:07:53: dass ich sagen kann heute, und das sage ich wirklich,
00:07:56: dass ich sehr dankbar bin dafür, was mir der Fußball gegeben hat,
00:08:00: aber dass ich Frieden mit dem Abschied gefunden hab.
00:08:03: Wenn Leverkusen im Borussia-Park spielt, ist es das,
00:08:06: dass die Fans von dir Abschied nehmen und zwar alle Fans
00:08:09: aus beiden Vereinen, in denen du lange gespielt hast?
00:08:12: Ja, also irgendwie schon.
00:08:14: Also was ich dafür ne ...
00:08:15: Ich mag, ich find Abschiede schwierig, ich kann nicht so gut Abschiede nehmen.
00:08:19: Nicht nur im Fußball, sondern insgesamt, ich bin ein Mensch,
00:08:22: der kann nicht so gut Abschiede nehmen.
00:08:24: Ich merke auch, dass ich im Alter immer mal wieder so ein bisschen
00:08:28: mit den Tränenringe dann, wenn mir etwas wichtig ist
00:08:31: und ich mag auch nicht so dieses ganze Tamm-Tamm an Abschieden.
00:08:34: Und ich hatte einen Abschied, hätte ich ihn mir malen können,
00:08:37: hätte ich ihn mir so gemalt.
00:08:39: Also Leverkusen und Gladbach sind die einzigen beiden Vereine,
00:08:42: für die ich in der Bundesliga gespielt hab.
00:08:44: Ich hab beiden Vereinen wahnsinnig viel zu verdanken.
00:08:47: Und dann so ne, in dem Stadion, in dem ich so viel erlebt hab,
00:08:50: im Borussia-Park, voll schönes Wetter.
00:08:52: Und dann so ehrliche Standing Ovations, fünf Minuten,
00:08:56: das war wahnsinnig emotional, wahnsinnig schön.
00:08:59: Und da hat man noch mal so ne ganze Karriere vor Augen und denkt,
00:09:02: boah, den Leuten hat das echt etwas bedeutet,
00:09:04: was du so gemacht hast.
00:09:05: Und deswegen, das war schon ein ganz besonderer Abschied für mich,
00:09:09: den man nicht unterschätzen darf,
00:09:11: weil der letzte Tag mit dem Gefühl, mit dem man da geht,
00:09:14: das trägt man lange, lange noch mit sich.
00:09:16: Konservierst du so was? - Mhm.
00:09:19: So ein Gefühl.
00:09:20: Wenn du sagst, es ist so wichtig, ich brauch das,
00:09:22: du hast dich wahrscheinlich auch dann das eine oder andere mal zurück
00:09:26: erinnert, um zu sagen, genau, es war richtig,
00:09:28: das würde ich jetzt, auch so, als du es im Kölner Treff erzählt hast,
00:09:32: dieses Gefühl beschädigen, wenn ich jetzt mal anderswo anfinge,
00:09:35: dann wäre der Abschied nicht der Abschied gewesen,
00:09:38: sondern irgendwie ja so ein Zwischenschritt.
00:09:41: Aber das wäre ja dann auch irgendwie ein bisschen angeknabbert gewesen,
00:09:44: so hab ich dich verstanden. - Genau.
00:09:46: Ich finde, es ist immer wichtig,
00:09:48: wenn ich jetzt noch mal irgendwo zurückkehren würde,
00:09:51: dann hätte ich ein bisschen Sorge vor dieser Thematik,
00:09:54: dass die Leute das dann schon mal hören.
00:09:56: Es gäbe einen geilen Tag, wenn das bei Instagram verkündet werden würde,
00:09:59: das wäre noch mal cool, dann würde ich noch mal richtig viel Liebe bekommen.
00:10:03: Und dann wäre man dann so drei Monate spiel,
00:10:06: dann hätte ich ein bisschen Sorge davor, dass die Leute sagen,
00:10:09: Junge, wärst du doch besser da geblieben, wurde fast aufm Liegestuhl.
00:10:12: Da hätte ich ein bisschen Sorge vor gehabt.
00:10:15: Und deswegen, wie ich eben schon gesagt hab,
00:10:17: dieses letzte Gefühl ist, glaube ich, ein sehr entscheidendes.
00:10:21: Ich hab alles dem Fußball untergeordnet, der Fußball ist und war mein Ein und Alles.
00:10:26: Und wenn man dann da so den Deckel drauf macht,
00:10:29: mit einem Gefühl, was wirklich sehr, sehr, sehr, sehr,
00:10:32: einfach wahnsinnig schön war,
00:10:35: dann ist das, glaube ich, so der richtige Abschied
00:10:38: für etwas Großes in seinem Leben.
00:10:40: Heute ist der 30. April 2025.
00:10:44: Endphase Bundesliga in der Steckenwerk-Radis.
00:10:47: Eine super spannende Zeit, da kann noch ganz viel passieren.
00:10:50: Da kommt es richtig drauf an auf jedes Spiel, auf jedes Tor, auf alles.
00:10:54: Und du guckst das auch alles.
00:10:56: Mit Wehmut oder wie guckst du das?
00:10:59: Ähm, ich hab mich die Frage voll häufig gestellt,
00:11:03: weil ich tatsächlich traurige Momente hatte, wenn ich ...
00:11:06: So, ich hatte jetzt im Januar, war ich im Borussia-Park,
00:11:10: und da war Flutlichtspiel gegen Bayern München.
00:11:12: Und da hatte ich schon dieses Gefühl, boah Junge,
00:11:15: das wär so geil, wenn du da unten noch mal mit einlaufen würdest.
00:11:18: Und der Flussballer hat einfach eine Magie.
00:11:21: Und ich weiß, wie es ist, in diesem Spielertunnel zu stehen.
00:11:24: Das ist ein wahnsinnig schönes Gefühl,
00:11:26: obwohl es mit fortlaufender Karriere leider
00:11:29: wie alles im Leben so ein bisschen abstumpft.
00:11:31: Aber trotzdem ist es ein Gefühl, was man vermisst.
00:11:34: Ich hatte aber keine Lust, mein ganzes Leben lang traurig zu sein.
00:11:37: Und bin dann einfach so ein bisschen da rangegangen.
00:11:40: Man sucht sich ja irgendwie so mindsetmäßig,
00:11:43: das muss ja jeder für sicher rausfinden.
00:11:45: Ich gehe damit so um, dass ich sage,
00:11:48: ich bin froh, dass ich das erleben durfte.
00:11:50: Weil ich weiß, dass zu dieser Karriere,
00:11:52: die ich hatte, unfassbar viel Glück gehörte.
00:11:55: Und wenn ich dieses Leben ganz häufig lebe,
00:11:57: dann passiert das nicht so häufig, dass ich dieses Leben,
00:12:00: was ich gerade führe, lebe.
00:12:02: Und da bin ich wirklich, das sage ich nicht einfach nur so,
00:12:05: da bin ich wirklich sehr, sehr dankbar, dass ich das leben durfte
00:12:08: und erleben und erlebt hab.
00:12:10: Und dann kann ich mich jetzt nicht darüber beschweren,
00:12:13: dass es irgendwann mal vorbei ist.
00:12:15: Also, du kannst dich für eins von beiden entscheiden,
00:12:18: du bist ein Leben lang traurig, dass es vorbei ist.
00:12:20: Ich hab mich dafür entschieden, dass ich sehr dankbar bin
00:12:23: und dass auch wirklich so spüre in mir,
00:12:25: dass ich wirklich dankbar bin, dass ich das erleben durfte.
00:12:28: Ich finde super Einstellung, wenn man sie für sich hinkriegt,
00:12:31: ist es, glaube ich, so was von zufrieden machend und ausgleichend.
00:12:38: Das ist super.
00:12:39: Ich finde sowieso, dass zufriedenheit in unserer Gesellschaft
00:12:43: viel zu kurz kommt.
00:12:44: Also, wir sind ja immer, wenn wir irgendwas erreicht haben,
00:12:47: wir sind früher schneller weiter und wir sind nie zufrieden.
00:12:50: Und ich finde, dass zufriedenheit ein tolles Gefühl ist
00:12:53: und dass man, wenn man etwas geschafft hat,
00:12:55: dann ist zufriedenheit auch mein Ist-Zustand,
00:12:57: den man genießen darf und auch bewusst genießen sollte meines Erachtens.
00:13:01: Ja, finde ich auch.
00:13:02: Also, das Glückstreben, okay, verstehe ich auch.
00:13:07: Ich finde, aber glücklich zu sein, ist großartig,
00:13:10: bin ich auch wahnsinnig gerne.
00:13:12: Aber ich glaube, was man so ganz,
00:13:14: dass man so langbar sein kann, wenn es so als Grundzug bei einem bleibt,
00:13:18: ist zufrieden sein, sag ich für mich selber auch immer.
00:13:21: Ich hab dein Abschiedsvideo gesehen
00:13:24: und ich glaube, das haben ganz, ganz viele gesehen.
00:13:27: Das ist viral gegangen damals.
00:13:29: Das war der Tag, an dem du dich entschieden hast, rauszugehen, oder?
00:13:33: Ja.
00:13:34: Du wolltest, sagst du da in diesem Video,
00:13:36: und wer das noch nicht gesehen hat, das muss man unbedingt mal machen,
00:13:39: das kriegt jeden mich auch.
00:13:41: Du wolltest da nicht weinen, du tust das dann aber.
00:13:44: Und es reißt dich zum Teil richtig.
00:13:46: Du brichst aber nicht ab und du entscheidest dich auch nicht,
00:13:50: ein neues Video aufzunehmen.
00:13:52: Das wäre ja möglich gewesen, hast du aber nicht gemacht.
00:13:55: Hast du das überlegt oder warum hast du dich entschieden zu sagen,
00:13:58: nee, das hau ich jetzt raus?
00:14:00: Nee, also ich hab's nicht überlegt.
00:14:02: Ich wollte nicht weinen, das nimmt man sich ja irgendwie immer vor.
00:14:05: Dann sind die Tränen gekommen.
00:14:07: Das war fünf Minuten, nachdem ich meinen Auflösungsvertrag
00:14:10: unterschrieben habe.
00:14:11: Hab's auch ein bisschen unterschätzt von der Gefühlslage.
00:14:15: Muss aber ganz ehrlich sagen, also Tränen gehören zu mir,
00:14:20: gehören zu jedem Leben, zu jedem Menschen.
00:14:22: Und wenn man authentisch weint,
00:14:25: dann ist das, glaube ich, kein Problem.
00:14:28: Und jeder versteht diese Tränen.
00:14:30: Und wer sie nicht versteht, ist mir generell auch eigentlich ziemlich egal.
00:14:34: Ich hab in dem Moment geweint, weil etwas ganz Großes vorbeigegangen ist,
00:14:38: und ich das realisiert hab.
00:14:39: Und also ich schäme mich nicht für Tränen oder Gefühle von mir.
00:14:44: Kohiose ist das andere, das dann so bemerkenswert finden.
00:14:49: Die Zeit zum Beispiel, schreibt ein Artikel dazu, wo es dann heißt,
00:14:52: ich zitiere, "Ernahm sich die Freiheit bewusst,
00:14:55: öffentlich um sein Leben zu weinen.
00:14:58: Für diese Demonstration des Gefühls Muts,
00:15:01: hatte ich vorher noch nie gehört,
00:15:03: für diese Demonstration des Gefühls Muts gebührt ihm Respekt.
00:15:07: Sie ist nicht nur im Fußball besonders anruhrend.
00:15:10: Also, wir haben gerade gehört, du sagst,
00:15:13: nee, es war gar nicht so ein bewusster Moment, ganz normal für dich.
00:15:17: Eben hattest du auch gesagt, lustig, da sind, glaube ich,
00:15:19: schon alle losgerannt und haben sich gefreut,
00:15:21: wie alt ist Christoph Kramer eigentlich,
00:15:23: weil du sagst, es ist im Alter, weinst du mir?
00:15:26: Du bist bis 33.
00:15:27: Okay, aber irgendwie fällt es auf,
00:15:30: weil es mit dem Klischee des beinharten Fußballers bricht
00:15:35: oder mit dem Klischee von Männern, die nicht weinen,
00:15:39: was ist das wohl, dass man von Gefühlsmut spricht?
00:15:44: Ja, ich weiß gar nicht, ich verletze es in einer Talkshow,
00:15:47: ich bin sowieso gerade irgendwie viel in Talkshows wegen des Buches.
00:15:52: Und da hab ich es auch schon mal gesagt, also,
00:15:54: ich finde, das ist fälschlicherweise,
00:15:57: sind Tränen irgendwie eine Schwäche in unserer Gesellschaft,
00:16:02: was ja komplett falsch ist.
00:16:03: Also, ich meine das auch so und es ist auch so.
00:16:07: Also, nur starke Menschen können zu ihren Schwächen stehen
00:16:11: oder zu ihren Gefühlen stehen.
00:16:13: Und die, die nicht dazu stehen können
00:16:15: oder die, die das Gefühl haben, sie sind schwach,
00:16:19: wenn sie weinen oder sie dürfen keine Schwäche zeigen,
00:16:21: das sind ja die, die wirklich schwach sind.
00:16:24: Also starke Menschen, starke Charaktere haben kein Problem damit,
00:16:28: Gefühle zu zeigen, kein Problem damit, sich verletzlich zu zeigen,
00:16:31: weil es ja ganz normal ist.
00:16:33: Also, es gibt keinen Mensch auch in den Zeiten von Instagram.
00:16:36: Es gibt keinen Menschen auf dieser ganzen Welt,
00:16:38: der nicht verletzlich ist.
00:16:39: Und ja, also, ich würde nicht sagen,
00:16:42: dass mein Video ein Beispiel für Verletzlichkeit ist,
00:16:46: aber ein Beispiel für Gefühle.
00:16:49: Und ich bin, würde ich sagen, ein starker Charakter
00:16:52: und von daher kann ich zu meinen Gefühlen stehen
00:16:55: und ich kann auch weinen und finde das nicht schlimm.
00:16:59: Ich finde auch nicht, dass ich in diesem Video schwach wirke.
00:17:02: Ich finde, dass das etwas ganz, ganz, ganz normales ist.
00:17:05: Und ich möchte keinen Aufruf dazu starten,
00:17:07: irgendwie zu seinen Gefühlen zu stehen oder zu weinen.
00:17:11: Das soll jeder entscheiden, wie er möchte.
00:17:13: Aber ich möchte schon, hey, was ist denn ein Aufruf?
00:17:15: Aber ich finde schon, dass es in unserer Gesellschaft normal sein sollte,
00:17:19: sich verletzlich zu zeigen oder zu seinen Gefühlen zu stehen.
00:17:23: Weil das ist irgendwie normal, also, hab ich das Gefühl.
00:17:27: Voll, voll.
00:17:29: Weinst du da tatsächlich um dein Leben?
00:17:32: Denn das mochte ich schon an dem Zitat sehr.
00:17:35: Dann haben sich die Freiheit bewusst öffentlich um sein Leben zu weinen.
00:17:40: Weil du eben gesagt hattest, in dem Moment ist dir schon was klar geworden.
00:17:45: Auch, dass du den Moment eventuell sogar unterschätzt hast.
00:17:48: Ich weiß gar nicht, ob man das so verstehen kann,
00:17:52: wenn man kein Sport sein Leben lang gemacht hat.
00:17:55: Ich hab mein ganzes Leben lang davon geträumt, Fußball-Profi zu werden.
00:17:59: Das war ein Traum, der hat mich angetrieben, seitdem ich vier bin.
00:18:03: Also, wirklich mein ganzes Leben.
00:18:05: Dann hast du das endlich geschafft.
00:18:07: Und wenn du das dann geschafft hast, dann bist du wie im Rausch
00:18:10: und wie im Traum und du denkst dir jedes Mal,
00:18:12: ich hab mir so häufig gedacht, das kann gar nicht wahr sein,
00:18:16: dass du das geschafft hast.
00:18:17: Und das war so schön und so unglaubwürdig.
00:18:20: Und man hat während dieser ganzen Zeit nicht das Gefühl
00:18:23: dass es irgendwann mal zu Ende gehen könnte.
00:18:25: Da hat man irgendwie kein Gedanken dran.
00:18:27: Wirklich nicht? - Nee.
00:18:29: Also, ich weiß, dass es endlich ist.
00:18:31: Und auch im Frühjahr hatte ich das Gefühl, es könnte mal vorbei sein.
00:18:35: Aber es fühlt sich nicht nach ...
00:18:37: Ich probier grad ein Beispiel zu finden.
00:18:40: Also, man weiß jetzt zum Beispiel, dass der Sommer,
00:18:43: der jetzt gerade beginnt, irgendwann vorbei ist
00:18:45: und es wird irgendwann wieder kalt.
00:18:48: Dann stellt man sich darauf ein, dass das ein schlechtes Beispiel war.
00:18:52: Das ist keine Idee, wie es ist, nicht in einer Fußballkabine zu sitzen.
00:18:55: Und wenn du mich jetzt fragst,
00:18:57: ich finde, es sind ganz gruselige Gedanken,
00:19:00: obwohl ich es weiß und realisiert habe
00:19:02: und auch wirklich Frieden damit gefunden habe,
00:19:04: ich werde nie mehr in einem großen Stadion vor Fans spielen.
00:19:07: Ich werde nie mehr in einer Kabine sitzen.
00:19:10: Ich bin kein Fußballprofi mehr.
00:19:12: Das sind komische Gedanken, die noch nicht so richtig angekommen sind.
00:19:15: Und jetzt hab ich ...
00:19:17: Wie war denn die Eingangsfrage?
00:19:19: Ja, ob du da tatsächlich um dein Leben weinst.
00:19:22: Das hast du jetzt gesagt. - Genau.
00:19:24: Wenn das dann vorbei ist ...
00:19:26: Also, das ist dann mal wie in so einem ...
00:19:29: Dann fährt mal ganz kurz so ein kleiner Zug an dir vorbei,
00:19:33: weil das war die Stelle, wo ich mein Interview
00:19:35: für Gladbach zwölf Jahre zuvor gegeben habe.
00:19:38: Dann hat der Kameramann angefangen zu weinen.
00:19:41: Und dann merkst du mal ganz kurz irgendwie,
00:19:43: ey, das ist jetzt gleich wirklich vorbei.
00:19:45: Du hast etwas unterschrieben, wo du jetzt morgen ...
00:19:48: Du hast Sachen aus deinem Spind und du bist weg.
00:19:51: Und das war dann schon irgendwie ...
00:19:53: Hat dich mal kurz so ein bisschen ...
00:19:56: Auch einen kleinen Anflug von Panik vielleicht.
00:19:59: Wie schlägt man danach ein neues Kapitel auf?
00:20:01: Das will ich ja gerne von dir wissen.
00:20:04: Du hast diesen Schritt ja gegangen.
00:20:06: Du musst es dann alles zusammenpacken und was Neues machen.
00:20:09: Du hast es fast wörtlich genommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen.
00:20:13: Denn du hast ein Roman geschrieben.
00:20:15: Der heißt, das Leben fing im Sommer an,
00:20:18: das war eine kleine Geschichte.
00:20:20: Ich habe sie sehr gerne gelesen.
00:20:22: Coming of Age Geschichte, erster Kurs, erste Liebe.
00:20:25: Erster echt schlimmer Liebeskummer.
00:20:28: Und dann eine Nacht, die alles ändert.
00:20:30: Und in der das Leben beginnt, so ja auch der Titel,
00:20:33: das Leben fing im Sommer an.
00:20:35: Warum hast du diesen Roman als erstes geschrieben und keinen anderen?
00:20:39: Ähm ...
00:20:40: Also, das war schon immer so eine kleine Idee von mir,
00:20:43: diese Geschichte zu schreiben.
00:20:45: Ich habe wahnsinnig viel geschrieben in meinem ganzen Leben schon.
00:20:49: Ich hatte so einen kleinen, roten Faden schon irgendwie immer im Kopf.
00:20:53: Und ich wusste, dass ich in meinem Leben immer mal in Buch schreiben werde.
00:20:56: Das war ein Lebenstraum von mir.
00:20:59: Ich dachte, dass ich mir später erfülle.
00:21:01: Aber dann hat sich es irgendwie ergeben.
00:21:04: Und ich bin sehr glücklich, dass es sich so früh ergeben hat.
00:21:07: Das Buch beginnt damit, dass da vorab noch mal schnell steht,
00:21:10: "Die Handlungen und alle handelnden Personen sind frei erfunden.
00:21:14: Jekliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder realen Personen
00:21:17: wären rein zufällig."
00:21:19: Dann ist es aber so, es geht um den 15-jährigen Chris, so heißt er.
00:21:23: Der in der Nähe von Solingen aufwächst,
00:21:25: der Fußballprofi werden will,
00:21:27: der in diesem Sommer 2006, denn von dem sprechen wir,
00:21:31: bei Bayer Levekussen ausortiert worden,
00:21:34: ist der sich darüber ärgert, der enttäuscht, ist traurig,
00:21:38: ist er aber dranbleibt.
00:21:39: Und der 2014 Weltmeister wird ...
00:21:42: Das klingt jetzt als nicht so wirklich frei erfunden, oder?
00:21:45: Nee, also ...
00:21:47: Ich hab's schon ein paar Mal gesagt,
00:21:49: also von der Storyline her würde ich sagen,
00:21:52: ich kann's schwer in Prozente ausdrücken,
00:21:55: aber da sind schon deutlich fiktive Teile auch.
00:21:58: Also ich würd sagen, so drei Viertel, vier Fünftel sind wahr.
00:22:02: Und der Rest, also da gibt's auch schon wirklich fiktive Teile
00:22:06: und auch fiktive Figuren.
00:22:07: Zu dem Gedankengut, dass in diesem Buch verarbeitet ist,
00:22:11: das ist 100 Prozent, ich würd' ich sagen.
00:22:14: Schon, ne? - Ja.
00:22:15: Aber warum wolltest du, dass der 15-jährige dann Chris heißt?
00:22:19: Damit hast du diese lästige Frage provoziert,
00:22:21: das hat gesagt, wie viel ist du und wie viel ...
00:22:24: Also, wenn ich ... - Ist nicht autobiografisch.
00:22:27: Wenn ich ganz ehrlich bin, war das ein Marketinggrund.
00:22:31: Ach! - Mhm.
00:22:32: Weil halt dann viel diese Frage stellen.
00:22:35: Und ich ja dann auch am Ende so bin,
00:22:37: dass ich möchte, dass dieses Buch verkauft wird.
00:22:40: Und das ist ein Marketing technischer Sicht,
00:22:43: ist das der feinere Move.
00:22:44: Jetzt ist es raus. - Genau.
00:22:46: Das hatte eigentlich sonst keine ...
00:22:49: Also ich hätte den Protagonisten ja auch anders nennen können.
00:22:52: Aber ich hab mich dann für Chris entschieden.
00:22:55: Irgendwo hast du gesagt, selbst deinen Eltern hast du aber nicht gesagt,
00:22:59: was jetzt von dieser Geschichte wahr ist und was nicht wahr ist.
00:23:03: Ja, ich find das auch total charmant.
00:23:05: Das ist ...
00:23:06: Ja, in den Abschnitten, die der Roman beschreibt,
00:23:09: gibt es immer mal wieder eine Person,
00:23:11: die wissen könnte, ob es stimmt oder nicht.
00:23:14: Und ich halt, und ich sag's keim, und ich mag es,
00:23:17: Geheimnisse zu haben.
00:23:18: Und ich find dieses Geheimnis,
00:23:21: dass nur ich weiß, was stimmt und was nicht, irgendwie charmant.
00:23:24: Ja, dieser Chris jedenfalls ist ein Teenager,
00:23:27: eigentlich wie jeder andere auch.
00:23:29: Der weiß noch nicht, wer er ist, der sucht danach.
00:23:33: Der findet sich total uncool,
00:23:36: leidet unter den Pickeln, die er hat.
00:23:39: Insbesondere auf dem Rücken zieht deshalb das T-Shirt
00:23:41: im Schwimmbad nie aus, damit das niemand sieht
00:23:44: und ist in Debbie verliebt.
00:23:46: Das, wie er findet, schönste Mädchen der Schule,
00:23:50: wenn nicht der ganzen Welt.
00:23:52: Und ausgerechnet, die interessiert sich dann für ihn.
00:23:55: Gab's die in echt, die Debbie? - Ja, die gab's.
00:23:59: Und hat diese ... - War nicht nur laut mir,
00:24:02: das schönste Mädchen der ganzen Schule.
00:24:04: Wirklich? - Ja.
00:24:07: Würde ich schon sagen.
00:24:08: Und die hat sich, so schreibst du im Buch,
00:24:11: später dann tatsächlich auch noch mal gemeldet bei dir.
00:24:14: Ja. - Ja.
00:24:15: Und was total schön ist, aber da wollen wir jetzt nichts weiter verraten.
00:24:19: Denn du möchtest ja auch, dass der Roman gelesen wird.
00:24:23: Die Frau, die du geheiratet hast, die lernen wir auch kennen,
00:24:27: was auch eine irre schöne Geschichte ist.
00:24:30: Aber das verrat ich jetzt nicht.
00:24:33: Das Ganze ist ein Buch über die Liebe,
00:24:36: aber es ist eben auch und nicht zuletzt
00:24:38: ein Buch über den Wert von Freundschaften, glaub ich.
00:24:43: Denn Christ verbringt ein Großteil seiner Zeit
00:24:46: mit zwei sehr guten Freunden, mit denen er abhängt,
00:24:49: mit denen er alles besprechen kann, die immer da sind.
00:24:52: "Zalwo und Johnny" heißen die im Buch.
00:24:54: "Zalwo, mit dem bist du immer noch befreundet
00:24:57: und Johnny, der in Wirklichkeit anders heißt,
00:25:01: den es aber auch gab, der ist irgendwie verloren gegangen."
00:25:04: "Du schreibst in der Dankssagung,
00:25:06: dass du das niemals für möglich gehalten hättest."
00:25:10: Hat er sich jetzt bei dir gemeldet? - Leider nicht.
00:25:13: Das hätte ich nämlich fast gedacht,
00:25:16: dass das Buch irgendwie wie so ein kleines,
00:25:18: wie so ein Brief an ihn ist.
00:25:21: "Lacht auf, hätte ich auch ein." - Ja, ist das auch eigentlich.
00:25:24: Aber vielleicht hat er es auch nicht gelesen.
00:25:27: Ich weiß nicht mal, wo er steckt, keine Ahnung.
00:25:30: Indien hast du vermutet, Australien?
00:25:32: Der letzte Stand, aber der ist ewig her, also keine Ahnung.
00:25:36: Hattest du denn jemanden vor Augen,
00:25:39: für den du das Buch geschrieben hast?
00:25:42: Ähm, für meine Jugend.
00:25:43: Also ich ...
00:25:45: In meiner Jugend habe ich es nicht gesehen.
00:25:48: In meinem erwachsenen Leben habe ich es sehr deutlich gesehen,
00:25:52: wie viel Glück ich in meiner Jugend hatte.
00:25:54: Also nicht nur mit meinem Elternhaus,
00:25:56: mit dem ich wahnsinnig viel Glück hatte,
00:25:59: was man auch in der Jugend nicht sieht,
00:26:01: sondern mit der Erlebung, wenn wir ganz früh anfangen,
00:26:05: in der Postleitzzahl, in der ich aufgewachsen bin.
00:26:08: Also ich hatte so viel Glück in meinem Leben
00:26:11: und so viel Glück in meiner Jugend und so eine behütete Jugend.
00:26:14: Eine Jugend ist ja irgendwie ein Spiegelbild,
00:26:17: was du später für ein Mensch wirst.
00:26:20: Und ich habe keine, ich glaube, auf Holz, Traumata
00:26:24: oder keine schlimmen Erfahrungen in meinem Leben machen müssen.
00:26:28: Und für mich ist das normal.
00:26:30: Aber so verdammt viele Menschen,
00:26:32: die nicht so eine schöne Jugend hatten.
00:26:34: Und ich weiß, dass eine schöne, behütete Jugend,
00:26:39: die mit so viel Liebe ...
00:26:41: Ich bin mit so viel Liebe aufgewachsen,
00:26:44: mir hat es an nichts gefehlt.
00:26:46: Ich habe es nie gesehen,
00:26:47: ich habe es leider erst mal wachsenenalter gemerkt,
00:26:50: was das für ein großes Glück ist.
00:26:52: Und deswegen wollte ich über meine Jugend schreiben,
00:26:55: weil sie besonders für mich ist
00:26:57: und weil sie mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin.
00:27:00: Und ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:02: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:05: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:07: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:09: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:12: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:14: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:17: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:19: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:22: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:24: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:27: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:29: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:32: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:34: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:36: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:39: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:41: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:44: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:46: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:49: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:51: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:53: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:56: Ich weiß, dass ich das nicht so gut weiß.
00:27:58: Meine Eltern sind dann, wären es die beiden gewesen.
00:28:01: Das hätte ich in meiner Jugendherrich nicht gesagt.
00:28:04: Weil ich dachte, irgendwie sind ja alle so.
00:28:07: Aber meine Eltern sind schon besonders.
00:28:09: Meine Freunde sind besonders.
00:28:11: Der Hof, auf dem ich aufgewachsen bin,
00:28:13: der ist für mich sehr besonders.
00:28:15: Also ich hatte eine sehr glückliche und schöne Kindheit,
00:28:20: die mir einen sehr guten Staat ins Leben ermöglicht hat.
00:28:24: Und du schreibst lange schon.
00:28:27: Auch das reicht rüber aus der Jugend in deinem erwachsenen Leben.
00:28:31: Du schreibst seit du 13 bist, glaube ich, Tagebücher.
00:28:36: Was hat dir das gegeben und warum hast du es angefangen?
00:28:39: Schreiben war für mich immer so wie Meditation.
00:28:43: Also wenn ich ...
00:28:44: Ich hab total gerne geschrieben,
00:28:46: weil ich meine Seele so ein bisschen befreit habe.
00:28:49: Hört sich jetzt sehr philosophisch an.
00:28:51: Aber es war irgendwie so, wenn ich was ...
00:28:53: Wenn ich was aufschreibe, dann erleichtere ich mich damit wirklich.
00:28:57: Sprichwort von der Seele schreiben, das spüre ich wirklich.
00:29:00: Also ich merke, wenn ich etwas aufschreibe, geht es mir besser.
00:29:04: Es ist wie so ein Brief an mich selbst.
00:29:06: Und deswegen, ich halte für mein Leben das Tagebuch schreiben Gold wert.
00:29:11: Jetzt hab ich verstanden, auch beim Kölner Treffastus,
00:29:14: erzählt, dass du die Tagebücher sicherst,
00:29:16: dass die in Bankfächern liegen, damit die nicht wegkommen.
00:29:19: Dann geht es aber ja noch um ein bisschen was mehr.
00:29:23: Das befreit dich im Moment des Schreibens.
00:29:25: Und das aber auch aufheben geradezu.
00:29:27: Ja klar. - Sicher.
00:29:29: Also Erinnerungen sind ja alles, was wir haben.
00:29:32: Und es ist jetzt in der Vorbereitung auf den Romanen,
00:29:35: hab ich meine Tagebücher aus dem Jahr 2006 geschnappt.
00:29:38: Es ist so abgefahren, was man dafür Gefühle hatte.
00:29:41: Über was man sich Sorgen gemacht hat, was man für Probleme hatte.
00:29:45: Wo ich heute da sitze und denke, die Probleme hätte ich gern mal.
00:29:49: Und es war total spannend und total schön.
00:29:51: Es war so eine geile Zeit für mich, einfach so Briefe zu lesen,
00:29:55: was aus meinem ich, was 19 Jahre her ist,
00:29:58: was mich da umtrieben hat, was mich da angetrieben hat.
00:30:01: Das ist einfach schön.
00:30:03: Und es ist was anderes, wenn man sich da erinnert.
00:30:06: Oder wenn man wirklich was liest, was aus dieser Zeit stammt.
00:30:10: Das sind ganz zwei verschiedene Paar Schuhe,
00:30:12: weil Gefühle kann man so ein bisschen konservieren
00:30:15: und kann sich auch nachfühlen, was da so passiert ist.
00:30:18: Aber wenn man es liest, dann ist man direkt wieder so in der Zeit
00:30:22: und denkt so, krass, du warst so heftig in die Verliebten.
00:30:25: Du siehst es ja gerade, weil, also, ich kann mich daran erinnern.
00:30:29: Aber es zu lesen ist ein zwei verschiedene Paar Schuhe.
00:30:32: Ich hab das nie gemacht.
00:30:34: Ich hab nie Tagebuch geschrieben.
00:30:36: Ich wüsste auch gar nicht, ob ich das wollte.
00:30:38: Ich wüsste nicht, ob ich noch mal genau nachlesen wollte,
00:30:42: wie ich mich damals gefühlt habe.
00:30:44: Weil ich schon auch finde, dass das, was dann so drüber wächst
00:30:48: und was nur als bloße Erinnerung bleibt, die du in dir trägst,
00:30:52: auch von mir ist eine gefühlsmäßige Erinnerung.
00:30:55: Oder du hast ein Lied, unser Bums, dann weht dich was an
00:30:58: und dann hast du das plötzlich ...
00:31:00: Ich mag, glaube ich, eigentlich, dass das so unscharf ist.
00:31:03: Ich zum Beispiel auch hab eine glückliche Kindheit gehabt.
00:31:06: Keine Frage, da ist nichts, was ich weggeschieben will.
00:31:09: Aber ich mag eigentlich, empfinde es als tröstlich,
00:31:13: dass das auch irgendwie ...
00:31:14: Pfff, ein bisschen unscharf ist, weißt du?
00:31:17: Ich verstehe das.
00:31:19: Wobei, ich kann dir sagen, dass es noch schöner ist,
00:31:23: wenn man über dieses ...
00:31:24: Also, wenn man das unscharf, ein bisschen scharf macht
00:31:27: und dann darüber schmunzeln kann,
00:31:29: dann darüber lachen kann und denkt so,
00:31:31: wie geil war das denn früher, stimmt.
00:31:33: Daran kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern.
00:31:36: Und dass ich da wirklich so Sorgen und Ängste und Zweifel hatte,
00:31:40: also, man kann dann über diese Probleme schmunzeln.
00:31:43: Und es gibt dir für das hier und jetzt dann auch ein bisschen ...
00:31:47: Ja, Leichtigkeit irgendwie.
00:31:50: Weil ich mir voll häufig auch denke,
00:31:52: wenn ich, ich hab jetzt auch logischerweise so ein paar Probleme,
00:31:55: oder es fühlt sich mal etwas schwer an in meinem Leben.
00:31:58: Und dann denke ich mir, wenn ich mit 53 Romanen
00:32:01: über mein 34-jähriges Ich schreibe, also wieder 19 Jahre weiter,
00:32:05: dann werd ich genau das Gleiche denken,
00:32:07: was ich über den Sommer 2006 und über meine Tagebücher von damals denke.
00:32:11: Ich werd dann so denken, ja, das hat dich echt umtrieben,
00:32:14: und das gibt mir Leichtigkeit dann für meine jetzigen Probleme.
00:32:18: Ja, okay, verstehe ich.
00:32:19: Das relativiert dann manches, wenn man das irgendwie überlebt hatte.
00:32:23: Und dann zurückguckt, das versteh ich schon.
00:32:26: Manchmal finde ich alte Brief oder so was.
00:32:28: Aber wenn ich dann lese, wie ich da geschrieben hab,
00:32:31: ist mir so krass peinlich, wobei ich nachgedacht hab und dachte,
00:32:35: oh Gott, nee, also, es kann nicht wahr gewesen sein,
00:32:37: dass mich das so umgetrieben hat.
00:32:39: Und was ich aber peinlicherweise auch habe, anders als du.
00:32:43: Ich hatte diese Phase, wo ich schrieb,
00:32:45: und ich saß irgendwie mit total intelligentem Gesicht vor der Grasstapete
00:32:50: und dachte, wow, also an mir ist, glaube ich,
00:32:52: wirklich eine Schriftstellerin verloren gegangen,
00:32:55: um dann irgendwann zu verstehen, nee.
00:32:57: Also Qualität hat das ganz gewiss nicht, was ich hier schreibe.
00:33:01: Hast du gedacht, dass du das in dir hast
00:33:04: und musstest es dann irgendwie keine Ahnung rauskriegen,
00:33:08: indem man bei "Keep Moira & Witch" hingeht und sagt,
00:33:12: ich mach das mal bitte durch, kann ich mich damit zeigen?
00:33:15: Oder hattest du ein ganz sicheres Gefühl für deine Schreibe?
00:33:19: Ähm, also ich hatte keine ...
00:33:21: Ich hab schon das Gefühl gehabt, dass es sich gut liest
00:33:25: für meinen Ton in meinem Kopf,
00:33:27: weil ich da mit dieser Geschichte aber auch logischerweise
00:33:30: sehr viele Gefühle verbinde.
00:33:32: Und ich hätte dieses Buch auch zu Ende geschrieben
00:33:35: und ich hätte es auch genau so geschrieben,
00:33:38: wenn es nur für mich gewesen wäre.
00:33:40: Ich mochte es sehr gerne, aber wie das jetzt bei den Leuten
00:33:43: angekommen ist oder ankommt, das ...
00:33:46: das konnte ich nicht sagen.
00:33:48: Ich habe gehofft, dass es gut ankommt, hätte niemals gedacht,
00:33:52: dass es so ankommt, wie es jetzt angekommen ist.
00:33:55: Also wirklich, das gibt mir richtig, richtig, richtig viele
00:33:58: und ich bekomme richtig viele unfassbar viele schöne
00:34:01: ähm, herzzerreißende Nachrichten.
00:34:04: Ähm, aber das konnte ich gar nicht einschätzen.
00:34:07: Aber ich bin generell erst mal jemand,
00:34:10: der so von seinen Sachen überzeugt ist, die er macht.
00:34:13: Du warst Fußballprofi, das heißt, du warst auf Erfolg getrimmt.
00:34:19: Woran bemisst du jetzt den Erfolg?
00:34:21: Du hast von den Nachrichten gesprochen,
00:34:23: Bestseller-Listen, so was gibt's auch da.
00:34:26: Ja, erst mal ... - Hast du die eins erklappen?
00:34:28: Genau, also erst mal wollte ich Spiegel Bestseller,
00:34:31: Platz eins werden, diesen Orangenchen ins Sticker.
00:34:34: Ich hab mich krass viel damit beschäftigt,
00:34:36: dass ich mich nicht mehr auf die Senderin fange.
00:34:39: Was man da für Kriterien erfüllen muss,
00:34:41: was da alles in diese Liste reinzählt,
00:34:43: wie viel man ungefähr verkaufen muss in den Wochen.
00:34:46: Ich hab mich da schon echt durchgefragt,
00:34:48: weil es ist gar nicht so einfach, du kannst Chatchity-Dibiti
00:34:51: oder Google fragen.
00:34:52: Dir kann das keiner so richtig sagen.
00:34:55: Deswegen hab ich mich da wirklich, wirklich mit ganz vielen
00:34:58: nervigen Fragen, hab ich mich da rangepürscht an die ganze Nummer.
00:35:02: Weil ich natürlich ... ich kriege es nicht raus,
00:35:05: ich bin in der ersten Woche Spiegel Bestseller, Platz eins gewesen.
00:35:08: Wenn wir ganz ehrlich sind, sagt das ja nichts über das Buch aus.
00:35:12: Das war einfach ein gutes Marketing.
00:35:14: Ich bin froh, dass dieser Kleber da aufklebt.
00:35:17: Das ist für mich wichtig, weil ich in Tabellen denke,
00:35:20: ich will erster werden.
00:35:21: Deswegen war das für mich so wichtig.
00:35:23: Aber ich hab dann auch, das wusste ich auch schon vorher,
00:35:26: ich bin froh, dass ich immer noch auf Platz drei oder so bin.
00:35:30: Wir sind schon in Woche sieben, das ist auch ein Ritterschlag.
00:35:33: Ich hab noch nie in meinem Leben so viele Nachrichten bekommen.
00:35:37: Zu keinem Spiel, was ich in meinem Leben gemacht hab,
00:35:40: nicht mal zu meinem Glattbachabschied,
00:35:42: hab ich so viele Nachrichten bekommen,
00:35:44: wie gerade in dieser Zeit über dieses Buch.
00:35:47: Also, es geht wirklich weit in die Zehntausende rein.
00:35:50: Ich glaub, ich hab mittlerweile, keine Ahnung,
00:35:53: 30, 40.000 Nachrichten bekommen, also wirklich unfassbar viel.
00:35:56: Und ich bekomme ...
00:35:57: Und das sind jetzt keine Nachrichten,
00:36:00: sondern ich hab noch so viele Nachrichten bekommen.
00:36:03: Wo mir mal einer schreibt so, tolles Buch.
00:36:05: Sondern es nimmt sich jemand Zeit,
00:36:08: da schreiben die richtig lange Texte,
00:36:10: ich screenshotte mir gerade so viele Nachrichten,
00:36:12: weil sie mich berühren und weil sie mir viel geben.
00:36:15: Deswegen bin ich überglücklich, auch ein bisschen stolz,
00:36:19: dass es so gut ankommt und so viele Leute lesen
00:36:22: und auch richtig gut finden.
00:36:24: Das gibt mir wahnsinnig viele.
00:36:26: Und auch das hab ich unterschätzt,
00:36:28: weil ich nie zuvor gespürt habe, wie es ist,
00:36:31: Menschen mit einem Buch oder mit seinen Worten zu berühren.
00:36:34: Das gibt mir wahnsinnig viel.
00:36:36: Mhm. Du screenshottest Nachrichten.
00:36:39: Ja, klar. - Dann bist du schon wieder im Aufheben.
00:36:42: Ja, natürlich.
00:36:43: Ich find, wenn sich jemand die Mühe gibt
00:36:45: und schreibt mir so einen langen Text, wie er mein Buch findet,
00:36:49: da steckt ja auch so viele Gefühle drin.
00:36:51: Und das möchte ich auch nicht vergessen.
00:36:53: Irgendwann, ich werd mir die irgendwann mal alle ausdrucken,
00:36:56: und dann werd ich mir die in so ein kleines Büchlein kleben.
00:37:00: Weil die Mühe mache ich mir, weil es mir viel gibt.
00:37:02: Also mich macht das glücklich.
00:37:03: Und wo ist jetzt hier der Zusammenhang zu deinem Abschied von deiner Profikarriere?
00:37:09: Ich will nochmal erst mal sagen, du hast ja wirklich eine echt tolle Karriere hingelegt,
00:37:14: für alle, die es vielleicht nicht so drauf haben.
00:37:17: Du hast 271 Bundesliga-Spiele gemacht, du hast 12 Länderspiele gemacht,
00:37:21: du bist Weltmeister geworden, 2014 in Brasilien.
00:37:25: Du hast im Finale gestanden, das wissen wir alle,
00:37:28: werden auch nur die ersten 31 Minuten aber immerhin.
00:37:32: Und was würdest du insgesamt sagen? War das eine große Karriere?
00:37:38: Also für mich ja, also ich, das konnte ich auch in meinen Tagebüchern nachlesen.
00:37:43: Ich habe mir irgendwann mal als Ziel formuliert,
00:37:46: dass ich glaube, dass ich es schaffe, Drittligaprofi zu werden.
00:37:49: Das war damals noch die Regionalliga, ich habe in der Bihilie bei Foto Nolisselorf gespielt
00:37:53: und war immer bei dem Drittligateam, saß ich immer auf der Tribüne
00:37:58: und habe mir so gedacht, ja, das kannst du vielleicht auch schaffen.
00:38:01: Und das war immer so mein Ziel und auch mein Traum.
00:38:04: Alles was danach gekommen ist, also natürlich habe ich davon geträumt.
00:38:09: Also als ich neun war und du hättest mich da gefragt, wirst du mal Weltmeister?
00:38:13: Ich habe gesagt, ja klar.
00:38:14: Aber als ich dann so angefangen habe, realistisch zu denken,
00:38:17: mit, keine Ahnung, 16, 17, hätte ich gesagt, ja, wahrscheinlich nicht.
00:38:22: Aber ich probiere Drittligaprofi zu werden.
00:38:24: Und deswegen, also diese Karriere, die ich gemacht habe, ja, das war, ich hätte, ich hätte,
00:38:32: ich habe es nicht mal geträumt, weil es mir zum Träumen zu groß war.
00:38:36: Toll.
00:38:38: Um Fußball geht es im Roman nur am Rande, aber das, was du jetzt gerade beschrieben hast,
00:38:44: ich glaube, das ist ein Schlüsselmoment auch in deiner Entwicklung
00:38:47: oder später dann in deiner Karriere, das kommt ja schon vor.
00:38:51: Wenn ich denn hier annehmen darf, dass es alles so stimmt, Chris, die Figur Chris,
00:38:56: er wird bei Bayer Leverkusen aussortiert, was den wirklich, wirklich trifft und sehr traurig macht.
00:39:02: Aber im Moment geht es für ihn in diesem Sommer natürlich noch um ein paar andere Dinge.
00:39:08: Die haben wir schon angetippt.
00:39:10: Aber du hast an anderer Stelle gesagt in einem Interview und das bezieht sich jetzt auf deine Entwicklung
00:39:16: als Spieler auch auf deine Karriere.
00:39:19: Ohne diesen Sommer sagst du derzeit in einem Interview, hätte ich kein Profi werden können.
00:39:26: Warum? Weil du dann den Weg gehst, indem du zwei liegen runter zu Fortuna Düsseldorf gehst
00:39:32: und dich da findest?
00:39:34: Also ich glaube, dass es in jeder Jugend etwas braucht, wo man ein bisschen aufwacht,
00:39:41: wo man weiß, ey, du wirst nicht einfach mal eben so Profi. Man denkt das irgendwie.
00:39:47: Also das kann man heute keinem der 15-jährige Chris bei Bayer Leverkusen.
00:39:53: Der hat gedacht, ja, irgendwann werde ich vielleicht mal in einem großen Stadion spielen.
00:39:58: Der 17-jährige Chris hat gedacht, ja, bei Fortuna Düsseldorf, du wirst das irgendwann schaffen.
00:40:03: Und ich glaube, ich kann jedem 15-jährigen, der wirklich bei guten Vereinen spielt.
00:40:10: Also als ich mit 15 bei Bayer Leverkusen gespielt habe, dachte ich,
00:40:13: weil ich war der Beste in meiner Schulmannschaft, ich habe von überall nur Solop bekommen.
00:40:18: Ich dachte wirklich so, boah, Fußball, das ist mein Ding so, das könnte wirklich was werden.
00:40:22: Ich habe eine gute Chance.
00:40:24: Ich kann jedem sagen, also mit 15 ist man so weit weg von einer Profi, ja, das kann man sich gar nicht vorstellen.
00:40:31: Und man muss in seiner Jugend etwas entwickeln, was kein Talent, also so ein bisschen was anderes.
00:40:39: Und ich habe so einen krassen Ehrgeiz verspürt, weil ich dieses Gefühl haben wollte, sie haben mich rausgeschmissen
00:40:47: und ich brauchte in meinem Leben diese Genugtuung, das war ein Fehler.
00:40:50: Und da habe ich einen Charakter entwickelt, der ohne den wäre ich niemals Profi geworden.
00:40:57: Was ist es? Du bist brutal ehrgeizig geworden, hast du in irgendeiner Stelle gesagt.
00:41:02: Im Buch im Roman ist dieser Christ davon getragen, dass er aus Traurigkeit, aus Trauer was ziehen kann.
00:41:12: Da gibt es ein tolles Zitat relativ am Anfang, was mir aufgefallen ist.
00:41:16: Ich zitiere das mal, aber ich hatte gelernt, dass mir Trauer bei allem Schmerz auch immer Antrieb verlieh
00:41:22: und neue Perspektiven eröffnete.
00:41:24: Zumindest im Fußball war das so.
00:41:26: Mein Körper wandelte die Trauer erst in Wut und die Wut anschließende in Energie um.
00:41:32: Meine besten Spiele hatte ich gemacht, wenn vor etwas Trauriges passiert war, etwas, das mich enttäuscht hatte.
00:41:39: Zitat Ende.
00:41:40: So, dann war ich nicht sicher, ist es Traurigkeit, ist es Trauer oder ist es Trotz, der dich dann trägt?
00:41:47: Ich glaube, dass aus Traurigkeit, also aus Traurigkeit wird Trauer, aus Trauer wird Energie und auch so ein bisschen Trotz.
00:41:57: Und das hat mein Körper dann ganz gut vertragen.
00:42:00: Also ich weiß noch, ich hatte voll häufig Momente in meinem Leben, wo ich nicht mehr konnte, wo ich nicht mehr so richtig laufen konnte, wo ich kaputt war.
00:42:08: Und wenn ich an diesen Punkt gekommen bin, habe ich immer an etwas gedacht, was mich traurig macht, was mich enttäuscht hat, irgendwas Allzägliches, keine Ahnung.
00:42:18: Ich habe, hey, kann man im Roman, glaube ich, ganz gut nachlesen.
00:42:21: Also da gibt es so ein paar Momente, die ja jeder hatte.
00:42:23: Das mussten keine großen Sachen sein.
00:42:25: Aber irgendwas, was mich enttäuscht hat von anderen Menschen, was mich, irgendwas, was mich traurig gemacht hat.
00:42:30: Und dann konnte ich über diesen Punkt laufen, weil ich dann angetrieben war, weil Trauer in meinem Körper hat sich in Energie umgewandelt.
00:42:40: Und ich konnte dann wieder so, ja, habe einfach neue Energie bekommen und konnte dann über diesen Punkt, wo ich nicht mehr konnte, drüber gehen.
00:42:48: Interessant. Find ich wirklich interessant.
00:42:51: Hab ich heute auch noch. Also wenn ich, das ist, also ich sage mich über was, aber wenn ich, ich mach heute auch relativ viel Sport.
00:43:00: Und das ist auch voll, ist irgendwie voll bizarr, weil wenn man so im, es geht um nichts.
00:43:05: Also wenn ich im Wald laufen gehe, dann will ich mich immer selber schlagen.
00:43:08: Ich mache immer so 10 Kilometer Läufe und ich will immer meine Bestzeit irgendwie knacken.
00:43:12: Und wenn ich dann nicht mehr kann und ich an den Punkt komme, an dem ich nicht mehr kann, versetze ich mich in Szenarien, die mich eher traurig gemacht haben
00:43:20: oder enttäuscht haben. Und dann kann ich weiterlaufen. Also dann kann ich auch deutlich schneller laufen.
00:43:25: Dann habe ich so Hass und Wut in mir und das treibt mich an.
00:43:28: Und ich weiß, ich weiß in dem Moment, dass sie, dass sie weit in der Vergangenheit liegen und dass sie, ich habe damit auch abgeschlossen.
00:43:35: Aber trotzdem habe ich das so in mir.
00:43:37: Und trotzdem taugt es, um dich dann da über den Punkt zu bringen.
00:43:41: Wahnsinn. Sehr interessant.
00:43:44: Beim Schreiben, ich weiß gar nicht, hast du es da genauso gemacht, denn du fängst den Roman anzuschreiben, als du noch spielst.
00:43:51: Also trotz der Spiele, trotz des Trainings, sitzt du Abend für Abend am Schreibtisch und schreibst.
00:43:59: 500 Abende habe ich gelesen, war es vielleicht.
00:44:02: Du ziehst dann durch, wieder, genauso wie du es jetzt vielleicht über deine 10 Kilometer Läufe, aber sowieso auch über deine Karriere beschrieben hast.
00:44:11: Was hat dich da angetrieben? Was ist das?
00:44:14: Nur Spaß tatsächlich. Also da brauche ich, ich mache in meinem Leben eigentlich nur, also außer Laufen, das macht mir keinen Spaß.
00:44:20: Das mache ich, weil ich meinen Herz abtrainieren muss und gleichbleibende Pulsfrequenzen haben muss.
00:44:25: Deswegen muss ich mich da mal ab und zu anders in eine andere Motivationsschublade greifen.
00:44:30: Aber sonst habe ich das große Glück in meinem Leben, dass ich nur Dinge mache, die mir wirklich Spaß machen.
00:44:35: Und das Schreiben macht mir Spaß.
00:44:37: Und deswegen habe ich es geschrieben. Also ich brauchte jetzt nie so, ich muss mich da jetzt nie irgendwie kicken und mich in irgendwelche Szenarien reinversetzen,
00:44:45: dass ich Ärger jetzt bekommen zum Schreiben. Also ich hatte keinen Druck vom Verlag, ich hatte keinen Druck von mir geschrieben,
00:44:50: habe ich nur, weil es mir wirklich, mir hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, mich in diese längst vergesse Zeit zu katapultieren.
00:44:56: Und sollte dann der Roman, wenn du so willst, das erste neue Kapitel nach der Fußballkarriere werden?
00:45:05: Oder hast du es nicht für dich nicht hochgehangen und gesagt, das mache ich jetzt mal, dann sieht man weiter?
00:45:11: Ich habe es erst hochgehangen, als dann klar war, dass ich nicht mehr spiele.
00:45:16: Also vorher wollte ich es machen und es war auch gut, aber als ich dann so gemerkt habe, ich spiele nicht mehr.
00:45:25: Ist die Gefahr schon da? Gerade für mich habe ich diese Gefahr gesehen, dass man in echtes Loch fällt.
00:45:31: Und dann habe ich mir gesagt, so jetzt aber Roman mal richtig, Marketing ist king und mal richtig groß
00:45:36: und ganz viele Pressetermine, ganz viele Lesungen, ganz viel Roman, ganz viel mich an anderer Stelle beweisen,
00:45:45: weil ich mich bewusst ablenken wollte und bewusst einen vollen Terminkalender haben wollte.
00:45:53: Den hast du aber als TV-Experte, was du machst für das ZDF und Prime, hast du das ja auch, oder?
00:46:00: Reicht aber nicht?
00:46:02: Nein, also Prime ist alle zwei Wochen irgendwie, ZDF ist alle "You Will Thinks" gefühlt und dann hast du irgendwie.
00:46:11: Ja, ich habe schon ein bisschen was zu tun in meinem Leben, aber das waren wir jetzt nicht genug.
00:46:16: Also ich wollte bewusst mal mich auf einer anderen Seite beweisen.
00:46:21: Ich wollte auch bewusst nicht so viel über den Fußball nachdenken.
00:46:25: Ich wollte bewusst einen gesunden Abstand zu einem Geschäft haben und eine Draufsicht auf ein Geschäft bekommen,
00:46:32: in der ich die ganze Zeit Teil von war.
00:46:35: Das halte ich auch für sehr gesund und diese Zeit war dann jetzt und dass der Roman natürlich dann genau in diese Zeit fiel,
00:46:41: war natürlich gut von meinem Leben und von meinem inneren Instinkt gespielt.
00:46:48: Du schreibst schon am nächsten Buch und sowieso hast du ja mal anfangs gesagt, du verstehst dich auch jetzt als Schriftsteller.
00:46:54: Ja klar.
00:46:55: Wie machst du es? Schreibst du jetzt immer noch abends oder hast du so einen durchgetakteten Tag,
00:47:02: wo du sagst, von 7 bis 9 habe ich 10 Seiten geschrieben, danach lass ich es mal legen, dann gehe ich laufen, dann mache ich weiter?
00:47:09: Ne, ich schreibe gerade, gerade schreibe ich gar nicht, weil wirklich viel, viel, viel zu tun ist auch ein Learning für mein Leben.
00:47:17: Das war wirklich ein zu voller Terminkalender.
00:47:19: Ich habe auch eine richtig dicke Mandelnzündung bekommen vor 3 Wochen, weil es wirklich zu viel war.
00:47:24: Also wie gesagt, ich habe es dann auch so in meinem Kopf gedacht, Spiegelbeste der Platz 1 und dafür eine Mandelnzündung, ja nimmst du, also alles in Ordnung.
00:47:36: Also war wirklich alles okay, aber es war wirklich ein bisschen zu viel, deswegen schreibe ich gerade nicht,
00:47:41: aber es wird jetzt in übernächsten Monaten ein bisschen ruhiger mit mir und da habe ich diese romantische Vorstellung davon,
00:47:48: dass ich mir irgendwo bei Airbnb oder keine Ahnung, auf irgendeiner Seite so ein richtig romantisches Haus im Nirgendwo miete und da dann schreibe.
00:47:58: Da habe ich auch richtig Bock drauf.
00:47:59: Hab ich das richtig gelesen, das nächste Buch heißt "Die Wahrheit der Lüge".
00:48:03: Ja, also das...
00:48:05: Ein Sachbuch?
00:48:06: Ne, ne, es wird wieder ein Roman, diesmal zwischen 7 und 13 Jahren, ich schreibe auch nicht chronologisch, sondern eher in Szenen.
00:48:16: Ich bin mal gespannt, also ich bin gerade so ein bisschen dabei, ich habe schon so 60, 70 Seiten, baue gerade noch so 2 Figuren ein, also ja,
00:48:24: das sind jetzt so Sachen, die in meinem Kopf grad sind, aber die ich noch nicht zu Papier bringe und das mit dem Namen, man kann es nicht sagen, also das jetzige Buch,
00:48:36: das Leben fing im Sommer an, hätte bis vor 2 Tagen oder 3 Tage vor Abgabe hieß es, als ich ins Leben fiel. Also es kann sich auch schnell ändern.
00:48:46: Auch schön.
00:48:47: Hat schreiben für dich, habe ich mich gefragt, dieselbe Intensität wie Fußball spielen?
00:48:53: Eine ganz andere, eine ganz andere.
00:48:56: Ich spiele immer noch viel Fußball, weil Fußball ist etwas körperliches für mich, etwas wo ich so alle Emotionen...
00:49:02: Ich bin, glaube ich, ein sehr ausgelassener Mensch, aber wenn ich keinen Sport mache, dann kann ich schon mal so ein bisschen fikrisch werden.
00:49:07: Also ich brauche Sport und ich brauche auch Fußball in meinem Leben, ich spiele dieses Spiel einfach wahnsinnig gerne, mir macht das mega Spaß.
00:49:14: Schreiben hat auch eine Intensität, ich würde sagen, es ist eher ein Ausgleich. Also der Fußball oder Sport ist ein Ausgleich zum Schreiben und Schreiben einer zum Sport.
00:49:25: Und wie geht die Intensität von Schreiben? Ist es die tiefe Konzentration, die du dann fühlst oder sagen wir, der ist die Freude daran, dass deine Struktur aufgeht, dass du das richtige Wort gefunden hast, dass du weitergekommen bist?
00:49:40: Ja, dieses Gefühl, wenn man so einen geilen Satz geschrieben hat, da denkt man so ja, man, geil, das freut einen voll und es hat eine ganz eigene Intensität und das hätte ich niemals gedacht, wenn man so Figuren baut in seinem Kopf, die natürlich manchmal auch nah an der Realität sind, die aber auch teilweise erfunden sind, dann fangen die irgendwann an und das fühlt sich mega komisch an.
00:50:05: Das weiß ich auch, das hätte ich auch niemals gedacht, dann fangen die irgendwann an, so ein eigenes Leben in deinem Kopf zu führen und entwickeln dann so eigene Gedanken.
00:50:14: Ich weiß, dass das mega bizarr klingt, aber es ist so. Und das finde ich so intensiv und so cool zu erleben und zu sehen.
00:50:23: Und dann laufe ich die ganze Zeit Tag und Nacht mit so einem Stift um den Block rum und schreibt mir immer so Gedanken auf, das ist auch schon intensiv und schön. Man taucht halt in so eine ganz eigene Welt ab, ist manchmal für den Schlaf nicht so gesund, weil man nichts anderes denken kann und man hat immer noch mal die zündenden Ideen kommen ja immer, wenn man gerade einschlafen möchte.
00:50:44: Also das hatte auch schon eine Intensität.
00:50:47: Hast du einen Block neben dem Bett liegen und dann sofort aufzuschreiben?
00:50:50: Ja, klar.
00:50:52: Hast du Fußballspielen eingestellt, so wie du es jetzt für dich beschrieben hast? Du hast gesagt, es ist auch ein Ausgleich zu beschreiben, sowieso das ist das, was du wahnsinnig gerne machst.
00:51:02: Hast du das eigentlich immer geliebt und immer als leicht empfunden?
00:51:07: In der Zeit, wo der Roman spielt nicht, sonst schon.
00:51:12: In der Pubertät hatte ich mal irgendwie so ein Gefühl, dass ich mich nicht nur auf den Spaß konzentrieren konnte, sondern dass es dann auch, dann war es für mich viel Druck.
00:51:23: Ich war immer sehr aufgeregt, ich war auch nicht so mutig auf dem Platz.
00:51:27: Ich habe dann wirklich häufig abends im Bett und habe mir gedacht, da war es wieder, wir wollen jetzt nicht so fachlich werden, aber da hast du den Ball nicht gewollt, war es irgendwie wieder im Deckungsschatten und war es einfach nicht mutig auf dem Spielfeld.
00:51:39: Und das habe ich immer schon als sehr sinnlos empfunden.
00:51:42: Und dann habe ich mir damals mit 15 bestimmt zwei, drei Jahre immer wieder gesagt, hey sei mutig, du willst es nicht bereuen und in 10 Jahren weiß niemand mehr, was du heute hier gemacht hast.
00:51:55: Also genieß es einfach.
00:51:57: Und das habe ich mir immer sehr fest vorgenommen, das habe ich mir immer auf dem Platz auch wirklich in meinen Kopf immer so gesagt, in 10 Jahren weiß niemand, was du getan hast, in 10 Jahren weiß niemand mehr, was du hier getan hast.
00:52:07: Also sei jetzt einfach mutig und mach einfach.
00:52:09: Und das hat wirklich so zwei, drei Jahre gedauert und dann ist es wirklich durch dieses Einreden in meinen Kopf gekommen.
00:52:16: Und jetzt fühle ich das auch so und ich konnte meine Karriere, was dieses ganze Druck-Ding angeht, konnte ich sehr genießen.
00:52:25: Also ich habe es nicht so extrem gespürt.
00:52:28: Ich war auch, ich bin jetzt nicht so der Typ, der irgendwie Lampenfieber hat vor irgendwas.
00:52:31: Das kommt auf jeden Fall aus meiner prägendsten Zeit der Pubertät mit 15, dass ich auch wirklich genießen konnte.
00:52:42: Wahnsinn.
00:52:43: Das finde ich wirklich enorm, dass du das kannst und dass du dir das auch, wenn du so, wie du es beschreibst, dir das selber beibringen konntest.
00:52:50: Obwohl es sich nicht ganz fügt mit dem, was du ansonsten als Motivation nutzt, nämlich dass du dich auf diesen traurigen Moment besinnst, an einem Punkt, an dem du nicht mehr kannst.
00:53:02: Das klingt ja nicht so nachgenießen, oder?
00:53:04: Ja, also ich weiß ja wofür ich es mache.
00:53:07: Also da kommt einfach dieser Ehrgeiz in mir durch und ich weiß dann genau, dass ist jetzt der Kanal, den ich brauche, damit ich das Spiel gewinne, oder damit ich eine gute Leistung bringe.
00:53:17: Das habe ich beim Fußball spielen.
00:53:20: Hatt ich das vor allen Dingen in meiner Pubertät-Phase, das hatte ich jetzt später, hatte ich das nicht mehr so.
00:53:27: Da habe ich so ein bisschen aus und nach einem Belohnungsprinzip gearbeitet und habe gedacht, er jetzt nochmal Gas geben und dann kann sich gleich in eine kalte Wanne legen und hast du noch Premier verdient.
00:53:35: Also ich konnte und kann schon in meinem Leben genießen und mir war schon relativ früh in meinem Leben bewusst, dass es für mich nicht lebenswert ist, wenn man zu aufgeregt ist, wenn man zu viel Druck verspürt.
00:53:49: Das sind alles Sachen, die habe ich verspürt und die habe ich genauso gespürt und da habe ich mir immer gedacht, das macht keinen Spaß.
00:53:58: Also wenn ich irgendwo hinfahre und bin schon, kann die Nacht vorher nicht so gut pennen und dann geht es los und also ich war da Kind oder Jugendlicher und ich konnte es nicht genießen und das habe ich immer schon als nicht lebenswert empfunden.
00:54:12: Und wenn das in meinem Leben sich dann nicht irgendwann geändert hätte, hätte ich es auch glaube ich sein lassen.
00:54:19: Aber natürlich war ich, bin ich ein Mensch, der von Ehrgeiz zerfressen ist und deswegen wollte ich diesen Turnaround ja auch schaffen.
00:54:26: Ich wollte es genießen, aber trotzdem will ich gewinnen.
00:54:29: Also ich genieße auch nur, wenn ich gewinne, wenn ich erfolgreich bin.
00:54:33: Sonst fällt es mir auch schwieriger zu genießen.
00:54:36: Ich habe dich auch deshalb das gefragt, weil ich vor einer ganzen Weile ein Artikel im Spiegel gelesen habe, der damals Anfang März 2018 war, das sowieso stark beachtet worden ist.
00:54:48: Und mir seitdem muss ich sagen, nie mehr aus dem Kopf gegangen ist. Daran denke ich immer, wenn ich Fußball gucke oder wenn ich vor allen Dingen Länderspiele gucke, wo es dann auch schon Richtung, keine Ahnung, Halbfinale geht.
00:55:01: Und dieser Artikel handelt von deinem Freund und Expertenkollegen Per Mertesacker.
00:55:07: Und Mertesacker erzählt darin, der Spiegelkollegin Anke Windmann, was er bis dahin nie jemandem, nicht mal seiner Frau erzählt hatte.
00:55:15: Das erfahren wir alles in diesem Artikel, verlinken wir in den Show Notes.
00:55:19: Und zwar, das ist das Wort, was du auch schon benutzt hast.
00:55:23: Er erzählt da, welchen quälenden, krassen Druck er jeweils gespürt hat, wenn er spielte, dass er jedes Mal, so sagt er, da so vier, fünf Sekunden vom Anpfiff ein Brechreiz-Original hatte.
00:55:38: Er wird da zitiert im Artikel, dass er sagt, mir dreht sich der Magen um, als müsste ich mich übergeben.
00:55:44: Ich muss dann einmal so heftig wirken, bis mir die Augen tränen.
00:55:48: Und er hat es dann so gelöst, dass er den Kopf immer so zur Seite gedreht hat.
00:55:51: Er wusste ja, wo sind die Kameras, wo sind die Trainerkollegen.
00:55:54: Er wollte, dass das nie, nie jemand sieht, was da eigentlich los ist mit diesem sausoveren Innenverteidiger, bei dem du nicht angenommen hättest, dass der so was mit sich ausmachen muss.
00:56:07: Aber er hat dann offensichtlich, anders als du, kein Trick, keine Technik, kein Gedanken zur Verfügung gehabt, um das für sich umzuwidmen.
00:56:22: Mit diesem Druck, den er ja alle hatte, klarzukommen.
00:56:28: Also, ich klare, Druck hat jeder und jeder geht da mit anders um.
00:56:33: Ich finde, dass man irgendwann auch relativ früh einen Kanal finden muss, wo man das nicht mehr so verspürt.
00:56:41: Vielleicht muss man sich auch da professionelle Hilfe suchen, ich weiß es nicht.
00:56:46: Es ist ja nicht so einfach, also für Menschen, die jetzt keinen Kanal dafür finden und sagen, ich kann damit nicht umgehen,
00:56:54: weil für mich ist einfach dieses Druckding, ich kriege es nicht raus, oder sei es bei Menschen, die Prüfungsangst haben, die wir trotzdem irgendwann zur Prüfung müssen,
00:57:02: weil sie weiterkommen wollen in ihrem Leben.
00:57:04: Und kein Fußballer hört ja auf, wahrscheinlich, weil er sagt, ich kann mit Druck nicht umgehen, weil dieser Ehrgeiz und dieser Lebenstraum so übermand in seiner Seele sind,
00:57:16: dass man sagt, es ist mir, es ist alles egal, ich möchte das schaffen.
00:57:19: Dann ist das natürlich nicht schön und mir tut das auch voll leid.
00:57:23: Ich glaube, dass es das relativ häufig gibt tatsächlich.
00:57:26: Aber da kann man ja niemandem...
00:57:31: Ich habe damals etwas gefunden für mich, wo es funktioniert und das glaube ich in einem Alter, wo es noch funktionieren konnte.
00:57:36: Ich glaube, je älter du wirst, desto schwieriger ist es, diesen Turnaround zu schaffen.
00:57:40: Per Mertesacker sagt es ja im März 2018, also kurz vor Ende seiner gigantischen Karriere, nach 15 Jahren als Profi, nach 104 Länderspielen,
00:57:52: nach mehr als 200 Spielen in der Bundesliga, mehr als 150 in der Premier League, großartig, er sagt es kurz bevor er aufhört,
00:58:01: weil er das anderen mitgeben wollte.
00:58:04: Er hatte übrigens, das fand ich total wichtig, darf ich nicht vergessen,
00:58:08: als Bedingung für diesen Artikel hat er gesagt, das dürfe alles nicht weinerlich klingen, was er da sagt.
00:58:13: Denn natürlich sei er sich dem Privilegien seines Lebens absolut bewusst und genau er hat ja weiter gespielt,
00:58:19: er hat nicht aufgegeben, nicht aufgehört.
00:58:22: Und er sagt dann, dass er das ein bisschen auch wie, oder ich habe es so verstanden, wie ein Vermächtnis meint.
00:58:28: Er hat ja dann angefangen, ich weiß gar nicht, macht er das noch, die Nachwuchsakademie vom FC Arsenal?
00:58:34: Ja, und er hat dann dazu gesagt, dass das eben auch zu seinem Plan gehört, was er da vermitteln will.
00:58:42: Er hat gesagt, ich will das System angreifen.
00:58:45: Wir sind für die Jungs verantwortlich, die zu uns kommen.
00:58:48: Die dürfen nicht alles auf die Fußballkarte setzen, die Schule vernachlässigen.
00:58:53: Schließlich schaffte es eigentlich nur 1% von denen und die restlichen 99% sind dann zu, wiederum 60%.
00:59:02: Er hat das Akkada ausgerechnet, weiß nicht, wie er das hingekriegt hat, sind dann dauerhaft arbeitslos.
00:59:08: Fühlst du einen ähnlichen Auftrag, Kindern und Jugendlichen da was mitzugeben, ihnen klarzumachen?
00:59:14: Denn dein Protagonist in deinem Roman, der macht zum Beispiel seinen Abi.
00:59:20: Lass mir mal die mathematischen Künste vom Per Mathe das Akkada hingestellt, aber er ist ein wahnsinnig toller Mensch
00:59:29: und ich kriege ein bisschen mit, wie er in der Jugendakademie von Arsenal arbeitet,
00:59:34: was er für ein Verhältnis mit Spielern, mit Bratern, mit Eltern pflegt.
00:59:39: Also Per Mathe ist sicherlich ein Vorbild, was das angeht.
00:59:43: Und er hat dieses Interview, finde ich, top gespielt zu einer Topzeit und genau den richtigen Togen getroffen
00:59:50: und glaube, dass er damit auch genau das erreicht hat, was er erreichen wollte.
00:59:55: Was ich toll an ihm finde, ist, dass er es nicht einfach nur sagt, sondern dass er es dann auch wirklich in seinem Leben so lebt.
01:00:02: Und deswegen, also ich kenne ihn ja ganz gut und ich ziehe meinen Hut vor dem, was er tut.
01:00:08: Und das meine ich wirklich ernst, das ist ein ganz ganz ganz ganz ganz toller Mensch.
01:00:13: Und ja, also in meinem Buch ist es auch so.
01:00:17: Also ich würde jedem raten, dass man sich nicht unter Druck setzen lassen soll,
01:00:24: weil zu einer Fußballkarriere, du kannst so ärgerlich sein und du kannst so gut sein.
01:00:28: Es gab so viele Kinder, die hatten den gleichen Ärgerheit.
01:00:31: Es gab so viele Kinder, die waren besser als ich.
01:00:33: Aber ich habe es geschafft und ich habe es geschafft, weil ich zu richtigen Zeit am richtigen Ort war und das ganz oft.
01:00:39: Und weil ich einfach Glück hatte.
01:00:40: Und dieses Glück, das kannst du nicht erzwingen.
01:00:43: Das hast du oder das hast du nicht.
01:00:45: Und deswegen muss es einen Plan B geben und deswegen bin ich auch glücklich, dass meine Eltern, also die haben gesagt,
01:00:51: du kannst jetzt ein Jahr Fußball probieren, aber erst wenn du dein Abitur schaffst
01:00:55: und wenn du dein Abitur nicht schaffst, dann wirst du das nicht machen.
01:00:58: Du wirst dein Abitur machen.
01:00:59: Und die haben mich wirklich nicht zum Fußball geprügelt,
01:01:02: aber wirklich im wahrsten Sinne des Wortes zu Abitur.
01:01:05: Und das siehst du als Kind nicht, weil du denkst, du bist nah dran.
01:01:10: Du bist aber ganz weit weg und von daher, es ist gesund, nicht nur, dass du irgendwann einen Plan B hast,
01:01:19: sondern es ist vor allen Dingen gesund, auch als Jugendlicher, wenn du dich nicht auf den Fußball versteigst.
01:01:27: Wenn du das wirklich als dein Hobby siehst und du sollst ärgerlich sein und Gottes Willen, das ist das Allerwichtigste.
01:01:32: Und du sollst jeden Tag so viel Fußball spielen, wie es geht, auch das Wichtigste.
01:01:36: Aber du darfst in deinem Kopf nicht haben, wenn ich das nicht schaffe, dann ist mein Leben irgendwie vorbei.
01:01:41: Weil das ist krass ungesund.
01:01:42: Also man muss immer, ich finde es auch wichtig, dass man viele Interessen hat.
01:01:46: Weil viele Interessen fördern jedes einzelne Interesse nochmal mehr.
01:01:50: Weißt du, ich meine?
01:01:52: Also wenn du viele Interessen hast, ist das einzelne Interesse nicht so wichtig für dich.
01:02:00: Wenn ich jetzt alles auf Fußball setze, habe ich nur das Interesse Fußball.
01:02:04: Und dann mache ich mir automatisch viel mehr Druck, wenn ich aber Interesse Geschichte habe,
01:02:10: Interesse Kriminalpsychologie und Interesse Fußball.
01:02:14: Und ich kann so, ich habe Herzpunkt für alles drei, habe Interesse für alles drei, dann fördert es auch das Interesse des einzelnen Interesses.
01:02:23: Ist ein schwieriger Satz, aber ich glaube, du weißt, wo ich hin möchte.
01:02:26: Komm mit dir.
01:02:27: Weil du dann nicht so auf eine Sache versteift bist.
01:02:30: Und das fördert deine Leistung in dem jeweiligen Interesse.
01:02:34: Ja, wie du es gemacht hast, du hast es schreiben ja offensichtlich für dich parallel auch gehabt und auch irgendwie entwickelt.
01:02:41: Aber hast dich ja nicht voll drauf konzentriert, das hast du dann jetzt gemacht.
01:02:46: Ich habe mich auch nie so richtig volle Kanne auf Fußball in Anführungsstrichen konzentriert.
01:02:51: Ich habe es gemacht, weil es mir Spaß gemacht hat.
01:02:53: Natürlich war ich ehrgeizig aus der Hölle, wirklich.
01:02:56: Also wahnsinnig ehrgeizig und ich kann auch nicht verlieren, auch bis heute nicht.
01:03:00: Und das ist auch ein Grundtalent, ohne dass du es nicht schaffst.
01:03:05: Aber ich wurde von niemandem unter Druck gesetzt.
01:03:08: Und ich hatte auch nie das Gefühl in meinem Leben bzw. ich habe da gar nicht aktiv drüber nachgedacht.
01:03:14: Was ist denn, wenn ich es nicht schaffe?
01:03:16: Das war kein Gedanke von mir.
01:03:18: Dann werde ich ja halt keine Ahnung.
01:03:20: Der Lehrer bei der Deutschen Bank gemacht, wie meine Eltern.
01:03:22: So wäre scheiße gewesen, aber ja.
01:03:24: Ja, darauf hattest du ja genau gar keinen Bock, als du gingen.
01:03:27: Genau.
01:03:28: Ich will das üben, sich hoffe, dass du das nicht falsch verstanden hast.
01:03:32: Mich hat es auch wirklich beeindruckt, die Form und auch überhaupt das per März des Acker,
01:03:39: das damals gesagt hat.
01:03:41: Deshalb ist mir das nie wieder aus dem Kopf gegangen,
01:03:43: weil ich das in so wichtigen Beitrag fand.
01:03:46: Dazu, wie man, egal übrigens in welchem Feld, wie man mit Druck umgeht.
01:03:52: Aber natürlich ist klar, dass ein Nationalspieler, wie du es warst, wie er es war,
01:03:59: dass die einen Mega-Druck auf sich haben.
01:04:02: Wenn du weißt, die ganze Welt guckt jetzt zu, alle, alle, alle.
01:04:06: Und bei einem Innenverteidiger kann es natürlich immer sein,
01:04:10: wenn der ein Fehler macht, dann ist das ganze Spiel hin.
01:04:13: Das muss man erstmal aushalten können.
01:04:17: Aber ich glaube, man kann was draus lernen.
01:04:20: Wenn jemand wie er, der es wirklich weiß, dir sagen kann,
01:04:25: okay, geh um damit und mach's irgendwie.
01:04:28: Aber ich finde interessant, was du erzählt hast, wie du es anders löst.
01:04:32: Ich möchte vielleicht auch noch mal was dazu sagen,
01:04:34: weil das irgendwie kommt es so, kommt es so,
01:04:38: dass, also vielleicht hat man das Gefühl, dass ich sagen möchte,
01:04:41: dass Druck etwas ganz Negatives ist.
01:04:43: Das ist es nicht mal, finde ich.
01:04:45: Also ich glaube, das Erfolgsrezept von Pär März-Ackers Karriere,
01:04:49: das er nie einen Fehler gemacht hat in entscheidendem Situation,
01:04:51: ist, dass er Druck verspürt hat.
01:04:53: Es gibt manche Menschen, die müssen Druck verspüren,
01:04:56: damit sie große Leistungen bringen.
01:04:59: Manche, die Prüfungsangst haben, es kommt immer auf den Grad an.
01:05:02: Ob es gesund oder nicht gesund ist.
01:05:04: Wenn du Prüfungsangst hast, wenn du sehr aufgeregt bist,
01:05:07: dann bist du in den meisten Fällen auch perfekt vorbereitet,
01:05:10: weil dich die Angst ein bisschen dazu hintreibt.
01:05:13: Also Druck kann auch etwas sehr Positives haben,
01:05:16: aber man muss immer für sich entscheiden,
01:05:18: wann der Druck so groß ist, dass es ungesund ist.
01:05:21: Ja, stimmt.
01:05:23: Kommst du pünktlich? Bist du ein pünktlicher Typ?
01:05:25: Ja.
01:05:27: Ich verstehe nicht.
01:05:29: Wenn ich so, sagen wir mal, ich bin um 20 Uhr verabredet,
01:05:34: dann weiß ich ja, wo ich um 20 Uhr verabredet bin,
01:05:36: dann weiß ich ungefähr, wann ich losfahren muss.
01:05:38: Und dann verstehe ich nicht, wie man, also ich finde das gar nicht schlimm,
01:05:41: wenn jemand unpünktlich ist.
01:05:43: Ich verstehe aber nicht, wie man unpünktlich sein kann.
01:05:45: Ja, voll. Aber bei mir ist es so.
01:05:47: Also ich mache mir selber Zeitdruck zum Beispiel.
01:05:50: Ich mache mir jetzt mit dir ein Podcast auf,
01:05:52: sagen wir, heute war ich ganz früh fertig, tut mir gar nicht gut,
01:05:55: weil dann verliere ich so an Konzentration.
01:05:58: Aber eigentlich arbeite ich immer bis spitze auf Knopf.
01:06:02: Ich brauche den Zeitdruck.
01:06:04: Und weil ich von mir selber weiß, dass ich auch das versägen kann.
01:06:07: Ich bin auch schon ins Tagesthemenstudio gerannt,
01:06:10: da lief die blaue Uhr schon.
01:06:12: Und ich musste da echt sein.
01:06:14: Dann fiel ich vor die Kamera und war natürlich komplett atemlos,
01:06:17: weil das eigentlich nicht so die Tiptop-Vorbereitung ist,
01:06:20: dass du da erstmal hinrennen musst.
01:06:22: Aber was ich mache, ich kann mich besser konzentrieren unter Zeitdruck.
01:06:26: Hat mir eine Freundin mal gesagt, ja, ja, du lagerst die Verantwortung
01:06:30: aus an die Zeit, weil du es selber kriegst, du dich nicht sortiert.
01:06:34: Das fand ich total blöd von der.
01:06:36: Also was?
01:06:38: Also ich kann das gut für mich nutzen, Zeitdruck.
01:06:44: Und auch wenn dann eine Live-Sendung ist.
01:06:46: Ich kann das gut.
01:06:48: Und nehme das eigentlich als eine, oder hab's bis Dietes sagte,
01:06:51: als eine Stärke genommen.
01:06:53: Und dann hat sie mir halt voll deine Reingehau.
01:06:55: Und gesagt, nö, das ist kacke.
01:06:57: Es sind interessante Gedanken von deiner Freundin.
01:06:59: Ich würde jetzt eher sagen, du funktionierst einfach gut statt Zeitdruck.
01:07:03: Ja, würde ich auch sagen.
01:07:05: Also so friedfertig war ich auch mit mir ganz genau.
01:07:08: Ich will nochmal kommen auf, wie beginnt man ein neues Kapitel.
01:07:12: All das, die Fertigkeiten, die Antriebe, die wir angeguckt haben
01:07:18: und Zahlen ja drauf ein, wenn du neu loslegst.
01:07:22: Das macht im Übrigen auch gerade die neue Bundesregierung.
01:07:26: Beginnt ein neues Kapitel für unser Land.
01:07:28: Du bist ja hier aus Versehen in Politik-Podcast geraten.
01:07:32: Verfolgst du das eigentlich?
01:07:34: Ja, aber ich bin so ein richtiger, ich interessiere mich so für Politik.
01:07:40: Nicht so richtig.
01:07:43: Und wenn dann Wahlen anstehen, dann bin ich schon so,
01:07:46: boah, ich gucke mir jetzt diese ganzen Duelle an
01:07:49: und überlege mir, wen ich wähle
01:07:51: und lasse mich dann auch leiten von, was ändert sich,
01:07:53: wenn das und das passiert.
01:07:55: Und wenn das und das passiert, das finde ich dann auch spannend.
01:07:58: Aber jetzt so im alltäglichen Alltag nicht unmittelbar vor
01:08:03: oder nach einer Wahl gar nicht.
01:08:05: Du hast das auch, also da habe ich jetzt aber auch viel draus gezogen
01:08:10: im Kölner Treff gesagt, bei Mickey Beisenherz,
01:08:12: dass du dieses ganze, so sagst du, da Politikding eigentlich nicht mehr hören kannst
01:08:17: und die Leichtigkeit einer Fußballkabine, wo es genau nicht um Politik geht
01:08:22: und wo die Welt, wie du es da sagst, noch schwer in Ordnung ist,
01:08:25: dann doch vermisst.
01:08:26: Ist das also eigentlich deine Haltung?
01:08:30: Ja voll.
01:08:31: Also ich habe jetzt auch so ein paar Apps vor meinem Handy geschmissen,
01:08:34: wenn ich da die ganze Zeit hier den Putin sehe,
01:08:37: dann den Kim aus Nordkorea, den Trump,
01:08:40: dann bei uns dieses ewige Affentheater.
01:08:43: Da denkst du ja wirklich, es kann ja nicht wahr sein,
01:08:47: also da wird dir ja teilweise Angst um Bange
01:08:49: und du machst dir ja richtig Sorgen, wenn man sich damit dann beschäftigt,
01:08:52: dann hast du dann über Social Media Christen auch,
01:08:55: dann ist dann Algorithmus so, dass du zu viel mitbekommst
01:08:57: und du denkst ja wirklich die ganze Zeit, was vielleicht auch so ist,
01:09:01: aber du denkst ja wirklich die ganze Zeit,
01:09:03: Scheiße, unsere Welt und unsere Freiheit ist in Gefahr
01:09:05: und dann sind da 20 Tage, ist da alles nur wegen Zöllen
01:09:11: und ich finde das wahnsinnig
01:09:14: und ich möchte das gar nicht mehr konsumieren,
01:09:17: weil ich mir dann Sorgen mache,
01:09:19: weil ich eine Schwere in meinem Leben habe,
01:09:21: wo ich mir denke, ja, weiß ich jetzt auch nicht,
01:09:24: ob die so angebracht ist.
01:09:26: Also wenn ich jetzt vor vier Jahren denke,
01:09:29: was wir da alles gedacht haben, was passiert,
01:09:33: wenn Rot, Grün, Gelb an eine Macht kommt,
01:09:36: dann passiert das und das und das und das und das
01:09:38: und wenn die nicht an die Macht kommen, dann passiert das und das
01:09:40: und am Ende, wenn ich ganz ehrlich bin, bei mir jetzt
01:09:42: und ich weiß, dass ich als sehr privilegierter Mensch
01:09:46: da wahrscheinlich auch weniger von mitbekomme,
01:09:49: als andere Teile der Bevölkerung, das ist mir bewusst,
01:09:51: deswegen beschäftige ich mich auch nur am Rande damit,
01:09:54: dann denke ich mir immer, so viel ist jetzt nicht passiert
01:09:56: und jetzt sind wir wieder an einem Punkt,
01:09:59: wo ich mir denke, wo ich mir das erste Mal in Deutschland
01:10:02: so ein bisschen Sorgen mache
01:10:05: und einfach hoffe, dass die CDU und die SPD
01:10:08: das sie sich jetzt mal zusammenreißen
01:10:10: und also das ist jetzt total lässig, cool,
01:10:14: so oft blöd, mit gar keine Politikordnung von mir gesagt,
01:10:17: aber ich würde mich voll freuen, wenn sie sich jetzt mal zusammenreißen
01:10:21: und wenn das jetzt irgendwie mal so funktioniert
01:10:23: und mit funktionieren, mein ich, dass wirklich so
01:10:26: große Teile der Bevölkerung denken, ja, das ist mal eine Regierung,
01:10:29: mit der ich mich identifizieren kann,
01:10:32: weil sonst haben wir in vier Jahren mal ein wirkliches Problem,
01:10:35: ist mein Gefühl und deswegen würde ich mich freuen,
01:10:38: wenn jetzt jeder sein Ego mal ein bisschen hinten anstellt
01:10:41: und mal wirklich so handelt, dass das Volk zufrieden ist
01:10:45: und ich weiß, dass das voll der populistische Satz ist,
01:10:47: aber ich kann da nicht mehr zu sagen,
01:10:49: weil ich dafür keine fundierte Meinung habe,
01:10:52: aber ich habe das Gefühl, es wäre schön,
01:10:54: wenn sie sich jetzt mal wirklich am Riemen reißen
01:10:56: und zeigen, ey, das ist gut, dass ihr uns gewählt habt
01:10:59: und jetzt gehen wir mal zusammen in eine vernünftige Richtung
01:11:02: die Hoffnung macht.
01:11:04: Wie beginnt man ein neues Kapitel?
01:11:06: Darüber habe ich mit dir gesprochen.
01:11:08: Am Schluss einer jeden Folge frage ich immer,
01:11:10: wo stehen wir in der Frage in einem Jahr?
01:11:12: Jetzt frage ich aber lieber dich persönlich,
01:11:14: wo stehst du in dieser Frage,
01:11:16: der du ein neues Kapitel deines Lebens begonnen hast,
01:11:19: in einem Jahr?
01:11:21: Ich habe das Eingang schon beantwortet.
01:11:23: Ich finde diese Fragen schwierig,
01:11:25: weil egal, wann ich mir die Frage gestellt habe
01:11:29: oder wann ich zurückgedacht habe,
01:11:31: da hast du mir noch 5 und 6 Jahre gesagt.
01:11:34: Jetzt war ich ja nur bei einem Jahr.
01:11:36: Hättest du mir am 30. April 2024 gesagt,
01:11:40: also heute vor einem Jahr,
01:11:42: dass ich bei dir im Podcast sitze, seit acht Monaten kein Fußballmitspieler
01:11:45: und ein Spiegelbesteller Roman Platz 1 rausgebracht habe,
01:11:48: hätte ich gesagt, nee.
01:11:50: Also auf gar keinen Fall.
01:11:52: Und deswegen, das Leben, es ist wirklich von Zufällen geprägt.
01:11:56: Und ich lebe sehr gerne im Moment,
01:11:58: wenn du mich natürlich für diese Frage verhaften möchtest.
01:12:01: Nein.
01:12:03: Und ich etwas sagen muss.
01:12:05: Nein, überhaupt nicht.
01:12:07: Dann würde ich sagen, ich werde irgendwann im nächsten Jahr,
01:12:11: in welcher Funktion auch immer, in den Fußball zurückkehren.
01:12:14: Aber ich werde irgendwann im nächsten Jahr,
01:12:17: im Fußball zurückkehren.
01:12:19: Aber das ist jetzt wirklich hypothetisch.
01:12:21: Das muss ich gut anfühlen.
01:12:23: Also dann doch, Management oder Trainerstab
01:12:26: oder so, was du ja so hast du es eben beschrieben.
01:12:28: Zunächst nicht wolltest, obwohl du dafür Angebote gehabt hättest.
01:12:32: Ja, ich wollte erstmal, ich wollte eine gesunde Draufsicht haben,
01:12:35: bevor ich mich wieder ins Geltimmel stürze.
01:12:37: Das halte ich für sehr gesund und auch für sehr,
01:12:39: sehr, sehr, sehr wichtig in der Tat.
01:12:41: Und deswegen, ja, es ist mega hypothetisch.
01:12:44: Wenn du mich das so fragst, dann sage ich dann einfach mal so.
01:12:48: Es muss sich einfach gut anfühlen.
01:12:50: Und wenn sich was gut anfühlt, dann gehe ich durch die Tür.
01:12:53: Christoph Kramer, danke sehr.
01:12:55: Das hat mir großen Spaß gemacht, unser Gespräch.
01:12:58: Fand ich toll, dass du bei uns warst.
01:13:01: Hoffentlich kommst du irgendwann nochmal wieder.
01:13:03: Würde mich wirklich total freuen.
01:13:05: Danke schön.
01:13:06: Vielen lieben Dank.
01:13:07: Es hat mir auch großen Spaß gemacht.
01:13:09: Christoph Kramer war bei uns.
01:13:11: Wir hatten den Redaktionsschuss 30. April 2025.
01:13:16: Wir wissen nicht genau, was da in einem Jahr ist.
01:13:18: Lassen uns aber Tragenredaktion.
01:13:20: Hat gemacht Sven Knobloch, Executive Producerin Marie Schiller,
01:13:24: Producer Maximilian Frischpatrick, Zahn und Lukas Hambach,
01:13:27: Sounddesign Hannes Husten.
01:13:29: Wenn ihr übrigens bei uns Werbung schalten wollt,
01:13:31: dann könnt ihr euch gerne bitte an die mit Vergnügen,
01:13:34: wenn die machen für uns die Vermarktung
01:13:36: und das Ganze ist eine Produktion der Wehrmedia.
01:13:39: Danke schön.
01:13:42: [Musik]
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