Was wird Merz für ein Kanzler? Mit Mariam Lau

Shownotes

“Einsame Spitze” titelt Mariam Lau ihren Artikel über Friedrich Merz und das, was am 6. Mai im Bundestag passiert ist. Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte ist ein designierter Kanzler im ersten Wahlgang durchgefallen. Was ist da passiert? Wie einsam ist Friedrich Merz in seiner Koalition? Und was bedeutet das für seine Regierungszeit?

In dieser Folge sprechen Anne Will und die Politikredakteurin der ZEIT, Mariam Lau über die Frage: “Was wird Merz für ein Kanzler?”. Mariam Lau ist eine ausgewiesene Kennerin der CDU und hat Friedrich Merz gerade intensiv für ein Buchprojekt begleitet. Sie analysiert, warum es die Union nicht schafft, ihr Verhältnis zur AfD zu klären und, inwiefern der Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Linkspartei noch zeitgemäß ist.

Der Redaktionsschluss für diese Folge war Mittwoch, 7. Mai 2025, um 16:30 Uhr.

WERBUNG UND RABATTE:

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Politik mit Anne Will geht auf Live-Tour

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12.11. Leipzig

Tickets gibt es hier:

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WICHTIGE QUELLEN:

Die Zeit: Einsame Spitze, 07.05.2025

Bertelsmann Stiftung: Schlussbilanz zum Koalitionsvertrag der Ampel 2021–25, 05.05.20245

Bundesamt für Verfassungsschutz: Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die „Alternative für Deutschland“ als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein, 02.05.2025

DIE ZEIT: Die AfD wie jede Partei behandeln?, 02.05.2025

Phoenix: Wahl des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz und Vereidigung des Kabinetts, 06.05.25

Tagesspiegel: Erst Paris, dann Warschau: Umarmung für Europa: Merz und Macron wollen „Neustart“, 07.05.2025

Tagesschau: Union sieht mögliches AfD-Verbot kritisch, 05.05.2025

Tagesschau: Wen Merz ins Kabinett ruft - und warum, 28.04.2025

ZDF: Was nun, Herr Merz?, 06.05.2025

EMPFEHLUNGEN:

Mariam Lau: Merz - Auf der Suche nach der verlorenen Mitte. Ullstein, 2025.

IMPRESSUM

Redaktion: Sven Knobloch, Marie Steffens

Executive Producerin: Marie Schiller

Producer: Patrick Zahn, Lukas Hambach, Maximilian Frisch

Sounddesign: Hannes Husten

Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH

Eine Produktion der Will Media GmbH

Transkript anzeigen

00:00:00: Nehmen wir an, du müsstest es ein Lied auswählen für deinen Zapfenstreich. Was würdest du nehmen?

00:00:06: Puh. Da fallen mir so viele ein. In dem Schock von gestern Abend habe ich ungefähr sechs Mal hintereinander die Nationalhymne gehört.

00:00:14: Die Aufnahme von der Beerdigung von Helmut Schmidt.

00:00:21: Und das hat mich irgendwie sehr getröst, aber das könnte ich natürlich jetzt nicht als ...

00:00:27: Als dein Lied? Nein, mein Lied, das ist eigentlich eine sehr gute Frage, weil mir Musik so wichtig ist.

00:00:34: "A Love Supreme" von John Coltrane wäre auch eine schöne Sache.

00:00:40: Und vielleicht "Patty Smith's Because The Night" ...

00:00:46: Ja, das ist super. "Because The Night" ist super. Nehmen wir das.

00:00:56: "Politik mit Annel Will"

00:00:59: Hallo und hach zusammen. Freut mich total, dass ihr dabei seid.

00:01:13: Wir sind es nämlich schon wieder mit der nächsten neuen Folge unseres Podcasts in dieser Woche.

00:01:18: Freut mich, dass ihr uns heute vielleicht auch zuschaut.

00:01:22: Wir haben uns ja gestern schon mit dem Stolper-Start von Friedrich Merz ins Amt des Bundeskanzlers beschäftigt.

00:01:28: Das ist, wie ich finde, eine ganz kurzweilige Folge geworden mit Dennis Ratke, dem Chef der CDA, der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft,

00:01:37: dem Arbeitnehmerflügel der CDU. Und ich bin sicher, dass diese Folge mindestens ebenso kurzweilig wird.

00:01:43: Denn Mariam Lau ist zu Gast, gehört zur Politikredaktion der Zeit, hat da die Schwerpunkte CDU und In-Politik,

00:01:52: kennt sich also sehr, sehr gut aus. Ich lese sie auch wahnsinnig gern.

00:01:56: Und sie legt jetzt auch noch ein ganzes Buch über Friedrich Merz vor.

00:02:00: Das wird am 23. Mai erscheinen. Auch darüber werden wir sprechen.

00:02:05: Was wird Friedrich Merz für ein Kanzler?

00:02:08: Darüber will ich in dieser Folge mit ihr nachdenken und ich sage herzlich willkommen, Mariam Lau.

00:02:13: Ich freue mich sehr, hier zu sein.

00:02:15: Ja, ich freue mich auch, dass das jetzt mal klappt.

00:02:17: Das hatte ich wirklich schon ganz lange vor, weil ich in der Tat sehr gerne deine Artikel lese, bei denen mir immer wieder auffällt.

00:02:25: Du stellst niemanden vor, dafür ist niemanden ein, in einem Artikel ohne einen kleinen Hinweis auf dessen Biografie zu geben.

00:02:33: Das stimmt, oder?

00:02:34: Ja, das ist mir total wichtig, wo Leute herkommen, wie sind die von A nach B gekommen, auch politisch. Stimmt.

00:02:41: Also das machst du nicht zufällig, sondern das nimmst du dir vor?

00:02:46: Ja, ich versuche es ja selber zu verstehen. Ich versuche mir Leute zu erklären, was weiß ich, der Werdegang von Hendrik Wüst oder eben Dennis Ratke.

00:02:54: Das ist ja super interessant. Der hat das ja gestern auch nochmal kurz erzählt.

00:02:58: Der hat ja auch gesagt, dass die Leute hierher kommen, wie kommt man eigentlich aus der SPD als Gewerkschafter in die CDU?

00:03:05: Und da ist es total interessant, dass ihn zum Beispiel irre geärgert hat. Der hat ja eine große Leidenschaft für Wagner.

00:03:12: Und es hat ihm die Kretze geärgert, dass diese Sozialdemokraten sich berufen fühlten, ihm seinen Musikgeschmack zu verübeln.

00:03:20: Haben die das gemacht?

00:03:21: Ja.

00:03:22: Haben wir gestern gar nicht besprochen.

00:03:23: Die Folge ist übrigens veröffentlicht, ihr könnt sie hören.

00:03:26: Das ist total lebendig und interessant.

00:03:28: Und was war mit Wagner und der SPD? Und Ratke und Wagner und der SPD?

00:03:33: Ja, ganz genau. Also Ratke liebt Wagner und das war der SPD unerträglich. Falsche kulturelle Leidenschaft.

00:03:42: Okay.

00:03:43: Gut, man kann sich an Wagner reiben, auch die Nazis haben Wagner gerne gehört und so. War das der Grund?

00:03:51: Das nehme ich mal schwer an.

00:03:53: Ja.

00:03:54: Marian, dann will ich, weil du das so machst, auch was zu deiner Biografie sagen.

00:03:58: Du bist in Täran geboren, 1962, bis dann mit der Familie nach Deutschland gekommen.

00:04:04: Da warst du noch ganz klein, bis in Berlin aufgewachsen, noch in den Kindergarten gegangen, also so klein, zwischen den Kurztümingen.

00:04:11: Aber das sollen wir weglassen, hast du gesagt.

00:04:14: Hast kranken Schwester gelernt und bis 1987, lese ich da auch begeistert, praktiziert, dann paar Jahre Nachtschichten gemacht,

00:04:24: Erwachsenen-Kolleg, Studium der Amerikanistik in Berlin und in den USA, bei der TATS gearbeitet, bei der Welt gearbeitet, seit 2010,

00:04:34: in der Politikredaktion der Zeit. Würdest du sagen, da bist du jetzt irgendwie angekommen?

00:04:39: Ja, also die Zeit ist einfach, finde ich, also hoffentlich hören die Kollegen jetzt nicht zu.

00:04:46: Doch, die hören unseren Podcast auch.

00:04:48: Es ist einfach der beste Arbeitsplatz für eine Journalistin.

00:04:52: Was besseres als Politikredakteuren bei der Zeit, kann mir jetzt von meinem Ding her im Grunde nicht passieren.

00:04:58: Sehr schön. Das freut mich für dich.

00:05:00: Werde auch nach einem Artikel zitieren, den du jetzt für die aktuelle Ausgabe geschrieben hast,

00:05:05: über genau all das, was gestern passiert ist. Es war tatsächlich erst gestern, kommt einem irgendwie länger hervor,

00:05:12: ist jetzt 24 Stunden her. Sollte es irgendwer nicht mitbekommen haben, ich sage es nochmal, also Friedrich Merz ist im ersten Wahlgang nicht zum Bundeskanzler gewählt worden.

00:05:22: Er hatte 310 Stimmen, 6 weniger, als er für die absolute Mehrheit gebraucht hätte und 18 Stimmen weniger als Union und SPD zusammen Abgeordnete haben

00:05:33: und die beiden Fraktionen haben auch sofort versichert. Die waren alle vollständig da.

00:05:38: Es ist also da niemand noch krank gewesen, wir haben im Tag zuvor alle waren vollständig.

00:05:44: Es musste dann neu gewählt werden, großes Durcheinander, stundenlange Verzögerungen, hektische Blicke ins Grundgesetz.

00:05:50: Was steht da eigentlich? Macht man das denn? Das Ganze hatte es noch nie gegeben.

00:05:54: Und ich ehrlich gesagt habe auch überhaupt gar nicht damit gerechnet.

00:05:58: Die Geschäftsordnung musste dann geändert werden, damit gestern noch im zweiten Wahlgang oder ein zweiter Wahlgang abgehalten werden konnte

00:06:06: und in diesem zweiten Wahlgang hat es dann gereicht für Friedrich Merz 325 Abgeordnete haben mit Ja gestimmt heißt,

00:06:14: immer noch 3 weniger als die Koalition hat, aber jetzt ist er im Abend.

00:06:19: So, ich habe gesagt, ich habe mich gewundert, wir haben auch kurz gesimmst, du hast dich auch gewundert.

00:06:23: Ich habe mich gewundert, also ich habe ehrlich gesagt vor zehn, zwölf Tagen gesagt, das kann auch immer noch schiefgehen,

00:06:31: weil zwölf Stimmen, ja, also zwölf Stimmen ist halt wirklich sehr knapp über ein Durst, also die Koalition hat gemeinsam.

00:06:40: Genau, er brauchte 316 und die Koalition gemeinsam hat 328.

00:06:46: So, aufgepasst, das wird später alles abgefragt.

00:06:49: Ja, ganz genau. Also Merkel hatte mal 55 Stimmen aus den eigenen Reihen zu wenig, aber da war das eben auch noch eine wirklich große Koalition.

00:07:00: Diese hier ist ja jetzt ganz schön geschrumpft im Verhältnis zu früheren Tagen und ja, also ich habe...

00:07:07: Du hast gesagt, es kann passieren.

00:07:09: Es kann passieren. Also es kann einfach immer noch schiefgehen.

00:07:12: Und bei all dem, was vorgefallen ist in den letzten Wochen und Monaten, dass da sich Rissont-Démons aufgebaut haben,

00:07:19: finde ich jetzt nicht so wahnsinnig verwunderlich, was ich aber extrem verwunderlich finde, ist wie schlecht sowohl die Union als auch die SPD auf diese Lage vorbereitet war.

00:07:31: Also, dass man auf die Idee überhaupt nicht kommt.

00:07:35: Aber worauf schließt du das, dass auf die Idee niemand gekommen ist?

00:07:39: Und wie ist das?

00:07:44: Das ist das, was man auf den anderen Seite von den anderen verwendet.

00:07:48: Und wie ist das mit den anderen?

00:07:51: Das ist das, was man auf den anderen Seite von den anderen verwendet.

00:07:55: Die Corona-Krise, dann ist das die eine gewisse Zeit.

00:07:59: Das ist das, was man auf die Idee gibt, dass die Leute in der Zeit sind, die sich in der Zeit sind, die Leute sind, die sich in der Zeit sind.

00:08:07: Die Leute sind in der Zeit sind, die sich in der Zeit sind.

00:08:10: Und die Leute sind in der Zeit sind, die sich in der Zeit sind, die sich in der Zeit sind.

00:08:15: Und die Leute, die sich in der Zeit sind, die sich in der Zeit sind, die sich in der Zeit sind.

00:08:22: Und die Leute, die sich in der Zeit sind, die sich in der Zeit sind, die sich in der Zeit sind, die Leute sind.

00:08:28: Und die Leute, die sich in der Zeit sind, die sich in der Zeit sind, die sich in der Zeit sind.

00:08:32: kann, beten kann, dass die etwas anderes machen als er, dass die nämlich nicht sagen, ich

00:08:38: stelle die Parteipolitik vor das große Ganze, das sogenannte Gemeinwohl, sondern ich entscheide

00:08:45: mich eben für dieses Gemeinwohl, also theoretisch hätten Grüne und SPD Grüne und Linke vor

00:08:53: allen Dingen die Linke Ihnen ja gestern voll vor die Wand fahren lassen können. Haben

00:08:57: sie aber nicht getan? Haben sie deshalb nicht getan? Weil sie sagen, wenn wir das jetzt machen,

00:09:02: kriegen wir wirklich eine Staatskrise. Also ich fand das Wort Staatskrise gestern, das kamen

00:09:06: sehr schnell auf und das war ein bisschen hochgegriffen, aber wenn es gestern nicht mehr hätte auf die

00:09:15: letzten Meter eingetütet werden können und Friedrich Merz hätte in Paris anrufen müssen,

00:09:21: hätte sagen müssen, Emmanuel Monami, tut mir leid, ich bin leider kein Kanzler. Staatskrise

00:09:30: würde ich immer noch nicht sagen, aber das wäre natürlich super, super, super peinlich. Ja,

00:09:35: das wäre es geworden. Da will ich gleich noch mit dir drauf gucken. Wir springen schnell. Es brauchte

00:09:41: eine zwei Drittel Mehrheit um die Geschäftsordnung insofern zu ändern, als dass du eben genau

00:09:46: gestern noch am selben Tag einen zweiten Wahlgang abhalten konntest. Laut Grundgesetz hätte man

00:09:52: drei Tage warten müssen, dann wäre das erst Freitag geworden. Heute, da wir aufzeichnen,

00:09:58: nämlich, der wievielte ist eigentlich jetzt, der 7. Mai 2025, ist Friedrich Merz nach Paris und

00:10:06: Warschau geflogen. Auch darüber will ich nachher mit dir sprechen. Aber lass nochmal kurz hören,

00:10:12: weil anders als du war Dennis Radke auch überrascht. Lass hören, was er gesagt hat,

00:10:18: als dann klar wurde, oh wo, Friedrich Merz hat in diesem ersten Wahlgang die Mehrheit verfehlt.

00:10:26: Das Entsetzen war natürlich mit Händen zu greifen. Das Wort Clusterfuck ist ziemlich häufig

00:10:33: gefallen, weil das, ja, weil natürlich, das muss man ja einfach schon auch schon auch so sagen.

00:10:38: Ich denke, jeder hat doch einfach, auch jeder anständige Demokrat in diesem Land hat doch

00:10:44: auch darauf gehofft, dass diese Regierung möglichst einen guten, geräuschlosen, streitfreien Start hat

00:10:50: und nicht einen solchen Start hat wie im ersten Wahlgang. Und glaube die Probleme, wenn wir auch

00:10:59: darauf zu sprechen kommen, international, europäisch, auch im eigenen Land, sind so gigantisch,

00:11:05: dass man sich solche Spiechen eigentlich gar nicht erlauben darf. War das das, was auch Sie als

00:11:09: erster gedacht haben, Clusterfuck, Spielchen, geht nicht? Ja, absolut. Und ich meine, Sie haben das

00:11:17: ja auch in Ihrer Anmoderation gesagt. Ich bin ja auch nicht frei von Kritik an Friedrich Merz, an

00:11:22: bestimmten Entscheidungen von ihm. Aber ich finde, da habe ich einfach ein anderes Verständnis und das

00:11:28: habe ich auch regelmäßig und häufiger gesagt. Ich bin an manchen Stellen kritisch und auch

00:11:34: unbequem. Das kann auch nervig sein, kann auch für ihn nervig sein. Aber ich finde, Kritik offen

00:11:40: zu äußern ist das eine. Aber das andere ist eine Frage von Loyalität und deswegen, ich finde immer

00:11:46: ich bin Abgeordneter für meine Heimat, für meine Region, für mein Land, aber ich bin auch CDU

00:11:51: Abgeordneter. Und für mich ist doch klar, als CDU Abgeordneter, wenn einer von meiner Truppe auf

00:11:56: dem Stimmzettel steht, dann gehört es zu meinen Aufgaben, den zu wählen. Und dass der eine oder

00:12:01: andere jetzt vielleicht seinen Mütchen zu kühlen hat, vielleicht enttäuscht ist, traurig wie auch

00:12:05: immer. Aber dann muss man auch im Sinne des Landes, im Sinne der Partei, muss man dann, finde ich,

00:12:10: den Hintern auch zusammenknäfen. Dafür wird man als CDU-Abgeordneter aufgestellt und gewählt. Und

00:12:15: deswegen habe ich für so einen Fall überhaupt kein Verständnis. Was ist der aufgefallen,

00:12:20: Mariam? Ich habe vorweg vergessen zu sagen, Ratke ist jemand, der Kritik äußert an Friedrich

00:12:27: Merz, vielleicht einer der wenigen aus dem Bundesvorstand, die das auch öffentlich tun. Und was ich

00:12:31: auch nicht gesagt habe, ist, bei dem explodierte das Handy, weil sich so viele WhatsApp-Gruppen

00:12:37: dann meldeten, in denen eben auch auftauchte Clusterfuck. Wahnsinn, geht alles gar nicht

00:12:43: großes entsetzen. Ja, also da finde ich, da kann man eben wirklich nicht widersprechen. Und ich finde

00:12:49: auch diese Haltung, Giovanni di Lorenzo hat das bei uns in seinem Leitartikel eine Westentaschen

00:12:56: vendetta genannt. Also ich kühle jetzt mal einfach mein verletztes Mütchen an dieser Situation. Und

00:13:04: da muss ich sagen, da hat Ratke vollkommen recht, da liegt ja eine Kleinkarrierteid drin. Ganz egal,

00:13:11: was jetzt die einzelnen Motive waren, wenn es um Gotteswillen war, ich bin nicht zum Zuge

00:13:16: gekommen, die wirklich erschreckend ist und die Kanzlerschaft von Merz auch, glaube ich, sehr

00:13:25: belasten werden, weil wir müssen uns ja eins klar machen, im Zentrum von dem Pitch, den der Merz

00:13:32: macht, um diese Kanzlerschaft. Also was ist der Kern, der Glutkern dieser Bewerbung, dieses

00:13:40: Zugs zum Amt, ist ja, dass er sagt, sowohl Deutschland als auch Europa steht im Fadenkreuz der

00:13:47: Autoritären. Und inzwischen müssen wir die Amerikaner dazu zählen und wir müssen jetzt ganz,

00:13:53: ganz, ganz, ganz schnell so resilient werden, dass wir uns werden können. Das ist eigentlich der

00:13:58: Pitch und die traurige Wahrheit ist, dass offenbar sowohl in der SPD als auch in der CDU es etliche

00:14:06: Leute gibt, mindestens 18, die sich für diese ganze Sache einen Scheißdreck interessieren.

00:14:12: Glaubst du? Glaub ich. Weil wenn das nicht der Fall ist und du hast die Dringlichkeit dieser

00:14:17: Message verstanden, dann gehst du nicht in so einen Moment von Bord. Ich habe mich gestern gefragt

00:14:24: und alle fragen sich ja, was waren wohl die Gründe derer, die in geheimer Abstimmung,

00:14:31: deshalb wird man es auch kaum rauskriegen, gesagt haben, nein, ich stimme nicht für Herrn Merz.

00:14:36: Kann es auch so gewesen sein, dass du gedacht hast, okay, das ist noch nie passiert, es wird

00:14:41: auch jetzt nicht passieren, dann stimme ich einfach mal nicht für ihn und es wird schon reichen. Und

00:14:49: dann sitzen die da und denken, oh, es sind doch allzu viele von der Fahne gesprungen und haben

00:14:57: nicht gestimmt. Genau, genau. Also das fürchte ich, dass darauf läuft es am Ende dann raus,

00:15:02: denn wenn es eine konzertierte Aktion, das Gerücht kam ja sofort auf, es kam ja sogar, es

00:15:09: kam ja sogar die Idee auf, vielleicht stecken die Russen dahinter und so weiter, wie bei Willy

00:15:14: Brandt, die Stasi 1972, wenn das der Fall gewesen wäre, eine konzertierte Aktion, dann wären die ja

00:15:22: dabei geblieben. Aber die Tatsache, dass sie dann bis auf drei dann alle umgekehrt sind, spricht ja eher

00:15:29: für das, was du gerade gesagt hast, Leute wollen einfach mal ein Denkzettel verteilen und wussten

00:15:35: vielleicht auch gar nicht, dass die zweite Abstimmung dann nicht am selben Tag unbedingt

00:15:40: sein würde. Das hat sich ja dann erst später ergeben, die haben gedacht, das läuft wie in den

00:15:44: Landtagen, er kriegt einmal ein Denkzettel, dann tritt er noch mal an und dann läuft die Sache.

00:15:49: Du hast ein Artikel geschrieben für die Zeit, ich habe es schon gesagt, der ist überschrieben

00:15:53: mit einsam Spitze, der ist jetzt in der aktuellen Ausgabe der Zeit zu lesen. Untertitel "Es gibt

00:16:00: nicht viele Menschen, auf die Friedrich Merz wirklich hört, auch deshalb ist er im ersten

00:16:04: Wahlgang gescheitert." Du führst das dann weiter aus und schreibst auch, das fand ich super

00:16:10: interessant, wie du gestern dann, als es passiert war, der erste Wahlgang war gescheitert, wie du

00:16:16: dann recherchiert hast. Es gab ja am 1. März ein Artikel in der FAS, in der Frankfurter Allgemeinen

00:16:23: Sonntagszeitung, die aber Samstag erscheint, die haben sich aufgemacht und haben alle 120

00:16:29: Abgeordneten der sozialdemokratischen Fraktionen durchtelefoniert, haben gesagt, Leute, wie sieht's

00:16:34: denn aus? Also das war noch vor Beginn der Koalitionsverhandlung gehen, die hin, würdet ihr für

00:16:39: Friedrich Merz stimmen? Ganz viele hatten plötzlich gar keine Zeit, konnten also irgendwie beim besten

00:16:44: Willen nicht antworten. Aber es gibt dann acht, die sagen nein, sie wählen ihn nicht. Vier,

00:16:50: können sein von diesen acht, aber acht und die hast du gestern angerufen. Das war mein

00:16:55: Kollege Peter Daußend, der hat die angerufen, ich steht als Mitarbeiter unter dem Text. Ja,

00:17:01: und Tina Hildebrand. Und Tina Hildebrand, ganz genau. Und Peter Daußend hat diese Leute alle

00:17:06: abgeklappert und die haben ihm gesagt, nee, nee, also sie haben auf jeden Fall für Merz

00:17:11: gestimmt und die Orientierung in der SPD-Fraktion sei ganz klar gewesen. Die SPD hat ja auch gleich

00:17:19: behauptet, nein, wir waren das nicht. Wer war's denn dann? Ja eben, also die Parteien haben es

00:17:24: aufeinandergeschoben. In der Kollege Paul Ronsheimer hat einen interessanten WhatsApp-Mitteilung von

00:17:33: einem CDU-Abgeordneten veröffentlicht, der, glaube ich so, unter dem firmieren würde,

00:17:39: was immer als "Merz-Taliban" bezeichnet wird. Also die Leute, die seine wirtschaftsliberale

00:17:45: Botschaft sehr, sehr ernst nehmen und über alles stellen und für die, die Sache mit der

00:17:50: Schuldenbremse einfach ein absolutes Sakrileg war und diesen Weg gehe ich nicht mit. Das hat

00:17:56: der vor der Abstimmung gesagt, ob damit gemeint war, ich wähle Friedrich Merz nicht zum Kanzler,

00:18:02: wissen wir nicht. Und das war so der eine, finde ich, Anhalt, den man dafür hatte, dass vielleicht

00:18:09: doch eine politische Entscheidung dahinter steht. Aber wie gesagt, dadurch das dann am Ende alle

00:18:14: beigedreht haben oder die meisten beigedreht haben, würde ich sagen, das weist für mich darauf hin,

00:18:20: dass es letztlich doch nicht wirklich ideologisch war, sondern mehr so der Denkzettel. Dann wäre

00:18:26: es wirklich schwach, muss ich sagen, das macht man eigentlich nicht bei, auch uneinentlich nicht,

00:18:31: bei einer Kanzler war halt ein Stimmtes und das Giovanni dazu recht diesen Wutausbruch und so

00:18:36: nennt das, glaube ich, im Untertitel auch veröffentlicht und sagt, das kann doch alles gar nicht

00:18:39: wahr sein, ähnlich wie Dennis Radt argumentiert habe. Dennoch, ich habe ihm das gestern auch

00:18:44: entgegen gehalten, darf denn Abgeordneter nicht seinem Gewissen folgen, auch gerade bei denjenigen,

00:18:50: die die FAS da aufgetan hatten in der sozialdemokratischen Fraktion. Da sind ja ein paar dabei, die sagen,

00:18:56: was dieser Mann, Friedrich Merz, von mir aus in seiner Funktion als Oppositionsführer, wo das

00:19:01: eventuell dazugehört, gemacht hat, dafür kann ich nicht die Hand heben. Also nimm allein die

00:19:07: Abstimmung unter in Kaufnahme der Stimmen der AfD. Das hat doch viele wirklich und glaube ich auch

00:19:14: glaubhaft berührt. Klar, natürlich, aber deshalb hat ja die SPD besonders last klingen, weil in den

00:19:22: Koalitionsvereinbarungen von Merz eine glasklare Bekenntnis dazu verlangt, niemals wird er irgendwas

00:19:30: mit der AfD machen, also irgendeine gemeinsame Abstimmung oder so weiter. Das hat last klingen,

00:19:36: weil seinen Leuten auch immer wieder weitergegeben und die Mitgliederbefragung, die sie hatten,

00:19:42: zugegebenermaßen nur 56 Prozent Teilnahme oder so, aber von diesen 56 haben 85 Prozent gesagt,

00:19:51: wir wollen das machen. Und ich finde, als Abgeordneter natürlich juristisch haste Recht,

00:19:56: der Abgeordnete ist nur seinem Gewissen oder was auch immer mit sich rumträgt, verantwortlich.

00:20:01: Aber wenn die Partei sich in einer so brisanten Situation, in der sie ehrlich gesagt um ihre

00:20:08: Existenz kämpft, jetzt verantwortlich sehen müsste für eine Staatskrise, die es ja dann gewesen

00:20:15: wäre, wenn Deutschland jetzt keine Regionen zustande bekommen hätte, dann wären wir in eine

00:20:19: Staatskrise gelaufen. Das finde ich, also da ist ein Abgeordneter dann auch Staatsbürger und muss

00:20:27: sagen, also wir haben uns jetzt als Partei darauf verständigt und da ziehe ich jetzt mit.

00:20:32: Denkst du, dass Fridrich Merz eine dritte Abstimmung riskiert hätte?

00:20:37: Nein, dann wäre die Staatskrise da gewesen.

00:20:40: Ja, aber das hätte er nicht gemacht. Also ich mein, wir erinnern uns im Sommer 2023 hätte er ja

00:20:49: schon fast mal hingeschmissen, weil Hendrik Wüst einen Namensartikel in der Frankfurter Allgemeinen

00:20:54: Zeitung veröffentlicht hat, in dem er Merz nicht vorkam. Also da hat er schon gesagt, das ist der

00:21:02: Federhandschuh, das mache ich, mach doch euren Scheiß alleine und so weiter. Das war die Stimmung.

00:21:06: Da waren auch die Umfragen waren schlecht, er ist sehr fokritisiert worden für Auftritte,

00:21:13: die er hatte und so weiter. Also das hätte der nicht gemacht. Das hätte er sich nicht angetan.

00:21:18: Diese Szene oder diese Zeit beschreibst du übrigens auch in deinem Buch, dass du vorlegen

00:21:23: wir es am 23. Mai. Du hast mir freundlicherweise die Fahnen zukommen lassen und da sieht man,

00:21:28: dass du total aktuell gearbeitet hast, dass du natürlich auch, weil du bist eine aktuell

00:21:34: arbeitende Journalistin, Ersorge getragen hast, dass du da die letzten Moves auch mit ins Buch

00:21:39: bekommst. Jetzt fehlt aber ja dieser Teil. Gestern schmerzt sich das?

00:21:43: Natürlich schmerzt mich das und in der nächsten Auflage werden wir das auch aktualisieren natürlich.

00:21:50: Und das ist immer so eine heikle Sache, weil ich kann ja jetzt nicht länger werden. Es muss also

00:21:55: irgendwas gehen aus dem jetzigen Buch dafür, dass ich dann die Aktualität erzeuge. Es muss

00:22:01: ich irgendwie ins Vorwort schreiben, mach hier mal. Das ist noch nicht raus. Naja, also es kommt jetzt

00:22:08: am 23. Mai. Die erste Auflage. Gut, und dann gehen wir irgendwann in die zweite und da.

00:22:15: Das Buch heißt "Märzdoppelpunkt auf der Suche nach der verlorenen Mitte". Und die Mitte kommt

00:22:23: jetzt noch ein paar Mal vor. Auch in deiner Erklärung für das, was gestern passiert ist,

00:22:30: soweit ich das aus deinem Artikel verstanden habe. Ich habe mir rausgegriffen den Satz,

00:22:35: wo du sagst, weder er noch seinen Umfeld organisieren, die Resilienz der politischen Mitte. Du

00:22:45: beschreibst, dass März und seine Leute von sowas getragen sind wie von einem schludrigen

00:22:50: Optimismus. Ist das also deine Erklärung, warum unionsseitig eventuell da ein paar Leute von der

00:22:58: Stange gegangen sind? Natürlich. Die Haltung ist, ja das muss doch jetzt klappende wird schon werden.

00:23:04: Und dann sorgt man nicht vor. Und ich finde, dass in mehrfacher Hinsicht fahrlässig, also wir

00:23:11: hören ja jetzt jeden Tag, ich kann es schon nicht mehr hören, dieses Geräte von dem letzten,

00:23:16: der letzten Patrone der Demokratie und wir haben noch einen schlussfreien, so wie ich,

00:23:21: ich kann es nicht mehr hören, weil die Dringlichkeit und die Ernsthaftigkeit,

00:23:24: die in diesem Statement steckt, passt überhaupt nicht dazu, dass man sich auf diese Situation

00:23:31: nicht vorbereitet. Und nochmal, März hat das gestern überlebt, weil andere Leute bereit waren und das

00:23:38: wusste man eben nicht, ob sie dazu bereit sein würden, hätte man auch vorher eroieren müssen,

00:23:44: finde ich, weil andere Leute dazu bereit waren, über ihren parteipolitischen Schatten zu springen.

00:23:50: Ich weiß nicht, wer von den Zuhörern sich die Szene angeguckt hat, wo Heidi Reichenegg,

00:23:56: die ihren Erfolg, dem Auftritt von Friedrich Merz in der sogenannten Höhlenwoche der gemeinsamen

00:24:04: Abstimmung mit der AfD verdankt, wie die auf ihn zukamen und ihm einfach von Bürgerinnen zu

00:24:09: Bürger gratuliert hat. Und also es gab gestern so ein paar Szenen einfach von zivilem Umgang der

00:24:18: Mitte miteinander. Da kriege ich immer, wie eine Freundin von mir zu sagen, pflegt Pipi in den Augen.

00:24:26: Ja, ja, das geht mir mit dir. Ich habe Olaf Scholz beobachtet, das fand ich auch total souverän.

00:24:32: Auch beim Zapfenstreich. Ja, wie er sich verhält. Auch sowieso, er hat es ja auch dann in

00:24:37: dort in seiner Rede betont. Will ich mir aber nachher, deshalb habe ich das am Anfang auch gefragt,

00:24:42: welches Lidu dir wünschen würde. Das will ich vielleicht am Schluss der Folge nochmal draufkommen

00:24:45: auf den Zapfenstreich, aber er betont in der Rede ja auch die Kollegialität des Übergangs. Das ist

00:24:52: wirklich natürlich hochdemokratisch, sportlich, richtig klasse. Wir wissen, dass die beiden Männer

00:24:59: sich nun wirklich nicht gut verstanden haben. Aber jetzt auf diesen letzten Metern, Übergabe des

00:25:05: Amtes, auch gestern Abend im Kanzler Großart. Total. Es muss auch hinter den Kulissen so sein, dass

00:25:11: absolut kollegial und respektvoll miteinander umgegangen wird. Also zum Beispiel der bis vor

00:25:20: kurzem amtierende Regierungssprecher Steffen Hebestreit wurde mit großem Bahnhof auch von der

00:25:25: neuen Regierung verabschiedet und sehr bedankt und so weiter. Also das muss ganz toll gewesen sein.

00:25:32: Aber vorher muss man sagen, haben wir gerade gesagt, auch Scholz und Merz ihre echten Probleme gehabt.

00:25:40: Und Merz hat auch sogar selbst nach der Wahl noch sich gegenüber den Grünen beispielsweise in

00:25:47: einer Weise verhalten, die ich nicht so anständig fand. Die allerdings, was ist angesprochen,

00:25:51: Rühne und auch die Linksfraktion haben sich gestern ja hoch anständig verhalten, indem sie

00:25:56: gesagt haben, wir machen das möglich. Wir stimmen mit, dass die Geschäftsordnung so verändert wird,

00:26:02: dass noch am selben Tag abgestimmt werden kann, damit auch so glaube ich so ein Schockmoment genutzt

00:26:08: werden kann. Und diesen Schock, den haben nur diejenigen in den Koalitionsfraktionen und darauf

00:26:14: hat man dann auch gehofft, die sofort wieder dazu zu bringen und eben Merz nicht noch mehr zu

00:26:19: beschädigen, als er ohnehin beschädigt war. Das die das machen, hat er das eigentlich verdient?

00:26:25: Er war darauf angewiesen, sagen wir mal so. Und wir haben den Untertitel des Buches einmal

00:26:33: verändert. Das sollte ursprünglich heißen ein konservativer NRer der Autoritären, weil das

00:26:38: finde ich, das ist die Hauptkampflinie. Aber wir haben eben den Titel konservativ dann wieder

00:26:43: weggenommen in der sogenannten Höllenwoche, weil wir eben fanden, so verhält sich ein

00:26:49: konservativer nicht. Abzustimmen mit der AfD? In dieser Abstimmung reinzulaufen, in dieser Lage

00:26:55: reinzulaufen ohne das Ende zu bedenken, da habe ich gedacht, das würde ein konservativer einfach

00:27:04: nicht machen. Also Joachim Fest, der Autor, hat das mal Staatsernst genannt, konservative

00:27:12: befleißigten sich eines Staatsernstes und das finde ich einen sehr guten Begriff. Also wenn es um die

00:27:18: existenziellen Fragen des Staates geht, der Demokratie geht, da gehe ich mit Vorsicht, da

00:27:26: gehe ich mit großem Ernst an die Sache ran und da bedenke ich das Ende. Und das hat er nicht

00:27:30: getan. Also er hat nach dem Anschlag in Aschaffenburg, was ich sehr, sehr richtig fand, hat einen

00:27:36: guten Auftritt, hat gesagt, ich werde von Tag 1 an. Das war was, was wir von Olaf Scholz oft nicht

00:27:43: hatten. Also dieses schmallippige, ich habe einen Plan, aber den sage ich euch nicht. Hier war jetzt

00:27:48: jemand, der uns an seinen Gefühlen, an seiner Entschlossen hat, an seinem Entsetzen über den

00:27:55: Anschlag, der da stattgefunden hat, teilhaben ließ und der gesagt hat, ich nehme auf meine Kappe,

00:28:01: dass ich hier richtig massiv was ändern muss. Das war alles okay, das war ein super Auftritt,

00:28:06: fand ich. Wobei ich habe mich inhaltlich gefragt, warum kann das die Antwort auf eine Tat wie

00:28:13: in Aschaffenburg sein, dass du sagst, ich mache ein faktisches Einreiseverbot an den Grenzen. Also

00:28:19: da musst du schon drei, fünf Schritte überspringen und zu sagen, okay genau, ja leuchtet mir sofort

00:28:24: ein. Ja, also der Zusammenhang ist nicht direkt und es war auch nicht so brutal, das klingt,

00:28:32: dass Aschaffenburg in der Sache eine völlige Veränderung der Lage bewirkt hat. Da gebe ich dir

00:28:37: recht, aber dass man sagt, die Zahlen müssen runter, damit diejenigen, die schon hier sind,

00:28:43: von uns besser betreut integriert und so weiter werden können, das leuchtet mir absolut ein und

00:28:50: nochmal, ich glaube, es ging gar nicht um die Details dieses fünf Punkte Plans oder so weiter,

00:28:56: sondern es ging darum zu sagen, ich sehe das als ein 1a Problem, wir haben viele 1a Probleme, aber

00:29:03: das ist auch eins von denen und ich bin hafte persönlich dafür, dass sich da was ändert.

00:29:09: Das war völlig okay und dann kommt dieser Quatsch mit dem Antrag und mir hat jemand gesagt, der

00:29:16: auch eigentlich kein Merz-Fan ist aus der CDU-Spitze, der Merz ist ein begeisterter Parlamentarier,

00:29:23: das vergessen wir auch oft, der denkt, wenn Themen wichtig sind und dieses Thema ist ja nun weiß Gott

00:29:29: wichtig, dann muss das im Parlament diskutiert werden, deshalb wollte er unbedingt in den Bundestag.

00:29:34: Okay, das hatte ich im ersten Schritt beeindruckt, du hast aber dann den Staatsernst vermisst

00:29:43: auch gestern, ich komme nochmal zurück auf deinen Zitat, will er eher noch seinen Umfeld

00:29:48: organisieren die Resilienz der politischen Mitte, zählst du die Linke inzwischen zur politischen Mitte?

00:29:54: Es gibt die These, dass die Welt sich inzwischen nicht mehr teilt, die politische Szene sich nicht

00:30:02: mehr teilt in rechts und links, sondern um die Leute, die man unter das Stichwort Brokenism

00:30:09: subsumieren könnte, heißt Leute, die glauben das System ist kaputt und das System muss gesprengt

00:30:15: werden und die, die das nicht tun und ich finde das Verhalten von Reicheneck und ihrer Truppe,

00:30:21: ganz anders als das von Wagenknächt, das ist eine wirklich feine Differenz,

00:30:25: von denen habe ich nicht den Eindruck, dass sie den ganzen Laden in die Luft sprengen wollen

00:30:31: und entsprechend hat sie sich ja gestern auch verhalten, insofern würde ich die Linke bei allem,

00:30:36: was ich an denen grauenhaft finde, in diesem Fall zur politischen Mitte zählen. Also hier

00:30:43: sind Leute, die wollen, dass der Laden nicht auseinanderfliegt. Ohnehin ist diese Regierung,

00:30:49: wann immer es jetzt zu Abstimmungen kommt oder Gesetzesänderungen, Grundgesetzänderungen,

00:30:56: Besetzungen von Richterstellen beim Bundesverfassungsgericht, wo du die zwei Drittel Mehrheit

00:31:01: verbrauchst, bist du eher auf die Linkspartei angewiesen, deshalb du hast Recht, so was kann

00:31:06: man vorbereiten, aber dagegen steht immer der viel zitierte Unvereinbarkeitsbeschluss,

00:31:12: den die CDU auf ihrem Parteitag 2018 mal gefällt hat und an dem sie bis heute eigentlich

00:31:21: festhalten wollte, nun hat aber Thorsten Frey, der neue Kanzleramtsminister gesagt,

00:31:26: zeige sich schon irgendwie offen für eine Abschaffung, er hat gesagt, wir werden gemeinsam

00:31:32: darüber zu sprechen haben, sagt er in der Sendung Frühstart von RTL und NTV, der Beschluss

00:31:38: des CDU-Bundesparteitags könne zwar nicht mit einem Federstrich außer Kraft gesetzt

00:31:42: werden, Zitat aber mit Sicherheit sind wir in einer Situation, wo wir die eine oder

00:31:47: andere Frage neu bewerten müssen, Zitat, finde ich ein bisschen schwach. Naja, was heißt

00:31:53: schwach? Die sind einfach in Panik in der CDU. Die Situation, naja, das AfD-Wasser steht

00:32:00: ihnen bis zum Hals, wir haben nächstes Jahrwahlen in Sachsen-Anhalt, es ist absolut nicht ausgeschlossen,

00:32:05: dass die AfD da eine absolute Mehrheit bekommt und wenn ich dieser Unvereinbarkeitsbeschluss,

00:32:13: das ist ja wie so eine kommunizierende Röhre, wenn ich an der einen Seite ziehe und sage,

00:32:18: ich gebe die Abgrenzung zur Linkspartei auf, melden sich natürlich hunderte von CDU-Leuten

00:32:24: aus dem Osten und sagen ja bitte schön, dann wollen wir aber auch die andere Seite aufgeheben

00:32:29: und gehoben wissen, die zur AfD. Das ist aber, muss man sagen, das tragische an diesem

00:32:33: Unvereinbarkeitsbeschluss, das beklagt ja auch die Linkspartei als Heidi Reicheneck

00:32:37: hier war, hat sie auch immer gesagt, das ist das, was uns aufbringt, das so getan wird,

00:32:42: als sei das dasselbe. Ich finde, man kann sich von beiden Abgrenzen ohne zu sagen, dass

00:32:48: sie dasselbe sind und dass man sich mit einer Partei, die immer noch ihren, nicht sich wirklich

00:32:56: Rechenschaft darüber abgelegt hat, was ihr Verhältnis zu linken Diktatoren ist, was

00:33:02: ihr Verhältnis zu DDR ist und so weiter, dass die CDU mit diesen Leuten eine Unvereinbarkeit

00:33:08: hat. Das würde ich sagen, das steht für mich völlig außer Frage.

00:33:11: Ja, dieser Beschluss besagt auch, dass man keine Koalition macht.

00:33:15: Genau.

00:33:16: Dennis Ratke gestern auch gesagt hat, wir uns auch in der Redaktion im Team überlegt,

00:33:20: es ist natürlich was anderes, ob du gemeinsam über ein Geschäftsordnungsantrag abstimmst.

00:33:26: Über dem, dem die AfD ja auch zugestimmt hat. Also alle haben zugestimmt.

00:33:30: Mit denen hat aber die Union ja nicht das Gespräch gesucht. Also da ist schon noch ein Unterschied

00:33:35: gemacht worden, deshalb habe ich dich gefragt, ist das dann Organisation der Resilienz der

00:33:40: politischen Mitte, die du festgestellt hast. Und die Linkenvorsitzende Ines Schwerthnaht

00:33:47: hat heute nochmal klargemacht. Was sie sich wünschen, ist eigentlich, dass mit ihnen

00:33:51: gesprochen wird.

00:33:53: Ja, also ganz generell muss Merz den Schritt vom Oppositionsführer zum Landesvater hinkriegen.

00:34:00: Also aus der geballten Faust eine ausgestreckte Hand machen. Das muss er hinkriegen und er

00:34:05: muss der Überzeugung, die er ja hat, die Lösung unserer Probleme, muss aus der politischen

00:34:11: Mitte kommen, sonst werden wir weggeräumt. Dieser Überzeugung muss Ertaten folgen

00:34:17: lassen und die müssen, da wird er auch in unangenehme Situationen kommen und mit Leuten

00:34:24: reden müssen, die ihm vielleicht unangenehm sind. Und ich glaube, um das nochmal zu sagen,

00:34:29: die Grünen haben ihn ja schon mal gerettet mit der Schuldenbremse. Das musste ja im

00:34:34: alten Bundestag noch passieren, weil man jetzt die Mehrheiten nicht mehr hat.

00:34:38: Da hätte man auch schon noch die Linkspartei zugehen können. Mindestens, was das Infrastruktur-Paket

00:34:47: angeht, das hätten die eventuell mitgemacht.

00:34:49: Eventuell und vor allen Dingen hätte man es auch bei den eigenen Leuten vorbereiten

00:34:54: müssen. Also die Enttäuschung über den Wortbruch, die hätte man ja vermeiden können, wenn

00:34:59: man einfach sich hingestellt hätte und nach dem, zum Beispiel, Urteil des Bundesverfassungsgerichts

00:35:05: gegen die Umwandlung des Klimatransformationsfonds. Da hätte man doch die Initiative ergreifen

00:35:14: können und sagen können, Freunde in der Weltlage, in der wir sind, brauchen wir sowohl für

00:35:19: die Verteidigung als auch für die klammen Brücken, umporösen Brücken, müssen wir

00:35:27: jetzt richtig klotzen. Wir brauchen eine Veränderung dieser starren Schuldenbremse.

00:35:31: Und März hat ja nachdem der Wortbruch nach der Wahl vorgeworfen wurde, dann irgendwie

00:35:36: gesagt, ja, aber ich habe doch bei der Süddeutschen, sorry, also so, das ist eben der Mangel an

00:35:41: Staatsernste, den ich meine. Das geht es nicht, das kann ich nicht ernsthaft sagen.

00:35:45: Du nennst es wirklich ein Wortbruch, ja?

00:35:47: Ich nenne es ein Wortbruch, ja. Also er hat ja bis wenige Tage vor der Wahl. Ich finde

00:35:51: es vollkommen richtig, damit wir uns da nicht falsch verstehen. Absolut richtig. Aber es

00:35:55: war natürlich ein Wortbruch. Also das war ja die Schuldenbremse, das ist ja wie eine

00:36:00: Monstranz. Es gibt ja jetzt nicht, die schwarze Null ist nicht dasselbe, aber wir erinnern

00:36:05: uns an das Foto, was aus dem ehemaligen Finanzminister, Ministerium Unter Wolfgang

00:36:11: Schäuble dieses Foto noch gemacht wurde, wo alle Angestellten sich in einer Null aufstellen.

00:36:17: Stimmt.

00:36:18: Wie ein Kreis von Jüngern oder so weiter. Und wenn du als CDU nur noch so ganz wenige

00:36:25: Identitätsthemen hast und dazu gehört ausgerechnet eine schwarze Null, also da finde ich, dann

00:36:31: würde man als neuer Parteichef, der es auch anders sieht, schon aus Liebe zum eigenen

00:36:37: Laden versuchen, da ein bisschen Bewegung reinzubringen.

00:36:41: Gut, er hatte das tatsächlich bei dieser Veranstaltung der Süddeutschen Zeitung,

00:36:45: hat er immer gesagt, man könne sich das vielleicht irgendwann, würde dann sehr genau

00:36:49: auf die Ausgestaltung ankommen, vorstellen, dass man die Schuldenbremse reformiert, später

00:36:53: auch in einem der TV-Duelle, ich glaube in dem von AID und ZDF hat das auch angetippt,

00:36:59: dass das passieren könnte, aber erst ganz am Ende, nachdem vorher ganz, ganz viel anderes

00:37:05: passiert sei.

00:37:06: So, also genau, das macht er noch mit den Mehrheiten der alten Bundesregierung.

00:37:10: Es mag auch eingezahlt haben.

00:37:12: Gestern habe ich gedacht auf das Abstimmungsverhalten manches Abgeordneten aus der Unionsfraktion,

00:37:19: die rauf und runter an jedem Wahlkampf stand, gesagt haben, nein, wir halten auf jeden

00:37:25: Fall strikt fest an der Schuldenbremse und dann denkste, wie beschädigt ist Friedrich

00:37:30: Merz jetzt durch das, was gestern passiert ist, nämlich dass er im ersten Anlauf die

00:37:36: Mehrheit nicht zusammenbekommen hat?

00:37:38: Ich glaube, es bleibt ein gewisser Schatten, aber wir werden natürlich jetzt sehr, sehr

00:37:44: schnell andere Bilder sehen.

00:37:46: Also, es kommen schöne Bilder aus Paris, es kommen schöne Bilder aus Warschau, wir werden

00:37:51: jetzt das Ende des Zweiten Weltkriegs, wir werden Friedrich Merz in diese Rolle des

00:37:58: Leaders of the Free World rutschen sehen, langsam aber sicher.

00:38:02: Und das wird, glaube ich, sehr schnell diesen Marke überdauern, bis zu dem Moment, wo er

00:38:10: wieder in der Verlegenheit steht, Unterstützung von Leuten zu brauchen, mit denen er eigentlich

00:38:16: nichts zu tun haben will.

00:38:17: Das hieß aber erlernt nichts aus gestern.

00:38:20: Nomm mal sehen.

00:38:22: Also, keine Ahnung, ich, mein Eindruck ist, dass er, wenn man sich mal die Zeit anguckt

00:38:30: seit seiner Rückkehr, also er ist ja praktisch in der Sekunde wieder da gewesen, als Angela

00:38:35: Merkel ihren Abschied eingeleutet hat.

00:38:38: Mein Eindruck ist, dass er sich seither ganz schön verändert hat und dass er daran auch

00:38:46: einen hellischen Spaß hatte.

00:38:48: Ja?

00:38:49: Es macht Spaß, wenn du, das ist wie so ein zu enger Schuh, wenn du einen zu engen Schuh

00:38:56: hast und siehst ihn so langsam aber sicher aus in der Schmerzen lässt nach, also du lernst

00:39:02: Leute kennen, die du nie mit denen du nie was zu tun hast.

00:39:06: Ich erinnere mich an eine Szene, da war er im Sommer 23 bei der Lesben- und Spulenunion

00:39:13: und er hatte bis dahin ja einige Bemerkungen gemacht, die diesen Leuten echt wehgetan haben.

00:39:18: Nicht nur diesen Leuten, wie da auch nicht allen die.

00:39:21: Ja, allen die.

00:39:22: Und er hatte gesagt, als Klaus Woberheit seinen Coming-Out hatte, irgendwie so im Sinne

00:39:26: von schönen und gut hauptsache er lässt mich in Ruhe oder hauptsache ihr macht nichts

00:39:31: mit Kindern und so weiter.

00:39:32: Ja, das war schlimm.

00:39:33: Das war schlimm.

00:39:34: Er setzt Homosexualität und Pädophilie gleich.

00:39:37: Pädophilie gleich.

00:39:38: Da hat ihn Jens Spahn auch hart drauf hingewiesen, bis das nicht geht.

00:39:42: Und jetzt stand er vor diesen Leuten, die hatten ihr 25.

00:39:46: Jubiläum und da hat er zu denen gesagt, also aus unserer Verbindung muss eine feste Partnerschaft

00:39:55: werden und ich habe ihn in der Vergangenheit wehgetan.

00:40:01: Das muss richtig schlimm gewesen sein.

00:40:03: Ich habe dazu gelernt und was mich besonders beeindruckt hat, also da stand jetzt jemand

00:40:08: und das war locker.

00:40:09: Also der stand da so angelehnt und hat das einfach erzählt wie jemand, der sich über

00:40:14: was klar geworden ist.

00:40:16: Und was mich besonders beeindruckt hat, was er dann gesagt hat, aber in diesem Punkt

00:40:21: und da ging es um, ob man sexuelle Diskriminierung in die Verfassung aufnimmt, in diesem Punkt

00:40:27: kann ich nicht mitgehen.

00:40:28: Und da, das finde ich, das respektiere ich, wenn Leute sich nicht einfach dann plötzlich

00:40:32: ran schmeißen, sondern sagen Respekt, aber Differenzen im Einzelnen.

00:40:40: Und mein Eindruck war, dass dem das selber auch Spaß gemacht hat.

00:40:45: Dass er also für sich Perspektiven erschlossen hat, die er bis dahin nicht kannte.

00:40:50: So wirklich.

00:40:52: Und das gilt natürlich für andere Gruppen in der CDU auch.

00:40:57: Das ist ja das Herrliche.

00:40:58: Du hast einen riesigen Volkspartei, deren Reichtum, also sozialogischer Reichtum, der

00:41:06: kann einen ja wirklich beeindrucken.

00:41:07: Ist er denn noch da?

00:41:09: Dennis Ratke gestern hat das stark bezweifelt, dass zum Beispiel der christlich soziale Flügel,

00:41:16: dem er angehört, dem er sogar vorsteht, weil die sich in der christlich-demokratischen

00:41:21: Arbeitnehmerchaft auch organisiert haben.

00:41:25: Er sagt, das ist komplett an den Rand gedrängt.

00:41:28: Er hat sich ja auch sehr beklagt darüber, wie das Kabinett zusammengesetzt ist, dass

00:41:33: da eben niemand aus der CDA drin ist, außer Serap Gühler.

00:41:38: Also die Ära, in der dieser Flügel Exponenten wie Norbert Blüm hatte, die ja…

00:41:44: also bundesweit bekannt waren und wirklich Größen, auch intellektuelle Größen waren.

00:41:51: Und so die ist vorbei. Soweit ich weiß, sind zwei Drittel der Bundestagsabgeordneten

00:41:57: Mitglieder in der Mittelstandsvereinigung, die geben den Ton an. Das stimmt. Wenn man

00:42:04: mal einen Schritt zurücktritt, finde ich, man kann schon einen Punkt dafür machen,

00:42:11: dass wir jetzt eine Situation haben mit der Rezession, wo es echt erst mal darauf ankommt,

00:42:15: dass die Wirtschaft brummt. Also die CDU-Glaube kreist ja immer um diese Idee, die Flut hebt

00:42:23: alle Boote. Und das ist oft nicht ganz wahr. Also ein Erfolg einzelne Unternehmen muss noch

00:42:30: nicht heißen, dass es auch den Arbeitnehmern gut geht und so. Aber wir müssen jetzt erst mal gucken,

00:42:35: dass der Laden wieder flott gemacht wird. Was wird Friedrich Merz für ein Kanzler? Will ich ja

00:42:41: in dieser Folge mit dir herausfinden, wenn wir auf die Kabinettsbesetzung schauen? Ich habe die

00:42:46: Kritik von Dennis Radke angesprochen. Du sagst, das ist jetzt eigentlich die richtige Antwort auf

00:42:53: die Erfordernisse dieser Zeit, dass man Menschen beruft, die sich an die Wirtschaftspolitik

00:43:01: machen, die so ticken. Ist es das? Absolut. Also kurz vor der Sendung habe ich einen Auftritt

00:43:08: von Katharina Reiche, der neuen Wirtschaftsministerin gesehen. Da muss ich sagen, also ich werde

00:43:15: jetzt nicht wieder mit Pippi in den Augen kommen, aber hat mich echt beeindruckt. Da hat die im

00:43:20: Wirtschaftsministerium an Habeck gerichtet gesagt, was sie hier geleistet haben, das war

00:43:26: übermenschlich. Stimmen Sie aber auch gleich. Das muss man sich mal vor Augen halten. Das ist

00:43:31: ein feiner Stil. Das war ein richtig, naja, das war ja nicht nur ein feiner Stil, sondern über den

00:43:36: Habeck hieß es, der schlechteste Wirtschaftsminister aller Zeiten. Der war ja der kulturellen

00:43:44: Veracht. Also ich meine, es hat ja nicht mehr viel gefehlt. Also ich erinnere an die Szenen auf

00:43:49: der Fähre und so weiter. Es hat nicht mehr viel gefehlt, dass der aus dem Bereich des ja

00:43:55: politisch Akzeptablen irgendwie rausgeflogen ist und so weiter. Die Witze endlosen,

00:44:00: hämmischen, höhnischen Witze über Habeck. Und jetzt wird alles mögliche gemacht, was Habeck

00:44:05: immer wollte. Strompreishilfen, Deutschlandfonds, Abschreibungen für Investitionen und so weiter.

00:44:13: Alles, das ganze Programm und der ganze industriepolitische Ehrgeiz, den Habeck,

00:44:18: hatte all das machen wir jetzt auch. Und meine Befürchtung war, dass das praktisch unbemerkt

00:44:25: über die Bühne geht und das ausgerechnet jemand wie Katharina Reiche, die ja nun Topmanagerin,

00:44:31: klassische Mittelstandspolitikerin und so weiter, Energiepolitik kommt von EON aus dem Topmanagement.

00:44:38: Das ausgerechnet die im Auge hat, was dieser Habeck geleistet hat, auch nach dem Kriegsausbruch

00:44:45: mit den Folgen der Pandemie. Nach dem beginnendessvoll umfänglichen Krieges, ja. Nach dem beginnendessvoll

00:44:49: umfänglichen Einmarsch, der Russen in der Ukraine. Also da muss ich sagen, das hat mich richtig

00:44:55: begeistert. Also da aus sowas schöpfig Hoffnung. Find ich gut, dass du das sagst, Mariam. Feiner Zug,

00:45:02: aber ich habe noch im Ohr was du eben gesagt hast, wie sehr sich Friedrich Merz auch verändert hat.

00:45:08: Das auch die Angriffe gegen die Grünen, auch die Angriffe gegen Robert Habeck und dessen

00:45:16: Wirtschaftspolitik. Das muss man dem vormaligen Oppositionsführer, jetzigen Kanzler auch anlasten.

00:45:23: Das war auch an vielen Stellen natürlich überhaupt gar nicht in Ordnung. Und jetzt kann man natürlich

00:45:28: sagen, komm, egal. Hauptsache ist Dienst unserem Land jetzt, aber es ist, es hat wirklich einen

00:45:36: Schaden angerichtet, auch und nicht zuletzt, weil sich noch mehr Politiker*innen bedroht sehen.

00:45:42: Total. Absolut richtig. Ich würde, wenn Merz überhaupt nicht in Schutz nehmen, ist vollkommen

00:45:48: richtig was zu sagen. Die haben da politische Kultur zerstört. Meine Wahrnehmung war, dass das

00:45:54: hauptsächlich von Markus Söder ausgeht und dass viel zu wenig Aufmerksamkeit darauf gerichtet

00:45:59: wird, dass das im Grunde die zweite Bundestagswahl ist, die die CSU der Union versaut hat. Weil

00:46:07: hätte Merz ernsthaft mit beiden Koalitionsoptionen drohen können, dann hätte er der SPD auch

00:46:13: nicht so viele Konzessionen machen müssen, wie er es jetzt machen musste. Und das werfen

00:46:17: eben die Leute vor, die aber die ganze Zeit auf den Grünen rumgehackt haben. Also da ist

00:46:23: auch so eine kleine, die Wahlanalyse steht ja noch aus bei der CDU. Glaubst du denn, die

00:46:28: kommt? Die kommt. Ich habe immer den Eindruck, dass sowas zwar an Wahlabenden gesagt wird,

00:46:33: aber dann nie ein Gedicht wird. Der Linnemann wird das machen, der will es wirklich wissen.

00:46:36: Und da bin ich mal gespannt, ob das da zur Sprache kommt. Du hast in dem Artikel, den

00:46:44: ich jetzt schon ein paar Mal angesprochen habe, der heute in der Zeit oder jetzt in der aktuellen

00:46:48: Ausgabe der Zeit erscheint, hast du einen interessanten Satz geschrieben, du schreibst,

00:46:52: "noch nie waren die Erwartungen an einen deutschen Bundeskanzler so exorbitant hoch und

00:46:58: gleichzeitig so niedrig wie an Friedrich Merz. Daraus lese ich die niedrigen Erwartungen,

00:47:04: die man natürlich leichter übertreffen kann als exorbitant hohe oder auch erfüllen kann.

00:47:10: Die niedrigen Erwartungen siehst du an die Personmerzgerichte. Da siedelst du das an oder

00:47:15: habe ich das ein bisschen übertrieben, als das bedeutet hier. Also die hohen Erwartungen

00:47:18: sind ja vor allen Dingen die im Ausland, die Leute waren ja die Briten, Franzosen, Kanadier

00:47:29: waren ja total erleichtert. Der Westen ist wieder da, also da sind die hohen Erwartungen,

00:47:35: Ukraine, da sind die hohen Erwartungen und die niedrigen Erwartungen sind 56% der deutschen

00:47:41: Trauen Merz das Amt überhaupt nicht zu. Und da spielt sicher auch eine Rolle, dass der

00:47:47: Merz für viele noch so ein bisschen ein Phantom ist. Wie hat Marie Agnes Strackzimmermann

00:47:53: mal gesagt, ein Flugzwerg. So dieses Klischee, das ist ja auch interessant. Die Deutschen,

00:48:02: wenn jemand reich ist, kann er eigentlich nicht moralisch entgega sein. Das ist schon mal schlecht,

00:48:07: wenn du Geld hast. Na schön, dank. Er kommt glaube ich auch immer auf die Art an, wie man

00:48:13: zu Geld gekommen ist. Also in jedem Tatort, wenn ich sage, in jedem Tatort, ich gucke

00:48:19: auch gar keinen Tatort, ich hasse diese Art dazu. Sehr gut argumentiert, in jedem Tatort,

00:48:26: ich gucke gar keinen Tatort. Nein, aber wenn ich es mal, es ist ja wie mit Fußball immer,

00:48:29: wenn ich mal hingucke, gewinnt bei Herrn München. Also wenn ich mal reingucke, ist immer der

00:48:33: Reiche das Schwein. So und da haben wir, das ist irgendwie so ein bisschen schräg bei uns,

00:48:39: finde ich. Es kann jemand nicht reich sein. Heute habe ich einen. Aber glaubst du wirklich,

00:48:43: das erklärt die schlechten Zustände? Nein, nein, nein, nein, nein, sorry, sorry, das

00:48:48: war jetzt viel zu kurz. Ich habe im Oktober, November, Dezember letzten Jahres viele Leute

00:48:55: in meinem eigenen Bekanntenkreis gehabt, die nun wirklich ganz sicher niemals März gewählt

00:49:00: hätten, die erstens eine Ukraine Position gesehen haben, die entschieden hat, mit der

00:49:05: Erengang sei er gesagt hat, wenn Putin das so weitermacht. Und da war man ja dankbar.

00:49:09: Endlich sagt man jemand, wenn das so weitergeht, dann machen wir das. Endlich kommt man mal

00:49:14: aus der Defensive raus, die das gesehen haben und die dann seine Beschwörung gehört haben,

00:49:21: dass er mit diesen Leuten, mit der AfD, niemals, kein zweites 33, ich persönlich gebe mein

00:49:28: Ehrenwort und so weiter, niemals mit diesen Leuten und den Ekel vor dem, was die AfD darstellt

00:49:34: und ist und wie die sich verhalten, den nehme ich ihm absolut ab, der ist richtig echt,

00:49:38: das rätst richtig tief drin, der ekelt sich vor diesen Leuten und der hat nichts als

00:49:43: Verachtung für die übrig. Und in dieser Zeit und mit diesen Schwuren, wie sagt man

00:49:51: Schwühren, Schwühren, mit diesem Schwühren, da hat er viele Leute von sich sehr überzeugt,

00:49:58: boing und dann kommt er ja nur, dann kommt dieses Straucheltaumeln in diese gemeinsame

00:50:04: Abstimmung mit der AfD und dann waren ja auch hunderttausende Leute auf der Straße

00:50:10: und so weiter und haben gesagt, das kann jetzt hier nicht wahr sein. Ich fand wiederum,

00:50:15: dass bei den Demos die Verwechslung zwischen rechts und rechtsextremen auch kultiviert wurde,

00:50:23: fand ich extrem nervig. Ja, wir waren ja eben schon mal soweit, dass wir sagen oder du

00:50:27: gesagt hast, du beobachtest und analysierst, dass er mitunter unvorbereitet in Abstimmungen läuft

00:50:34: und eben auch eine politische Mitte nicht organisiert, den Worst Case nicht überdenkt,

00:50:40: dafür nicht vorsorgt und so weiter. Das müssen ja auch die ihn umgebenden Leute tun. Wir waren

00:50:46: bei der Kabinettsbesetzung. Ist das das Personal, auf das er jetzt wirklich setzt oder setzt er

00:50:54: auf ein ganz eng kreis dem Kanzleramt angesiedelt ist? Ja, das ist echt interessant. Da muss

00:50:59: ich sagen, da war ich etwas überrascht. Dieses Kanzleramt besetzt er mit lauter Profis, die

00:51:08: unter Merkel gedient haben, unter Annalena Baerbock gedient haben, einer kommt von Steinmeier,

00:51:17: ich will jetzt nicht die Namen runterrasseln oder so weiter, aber mit allen wassangewaschenden

00:51:22: Diplomaten, die unideologisch sind, aber echt nicht farblos und ohne eigene Anliegen oder so

00:51:35: weiter. Also da hat er eine Truppe beieinander, die glaube ich endlich mal in der Lage wäre mit

00:51:41: dieser strategischen Ahnung, also desorientiert hat, die wir haben. Also wir hatten ja im Grunde

00:51:50: irgendwie nie wirklich politische Strategie, außenpolitische Strategie. Was ist unsere China-Strategie?

00:51:55: Was wollen wir, wenn die Amerika die Risken, die Kapplingen und so weiter, was wollen wir machen?

00:52:03: Was soll an die Stelle der transatlantischen Schutzpartnerschaft treten? Wollen wir mit den

00:52:08: Franzosen eine Nukleare vereinbaren treffen? Ja oder nein und so weiter. Diese ganzen Fragen

00:52:14: war waren ja irgendwie so rum. Was wird aus unserer Israel-Politik? Was wird aus der Staatsraison?

00:52:19: Da bin ich total gespannt, was da in der CDU sich abspielen wird, denn das kann so nicht bleiben.

00:52:25: Und ja, also da hat er jetzt im Kanzleramt die totale Kompetenz geballt und mir hat total ein

00:52:34: kleines Detail gefallen, das nämlich sein Stabschef Jakob Schrot, junger Mann aus Brandenburg.

00:52:39: 34. 34, ich weiß nicht genau. Ich tu mir immer... Du hast gesagt 34. Ja, das ist ja schon Stimme.

00:52:46: Dann habe ich alles abgeschrieben, der Stabschef. Ich rechne das dann aus und dann vertue ich mich

00:52:53: leider Gottes, wenn dann irgendwie nicht alles mit nullen ist, also dann geht es oft schief. Also

00:52:59: jedenfalls Mitte 30, sagen wir mal. Und der hat als Lieblingsserie "The West Wing". Das ist eine

00:53:05: amerikanische Serie, die über einen sehr idealistischen demokratischen Präsidenten kreist und der ist

00:53:12: eben auch umgeben von lauter wahnsinnig humorvollen, schnellen, intelligenten Profis, die aber eben

00:53:19: alle Idealisten sind und wirklich was wollen und das ist also klasse Detail, finde ich. Also das

00:53:25: Kanzleramt besetzt mit erfahrenen Leuten, die sich unideologisch gezeigt haben, die auch schon

00:53:33: bei Annalena Baerbock, bei Merkel sonstige, gearbeitet haben. Das Kabinett "Lauter Unerfahrene",

00:53:40: Alexander Dobenrindt und Boris Pistojus sind die einzigen, die Ministererfahrung auf Bundesebene

00:53:47: haben. Karin Prien zum Beispiel hat das auch durchaus auf Landesebene. Stephanie Hubeich,

00:53:54: die Bildung Wissenschaft und Kultur in Rheinland-Pfalz gemacht hat, hat es eben auch auf Landesebene,

00:54:00: aber war keine Bundesministerin. Ist das jetzt ein Vorteil oder sagt man, kann man sagen,

00:54:08: du zitierst auch dieses giftige "Boumont" das kursiert das Kanzleramt des Champions League,

00:54:14: aber das Kabinett des Kreisklasse. Diesen Spruch hört man derzeit oft. Ich würde sagen, geben

00:54:21: mir den Leuten mal eine Chance, aber was man glaube ich schon sagen kann, ist, nehmen wir mal die

00:54:27: Außenpolitik. Es hätte ja Leute gegeben, die wie Norbert Röttgen oder so weiter, die einen

00:54:33: exzellenten Ruf haben, die da schon viel Erfahrung gesammelt haben, die da aber eben einen eigenen

00:54:40: Kopf haben. Und dem Vernehmen nach ist es genau das, was Friedrich Merz nicht wollte. Also da soll

00:54:47: niemand sein, der eben einen eigenen Kopf hat. Er hat das mit Leuten besetzt, die, also am dramatischsten

00:54:57: finde ich die Besetzung von Nina Wagen, also die kenne ich aus dem NSU Ausschuss, die soll jetzt

00:55:02: Gesundheitsministerin werden. Gesundheitsminister, das ist ein dermaßen komplexes Feld. Also die

00:55:09: ganzen Lobbys, die es da gibt, die Pflegereform und und und, da sind riesige Baustellen zu bearbeiten,

00:55:16: da jemanden hinzusetzen, der überhaupt keine Erfahrung hat, da gibt es das Gerücht, da war

00:55:22: zum Beispiel K. Joseph Laumann aus Nordrhein-Westfalen vom Arbeitnehmerflügel im Gespräch. Der E-Mann-Geschäft

00:55:31: ist so ganz genau. Und angeblich, das kann ich nicht beweisen, ich halte es aber echt nicht für

00:55:38: völlig ausgeschlossen, soll Merz das abgelehnt haben, weil er nicht will, dass Henry Gwüst, der

00:55:44: Nordrhein-Westfälische Ministerpräsident und einer der potenziellen Kronprinzen irgendeinen Fuß in

00:55:52: diesem Kabinett hat. Aber guck mal, das ist alles ehrlich gesagt schwach. Also Menschen, die gute

00:56:00: Chefs sind, können neben sich profilierte Leute ertragen, sonst sind sie keine guten Chefs. Und ich

00:56:09: finde klar, man kann auch immer davon beeindruckt sein, dass man sagt, wow, da werden neue Leute

00:56:14: auf Geboten, auch Seiteneinsteiger. Katharina Reicher ist so angesprochen, die hat aber auch eine

00:56:20: Politik-Erfahrung. Das kann man begeistert oder befürwortend aufnehmen. Man kann aber auch sagen,

00:56:27: wenn selbst der Kanzler keine Regierungserfahrung hat und der Vizekanzler auch nicht, dann würde ich

00:56:33: mich als Bürgerinwohner fühlen, wenn ansonsten im Kabinett aber profilierte Leute sitzen. Laumann,

00:56:40: Beispiel, Arbeitsminister Nordrhein-Westfalen, der weiß, wie man so ein Haus führt. Also,

00:56:46: ich weiß gar nicht. Ich glaube, ich bin eher ein Freund davon, dass ich auch ein, dass ich ein

00:56:53: gesundes Maß an Erfahrung und Unerfahrenheit habe. Nimm Herrn Wildberger, Dr. Carsten Wildberger,

00:57:03: CEO von Mediamark Zatorn. Der kommt komplett neu in die Politik rein. Und sein Ministerium gibt's noch.

00:57:10: Und das Ministerium gibt's noch nicht. Der hat also eine doppelschwere Aufgabe, dass du nicht nur dich

00:57:15: einarbeiten musst in diese Politikkomischzusammenhänge, sondern auch noch digitales und Staatsmodernisierung

00:57:21: verwalten sollts. Ein Ministerium, was ist gar nicht gar. Das stimmt. Das ist ein großes Experiment.

00:57:28: Der wird zum Beispiel aus dem Kanzleramt, dem wird da sehr energisch geholfen werden bei der

00:57:35: Einrichtung des Ministeriums. Und dann wollen wir sehen. Also, ich finde, bin immer noch ganz

00:57:42: besählt von diesem Auftritt von Katharina Reiche, wenn die in der Energiepolitik, wo sie sich ja

00:57:47: auskennt, wenn die was zustande bekommt und die Energiekosten sind ja ein wichtiger Teil der Krise.

00:57:54: Gut, dann würde ich da sagen und das andere, was ich auch sagen würde, ist, wenn in der

00:58:00: Migrationspolitik was passieren soll, dann hast du jetzt den Kanzleramtschef, den Innenminister,

00:58:07: den Außenminister, den Fraktionschef und den Kanzler selber, die an diesem Thema wirklich

00:58:12: energisch arbeiten wollen. Und was ich weiß, auch mit Migrationsexperten meines Vertrauens,

00:58:17: da kann man nicht allen vertrauen, aber es gibt einen, dem ich vertraue, das ist Gerard Knauss,

00:58:22: aber glaube ich auch schon mal hier. Das ist jemand, der wirklich was davon versteht. Und Gerard

00:58:29: Knaussens Hauptrezept ist immer, wir brauchen diese Migrationsabkommen und wenn die gut sind,

00:58:34: dann ist das die einzige nachhaltige Lösung. Und wenn sich die CDU darauf einlässt, da wirklich

00:58:40: Energie reinzustecken. Aller Bonheur. Okay, man hat auf der Strecke jetzt aber und wir haben ja

00:58:48: immer noch im Kopf, dass gestern der erste Wahlgang nicht geklappt hat. Man hat auf der Strecke,

00:58:53: also nicht man, sondern würde ich mir ernst, eine Menge Porzellanze schlagen, weil sich zum

00:58:59: Beispiel der mächtige Landesverband aus Nordrhein-Westfalen, zudem Hendrik Wüß,

00:59:03: der Ministerpräsident, gehört, der ist der wird jetzt 50 in diesem Jahr, das heißt,

00:59:07: der hat noch Zeit zu warten, was nach dem jetzt 70-jährigen neuen Kanzler passieren kann.

00:59:14: Die sehen sich enttäuscht, die Ostdeutschen Landesverbände haben auch gesagt, also hätte

00:59:19: uns übrigens ganz gut gefallen, dass wir nicht allein die zwei in Brandenburg geborene

00:59:23: Katharina Reich im Kabinett sehen, die aber seit ebig in NRW lebt. Das hätten die besser

00:59:29: gefunden. Hat er da allzu viel Porzellanze schlagen? Also ich finde, wenn man jetzt noch mal darauf

00:59:36: zurückkommt, was für einen dramatischen, bedrohlichen Moment wir gerade erleben, dann muss ich sagen,

00:59:41: landsmannschaftliche Interessen stehen, da für mich jetzt gar nicht so im Vordergrund.

00:59:46: Lass uns kurz mal auf die SPD gucken, denn es ist ja überhaupt gar nicht ausgemacht,

00:59:52: ob die gestrige Abstimmungsniederlage ausschließlich gegen Friedrich Merz erzählt

00:59:57: war oder nicht genau auch gegen Lars Kling, weil wie hat der das denn gemacht eigentlich?

01:00:01: Ja, der hat das auch nicht. Auch in der Kabinettsaufstellung, die er erst kurz vor

01:00:05: knapp bekannt gegeben hat, erst am Montag und dann wird tast drauf abgestimmt, auch krass.

01:00:10: Ich sage nur Hubertus Heil. Also Hubertus Heil, der jemalige Arbeitsminister, ist glaube ich

01:00:17: der erfolgreichste, also neben Boris Pistorius, aber jetzt in der Sache, wer hat was erreicht,

01:00:22: der erfolgreichste sozialdemokratische Minister. Und dass der nicht reinkommt, weil Lars Kling

01:00:29: mit ihm ein Problem hat. Und ich kenne mich in der SPD nicht gut aus, aber ich halte es nicht

01:00:34: für völlig ausgeschossen, dass das Problem heißt, der ist mir zu gefährlich, der macht mir zu

01:00:41: viel Konkurrenz. Wenn das die Grundlage dieser Entscheidung war, dann muss ich sagen, das finde

01:00:46: ich super, super traurig. Und wenn die SPD eine Zukunft haben will, glaube ich, dann nur mit solchen Leuten.

01:00:54: Wie wohl er sicher jetzt konzentriert hat auf extrem junge Ministerinnen vor allen Dingen auch. Da

01:01:02: könnte man auch sagen, da sieht er die Zukunft drin, Kling, weil er hatte ja am Wahlabend gleich gesagt,

01:01:06: wir brauchen einen Generationswechsel. Da habe ich mich gefragt, was meint er eigentlich,

01:01:11: Dienstjahre oder Lebensjahre, sieh'n Lebensjahre zu meinen und hat, glaube ich, auch noch am

01:01:16: Wahlabend dem Vernehmen nach Boris Pistorius versichert. Der sei jedenfalls nicht gemeint und

01:01:21: der ist ja auch noch drin. Das wäre ja auch echt schwierig geworden, den einen beliebten

01:01:25: Minister, den Sie haben, den beliebtesten Politiker Deutschlands, den irgendwie jetzt loszuwerden

01:01:31: oder so. Das konnte er sich, glaube ich, schlicht und ergreifend nicht leisten. Ich halte es nicht

01:01:36: für ausgeschlossen, dass er es versucht hat. Und wir haben ja in den letzten Wochen einige

01:01:42: Momente gesehen, wo Klingweil halt Sachen, wo er Olaf Scholz die Wahrheit hätte sagen müssen oder

01:01:48: klar, sich geht, dem gegenüber verhalten müssen oder der armen Saskia Eskin gegenüber. Das hat er

01:01:53: ewig schwellen lassen, diese wirklich sehr, sehr brutalen Abrechnungen mit der. Also der trifft lauter

01:02:02: Entscheidungen, die ehrlich gesagt vor allem ihm selber nützen. Und ob die Rechnungen aufgeht,

01:02:09: da bin ich mal sehr gespannt. Ich habe überhaupt nichts gegen Verjüngung oder so weiter und finde

01:02:14: es super, dass es, glaube ich, das paritätischste Kabinett seit langem. Mehr Frauen als die Ampel,

01:02:21: wenn ich es richtig sehe. Das ist alles prima, wunderbar. Aber wie gesagt, also ich finde das sehr

01:02:29: symbolisch auf jemanden wie Heil verzichten zu können. Hubertus Heil ist nicht mehr mit dabei,

01:02:35: Karl Lauterbachs, Svenja Schulze, Nancy Fäser und eben Saskia Eskin hat auch keine Ministerinnen

01:02:42: Posten bekommen, den hatte sie aber vorher auch nicht. Man darf gespannt sein, was da jetzt auf

01:02:46: dem Parteitag passiert. Der steht ja noch bevor. Keine Ahnung, ob Lars Klingball dann, wenn du so

01:02:53: willst, direkte Quittung bekommen für das, was du als Fehler, als mindestens mal kritikwürdige

01:03:01: Entscheidungen rausgearbeitet hast. Man darf sagen, auch hier, wie bei der Union, ist der NRW-Teil

01:03:10: auf den Zinnen. Die SPD aus NRW hat einen Leitantrag formuliert. Da passt einem dann auch irgendwann

01:03:18: keinen Hütchen mehr. Sie sagt, Lars Klingball habe einen Stop-and-Go-Wahl-Kampf hingekriegt,

01:03:24: bei dem Zitat, das Momentum nach dem Koalitionsbuch verspielt wurde, die Diskussion über die Kanzlerkandidatur

01:03:30: viel zu lange laufen gelassen wurden, die Partei ist auch nicht geschafft hat, aus der Zusammenarbeit

01:03:36: Zitat der Konservativen mit rechtsradikalen was zu machen und dann geht das immer so weiter. Die

01:03:42: haben also ganz viele Punkte aufgeführt, die man im Vorsitzenden echt anlasten muss, der aber

01:03:49: nach der Weise vorhin gegangen ist, hat gesagt, verstehe schlechtes des Wahlergebnisses seit immer,

01:03:55: aber daraus mache ich für mich, ich werde auch noch Fraktionsvorsitzende. Da, finde ich, muss man

01:04:00: jetzt mal sagen, die NRW SPD hat ja eigentlich ein großes Reckoning noch vor sich. Also die müssten

01:04:08: ja mal wirklich erklären, warum verlieren sie so viele Leute an die AfD, warum in Essen, warum in

01:04:15: Duisburg und so weiter. Also die Vorstellung, wenn wir nur ordentlich gegen rechts mobilisieren,

01:04:22: dann läuft das schon wieder. Die ist, glaube ich, wenn man mal vor der eigenen Tür schaut, irgendwie

01:04:28: bisschen fehlgeleitet. Ja, absolut. Das kann aber auch die SPD als Ganzes und auch die Bundesspitze

01:04:33: für sich noch mal genauer angucken, denn das war meiner Wahrnehmung auch die Strategie, die sie

01:04:37: bei den zurückliegenden Landtagswahlkämpfen in Ostdeutschland angelegt haben, gesagt, wir sind

01:04:42: die feineren Menschen, deshalb wird man uns schon wählen. Ja, super Fehler, glaube ich. Also ich

01:04:47: glaube, das einzige Erfolgsmodell ist Dänemark, dass man also sagt, die dänischen Sozialdemokraten

01:04:53: sind ja die einzige, wenn ich das richtig sehe, Kraft der Mitte. In Polen ist es auch nochmal

01:04:59: anders, aber eine der wenigen Kräfte der Mitte, denen es gelungen ist, die autoritären wirklich

01:05:05: zur Schrumpfgröße zu machen. Und das haben sie geschafft, nicht indem sie Ressentiments produziert

01:05:11: haben gegen Migranten, sondern indem sie gesagt haben, wir brauchen eine Migrationspolitik,

01:05:16: die unseren Interessen entspricht. Und das heißt, dass man die neuen Regelungen auch mit einer

01:05:23: vernünftigen Sozialpolitik verknüpft. Und das ist wirklich beeindruckend, wenn man sich da mal

01:05:31: umhört, wie viel Konsens, die auch dafür haben mit anderen Parteien und so weiter. Also ich glaube,

01:05:37: mehr Dänemarkwagen wäre für die SPD irgendwie die Rettung vor dem Untergang. Was wird März für

01:05:47: ein Kanzler sein? Er konzentriert sich stark auf die Außenpolitik. Wir hatten es eben schon mal angesprochen,

01:05:53: wie er auch das Kanzleramt und sein Engenkreis aufgestellt hat, die verstehen davon alle viel.

01:06:01: Wie wird er denn die Lücke füllen können, die du eben, mal kurz so genannt hast, dass das transatlantische,

01:06:09: die transatlantische Schutzpartnerschaft verloren geht? Also da wird sehr viel Learning by doing,

01:06:18: das wird jetzt in dem Prozess, muss man sich da irgendwie ran arbeiten. Also was mache ich,

01:06:24: wenn der Außenminister meines ursprünglichen Verbündeten mein Land als Tyrannei bezeichnet?

01:06:32: Wie das ja jetzt passiert ist in der Reaktion von Marco Rubio auf das Gutachten des Verfassungsschutzes

01:06:39: gegen die AfD. Man könnte überlegen, den Botschafter einzubestellen. Warum eigentlich nicht?

01:06:46: Also er hat gestern im ZDF darauf reagiert, er hat gesagt, ich zitiere,

01:06:51: Herr Friedrich Merz, die US-Regierung verbreitet derzeit absurde Betrachtungen

01:06:56: der Bundesrepublik Deutschland und er hat dann weiter gesagt, er wolle die USA ermuntern,

01:07:01: sich aus der deutschen Innenpolitik rauszuhalten. Glaubst du, das ist ein Ton, der bei den Trumps,

01:07:08: den Vans, den Rubios verfängt? Denn Marco Rubio, du hast ihn richtig zitiert,

01:07:14: hat reagiert auf das Gutachten des Verfassungsschutz, dass die AfD und zwar die gesamte Partei als

01:07:21: gesichert rechtsextremistisch eingestuft hat. Das sei keine Demokratie, was es in Deutschland gäbe,

01:07:28: das sei verkappte Tyrannei. Was wirklich extremistisch ist, ist nicht die beliebte AfD, die bei den

01:07:35: jüngsten Wahlen den zweiten Platz belegte, sondern vielmehr die tödliche Einbahnungspolitik des

01:07:42: Establishments mit offenen Grenzen, die die AfD ablehnt. Deutschland sollte seinen Kurs umkehren

01:07:49: schreibt, der US-amerikanische Außenminister. Mir fällt es immer noch schwer, das hinzunehmen,

01:07:55: das ist ja ein Wahnsinn, was für ein Mist. Und Vans lässt sich nicht minder, auch unten

01:08:02: historisch ein, indem er sagt, die AfD, ich zitiere wieder, bitte nicht von mir, die AfD ist die

01:08:08: beliebteste Partei in Deutschland und bei weitem die repräsentativste Partei für Ostdeutschland.

01:08:14: Jetzt versuchen die Bürokraten, sie zu zerstören. Der Westen hat die Berliner Mauer gemeinsam

01:08:20: niedergerissen und sie ist wieder aufgebohrt worden, nicht von den Sovjets oder den Russen,

01:08:24: sondern vom deutschen Establishment. Zitat Ende, da taucht das also wieder auf. Wie kann man

01:08:31: solchen Leuten begegnen? Wie gesagt, also ich finde, eine Idee wäre, den Botschafter einzubestellen

01:08:37: und zu sagen, also so haben wir hier nicht gewettet.

01:08:42: März, heute gleich am ersten Tag nach Paris geflogen, nach Warschau hat ein Neustart der

01:08:49: Beziehungen versprochen, hatte sich ergerieben daran, wie sehr in seinen Augen Olaf Scholz,

01:08:56: die Europapolitik und auch das deutsch-französische, das deutsch-polnische Verhältnis vernachlässigt

01:09:02: hat, das fand er kritikwürdig. Dafür tritt er an, ist ursprünglich Europa parlamentarier

01:09:08: gewesen, das kann man ihm zutrauen. Er hat dann auf dem Flug nach Paris auch gesagt, dass

01:09:13: er sich sehr stark auch auf eine Zusammenarbeit mit Kirsten Stammer, mit Großbritannien konzentrieren

01:09:19: will. Ist das dieses koordinierte Vorgehen innerhalb Europas? Ist das eventuell die Antwort

01:09:25: auf die transatlantische Lücke?

01:09:27: Da muss ich mal für einen Moment diese brillante Gelegenheit vorstellen. Also du hast, wie

01:09:33: du schon gesagt hast, du hast Kirsten Stammer, du hast Macron, du hast Donald Tusk, du hast

01:09:38: Ursula von der Leyen und jetzt den Carney, Michael, glaube ich, den neuen kanadischen

01:09:45: Ministerpräsidenten. Also du hast im Zentrum des Westens diese Gruppe von wirklich starken

01:09:52: Figuren, die das, was der Westen sein will und das sind jetzt ja nur noch wir hier in

01:09:58: Europa, echt durchbuchstabieren können. Also der Auftritt von Carney jetzt bei Trump,

01:10:04: da habe ich mal gedacht, hier trifft jetzt wirklich mal jemand den richtigen Ton. Kanada

01:10:09: steht nicht zum Verkauf. Hat dann Trump gesagt, ja man soll nie, nie sagen, aber das ist

01:10:15: so ein bisschen verpufft. Gesehen hat man, hier war jemand, mit dem kannst du nicht umspringen.

01:10:21: Und also dieser Moment, ich will ihn jetzt nicht Märzmoment nennen, aber da scheint was

01:10:28: auf aus dem echt was werden könnte.

01:10:32: Dann müsste man aber sehr mutig und sehr entschieden vorgehen, denn ja, Kanada war im

01:10:40: Fokus der US-amerikanischen Außenpolitik auch der Zollpolitik. Keine Frage. Aber gegenüber

01:10:48: Deutschland, so hat man den Eindruck, hat Trump einen persönlichen, emotionalen Ruchus,

01:10:57: der ganz schwer zu händeln ist, oder?

01:10:59: Natürlich. Also Europa steht und speziell Deutschland mit seiner demokratischen Verständigung,

01:11:08: mit seinen starken Gerichten und so weiter. Das ist ja all das, was die gerade dabei sind

01:11:12: zu demontieren. Deutschland, Europa gilt als Reich des der Wokeness und des Dekadenten.

01:11:20: Ja, also mal nennen sie uns Kommunisten, mal nennen sie uns Wokeys. Also ich finde, im

01:11:28: Grunde müsste das Signal, sagt mein Mann, immer so ein bisschen sein, okay Freunde,

01:11:33: wir wollen jetzt das und das und das. Und wenn ihr euch beruhigt habt, können wir vielleicht

01:11:37: weiter reden.

01:11:38: Ja, Klau ist dein Mann, der war auch schon zweimal bei uns zu Gast und versteht natürlich

01:11:43: wahnsinnig vielfaltend Außenpolitik, auch wie du, ein toller Gesprächspartner. Die AfD,

01:11:49: die haben Rubio und Vance ja stark im Fokus. Die wollen sie groß machen, mit denen teilen

01:11:55: sie Kulturkampfideen und all das, auch den Hass auf das Establishment und kultivieren

01:12:04: das in jedem ihrer Posts. Was ist mit der AfD jetzt? Sie ist, wir wissen es, als gesichert

01:12:12: rechtsextremistisch eingestuft als Gesamtpartei, so hat das Bundesamt für Verfassungsschutz

01:12:18: am vergangenen Wochenende oder am Freitag gesagt. Friedrich Merz hat gesagt, man staut

01:12:23: sich jetzt dieses Gutachten erstmal ganz genau an und dann wird der zuständige Innenminister,

01:12:28: der Verfassungsschutz ist eine nachgeordnete Behördes Innenministerium, es wird gucken,

01:12:33: was man daraus machen kann, aber Karsten Linnemann, der Generalsekretär der CDU ist gleich hingegangen

01:12:38: und hat, glaube ich, gegen alles, was man weiß, gesagt, ich halte nichts davon. Die

01:12:44: meisten Wähler wählen die AfD aus Protest und Protest kann man nicht verbieten. Nein,

01:12:50: wir wissen, Herr Linnemann, die wählen die nicht aus Protest, sondern aus Überzeugung.

01:12:55: Ganz genau. Es ist eine komische Defensivhaltung der CDU, gibt es gegenüber der AfD. Und die

01:13:04: lautet so ein bisschen, wir haben es 2015 verbockt, wir sind daran schuld, dass die

01:13:12: AfD so stark ist, wie sie ist. Also, Rainer Haselhoff, der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt,

01:13:19: den habe ich mal gefragt, wie kann man sich das überhaupt vorstellen, dass Menschen,

01:13:22: die konservativ sind, jemanden wählen, der Dreck am Stecken hat, der feindliche Mächte

01:13:28: unterstützt, der Spione beschäftigt, der sich grumpieren lässt und so weiter. Warum stört

01:13:33: das konservative Wähler nicht? Und da hat er gesagt, Herr Haselhoff, mich interessieren

01:13:38: die Verfehlung von AfD-Politikern nicht, mich interessieren nur unsere eigenen Verfehlungen.

01:13:44: Und diese Defensive-Haltung, auch die Suggestion, dass man sich um Migration nur kümmert,

01:13:52: damit die nicht größer werden, anstatt zu sagen, wir kümmern uns darum, das zu kontrollieren,

01:13:57: weil wir das wollen. Nicht mal die Wähler der AfD, dies oder das oder letzte Patrone

01:14:03: oder so weiter, wir machen das, weil wir es wollen. Und wenn ihr uns jemanden vernünftigen

01:14:10: für diesen Ausschuss bringt, jemanden, der mit Messer und Gabel essen kann und der weiß,

01:14:15: wie man sich im Bundestag benimmt, vielleicht wählen wir den. Kann schon sein. Ich wäre

01:14:19: auch nicht dafür, jetzt irgendwie Staat zu sagen das und das. Aber bisher ist, also

01:14:31: die AfD geht ja den umgekehrten Weg. Es passiert keine Messigung. Also warum sollten die das

01:14:38: tun? Es ist anders als bei Marine Le Pen. Aber ich glaube eben, dass die Union viel zu sehr

01:14:46: das Urteil über ihr politisches Handeln der AfD überlässt, anstatt sich davon unabhängig

01:14:51: zu machen. Und mir fehlt auch eine gewisse Aggressivität. Warum sagt man nicht jeden

01:14:55: Tag, ihr lasst euch von Trump unterstützen, der in Deutschland Vermögen vernichtet? Also

01:15:01: ich meine, das ist unpatriotisch. Das sind keine Patrioten. Das gibt Leute in der CDU,

01:15:07: die das sagen, Philipp Amthor zum Beispiel oder so. Aber beispielsweise Karsten Linnemann,

01:15:12: er liebe ich da immer extrem defensiv. Wir müssen erstmal unsere Hausarbeiten machen.

01:15:17: Wir müssen, wir schulden diesen Leuten irgendwas. Wir schulden diesen Leuten gar nichts.

01:15:21: Jens Spahn ist ja hingegangen und hat gesagt, noch bevor er zum Fraktionsvorsitzenden gemacht

01:15:28: wurde, hat gesagt, man sollte mit der AfD, was die Abläufe im Bundestag angeht, etwa

01:15:35: Besetzung von Ausschutzvorsitzenden, sollte man umgehen wie mit jeder anderen Oppositionspartei

01:15:41: auch. Warum ist er damit eigentlich durchgekommen, insofern, als dass er danach zum Fraktionsvorsitzenden

01:15:49: vorgeschlagen wird, sowohl von der CSU zunächst, dann aber auch von der CDU-Gestaltmann Friedrich

01:15:54: Merz, der ihn als seinen Nachfolger dort präsentiert und der wird mit mehr als 90

01:16:00: Prozent gewählt? Das hat mich auch überrascht, die hohe Zustimmung. Ich kann mir das nur

01:16:06: so erklären, dass eben alle gesagt haben, wir müssen uns jetzt hinter dem Kanzler

01:16:10: versammeln. Das haben wir ja dann gestern alles gesehen gestartet. Aber wir wissen nicht,

01:16:17: wer es war. Nein, wir wissen nicht, wer es war. Ich in der Tat also fand es auch einen

01:16:24: extremen Akt der Ileutralität, das zu sagen, weil wenn Merz über die AfD spricht, dann

01:16:29: sagt er, wenn man sich eine Natter an den Hals holt, dann erwirkt sie einen irgendwann.

01:16:34: Das ist die Art, wie Merz über die AfD spricht. Der redet nicht davon, dass das nur Oppositionspartei

01:16:39: ist, so wie die Grünen oder so weiter. Wenn ich das richtig sehe, hat er ins Span nach

01:16:44: der Veröffentlichung des Gutachtens diesen Satz auch nicht wieder wiederholt.

01:16:49: Na jetzt ist er hingegangen und hat gesagt, wir sind über eingekommen. Wer empfehlen es

01:16:53: nicht, AfD-Abgeordnete in Vorsitzung, wurde dich aufholt? Hä? Also klar, das ist eventuell

01:17:00: der Job eines Vorsitzenden, dass er irgendwas empfiehlt. Logisch. Aber hier geht es ja

01:17:04: nun, dezidiert um eine Gewissensentscheidung, dann lässt sich doch auch niemand was sagen.

01:17:08: Nein, aber natürlich wird man ... Also ich fand es schwach. Ja, natürlich. Also der hat

01:17:14: da, glaube ich, eine gewisse Schwäche und zwar schlicht und ergreifend, deshalb war er

01:17:20: inhaltlich in vielen Punkten einfach übereinstimmt, let's face it. Also ...

01:17:25: So, und wieso macht Merz den dann zum Fraktionsvorsitzenden? Wie gefährlich ist das auch für ihn?

01:17:31: Das ist total gefährlich. Also das Rennen um die Kronprinzen schafft läuft ja schon. Also

01:17:36: da haben wir Markus Söder, wir haben Karsten Linnemann, wir haben Hendrik Wüst und wir

01:17:42: haben Jens Spahn. Es gibt auch Leute, die sagen, der Boris Rhein, Ministerpräsident von Hessen

01:17:49: gehört eigentlich auch da rein, ist mir jetzt noch nicht so, hat sich mir jetzt nicht so

01:17:54: aufgedrängt, aber diese vier auf jeden Fall sind längst in diesem Rennen. Und da war es

01:17:59: ja auch sehr interessant, dass Markus Söder sich nach Jens Spahn sofort gemeldet hat und

01:18:04: das Gegenteil von dem gesagt hat, was Jens Spahn gesagt hat, nämlich mit diesen Leuten,

01:18:07: gibt es überhaupt keinen Fatuen, die wählen wir nicht. Punkt. So. Und es gibt die Interpretation

01:18:16: in der Partei und die halte ich auch für sehr plausibel, dass Merz die Gefahr des Spanischen,

01:18:24: der Spanischen Illoialität kennt und dass er trotzdem sich für ihn entschieden hat,

01:18:30: damit Hendrik Wüst keinen Fuß in die Tür bekommt. Das ist aber ein riskantes Wabon. Ich kann es

01:18:37: nicht belegen, aber man fragt sich ja schon, also die Erfahrungen mit Spahn sind ja die,

01:18:42: also aus dem Wahlkampf mit Laschet oder so weiter, woher dann noch intim mit Laschet heißt,

01:18:48: es sondiert hat in Berlin, habe ich nicht auch eine Chance und so weiter. Das weiß jeder in der

01:18:54: Partei und trotzdem hat er sich für ihn entschieden. Das liegt auch daran, dass der sehr gut verhandelt

01:18:58: hat. Also ohne Spahn wären die, glaube ich, in der Wirtschaftspolitik noch viel kleglicher aus dem

01:19:04: Rennen gegangen. Also es gibt ja den Bericht, dass Krastin Linnemann kurz sich einen Kaffee

01:19:10: geholt hat und als er wieder da war, war Arbeit und Soziales weg. Da kann man auch so auf zweieinander

01:19:17: interpretieren. Auf jeden Fall Spahn hat das gut gemacht und man muss sich ja auch folgende

01:19:22: Situation vor Augen halten. Die AfD sitzt jetzt mit 152 Leuten. Da ist ein riesiger Block. Wenn

01:19:28: März gesprochen haben wird, wird als nächstes Alice Weidel sprechen und die braucht von jemandem

01:19:34: eine Antwort, der reden kann und der die Fraktion hinter sich hat und so weiter. Und so viele gibt es

01:19:42: da nicht, denen man da irgendwas zutraut. Und also vielleicht ist es auch smart gedacht gewesen,

01:19:49: dass sich an diese Kampflinie den Mann stelle, der selber Affinitäten hat, weil er dann sozusagen

01:19:57: kontröcker muss gegen eigene Impulse vielleicht dann da sich gegen die AfD postieren. Keine Ahnung.

01:20:06: Sowieso ist es so, der Fraktionsvorsitzende wird, glaube ich, immer noch für ein Jahr

01:20:11: gewählt? Ja, genau, ganz genau. Wenn er nächstes Jahr, wenn er da irgendwie Menkenkins macht,

01:20:16: dann ist nächstes Jahr, hat er dann ein Problem. Lass mich, um den Rahmen zuzumachen, nochmal kurz

01:20:27: gucken auf den Zapfenstreich. Danach habe ich dich am Anfang gefragt, welches Lied du ausgewählt

01:20:31: hättest und wir haben es eben schon mal aufblitzen lassen. Wie hast du diesen Übergang jetzt beobachtet

01:20:38: von Scholz zu März? Ja, also erstens hat mich das zivile und freundliche und kollegiale wirklich

01:20:49: gerührt und dann, ja, habe ich ja schon gesagt, ich habe mir mehrfach die Nationalhymne angehört,

01:20:56: ehrlich gesagt. Und ja, man konnte so ein bisschen sagen, da geht ein, in manchen Fragen gescheitert

01:21:06: da und ein Angeschlagener kommt. Also es sind alles keine grandiosen Momente oder so, aber dann ist

01:21:13: halt mal nicht grandios. Jetzt muss eben gearbeitet werden. Was macht dir Hoffnung? Weil ich würde

01:21:20: immer ganz gerne konstruktiv und positiv aufhören. Was macht dir Hoffnung bei März? Also bei März,

01:21:30: das ist ein energischer Typ, den diese Situation, über die wir jetzt sehr viel gesprochen haben,

01:21:37: Europa in Bedrohung, Deutschland im Fadenkreuz und so weiter, dem macht das richtig Sorgen und

01:21:42: der will da was. Das macht mir Hoffnung. Der will was erreichen. Letzte Frage immer, wo sind wir in der

01:21:49: Titelfrage, nämlich was wird März für einen Kanzler in einem Jahr? Ich glaube, dadurch, dass die

01:21:57: Erwartungen an ihn so niedrig sind, steht er in einem Jahr besser da, weil viel anderes bleibt ihm auch gar

01:22:04: nicht übrig. Marian Lau war bei uns, hat mich echt gefreut und sießte ich hatte es versprochen,

01:22:11: das wird eine gut gelaunte Folge. Danke dir, Marian. Ich danke dir, hat Spaß. Dass du da warst.

01:22:17: Redaktionsschluss für diese Folge war der 7. Mai 2025 um 16.30 Uhr und ich will eins sagen, wenn

01:22:24: ihr mal live dabei sein soll bei der Aufzeichnung einer unserer Podcast-Folgen, dann geht das,

01:22:29: denn wir machen eine Live-Tour. Vier Städte, vier Termine. Los geht's am 11. Juni in Berlin. Im

01:22:35: Oktober folgen dann Köln und Hamburg, bevor wir im November dann zum Abschluss dieser vier Termine

01:22:41: nach Leipzig kommen. Die genauen Tourdaten und die Infos, wie ihr die Tickets bekommt, findet

01:22:46: ihr in den Shownotes. Wird mich total freuen, wirklich, wenn wir euch da mal treffen. Die Redaktion

01:22:52: für diese Folge hatten Sven Knobloch und Marie Steffens, Executive Producerin wie immer Marie

01:22:57: Schiller, Producer Patrick Zahn, Lukas Hambach, Marc Similien, Frisch, Sounddesign, Hannes Husten

01:23:03: und wenn ihr bei uns Werbung schalten wollt, sehr gerne ab damit zu unserer Vermarktungsfirma,

01:23:08: der mit vergnügen und das Ganze ist eine Produktion der WMedia. Danke.

01:23:12: [Musik]

01:23:27: пу-tu-tu-tu-tu-tu-tu-tu-tu-tu-tu-tu-tu.