Was wäre Friedrich Merz für ein Kanzler? Mit Katharina Hamberger und Daniel Günther

Shownotes

Diese Woche fand in Berlin der 36. Bundesparteitag der CDU statt. Dort verabschiedete die Partei ihr neues Grundsatzprogramm mit dem Titel “In Freiheit leben” und wählte Friedrich Merz mit knapp 90 Prozent der Stimmen erneut zum CDU-Vorsitzenden. Es ist also wahrscheinlich, dass Merz auch Kanzlerkandidat der CDU wird. Gleichzeitig ist die CDU laut Umfragen aktuell die mit Abstand stärkste Partei im Bund - Friedrich Merz könnte also der nächste Bundeskanzler werden. Allerdings steht er auch immer wieder in der Kritik, besonders nach diskriminierenden Äußerungen, etwa gegen ukrainische Geflüchtete, denen er “Sozialtourismus” vorwarf. Das könnte einer der Gründe sein, warum Merz laut Umfragen in der Bevölkerung weniger beliebt ist als der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst oder CSU-Chef Markus Söder. Wir fragen darum in dieser Folge, was für ein Kanzler Friedrich Merz wäre und ob die CDU es schaffen kann, sich bis zur nächsten Wahl neu zu erfinden. Schafft sie es, sich ein neues politisches Profil zu geben - und wie soll das aussehen?

Zu Gast ist in dieser Folge Katharina Hamberger, Hauptstadtkorrespondentin beim Deutschlandfunk. Sie war beim CDU-Parteitag vor Ort und spricht mit Anne Will darüber, inwiefern sich Friedrich Merz und die CDU gerade verändern. Außerdem hat Anne Will auf dem CDU-Parteitag Daniel Günther, den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, getroffen (TC: 18:29-25:53). Das ausführliche Interview könnt ihr als Bonusfolge hören.

Redaktionsschluss für diese Folge war Mittwoch, der 8. Mai um 18 Uhr.

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WICHTIGE QUELLEN:

ZEIT Online: Die gesamte Rede von Friedrich Merz auf dem CDU-Parteitag, 06.05.2024

FAZ: Daniel Günther: “Bodo Ramelow ist keine Gefahr für die Demokratie”, 02.05.2024

FunkeMedien: Daniel Günther: “Wir müssen die Merkel-Wähler zurückholen”, 05.05.2024

Der Spiegel: Die Dämonen des Friedrich Merz, 04.05.2024

FAZ: Hendrik Wüst über die CDU: Das Herz schlägt in der Mitte, 15.06.2023

4. CDU-Grundsatzprogramm ”In Freiheit leben”

ZDF-Politbarometer: Kanzlerkandidat: Mit wem hätte die Union die größten Chancen bei der nächsten Bundestagswahl?, 22.3.2024

Impressum: Redaktion: Gina Enslin und Felix Schlagwein Executive Producerin: Marie Schiller Audio Producer: Lukas Hambach und Patrick Zahn Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH

Transkript anzeigen

00:00:00: Katharina, was macht einen guten Kanzler für dich aus?

00:00:03: Das ist jemand, den man vertrauen kann.

00:00:07: Es gibt ja diesen klassischen Auto-Händler-Vergleich.

00:00:11: Also jemand, dem man einfach traut, dass er einem was Gutes will

00:00:16: und auch was Gutes verkauft und etwas, was für die Zukunft hält.

00:00:20: Das, glaube ich, macht einen guten Kanzler aus.

00:00:23: * Musik *

00:00:28: Politik mit Annel Will.

00:00:30: Hallo und herzlich willkommen zur nächsten Folge unseres Politik-Podcasts.

00:00:46: Der kommt jede Woche Donnerstag um 12 Uhr mittags.

00:00:50: Es gibt ein Thema, einen Gast, ein politisches Interview.

00:00:54: Thema ist diesmal, was wäre Friedrich Merz

00:00:57: für ein Kanzler, wenn er denn Kanzler würde?

00:01:01: Das Interview dazu habe ich gestern mit dem Ministerpräsidenten

00:01:04: von Schleswig-Holstein mit Daniel Günther geführt.

00:01:07: Aus diesem Interview hören wir wie üblich gleich

00:01:10: auch einen Ausschnitt in dieser Folge.

00:01:12: Und zu Gast ist diesmal Katharina Hambberger,

00:01:15: die im Hauptstadtstudio des Deutschlandfungs arbeitet

00:01:19: und hauptsächlich über CDU, CSU und das Bundesinnenministerium berichtet.

00:01:24: Willkommen, Katharina, freu mich.

00:01:26: Ich mich auch. Vielen Dank für die Einladung.

00:01:28: Wir zeichnen am Mittwochabend auf, dem 8. Mai.

00:01:31: Das ist das Ende des dritten und letzten Tages des Bundesparteitags,

00:01:37: der CDU.

00:01:38: Du hast da jetzt Stunde um Stunde gesessen, zugehört

00:01:41: und natürlich darüber berichtet.

00:01:44: Machst du das gern?

00:01:45: Ja, ich mache das wirklich gern.

00:01:47: Man sitzt zwar drei Tage, manchmal sind es auch weniger,

00:01:50: in so einer Halle irgendwo in der Republik.

00:01:53: Dieses Mal war es Berlin.

00:01:55: Man sieht ja nicht mehr, wo man eigentlich sitzt.

00:01:58: Du weißt es nicht, weil du nicht rausgeziehst.

00:02:00: Man hat ja keinen Sonnenlicht am Ende.

00:02:02: Man gibt durch so eine Ausstellehalle in die Halle rein,

00:02:06: kriegt eigentlich da schon nichts mehr mit von außen

00:02:09: und geht dann wirklich in den Plenarsaal, heißt es,

00:02:12: diesen ganz großen Saal, wo dann die Delegierten sitzen.

00:02:15: Und da sieht man ja auch nichts mehr von draußen.

00:02:17: Das macht man dann drei Tage und kommt wieder raus, wenn es dunkel ist.

00:02:21: Aber ich finde, man ist wahnsinnig nah dran.

00:02:23: Man kriegt so eine Partei tickt, man kriegt Stimmung mit,

00:02:26: man kriegt Dynamiken mit.

00:02:28: Auch mal so kleine Dinge, kleine Ventile, die sich irgendwo auftun,

00:02:32: die man vom Fernseher aus gar nicht sehen würde.

00:02:35: Da muss man vor Ort sein.

00:02:36: Zum Beispiel war das bei diesem Parteitag

00:02:39: die Wahl von Karin Prien zur stellvertretenden Vorsitzenden.

00:02:44: Die hat ja ein wahnsinnig schlechtes Ergebnis bekommen.

00:02:47: Ist die Bildungsministerin auch schläfig?

00:02:49: Exakt. Und die hat 58,1 Prozent bekommen nur.

00:02:53: Das ist ja wirklich knapp über ein Durst.

00:02:55: Die hatte bislang auch nicht immer die besten Ergebnisse

00:02:58: als Stellvertreterin.

00:02:59: Die war schon bislang stellvertretende Vorsitzende.

00:03:01: Aber diesmal war es extrem schlecht.

00:03:03: Und das hat mehrere Gründe.

00:03:06: Ich glaube, weil sie als doch sehr liberale Christdemokratin

00:03:09: nicht jedem so richtig passt,

00:03:10: dann hat sie sich selber eingelassen zum Thema BSW,

00:03:13: also Bündnis Sarah Wagenknecht.

00:03:15: Fanden auch manche vom Parteitag schwierig und ein dritter Grund war,

00:03:18: dass Daniel Günther,

00:03:20: der schleswig-holsteinische Ministerpräsident

00:03:22: mit dem ich das Interview rückse.

00:03:24: Und der Landesvorsitzende dort, auch der CDU,

00:03:27: sich vor dem Parteitag geäußert hat,

00:03:29: zum Thema Linkspartei eingelassen hat und auch gesagt hat,

00:03:31: es bräuchte mehr Merkel-Mittikus für die CDU.

00:03:35: Das hat ziemlich Unruhe in die Partei gebracht.

00:03:37: Und das fanden viele ziemlich unnötig.

00:03:39: Haben gesagt, warum muss das denn jetzt sein,

00:03:40: kurz vor so einem wichtigen Parteitag?

00:03:42: Und er selber steht aber nicht zur Wahl für irgendein Amt.

00:03:45: Also hat man es dann an Karin Prien ausgelassen.

00:03:48: Und das, glaube ich, war so ein bisschen ein Ventil für so ein Unmut,

00:03:51: den man ansonsten an diesem Parteitag

00:03:53: vielleicht gar nicht so auslassen wollte.

00:03:54: Und dann wirst du mehr mitbekommen haben in dem Moment noch,

00:03:57: als wir das zum Beispiel am Fernsehschirm gesehen haben.

00:03:59: Was hast du denn dann gespürt in dem Moment,

00:04:02: in dem Frau Prien, um bei deinem Beispiel zu bleiben,

00:04:04: dieses schlechte Ergebnis bekommt?

00:04:05: Na, man merkt schon dann, wie die Person reagiert.

00:04:09: Also man hat mitgekriegt, dass es da durchaus auch bei ihr

00:04:12: Verstimmung gab.

00:04:13: Auch man spricht ja dann hinterher auch mit den Leuten.

00:04:15: Fragt mal rum, wie ist es denn so?

00:04:17: Und merkt dann, wie bei manchen eben dieses Ventil aufgegangen,

00:04:21: die angesprochen auf diese Wahl dann sagen,

00:04:23: das war ja völlig klar, dass die schlecht abschneidet.

00:04:26: Und ich fand das auch nicht gut, was sie da gemacht hat.

00:04:28: Und was Daniel Günther gemacht hat, erst recht nicht.

00:04:30: Und andere, die wiederum sagen, ich fand das nicht fair.

00:04:33: Das fand ich nicht in Ordnung, wie man mit dir umgeht.

00:04:34: Und das kann man vom Fernseh nicht machen.

00:04:37: Das muss man vor Ort erleben.

00:04:39: Corona-Zeit ist so, dass wir gleichzeitig,

00:04:41: da haben wir diese Parteitage immer nur vom Bildschirm beobachtet.

00:04:44: Und hat einfach gar nichts mitbekommen.

00:04:45: Das war total langweilig.

00:04:48: Nun kann man auch sogar Parteitageöde finden.

00:04:50: Du hast uns aber jetzt da tatsächlich einen guten Einblick gegeben,

00:04:53: weshalb man das auch super spannend finden kann.

00:04:55: Und sowieso muss man bei diesem Parteitag,

00:04:58: deshalb reden wir auch drüber, ja, sagen, da ging es um richtig was.

00:05:01: Und zwar inhaltlich unpersonell.

00:05:04: Die CDU hat sich ein neues Grundsatzprogramm gegeben.

00:05:07: Das letzte liegt 17 Jahre, glaube ich, zurück.

00:05:10: Also da war es jetzt mal an der Zeit,

00:05:12: dass sie ein neues verabschiedet.

00:05:13: Und sie hat neuen Vorstand gewählt, manche einen auch wieder gewählt,

00:05:17: der das vorher schon mal war.

00:05:19: Zum Beispiel auch den Vorsitzenden selbst, Friedrich Merz.

00:05:22: Der hat bei der zurückliegenden Wahl,

00:05:24: das war übrigens zu Corona-Zeiten,

00:05:26: hatte er 94 Prozent der Stimmen geholt.

00:05:30: Und an dem Ergebnis ist er dann jetzt gemessen worden.

00:05:34: Da hat man gesagt, okay, er sollte nicht sonderlich viel drunter bleiben

00:05:38: unter diesen 94.

00:05:40: Bei knapp 90 ist er gelandet.

00:05:42: Deiner Beobachtung nach, unter welchem Druck stand er jetzt?

00:05:46: Ich glaube schon unter sehr viel Druck.

00:05:49: Also das ist jetzt der dritte Parteivorsitzendenfolge,

00:05:53: der sich mal wieder wählen lassen kann.

00:05:55: Also wenn man zurückdenkt, Annegret Kamp-Karrenbauer,

00:05:58: Armin Laschet, beide gestolpert.

00:06:00: Er steht jetzt wieder zur Wiederwahl.

00:06:03: Und es ist klar, es geht in eine wichtige Schlusskurve vor Wahlen.

00:06:07: Es steht die Europawahl an Kommunalwahlen,

00:06:09: die Ostwahlen sind und natürlich auch die Bundestagswahl,

00:06:11: in noch etwas weiterer Ferne, aber die kommt auch.

00:06:15: Und entsprechend ist dieses Ergebnis dann schon Ausdruck dafür,

00:06:19: steht die Partei weiter hinter ihm und steht sie auch geschlossen hinter ihm.

00:06:24: Und das ist das, was der auf diesem Parteitag zeigen musste.

00:06:27: Andererseits hätte man daraus auch machen können,

00:06:30: eine Partei wie die CDU, die sich ja eigentlich als eine,

00:06:34: ja, viele sagen immer abschätzig,

00:06:36: als so ein Kanzlerinnenwahlverein versteht.

00:06:39: Die hätten den Vorsitzenden doch in dieser Situation

00:06:44: mit den bevorstehenden Wahlen, wie du beschrieben hast,

00:06:47: nicht fallen lassen, oder?

00:06:49: Ich glaube, wäre es wirklich so gewesen,

00:06:54: dass er eine ganz schlechte Performance abgeliefert hätte

00:06:57: in den letzten Wochen.

00:06:58: Dann können die schon auch brutal sein.

00:07:01: Also, wenn wir diese Wahl von einem Jahr gehabt hätten,

00:07:04: ich weiß nicht, wie sie ausgegangen wäre,

00:07:05: wäre vielleicht bei 80 gelandet.

00:07:07: Da hat er sich einstolperer nach dem anderen erlaubt.

00:07:10: Die Partei war da auch ziemlich verunsichert.

00:07:14: Und das ist jetzt nicht mehr so.

00:07:17: Und natürlich spielt er schon auch mit, das sind Delegierte,

00:07:20: das sind lauter Leute, die haben Parteiposten,

00:07:21: die wissen, es geht um was.

00:07:23: Aber die, glaube ich, haben auch so ein Gespür dafür,

00:07:26: dass wenn man sieht, das Parteiergebnis oder das Wahlergebnis

00:07:29: ist gar nicht ehrlich, sondern da steht ein Typ,

00:07:32: den kann in der Partei eigentlich keiner ausstehen.

00:07:34: Und er macht ganz schlechte Arbeit

00:07:36: und man wählt ihn trotzdem mit 90, 92, 93 Prozent.

00:07:40: Dann kommt das ja auch nach außen schlecht an.

00:07:41: Also, dass so viel Gespür haben diese Delegierten dann schon.

00:07:45: Also ging es für ihn darum,

00:07:47: nachdem was er schon auch an stolperen,

00:07:50: wie du es genannt hast, sich geleistet hat.

00:07:52: Wir erinnern uns, glaube ich, alle,

00:07:54: ich will nicht alles aufzählen, aber kurz mal hingeguckt.

00:07:57: Friedrich Merz, das ist auch der Mann

00:07:59: der ukrainischen Geflüchteten Sozialtourismus unterstellt hat,

00:08:02: der abschätzig von kleinen Pashas gesprochen hat,

00:08:06: von Geflüchteten, die den Deutschen angeblich

00:08:09: die Zahnarzttermine wegnehmen würden.

00:08:12: Das alles hat tatsächlich manche,

00:08:15: auch innerhalb der CDU und außerhalb sowieso verstört.

00:08:19: Insofern ging es doch jetzt für ihn darum,

00:08:22: dass er mit dieser Rede einen guten Eindruck machen musste,

00:08:26: dafür eine gute Rede halten musste.

00:08:30: Was ist in so einer Situation deiner Meinung nach?

00:08:34: Und dann eben auch für einen bekanntermaßen

00:08:39: temperamentvollen Mann wie Friedrich Merz eine gute Rede?

00:08:43: Das ist eine sehr gute Frage.

00:08:45: Ich habe vorher auch darüber noch gedacht,

00:08:48: was müsste er eigentlich für eine Rede halten?

00:08:50: Und dann fing er ja an und hielt es für eine Rede, wo ich erst dachte,

00:08:54: boah, was wird das denn jetzt?

00:08:55: Das ist aber ein bisschen langweilig vielleicht sogar.

00:08:59: Ich glaube, wir haben SMS geschrieben und gedacht, oh, wait.

00:09:02: Ich weiß, ich ging es dir auch so.

00:09:04: Ja, ich war uns auch so.

00:09:05: Also, es war einfach ein bisschen wenig poantiert,

00:09:08: plätschete so vor sich hin.

00:09:10: Es waren schon Gedanken auch drin,

00:09:12: so sehr große Überthemen zu Europa, zu Zusammenhalt.

00:09:17: Und dann hat er so die Talking Points abgearbeitet,

00:09:22: der CDU, so Bürgergeld, Check, Migrationspolitik, Check,

00:09:26: Ampel, Check, alles so erwartbar eigentlich, nichts Neues drin.

00:09:31: Und das auch wenig scharf, sondern eher in einem sehr ruhigen Ton.

00:09:36: Also, selbst die Ampel nicht wirklich hart kritisiert,

00:09:39: sondern sich von ihr abgegrenzt, aber Scholz auch nicht direkt angegriffen.

00:09:43: Gibt ja so Szenen im Bundestag, wo er wirklich ...

00:09:45: Der Kämner, der Macht oder Scholz.

00:09:47: Ja, Ad per Sohnam, direkt auf Olaf Scholz losgehit

00:09:51: und der natürlich entsprechend antwortet.

00:09:53: Und das war nicht der Fall, sondern er hat dann eine ganz ruhige Rede gehalten.

00:09:57: Und ich hab hinterher mit Leuten geredet,

00:09:58: und er meinte, na ja, wir waren irgendwie auch überrascht.

00:10:01: Delegierte waren überrascht.

00:10:03: Hinterher haben die meisten Beobachterinnen und Beobachter

00:10:06: auch unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Journalismus haben gewertet.

00:10:12: Es sei moderat im Ton gewesen, staatsdragend geradezu.

00:10:17: Und es wurde als strategisch klug gelobt,

00:10:19: dass er Wort für Wort abgelesen hat,

00:10:21: dass er sich genau keinen Ausflug geleistet hat,

00:10:24: bei dem es möglicherweise auch mit ihm hätte durchgehen können

00:10:27: oder sowas.

00:10:29: Hast du es ähnlich gesehen?

00:10:30: Also, ich hab dann gesagt, na ja gut,

00:10:32: okay, was wir eventuell am Anfang für langweilig hielten,

00:10:36: war genau geschickt.

00:10:37: Ja, ich glaube, somit ein bisschen Aufstand würde ich das auch sagen.

00:10:40: Also, was hast du gedacht,

00:10:42: dass du diesen Spiegel-Titel jetzt diese Woche gelesen hast?

00:10:45: Die Dämonen des Friedrich-März.

00:10:47: Da stand ja drin, das ist ein Typ,

00:10:50: der hat sich einfach nicht unter Kontrolle erledigt.

00:10:52: Konstantin von Hammerstein hat diese Geschichte geschrieben

00:10:55: und er beschreibt eine Situation,

00:10:57: in der Hendrik Wüster,

00:10:58: der nordrhein-westfälische Ministerpräsident,

00:11:01: einen Gastbeitrag in der FAZ veröffentlicht hat.

00:11:04: Und Konstantin von Hammerstein beschreibt dann,

00:11:06: dass Friedrich-März ausgeflippt sein soll.

00:11:09: Wir waren jetzt alle nicht dabei.

00:11:11: Hast du Belege gehört, dass das so gewesen sein soll?

00:11:14: Ich war auch nicht mit dabei.

00:11:15: Ich hab keine Belege, aber ich gehe davon aus,

00:11:17: dass der Kollege von Hammerstein genügend Quellen hat.

00:11:22: Und nicht nur eine, sondern sich das wirklich auch

00:11:24: von mehreren Bestätigen hat lassen.

00:11:26: Und ohnehin die Impulsivität hat man ja auch

00:11:28: manchmal in öffentlichen Reden gemerkt.

00:11:30: Unmittelbar danach gibt Friedrich-März,

00:11:32: so erinnere ich mich, Berlin direkt ein Interview,

00:11:35: wo er Hendrik Wüster,

00:11:37: na ja, der solle sich auch nicht wundern

00:11:39: über seine schlechten Umfragewerte oder seine schlechten Werte.

00:11:43: Das war, ja, muss man nicht machen als Vorsitzender.

00:11:46: Ja, da hat er, glaube ich, gedacht,

00:11:48: er muss jetzt da dem Hendrik Wüster öffentlich eins mitgeben

00:11:51: und zeigen, wer hier der Chef ist

00:11:53: und wer es nicht ist, wer unter und wer ober ist.

00:11:57: Und das hat man gemerkt in der Partei.

00:11:58: Das kam nicht gut an.

00:11:59: Da gab es Leute, die gesagt haben, was soll denn das jetzt?

00:12:02: Er hat ihn auf öffentlicher Bühne, glaube ich, auch bei diesem Stand,

00:12:04: kurz nach einem kleinen Parteitag, auch öffentlich abgekanzelt.

00:12:07: Und das wirkte nicht souverän.

00:12:11: Man hat jetzt schon einen Unterschied gemerkt in Daniel Günther

00:12:13: mit diesen Merkel-Mitteaussagen und so.

00:12:16: Fand er sicher auch nicht so toll, gerade Merkel zu erwähnen,

00:12:19: ist ja wirklich bei Friedrich-März so ein rotes Tuch.

00:12:23: Aber das hat er in Interviews vorher auswandt,

00:12:24: sich abtropfen lassen.

00:12:25: Ja, hätte mich ja fast gewundert, wenn so etwas nicht gekommen wäre.

00:12:28: Und das hat sich in dieser Rede, würde ich sagen, fortgesetzt.

00:12:31: Da hat jemand versucht, sich zu inszenieren als einer,

00:12:35: der sich unter Kontrolle hat, der auch ruhig sein kann,

00:12:41: der fast staatsmännisch sein kann, der die großen Gedanken hat

00:12:44: und der, die Schärfe anderen überlässt.

00:12:48: Karsten Lindemann, seinem Generalsekretär,

00:12:50: aber dann auch, ein Tag später, Markus Söder.

00:12:52: Also, so, glaube ich, versucht er sich darzustellen.

00:12:55: Das ist eine Momentaufnahme, kann sich alles ändern.

00:12:57: Aber für den Moment war das erst mal das Bild,

00:13:00: das er auf diesem Beteil gezeichnet hat.

00:13:03: Entschlossen klang er aber dennoch.

00:13:05: Ohnehin ist Friedrich-März immer ein guter Redner.

00:13:08: Also, das muss man auch sagen,

00:13:09: und das kann ich zumindest respektvoll anerkennen,

00:13:12: dass auch wenn er Wort für Wort abliest, macht er das gut.

00:13:17: Und genau lang entschlossen, als er zum Beispiel gesagt hat,

00:13:22: da können wir uns ja einen kleinen Ausschnitt aus der Rede

00:13:25: noch mal anhören, dass die CDU für einen Machtwechsel

00:13:28: auch bei einem vorzeitigen Ende der Ampel-Regierung

00:13:31: jedenfalls parat stünde, und zwar das Lieber früher als später.

00:13:36: Wir sind uns aber auch einig mit einer großen Mehrheit

00:13:40: in der Bevölkerung unseres Landes.

00:13:43: Maximal vier Jahre.

00:13:46: Ampel in Deutschland sind genug.

00:13:49: Jeder Tag früher.

00:13:52: Den dieses Schauspiel ein Ende findet,

00:13:56: ist ein guter Tag für Deutschland.

00:14:00: Liebe Freundinnen und Freunde.

00:14:03: Er sagt, wir sind inhaltlich vorbereitet.

00:14:06: Wir könnten sofort übernehmen, wir sind wieder da, war der Tenor.

00:14:10: Heißt die kleinen lauten Töne,

00:14:12: die es unmittelbar nach der verlorenen Bundestagswahl

00:14:15: mal zu hören gab, die gehören jetzt der Vergangenheit an, oder?

00:14:19: Ja, ich glaube, man hat wieder ein bisschen in der CDU zu sich selbst gefunden.

00:14:22: Das war ja nach der Bundestagswahl so die Analyse.

00:14:25: Wir wissen einfach nicht mehr, wofür wir stehen.

00:14:27: Es gab ja im Bundestagswahlkampf 2021

00:14:29: so eine Schlüsselszene, wo Armin Laschet

00:14:33: von der Kollegin Sarah Sievert gefragt wird.

00:14:36: Sagen Sie mal drei Dinge, wofür die CDU steht.

00:14:38: Und er konnte es nicht aufzählen.

00:14:41: Und das, glaube ich, war so ein Moment, wo man in der Partei gedacht hat,

00:14:43: oh mein Gott, bin doch nicht mal bei der Parteivorsitzende.

00:14:46: Und der Kanzlerkandidat, das beantworten kann.

00:14:48: Und auch die Wahlkämpfer waren da so ein bisschen verzweifelt.

00:14:51: Wer sind wir eigentlich? Was wollen wir eigentlich?

00:14:53: Die CDU ist in den Jahren davor immer gewählt worden

00:14:57: wegen Angela Merkel.

00:14:58: Das war irgendwann nicht mehr entscheidend,

00:14:59: was für ein Inhalt die CDU hat, sondern es war entscheidend,

00:15:01: dass da diese Frau an der Spitze steht.

00:15:04: Die sich auch um die Partei nicht sonderlich gekümmert hat.

00:15:06: Genau, und auch nicht um die Inhalte.

00:15:08: Und man hat eben immer ein Regierungskurs gefahren.

00:15:11: Regierung heißt immer Kompromiss.

00:15:12: Das heißt, man kann gar nicht so pur sein, wie das Karsten Lindemann gerne sagt,

00:15:19: sondern man muss eben immer irgendwie auf den Koalitionspartner schauen.

00:15:23: Und jetzt hat die CDU die Chance gehabt, das man nicht tun zu müssen

00:15:26: und hat auf diesen Parteitag versucht,

00:15:28: auch mit dem Grundsatzprogramm,

00:15:29: über das wir vielleicht noch sprechen, was ihr verabschiedet habt,

00:15:32: wieder so eine Art Selbstvergewisserung zu bekommen.

00:15:35: Julia Klöckner, die frühere Landwirtschaftsministerin,

00:15:39: hat unmittelbar nach der Rede gesagt, Zitat,

00:15:41: ich glaube, wir haben den zukünftigen Kanzler gerade gesehen.

00:15:45: War das nur deren Spezialeindruck oder hast du das da auch von anderen vernommen?

00:15:52: So in dieser Deutlichkeit hab ich es nicht gehört,

00:15:56: aber ich glaube, der Subtext war schon von allen,

00:16:00: der spricht einer, der Kanzler werden möchte

00:16:04: und auf den ist jetzt erst einmal zuläuft.

00:16:07: Also selbst diejenigen, die ihn vielleicht nicht so toll finden.

00:16:10: Das hat ihnen ja ein Teil der Partei doch nicht gewählt.

00:16:12: Selbst die wissen, wenn er nicht über sie selbst fällt,

00:16:16: wenn nicht noch mal ein großer Fehler passiert,

00:16:18: dann läuft es jetzt erst mal auf Friedrich Merz zu.

00:16:21: Die Partei steht bei rund about 30 Prozent weit vor den Ampelparteien.

00:16:27: Warum soll sie jetzt noch mal im Galopp quasi den Reiter wechseln?

00:16:31: Tatsächlich klangen dann auch die Ministerpräsidenten hinterher,

00:16:34: wie ich fand, alle ganz lieb.

00:16:36: Du hast den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther

00:16:39: angesprochen, bei dem ich er wusste,

00:16:41: "Okay, ich hab mit dem das Interview zu führen."

00:16:44: Und dachte, guck mal, er klingt jetzt irgendwie ganz anders

00:16:47: als noch in den Interviews, die er vorab gegeben hat.

00:16:50: Der war aber nie ein Merz-Fan, das weiß man ja auch.

00:16:54: Und genauso Hendrik Wüß,

00:16:57: der Nordrhein-Westfälische Ministerpräsident,

00:16:59: tritt dann aufs Podium und sagt, "Dolle Rede, großartig."

00:17:05: Sitzt Merz dann jetzt tatsächlich fester im Sattel als vor diesem Parteitag,

00:17:11: auch fester im Sattel denn je und steuert tatsächlich,

00:17:15: wenn nichts mehr groß dazwischen kommt, auf die Kanzlerkandidatur zu?

00:17:19: Denkst du das?

00:17:20: Ich glaube, der Parteitag war schon nochmal ein Schub

00:17:23: für ihn dieses nicht herausragende Ergebnis von 89,9 Prozent,

00:17:28: also rund 90 Prozent.

00:17:31: Und auch die Tatsache, dass die Partei relativ geschlossen

00:17:35: auf diesem Parteitag stand, das war ja immer so eine Sache,

00:17:38: man sich gefragt kann, dass der Merz überhaupt,

00:17:40: der steht da nur für einen Flügel der Partei,

00:17:41: kriegt er die alle irgendwie unter einen Hut?

00:17:43: Hat man eigentlich eher Kram Karrenbauer zugetraut,

00:17:45: hat sie nicht geschafft?

00:17:47: Und er hat jetzt das doch irgendwie hingekriegt,

00:17:50: mag vielleicht auch ein bisschen Selbstdisziplin der Partei sein,

00:17:52: weil man sagt, jetzt muss er doch irgendwie mal wieder zusammenfinden.

00:17:55: Und das ist die CDU.

00:17:57: Da gehört, streit jetzt nicht zur DNA dazu.

00:18:03: Aber Merz würde ich sagen, nach diesem Parteitag durchaus gestärkt

00:18:07: und derjenige, der jetzt erst mal das Erstzugriffsrecht hat,

00:18:11: was die Kanzlerkandidatur betrifft.

00:18:13: Er kann natürlich immer noch sagen, ich habe keinen Bock.

00:18:15: Und es kann noch was zwischenkommen, sprechen wir gleich drüber.

00:18:18: Aber ich habe es gesagt, gestern Nachmittag habe ich dann also Daniel Günder

00:18:22: am Rande des Parteitags zum Interview getroffen.

00:18:25: Und wir können uns ja mal einen Ausschnitt anhören.

00:18:31: Was für ein Kanzler wäre Friedrich Merz, wenn es denn würde?

00:18:35: Ich würde sagen, er ist auf jeden Fall ein Mensch,

00:18:39: der, und ich rede ja mal über den Vorsitz,

00:18:42: auch wenn Sie immer über den Kanzler reden.

00:18:44: Ich halte mich an das, was meine Partei sagt,

00:18:46: das auch wenn ich in Ordnung.

00:18:48: Aber ich will Ihnen mal ein bisschen charakterisieren,

00:18:51: weil wir auch über den Menschen Friedrich Merz sprechen,

00:18:54: der eben wirklich auch Fähigkeiten der Zusammenführung hat,

00:18:57: der auch selbst reflektiert ist.

00:19:00: Auch im persönlichen Gespräch jemand ist,

00:19:03: mit dem man auch wirklich sehr genau Argumente austauschen kann,

00:19:07: auf die er auch hört.

00:19:08: Ich finde, es ist keine Selbstverständlichkeit in der Politik.

00:19:10: Ich kann auch viele, die glauben,

00:19:12: die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben

00:19:14: und solchen Situationen sich nicht aussetzen.

00:19:17: Aber auch in den Präsidiumssitzungen zeigt er eben auch,

00:19:21: dass er bereit ist, auch in solchen Gremien Dinge zu diskutieren.

00:19:25: Aber er hat dann eben auch Absurd die Fähigkeit,

00:19:27: wenn Entscheidungen getroffen sind.

00:19:30: Dann die auch nach draußen strengend zu vertreten.

00:19:33: Und das sind wichtige Eigenschaften,

00:19:36: die man braucht, um Führungsverantwortung

00:19:39: auch insgesamt in Deutschland zu tragen.

00:19:41: Führungsverantwortung.

00:19:43: Dass aber die Frage diskutiert wird,

00:19:45: ob er der nächste Kanzler sein könnte,

00:19:48: ist natürlich überhaupt kein Zufall.

00:19:50: Liegt er letztlich auch auf der Hand?

00:19:52: Wir treffen uns hier am Rande des Bundesparteitags.

00:19:55: Das ist der letzte Bundesparteitag vor der Nominierung

00:19:59: dann im Herbst.

00:20:01: Er hat sich der Wiederwahl gestellt.

00:20:03: Er ist der Wiedergewältevorsitzende,

00:20:05: damit ja der natürliche Kandidat auf.

00:20:07: Die Kanzlerkandidatur und zum anderen

00:20:10: haben auch Sie ja meiner Beobachtung nach ein tätigen Anteil daran,

00:20:14: dass über Kurs und Chancen von Friedrich Merz nachgedacht wird.

00:20:19: Sie sind es ja der Kurz vor dem Parteitag

00:20:22: durchaus kritische Interviews gegeben haben.

00:20:25: Da sagen Sie zum Beispiel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe,

00:20:28: die Union müsste in den Umfragen "eigentlich besser dastehen"

00:20:32: als im Moment.

00:20:34: Ist das nicht zu alle erst dann doch auch gegen den,

00:20:37: wie Sie sagen, Vorsitzenden Friedrich Merz erzählt?

00:20:40: Nein, ich habe das ausdrücklich nicht als Kritik an ihm formuliert,

00:20:44: sondern ich habe gesagt,

00:20:46: dass es unsere gemeinsame Aufgabe als Partei

00:20:48: ist, auch diese Umfrage wert zu verbessern.

00:20:52: Ich glaube, es ist unmöglich aus der Opposition heraus

00:20:55: wirklich Richtung 40 Prozent auch in den Umfragen zu kommen,

00:20:59: wenn die Parteien nicht in der gesamten Breite sich auch präsentiert.

00:21:02: Das kann Vorsitzenden dann nicht alleine machen,

00:21:04: deswegen, glaube ich, müssen wir auch als Köpfe in der Union

00:21:07: und uns Ministerpräsidenten zielig dazu

00:21:10: auch wahrnehmbar Positionen vertreten, um das zu schaffen.

00:21:14: Und das muss im Umfeld eines Parteitages auch passieren.

00:21:18: Denn nur als Team werden wir erreichen können,

00:21:20: dass die Umfragewerte besser werden.

00:21:22: Aber ich kenne auch niemanden in der Union,

00:21:24: der sagt 31 Prozent können uns zufrieden stellen.

00:21:27: Denn bei der schlechten Umfragewerten der Ampel

00:21:31: und bei diesem minimalen Vertrauen, was diese Regierung genießt,

00:21:35: glaube ich, muss ein Anspruch einer Partei wie die CDU,

00:21:38: die Deutschland über Jahre geprägt hat,

00:21:41: schon sein, dass wir einfach auf andere Werte kommen.

00:21:43: Das gibt es gar kein Desens in der CDU.

00:21:46: Auch Ihre Interviews, die ja sehr viele Menschen im Vorfeld

00:21:49: und ganz bestimmt nochmal mehr Mitglieder der CDU gelesen haben,

00:21:53: haben manche einen den Atem anhalten lassen,

00:21:57: wie Friedrich Merz darauf reagieren würde.

00:21:59: Er gilt ja vielen als impulsiv, als aufbrausend,

00:22:03: als leicht provozierbar.

00:22:04: Sie haben ihn eben anders skizziert.

00:22:07: Gestern dann die Rede unfallfrei,

00:22:10: Staatstragen, so ist es von manche einem empfunden worden,

00:22:14: hat er sich verändert?

00:22:16: Ja, ich nehme das tatsächlich so wahr.

00:22:18: Übrigens auch keine Selbstverständlichkeit

00:22:20: und eher ein Zeichen von Führungsstärke,

00:22:22: dass er durchaus auch sieht,

00:22:24: dass manche impulsive Reaktionen in der Tat ihm nicht geholfen haben,

00:22:29: auch im Amt.

00:22:30: Und ich finde, dass er das jetzt ausgesprochen gut macht,

00:22:34: er sich dann von Emotionen auch nicht unnötig leiten lässt.

00:22:38: Das kann manchmal ein Problem werden

00:22:40: und war ja für ihn auch am Anfang ein bisschen problematisch.

00:22:43: Ich finde, das hat er wirklich in den letzten,

00:22:45: ich würde schätzen, neun Monaten extrem gut gemacht.

00:22:49: Und wer der so lange Verantwortung getragen hat,

00:22:52: ist noch bereit, selbst sich auch zu prüfen und auch zu sagen,

00:22:56: ich muss bestimmte Dinge an mir ändern.

00:22:58: Ich finde, das ist eine absolute Stärke

00:23:00: und das respektiere ich auch absolut.

00:23:02: Und genau, wie Sie es eben gesagt haben,

00:23:05: man wusste nicht, wie er darauf reagiert.

00:23:07: Manche in der Partei sind unprofessioneller

00:23:10: mit meinem Interview umgegangen.

00:23:11: Friedrich Merz hat das, finde ich, genauso gemacht,

00:23:14: wie man eine Partei auch stärkt

00:23:17: und hat eben eine starke Rede wirklich auch gehalten,

00:23:19: die alle eingebunden hat.

00:23:21: Und ich fühlt mich da auch mitgenommen,

00:23:23: bei dieser Rede, die er gehalten hat.

00:23:25: Und so macht man das. Also klasse.

00:23:28: Ein Ausschnitt aus dem Interview mit den Funke-Zeitungen

00:23:34: will ich da noch mal anführen.

00:23:35: Ich glaube, das ist das, was Sie meinen,

00:23:37: wo auch unprofessionell, wie Sie es nennen, reagiert worden ist.

00:23:42: Da war das Zitat, viele, die unter Merkel CDU gewählt haben,

00:23:45: erreichen wir im Moment nicht, sagen Sie.

00:23:48: Aber Sie sind nicht unerreichbar.

00:23:50: Es gibt zum Beispiel viele unzufriedene Grün-Wähler,

00:23:53: die durchaus wechselbereit wären.

00:23:55: Wir sollten sämtliche Wählerinnen und Wähler,

00:23:57: die wir unter Angela Merkel angesprochen haben, an uns bin.

00:24:01: Angela Merkels Kurs der Mitte war ihr Erfolgsrezept.

00:24:04: Zitat Ende.

00:24:06: Das hören hier längstlich alle gerne.

00:24:10: Friedrich Merz zum Beispiel vermeidet ja,

00:24:13: auch nur, ihren Namen zu nennen.

00:24:15: Naja, aber das heißt ja jetzt nicht,

00:24:19: dass ich das nicht trotzdem gerne ausspreche.

00:24:23: Und wenn das Leute provoziert, dann stört mich das auch überhaupt nicht.

00:24:27: Ich glaube übrigens auch nicht, dass es Friedrich Merz provoziert hat.

00:24:29: Das sind eher andere, die, ich sage mal,

00:24:33: auch eher versuchen, das Erbe von Angela Merkel

00:24:36: möglichst selten zu thematisieren.

00:24:39: Ich habe aber von Friedrich Merz immer nur klar

00:24:43: auch gehört, dass er diesen Kurs der Mitte,

00:24:45: also uns in der Mitte verorten,

00:24:47: dass das ja etwas ist, was durchaus Kontinuität bringt.

00:24:50: Und trotzdem müssen wir uns thematisch natürlich

00:24:52: nach vorne ausrichten und über Dinge reden,

00:24:55: die im Moment auch geregelt werden müssen.

00:24:57: Und deswegen sehe ich da überhaupt gar kein Widerspruch.

00:24:59: Es wurde bei mir so interpretiert, als wünschte ich mir

00:25:03: Angela Merkel zurück, als Abgrenzung zu Friedrich Merz

00:25:06: nie überhaupt nicht.

00:25:07: Ich finde, als befund zu sagen, wir haben 31 Prozent,

00:25:10: wir wissen aus allen demoskopischen Erhebungen,

00:25:13: dass ein nicht unerheblicher Teil von Menschen,

00:25:16: die der CDU schon mal ihre Stimme geschenkt haben,

00:25:18: weil sie Angela Merkel vertraut haben,

00:25:21: Menschen sind, die wir anders adressieren müssten,

00:25:24: die ein bisschen das Gefühl haben, auch durch unsere Kommunikation,

00:25:27: dass Angela Merkel eher ein bisschen versteckt werden soll.

00:25:30: Und das einfach auszusprechen,

00:25:32: das ist auch noch echte Fans von ihr gibt, die sagen,

00:25:35: sie hat eine tolle Arbeit gemacht, die hat für uns 41 Prozent geholt.

00:25:38: Es kann ja so falsch nicht gewesen sein.

00:25:41: Ich glaube, dass es viele Menschen freut,

00:25:43: die Angela Merkel große Verdienste zu belegen.

00:25:46: Und wenn das Leute stört, dass man das ausspricht,

00:25:48: dass eine so lange oderjährige Bundeskanzlerin

00:25:50: eine gute Arbeit gemacht hat, den kann ich ordentlich helfen.

00:25:53: Das Interview in voller Länge könnte übrigens

00:25:59: in unserer Bonusfolge hören.

00:26:00: Die erscheinen in der Regel immer am Samstag früh.

00:26:02: Diesmal haben wir uns aber gedacht,

00:26:04: wir veröffentlichen das Interview auch sofort.

00:26:07: Angela Merkel war zum Parteitag eingeladen.

00:26:11: Katharina hat es aber vorgezogen, nicht zu kommen.

00:26:14: Hat auch bei der Beerdigung von Wolfgang Schäuplitz gefehlt.

00:26:18: Wird aber eine Abschiedsrede auf Jürgen Trittin halten.

00:26:21: All das wird natürlich bemerkt.

00:26:24: Wird von manche einem bedauert, von anderen als.

00:26:27: Undankbar der Partei gegenüber empfunden.

00:26:31: Welche Rolle spielt Angela Merkel in der CDU noch?

00:26:35: Also, sie ist nach wie vor, glaube ich, jemand,

00:26:40: der jetzt schon die Partei auch viel zu verdanken hat.

00:26:43: Was jetzt manche vielleicht nicht eingestehen möchte.

00:26:46: Aber ich glaube, als sie Kanzlerin wurde,

00:26:49: hat niemand gedacht, dass sie so lange aushält.

00:26:51: Und dass sie eben Daniel Günther hat es gerade erwähnt

00:26:54: in diesem Interview.

00:26:55: Die Partei bis zu fast zur absoluten Mehrheit führen kann.

00:26:58: Das war 2013.

00:27:00: Das waren über 40 Prozent.

00:27:03: Damit hat die kaum jemand gerechnet.

00:27:05: Sie selber, glaube ich auch.

00:27:07: Ich glaube, sie war erschrocken fast.

00:27:09: Gleichzeitig ist es Erbe Merkel auch ein bisschen schwierig,

00:27:12: weil sie die Partei, wir haben schon darüber gesprochen,

00:27:15: so ein bisschen inhaltsleher hinterlassen hat.

00:27:18: Und dann der Partei auch das Gefühl gegeben hat,

00:27:20: sie kümmert sich gar nicht mehr so drum.

00:27:23: Dieser ganze Prozess der Übergabe war sehr,

00:27:27: man sieht es eher schlecht gemanagt,

00:27:28: dass sie sich zurückzieht,

00:27:31: als Parteivorsitzende Kanzlerin bleibt

00:27:33: und dann da irgendwie, ja, Annegret, mach mal so.

00:27:36: Und das hat einfach nicht funktioniert.

00:27:39: Da waren dann zwei Machtzentren,

00:27:41: das hat ja die Partei, glaube ich, übel genommen.

00:27:43: Und dann waren so unbeantwortet die Fragen,

00:27:45: die dann danach noch standen,

00:27:48: so dieses ungeklärte Verhältnis,

00:27:49: was die Migrationspolitik betrifft,

00:27:52: wo innerhalb der Partei dann einfach viel Streit ausgebrochen ist.

00:27:57: Und diese Inhaltslehrer hat insgesamt dazu geführt,

00:27:59: dass dann Vakuum entstanden ist,

00:28:00: dass Platz gelassen hat für so Flügelstreit.

00:28:03: Sind wir konservativer, sind wir liberal,

00:28:04: sind wir irgendwie sozial?

00:28:06: Wer hat jetzt die Oberhand?

00:28:07: Wer kann die meisten Punkte einbringen?

00:28:10: Und das alles sind Dinge, die, glaube ich, ein bisschen schwierig sind

00:28:13: für so eine Volkspartei,

00:28:14: gerade in so einer Umbruchzeit, in der wir ja jetzt gerade sind.

00:28:17: Daniel Günther hat jetzt beschrieben,

00:28:18: er beobachtet, dass Friedrich Merz sich verändert habe.

00:28:22: Zeigst du den Eindruck?

00:28:23: Oder du hast es nämlich eben anders gewendet.

00:28:26: Hältst du das, was du, alle, die zugeschaut haben,

00:28:30: jetzt zum Beispiel über der Rede am Untergelebt haben,

00:28:33: für inszeniert?

00:28:34: Ich würde sagen, es war schon eine Art Inszenierung auch.

00:28:42: Also, ein Mensch kann sich nicht schnell erinnern.

00:28:44: Ich glaube, ein Mensch, der impulsiv ist

00:28:46: und dem, dass du drin ist,

00:28:48: der kann nicht innerhalb von drei Wochen lernen,

00:28:51: das komplett zu unterdrücken.

00:28:53: Das ist, weiss nicht, wie du das siehst,

00:28:56: aber das ist eigentlich nicht möglich.

00:28:58: In der Struktur bleibt man wahrscheinlich ähnlich.

00:29:00: Ja.

00:29:01: Und man weiß nur in der Politik,

00:29:03: halt schon auch genau auf die Inszenierung kommt es an,

00:29:06: auf das Bild nach außen kommt es an,

00:29:08: gerade in dieser schnelllebigen Social Media Zeit,

00:29:12: die vielleicht an Friedrich Merz auch unterschätzt hat,

00:29:15: wie schnell Dinge heutzutage netzlanden,

00:29:18: wie schnell sie weiter verbreitet werden,

00:29:20: wie schnell sie kommentiert werden,

00:29:21: wie schnell sie aufreger sorgen.

00:29:23: Das war in der Zeit, an der er im Bundestag war,

00:29:26: in den 90ern, Anfang 2000ern,

00:29:29: eben noch ein ganz anderer Schnack.

00:29:31: Und das ist jetzt doch Dinge,

00:29:33: die einem schneller auf den Fuß fahren können.

00:29:34: Also, mal schauen, ob das jetzt im Moment aufnahme war

00:29:36: oder ob er wirklich versucht,

00:29:38: jetzt da an sich kontinuierlich zu arbeiten.

00:29:41: Kann man nicht vorstellen, dass es nicht ab und an,

00:29:43: doch wieder zu ein bisschen impulsiven Ausbrüchen kommen wird.

00:29:46: Er muss arbeiten, glaube ich.

00:29:47: Denn ausweislich der Umfragen

00:29:49: ist er sowohl bei den Menschen insgesamt,

00:29:52: aber sogar auch bei den Unionsanhängerinnen und Anhängern,

00:29:56: immer auf Platz drei.

00:29:57: Auf eins wird, wenn gefragt wird,

00:30:00: wer wäre der geeignete Kanzler?

00:30:02: Oder aber, wenn gefragt wird,

00:30:03: auch wer würde der Union die meisten Stimmen bringen?

00:30:06: Es auf eins immer Markus Söder.

00:30:08: Auf zwei ist der Nordrhein-Westfälische Ministerpräsident

00:30:11: Hendrik Wüst und auf drei dann Merz.

00:30:13: Blöd für ihn.

00:30:15: Markus Söder war nun gestern da

00:30:17: und wir erinnern uns den Bundestagswahlkampf,

00:30:19: den zurückliegenden 221.

00:30:22: Da gab es ja das Gerangel zwischen Söder und Armin Laschet.

00:30:25: Wer wird's machen?

00:30:26: Schließlich wurde es Armin Laschet.

00:30:28: Markus Söder tat so, als würde er Laschet helfen.

00:30:32: Hat tat aber, hat genau das Gegenteil gemacht.

00:30:34: Hat ihm ein Stöckchen zwischen die Beine geworfen,

00:30:37: nach dem nächsten insofern war man gestern dann auch sehr gespannt,

00:30:40: was denn Markus Söder nun gesagt hat.

00:30:43: Und da hören wir auch mal kurz rein.

00:30:46: Ich verspreche euch an mir.

00:30:48: Wird der Erfolg 2025 nicht scheitern im Gegenteil?

00:30:52: Ich verspreche euch,

00:30:53: wir werden nächstes Jahr zusammen das Rocken

00:30:56: und die Bundesregierung jetzt die Ampel ablösen, liebe Freundin.

00:30:59: Nun sind wir darauf trainiert, dass wir ganz genau hinhören.

00:31:02: Weil sowas, du genau wie ich,

00:31:04: ist eventuell was für Feinschmeckerin.

00:31:07: Aber er sagt, ich verspreche euch an mir,

00:31:10: wird der Erfolg 2025 nicht scheitern.

00:31:14: Das könnte jetzt heißen, diesmal hält er sich zurück, anders als 2021, was ich beschrieben habe.

00:31:22: Es muss es aber nicht heißen, es könnte ja auch heißen, dass er komisch stehbereit, wenn nur mit mir der Erfolg möglich ist.

00:31:31: Oder es könnte noch heißen, wenn ihr jetzt den Friedrich zum Kanzlerkandidaten macht und der ist nicht erfolgreich.

00:31:38: Also an mir lag, ich hab's euch gesagt.

00:31:41: Also er spielt ja schon ganz bewusst damit, dass das soweit interpretierbar ist, dass er nicht sagt.

00:31:49: Jetzt aber mal...

00:31:51: Ich mach's auf keinen Fall.

00:31:53: Ja genau, ich glaube, es kann er nicht sagen, aus seiner Persönlichkeit heraus schon mal nicht sagen,

00:31:58: aber ich glaube, er kann es auch als bayerischer Ministerpräsident nicht sagen, dass er auf keinen Fall mehr werden will.

00:32:05: Nur selbst wenn Friedrich Merz schulpern würde.

00:32:08: Das wäre ja die Chance im Markus Söder, vorher kommt er ja da nicht rein.

00:32:12: Und das kann doch passieren, nehmen die Landtagswahlen, die anstehen im September, in Sachsen und Thüringen, Anfang September, Ende September dann in Brandenburg.

00:32:22: Was ist, wenn dann die CDU schlecht abschneidet oder sagen wir schlechter, noch als erwartet?

00:32:30: Was passiert dann?

00:32:32: Man hat sich verabredet, dass erst danach der Kanzlerkandidat benannt wird.

00:32:37: Ist das eigentlich zum Vorteil von Merz oder zum Nachteil?

00:32:40: Denn eine Niederlage bei den Landtagswahlen ginge dann mit ihm nach Hause.

00:32:44: Das ist so weder vor noch nachteil, glaube ich, es kann beides sein.

00:32:49: Denn wenn er schon vor den Landtagswahlen zum Kanzlerkandidaten gemacht wird, dann ist er auch mit ihm nach Hause.

00:32:56: Aber dann ist er schon Kanzlerkandidat, dann kann die Partei nicht mehr zurück oder nur unter sehr großen Mühen.

00:33:02: Danach aber ist es eben genau dieses beschriebene Risiko, die wenn die Landtagswahlen, wenn was nicht unwahrscheinlich ist, nicht ganz so gut ausgehen für die CDU,

00:33:10: dann ist es eben etwas, wo man sagt, Frau Drichmerz ist doch der, der im Osten gerade so gut ankam.

00:33:15: Warum waren wir denn da jetzt so schlecht, also der die Verantwortung übernehmen muss?

00:33:18: Bloß ist es ja auch nicht ganz ausgeschlossen, dass doch in dem einen oder anderen Landesverband ein Teil der Partei wieder sagt,

00:33:26: die AfD, wenn wir uns damit zum Ministerpräsidenten wählen lassen könnten, jetzt sagen alle, nee, auf keinen Fall Brandmauer steht,

00:33:32: aber man weiß es nie, was passiert.

00:33:35: Das ist sehr unvorhersehbar.

00:33:37: Und ich glaube, es gibt nach wie vor einzelne Christdemokraten, die dann ein bisschen wackeln und vielleicht die Brandmauer nicht ganz so stark sehen.

00:33:49: Und dann muss er damit umgehen.

00:33:52: Und darüber ist kaum Karrenbauer auch schon gefallen.

00:33:54: Das ist wahnsinnig schwierig.

00:33:56: Wollen wir das dann machen?

00:33:57: Ganz ein Landesverband ausschließen, kann man nicht machen.

00:33:59: Das war als in Thüringen der Kandidat der FDP, Thomas Kemmerich, mit den Stimmen der CDU und der AfD gewählt worden ist.

00:34:09: Annegret Kramkarenbauer ist hingeeilt, übrigens glaube ich auch aufgeheißte Kanzlerin, die aus dem Ausland drübergerufen hat.

00:34:16: Das muss geändert werden, was auch ein seltsames Demokratieverständnis offenbart hatte.

00:34:21: Aber dennoch, man fand diesen Vorgang, also ich glaube fast alle Demokraten fanden ihn schauerlich.

00:34:29: Also hat Kramkarenbauer sich bemüht, das zu verändern und stolper darüber, weil sie sich nicht durchsetzen konnten.

00:34:34: Ja, und es ist total verpönt, sich einzumischen eigentlich in so landespolitische Dinge in Koalitionsbildungen.

00:34:40: Aber in so einem Fall, wenn es wirklich um die Existenz der Partei geht, dann muss ein Parteivorsitzender oder eine Parteivorsitzende wissen, wie sie eingreift.

00:34:48: Wie sie brauchen, wenn März dann wirklich Kanzlerkandidat werden will, dann einen guten Plan für den Fall der Fälle.

00:34:55: Und selbst wenn das danach dann wird, ist ja noch diese Wegstrecke bis zur Bundestagswahl sehr weit.

00:35:01: Wir haben 2021 gesehen, was sich alles verändern kann. Es kann raufgehen, es kann runtergehen, es kann eine blöde Situation geben,

00:35:08: in der ein Kanzlerkandidat, eine Kanzlerkandidatin etwas tut, was ihr irgendwie Probleme bereitet, was kritisiert wird und dann geht es wieder bergab.

00:35:19: Also das ist sehr, sehr risikoreiches Spiel.

00:35:25: Siehst du die Partei denn vorbereitet auf den Fall der Fälle bei den Landtagswahlen, den Anstehenden?

00:35:30: Ich staune, dass man sich nicht genauer Gedanken macht darüber, mit wem könnte man sich denn wie zusammenpuzzeln.

00:35:37: Du hast eben Karin Brin angesprochen, die über das Bündnis Sarra Wagenknecht nachgedacht hat.

00:35:42: Mario Vogt hat das auch gemacht in Thüringen, hat gesagt, er schließt eine Zusammenarbeit mit dem Bündnis Sarra Wagenknecht nicht aus.

00:35:50: Was für mich so denklogisch und auch politstrategisch irgendwie nicht hinkommt, wenn gleichzeitig die Säbel CDU sagt,

00:35:57: wir haben aber eine echt feste Brandmauer, sowohl zur AfD als auch zur Linkspartei.

00:36:04: Und das hat Merz am Montag in seiner Rede auch noch mal begreiftigt, hat gesagt, da gehen wir nicht ran.

00:36:09: Ja, hat auch gesagt, interessant, keine Links- und Rechtspopulisten.

00:36:12: Und jetzt muss man überlegen, ist eigentlich Sarra Wagenknecht Partei eine populistische Partei?

00:36:17: Ah, du hast genau hingehört, das ist gar nicht aufgefallen, das ist ja wirklich...

00:36:20: Ja, ja, und das habe ich mich so gefragt, meint er damit auch das BESW oder nicht?

00:36:24: Hat er denn so nicht ausgesprochen, aber könnte man reininterpretieren?

00:36:27: Aber auf sowas hätte man doch bei einem Parteitag sich mal kurz konzentrieren können.

00:36:31: Das wäre doch das Forum gewesen oder um so was vorzubereiten, hast du es angemahnt, richtigerweise?

00:36:36: Das sind doch dann irgendwann auch die Wahlkämpfer in den Ländern echt verraten und verkauft?

00:36:42: Die stehen vor so einer schwierigen Situation, dass die, wenn die jetzt schon sagen würden,

00:36:47: mit wem sie koalieren würden, sich ja auch irgendwie so ein bisschen schon abhängig machen würden.

00:36:53: Und jetzt sagen sie natürlich ganz... also das ist auch nachvollziehbar,

00:36:56: wir spielen ja jetzt erstmal auf eine starke CDU und wenn ihr ein stabiles Bündnis wollt,

00:36:59: dann müsst ihr, sagt die CDU, die CDU wählen, die anderen Parteien sagen das anders,

00:37:03: die SPD sagt das anders, die Grünen sagen das anders, die Linke in Thüringen sagt das auch anders.

00:37:08: Und ich glaube, wenn sich die CDU jetzt in alle Richtungen öffnen würde und sagen würde,

00:37:14: Linkspartei klar, das ist der Budoramelo, können wir schon irgendwie akzeptieren,

00:37:18: dann wäre das zum Gefühl der Beliebigkeit und würde Wähler und Wählerinnen möglicherweise auch

00:37:23: verschreckend die jetzt schon sagen, wenn wir euch wählen, kriegen wir doch eh die Grünen,

00:37:28: wenn wir euch wählen, dann kriegen wir auch noch die Linken, dann laufen eher die Wähler und Wählerinnen

00:37:33: möglicherweise gerade die Stammwähler und Wählerinnen vielleicht auch noch davon.

00:37:37: Und das BSW ist so ein, ich glaube, so ein ganz schwieriger Faktor, der noch nicht für alle einzuordnen ist.

00:37:43: Wenn man nicht weiß, was kriegt man damit eigentlich, wo stehen die eigentlich,

00:37:46: wo unterstützen die uns eigentlich, kann man die möglicherweise brauchen,

00:37:50: um vielleicht sich tolerieren zu lassen, solche Dinge, solche Fragen stehen da im Raum,

00:37:55: die man dann vielleicht erst nach einer Landtagswahl endgültig entscheiden wird.

00:37:59: Es wird sich, kann man nicht vorstellen, dass man im Adenauer Haus also in der Partei Zentrale der CDU

00:38:03: sich der keine strategischen Gedanken macht, das wäre, glaube ich auch wirklich doof,

00:38:07: aber das offen auszusprechen ist noch was anderes, sich in die Karten schauen zu lassen.

00:38:12: Wir haben als Titelfrage unserer Folge genommen, was wäre Friedrich Merz für ein Kanzler,

00:38:19: wenn er es denn würde? Wir haben jetzt alles schon mal angeguckt, wie die Situation jetzt ist.

00:38:24: Wie wäre deine Antwort auf die Frage?

00:38:27: Glaskugel.

00:38:30: Sie betrachtet ja die Partei und auch ihn aus der Nähe.

00:38:36: Das glaube ich käme sehr auf den Koalitionspartner drauf an, was er für ein Kanzler werden würde,

00:38:44: wo er seine Schwerpunkte setzen würde.

00:38:47: Was ich schon sagen würde, ist, dass er diese Grundsätze, die sich der Partei jetzt gegeben hat,

00:38:58: also so gewisse Linien, dass er versuchen würde, die einzuhalten, sich daran entlang zu hangeln,

00:39:03: weil er weiß, dass die Partei ganz genau hinschaut und schon Erwartungen hat an ihn,

00:39:08: dass er bei bestimmten Themen, zum Beispiel über der Migrationspolitik, nicht so sehr einknickt,

00:39:15: damit dann auch die Umfolgewerte nicht so weit runtergehen.

00:39:18: Also dass gerade die Wähler, die vielleicht die Union oder die Union in dem Fall dafür wählen würden,

00:39:22: dann nicht doch sich wieder anderen Parteien zuwenden.

00:39:25: Er hätte dann aber auch die Schwierigkeit, dass er eben die von auch Daniel Günter genannten

00:39:30: "Mitte-Wähler" und "Wählerinnen" auch im Blick haben muss.

00:39:35: Ziemlich die zur CDU dann gewandert sind, sich im letzten Moment vielleicht entschieden haben.

00:39:38: Total schwierige Gradwarnung, finde ich auch.

00:39:41: Und das bildet, glaube ich, auch ein bisschen jetzt dieses Grundsatzprogramm ab.

00:39:46: Erstmal muss man sagen, es ist ein Programm, das sich diese Partei gegeben hat,

00:39:52: das einigermaßen scharf konturiert ist, was zu Friedrich Merz passt.

00:39:56: Es finden sich im Programm konservative Teile, zum Beispiel dieser Jahren durch den politischen Raumgeistern

00:40:03: der Leitkultur, die da versuchst, weil sie jetzt dann mal ausbuchstabiert worden ist,

00:40:08: dann eine durchaus abschottend, abwährend angelegte Asyl- und Migrationspolitik,

00:40:14: die sieht Verfahren außerhalb der Europäischen Union vor und will,

00:40:18: dass Asylsuchende dort nicht nur im Sinne von lediglich das Verfahren durchlaufen,

00:40:24: sondern dass sie im Falle eines positiven Ausgangs auch dort bleiben.

00:40:29: Im Programm heißt es dann, im Falle eines positiven Ausgangs wird der sichere Drittstaat

00:40:35: dem Antragsteller vor Ort Schutz gewähren.

00:40:39: Das ist jetzt fein formuliert, hatte aber etliche Vertreter,

00:40:43: 700 an der Zahl beider christlichen Kirchen, gar nicht beeindruckt.

00:40:47: Die haben jetzt schon gesagt, das Ganze sei wirklich unchristlich und ginge so gar nicht.

00:40:52: Dann findet sich, darauf hast du auch in einem, in deiner Kommentare für den Deutschlandfunk hingewiesen,

00:40:58: ein durchaus progressives Familienbild, das die CDU ja so auch nicht hat,

00:41:03: dass eben nicht mehr allein aus Vater, Mutter, Kind besteht,

00:41:06: sondern anerkennt, dass moderne Familien im Zweifel auch mal mit zwei Müttern und einem Kind

00:41:12: oder noch mehr Kindern aufgestellt sind oder zwei Väter.

00:41:15: Was auch immer. In der Sozialpolitik soll es wieder mehr um Leistung gehen, habe ich verstanden.

00:41:20: Das Bürgergeld in seiner jetzigen Form will die CDU abschaffen, die Werbpflicht soll wieder eingesetzt werden.

00:41:26: Die Kernkraft soll als Option erhalten bleiben und im Klimaerschutz will man es jetzt mal grob machen.

00:41:32: Dann ist jetzt mal grob zusammengefasst, nicht übertreiben.

00:41:35: So was ist das jetzt für ein Programm?

00:41:38: Es steht oft drüber, es ist konservativer.

00:41:42: Ich glaube, es ist auch an vielen Punkten, sondern vielleicht nicht eine Rolle rückwärts,

00:41:47: aber da hat sich schon eine bestimmte Richtung in der CDU durchgesetzt

00:41:55: und es sind alte Wunden versucht worden, damit ein bisschen zu heilen.

00:42:00: Und da ist es gerade dieser Teil in der Migrationspolitik, denn wenn man sich durchliegt,

00:42:04: ist es wirklich sehr verschärft, was da drin steht, sehr scharfe Regelungen drin,

00:42:10: diese Abschottung, die du schon erwähnt hast, diese sehr konkrete Auswahl mit diese Drittstaatenregelungsgeschichte,

00:42:16: von der man übrigens überhaupt noch nicht sein kann, wie sie aussehen wird

00:42:20: und ob sie überhaupt funktionieren wird.

00:42:23: Also das ist das Roanda-Modell, glaube ich, wenn ich es richtig verstehe.

00:42:26: Das ist aber vor dem Gericht in Großbritannien durchgefallen,

00:42:29: kostet unfassbar viel Geld für Rishis Sunak, also ich weiß gar nicht, wie es gehen soll.

00:42:34: Ja, und es hat ein großes menschenrechtliches Fragezeichen daran.

00:42:39: Das meine ich.

00:42:40: Also wenn man Leute in einem Asylverfahren in einem anderen Land macht,

00:42:44: dann muss man sicherstellen, dass dort auch unsere menschenrechtlichen Standards eingehalten werden.

00:42:52: Und das ist in vielen Ländern eben so nicht gegeben.

00:42:57: Und wenn es gegeben ist, vielleicht oder man zu dem Schluss kommt, es ist irgendwie halbwegs gegeben,

00:43:02: wer soll das überwachen? Also kleiner Exkurs, aber wenn wir jetzt an die EU außengrenze schauen,

00:43:07: da passieren nach dem jetzigen EU-Asylrecht, das neue kommt ja noch,

00:43:11: auch Dinge, wo man einfach wegschaut und sagt, na ja, irgendwie wird es schon geregelt,

00:43:17: menschenrechtlich ist es oft nicht in Ordnung. Und das sind so Dinge, die da drin stehen.

00:43:22: Da merkt man deutlich, da geht die CDU einen anderen Weg, als sie den unter Angela Merkel gang ist.

00:43:30: Und das soll vor allem die beruhigen, die den Kurs damals für falsch hielten

00:43:36: und für eben zu lachshielten und für zu offen hielten.

00:43:41: Das finde ich schon bemerkenswert.

00:43:45: Und da bin ich mal gespannt, ob dann ein möglicher Kanzler Friedrich Merz das überhaupt durchsetzen könnte

00:43:49: mit einer Partei, also ich weiß nicht, ob eine SPD das mitgehen würde.

00:43:53: Grüne, die jetzt schon ein massives Problem haben mit der aktuellen Migrationspolitik,

00:43:58: ihre eigenen Regierung und auch der Europäischen Union, würden das, glaube ich, auf keinen Fall machen,

00:44:04: was da drin steht, diese Abschottungspolitik. Das sind schon nochmal große Fragezeichen.

00:44:09: Gleichzeitig ist das ja halt ein Grundsatzprogramm.

00:44:12: Das ist kein Wahlprogramm, das ist immer festhalten.

00:44:15: Das ist sowas, was Selbstvergewisserung für die Partei selbst bringen soll

00:44:21: und auch irgendwie im Wahlkampf helfen soll, so eine Emotion vielleicht zu vermitteln,

00:44:25: wo gehen wir eigentlich hin, was wollen wir, aber es sind Erwartungen geweckt,

00:44:28: die man auch an Friedrich Merz richten wird.

00:44:32: Trotzdem mag ja darin das Angebot liegen an manchen, der sich überlegt, ob er die AfD wählt

00:44:38: oder aber die CDU doch wieder wählt, vielleicht das früher schon mal gemacht hat,

00:44:43: weiß ich gar nicht, was du beschrieben hast.

00:44:46: Du kannst ja als Partei dir auch sagen, wir geben uns eine knallharte Migrationspolitik.

00:44:52: Klar, und ich glaube genau, das was du sagst, ist da auch ein Motiv, das mit dahinter steckt,

00:44:59: dass die CDU sagt, wir sind die Partei, die eben auch für diejenigen nah ist,

00:45:05: die sich eine striktere Migrationspolitik wünschen

00:45:09: und die irgendwie auch eine Option brauchen jenseits der AfD

00:45:16: und sie sagen dann, wir haben Lösungsansätze, wir haben Angebote

00:45:22: und wir machen das aber im Rahmen rechtstaatlicher Regelungen

00:45:27: und wir machen das eben auch mit einer anderen Tonalität,

00:45:30: vielleicht als es die AfD tut, was die CDU ja so auch nicht immer gesehen hat.

00:45:33: Es gab ja auch Zeiten, in denen sie auch verbal der AfD hinterher gelaufen sind.

00:45:37: Das hat einfach nicht funktioniert, aber sie sagen, wir sind eben das Gegenangebot

00:45:41: in dem Fall, dass wirklich diese Wähler, die ganz weit rechts stehen,

00:45:46: aber noch nicht jenseits der Brandmauer abholen soll.

00:45:50: Klimaschutzpolitik, da ist mir eine Passage in Friedrich Merz Rede aufgefallen,

00:45:55: die ich auch gerne nochmal mit dir genauer anhören und dann anschauen will.

00:46:00: Wir wollen nicht regulieren, dirigieren, bevormunden

00:46:05: und von oben herab den Menschen sagen, was sie zu tun haben.

00:46:09: Wir wollen gute Rahmenbedingungen schaffen, Ziele formulieren, grenzwerte festlegen,

00:46:15: aber es dann bitte auch den Ingenieurinnen und Ingenieuren, den Erfindern,

00:46:20: den Unternehmerinnen und den Unternehmen und den Forschungseinrichtungen

00:46:24: in unserem Land überlassen, wie wir dieses gemeinsam formulierte Ziel erreichen.

00:46:31: Deutschland ist auf der Welt mittlerweile der klimapolitische Geisterfahrer

00:46:36: und wir werden diese Geisterfahrt spätestens im nächsten Jahr beenden, meine Damen und Herren.

00:46:42: So auch hier will ich hingucken, ist das deine Einschätzung nach moderne Klimaschutzpolitik.

00:46:50: Kann man so die Zukunft gewinnen? Da stand ja immer über dem ganzen Parteitag.

00:46:55: Wenn man zwar Rahmenbedingungen setzen will, ansonsten aber die Ingenieurinnen machen lässt

00:47:02: und dann mal guckt.

00:47:04: Das ist einfach eine Frage der Herangehensweise, eine Frage des Weltbildes auch,

00:47:10: dass man hat, dass so eine Partei hat, ob man besonders Staat zugläubig ist

00:47:14: und sagt, der Staat soll alles regeln oder ob man eben sagt,

00:47:17: Menschen haben das selbst in der Hand und da ist die CDU in dem Fall bei

00:47:21: letzterem möglichst offen zu sein, Technologie offen heißt das ja immer so schön.

00:47:28: Das ist glaube ich ein Wort auf das die FDP irgendwie entsprach hat.

00:47:32: Ja, auch das genau.

00:47:34: Da fällt es auch des Öfteren, da sind sich auch die beiden Parteien gar nicht so unähnlich.

00:47:39: Erst mal den, wie es auch die FDP sagt, der Markt regelt schon, also erst mal machen lassen

00:47:43: und irgendwie die Rahmenbedingungen vorgeben.

00:47:45: Das soll aber gleichzeitig natürlich auch die Leute ansprechen, die Angst haben vor

00:47:52: Wohlstandsverlust zum Beispiel, vor zu starken Einschränkungen in Leute, die auf dem Land leben

00:47:59: und denken, jetzt kann ich dann demnächst nicht mehr mit meinem Auto fahren,

00:48:02: Menschen, die durch dieses Hickack beim Heizungsgesetz verunsichert worden sind.

00:48:07: Die Ampel hat sich ja wirklich selbst ein Ei gelegt, indem sie da so viel drum gestritten hat.

00:48:11: Und das soll damit natürlich auch eingefangen werden.

00:48:16: Ich weiß aber auch nicht, wie zukunftsrechtlich es bei, da müsste man jetzt auch ein Klima-Experten fragen,

00:48:22: aber gerade bei der wirklich ja doch durchaus akuten Lage, in der wir sind.

00:48:27: Ich glaube, das ist auch ein Stück weit Fingerzeug in Richtung Europa.

00:48:30: Das war ja auch dann jetzt am letzten Tag das große Thema.

00:48:34: Heute?

00:48:35: Das war der Ursollo von der Leyen.

00:48:38: Und die CDU, die eigenen Leute finden eigentlich das Ursollo von der Leyen ein bisschen zu grün ist.

00:48:43: Die hat da den Green Deal durchgesetzt, also das große Klimaschutzprogramm der EU.

00:48:48: Und es hieß schon, bevor sie jetzt Spitzenkandidatin wurde, der Union,

00:48:53: dass man doch jetzt mehr ekonomik Deal wieder bräuchte, mehr Wirtschaft, die Wirtschaftswachstum,

00:48:58: die wieder angekurbelt werden, dann wird es schon auch irgendwie mit dem Klimaschutz.

00:49:01: Und das ist so ein bisschen der Fingerzeug, wo es auch auf europäischer Ebene vielleicht hingen könnte,

00:49:05: wenn die CDU dann da wieder ein bisschen mehr zu reden hat.

00:49:09: Du hast es eben schon gesagt, das Ganze ist ein Grundsatzprogramm.

00:49:12: Das ist noch nicht das Wahlprogramm.

00:49:13: Dennoch gucken wir das ja auch unter die Idee, die wir für diese Folge hatten,

00:49:18: wie könnte eigentlich Friedrich Merz Kanzler werden oder was wäre er dann für einer, wenn er es würde.

00:49:23: Wir gucken es auch deshalb an, weil er bräuchte Koalitionspartner stand.

00:49:26: Jetzt sind die so um und bei 30 Prozent die CDU.

00:49:29: Das heißt, wenn du dir anguckst, wie die anderen da stehen, die SPD zum Beispiel, die Grünen, auch die FDP,

00:49:35: dann braucht er vermutlich zwei Partner, die Grünen, mutmaßlich mit dabei.

00:49:40: Ich habe dir die Passage auch deshalb nochmal und uns allen vorgespielt, weil mir nicht klar war,

00:49:45: ob daraus schon doch, ja, der Ablehnung der Grundhaltung des Staatsverständnisses auch der Grünen spricht.

00:49:53: Und das blitzte auf dem Parteitag für mich ein paar Mal auf, mit wem man Regierungen bilden könnte

00:50:00: und mit wem man das auf keinen Fall wollte.

00:50:04: Und das muss ich sagen, finde ich im Moment, da wir mitbekommen, wie viele Übergriffe es gegen Politiker und Politikerinnen gibt,

00:50:14: auch durchaus problematisch, wenn du an das längst aufgefallene Verhetzungspotenzial der Grünen andockst.

00:50:22: Ist dir das aufgefallen? Es gab eine Einlassung zum Beispiel von Michael Kretschmer, wo ich dachte, warum macht er das?

00:50:30: Ich finde, es ist auch so eine gerade Wanderung, wie man gerade jetzt damit umgeht.

00:50:35: Das ist ja so ein Vorwurf, der die Union in der Vorgangheit öfter getroffen hat.

00:50:38: So jetzt seid ja auch diejenigen, die immer wieder den Leuten erzählen, wie schlimm die Grünen denn eigentlich sind.

00:50:45: Also, wie schlimm man sie halten soll.

00:50:49: Genau, das sind dann diese Wörter, die dann immer fallen.

00:50:51: Deshalb habe ich es dir noch mal vorgespielt und uns regulieren, die regieren, bevor man so Bums, Verbotsverband im Partei.

00:50:58: Als Partei muss man sich natürlich irgendwie vom politischen Gegner abgrenzen und das ist für die CDU.

00:51:03: Mittlerweile ist das nicht mehr die ASPD, war früher ja mal so, mittlerweile ist es die Grünen.

00:51:08: Trotzdem ist das schon auch in der Verantwortung der einzelnen Parteien, da eben nicht über die Stränge zu schlagen und zu gucken.

00:51:17: Wie kann man das in einem guten demokratischen Diskurs untereinander aushandeln und sich ohne den anderen zu diskreditieren,

00:51:27: als eben die möglicherweise bessere Alternative darstellen und dieses Rass und Hetze zu verbreiten,

00:51:34: dann lieber oder nicht lieber, sondern einfach versuchen, das möglichst weit an den Rand zu drängen und gar nicht mehr groß auftauchen zu lassen.

00:51:41: Michael Kretschmann, der sächsische Ministerpräsident, war also auch auf dem Parteitag, der regiert,

00:51:47: muss man sich dann vielleicht nochmal kurz vor Augen halten, auch mit den Grünen in einer sogenannten Kenia-Koalition, die SPD ist auch noch mit dabei.

00:51:55: Und der sagt dann auf dem Parteitag, das ist der Ausschnitt, den ich meine, folgendes.

00:51:59: Der eine oder andere empfindet, dass das Majestätbeleidigungen, wenn wir sagen, was wir in der Zukunft auch nicht mehr wollen,

00:52:06: dass wir beispielsweise keine Koalition mit den Grünen haben wollen. Meistens gibt es da Applaus dafür.

00:52:14: Ja, da wird dann spärlich gelacht und geklatscht an der Stelle, was hat er erwartet, habe ich mich gefragt.

00:52:24: Denn ich habe ja gehört auch bei Friedrich Merz, und das wird auch bei mehreren der Delegierten der Fall gewesen sein,

00:52:33: dass sie mitgedacht haben, was da gerade passiert ist, eben in Sachsen, dass da am Freitag der Europawahlkandidat der SPD, Matthias Ecke,

00:52:42: krankhausreif geprügelt worden ist und Wahlkampfhelfer der Grünen am selben Abend auch attackiert wurde.

00:52:49: Vorher ist Katrin Göring-Eckert in ihrem Wagen so bedrängt worden, dass sie da ewig nicht aussteigen konnte.

00:52:56: Auch am Dienstag ist wieder eine grünen Politikerin beim Aufhängen von Plakaten angegriffen worden, wieder in Dresden.

00:53:03: Da muss man doch vorsichtiger sein, oder?

00:53:06: Ja, also das mit der Koalition, mit den Grünen, das hat Markus Söder am nächsten Tag dann auch gesagt, dafür gab es dann tatsächlich auch Jubel,

00:53:15: dass er gesagt hat, er ist da skeptisch und man muss trotzdem aufpassen.

00:53:19: Ich glaube, es wird eine Aufgabe sein, jetzt der Parteien sich mal zusammenzusetzen.

00:53:25: Ich würde sagen, man kommt fast nicht drumherum und zu sagen, was sind unsere Grenzen?

00:53:31: Und wie weit gehen wir und was könnte möglicherweise gefährlich sein?

00:53:34: Man kann den politischen Gegner nicht nur schonen und mit Samtans muss man nicht, aber man muss eben wahnsinnig aufpassen,

00:53:41: was man bedient und wen man damit füttert und welche Vorurteile man möglicherweise auch damit füttert.

00:53:47: Das ist auch genauso für die anderen Parteien.

00:53:50: Klar.

00:53:51: Dass wenn man die CDU gleichsetzt mit der AfD, könnte das ja möglicherweise auch problematischer für CDU-Wahlkämpfer werden.

00:54:00: Das muss man sich als Parteien wirklich nochmal genau vor Augen führen, was tun wir, was ist unsere Verantwortung.

00:54:06: Und bei der CDU gilt es eben gerade für den Umgang mit den Grünen auch was, was legt man denen auch teilweise in den Mund?

00:54:15: Also da wird der Dinge suggeriert, die so eigentlich nicht oft nicht ganz so stimmen.

00:54:21: Also sie wollen alle zum Gender verpflichten.

00:54:24: Niemand behauptet, das ist einfach nicht so.

00:54:27: Die Grünen wollen auch niemandem das Auto verbieten, ist auch nicht der Fall.

00:54:30: Das sind Dinge, die aber, wenn Leute das immer wieder hören, schon ein Gefühl auch hervorrufen können.

00:54:37: Und das liegt dann in der Verantwortung derjenigen, die sagen, muss ich natürlich immer dazusagen,

00:54:41: dass alleine das nicht der Auslöser sein kann für gewalttätige Angriffe, da steckt noch viel mehr dahinter.

00:54:51: Vollkommen richtig, das sind kriminelle Energien.

00:54:54: Da ist dann jetzt auch niemand insofern verantwortlich für zu machen.

00:54:59: Trotzdem finde ich es wichtig, dass man aufpasst im Moment.

00:55:03: Übrigens will ich auch sagen, natürlich werden auch AfD-Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer angegriffen und verletzt.

00:55:10: Das gibt es auch. Es ist im Moment eine aufgeladene Stimmung, die ist extrem.

00:55:15: Und da, glaube ich, müsste man jetzt tatsächlich, finde ich, eine gute Idee von dir, sich zusammensetzen,

00:55:21: mal was anderes versuchen und vielleicht weiterhin, das möchte ich auch,

00:55:26: ich möchte ja eine leidenschaftliche politische Auseinandersetzung haben.

00:55:30: Ich möchte auch Parteien haben, die sich unterscheiden.

00:55:33: Nur dann hast du einen demokratischen Prozess, der irgendwie dich abholt, Sinn macht.

00:55:39: Das Land weiterbringt, whatever. Das gehört ja alles dazu.

00:55:43: Aber was ich nicht möchte, ist so eine Geringschätzung, die zum Beispiel auch tatsächlich,

00:55:47: muss ich sagen, aus dem Ausschnitt, den du eben, glaube ich, meintest von Markus Söder rausgehört habe.

00:55:52: Können wir ja auch nochmal hören.

00:55:54: Ich sage es mal so, ich kann mir echt nicht vorstellen, auch noch Riccardo Lang als Ministerin zu sehen.

00:55:59: Ich bin skeptisch und gegen Schwarz-Grün, liebe Freunde.

00:56:02: Sorry, wenn ich das einmal so deutlich an der Stelle sagen will.

00:56:07: Ja, muss man eigentlich nicht machen, dann eine junge Frau noch ins Zentrum zu holen,

00:56:12: die ohnehin oft angegriffen wird. Das, glaube ich, braucht es nicht.

00:56:16: Die er wiederum aber ganz souverän reagiert hat, muss man sagen.

00:56:19: Ich habe von ihr einen Post gesehen, wo sie geschrieben hat, Markus Söder,

00:56:23: und dann so ein Meme, wo drüber steht, "Why are you so obsessed with me?

00:56:27: Also warum bist du so besessen von mir?"

00:56:29: Also es versucht ein bisschen, die Haare auf die leichte Schulter zu nehmen.

00:56:34: Vielleicht muss man damit auch einfach so umgehen und das ein bisschen bei Markus Söder,

00:56:37: glaube ich, weiß, wann man es umkriegt und im Verhältnis zu dem, was er sonst bei CSU-Parteitagten

00:56:41: oder Versammlungen sagt, ist, dass er war ja das Fast-Moderat,

00:56:44: der weiß auch, dass er bei der CDU, es ist ein bisschen schwieriges Terrain,

00:56:48: so eine Koalition mit den Grünen komplett auszuschließen, weil die CDU regiert mit den Grünen

00:56:53: und die weiß eigentlich auch, dass es nicht klug ist, das komplett auszuschließen,

00:56:59: weil man sich dann in einer Situation begibt, in der man einfach überhaupt keine Verhandlungsmasse mehr hat,

00:57:03: wenn nur noch möglicherweise dann die SPD übrig bleibt.

00:57:06: Ganz genau. Okay, dann habe ich Riccarda Lang hier zu Unrecht verteidigen wollen.

00:57:10: Das braucht die gar nicht, weil die das viel Souveräne auch alleine macht.

00:57:14: Aber ich will festhalten und damit sind wir unmerklich, haste gar nicht mitbekommen,

00:57:18: schon wupp zu dem von uns immer geplanten konstruktiven Teil unseres Podcasts drübergegrätscht,

00:57:24: nämlich zu fragen, wie kann man das besser machen,

00:57:28: dass man zwar leidenschaftlich, politisch sich auseinandersetzt,

00:57:33: auch eine klare Programmatik verabredet, wie die CDU das jetzt auf ihrem Partei da gemacht hat

00:57:39: und dann auch nicht verhetzend losmarschiert und sich ganz klar abgrenzt von den Antidemokraten.

00:57:47: Wie kann man es machen?

00:57:49: Inhaltlich auseinandersetzen.

00:57:52: Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass man Unterschiede anhand von Inhalten einfach aufzeigt.

00:57:58: Das kostet vielleicht manchmal ein bisschen mehr Zeit, Dinge zu erklären

00:58:03: und sich damit auseinanderzusetzen und am Wahlkampfstand dazustehen und zu sagen,

00:58:08: so machen wir das und das wollen wir und das ist unsere Lösung

00:58:12: und das unterscheidet sich zu den anderen so und so und so.

00:58:15: Das ist natürlich jetzt nicht birzelt geeignet und vielleicht auch nicht zwingend,

00:58:19: immer Parteitag geeignet, aber dann kann man in dem Fall dann ein bisschen aufpassen,

00:58:24: wie man vom anderen Gegner spricht, ob man das vielleicht dann auch atominem macht,

00:58:30: also jemanden persönlich angreift oder ob man einfach schaut,

00:58:34: dass man doch irgendwie auf der politischen Ebene bleibt.

00:58:39: Also das sind so Grundwerte, die eigentlich jeder Politiker mithört.

00:58:44: Manchmal lässt man sich vielleicht auch in so einer Stimmung mitreißen,

00:58:50: die auch dadurch befeuert wird, dass wir in so einer Zeit leben,

00:58:53: in der kurze, schnelle, stipsel Social Media einfach die Währung sind

00:58:57: und in der Populismus einfach ein bisschen stärker die Währung ist.

00:59:01: Da ist es, glaube ich, für alle Parteien die Aufgabe zu sagen,

00:59:06: "delass mal uns nicht mitreißen, vielleicht nicht immer mitreißen,

00:59:09: man per Pässe jetzt sehr trotzdem."

00:59:11: Ich bin voll bei dir bei dieser Einschätzung und bei dem Wunsch auch,

00:59:15: dass das besser gelingen möge und respektvoller und wertschätzender abginge

00:59:20: und trotzdem in der Sache ein klarer Unterschied erkennbar wird.

00:59:25: Was denkst du?

00:59:26: Auch das mache ich immer am Schluss des Podcasts, einmal zu fragen,

00:59:29: wo stehen wir bei unserem Thema, was wäre Friedrich Merz für ein Kanzler,

00:59:33: dann in einem Jahr?

00:59:35: Dann sind wir ja schon weiter.

00:59:37: Ja, genau, in einem Jahr sind wir kurz vor der Bundestagswahl.

00:59:41: Ich würde sagen, dann ist Friedrich Merz schon Kanzlerkarnitart.

00:59:45: Wenn nicht alles schief geht, dann beginnt langsam der Wahlkampf.

00:59:52: Dann muss er sich darauf vorbereiten, dann werden wir die ersten Kampagnen sehen

00:59:55: und dann wird es, glaube ich, auch ein bisschen härter in der Auseinandersetzung werden.

01:00:00: Dann wird auch die Zeit sein, in der die Ampel langsam anfängt.

01:00:04: Das tut sie vielleicht sowieso nicht immer, aber dann wirklich nicht mal an einem Strang zu ziehen,

01:00:08: sondern auch in den Wahlkampf zu gehen.

01:00:10: Das tut sie nicht immer, das ist ein bisschen...

01:00:14: Aber dann ist Eröffnung so um die Zeit nächstes Jahr, das glaube ich,

01:00:22: und dann werden wir sehen, wie sich so ein Friedrich Merz dann tatsächlich im Wahlkampf aufstellt.

01:00:27: Ob er auch die Kontonomus behält?

01:00:29: Was wir ja auch noch gar nicht besprochen haben, das wäre ja nicht nur ein Friedrich Merz,

01:00:34: der aber sein Schicksal entscheidet, sondern das haben wir ja jetzt auch bei der Ampel gesehen.

01:00:38: Es gibt immer externe Faktoren, gerade geopolitische Faktoren.

01:00:43: Und das ist auch so was, was auch nochmal sicher eine Rolle spielen wird, auch in zukünftigen Wahlkämpfen.

01:00:49: Wie geht man als Kanzlerkarnitart damit um?

01:00:52: Wie stellt man sich auf der Weltbühne auf?

01:00:55: Und wie stellt sich dann auch so ein möglicherweise Friedrich Merz und auch andere gegen einen Olaf Scholz?

01:01:01: Auch wir merken das jetzt schon langsam, der versucht, in der SPD zu sagen, wir sind die Friedenspartei und die anderen.

01:01:07: Auch die Grünen übrigens sind diejenigen, die mehr Waffen wollen,

01:01:12: und das sind so diejenigen, die eher die Kriegsparteien sind, um das ganz platt zu sagen.

01:01:17: Also das sind so Dinge, die auf die, glaube ich, noch auf uns zu kommen können.

01:01:20: Absolut. Ja, guter Punkt.

01:01:22: Auch das wird eine Rolle spielen, dann, wie die Situation in einem Jahr sein wird.

01:01:27: Hast du recht? Katharina, toll, dass du da warst.

01:01:30: Komm bitte unbedingt wieder, das hat total Spaß mit dir gemacht.

01:01:33: Sehr gerne.

01:01:34: Katharina Hamburger war hier vom Deutschlandfunk.

01:01:37: Das war Klasse Redaktionsschluss für die Folge, war der 8. Mai 2024 um 18 Uhr.

01:01:44: Die Redaktion hatte Gina Enzlin und Felix Schlagwein, Executive Producerin ist Marie Schiller, Audio Producer Lukas Hambacher und Patrick Zahn,

01:01:53: Sounddesign Hannes Husten, die Vermarktung macht für uns die Mitvergnügen und das Ganze ist eine Produktion der Wehrmedia.

01:01:59: Und wenn ihr zum Beispiel bei Spotify seid, dann könnt ihr dem Podcast folgen

01:02:04: und dafür diese kleine Glocke auch aktivieren, wenn ihr mögt, dann kriegt ihr jedenfalls immer einen guten Hinweis, wenn eine neue Folge da ist.

01:02:11: Bis bald.

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