Wie plant man Frieden? Mit Nicole Deitelhoff

Shownotes

Diese Woche ist das Friedensgutachten 2025, das gemeinsame Gutachten der deutschen Friedensforschungsinstitute, veröffentlicht worden. Der Kern des Gutachtens: Es gibt international mehr Konflikte und in diesen Konflikten mehr Gewalt und Grausamkeit. Frieden und Sicherheit müssten außerdem anders organisiert werden, wenn sich Deutschland und Europa auf die USA als verlässlichen Partner nicht mehr verlassen können.

Verhandlungen, Sanktionen, internationales Recht: Wie schafft man es, dass diese Mittel wirklich zum Frieden führen? Mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und den Krieg in Gaza spricht Anne Will in dieser Folge mit der Friedens- und Konfliktforscherin Prof. Dr. Nicole Deitelhoff. Sie ist ge­schäftsführendes Vorstandsmitglied des PRIF - Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung und Professorin für Inter­nationale Be­ziehungen und Theorien glo­baler Ordnungen an der Goethe-Universität Frank­furt am Main. Nicole Deitelhoff hat am gerade veröffentlichten Friedensgutachten mitgearbeitet und sagt: Wir haben eine Krise der Weltordnung. Aber wie ist die Weltordnung geregelt und was ist im Moment aus den Fugen? Und wie enden Kriege?

Der Redaktionsschluss für diese Folge war Dienstag, 3. Juni 2025, um 16 Uhr.

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Politik mit Anne Will geht auf Live-Tour - jetzt Tickets sichern: https://tix.to/Politik-mit-Anne-Will-Podcast-Live-2025

1.10. Köln 8.10. Hamburg 12.11. Leipzig

WICHTIGE QUELLEN:

Deutsche Friedensforschungsinstitute: Friedensgutachten 2025

Handelsblatt: US-Kongress droht mit Revolte gegen Trump, 30.05.2025

Deutschlandfunk: Gespräche zwischen Russland und der Ukraine unter schwierigen Bedingungen, 02.06.2025

Tagesschau: Verhandlungen beendet - neuer Gefangenenaustausch, 02.06.2025

ZEIT: Was bringt ein Stopp der Waffenlieferungen nach Israel?, 1.6.2025

SPIEGEL: CSU kritisiert Außenminister Wadephul für Umgang mit Israel, 02.06.2025

Tagesspiegel: Israels brutale Kriegsführung: Können Sanktionen zu einer Kursänderung im Gazastreifen führen?, 2.6.2025

Tagesspiegel: Aufrüsten zur Abschreckung Russlands: Was die Nato jetzt von Deutschland erwartet, 27.5.2025

IMPRESSUM Redaktion: Gina Enslin, Melisa Gürleyen Executive Producerin: Marie Schiller Producer: Patrick Zahn, Lukas Hambach, Maximilian Frisch Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH

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00:00:00: In welcher Zeit oder in welcher Epoche wären Sie am liebsten Friedensforscherin gewesen?

00:00:05: Eine sehr gute Frage, auf die mir spontan überhaupt keine Antwort einfällt.

00:00:11: Ich weiß es nicht genau.

00:00:13: Der Kalte Krieg ist insofern eine spannende Phase und Epoche für Friedens- und Konfliktforscher

00:00:20: gewesen, weil man da natürlich irgendwie so einen einfachen Job hatte im Grunde genommen.

00:00:24: Die Lager waren klar, man wusste irgendwie, wer gut ist, wer böse ist und man durfte Raketen

00:00:29: zählen.

00:00:30: Also ich würde immer sagen, das war eine Zeit, ältere Kollegen mögen mir das jetzt nachsehen,

00:00:35: in der die Welt übersichtlicher war und man irgendwie einfacher zu seinen Urteilen kommen

00:00:41: konnte, man musste nicht so viel in Frage stellen.

00:00:43: Von daher, wenn ich mir einfach machen wollen würde, wäre das wahrscheinlich die richtige

00:00:47: Zeit.

00:00:48: Wird denn heute keine Raketen mehr gezählt?

00:00:50: Wir werden immer noch gezählt, aber tatsächlich ist das, glaube ich, nicht mehr der Hauptgegenstand

00:00:55: dessen, was wir tun.

00:00:56: Also wenn ich jetzt nochmal an die 80er Jahre denke, dann war das wirklich ein ganz zentrales

00:01:00: Beschäftigungsfeld.

00:01:01: Für viele Forscherinnen und Forscher, die haben wirklich Raketen gezählt.

00:01:05: Nicht und genau geguckt, welche Typenunterscheidung gibt es da.

00:01:08: Das ist immer noch ein kleines spezialisiertes Feld, aber es hat nicht mehr die gleiche

00:01:12: Bedeutung.

00:01:13: Politik mit Anne Will.

00:01:21: Hallo und herzlich willkommen bei uns.

00:01:34: Da sind wir wieder.

00:01:35: Freut mich total, dass ihr dabei seid.

00:01:37: Habe ich übrigens lange nicht mehr gesagt, weil ich unbedingt jetzt mal wieder platziere,

00:01:41: damit ich es nicht vergesse.

00:01:42: Abonniert uns doch gerne, aktiviert die Glocke, wenn ihr bei Spotify seid.

00:01:47: Empfehlt uns weiter, wenn ihr mögt, was wir machen.

00:01:50: Freut uns alles, also nur zu.

00:01:53: Heute ist der 3.

00:01:54: Juni 2025 und wir wollen aus gegebenem Anlass, nämlich der Unübersichtlichkeit der Welt

00:02:00: mit einer amtlichen Friedens- und Konfliktforscherin sprechen.

00:02:04: Zum Beispiel über das, was sich in Istanbul bei den Gesprächen zwischen der Ukraine und

00:02:09: Russland abspielt.

00:02:10: Sind das echte Friedensgespräche, gar sowas wie Vorverhandlungen, die zu einem Frieden

00:02:16: führen könnten oder sind sie nur eine bloße Simulation all dessen?

00:02:21: Was bräuchte es in Wahrheit?

00:02:23: Welche Mittel und Wege gibt es gängigerweise?

00:02:27: Interessiert mich, um Kriegs- oder Konfliktparteien zu einem echten Frieden oder aber auch zur

00:02:32: Achtung der internationalen, regelbasierten Ordnung des Völkerrechts und all dem zu bewegen?

00:02:39: Was können Sanktionen, wenn sie denn was können, kurz um?

00:02:43: Und an der Titelfrage würde ich mich sehr gerne entlanghangeln, wie plant man einen

00:02:49: Frieden oder wie plant man Grobfrieden?

00:02:52: Und dazu ist die Friedens- und Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff bei.

00:02:56: Und sie freut mich total, herzlich willkommen.

00:02:57: Ja, danke für die Einladung, ich bin ja auch ganz erfreut dabei zu sein.

00:03:01: Ja, also schon der Anfang war brillant, in welcher Epoche im Kalten Krieg, weil die auf

00:03:07: eine Art durch den Widerstreit der jeweiligen Blöcke übersichtlicher war.

00:03:13: Ganz genau.

00:03:14: Ja, Übersichtlichkeit hilft uns natürlich einfach zu navigieren.

00:03:19: Wir wissen besser, worauf wir achten müssen, wir wissen, wo Gefahren liegen, wo Chancen

00:03:23: liegen.

00:03:24: Das alles ist sehr viel einfacher.

00:03:25: In der Welt, in der wir heute leben, in der es eben nicht mehr diese zwei klaren Blöcke

00:03:29: gibt, auch wenn manche das glauben, dass wir wieder in einer solchen Welt wären, sondern

00:03:33: wir eher konkurrierende Machtblöcke haben und zwar mehr als zwei, ist es sehr viel

00:03:38: schwieriger geworden, wie man eigentlich überhaupt noch tragfähige Partnerschaften, Allianz

00:03:43: und Bündnisse schmieden kann.

00:03:45: Wenn ich mich richtig erinnere, dann haben Sie damals mal, als Sie bei mir in der Sendung

00:03:49: gesagt, Sie mögen von den beiden Feldern von Friedens- und Konfliktforschung lieber

00:03:54: die Friedensforschung.

00:03:55: Ich weiß es aber gar nicht mehr genau, ob Sie das gesagt hat und dachte, jetzt, na ja

00:03:59: klar, irgendwie ist das ein erbaulicherer Gegenstand oder warum ist es so, dass Sie

00:04:04: das zumindest in meiner Erinnerung lieber...

00:04:06: Tatsächlich bin ich sehr sicher, ich habe gesagt, die Konfliktforschung.

00:04:10: Okay, also genau andersrum.

00:04:12: Ja, genau andersrum.

00:04:14: Also der, woran es liegt, warum mag ich Konfliktforschung lieber als die Friedensforschung?

00:04:19: Oder Konflikt lieber als den Frieden vielleicht so?

00:04:23: Also Frieden ist immer etwas, das irgendwie in der Zukunft liegt, etwas, auf das wir

00:04:27: hinarbeiten.

00:04:28: Das haben wir nie oder wie?

00:04:31: Wir haben es nie vollständig.

00:04:33: Also wir schaffen es immer so ein Zipfel vom Frieden zu greifen und den halten wir dann

00:04:38: auch relativ fest und versuchen irgendwie mehr davon zu bekommen.

00:04:42: Aber es ist nicht so, als würden wir jemals in vollständigem Frieden leben und das erleben

00:04:46: wir ja auch.

00:04:47: Also wir haben irgendwie, nehmen wir mal die Europäische Union gilt als das größte Friedensprojekt,

00:04:51: das wir historisch gesehen haben.

00:04:53: Das stimmt und ist desto weniger haben wir im Umfeld der Europäischen Union Krisen und

00:04:57: Konflikte und wir sehen auch innerhalb der Europäischen Union Konflikte.

00:05:01: Also von daher Frieden ist immer etwas, was irgendwie in der Zukunft liegt und Konflikt

00:05:05: ist was natürlich sehr viel greifbares, wo ich ja direkt hingucken kann.

00:05:09: Da kann ich Daten sammeln, kann Ursachen, Effekte mehr anschauen und und das ist der,

00:05:15: glaube ich, entscheidendere Punkt, warum ich Konflikt mehr schätze.

00:05:19: Im Konflikt liegt tatsächlich immer auch eine Chance drin.

00:05:23: Also Konflikte sind nicht nur destruktiv, die zerstören nicht nur was, sondern im Konflikt

00:05:28: wird auch was Neues gebaut.

00:05:29: Also aus der Zerstörung geht häufig Innovation hervor.

00:05:32: Wenn man sich jetzt mal die Bundesrepublik vorstellt, dann haben wir die großen gesellschaftlichen

00:05:37: Konflikte gehabt.

00:05:38: Die Studenten revolten der späten 60er, 70er Jahre, die neuen sozialen Bewegungen, Frauen,

00:05:46: Klima, Umweltthemen.

00:05:47: All das hat ganz neue Innovation auf unsere Gesellschaft hervorgebracht.

00:05:51: Also anti-autoritäre Erziehung kommt aus den späten 60er Jahren.

00:05:55: Mehr Generationen wohnen, kommt aus den späten 60er Jahren, denkt man heute gar nicht mehr.

00:06:00: Ökologische Bauweisen sind tatsächlich durch die neuen sozialen Bewegungen, durch die Konflikte,

00:06:04: die auf der Straße begonnen haben, in unsere Gesellschaft gebracht wurden.

00:06:08: Und das für mich ziemlich spannend am Konflikt.

00:06:10: Also er zerstört nicht nur, sondern eigentlich ist er dafür da, Gesellschaften zu erneuern,

00:06:15: sie zu befähigen in der Zukunft weiter auch erfolgreich sein zu können.

00:06:19: Man gerät den Konflikt, weil man unzufrieden ist mit dem derzeitigen Zustand und dann macht

00:06:23: man, wenn es gelingt, was Gutes draus.

00:06:26: Idealerweise ja.

00:06:27: Also im Konflikt geraten wir immer dann, wenn Sie mir eine Frage stellen oder eine Zustimmung

00:06:31: wollen, ich würde sagen, nein.

00:06:32: Das sehe ich vollkommen.

00:06:33: Ja, wie eben.

00:06:34: Als ich sagte, Sie mögen Friedensforschung so gerne.

00:06:36: Nee, habe ich genau gar nicht so gesagt.

00:06:38: Genau.

00:06:39: Genau.

00:06:40: Und aus daraus ergibt sich eigentlich unser erster Konflikt.

00:06:41: Und der kann übel ausgehen, wenn wir überhaupt kein gemeinsamer Maßstab mehr finden, an

00:06:46: dem wir uns irgendwie entlanghangeln können.

00:06:48: Und dann würde ich Sie vielleicht irgendwann vor die Tür bitten.

00:06:51: Oder Sie sind Sie nicht jetzt bei uns im Podcast?

00:06:54: Nein, ist ja egal.

00:06:55: Na, wird bei mir ein bisschen länger dauern, aber das wäre sozusagen der eher unerquickliche

00:06:59: Ausgang.

00:07:00: Oder wir würden eben aus einer Frage, wie wir das gerade tun, was ganz Neues entwickeln,

00:07:04: würden uns eben plötzlich über die produktiven Chancen von Konflikten unterhalten.

00:07:09: Sie sind von Hause aus Politikwissenschaftlerinnen, sind Geschäftsführendes Vorstandsmitglied

00:07:14: des Leibniz Instituts für Friedens- und Konfliktforschung und seit 2009 Professorin

00:07:20: für internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungen an der Goethe-Universität

00:07:26: Frankfurt am Main.

00:07:27: Sie forschen hauptsächlich zu Kontestation.

00:07:31: Das muss ich nachgucken.

00:07:32: Das ist das in Fahrgestellen von bestehenden Herrschafts- und Gesellschaftsstrukturen.

00:07:36: Forschen zu Krisen von Institutionen und Normen.

00:07:40: Und jetzt lasse ich manches weg.

00:07:41: Zu Weltordnungskrisen.

00:07:44: Ist die Weltordnung in Ihrer größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, denken Sie?

00:07:50: Ja, ich glaube, soweit würde ich tatsächlich gehen.

00:07:55: Und hätten Sie mir die gleiche Frage vor einem Jahr gestellt, hätte ich noch nicht mit

00:07:59: Jahr geantwortet, sondern ich glaube, ich hätte gesagt, weiß ich nicht.

00:08:03: Also da gibt es Krisenphänomene, aber ich würde nicht von der Krise der Weltordnung

00:08:07: sprechen, sondern wir sehen in bestimmten Bereichen Krisenphänomene.

00:08:10: Aber es ist noch so ein bisschen in der Schwebe.

00:08:12: Jetzt, ein Jahr später, und ich würde tatsächlich sagen, das hat auch ganz viel mit der Wiederwahl

00:08:18: von Donald Trump zu tun.

00:08:19: Also nicht mit seiner Wahl an und für sich, aber mit seiner Amtsübernahme und dessen,

00:08:24: was wir gesehen haben in den ersten Monaten dieser neuen Amtschaft.

00:08:28: Da würde ich schon sagen, ja, die Ordnung ist in einer Krise, weil wir einfach erleben,

00:08:34: dass sich die Großmächte und dabei sind die USA ganz vorne mit dabei aus dieser Ordnung

00:08:39: zurückziehen und nicht einfach nur so, dass sie nicht mehr investieren wollen, dass sie

00:08:43: nicht mehr bereit sind, tatsächlich die Kosten von Kooperation zu tragen, sondern dass sie

00:08:48: ganz mutwillig Institutionen und Regelwerke zerstören.

00:08:52: Und das ist eben nicht nur ein China, wie viele immer meinen, das ist nicht nur ein

00:08:56: Hostern, sondern das sind mittlerweile auch die USA.

00:08:58: Und das macht etwas.

00:08:59: Denn viele der kleineren Staaten haben gar nicht die Möglichkeiten, tatsächlich sich

00:09:04: so stark einzubringen und Kosten zu übernehmen.

00:09:07: Das heißt, wir brauchen Großmächte.

00:09:09: Und wenn die das nicht mehr tun oder jetzt sogar ganz mutwillig versuchen zu zerstören,

00:09:14: dann wird es sehr schwierig.

00:09:15: Russland zählen sie noch als Großmacht, oder?

00:09:17: Ich bin ja nicht Obama.

00:09:19: Der gesagt hat, es ist eine Regionalmacht, was Putin, glaube ich, richtig, richtig

00:09:25: ergenerst hat.

00:09:26: Waren dummer Fehler, würde ich wirklich sagen, dass man einer von Obamas Fehler nicht auf

00:09:32: den Anspruch nach, auf Respekt und Anerkennung Russlands zu achten.

00:09:38: Ich glaube, das waren blöder Fehler.

00:09:39: Aber natürlich ist es so, Russland ist politisch eine Großmacht, weil es einfach über massene

00:09:46: Vernichtungswaffen verfügt und wir auch sehen, was für ein destruktives Potenzial es hat.

00:09:50: Nicht erst in der Ukraine, das hatten wir auch davor.

00:09:52: Wir haben es in Georgien, wir haben es in Moldau gesehen, wir haben es in Syrien gesehen.

00:09:56: Aber ökonomisch ist es in der Tat nur eine Regionalmacht.

00:10:00: Da ist nicht viel zu holen in Russland.

00:10:02: Ich staune, dass Sie sagen, vor einem Jahr hätten Sie es noch nicht gesagt und schreiben

00:10:06: es der Art zu, wie Donald Trump regiert und auch zerstörerisch an vielen Stellen vorgeht.

00:10:15: Wir haben gerade eine Folge gemacht zu den Angriffen von Donald Trump auf die Wissenschaften,

00:10:21: die ja auch wirklich elementar sind und vieles mehr haben wir hier schon gesprochen.

00:10:25: Aber ich hätte gedacht, dass auf die Weltordnungskrise Dinge einzahlen, die auch vor einem Jahr

00:10:31: ja schon erkennbar.

00:10:32: Ich meine mich zu erinnern, dass man sagt, es gäbe jetzt so viele Kriege gleichzeitig

00:10:39: wie nie zuvor.

00:10:40: Die regelbasierte internationale Ordnung stünde massiv unter Druck.

00:10:46: Das verstärkt Trump jetzt ganz sicherlich durch seinen Ton und seine Art der Außenpolitik,

00:10:52: Zeulpolitik, was er nicht alles macht.

00:10:54: Manche Orts muss man sagen, funktioniert die internationale regelbasierte Ordnung auch

00:10:59: gar nicht mehr startenberechnen.

00:11:00: Die Völkerrecht treten aus supranationalen Organisationen, auch wieder die USA hier.

00:11:07: Die UN, das ist aber länger schon so, sind zum Teil dysfunktional, bilden eine Weltordnung

00:11:14: ab, die längst vergangen ist, die Veto-Mächte im Sicherheitsrat blockieren sich ohne Ende

00:11:19: und immer wieder.

00:11:20: All das gab es ja schon.

00:11:23: Die Demokratien sind immer weiter auf dem Rückzug autoritäre Regime dagegen, auf dem

00:11:28: Vormarsch.

00:11:29: Es gibt große Fluchtbewegungen.

00:11:31: Die Klimakrise richtet immer mehr Schäden an.

00:11:35: Also da ist ja eine Menge Druck auf der Weltordnung.

00:11:39: Aber sie sagen, seit einem Jahr hat sich es noch mal in erheblicher Weise verschärft.

00:11:44: Genau.

00:11:45: Also alles, was Sie sagen, würde ich unterschreiben, stimmt.

00:11:48: Wir haben eine schleichende Krise oder Krisen der Weltordnung gehabt.

00:11:55: Die setzen eigentlich Ende der 90er-Jahre ein.

00:11:58: Also so ungefähr zehn Jahre nach Ende des Kalten Krieges.

00:12:01: Und die setzen ein, weil sich zum einen gerade die westlichen liberalen Demokratien in einer

00:12:08: Art und Weise arrogant gezeigt haben bei ihren außenpolitischen Ansätzen.

00:12:17: Also die Demokratisierung des mittleren Ostens, beispielsweise so ein Programm, US Außenpolitik.

00:12:22: Das hat uns unter anderem die Kriege in Afghanistan, in Irak gebracht.

00:12:27: Die teilweise mit Lügen einhergegen, um sie überhaupt rechtfertigen zu können.

00:12:31: Abu Greib, Guantanamo Bay, also die offensichtlichen Folterpraktiken der US-Regierung unter dem

00:12:37: jungen Bush.

00:12:39: All das hat zur Verlust von Glaubwürdigkeit geführt.

00:12:43: Viele der großen multilateralen Intervention der 90er sind in Stocken geraten.

00:12:46: Also wurden nicht erfolgreich umgesetzt.

00:12:48: In vielen Postkonfliktgesellschaften hat sich eher das Elend noch mal verstärkt.

00:12:53: Und auch die großen multilateralen Institutionen haben nicht so richtig die Erwartung erfüllt,

00:12:58: die man in sie gesetzt hat.

00:12:59: Das war das ein.

00:13:00: Und dann kam Funktionskrisen dazu.

00:13:03: Die große Verschuldungskrise erst, Finanzkrise nach dem Immobilien-Crash in den USA, die

00:13:08: dann zur europäischen Verschuldungskrise wurde.

00:13:10: Dann kommt natürlich Fluchtbewegung durch sehr, sehr viele Konflikte gerade auf dem

00:13:16: afrikanischen Kontinent.

00:13:17: Die europäische Gesellschaft und die europäischen Institutionen massiv unter Druck gesetzt haben

00:13:22: und offengelegt haben, dass die Europäische Union in bestimmten Bereichen gar nicht mehr

00:13:26: entscheidungs- und umsetzungsfähig ist.

00:13:28: Dann kam die Corona-Pandemie und die war noch nicht vorbei.

00:13:32: Und dann kam der russische Angriffskrieg.

00:13:34: Also da haben wir schon eine Reihe von Krisen-Phänomen, die die Ordnung unter Druck gesetzt haben.

00:13:40: Und in den letzten Jahren haben wir das gesehen unter anderem durch den russischen Angriffskrieg

00:13:44: auf die Ukraine.

00:13:45: Das war so ein ganz deutlicher Ausdruck, dass sich hier eine Großmacht überhaupt nicht

00:13:49: mehr an das Regelwert gebunden fühlt, weil es nämlich das Gewaltverbot ja nicht irgendwie

00:13:55: versteckt ausgehebelt hat, sondern vor aller Weltöffentlichkeit.

00:14:00: Und danach gab es auch viele Nachahmer.

00:14:03: Also wir haben Venezuela, das plötzlich auf die Idee kam, es könnte man Regionen seines

00:14:06: Nachbarstaats annektieren, weil dort eben Rohstoff vorkommen sind.

00:14:09: Und das haben wir in verschiedenen Regionen gesehen, China, den immer deutlicheren Drohungen

00:14:14: gegenüber Taiwan.

00:14:16: Das alles war schon unschön.

00:14:18: Wir haben dann gesehen, dass in der Tat, gerade im humanitären Völkerrecht, also in den Regeln,

00:14:24: die das Verhalten im Konflikt behandeln, Schonung von Zivilisten, Verhältnismäßigkeit, all

00:14:30: das, immer weniger Regeleinhaltung stattfindet.

00:14:35: Das sehen wir in Russland, das sehen wir in Gaza, das sehen wir im Sudan, das sehen wir

00:14:39: in vielen Konflikten.

00:14:40: Das ist richtig unschön.

00:14:42: Und vor einem Jahr hätte ich gesagt, ja, wir haben Krisen in der Weltordnung.

00:14:47: Heute würde ich sagen, wir haben eine Krise der Weltordnung, weil man glaube ich unterscheiden

00:14:52: muss.

00:14:53: Jede Weltordnung hat drei grundsätzliche Ebenen.

00:14:55: Einmal die tatsächlichen Regeln, also das, was darf man, was darf man nicht.

00:14:59: Dann die Organisationen, die dafür zuständig sind, dafür zu sorgen, dass das auch eingehalten

00:15:04: wird, Vereinten Nationen, Welthandelsorganisationen, Weltgesundheitsorganisation.

00:15:08: Und dann würde ich sagen, gibt es noch so eine Ebene der Macht.

00:15:11: Also die Frage, wer kann eigentlich darüber entscheiden, wie etwas funktioniert, wer kann

00:15:16: einen Einfluss nehmen.

00:15:17: Und erst wenn diese drei Ebenen alle in die Krise geraten, dann ist eine Ordnung als solche

00:15:24: in der Krise.

00:15:25: Davor haben wir immer nur Krisen in der Ordnung.

00:15:27: Aber dann geht die Krise komplett tatsächlich in Ordnung.

00:15:30: Das haben wir gerade.

00:15:31: Regelwerke werden immer mehr missachtet, humanitäres Völkerrecht haben wir besprochen.

00:15:36: Wir können das Gleiche mit Blick auf Sicherheitswagen, Rüstungskontroll, Vereinbarung, sinfaktisch

00:15:42: gibt es die gar nicht mehr.

00:15:43: Haben wir nichts mehr.

00:15:44: Menschenrechte, Frauenrechte um Gottes Willen.

00:15:46: Das sind wir mittendrin in der Regression.

00:15:48: Also in ganz, ganz vielen Bereichen.

00:15:50: Freihandel.

00:15:51: Was ist vom Freihandel übrig geblieben?

00:15:53: Wir sehen, dass immer weniger Staaten sich daran halten.

00:15:55: Jetzt haben wir noch die ganzen Zeugriege und Tariff.

00:15:58: Ist das Lieblingswort von Donald Trump, also auch da.

00:16:01: Nicht mehr viel von übrig.

00:16:02: Die WTO kann kaum noch.

00:16:04: Sondern die Staaten sind in andere Vereinbarungen, bilateralen, mini-laterale gegangen.

00:16:09: Das ist das Regelwerk.

00:16:11: Dann die Organisationen selber dahinter.

00:16:13: Die Vereinten Nationen immer weniger Staaten zahlen ihre Mitgliedsbeiträge.

00:16:17: Sie werden in den Konflikten überhaupt nicht mehr gehört oder sind blockiert.

00:16:20: Weil nämlich die Großmächte im UN-Sicherheitsrat sich nicht einigen können und eine nach dem

00:16:24: anderen immer sein WTO einlegt.

00:16:26: Und dann kommt die Machtebene.

00:16:28: Die hat lange so halbwegs noch funktioniert, weil eben die USA sich nach wie vor engagiert

00:16:35: haben.

00:16:36: Nicht mehr so viel wie am Beginn.

00:16:37: Das stimmt.

00:16:38: Wir haben schon darüber geredet, dass die USA sich zurückziehen.

00:16:41: Aber jetzt ist was anderes aufgetreten.

00:16:43: Sie ziehen sich nicht nur zurück und Europa und andere können nach und nach vielleicht

00:16:46: in die Lücken springen, sondern sie zerstören mutfällig.

00:16:50: Donald Trump ist ein Weltenzerstörer.

00:16:52: Ich glaube, anders kann man das nicht nennen.

00:16:54: Er hat keinerlei Interesse an Regeln und Norm und Institutionen.

00:16:58: Sondern er will eine Großmachtpolitik betreiben, sich mit den großen Jungs sozusagen irgendwie

00:17:02: treffen und über die Geschicke der Welt verhandeln.

00:17:05: Sie leiten derzeit eine Forschungsgruppe, die heißt "Weltordnungen im Konflikt".

00:17:11: Das klingt ja im Vergleich zu dem, was Sie gerade rausgearbeitet haben, fast zart.

00:17:16: Sie ist noch im Konflikt, aber ist nicht in der Krise.

00:17:19: Aber nehmen wir das mal.

00:17:21: Weltenordnungen im Konflikt heißt die Forschungsgruppe und die untersucht, wie Krisen und Konflikte

00:17:26: auf Weltenordnungen einwirken, wie sich diese Effekte auch messen lassen und unter welchen

00:17:32: institutionell, normativen und materiellen Bedingungen habe ich alles nachgelesen und

00:17:36: hier abgekritzt.

00:17:37: Konflikte zur Stabilisierung von Ordnungen beitragen.

00:17:41: Das fand ich total interessant.

00:17:42: Konflikte tragen zur Stabilisierung von Ordnungen bei.

00:17:48: Konkret sollen so Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie eine tragfähige Sicherheits- und

00:17:53: Friedensordnung auf europäischer und globaler Ebene aussehen kann, die Spannungen und Krisen

00:17:59: produktiv bearbeitet.

00:18:01: So, Zitat.

00:18:02: Natürlich herrlich formuliert, dachte ich.

00:18:05: Das ist ja so schön.

00:18:06: Aber dann dachte ich auch, ist letztlich genau das gemeint, was wir als Titelfrag in genommen

00:18:11: haben, nämlich wie plant man Frieden?

00:18:14: Im Grunde genommen schon.

00:18:15: Es greift noch mal diesen Gedanken auf, dass Konflikte eben nicht nur destruktiv sind,

00:18:22: sondern auch produktiv sind, dass sie also Innovationen hervorbringen, dass sie uns auf

00:18:26: Dinge hinweisen können, die wir bislang übersehen haben.

00:18:29: Und das ist auch in der internationalen Ordnung so.

00:18:32: Also, wenn wir an so ein paar der normativen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte denken,

00:18:37: zum Beispiel das Verbot von Antipersonenlandminen.

00:18:40: Warum hat man die verboten, weil die Unterschiedslos töten und noch sehr, sehr lange nachdem

00:18:45: ein Konflikt endet in der Erde liegen und Kinder und unfassbar schlimme Waffe?

00:18:48: Unfassbar schlimme Waffe, ganz genau.

00:18:50: Billig und richtig.

00:18:52: Richtig.

00:18:53: Größtmöglichen Schaden an.

00:18:54: Es ist erbärmlich, wirklich.

00:18:56: Und gleichzeitig eben so wunderbar einfach in der Handhabung, das ist ein sehr lieblich

00:19:00: Wichtes dahinter sich und da hat dann Land gewinnen, markiert die damit und egal.

00:19:05: Kann ein Feind sehr gut aufhalten, also wunderbar und eben günstig.

00:19:09: Von daher war das etwas, was Staaten sehr, sehr gerne gemacht haben.

00:19:12: Und wie kommen wir zu diesem Verbot und noch wieder machen?

00:19:16: Also zwischendurchsag ist sehr viel besser aus.

00:19:18: Aber wie kam man zu diesem Verbot?

00:19:19: Man kam zu diesem Verbot, weil sich tatsächlich Widerstand geregt hat, weil sich zivilgesellschaftliche

00:19:25: Organisationen gebildet haben und angefangen haben, einen Konflikt zu erzeugen.

00:19:29: Also dagegen zu wettern und zu streiten.

00:19:32: Und daraus ist dann dieses Verbot entstanden, das die meisten Großmächte nicht haben wollten.

00:19:36: Oder der Internationale Strafgerichtshof, noch so einer, der ja auch momentan wieder

00:19:40: ziemlich in der Kritik steht.

00:19:41: Aber auch der, wie ist der zustande gekommen?

00:19:43: Naja, weil es so viele Kriegsverbrechen in massiven Konflikten gegeben hat, die immer

00:19:49: nicht geahndet worden sind und nach kurzer Zeit ist die Gewalt wieder losgebrochen.

00:19:53: Und man hatte langsam so die Erkenntnis, man muss etwas anders machen.

00:19:56: Aber das ist Auskonflikt entstanden.

00:19:58: Also aus diesem Ringen, was richtig ist, was falsch ist, werden einfach neue Dinge gesehen

00:20:04: und erkannt und umgesetzt.

00:20:06: Man hätte sich vor 20, das ist schon länger her, vor 30 Jahren nicht vorstellen können,

00:20:11: dass man tatsächlich auf der internationalen Ebene einen Strafgerichtshof haben würde.

00:20:15: Schon der Internationale Gerichtshof der Staaten, Streitigkeiten schließt war ja ein großes

00:20:20: Ding.

00:20:21: Aber ein Strafgerichtshof, der Individuen verurteilen würde, wow.

00:20:24: Und das meine ich damit.

00:20:26: Konflikte helfen uns.

00:20:28: Sie helfen uns zu erkennen, wenn irgendwas sich um uns herum verändert, aber wir nicht

00:20:32: mehr in der Lage sind, das so wahrzunehmen.

00:20:34: Was machen Sie mit den Erkenntnissen, die Sie durch die Forschung gewinnen?

00:20:39: Gehen Sie in die Politikberatung, starten Sie Initiativen zur Echtung bestimmter Waffen,

00:20:46: was weiß ich, oder was machen Sie damit?

00:20:48: Also das klingt jetzt ganz fürchterlich.

00:20:50: Aber ja, jetzt kommt es.

00:20:53: In erster Linie will ich es wissen.

00:20:55: Also es ist ganz fürchterlich.

00:20:57: Aber ich stelle Fragen, weil ich die Anforderungen wirklich nicht kenne und ich glaube, dass

00:21:04: ich die unbedingt wissen muss.

00:21:05: Das treibt mein ganzes Handeln an.

00:21:07: Natürlich gucke ich in die Welt und sehe Dinge, die ich lösen will.

00:21:10: Das ist auch wichtig für mich.

00:21:12: Aber gleichzeitig bin ich eben so sehr im Herzen Wissenschaftlerin, dass es Dinge gibt, die

00:21:16: mich einfach nur weil sie da sind und weil sie nicht zu passend scheinen, so aufregen,

00:21:21: dass ich mich damit jahrelang beschäftigen kann, wo jeder wahrscheinlich um mich rum

00:21:24: denkt, oh Gott, so was beknackt, das kann man doch gar nicht so lange machen.

00:21:27: Lade die nicht mehr auf die Steppe, hat die allen, oh Gott, oh Gott, sie erzählt mir

00:21:29: von diesem Konflikt.

00:21:30: Genau, die befestigen mir davon.

00:21:31: Genau.

00:21:32: Aber spannend oder besonders schön finde ich das, was ich mache, wenn ich es tatsächlich

00:21:38: verbinden kann.

00:21:39: Also wenn das, was ich als nördig wahrscheinlich sozusagen jahrelang mache, auch für andere,

00:21:44: also für Gesellschaft zum Beispiel, relevant wird.

00:21:47: Und ich habe mal, das tue ich jetzt aber gar nicht mehr, aber ich habe vor einiger Zeit

00:21:51: mal Diplomaten und Diplomaten in bestimmten Bereichen ausgebildet.

00:21:55: Und das sind ja ganz häufig Juristen.

00:21:57: Und Juristen lieben ja eines, sie lieben ihre Normen.

00:22:01: Und was ich mit denen gemacht habe, war ein großer Spaß, ich weiß nicht ob sie es auch

00:22:05: so toll fanden, aber naja, die habe ich Normen zerstören lassen.

00:22:08: Also anstatt dass sie ableiten mussten, das sind die Normen, was bedeutet das im konkreten

00:22:13: Fall, wie müsste man das jetzt machen?

00:22:14: Habe ich sie dazu gezwungen zu überlegen, wie könnte ich eine Norm kaputt kriegen,

00:22:19: also internationale Normen?

00:22:20: Unsere Diplomaten denken immer, wie kann ich die verteidigen, was muss ich tun?

00:22:24: Und ich habe sie eben darum gebeten, einfach mal die Perspektive zu wechseln, zu überlegen,

00:22:28: wie kann ich das Ding klein kriegen?

00:22:30: Was müsste ich tun, um es wirklich kaputt zu kriegen?

00:22:33: Wie könnte ein Konflikt aussehen, an dessen Ende eine kaputte Norm steht?

00:22:37: Und das glaube ich, hat ihnen sehr geholfen zu verstehen, was sie überhaupt tun, wenn

00:22:42: sie Normen verteidigen.

00:22:43: Worum es dabei geht und wie das eigentlich funktioniert, über Normen zu streiten und

00:22:49: sie aufrecht zu erhalten, die zu verändern.

00:22:51: Ja, so was macht mir auch viel Spaß.

00:22:53: Hochspannend, ich kann sofort resonieren damit, dass man Dinge fragen will, um was zu erfahren

00:22:59: und zu wissen, deshalb mache ich damit weiter.

00:23:02: Denn inwiefern möchte ich gern wissen, lässt sich das, was sie nicht nur in der Forschungsgruppe,

00:23:08: sie Forschen seit vielen, vielen Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten, inwiefern lässt

00:23:13: sich das alles anwenden auf das, was wir zum Beispiel gestern wieder gesehen haben.

00:23:18: Wir haben ein Beispiel in Istanbul.

00:23:20: Da gab es die zweite Gesprächsrunde von Vertretern Russlands und der Ukraine und es ging um

00:23:29: irgendeinen Weg zu einem möglichen Ende dieses brutalen Angriffskriegs, den Russland gegen

00:23:37: die Ukraine führt.

00:23:39: Inwiefern lässt sich das jetzt übertragen, was Sie wissen und erforscht haben?

00:23:44: Also ich würde jetzt gerne sagen, dass Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ein Konflikt

00:23:49: darstellt, aus dem Innovationen gewonnen werden kann.

00:23:53: Und das ist vielleicht in bestimmten Bereichen so, es würde aber sehr zynisch klingen, wenn

00:23:57: ich zum Beispiel sage, na ja, wir lernen etwas darüber, wie die Kriegsführung im 21.

00:24:01: Jahrhundert aussehen kann.

00:24:02: Wir lernen etwas über die Verbindung von moderner Technologie mit klassischen Kriegstaktiken,

00:24:09: aber darum geht es uns ja gar nicht.

00:24:12: Aber diese Verhandlungen, die wir gestern gesehen haben, da geht es eigentlich eher um die

00:24:17: Frage, wollen eigentlich beide Parteien ernsthaft diesen Konflikt beenden?

00:24:22: Suchen Sie einen Weg daraus?

00:24:24: Haben Sie so etwas wie ein gemeinsamer Stab, an dem Sie sich entlanghangeln können?

00:24:29: Und ich glaube, wenn man sich das anschaut, auch die erste Runde und die zweite Runde,

00:24:33: da muss man sagen, nein, den haben Sie garantiert nicht.

00:24:35: Wir erleben ein Vorverhandlungsprozess, der vor allen Dingen von außen gesteuert ist,

00:24:43: auch von beiden Parteien.

00:24:45: Beide Parteien sitzen da nicht, weil sie dort sitzen wollen, sondern weil sie den Eindruck

00:24:49: haben, sie müssen, weil sie sonst Unterstützung verlieren.

00:24:52: Es gilt sowohl für die Ukraine, die die Unterstützung der USA benötigt, um überhaupt bestehen zu

00:24:56: können gegen die russische Aggression.

00:24:58: Und es gilt aber genauso für Russland.

00:25:01: Auch Russland möchte tatsächlich die USA auf die eigene Seite ziehen, in der Hoffnung,

00:25:06: dass sie die ukrainische Position schwächen können.

00:25:08: Und insofern ist das, was wir in Istanbul sehen, so ein bisschen Schattenboxen, aber hat noch

00:25:13: nichts mit echten Verhandlungen zu tun.

00:25:15: Gleichzeitig, und das werden wir ganz wichtig zu sagen, wann immer die in einem Raum sitzen

00:25:21: und miteinander sprechen, ist die Chance da, dass etwas Unerwartetes passiert.

00:25:28: Das ist das tolle Ansprache, wenn man wieder miteinander spricht.

00:25:31: Es kann etwas völlig Unerwartetes passieren, das man nicht eingeplant hat.

00:25:36: Und von da ist es, egal wie, es ist gut, dass sie da sitzen.

00:25:39: Weil Sie das gesagt haben, dass beide Parteien immer Richtung Washington schielen und da

00:25:44: den dort sitzenden Präsidenten nicht verärgern wollen, unbedingt bei Laune halten wollen.

00:25:50: Ist das eigentlich eine neue Kategorie innerhalb der, sagen wir, Weltpolitik, dass man mit

00:25:56: der Launenhaftigkeit eines einzelnen Mannes umzugehen versucht?

00:26:00: Ich würde sagen, in der Antike haben wir das auch schon erlebt.

00:26:04: Stimmt.

00:26:05: Also in Phasen, in denen vor allen Dingen Fürsten geharst haben, in denen wir eben diese,

00:26:12: es gibt ja auch diesen wunderbaren Ausdruckdienst, auch nicht irgendwie Feminine gibt.

00:26:16: Man könnte es aber machen, Staatenlenker.

00:26:18: Ich habe noch nie den Ausdruckstaatenlenkerin gehört, sondern Staatenlenker.

00:26:21: Also in diesen Phasen...

00:26:22: Wir können das ab jetzt sagen.

00:26:23: Wir können Staatenlenkerin sagen.

00:26:25: Sendenl hört auch der Herr Trump gerne, glaube ich.

00:26:28: Oh ja, unbedingt.

00:26:29: Aber in solchen Phasen war das immer schon so, dass man sich auf die Launenhaftigkeit des

00:26:34: jeweils mächtigsten Fürsten einlassen müsste.

00:26:36: Aber es ist sicherlich in der Gegenwart wieder besonders deutlich geworden.

00:26:40: Und es liegt an all dem, was wir jetzt als Krise schon markiert haben.

00:26:44: Es liegt daran, dass internationale Institutionen und ihre Regelwerke immer mehr an den Rand

00:26:48: gedrängt werden.

00:26:49: Wie werden diese Staatenlenker*innen plötzlich wieder bedeutsamer?

00:26:55: In Istanbul gab es auch jetzt bei dieser zweiten Gesprächsrunde wieder echt große Erwartungen,

00:27:02: die man haben darf an Gespräche, selbstverständlich, das haben sie hier schon gesagt.

00:27:06: Und hinterher gab es dann aber doch, hat man in anderen Klitzekleines Ergebnis, sicherlich

00:27:11: auch im Vergleich oder im Verhältnis zu den Erwartungen, die man hat und den Hoffnungen,

00:27:16: die man hegt.

00:27:17: Die Delegation scheint nur eine Stunde geredet zu haben und an belastbaren ist wohl allein

00:27:22: rausgekommen, ein nächster gefangenen Austausch, was auch natürlich wichtig ist, vielen Familien

00:27:30: ein großes Glück beschert und eine vielleicht Verabredung ist rausgekommen zu einem nächsten

00:27:36: Treffen bis dahin soll, nämlich die Ukraine.

00:27:38: Erst mal lesen, was dann die Russen in einem dreiseitigen Memorandum aufgeschrieben haben,

00:27:43: dass die Russinnen unheimlichen Wirbel gemacht haben, es war nicht zu bekommen, niemand hatte

00:27:48: es und so und plötzlich lag es dann also vor.

00:27:50: Also erst gestern und dieses Memorandum nennen die Russen einen Plan zu einem Frieden.

00:27:57: Ist es das?

00:27:58: Nein.

00:27:59: Gut.

00:28:00: Dann mache ich weiter, was da drin steht.

00:28:02: Denn wenn die Ukraine dieses Memorandum unterschreiben würde, dann wäre das ganz klar nichts anderes,

00:28:08: als dass sie kapituliert.

00:28:09: Die Russen fordern von der Ukraine unter anderem.

00:28:13: Die Ukraine soll ihre Truppen aus den vier von Moskau freilich im Moment nur teilweise

00:28:19: kontrollierten Regionen Donetsk, Luhansk, Kherson und Sapurischia zurückziehen und die

00:28:26: Regionen in Gänze Russland überlassen.

00:28:30: Sie werden international als russisches Staatsgebiet anerkannt, so stellen die Russen sich das

00:28:34: vor.

00:28:35: Die Ukraine verpflichtet sich niemals militärischen Bündnissen oder aber Koalitionen, weder NATO

00:28:41: beizutreten.

00:28:42: Auch dürfen sich keine ausländischen Truppen oder deren militärische Infrastruktur in

00:28:47: der Ukraine befinden.

00:28:48: Die Ukraine bleibt weiterhin ein Staat ohne Atomwaffen.

00:28:51: Russisch wird Amtssprache.

00:28:53: Alle westlichen Sanktionen werden aufgehoben.

00:28:56: Außerdem müssen neu gewählt werden, denn den jetzigen ukrainischen Präsidenten, das

00:29:00: wissen wir, erkennt Russland ja nicht an.

00:29:02: Das ist ja Wahnsinn.

00:29:04: Ja.

00:29:05: Und ich finde das schon enorm, auch frech, muss ich sagen, dass in einer zweiten Runde

00:29:11: nochmal genau so alles vorzulegen.

00:29:14: Die Ukraine fordert dagegen auf der Grundlage eines Vorschlags der USA und sagt das auch

00:29:20: unablässig, damit sich Trump besser fühlt, eine international überwachte, bedingungslose,

00:29:26: bedingungslose, dreißigtägige Waffenruhe zu lernen, zu sehen in der Luft als ein Einstieg

00:29:32: in dann echte Friedensverhandlungen.

00:29:34: Die Ukraine besteht auf ihrer Souveränität und will sich keine neutralen Status außerhalb

00:29:40: der NATO und der EU vorschreiben lassen.

00:29:42: Jetzt frage ich mich, mit Maximalforderungen in solche Gespräche zu gehen, das kennt man

00:29:49: ja auch aus, sagen wir, Tarifrunden oder so.

00:29:52: Da baut man auch erst mal eine Riesen-Riesenzahl auf und dann steht die einmal im Raum und

00:29:59: an der Wand und dann ist vielleicht alles, was drunter bleibt, auch irgendwie eingepreist,

00:30:03: aber noch ganz gut.

00:30:04: Ist das also auf eine Art zulässig, wie Russland hier vorgeht und ist es auch, da nehme ich

00:30:11: eines Ihrer Wörter auf, produktiv?

00:30:13: Nein, also das war es am Anfang und da hätte ich auch immer gesagt, meine Güte, dass beide

00:30:20: Seiten Maximalposition vorlegen ist, vollkommen klar.

00:30:22: Denn man muss ja immer eines sehen, wenn Konfliktparteien miteinander in Verhandlungen treten,

00:30:27: spielen sie zugleich eigentlich an zwei Verhandlungstischen.

00:30:31: Auf der einen Seite natürlich mit dem Gegner, wo man versucht, das beste Ergebnis zu erreichen,

00:30:36: möglichst viel der eigenen Interessen durchzusetzen.

00:30:39: Auf der anderen Seite spielt man aber auch, oder was heißt Spiel, das ist vielleicht ein

00:30:42: blöder Begriff, aber man verhandelt zugleich auch mit der eigenen Gesellschaft, die man

00:30:47: mobilisiert hat, um überhaupt in diesem Krieg bestehen zu können.

00:30:50: Und man kann vieles, was man dort versprochen hat, nicht einfach so zurücknehmen.

00:30:55: Also wenn man das eigene politische Überleben oder eben auch das physische Überlebenblick

00:31:00: auf Russland irgendwie sichern will.

00:31:02: Also von daher ist es vollkommen normal, dass man nach außen hin erst mal auftritt und

00:31:05: erst mal die Maximalvorräume hinstellt und dann geht man normalerweise in vertrauliche

00:31:10: Verhandlungen hinein und dort versucht man dann auszuloten, wo ist der minimal Punkt,

00:31:18: an dem man noch in Verhandlung bleiben wird.

00:31:20: Also wo kann man überhaupt Konzession erwarten, worüber könnte man verhandeln?

00:31:24: Nur mit Blick auf die Verhandlungen, die wir hier vor uns haben, jetzt in Istanbul und

00:31:29: vorher in Saudi Arabien, haben wir eine ganz andere Situation, weil Russland zu keinem

00:31:36: Zeitpunkt auch nur angedeutet hat, dass es irgendwo eine Öffnung der eigenen Verhandlungsposition

00:31:41: gibt.

00:31:42: Also diese generelle Aussage, die Sie jetzt gar nicht mit genannt haben, dass man sich

00:31:48: den fundamentalen oder den ursprünglichen oder den grundlegenden Gründen für diesen

00:31:54: Konflikt widmen müsse, bevor man ihn beenden könnte, daran hat sich eigentlich nie etwas

00:31:58: verändert.

00:31:59: Und das ist nicht so, wenn wir auf die ukrainische Seite schauen.

00:32:01: Auch dort ist natürlich nach wie vor, haben wir die klaren Nenien, die Ukraine will ihre

00:32:06: Souveränität behalten und wird sie auch verteidigen.

00:32:09: Alles wunderbar.

00:32:10: Aber der Zusatz in den Grenzen von 1991, den hören wir nicht mehr.

00:32:14: Also dort ist sehr viel mehr Bewegung sicherlich nicht freiwillig, sondern natürlich auch genötigt

00:32:20: den Fragen der internationalen Unterstützung.

00:32:23: Was kann sie erreichen?

00:32:24: Aber wir sehen dort Bewegung.

00:32:25: Bei Russern sehen wir das überhaupt nicht.

00:32:27: Und von daher, nie.

00:32:30: Produktiv ist das nicht.

00:32:31: Hier geht es um eine Hinhaltetaktik.

00:32:33: Man versucht, Zeit zu gewinnen.

00:32:35: Die Russen bereiten ganz offensichtlich eine Offensive vor.

00:32:39: Sie wollen sozusagen die Ukraine militärisch in die Knie zwingen.

00:32:42: Sie hoffen darauf, durch diese Taktik das auf armes Länge immer halten von Trump, dass

00:32:48: sie genügend Zeit gewinnen, um das auch zu schaffen und dass die Ukraine hinreichend

00:32:52: geschwächt ist, um das dann hinnehmen zu müssen.

00:32:54: Insofern natürlich auch interessant, dass wir an diesem Wochenende gesehen haben, dass

00:32:58: die Ukraine zu Dingen in der Lage ist, mit denen die Russen ganz sicherlich nicht gerechnet

00:33:02: haben und dass das Kräfteverhältnis doch ein bisschen anders ist als sie sich auch hofften.

00:33:05: Ja, es gab am Wochenende diese großen Kampfhandlungen auf Seiten Russlands in einer Gewalt, die man

00:33:14: so noch nicht und lange nicht gesehen hatte.

00:33:17: Der Ukraine-Freilich ist was Besonderes gelungen, nämlich die sogenannte Operation Spinnennetz.

00:33:24: Sie hat es geschafft, ohne dass das irgendjemandem aufgefallen wäre, auf russisches Territorium

00:33:31: und zwar weit bis hin nach Sibirien vorzudringen und hat von Lkw aus Drohnen gestartet und

00:33:39: damit russische Kampfflugzeuge zerstört.

00:33:42: Nasty ist das ein 41 Bomber gewesen, inzwischen sagt man, vielleicht waren es auch nur zwölf,

00:33:48: aber jedenfalls ist es gelungen.

00:33:50: Eine Operation, die anderthalb Jahre lang vorbereitet worden war und spektakulär gut

00:33:55: gelang.

00:33:56: Und die Zweierlei zeigt ja auch neben dem, was sie schon gesagt haben, Ups, damit haben

00:34:01: die nicht gerechnet, nämlich die Geheimhalte oder sagen wir die russische Spionageabwehr

00:34:07: scheinen nicht zu funktionieren.

00:34:08: Da kann man dann also offensichtlich mit Lkw reinfahren und Drohnen an Bord haben, die

00:34:14: zerstörerische Kraft haben.

00:34:16: Außerdem hören wir jetzt oder erhren die ganze Welt, russische Bomber sind nicht geschützt,

00:34:22: die stehen da einfach rum.

00:34:23: Für mich ist es uninteressant, ich mach da nichts draus, aber für Kriegsparteien ist

00:34:28: das sicherlich was.

00:34:30: Verändert das jetzt was, außer dass die Ukraine in den Überraschungsmomenten auf ihrer Seite

00:34:36: haben?

00:34:37: Psychologisch verändert es glaube ich einiges.

00:34:40: Wir haben zuletzt über die Ukraine immer nur als die Partei gesprochen, die unter Druck

00:34:44: ist, die an der Wand steht, die sich erwehren muss, aber es vielleicht nicht mehr schafft.

00:34:49: Und ich glaube, das ist genau die Aktion gewesen, die sie gebraucht haben, um aus dieser Rolle

00:34:54: wieder rauszukommen.

00:34:55: Der Rolle des Opfers, das eigentlich gar nicht anders kann.

00:34:58: Also hier geht es nur noch darum, das Beste irgendwie für die Ukraine zu erreichen.

00:35:02: Ich glaube, das ist psychologisch sehr, sehr wichtig.

00:35:04: Für die Ukraine, aber auch für die Unterstützer der Ukraine in Europa.

00:35:08: Und umgekehrt natürlich auch der Effekt auf Russland.

00:35:11: Also ich mein, es ist einfach so eine grandiose Blamage für Russland.

00:35:15: Also nicht nur, dass die Spionageabwehr nicht funktioniert hat, sondern auch, dass diese

00:35:19: Flugzeuge so wenig geschützt waren.

00:35:22: Also es ist wirklich irre.

00:35:23: Und militärstrategisch gesprochen zuletzt ist natürlich auch relevant, dass die Ukraine

00:35:28: sich damit ein bisschen Luft verschafft hat, weil sie natürlich teilweise auch genau die

00:35:33: Bomber ausgeschaltet hat, die die Angriffe fliegen.

00:35:36: Und von daher, auch da hat sie sozusagen ein Gewinn rausgezogen.

00:35:40: Heute hat sie ja auch noch die Brücke zur Grimm angegriffen.

00:35:44: Also man sieht, dass sie jetzt hier wirklich auch so ist keine P-Aktion überhaupt nicht.

00:35:50: Aber dass sie natürlich auch gerade sozusagen jetzt aktiv wird, um zu zeigen, ich kann viel

00:35:54: mehr und schreibt mich nicht ab.

00:35:57: Und von daher, also ich glaube, der psychologische Effekt ist der wirklich zentrale.

00:36:00: Da verändert sich jetzt nochmal die Wahrnehmung der Ukraine und damit vielleicht auch das

00:36:04: Level an Unterstützung, auf das sie bauen kann.

00:36:06: Sie meinen, dann kommt mehr Unterstützung?

00:36:09: Ja.

00:36:10: Also der Punkt ist, wenn wir starten, also es gab mal ein IB-Theoretiker, der hat mal gesagt,

00:36:16: ein IB, das Feld, in dem ich mich bewege in der Politikwissenschaft, heißt internationale

00:36:22: Beziehung und wir alle, die hier zu diesem Wunder waren, abkürzen IB und ein wunderbarer

00:36:30: IB-Theoretiker in Deutschland, der mehr namens Herz, hat mal gesagt, starten sind strukturell

00:36:34: herzlos.

00:36:35: Und ich glaube, das vergessen wir ganz häufig.

00:36:38: Gerade in der Gegenwart wollen wir immer das starten so unglaublich moralisch agentes

00:36:41: sind sie, aber nicht, sie sind keine moralischen agente, sondern strukturell herzlos.

00:36:45: Und wenn sie den Eindruck haben, dass ihre Unterstützung, das heißt das Investment,

00:36:49: das sie ihnen etwas hineingeben, eigentlich nur versandelt, versickert und nichts bringt,

00:36:55: dann sind sie eher dazu geneigt, sich auch zurückzuziehen.

00:36:58: Und von daher ist, glaube ich, dieser psychologische Effekt so unheimlich wichtig, dass man nämlich

00:37:03: den Eindruck hat, doch dieses Investment ist tatsächlich ein wichtiges, bringt auch etwas.

00:37:07: Darauf sollten wir bauen.

00:37:09: Bringt es was auf den Weg zu einem Frieden?

00:37:12: Ich will ja wissen, wie plant man einen Frieden?

00:37:14: Das ist ein Baustein?

00:37:17: Der Baustein ist auf der, also wenn wir es mit einem Staat wie Russland zu tun haben,

00:37:22: hat ein Angriffskrieg auf die Ukraine zu verantworten und er ist nach allem, was wir wissen, auch

00:37:28: nicht geneigt, es dabei zu belassen, sondern er zeigt in seinem gesamten Umfeld, in seiner

00:37:33: engeren und in seiner weiteren Nachbarschaft weitere Ambitionen.

00:37:36: Oder hat sie auch teils schon umgesetzt.

00:37:38: Dann müssen wir, wenn wir den Frieden erhalten oder wieder herstellen wollen, Grenzen setzen

00:37:44: können.

00:37:45: Wir müssen deutlich machen, bis hierhin und nicht weiter.

00:37:48: Wir müssen sozusagen die Hacken in den Boden stellen.

00:37:50: Und das geht nicht nur mit diplomatischen Gesten, sondern teilweise braucht es eine sehr

00:37:54: robuste Diplomatie und das ist eine, die auf Waffen und Abschreckung setzt.

00:37:57: Und das ist eine, die dann eben auch in diesem konkreten Fall die Ukraine so unterstützt,

00:38:03: dass die Ukraine diesen Krieg nicht verliert, dass sie bestehen kann.

00:38:07: Das heißt nicht, und ich glaube, das wird ja jetzt auch langsam immer deutlicher gesagt,

00:38:11: dass sie in den Grenzen von 91 vielleicht am Ende wieder dasteht.

00:38:14: Aber es heißt, dass sie als Souveräner Staat überleben kann und vielleicht zukünftig

00:38:18: in den Grenzen von 91 wieder dastehen könnte.

00:38:21: Und das gehört dann auch zum Frieden dazu.

00:38:25: Denn wenn wir diese Unterstützung, auch diese militärische Unterstützung nicht gewährleisten,

00:38:30: würden wir eher mehr Krieg und nicht weniger Kriege erzeugen.

00:38:33: So ein Kneitzel der Militärhistoriker, ich glaube, er ist der einzige Militärhistoriker

00:38:39: und stolz drauf, der sagt, wir erleben gerade den letzten Sommer in Frieden.

00:38:45: Ich habe Carlo Masala dazu gefolgt, das hat er gesagt, ja, so sieht er nicht ganz so.

00:38:50: Er werden gleich alle auf diese von Ihnen gerade erwähnte Großoffensive im Sommer gucken

00:38:56: und sagen, wo, da kann natürlich auch so ein kleiner Testfall passieren,

00:39:03: dass Russland ein NATO-Staat angreift, sagt, sorry, versehen und dann eben mal schaut,

00:39:12: ob das schon den Beistandsfall auslöst oder eben nicht.

00:39:19: Ich schätze Sönke Neitzel sehr, aber ich habe mich auch über diesen Satz unglaublich geärgert.

00:39:24: Also der letzte Sommer des Friedens, das ist so dramatisch und hat so ein 5 vor 12,

00:39:32: ihr eine Minute vor 12 Sound und Feeling und das ist der Lage überhaupt nicht angemessen.

00:39:38: Also selbst wenn wir eine russische Offensive in diesem Sommer erleben werden, dann ist das,

00:39:43: fragt mich jetzt ein bisschen aus dem Fenster, dann ist das nicht verbunden mit einem Testfall

00:39:48: für NATO-Bündnisgebiet.

00:39:50: Wenn überhaupt wird Russland das erst in einigen Jahren ausprobieren und das muss man eben auch dazu sagen,

00:39:56: wir wissen nicht, ob Russland das vorhat oder ob es das tun wird.

00:40:01: Wir sehen, dass Russland sich vorbereitet, das tun zu können.

00:40:04: Aber ob es das wirklich macht, ist eine vollkommen andere Frage.

00:40:09: Und ich finde es ganz wichtig, dass wir da auch sehr klar unterscheiden, dass wir bei den Szenarien,

00:40:14: die da gerade irgendwie auch durch die Diskurstoben von kleinen Nadelstichen im Baltikum, wo man gucken wird,

00:40:21: wird die NATO denn wirklich jeden Quadratzentimeter NATO-Teritorium verteidigen,

00:40:27: dass wir deutlich machen, dass solche Szenarien erst mal nur das sind.

00:40:31: Sie sind Szenarien mit teilweise unbekannten Wahrscheinlichkeiten.

00:40:35: Und für uns geht es eher darum, dass wir uns natürlich auf immer den ungünstigsten Fall vorbereiten,

00:40:42: um ihn zu vermeiden, aber gerade auch um Menschen nicht unnötig in Angst zu versetzen und auch Panik zu erzeugen,

00:40:50: so dass man ja auch eher handlungsunfähig ist, geht es, glaube ich, darum sehr deutlich zu machen.

00:40:54: Es gibt negative Szenarien und wir wissen gar nicht, ob die wahrscheinlich sind.

00:40:57: Es geht nur darum, dass wir uns immer auf den schlechtesten Fall vorbereiten,

00:41:00: um eben gerüstet zu sein, damit er aber auch nie eintritt.

00:41:05: Wie plant man Frieden, würde ich ja gerne wissen, etwa in und für diesen Krieg?

00:41:12: Wie könnte es gelingen, dass die Ukrainerinnen im Frieden leben könnten, absehbar?

00:41:19: Wenn wir eben anhand der Forderungen, die die Russland mindestens nochmal jetzt nach außen hinformuliert hat,

00:41:27: dann spricht er daraus, die wollen keinen Frieden.

00:41:29: Also jedenfalls geben sie da keinerlei Hinweise, dass sie an irgendeiner Stelle Zugeständnisse machten,

00:41:36: anders als die Ukraine es gemacht hat.

00:41:38: Sie hatten es erwähnt.

00:41:40: Also wie macht man das jetzt eigentlich?

00:41:42: Wie plant man den?

00:41:43: Es gab ja Vorstöße von Friedrich Merz, von Emmanuel Macron, Kirsten Stahmer und Donald Tuske gemeinsam,

00:41:50: die sich da auch im Einvernehmen mit Donald Trump wähnten, den sie angerufen hatten und der sagte,

00:41:55: "Yeah, go for it" und so machen wir alles.

00:41:57: Also ich war nicht dabei.

00:41:59: Die Tune war so ungefähr, wie es gewesen sein.

00:42:02: Sie hatten Putin ein Ultimatum gesetzt, das dann aber sanktionsfrei verstrich.

00:42:09: Bevor dann Donald Trump wieder zum Hörergriff, zweieinhalb Stunden mit Vladimir Putin telefonierte

00:42:14: und ein exzellentes Gespräch mit ihm hatte, wie er hinterher so Protokoll gab.

00:42:19: Es könne jetzt dann auch, sagt er, Gespräche geben.

00:42:22: Dabei gab es ja vorher schon welche, hat er vielleicht übersehen oder klang nicht so gut.

00:42:26: Vielleicht könne der Pups vermitteln, so was.

00:42:28: Zuletzt sagte Donald Trump dann, jetzt Putin sei verrückt geworden.

00:42:32: Also da hat er sich wieder genau andersrum innerliche aufgestellt.

00:42:36: Das alles genommen waren das ja ehrenwerte Versuche und haben, ich fand auch Hoffnung verbreitet.

00:42:42: Man dachte, okay, da passiert jetzt gerade mal was.

00:42:44: Auch toll, finde ich wirklich gut im europäischen Verbund, all derer, die da zusammensaßen und auch ja erst in Kief waren

00:42:52: und dann nochmal in Tirana zusammengetroffen sind.

00:42:56: Aber gibt es so was wie ein Mustervorgehen für erfolgreiche Friedensbemühungen, eine Art Blaubhause,

00:43:03: eine Formel, eine Folie, die man da drauflegen könnte und sagen kann, okay, bis hierhin, okay.

00:43:10: An der Stelle hätte man es noch troller machen können.

00:43:13: Kann man so denken in der Friedens- und Konfliktforschung?

00:43:17: Also tatsächlich, es gibt nicht die eine Blaubhause, die für alle Konflikte gleichermaßen gilt.

00:43:24: Aber es gibt Elemente von Friedensverhandlungen und Wege zu Friedensverhandlungen, die wir kennen, die relativ gut funktionieren.

00:43:33: Und das Interessante ist auch gerade an den Gesprächen, Bemühungen, die wir jetzt in den letzten drei, vier Monaten gesehen haben,

00:43:42: dass vieles von dem, was wir wissen, da drin ist, aber dann ganz miserabel umgesetzt wird.

00:43:47: Also wenn wir uns nochmal zurück erinnern, womit beginnt es, es beginnt damit, dass Trump der Ukraine erst mal droht.

00:43:55: Ja.

00:43:56: Also sowieso, er sagt, das sei als ein Diktator und sowieso, der sei auch gar nicht legitim im Amt.

00:44:01: Dann kommt dieser Oval Office-Moment ganz, ganz furchtbar, erinnern wir uns auch alle dran.

00:44:04: Und dann kommt der Entzug der militärischen Unterstützung und von Geheimdienstinformation.

00:44:09: Und tatsächlich ist es so, dass die Unterstützung oder der Entzug der Unterstützung von Dritten für Konfliktparteien

00:44:16: ein ganz wesentliches Element ist, um einen Konflikt zu beenden.

00:44:20: Weil wir eben wissen...

00:44:22: Denorm wird zerstört, wie Juristen machen sollten bei ihnen Kurs.

00:44:26: Aber weil es eben so ist, dass wir aus der Geschichte wissen, dass Kriege häufig deswegen so lange gehen,

00:44:32: weil eben Dritte involviert sind, die eben die Konfliktparteien stürzen.

00:44:36: Und das heißt, wenn man Unterstützung entzieht, dann passiert plötzlich was, dann kommt Bewegung auf.

00:44:41: Wir haben ja gerade, wenn Krieger einen gewissen Dauer erreicht haben.

00:44:47: Also Krieger enden immer an zwei Phasen, entweder ganz am Anfang,

00:44:50: weil die bemerken, oh, das ist viel stärker, als ich gedacht habe,

00:44:53: das will ich doch nicht. - Hilfe.

00:44:54: Wie bin ich hier hergelangt?

00:44:56: Und dann finden die relativ schnell einen Weg daraus.

00:44:58: Oder dann eben erst wieder, wenn so zeigen sich dieses Gelegenheitsfenster auftut,

00:45:03: weil beide Seiten merken, es ist nicht mehr zu erreichen auf dem Schlachtfeld.

00:45:07: Also durch Gewaltanwendung schaffe ich es,

00:45:09: nicht diesen Krieg zu entscheiden, ich zahl immer nur noch drauf.

00:45:13: Und ich merke, es gibt eine politische Alternative.

00:45:16: Und das ist sozusagen die Lage, auf die wir eigentlich versuchen,

00:45:19: in diesem Krieg in der Ukraine hinzusteuern.

00:45:22: Dass beide Parteien merken, Mensch, das klappt überhaupt nicht mehr.

00:45:26: Ich bezahl nur noch drauf und es gibt eine politische Alternative.

00:45:29: Mit diesem Druck, der erzeugt, wurde durch den Entzug von Unterstützung,

00:45:34: wurde genau das versucht.

00:45:35: Erst mal der einen Seite zu sagen, du kommst hier nicht mehr so weiter,

00:45:38: denn ich kann dir jederzeit die Unterstützung entziehen

00:45:41: und dann stehst du blöd da.

00:45:42: Das heißt, bewege dich jetzt, sei bereit, endlich auch zu verhandeln.

00:45:46: Das war das, was viele ganz furchtbar empfunden haben

00:45:49: und moralisch gesehen ausgerechnet Druck auf das Opfer auszuüben.

00:45:52: Aber wenn ich jetzt mal als Friedens- und Konfliktforscherin sprechen darf,

00:45:55: war das die richtige Strategie, tatsächlich deutlich zu machen,

00:45:58: so geht es nicht weiter, wenn wir es mal anders finden.

00:46:01: Nur hat er das gleich überhaupt nicht mit Blick auf die andere Verhandlung,

00:46:05: also der andere Konfliktpartei gemacht.

00:46:06: Mit Russland hat er stattdessen vor allen Dingen ein Kuschelkurs,

00:46:10: wenn man das mal so flapsig sagen kann, gefahren.

00:46:12: Das heißt, vor allen Dingen auf die großartige Tradition und Geschichte

00:46:15: und wie man in Zukunft wieder zusammenarbeiten würde

00:46:17: und wie beide, Vladimir Du und ich, echte Bros.

00:46:20: und hat gehofft, dass darüber was passieren würde,

00:46:23: aber hat kein Hebel eingesetzt.

00:46:25: Es gab ganz viel Zuckerbrot, aber es gab eigentlich überhaupt keine Peitsche.

00:46:29: Das war sozusagen das erste Problem.

00:46:31: Also erst mal richtig, nicht?

00:46:33: Wir versuchen Druck auf beide Seiten zu erhöhen,

00:46:35: und wir versuchen, dass sie erkennen, Mensch, so geht es einfach nicht weiter

00:46:39: und es gibt eine politische Alternative.

00:46:41: Und dann kommt die politische Alternative.

00:46:43: Der Prozess in Saudi-Arabien und wieder leerbuchartig.

00:46:46: Wir machen Schattel-Diplomatie.

00:46:48: Das heißt, die USA sind der Vermittler, halbwegs neutral, so ein bisschen,

00:46:53: und vermitteln, sprechen erst mit der einen Seite,

00:46:55: versuchen, Ergebnis zu bekommen, gehen dann damit zur anderen Seite,

00:46:58: versuchen, dort ein Ergebnis zu bekommen.

00:47:00: Auch, also wirklich leerbuchartig, genauso sollte man es tun,

00:47:04: in der Umsetzung absolute Katastrophe.

00:47:06: Mit der Ukraine hat man hart gesprochen, hat Ergebnisse gesichert,

00:47:11: die Ukraine musste Dinge einräumen, sie musste sich anfreunden,

00:47:14: dass nicht mehr alles zu holen ist.

00:47:17: Mit Russland hat man immer behauptet, hätte man auch Einigungen erzielt

00:47:21: und stunden später, ist immer Peskov oder auch Malputin

00:47:24: bei irgendeiner Konferenz aufgedrehen, hat dann gesagt,

00:47:26: ja, das war ein interessanter Vorschlag, aber im Grunde genommen

00:47:29: müssen wir das erst mal in aller Ruhe durchdenken

00:47:31: und die Vorbedingungen müssen geklärt sein.

00:47:33: Jedes Mal, wie das ist, drei oder vier Mal passiert.

00:47:36: Also das Problem, dass die Ergebnisse immer nur auf der einen Seite

00:47:39: gesichert wurden und nie auf der anderen.

00:47:41: Jetzt ist es aber natürlich für die USA nicht leicht,

00:47:45: Russland die Unterstützung wegzunehmen,

00:47:47: weil die unterstützen die jetzt gar nicht allein.

00:47:50: Ich glaube, das ist der Hebel, mit dem man Druck machen kann,

00:47:53: Sanktionen. Ist das? - Es sind zwei.

00:47:55: Also wir haben einerseits die Sanktion, da ist noch viel zu holen.

00:47:58: Ja. - Also nicht mehr die wirklich tiefhängenden Früchte,

00:48:02: aber es gibt noch ein paar.

00:48:03: Und auf der anderen Seite natürlich die Unterstützung

00:48:06: der Ukraine militärischer Hinsicht.

00:48:07: Auch das ist ein Hebel. - Ja, aber dann, gut, aber dann,

00:48:10: wenn der erste Hebel der richtige war,

00:48:12: dass man der Ukraine die Unterstützung entzieht,

00:48:14: dann kann er nicht gleich... - Zeigt, dass man sie entziehen kann.

00:48:17: Aha. Es kann gleichzeitig derselbe Hebel sein,

00:48:20: dass man die Ukraine massiver und nochmal besser unterstützt.

00:48:26: Das ist dann der Hebel, der auf, aber ich seh' auch nicht untherne.

00:48:30: Das ist aber immer so. Verhandlungen führen auch...

00:48:33: Gerade Friedensverhandlungen führen selten im ersten Anlauf

00:48:35: irgendwo hin, also nicht zum Frieden,

00:48:38: sondern es ist wirklich wie so, den kleinen See ins Wasser zu legen

00:48:43: und um mal zu gucken, wie kalt ist es eigentlich.

00:48:45: Kann ich da schon reinspringen?

00:48:46: Und es ist meistens beim ersten Mal noch zu kalt.

00:48:49: Aber darum ging's hier.

00:48:50: Man hat der Ukraine gezeigt, was ihr passieren könnt.

00:48:52: Und sie hat sich bewegt.

00:48:53: Sie hat gesagt, okay, ich muss irgendwas anderes machen.

00:48:56: Und dann ist man... Hätte man zur russischen Seite gehen müssen,

00:49:01: hätte sagen müssen, guck mal.

00:49:02: Wenn du dich jetzt nicht bewegst,

00:49:05: dann werden wir doch die Ukraine massiv unterstützen.

00:49:07: Und wir werden Sanktionen in dir aufmerlegen,

00:49:09: die in einer Härte da sind, die du bis jetzt nicht erlebt hast.

00:49:12: Beides ist halt nicht passiert.

00:49:14: Sanktionen, das würde ich wahnsinnig gerne wissen.

00:49:17: Was bringen die eigentlich?

00:49:20: Wann bringen sie was?

00:49:21: Wie müssen sie dafür aufgesetzt sein,

00:49:24: damit Sanktionen eine echte Strafe sind, die auch weh tut?

00:49:28: Zelenski, ich hab's ja eben schon gesagt,

00:49:33: der will weiter Druck aufbauen natürlich.

00:49:36: Auf Russland, logisch, das ist aber auch der Aggressor,

00:49:38: das leuchtet mir auch ein.

00:49:40: Militärischen Druck, aber eben auch mit Sanktionen.

00:49:44: Grundsätzlich mal gefragt.

00:49:46: Was bringen Sanktionen eigentlich?

00:49:48: Können die was, historisch betrachtet oder können die nichts?

00:49:51: Die können schon was, aber was anderes als die meisten denken.

00:49:55: Das ist das Problem.

00:49:56: Was Sanktionen tun, das sind zwei Dinge.

00:50:00: Das eine ist, sie machen das Handeln teurer.

00:50:04: Sie machen das, was jemand tun möchte,

00:50:07: sehr viel anstrengender für ihn zu tun, in dem es umständlicher wird

00:50:11: und in dem die Kosten dafür steigen.

00:50:13: Das das eine und das zweite ist, und das ist genauso wichtig,

00:50:16: sie zeigen all denen, die drum herumstehen,

00:50:19: was sie für Kosten auffällig bekommen,

00:50:21: wenn sie auf ähnlich dumme Ideen kommen.

00:50:23: Das machen Sanktionen.

00:50:24: Aber sie nicht tun, ist, dass sie eine so harte Strafe,

00:50:28: sie sind nicht wie die Pistole, die ich jemandem kopfhalte

00:50:31: und sage, wenn du mir jetzt nicht dein Geld gibst, bist du tot.

00:50:34: Das sind Sanktionen nicht.

00:50:36: Sie können nicht direkt eine Verhaltensänderung bewirken.

00:50:39: Und das haben sie auch historisch nie getan.

00:50:41: Sondern es sind Instrumente, die eher auf der langen Strecke wirken,

00:50:45: aber nicht unbedingt im Sprinn.

00:50:46: Das heißt, sie machen nach und nach das,

00:50:49: was wir Sanktionieren teurer und umständlicher für Russland.

00:50:52: Sein Krieg ist einfach enorm, teuer für Russland aufrecht zu erhalten.

00:50:56: Wir sehen das daran, dass die Inflation stetig ansteigt in Russland.

00:51:00: Das heißt, es muss stetig mehr Geld aufwenden,

00:51:03: das Geld ist entwertet.

00:51:05: Wir sehen es daran, dass die Arbeitskräfte fehlen

00:51:09: in der russischen Wirtschaft.

00:51:10: Das heißt, dass die eigentliche Volkswirtschaft

00:51:13: relativ brach liegt, es ist nur noch die Kriegswirtschaft,

00:51:15: die im Grunde genommen funktioniert.

00:51:17: Das ist natürlich kein nachhaltiges Modell.

00:51:19: Russlands Wirtschaft würde heute viel besser dastehen.

00:51:22: Umgeht Russlands Sanktionen?

00:51:24: Ja, das tun sie.

00:51:25: Das tun sie sogar andauern.

00:51:26: Es gibt Staaten, die ihnen auch dabei helfen.

00:51:28: Aber das heißt nicht, dass die Sanktionen wertlos sind oder nicht wirken,

00:51:33: sondern wenn Russland sich über lauter andere Staaten

00:51:37: die Sachen besorgen muss, die sie eigentlich direkt gerne hätten,

00:51:40: dann heißt das, dass das Produkt, das sie kaufen,

00:51:43: sehr viel teurer ist, als es eigentlich wäre.

00:51:45: Und es ist sehr viel umständlicher, länger, schwieriger,

00:51:48: dauert, wirkt, bis sie das dann tatsächlich haben.

00:51:51: Und genau das sollen Sanktionen tun.

00:51:53: Allerdings, also mein Eindruck ist schon,

00:51:55: dass die Sanktionen gegen Russland einfach nicht hart genug

00:51:59: aufgesetzt worden sind.

00:52:00: Also wenn man sich anschaut, dass jetzt das 17. Sanktionspaket

00:52:04: aufgesetzt worden ist und das 18. ist in Bearbeitung

00:52:07: und man weiß wieder nicht, ob Ungarn zustimmt,

00:52:10: ja, nein, vor, zurück, so.

00:52:12: Das weiß man ja, hu, dann denkt man, hey,

00:52:15: das sind 17 Sanktionspakete.

00:52:17: Also so weit muss man doch denken können,

00:52:20: dass man die gleich so aufsetzt,

00:52:22: dass sie auf jeden Fall schmerzhaft für Russland sind.

00:52:25: Und dann, das hat Lindsey Graham, zu dem kommen wir gleich noch,

00:52:28: hat jetzt der FACET-Interview gegeben, hat gesagt,

00:52:31: ja, Sanktionen sind immer auch schmerzfrei für denjenigen,

00:52:35: der sie ... - Schmerzhaft, absolut.

00:52:38: ... für denjenigen, der sie aufsetzt.

00:52:40: Und das zu vermeiden, macht dann ein Sanktionsschwert

00:52:44: eher stumpf, das sind jetzt meine Worte.

00:52:47: Aber ist es nicht so, das sind doch so viele Möglichkeiten,

00:52:51: sie zum Laufen.

00:52:52: Und Lindsey Graham ist ja genau der republikanische Senat,

00:52:56: auf dem jetzt viele Hoffnungen ruhen auch, weil man denkt, okay,

00:52:59: da geht jetzt mal jemand hin und sagt,

00:53:01: ich will das anders aufgesetzt wissen.

00:53:04: Ich will auch die Staaten treffen,

00:53:06: die von der Umgehung der Sanktionen profitieren.

00:53:09: Also ich will sogenannte Sekundär-Sanktionen aufsetzen,

00:53:13: die zum Beispiel China und Indien und andere treffen,

00:53:16: die aber auch Staaten der EU treffen würde,

00:53:19: wenn ich es richtig verstanden habe.

00:53:21: Und der sagt, so, das haut dann richtig rein, wie er es machen will.

00:53:24: Weiß nicht, wie das sich mit dem Zoll-Regime verträgt.

00:53:27: Da haben wir ja auch schon ganz viel darüber gelernt

00:53:30: und ein hin und her und Richter sind involviert und so.

00:53:33: Graham will alle Import aus Ländern, die wissentlich

00:53:36: russisches Öl, Erdgas, Uran oder petrochemische Produkte haben,

00:53:41: mit Zöllen von nicht weniger als 500 Prozent belegen.

00:53:45: Das ist ja ein Wahnsinn. Könnte das funktionieren?

00:53:48: Nur zum Teil. Das, glaube ich, muss man dazu sagen.

00:53:54: Also vielleicht einmal, warum 17 Sanktionspakete?

00:53:58: Das liegt natürlich auch daran und das haben Sie auch schon gesagt,

00:54:01: dass Sanktionen, wenn sie effektiv sind,

00:54:03: immer auch denen, der Sanktionier trifft.

00:54:05: Also das kostet die Staaten auch was, wenn sie Sanktionieren,

00:54:09: weil sie ja Verbindung haben,

00:54:10: in denen sie sind aber in dieser Verbindung mit drin.

00:54:12: Sie müssen also auch kompensieren.

00:54:14: Wir haben das, glaube ich, besonders gut in der Frage der Energieabhängigkeit.

00:54:19: Deutschlands und Europas von Russland gesehen.

00:54:21: Frau, aber da haben wir ja auch die Frage gestellt,

00:54:23: will man Russlands Krieg mitfinanzieren,

00:54:25: indem man weiter aus- tarieren? - Aber man muss aus- tarieren.

00:54:28: Erdgas aus Russland bezieht. - Absolut.

00:54:29: Aber was halt wichtig ist, ist, dass Sanktionen

00:54:31: denjenigen härter treffen müssen, den man sanktionieren will

00:54:34: und nicht einen selbst.

00:54:35: Das ist dieses Aus- tarieren und deswegen muss man Wege finden,

00:54:38: dass man eben auch selber bestimmte Dinge zu kompensieren,

00:54:41: die man bis jetzt mit dem, den man sanktionieren will, gemacht hat.

00:54:45: Bei den Sekundärsanktionen ist es jetzt so,

00:54:48: dass die einerseits ein sehr scharfes Schwert sind.

00:54:50: Und die USA haben damit viel Erfahrung,

00:54:52: weil sie Finanzmarkttransaktionen schon immer gerne

00:54:55: als Sekundärsanktionen angelegt haben.

00:54:57: Denken Sie mal an Iran und den Atomnukleardiel.

00:55:01: Da haben sie eben auch Staaten, die nicht bereit waren,

00:55:05: den Iran genauso zu sanktionieren,

00:55:07: wie sie mit Sekundärsanktionen bedroht, unter anderem die EU.

00:55:11: Von daher, das ist schon ein scharfes Schwert,

00:55:14: nur die 500-Prozent-Zölle, sie werden so nicht funktionieren.

00:55:18: Das eine ist die, der Kauf von Uran.

00:55:21: Nun gibt es leider nach wie vor zum Beispiel Atomreaktoren

00:55:26: im Westen Europas, die sind auf Brennstäber aus Russland angewiesen,

00:55:31: weil die Technik, die sie haben, aus Russland kommt.

00:55:34: Und das heißt, die können das gar nicht so schnell kompensieren.

00:55:36: Das ist eine Riesenumstellung erforderlich.

00:55:39: Und dafür gibt es dann auch, habe ich jetzt schon gesehen,

00:55:41: gibt es wieder Ausnahme-Tatbestände,

00:55:43: auch in dieser Initiative, die Lindsay Graham da plant.

00:55:46: Nur insgesamt, wenn wir das mal weglassen,

00:55:48: es gibt jede Menge Ausnahmetatbestände fürchtig,

00:55:51: sind Sekundärsanktionen schon ein wichtiges Schwert,

00:55:54: um eben die Umgehung von Sanktionen aufzuhalten oder zu verlangsamen.

00:55:59: Aber man muss es immer wieder sagen, es wird immer wieder

00:56:02: neue Strategien geben.

00:56:04: Wie wie Hase und Igel, wie Staaten versuchen, Sanktionen zu umgehen.

00:56:08: Großmächte sind darin viel besser als kleine Staaten.

00:56:11: Und es geht darum, dass die Sanktionierer immer versuchen,

00:56:14: wieder einen Schritt vorn ranzukommen,

00:56:16: wieder die Sanktionen zu härten, wieder Umgehungslöcher zu schließen.

00:56:20: Aber selbst mit den Sekundärsanktionen,

00:56:22: selbst mit 1.000 und 2.000 Prozent, wird es wegegeben,

00:56:25: wie auch man auch da wieder Schlupflöcher reinkommt.

00:56:27: Das ist wirklich so ein Wettbewerb.

00:56:29: Aber man braucht kein 18. Sanktionspaket im Grunde genommen,

00:56:32: dass man braucht, ist ein 18. Umsetzungspaket.

00:56:35: Also man muss als Sanktionierer viel mehr in die Umsetzung investieren

00:56:40: als in weitere, irgendwie weiß ich, nicht 10 Personen oder 100 Personen,

00:56:44: die man jetzt auch noch sanktioniert.

00:56:46: Also es ist so, Lindsey Graham hat im Senat

00:56:49: offensichtlich eine veto-sichere Mehrheit zusammen.

00:56:52: Sprich, Trump könnte da nicht zwischenfunken und sagen,

00:56:55: will ich aber nicht.

00:56:57: Wenn ich Lindsey Graham richtig verstehe,

00:57:00: dann sagt er im Grunde genommen, er wartet darauf,

00:57:03: dass Trump ihm sagt, er darf es einbringen.

00:57:05: Ja, genau. Er hat gesagt in den Tagesthemen gestern,

00:57:08: ich arbeite mit der Trump-Regierung an,

00:57:11: einschneiden Sanktionen gegen Russland und China.

00:57:14: China ist eine große Kunde für billiges russisches Öl

00:57:17: und hilft dem russischen Militär.

00:57:19: Und ich erwarte, ich habe jetzt was rausgelassen,

00:57:22: und ich erwarte, dass Präsident Trump nun zu einer anderen Taktik übergeht,

00:57:27: da klar ist, dass Putin keinen Frieden will.

00:57:30: Es ist das drakonischste Sanktionspaket,

00:57:33: dass ich jemals eingebracht habe, sagt er auch noch.

00:57:36: Ja, okay, also er will versuchen, zusammenzuarbeiten mit Trump,

00:57:41: dass wir natürlich dann in Person Trump veto-sicher,

00:57:46: würde dann ja kein veto mehr einlegen.

00:57:47: Ansonsten im Repräsentantenhaus, da muss man sagen,

00:57:51: ist eine ähnliche Initiative, die nicht von Graham gestartet ist,

00:57:54: aber gleich geartet ist, die ist längst nicht so weit.

00:57:58: Da gibt es, glaube ich, momentan 28 Mitglieder des Repräsentantenhauses,

00:58:02: die sagen, sie würden zustimmen,

00:58:04: denn man müsste zehnmal so viel haben,

00:58:06: damit das auch eine veto-sichere Mehrheit wäre.

00:58:09: Okay, aber das ist in Arbeit.

00:58:10: Ich will aber noch mal auf den Punkt zurück,

00:58:12: der mich jetzt doch nicht loslässt.

00:58:14: Klar konnte man nicht wissen,

00:58:16: wie lange der Krieg gegen die Ukraine dauert.

00:58:19: Deshalb war man vielleicht anders als Deutschland,

00:58:22: das im Übrigen dann doch ja relativ radikal gemacht hat,

00:58:26: nicht bereit in anderen Staaten zu verzichten

00:58:29: auf russisches Flüssiggas, auf Pipelingas, auch auf Öl.

00:58:35: Aber im Grunde genommen ist es eine Milchmädchenrechnung,

00:58:39: die man da angestellt hat,

00:58:41: dass man sparen will an Energieausgaben,

00:58:45: dafür aber immens in den Verteidigungshaushalt investieren muss,

00:58:49: weil man sich von Russland bedroht sieht.

00:58:51: Und das sind auch Staaten, bei denen man angehen würde,

00:58:54: die können sich das eventuell auch leisten.

00:58:56: Also, russisches LNG wird von Frankreich, Belgien,

00:59:00: den Niederlanden, Spanien und Portugal importiert.

00:59:03: Pipelingas fließt nach Italien, Griechenland, Bulgarien, Ungarn

00:59:08: und in die Slowakei.

00:59:10: Und Ungarn und die Slowakei kaufen auch weiterhin russisches Öl.

00:59:14: Und genau oben dreidend sind mehrere Staaten

00:59:17: auf russische Brennstäbe für ihre Atomkraftwerke angewiesen.

00:59:21: Sie hatten es erwähnt.

00:59:22: So, irgendwie ...

00:59:24: Genau, man wusste nicht, wie lange das Ganze dauert.

00:59:27: Aber jetzt finanziert man die Militärausgaben Russlands weiterhin mit

00:59:33: und rüstet auf gegen Russland.

00:59:37: Also, es ist vollkommen klar,

00:59:39: dass wir mit einer sehr heterogenen Lage etwas zu tun haben.

00:59:43: Wir haben einige Staaten, die sich nicht von Russland lösen wollen,

00:59:46: die sogar neue Verträge mit Russland geschlossen haben,

00:59:49: Stichwort Ungarn beispielsweise.

00:59:51: Andere Staaten haben alte Verträge mit Russland,

00:59:54: die sehr schwierig aufzulösen sind,

00:59:56: wo einfach die Risiken oder Kosten sehr hoch sind.

00:59:59: Und dann haben wir Staaten, die eben technologisch

01:00:03: auf russische Ressourcen angewiesen sind,

01:00:07: wo es einfach ein bisschen länger dauert,

01:00:09: bis sie sich tatsächlich davon lösen können.

01:00:11: Und insgesamt ist es so, dass nichts von dem, was ich gerade gesagt habe,

01:00:15: trifft beispielsweise auf Frankreich zu oder Belgien.

01:00:19: Hier ist es so, dass viele Staaten dann versuchen,

01:00:24: eher sozusagen so einen stillen Mix zu machen.

01:00:27: Man will schon die Sanktionen mittragen,

01:00:30: aber gleichzeitig sollte es inpolitisch auch nicht zu weh tun.

01:00:33: Wenn man sich mal anguckt, auch in Deutschland,

01:00:35: gerade in östlichen Bundesländern,

01:00:38: wie da beispielsweise das Ausbleiben von Gasttransfers betrachtet wurde,

01:00:43: dann sieht man vielleicht, was das natürlich auch bedeuten kann.

01:00:46: Aber nichtsdestu weniger finde ich schon richtig.

01:00:49: Wenn man da jetzt so ein bisschen die Zügel anzieht

01:00:52: und eben sagt, Leute, ihr müsst jetzt aber mal beikommen,

01:00:54: der Krieg dauert jetzt eben schon das dritte Jahr,

01:00:57: bzw. eigentlich im vierten Jahr.

01:00:59: Und jetzt musst ihr langsam mal in der Lage sein,

01:01:04: das auch komplett abzustellen.

01:01:07: Ich weiß, dass verschiedene Länder, also Großbritannien,

01:01:09: ist so ein Fall, die sind dran, die machen ja auch viel.

01:01:13: Das dauert halt einfach seine Zeit.

01:01:14: In anderen Ländern, wie gesagt, Ungarn ist ein klassischer Fall,

01:01:17: die gehen in eine ganz andere Richtung,

01:01:20: der finde ich schon ganz richtig,

01:01:22: wenn man da eben auch mal sekundär Sanktionenanschlag bringt.

01:01:25: Diese Woche haben mehrere Friedensforschungsinstitute

01:01:29: das Friedensgutachten, das sogenannte, vorgestellt.

01:01:32: Das gibt es jedes Jahr.

01:01:34: Sie sind eine von sechs Autorinnen,

01:01:36: die an diesem Friedensgutachten mitgeschrieben haben.

01:01:39: Was ist der Kern des diesjährigen Friedensgutachten?

01:01:44: Und was macht man jetzt damit, dass man das alles weiß?

01:01:48: Ich bin natürlich nur eine von sechs Herausgebern.

01:01:50: Es sind immer mehr Autoren, es sind tatsächlich Autoren,

01:01:52: Teams, die die einzelnen Themenfelder behandeln.

01:01:55: Okay, man korrigiere sich sechs Herausgeberinnen.

01:01:59: Genau.

01:02:00: Der Kern des diesjährigen Friedensgutachtens

01:02:02: ist erst mal sehr unschöner,

01:02:04: nämlich dass wir wirklich in einer Zeit starten,

01:02:08: wo wir nicht mehr nur einfach über

01:02:10: "Es fehlt die Trendwende" sprechen,

01:02:12: also immer noch viel Konflikt, immer noch viel Gewalt,

01:02:14: sondern wo wir tatsächlich sehen,

01:02:15: dass sich die Lage noch mal massiv verdüstert.

01:02:18: Mehr Gewalt, mehr Konflikte,

01:02:20: also zahlenmäßig mehr Konflikte

01:02:22: und mehr Gewalt und Grausamkeit in diesen Konflikten

01:02:25: und weniger regelbasierte Ordnung.

01:02:28: Das ist vielleicht der Ausgangspunkt des diesjährigen Friedensgutachten.

01:02:31: Unser Fokus ist tatsächlich auf den USA

01:02:35: und auf dem Ende der transatlantischen Partnerschaft.

01:02:39: Also wir sagen sehr, sehr deutlich,

01:02:41: dass sich die USA vor unseren Augen

01:02:44: gerade aus dem demokratischen Spektrum heraus bewegt.

01:02:47: Im bestimmten Demokratieindizis

01:02:48: wird sie nicht mehr als volle Demokratie gewertet,

01:02:51: sondern wir sagen auch, dass wir das Ende,

01:02:53: egal was jetzt noch kommt,

01:02:55: das Ende der transatlantischen Partnerschaft,

01:02:58: die wir als Pfeiler eigentlich unserer Sicherheit

01:03:01: und unserer regelbasierten Ordnung begreifen erreicht haben.

01:03:04: Das Ende ist erreicht.

01:03:05: Das Ende ist erreicht und wir müssen anders weiterdenken.

01:03:09: Das heißt nicht, dass wir von alles ohne die USA machen müssen,

01:03:12: aber sie wird nicht mehr dieser Pfeiler sein,

01:03:14: sondern wir müssen tatsächlich

01:03:17: ein europäische Sicherheits- und Verteidigungsunion aufbauen.

01:03:21: Und wir müssen auch europäisch mit anderen Partnern darüber reden,

01:03:24: wie wir diese regelbasierte Ordnung aufrechterhalten.

01:03:27: Und darum dreht sich im Grunde genommen das ganze Friedensgutachten,

01:03:29: wie das aussehen könnte, worauf zu achten ist.

01:03:32: Es gibt da Empfehlungen drin, ich glaube, neun an der Zahl.

01:03:36: Erst ist Fähigkeitslücken in der europäischen Verteidigung zu schließen,

01:03:41: haben sie gesagt, verteidigungspolitische Integrationsprozesse

01:03:44: zu vertiefen, die Vermeidung von Eskalationsspiralen

01:03:48: durch Rüstungskontrolle.

01:03:51: Das zählt darauf, was sie eben schon gesagt haben,

01:03:54: dass eigentlich kaum noch Abkommen zur Rüstungskontrolle vorhanden sind.

01:03:58: Richtig. Faktisch haben wir gerade im nuklearen Bereich

01:04:01: so gut wie gar nichts mehr.

01:04:02: Das Start läuft aus, was anderes gibt es im nuklearen Bereich kaum noch.

01:04:07: Im konventionellen Bereich in Europa liegen auch

01:04:09: alle Rüstungskontrollevereinbarungen am Boden.

01:04:12: Und wenn wir momentan darüber reden,

01:04:13: dass wir den Frieden eigentlich nur aufrechterhalten können,

01:04:16: wenn wir aufrüsten.

01:04:18: Also wenn Europa tatsächlich in die Waffenproduktion

01:04:21: und in Militärtraining usw. investiert,

01:04:25: dann geht es uns darum zu sagen, das kann nicht alles sein.

01:04:28: Also wir brauchen eben nicht nur mehr Waffen.

01:04:30: Wir brauchen mehr Waffen, gar keine Frage.

01:04:32: Wir haben da ja lange nicht genug.

01:04:34: Aber wir können auch nicht unser Heil darin suchen,

01:04:37: dass wir einfach nur immer mehr Waffen kaufen,

01:04:39: uns immer mehr hochrüsten.

01:04:41: Das haben wir durch den Kaltenkrieg tatsächlich gelernt.

01:04:44: Was wir brauchen ist, dass die Aufrüstung schon jetzt mitgedacht wird,

01:04:49: dass wir sie zugleich mit ihrer Begrenzung verbinden.

01:04:51: Das heißt immer mit dem Angebot an die potenziellen Gegner und Feinde.

01:04:57: Wir sind aber bereit, schon jetzt mit euch in Verhandlung zu treten,

01:05:00: wie wir diese Rüstung auch wieder begrenzen können.

01:05:02: Wir sind bereit, über vertrauensbildende Maßnahmen zu sprechen.

01:05:05: Wir sind bereit, Kommunikationskanäle aufzumachen,

01:05:08: über die wir uns verständigen können,

01:05:10: damit es eben nicht zu ungewollten Eskalationsspiralen kommt.

01:05:13: Das muss man eigentlich schon jetzt machen,

01:05:14: wo wir alle nur darüber nachdenken, brauchen wir nicht eine Bundeswehr,

01:05:17: kriegen wir überhaupt genügend junge Leute,

01:05:19: die Dienst an der Waffe machen wollen,

01:05:20: und wie kriegen wir die Stübzahlen hoch

01:05:22: und die Preise runter für Rüstungsgüter?

01:05:24: Eigentlich müssen wir schon längst darüber hinaus denken.

01:05:26: Das wirkt aber tatsächlich jetzt wie aus der Zeit gefahren.

01:05:29: Nicht? - Ja.

01:05:30: Ja, das ist mir total klar.

01:05:31: Deswegen ist es so wichtig, daran zu erinnern.

01:05:33: Aber der kalte Krieg war genau das.

01:05:35: Am Anfang haben beide Seiten massiv hochgerüstet

01:05:38: und haben sich wirklich grimmig und waffenglirrend gegenübergestanden

01:05:41: und konnten sich beide zigfach vernichten.

01:05:44: Das können sie übrigens heute ja immer noch.

01:05:46: Und das gab es ja auch ein paar Mal,

01:05:48: also Blockade um Berlin, die Kuba-Krise.

01:05:51: Das waren so Momente,

01:05:52: wo wir wirklich ganz knapp am Abgrund standen.

01:05:55: Und es wirklich am Ende wenige Dinge waren,

01:05:58: die uns von diesem Abgrund wieder weggeführt haben.

01:06:00: Und eines der wesentlichen in der Kuba-Krise war,

01:06:03: anders als die meisten Leute denken, war es nicht Kennedy,

01:06:06: der irgendwie Gruslschauffs so eine Angst gemacht hat,

01:06:09: dass der irgendwie zurückgeschreckt ist.

01:06:11: Sondern es war ein Geheimadil, den die beiden Seiten tatsächlich

01:06:14: gefunden hatten, den sie über Backchannel-Gespräche vereinbart haben,

01:06:19: in denen Russland seine Fracht da wieder zurückzieht

01:06:23: und mit seinen Raketen.

01:06:26: Man wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht,

01:06:28: dass sie schon längst welche auf Kuba hatten,

01:06:29: aber das, was man wusste, wollten sie zurückziehen.

01:06:32: Und im Umkehrschluss würden die USA nach sechs Monaten

01:06:35: die eigenen Raketen, die die nämlich in der Türkei stationiert haben,

01:06:38: auch ganz still und heimlich dort entfernen.

01:06:41: Das hat dazu geführt, dass die Kuba-Krise

01:06:43: sozusagen friedlich ausgegangen ist.

01:06:45: Und danach, als man das einmal geschafft hatte,

01:06:47: ein tatsächlich Konzession, ein Kompromiss zu finden,

01:06:50: ist man immer mehr dazu übergegangen,

01:06:51: nicht mehr zu versuchen, die andere Seite zu dominieren,

01:06:54: sondern mit der anderen Seite zusammenzuleben.

01:06:58: Und mit deren Sicherheitsinteressen

01:07:00: zumindest Basal anzukennen und dann zu schauen,

01:07:02: wie kriegen wir das hin, dass wir irgendwie

01:07:05: miteinander auf gleicher Höhe interagieren können.

01:07:09: Und das müssen wir auch jetzt wieder schaffen.

01:07:10: Momentan geht es wieder nur darum,

01:07:12: wie können wir den anderen dominieren?

01:07:13: Wie können wir immer noch ein bisschen stärker sein

01:07:15: als der andere, ein bisschen mehr abschrecken?

01:07:17: Und dadurch schaukelt es sich wieder in einer Art und Weise hoch,

01:07:20: dass wir wieder in Kuba-Krisen Momente kommen könnten.

01:07:23: Und es geht jetzt aus diesem Wissen doch jetzt schon zu denken,

01:07:26: wie können wir es schaffen, dass wir aus dieser Dominanzlogik

01:07:29: auf eine Stabilitätslogik kommen,

01:07:31: dass wir wieder versuchen, uns abzustrecken,

01:07:33: ja, aber doch auf der gleichen Höhe bleiben,

01:07:36: so dass wir beide coexistieren können?

01:07:39: Auf dieses Ziel zahlt ein der Punkt,

01:07:42: mehr Engagement für die regelbasierte Ordnung zu investieren

01:07:47: und aufzubringen, Europa stünde nicht allein.

01:07:49: Sagen Sie da, um die regelbasierte Ordnung zu bewahren,

01:07:52: finden sich in allen Weltregionen Partner*innen.

01:07:55: Dann fielen wir auf zwei Punkte, die auch Deutschland mit meinen,

01:08:00: nämlich die internationale Gerichtsbarkeit soll respektiert werden

01:08:04: und keine Waffen sollen geliefert werden,

01:08:07: wenn humanitäres Völkerrecht verletzt wird.

01:08:09: Humanität und faire Lastenteilung in der Flüchtlingspolitik

01:08:13: auch ein Punkt von den Empfehlungen,

01:08:16: die sie in diesem Friedensgutachten gegeben haben.

01:08:19: Nehmen wir den Punkt, die internationale Gerichtsbarkeit

01:08:22: zu respektieren.

01:08:23: Da schauen wir auf Israel und Gaza.

01:08:26: Da gibt Deutschland, ja, gerade muss man sagen,

01:08:28: ein durchaus zwiespältiges Bild,

01:08:30: mit einer großen Uneinigkeit darüber,

01:08:33: wozu eigentlich genau die sogenannte "Staatsreson"

01:08:37: Deutschland verpflichtet.

01:08:39: Friedrich Merz hat dem Wahlkampf locker mal gesagt,

01:08:42: man werde natürlich den israelischen Ministerpräsident

01:08:47: nach Deutschland einladen können

01:08:49: und wenn er käme, würde er nicht verhaftet.

01:08:53: Und er hat am 14. Mai, da war er also schon Bundeskanzler

01:08:57: und vereidigt, noch mal gesagt, Zitat,

01:09:00: grundsätzlich muss ein israelischer Premierminister

01:09:02: nach Deutschland reisen können.

01:09:04: Er ist ein demokratisch gewählter Ministerpräsident

01:09:06: der einzelnen Demokratie in der gesamten Region.

01:09:09: Dieser Ministerpräsident muss grundsätzlich

01:09:11: nach Deutschland reisen können.

01:09:13: Zitat Endo und Armin Laschet, der war dann eher auf dem Ton,

01:09:18: den Merz im Wahlkampf gesetzt hätte.

01:09:21: Er hat das aber jetzt, am 25. Mai, noch mal gesagt,

01:09:25: inzwischen in der Funktion des Vorsitzenden,

01:09:27: des Auswärtigen Ausschusses,

01:09:29: das natürlich, wenn der Tanjao käme,

01:09:32: er in Deutschland nicht verhaftet würde.

01:09:35: Sprich, damit setzt man sich über geltendes Recht.

01:09:39: Deutschland ist Vertragsstaat des Internationalen Strafgerichtshof.

01:09:43: Der Internationalen Strafgerichtshof

01:09:45: hatte einen internationalen Haftbefehl erlassen.

01:09:49: Das ist keine Empfehlung, sondern das ist ein Befehl.

01:09:52: Da gibt es eigentlich gar keine zwei Meinungen.

01:09:55: Aber diese Regierung leistet sich zwei.

01:09:57: Also hier, der CDU-Teil, wenn ich das richtig fasse.

01:10:01: Ich glaube, Deutschland ringt sehr mit seiner Position

01:10:05: gegenüber Israel.

01:10:06: Das ist vollkommen klar, das betrifft nicht nur die CDU,

01:10:09: das betrifft insgesamt die Parteien, die Öffentlichkeit.

01:10:14: Das würde ich schon mal sagen.

01:10:15: Ich würde auch gerne sagen, dass ich wirklich finde,

01:10:18: dass die neue Bundesregierung, die wir gerade haben,

01:10:20: und auch der Kanzler,

01:10:22: außenpolitisch eigentlich ein relativ stabiles Bild abgibt.

01:10:25: Er ist ein außenpolitisch aktiver Kanzler.

01:10:28: Er hat vor allen Dingen auch Europa tatsächlich

01:10:31: Initiative gezeigt und entwickelt.

01:10:33: Jetzt kommen wir aber zu diesem Fall.

01:10:35: Und das ist tatsächlich extrem kritisch zu sehen.

01:10:39: Denn wir bieten damit eigentlich die Fläche dafür,

01:10:46: dass humanitäre Völkerrecht noch weiter in den Boden zu treten.

01:10:49: Weil wir eine Freund-feindlogik in dieses Recht einziehen.

01:10:52: Also genau diese Begründung.

01:10:54: Nicht, es ist ein demokratisch gewählter Ministerpräsident,

01:10:56: die einzige Demokratie in dieser Region.

01:10:58: Das ist irrelevant dafür, ob dieser Mann

01:11:01: Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat.

01:11:05: Das können Demokraten leider genauso gut wie Autokraten.

01:11:09: Und nur das ist relevant dafür,

01:11:11: ob dieser Mann einen Haftbefehl ertragen muss,

01:11:14: den ein internationalen Strafgericht zu gegen ihn ausstellt.

01:11:17: Deutschland gehört zu den Staaten, die ganz maßgeblich dafür waren,

01:11:21: dass wir heute diesen internationalen Strafgericht zu haben.

01:11:24: Und es kann nicht angehen, dass ausgerechnet wir jetzt sagen,

01:11:27: das ist uns aber egal, weil das eben

01:11:29: einer unserer Partnerstaaten ist,

01:11:32: einer unserer Bündnisstaaten, beziehung in diesem Sinne,

01:11:34: weil wir so eine besondere Beziehung zu Israel haben.

01:11:36: Wir haben eine besondere Beziehung zu Israel,

01:11:38: nicht nur aufgrund unserer historischen Verantwortung,

01:11:41: sondern weil, oder auch, weil wir damit Israel

01:11:44: auch als Heimstätte von Judinnen und Juden in aller Welt betrachten.

01:11:47: Das wollen wir schützen. - Klar.

01:11:49: Aber das hat nichts im Zweifelsfall mit der konkreten Politik

01:11:53: einer konkreten israelischen Regierung zu tun.

01:11:56: Wir unterstützen den Staat Israel in seinem Existenzrecht,

01:11:58: ja unverbrüchlich, aber natürlich.

01:12:00: Aber wir kritisieren selbstverständlich,

01:12:03: wenn eine konkrete israelische Regierung sich mutmaßlich verbrechen

01:12:07: gegen die Menschlichkeit oder von Kriegsverbrechen schuldig macht.

01:12:10: Also, das muss man tatsächlich auseinanderhalten

01:12:12: und es beschädigt eben auch ganz enorm,

01:12:15: dass Deutsche ansehen in der Region, aber auch international.

01:12:19: Also, wenn wir sagen, wir stehen allein da,

01:12:21: weil die USA nicht mehr mitspielen wollen

01:12:24: in der regelbasierten Weltordnung,

01:12:25: weil die kein Interesse mehr daran haben

01:12:27: und wir brauchen andere Partner,

01:12:28: und die gibt es in der Tat aus allen in allen Weltregionen,

01:12:31: dann können wir nicht gleichzeitig aber sagen,

01:12:34: aber wenn es um Israel geht,

01:12:36: dann wollen wir ja lauter Ausnahmen machen

01:12:37: und da muss ich Israel nicht an die gleichen Regeln halten.

01:12:39: Sondern dann müssen wir auch, als jemand dastehen,

01:12:42: der glaubt, würde ich selber diese Regeln vertritt,

01:12:45: die wir aufrecht erhalten wollen.

01:12:47: Und das heißt eben auch, dass wer offensschmerzhaft ist.

01:12:49: Wir können einen israelischen Ministerpräsident nicht einladen,

01:12:52: auch Deutschland zu kommen und ihm gleichzeitig zu sichern,

01:12:55: dass wir ihn nicht verhaften.

01:12:56: Nun hat Friedrich Merz, als er bei der Republik eingeladen war,

01:12:59: dort beim Europaforum des WDR ein Interview gegeben hat,

01:13:03: hat er gesagt, dass er inzwischen anders auf die Situation in Gaza schaut.

01:13:10: Hören wir uns das mal an.

01:13:11: Das, was die israelische Armee jetzt im Gaza-Streifen macht,

01:13:17: ich verstehe offen gestanden nicht mehr mit welchem Ziel.

01:13:21: Die Zivilbevölkerung derart in Mitleidenschaft zu nehmen,

01:13:25: wie das in den letzten Tagen immer mehr der Fall gewesen ist,

01:13:29: lässt sich nicht mehr mit einem Kampf

01:13:31: gegen den Terrorismus der Hamas begründen.

01:13:34: Dieses Land, Deutschland, muss sich nun mit öffentlichen Ratschlägen

01:13:40: an Israel so weit zurückhalten wie kein zweites auf der Welt.

01:13:44: Und ich glaube, ich brauche das nicht zu erläutern.

01:13:46: Aber wenn Grenzen überschritten werden,

01:13:49: wo einfach das humanitäre Völkerrecht jetzt wirklich verletzt wird,

01:13:55: dann muss auch Deutschland,

01:13:56: da muss auch der deutsche Bundeskanzler dazu etwas sagen.

01:13:59: Und ich habe das in den letzten Tagen etwas deutlicher schon gesagt.

01:14:03: Wir haben ein hohes Interesse daran,

01:14:05: an der Seite israels zu bleiben.

01:14:07: Und Israel glaube ich umgekehrt auch,

01:14:09: dass Deutschland der wichtigste Partner bleibt,

01:14:12: außer Europa jedenfalls.

01:14:13: Und ich möchte, dass das auch so bleiben kann.

01:14:16: Aber die israelische Regierung darf nichts tun,

01:14:20: was nun irgendwann ihre besten Freunde nicht mehr bereit sind,

01:14:23: zu akzeptieren.

01:14:24: Hier macht er ja die Unterscheidung.

01:14:26: Er spricht von der israelischen Regierung.

01:14:28: Er sieht sich unverbrüchlich an der Seite des Landes,

01:14:32: aber grenzt ab, das tun der israelischen Regierung.

01:14:35: Ja, sehr klug.

01:14:36: Hab ich auch sehr erleichtert zur Kenntnis genommen.

01:14:40: Aber glaube ich, wenn ich es recht sehe,

01:14:42: noch nicht die Haltung seiner Partei

01:14:45: oder auch nur der Bundestagsfraktion, die ihn stützt.

01:14:47: Ja, also das wäre dann nämlich die nächste Frage.

01:14:49: Welche Konsequenzen zieht man jetzt daraus?

01:14:52: Sofort wurde gefragt, was ist mit Waffendieferungen

01:14:55: an Israel, Deutschland liefert noch Waffen?

01:14:58: Nicht mehr so viel wie in 2020, 23 beispielsweise.

01:15:02: Aber Deutschland liefert Waffen.

01:15:05: Außenminister Wadefohl, auch CDU,

01:15:09: hat gesagt, er wolle eine Überprüfung

01:15:12: dieser deutschen Waffenexporter an Israel vornehmen.

01:15:16: Es werde geprüft, Zitat, ob das, was im Gaserstreifen geschieht,

01:15:20: mit dem humanitären Völkerrecht in Einklang zu bringen ist.

01:15:23: Nein. - Nein.

01:15:24: Ich glaube, die Antwort, da brauchen wir noch nicht mal mehr.

01:15:27: Da können wir ihm helfen.

01:15:29: Und er sagt dann weiter, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung,

01:15:32: werden wir gegebenenfalls weitere Waffendieferungen genehmigen.

01:15:35: Auf die Frage, die natürlich dann folgen musste,

01:15:38: ob dies dann auch dazu führen könnte,

01:15:40: dass Waffendieferungen nicht genehmigt würden,

01:15:42: hat Wadefohl gesagt, das sagt ja die Formulierung,

01:15:45: die er vorher gesagt hat.

01:15:47: So Wadefohl gehört zu CDU, hat sich aber gleich ein Rüffel

01:15:51: von der CSU eingefangen.

01:15:53: Der Landesgruppenschäft der CSU, Alexander Hoffmann, hat gesagt,

01:15:56: Zitat, Freunde kann man kritisieren, aber nicht sanktionieren.

01:16:00: Das wäre das Ende der Staatsreson gegenüber Israel.

01:16:04: Und das ist mit der CSU nicht zu machen.

01:16:07: Zitat Erne. - Ja.

01:16:09: Das ist, ich verstehe die Basis dieses Arguments nicht.

01:16:13: Ich verstehe die Basis dieser Aussage nicht.

01:16:16: Man kann natürlich auch Freunde sanktionieren.

01:16:18: Und gerade wenn man befreundet ist,

01:16:19: sollte man besonders offen auch mit der Kritik sein

01:16:22: und eben auch mit dem Entzug von Zuneigung,

01:16:25: wenn man sieht, dass jemand sich komplett verrennt

01:16:27: oder eben auch in eine Richtung geht, die man nicht tolerieren kann.

01:16:31: Und wenn wir uns die israelische Politik in Gaza,

01:16:33: und man muss wirklich dazu sagen, und das fällt mir selbst sehr schwer,

01:16:36: wenn man sich die israelische Politik im Westjordanland ansieht,

01:16:39: dann ist das eine, die nicht mit dem humanitären Volkerrecht vereinbar ist,

01:16:42: sondern die auf Vertreibung ausgeht.

01:16:44: Und das kann man nicht tolerieren,

01:16:45: da kann man nicht einfach darüber hinwechseln.

01:16:47: Und auch deswegen haben wir im Friedensgutachten gesagt,

01:16:49: keinerlei Rüstungsexporte mehr an Israel unter diesem Bedingung.

01:16:54: Sie meinen damit aber Waffen, die eingesetzt werden könnten

01:16:57: in Gaza und im Westjordanland?

01:16:59: Deswegen habe ich es extra gesagt.

01:17:00: Genau, deswegen habe ich es extra noch mal gesagt,

01:17:02: weil sich natürlich die Lage seit dem Druck dieses Gutachtens

01:17:06: aus unserer Sicht auch noch mal verändert hat.

01:17:08: Und auf der Bundespressekonferenz gestern haben die Herausgeber

01:17:11: eben auch deutlich gemacht, unter diesem Bedingung,

01:17:13: die wir momentan dort sehen, keinerlei.

01:17:15: Also generell keine Waffenlieferung

01:17:17: und keine Rüstungsgüterlieferung mehr an Israel.

01:17:20: Wir stellen in dieser Folge ja die Frage,

01:17:23: wie plant man Frieden?

01:17:25: Wie kriegt man das denn in der Region hin?

01:17:27: Das ist doch die Mutter aller Konflikte,

01:17:29: hat man den Eindruck der ungelösteste Konfliktzeit,

01:17:32: Erfindung von ungelösten Konflikten.

01:17:34: Das ist leider absolut richtig.

01:17:36: Also tatsächlich ist der Konflikt zwischen Israel und Palästina

01:17:41: einer der ältesten und einer der verfahrensten Konflikte.

01:17:45: Wir haben es hier, also ich meine, es ist von vornherein schon mal

01:17:48: ein schwierig zu handhabender Konflikt.

01:17:50: Wir haben es mit einem territorialen Konflikt zu tun.

01:17:52: Das heißt, zwei Gesellschaften beanspruchen das gleiche Land.

01:17:57: Das ist immer schon mal das Schwierigste,

01:17:58: weil das erst mal als nicht teilbeier scheint.

01:18:00: Und das zweite ist, es wird eben auch noch von religiösen,

01:18:04: ich würde sagen, das ist nicht unbedingt immer substanziell,

01:18:08: aber es ist eine starke religiöse Dimension bekommen,

01:18:12: weil es eben genutzt wurde, um zu mobilisieren.

01:18:14: Also, dass es um Judentum versus auch Islam dabei ginge.

01:18:20: Obwohl das im Grunde genommen nur ein sekundärer Grund ist.

01:18:23: Aber das zusammengenommen, dann kommen eben die heiligsten Städten,

01:18:26: die dann eben auch auf dem umkämpften Territorium liegen.

01:18:29: Das macht es alles sehr schwierig.

01:18:30: Und dann haben wir noch Dritte, die sich eben hier auch noch ganz

01:18:34: kräftig einmischen und die auch nicht unbedingt immer

01:18:37: an einer genuinen Friedenswürdung orientiert sind.

01:18:41: Also das erklärt vielleicht, warum dieser Konflikt immer noch da ist.

01:18:46: Es gab verschiedene Versuche immer wieder diesen Konflikt ja auch zu befrieden.

01:18:51: Und die Spansten sind sicherlich der Osloer Friedensprozess

01:18:53: der 90er Jahre, der dann gescheitert ist und woran scheitert der.

01:18:57: Und da sagen viele immer, ja, das ganze Abkommen war ja noch gar nicht

01:19:01: hinreichend konkret.

01:19:03: Aber das sollte es auch gar nicht sein.

01:19:04: Es sollte ein Rahmenabkommen sein, dass die beiden Parteien erst mal

01:19:08: zur wechselseitigen Anerkennung verpflichtet.

01:19:10: Also der berühmte Handschlag tatsächlich,

01:19:13: das Anerkennung der Palästinenser und auch der Vertretung der PLO,

01:19:18: um überhaupt in einen Verhandlungsrahmen eintreten zu können.

01:19:21: Und das ist geglückt.

01:19:22: Das war, es ist ein Backchannel Verhandlungsprozess gewesen,

01:19:27: komplette Vertraulichkeit und mit sehr schwierigen auch

01:19:31: Konzessionen, die beide Seiten machen mussten.

01:19:34: Das hat man geschafft.

01:19:36: Was ist dann passiert?

01:19:37: Warum ist der Frieden heute nicht da?

01:19:39: Ich habe ja vorhin gesagt, wenn wir in Friedensverhandlungen sind,

01:19:43: dann sind wir immer an zwei unterschiedlichen Tischen.

01:19:45: Einmal mit dem Gegner und einmal mit den jeweiligen Gesellschaften.

01:19:49: Und das ist auch da das Problem, wo dieser Friedensprozess im Grunde

01:19:53: genommen gescheitert ist.

01:19:54: Der Osloer Friedensprozess hat die Selbstmordattentate erfunden.

01:19:59: Also nicht der Prozess selber, aber in seinem Umfeld sind die

01:20:02: Selbstmordattentate erfunden worden auf der einen Seite.

01:20:06: Und auf der anderen Seite auch in Israel sind Hardliner eben

01:20:09: mächtig geworden und haben versucht diesen Friedensprozess

01:20:12: zu torpedieren.

01:20:13: Erschießung Rabbins ist eines der schrecklichsten Ergebnisse

01:20:17: davon, die Selbstmordattentate sind.

01:20:18: Also sozusagen die Unfähigkeit tatsächlich in den jeweiligen

01:20:23: Gesellschaften, diese Einigung zu verkaufen, genügend Partner zu

01:20:29: finden in den Gesellschaften, damit das auch fliegt,

01:20:32: wie man so schön sagt.

01:20:33: Und das ist ein ganz großes Problem.

01:20:34: Wir können die schönsten Abkommen schließen.

01:20:36: Die können noch so elegant sein.

01:20:38: Und wir können alle möglichen Arten von Kontrollmechanismen

01:20:40: da einbauen.

01:20:41: Aber wenn ich nicht die zentralen sozialen Gruppen in einer

01:20:44: Gesellschaft dazu bekomme, das zu unterstützen, dann wird es

01:20:48: nicht funktionieren.

01:20:49: Und dafür steht Israel-Palestiner eben auch.

01:20:51: Also wir haben einfach auch in Israel, aber eben natürlich auch

01:20:55: in den Palästinensergebieten, politische Gruppierung und

01:20:59: Spaltung, die wir nicht bislang in den Griff bekommen haben.

01:21:03: Also die haben sich noch nicht hinter einer Konfliktlösung

01:21:06: versammeln können.

01:21:07: Daran fehlt es aus uns im Grunde genommen.

01:21:09: Und das liegt auch daran, dass wir immer wieder von außen

01:21:12: Parteien haben, die nur eine Seite, und zwar innerhalb einer

01:21:16: Konfliktpartei, nur eine Seite unterstützen.

01:21:18: Und dadurch dazu führen, dass es eben auch nicht weitergeht.

01:21:22: Ich hatte hier die Frage aufgeschrieben, wie enden Kriege.

01:21:25: Dann verstehe ich jetzt erst dann, wenn die Gesellschaften auch

01:21:30: ein Ende eines Krieges wollen, neben allem, was wir auch schon

01:21:36: besprochen haben.

01:21:37: Was es an Vorverhandlungen braucht, was es an Entzug von,

01:21:41: sagen wir, Rüstungsgütern, an Druckaufbau, an Druck wieder

01:21:45: nachlassen, an Pendel-Deplomatie und all dem braucht.

01:21:51: Ja, also in der Tat ist es so, natürlich können wir, wir können

01:21:56: die Chancen wieder Gewalt anzuwenden, können wir verringern.

01:21:59: Das nennen wir dann Demobilisierungsmaßnahmen.

01:22:01: Wir sorgen dafür, dass keine Waffen mehr im Land sind, so dass die

01:22:04: nicht so schnell überhaupt wieder die Gelegenheit haben,

01:22:06: die sich aufeinander zu schießen.

01:22:07: Das gibt es alles.

01:22:08: Na klar, wir können Jobs schaffen, damit es wieder neben dem Krieg

01:22:11: auch im Frieden eine Möglichkeit gibt, seinen Unterhalt zu verdienen.

01:22:14: Das können wir machen, dafür sorgen, dass wieder staatliche

01:22:17: Services funktionieren.

01:22:19: Aber am Ende des Tages geht es darum, ob die Gesellschaft in

01:22:22: ihren wesentlichen Gruppierungen, also diejenigen, die Einfluss haben,

01:22:25: die tatsächlich auch genügend Störpotenziale haben, sind die dabei.

01:22:29: Kriegen wir die versammelt hinter einem Friedensvertrag?

01:22:33: Oder aber kriegen wir sie so weit kontrolliert, dass sie keine

01:22:36: Chance haben zu stören?

01:22:37: Das ist die Hürde, die jeder nachhaltige Friedensvertrag

01:22:40: nehmen muss. Ansonsten wird der Frieden nicht halten.

01:22:43: Sie sind Sprecherin der Initiative "Contrast" zu vertrauen

01:22:48: in Konflikten, war mir noch aufgefallen.

01:22:50: Und diese Initiative hat sich die schöne Aufgabe gestellt,

01:22:54: Zitat "Konflikte" zwar anzuerkennen, dass sie in gesellschaftlichen

01:22:59: Kontexten unumgänglich sind, aber dass man dann als

01:23:03: Antwort immer gibt "Vertrauen".

01:23:05: Vertrauen erzeugt eine ungesicherte Sicherheit, die niemals

01:23:10: vollständig eingelöst werden kann und dennoch das

01:23:13: Geheimnis gesellschaftlichen Zusammenlebens ausmacht.

01:23:18: Find ich auch wieder total schön formuliert.

01:23:21: Allein die Frage, wie bildet sich Vertrauen in

01:23:26: Gesellschaften, in Staaten, der die ja unter wahrscheinlich

01:23:32: unendlich vielen Wunden leiden, die Kriege bis dahin gerissen

01:23:37: haben?

01:23:39: Langsam und auch meistens eher am Anfang in lokalen Inseln,

01:23:45: wenn man so will. Also es fängt wieder an in ganz

01:23:48: kleinen Bereichen, wo man auch die Chance hat, direkt

01:23:50: miteinander zu interagieren. Das ist ganz wichtig,

01:23:52: häufig, dass wir nicht versuchen zwischen Gesellschaften mal

01:23:55: gleich wieder Vertrauen zu erzeugen, sondern eher in

01:23:57: lokalen Gemeinschaften, wo man sich face to face

01:24:00: gegenübersteht. Und dann kann es sich langsam ausbreiten,

01:24:03: wenn es nicht gestört wird. Also gerade Gesellschaften,

01:24:06: die sich gegenseitig, hat teilweise schlimmes

01:24:09: Angetan haben, die eben Tod, Grausamkeit, Folter, was

01:24:13: weiß ich nicht miteinander erlebt haben. Da geht es

01:24:16: wirklich darum, im ganz kleinen wieder zueinander zu

01:24:19: finden und auch stark überwacht, also so, dass man auch

01:24:23: negative Frustrationserfahrung möglichst abmildert,

01:24:27: um das nicht wieder so vorzuzerstören. Wir haben so

01:24:30: was wie Wahrheitskommission, Strafgerichtsbarkeit,

01:24:33: also die Aufarbeitung auch von Verbrechen, sodass

01:24:36: die Menschen sehen, dass das nicht vergessen wird und

01:24:40: dass es nicht einfach übergangen wird, sondern dass

01:24:41: tatsächlich auch Schuld thematisiert wird, dass vielleicht

01:24:46: auch wieder Gutmachung geleistet wird. Das sind

01:24:48: alles so Dinge, die im Kleinen funktionieren und im

01:24:51: Großen ist es eben auch so, dass es viel mit Kontrollern

01:24:54: am Anfang gearbeitet werden muss. Also die besten

01:24:56: Friedensabkommen sind nicht mehr diese großen

01:24:58: Gesamtverträge, sondern es sind die Kleinen, wo man

01:25:01: kleine Schritte aufeinander zugeht und jedes

01:25:04: Abweichen vom Fahrt auch sofort Konsequenzen hat.

01:25:08: Und das ist eben für beide Konfliktparteien dann

01:25:11: auch einfach zu erkennen, ist der andere

01:25:14: vertrauenswürdig oder eben nicht. Und wenn das

01:25:17: nicht ist, gibt es aber für mich eine Sicherheit,

01:25:18: ich werde nicht untergehen, wenn das nicht ist, sondern

01:25:20: es ist, der wird auch sofort dafür bestraft und nicht

01:25:23: ich. Und das sind so kleine Wege, wie man wieder

01:25:26: Vertrauen erzeugt zwischen Gesellschaft und

01:25:28: zwischen Akteuren generell, die sich eigentlich

01:25:31: nur negativ kennengelernt haben bzw. nur noch

01:25:35: negative Erfahrungen miteinander gemacht haben.

01:25:37: Und geht das in einer entgrenzten Welt?

01:25:40: Also ich glaube, das ist das...

01:25:42: So nennen Sie den, nämlich Sie schreiben mal

01:25:43: eine Buch, das kommt jetzt im Frühjahr 2026.

01:25:46: Das hofft mein Verleger.

01:25:48: Aha, sie nicht so verbraucht.

01:25:49: Der hofft schon länger und ich verspreche, dass

01:25:52: ich das jetzt noch diesen Sommer fertig schreibe.

01:25:55: Das heißt, nach dem Krieg, Coexistence und Frieden

01:25:58: in einer entgrenzten Welt.

01:26:00: Ja, da geht es genau darum, nicht, dass man aus

01:26:03: diesem Dominanzdenken rauskommt und eher auf

01:26:05: Coexistence tatsächlich setzt und vielleicht einmal

01:26:09: zu diesem Vertrauen, ich finde, das Interessante

01:26:12: an Vertrauen ist ja, man kann das nicht fordern,

01:26:14: man kann es nicht einfordern, sondern man kann es

01:26:16: geschenkt bekommen.

01:26:18: Es wird ein Wunder...

01:26:19: Und rechtfertigen, kann man es...

01:26:20: Ganz genau, aber es ist etwas, was ich mir nicht

01:26:23: einfach holen kann. Ich muss es mir verdienen,

01:26:24: beispielsweise. Das kann mir gewährt werden und es

01:26:27: kann mir entzogen werden.

01:26:29: Und ich finde, eine der interessantesten

01:26:31: Erfahrungen von Vertrauen, die man miteinander

01:26:34: machen kann, wirklich jetzt mal ganz von der großen

01:26:37: Politik weg ist, wenn man eine Krise gemeinsam

01:26:40: durchgestanden hat, in der man sozusagen etwas an

01:26:43: etwas sehr dramatischem dran war und man hat

01:26:46: das überstanden. Selbst wenn man sich nicht

01:26:49: grün ist, gibt es was, das erzeugt etwas,

01:26:53: das man sieht, egal wie blöd ich den anderen finde,

01:26:57: egal wie unangenehm er oder sie ist, aber wir

01:27:00: haben das gemeinsam erlebt und wir haben

01:27:02: gemeinsam ein Weg dadurch gefunden. Und das ist

01:27:05: so eine Basis von Vertrauen, wo auch noch mal

01:27:07: deutlich wird, das ist nicht nur kalkulieren.

01:27:09: Manche denken immer, Vertrauen ist das, wenn ich

01:27:12: berechne, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit,

01:27:14: dass der andere mich übers Ohr haut.

01:27:16: Aber ich glaube, das ist falsch. Das ist nicht

01:27:18: Vertrauen, das ist so etwas wie ich berechne

01:27:21: Zuverlässigkeit. Auch eine interessante

01:27:23: Kategorie, aber Vertrauen ist noch mal was

01:27:24: anderes. Da ist schon was Emotionales, was

01:27:27: man erleb, sinnlich erlebt hat. Und ich glaube,

01:27:30: dieses an etwas ganz bösem, knapp vorbeigeschramm

01:27:35: zu sein, diese gemeinsamen Erfahrungen zu

01:27:37: machen, die ist da ganz zentral. Und das geht

01:27:39: auch in einer entgrenzten Welt. Und vielleicht

01:27:42: ist sogar die Phase, in der wir gegenwärtig

01:27:45: leben, eine, in der wir ganz knapp an etwas

01:27:48: ganz bösen dran sind und hoffentlich gerade

01:27:51: in dem Prozess ist, gemeinsam durchzustehen,

01:27:53: ohne dass es sich materialisiert.

01:27:56: Schön. Am Schluss steht immer die Frage,

01:27:59: da nehmen wir noch mal die Episodenfrage,

01:28:02: nämlich in dem Fall, wie plant man Frieden?

01:28:04: Wo stehen wir da in einem Jahr?

01:28:07: In einem Jahr, das ist für eine Friedensforscherin

01:28:09: ja nix, ne? Nee, das ist also ein Ja. In einem Jahr

01:28:17: sind noch nicht mal Mithirms in den USA gewesen.

01:28:20: Das heißt, ich hoffe, dass es nicht schlimmer geworden

01:28:23: ist als jetzt. Aber am Ende des Tages sage ich mir immer,

01:28:28: viel schlimmer kann es nicht werden, kann eigentlich

01:28:30: nur noch aufwärts gehen, wenn wir alle Ressourcen

01:28:33: mobilisieren, sind wir in einem Jahr so weit,

01:28:37: dass wir den Weg nach vorne sehen.

01:28:39: Nicole Deitelhoff, vielen, vielen Dank für dieses Gespräch.

01:28:44: Die Redaktion hatten Gina Inslin und Melissa Gurleyen

01:28:48: und die Executive Producerin ist Marie Schiller,

01:28:51: Producerin sind Patrick Zahn und Lukas Hambach.

01:28:54: Sounddesign macht Hannes Husten.

01:28:56: Wenn ihr Werbung bei uns schalten wollt, nur zu,

01:28:59: dann wendet euch bitte an die mit Vergnügen GmbH

01:29:02: und das Ganze ist eine Produktion der Wilmedia GmbH.

01:29:05: Danke.

01:29:20: ♪ Musik ♪