Lage im Nahen Osten: Wo führt das hin? Mit Cornelius Adebahr
Shownotes
Israel hat am 13. Juni iranisches Territorium massiv angegriffen. Die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu spricht von einem “Präventivschlag”, der vor allem der Atominfrastruktur im Iran schaden soll. Der Iran sei kurz davor gewesen, genug Uran anzureichern, um eine Atomwaffe zu erlangen. Viele Völkerrechtler bezweifeln allerdings, dass die akute Gefahr groß genug war, um einen Angriff Israels zu rechtfertigen. Der Iran schlug mit Raketen- und Drohnenangriffen zurück. Seitdem beschießen sich die beiden Seiten. Menschen sterben, Öl- und Gasanlagen brennen, Tausende Menschen versuchen Teheran zu verlassen, einige Atomanlagen im Iran sind schwer beschädigt worden.
Eigentlich waren für das Wochenende weitere Verhandlungen zum Atomabkommen zwischen dem Iran und den USA geplant gewesen. Die liegen nun auf Eis. Ausgangspunkt der Kritik am iranischen Atomprogramm ist, dass es dem Iran als Unterzeichnerstaat des Atomwaffensperrvertrags nicht erlaubt ist, Atomwaffen zu besitzen. Im Land wird aber trotzdem Uran soweit angereichert, dass sich dies durch eine andere Nutzung als für den Waffeneinsatz nicht mehr rechtfertigen lässt. Da die Feindschaft mit Israel zu den Grundlagen der Islamischen Republik, dem im Iran herrschenden Regime, gehört, sieht sich Israel durch diese Entwicklung unter Bedrohung.
US-Präsident Donald Trump reiste währenddessen überraschend früh vom G7-Gipfel in Kanada ab. Seine Sprecherin begründete die Abreise mit der Lage in Nahost. Wohin führt all das? Lassen sich die USA doch in den Konflikt hineinziehen? Welches Ziel verfolgt Israels Ministerpräsident Netanjahu? Wird sich im Iran nun etwas verändern? Darüber spricht Anne Will in dieser Folge mit Cornelius Adebahr, selbständiger Politikberater und Analyst in Berlin, Iran-Experte und seit 2006 für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik tätig. Cornelius Adebahr sagt, man könne hier bereits von einem Krieg sprechen. Dass die USA aber ein Interesse daran hätten, weiter in diesen Krieg involviert zu werden, das bezweifelt er.
Der Redaktionsschluss für diese Folge war Dienstag, der 17.6.2025 um 17 Uhr.
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WICHTIGE QUELLEN:
Deutschlandfunk: Iranisches Nuklearprogramm: Atomdeal auf der Kippe, 15.06.2025 https://www.deutschlandfunk.de/atomgespraeche-iran-usa-abkommen-100.html
Deutschlandfunk: Iran ist militärisch sehr geschwächt, 13.6.2025 https://www.deutschlandfunk.de/israel-greift-iran-an-interview-cornelius-adebahr-iran-experte-dgap-100.html
Deutschlandfunk: Außenminister Wadephul: Iran muss auf nukleare Bewaffnung verzichten, 16.6.2025 https://www.deutschlandfunk.de/interview-mit-johann-wadephul-bundesaussenminister-zu-nahost-konflikt-100.html
IsraelPM: Prime Minister Benjamin Netanyahu Addresses the Iranian People, 13.6.2025
Spiegel: Und dann muss Trump plötzlich ganz dringend los, 17.6.2025
SZ: Niemand darf von Israel verlangen, dass es einfach zuwartet, 16.6.2025
Tagesschau: Angriffe Israels und des Iran Was erlaubt das Völkerrecht - und was nicht?, 17.6.2025
ZDF: Wie weit war Irans Atomprogramm wirklich?, 13.06.2025
IMPRESSUM Redaktion: Gina Enslin, Teresa Sickert Executive Producerin: Marie Schiller Producer: Patrick Zahn, Lukas Hambach, Maximilian Frisch Sounddesign: Hannes Husten Vermarktung: Mit Vergnügen GmbH Eine Produktion der Will Media GmbH
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Transkript anzeigen
00:00:00: Wenn Sie im Moment noch in Tehran lebten, was würden Sie dann jetzt machen?
00:00:04: Die Ausreise mit der Familie vorbereiten, schauen, wo man das Land verlassen kann,
00:00:10: wissen, dass es keine Hilfe aus der Luft geben wird.
00:00:13: Das war das, was uns damals so vorschwebte.
00:00:16: Was heißt das "Hilfe aus der Luft"?
00:00:18: Evakuierung.
00:00:20: Das war damals die Ansage, dass das nicht möglich sein würde.
00:00:24: Und das sieht man jetzt ja auch, dass das gerade nicht möglich ist.
00:00:27: Selbst in Israel ist es nicht möglich, da wird über Jordanien evakuiert.
00:00:31: Das heißt, man müsste dann gucken, wie man auf dem Landwege
00:00:34: sich und die Familien Sicherheit bringt.
00:00:36: Politik mit Anne Will.
00:00:56: Hallo zusammen, willkommen zur nächsten neuen Folge unseres schönen Podcasts.
00:01:00: Klasse, dass ihr dabei seid, uns zuseht oder aber auch zuhört, was immer euch lieber ist.
00:01:05: Heute ist der 17. Juni 2025.
00:01:09: Es ist später Nachmittag und es könnte sein, dass wir gerade schon wieder
00:01:13: eine grundstürzende Veränderung erleben.
00:01:16: Israel hat Iran vor vier Tagen mit massiven Raketenbeschuss angegriffen.
00:01:22: Seitdem beschießen sich die beiden Staaten gegenseitig.
00:01:25: Es sterben Menschen, Öl und Gasanlagen brennen, Tausende versuchen,
00:01:29: Tehran zu verlassen und in der Nacht auf heute ist zudem
00:01:33: der US-amerikanische Präsident Donald Trump vorzeitig vom G7-Gipfel in Kanada abgereist.
00:01:39: Er müsse zurück, hat er gesagt, das sei sehr wichtig.
00:01:43: Aber was heißt es?
00:01:44: Lassen sich die USA doch in diesen Konflikt hineinziehen.
00:01:49: Welches Ziel verfolgt Israels Ministerpräsident Netanyahu?
00:01:53: Wird sich im Iran nun etwas verändern?
00:01:57: Die Lage im Nahen Osten, wofür das hin?
00:01:59: So überschreiben wir diese Folge.
00:02:00: Darüber würden wir gerne nachdenken und darüber will ich sprechen
00:02:04: mit dem promovierten Politikwissenschaftler Cornelius Adebar
00:02:08: von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik,
00:02:11: der sich seit Langem mit diesen Themen beschäftigt, mit Iran.
00:02:14: Er hat dort gelebt, das haben wir ja eben schon gehört.
00:02:17: Er beschäftigt sich mit transatlantischen Beziehungen, mit Nuklearabkommen.
00:02:21: Darüber hat er auch ein Buch geschrieben.
00:02:23: Der auch schon überall gelebt hat, nämlich in Washington, in Rom und in Tehran.
00:02:28: Und der als selbständiger Politikberater und Analyst jetzt in Berlin arbeitet.
00:02:33: Herzlich willkommen, Herr Adebar.
00:02:34: Vor allem total, dass sie uns so spontan zugesagt hat.
00:02:38: Das ist echt klasse.
00:02:39: Danke Ihnen für die Einladung, liebe Frau Will.
00:02:41: Es fiel mehr auf und deshalb habe ich das jetzt auch noch mal zitiert
00:02:44: und fand ich ungewöhnlich, dass sie auf der Seite der Deutschen Gesellschaft
00:02:48: für ausländische Politik sich selbst vorstellen,
00:02:50: als jemand, der als selbständiger Politikberater arbeitet und als Analyst.
00:02:56: Was heißt das?
00:02:57: Das heißt, dass ich tatsächlich Themen verfolgen kann, die mir wichtig sind.
00:03:02: Also wir reden über Außenpolitik, wir reden über Europapolitik.
00:03:05: Ich suche meine eigenen Auftraggeber.
00:03:07: Das sind in der Regel Stiftungen oder Thinktanks wie die DGAP,
00:03:11: aber auch Regierungsinstitutionen oder Unternehmen,
00:03:15: die zu außenpolitischen Fragestellungen Beratung brauchen, Analysen haben wollen.
00:03:20: Und dann variiert es von Auftrag zu Auftrag mal.
00:03:22: Es ist ein Papier, also eine Analyse, die ich schreibe.
00:03:25: Mal ist es vielleicht ein Seminar, ein Workshop, den ich mitgestalte
00:03:28: oder selber durchführe.
00:03:30: Es gibt eine private Politik-Union hier in Berlin.
00:03:33: Die hat die School, wo ich unterrichte.
00:03:35: Also das ist sozusagen das Spektrum, in dem ich mich als selbstständiger bewege.
00:03:39: Interessant klingt das und auch übrigens abwechslungsreich.
00:03:42: Mag ich natürlich immer gerne.
00:03:43: Nur kurz hingeschaut aus Transparenzgründen.
00:03:46: Und weil sich das vielleicht der eine oder andere fragt.
00:03:48: Die deutsche Gesellschaft für ausländische Politik finanziert sich
00:03:52: aus Projektmittel, aus Bundeszuschüssen, aus Mitgliedsbeiträgen, aus Spenden.
00:03:57: Wie viel Rücksicht müssen Sie zudem dann auch als selbstständig arbeitender
00:04:03: Politikberater Rücksicht nehmen auf Auftraggeber*innen und Spender*innen?
00:04:07: Oder muss man das nicht?
00:04:09: Also da kann ich Ihnen sagen, dass weil meine Arbeit für die DGAP ehrenamtlich ist.
00:04:14: Ich würde für das, was ich gerade mache, nicht bezahlt.
00:04:17: Brauche ich da auch keine Rücksicht zu nehmen.
00:04:18: Das gilt aber nicht nur für mich jetzt als in dieser besonderen Funktion,
00:04:21: der ich eben nur assoziiert bin mit der DGAP.
00:04:23: Es gibt auch Kolleginnen und Kollegen, die da natürlich angestellt sind.
00:04:26: Da gibt es aber auch die akademische Freiheit, die in diesen Instituten
00:04:30: ganz hoch gehängt wird, weil nur dann kann man über Unabhängigkeit
00:04:34: auch wirklich verfügen, dass man sagt, was wir liefern, ist nicht
00:04:37: jetzt einfach eine Auftragsforschung mit vorher festgelegtem Ergebnis, sondern
00:04:43: wir schauen uns Konflikte in der Welt, Themen wie Migration, Klimaschutz
00:04:47: und anderes, schauen wir uns an und versuchen gewissermaßen
00:04:50: eine Brücke zu schlagen zwischen dem, was reine Wissenschaft ist
00:04:53: und dem, was angewandte Politik ist.
00:04:55: Da ungefähr bewegen sich ja ThinkTanks, dass sie gewissermaßen
00:04:58: mit beiden Beinen in der einen und in der anderen Welt stehen
00:05:01: und hier eine Mittelfunktion einnehmen.
00:05:03: Und Sie bei Ihren Aufträgen, die Sie gesondert annehmen, wie ist es da?
00:05:08: Da hängt es natürlich sehr davon ab,
00:05:10: was ich gewissermaßen mit einem Auftraggeber aushandeln kann.
00:05:13: Wenn es jetzt um eine Analyse geht, dann nehme auch ich für mich in Anspruch
00:05:16: hier, wissenschaftliche Freiheit als oberstes Ziel gelten zu lassen.
00:05:20: Ich kann nicht auf Dauer bestehen in diesem Metier,
00:05:23: auch wenn ich halt sozusagen erkennbar da mich leiten lasse.
00:05:29: Aber viele Aufträge, die ich mache, sind auch nicht immer gleich
00:05:31: mit dieser Analysearbeit verbunden.
00:05:33: Wie gesagt, Seminare konzipieren, umsetzen, unterrichten.
00:05:37: Das sind Dinge, die eben halt natürlich auch sozusagen
00:05:40: im akademischen Spektrum sind, die aber eben immer nicht
00:05:42: auch direkt mit einer Auftragsforschung verbunden sind.
00:05:45: Was ist Ihr Lieblingsthema?
00:05:48: Naja, es fing an mit Europa, dass ich sozusagen auch als roten Faden
00:05:52: tatsächlich Europa durch meine berufliche Laufbahn ziehen konnte.
00:05:58: Es ist in den vergangenen Jahren aber das Thema Demokratie geworden.
00:06:01: Und wo gehen wir mit der Demokratie eigentlich hin?
00:06:03: Wie können wir, hatte auch außenpolitische Komponenten.
00:06:06: Wie kann man außenpolitische Entwicklungen den Menschen in Deutschland vermitteln?
00:06:10: Das war so ein erstes großes Thema, was mich mehr in die Innenpolitik geführt hat.
00:06:15: Die Tatsache, dass eben eine Entfremdung stattgefunden hat und stattfindet,
00:06:19: aktuell, dass nicht klar ist, wie die Demokratie sich weiterentwickeln wird.
00:06:24: Aufgrund der Bedrohung, den sie ausgesetzt ist, bis hin zu Fragen
00:06:27: von Digitalisierung, soziale Medien, was es war.
00:06:31: Worüber diskutieren wir eigentlich?
00:06:32: Wie können wir Politik machen?
00:06:34: Sie sehen, das sind so Fragen, die mich beschäftigen.
00:06:36: Große Fragen auch, sehr aktuelle Fragen.
00:06:38: Ja, das bringt die Zeit mit sich in der Welt leben.
00:06:41: Allerdings, ich habe es ja angesprochen in der Anmoderation schon
00:06:44: auch, wie sich auch dieser, sagen Sie, Konflikt oder sagen Sie schon Krieg?
00:06:50: Ich denke, man muss von Krieg sprechen.
00:06:52: Okay, wie sich der Krieg jetzt zwischen Israel und Iran über die
00:06:56: wenigen Tage, die er andauert, schon entwickelt hat, bis hin zu der
00:07:00: Abreise von Donald Trump, die viele Menschen irritiert hat und man jetzt
00:07:03: nicht genau weiß, was da jetzt passiert.
00:07:06: Aber weg von dem.
00:07:07: Erst mal hingeschaut, was in der Region passiert aus ihrer langjährigen Beobachtung.
00:07:12: Wir haben ja eben schon mitbekommen, dass sie dort auch gelebt haben und auch
00:07:16: von der Forschung, die sie auch in dem Gegenstand, in dem Fachbereich
00:07:20: betrieben haben, aus der Beobachtung des Jahrlanges so ungemein festgefahren
00:07:26: erscheinende Naostkonflikte ändert sich da gerade etwas Grundsätzliches,
00:07:31: gar Historisches?
00:07:32: Also, das steht zumindest zu vermuten, angesichts der Entwicklung, den wir da
00:07:36: gerade entgegensehene, Sie hatten es in der ersten Frage angesprochen.
00:07:40: Wir haben von 2011 bis 2013 dort in Tehran gelebt und das war auch eine
00:07:44: Periode, in der von einem möglichen israelischen Angriff die Rede war.
00:07:48: Damals war es der amerikanische Verteidigungsminister, der gewissermaßen
00:07:52: gesagt hat, die Chancen, dass Israel, Iran angreift, sind 50 Prozent bis zum
00:07:57: Sommer, damals liegt 2012.
00:07:58: Darauf beruhten dann auch unsere Überlegungen gewissermaßen im Familienkreis.
00:08:03: Das heißt, das Szenario, das wir gerade erleben, ist kein Unerwartetes.
00:08:08: Das ist ja immer wieder durchgespielt worden.
00:08:09: Auch die Amerikaner haben über die Zeit der Verhandlungen hinweg immer wieder
00:08:13: sich diese Option, auch militärisch gegen Iran gegen dieses Atomprogramm
00:08:17: vorzugehen, offengehalten, auf dem Tisch gehalten als Druckmittel.
00:08:21: Die Tatsache, dass das jetzt stattfindet, ist dann doch eine neue Qualität.
00:08:25: Wir sahen es im vergangenen Jahr mit dem ersten direkten Schlagabtausch
00:08:29: zwischen Israel und Iran, die aber jeweils im April und dann im Oktober
00:08:34: nochmal die sehr begrenzt waren durch ein Tit for Ted, sagt man, also hin und her.
00:08:38: Und dann konnten beide Seiten davon wieder zurücktreten.
00:08:41: Das sehen wir jetzt nicht.
00:08:43: Das ist auch aufgrund der Kriegsziele, die Premierminister Netanyahu ausgegeben hat.
00:08:48: Das ist nicht zu erwarten, denn er will auf der einen Seite das
00:08:51: Nuklearprogramm beseitigen, was Israel als Bedrohung wahrnimmt.
00:08:54: Das Raketenprogramm, was in direkter Verbindung dazusteht und neuerdings
00:08:59: auch das Thema Regimenwechsel versucht, er eben mit in diese Kalkulation hineinzubringen.
00:09:05: Und das sind gewissermaßen offene, also open-ended Ziele,
00:09:09: wo man gar nicht genau weiß, wann sind die denn erreicht.
00:09:12: Und wenn er das alles durchsetzen will, dann haben wir hier eine neue Qualität tatsächlich.
00:09:16: Und dann haben wir mutmaßlichen, sehr lang andauernden Krieg.
00:09:20: Also das ist die Befürchtung und die ist nicht aus der Luft gegriffen,
00:09:23: weil wir nicht genau wissen, wie beispielsweise Iran jetzt weiter reagieren wird.
00:09:27: Also natürlich Iran hat es schon zu Gegenschlägen ausgeholt gleich am ersten Tag.
00:09:31: Wie lange wird Iran das durchhalten können?
00:09:34: Was sind die Optionen für das Regime, wenn es sich in die Ecke gedrängt fühlt?
00:09:38: Inwiefern bleiben die USA weiterhin am Spielfeldrand?
00:09:43: Oder Sie haben es angedeutet, hat Präsident Trump etwas vor,
00:09:47: was er jetzt in den kommenden Tagen machen will?
00:09:49: Also da ist etwas drin, was sicher auch die israelische Regierung, die das begonnen hat,
00:09:54: nicht alles bis zu Ende durchdenken konnte.
00:09:56: Also das hat, glaube ich, ungefähr jeden aufschrecken lassen.
00:09:59: Dann heute, obwohl man ja glaubt, man habe sich langsam an die Trumpschen wollten gewöhnt.
00:10:04: Beobachte ich auch bei mir und auch wir haben es im Team besprochen immer wieder, dass ich echt erschrecke.
00:10:10: Heute früh erfährt man dann, okay, er ist abgereist vom G7-Gipfel, der schon mit Spannungen begann.
00:10:17: Er hat wohl beim Fototermin, wie man nachlesen kann, gesagt, das sei jetzt sehr wichtig und er müsse zurück.
00:10:25: Warum musste er wohl zurück oder muss wohl zurück?
00:10:28: Also da kann man spekulieren, vielleicht hat es ihm einfach nicht gefallen,
00:10:33: mit den anderen Staats- und Regierungschefs zusammenzusetzen.
00:10:36: Vielleicht hat er wirklich eine Idee, was er jetzt machen kann.
00:10:39: Vielleicht bereitet er etwas vor, also sei es Stichwort Verhandlungen.
00:10:44: Denn theoretisch hätte es ja weiter Verhandlungen zwischen Iran und den USA über das Nuklearprogramm geben sollen.
00:10:50: Also wenn nicht Israel am Freitag angegriffen hätte.
00:10:53: Für Sonntag waren eben diese Verhandlungen angesetzt.
00:10:56: Vielleicht will er in die Richtung weiter was bewegen.
00:10:58: Denn die Äußerungen, die er seitdem getätigt hat, sind ein bisschen widersprüchlich.
00:11:02: Wie so oft?
00:11:03: Wie so oft.
00:11:04: Aber der Grundtenor, so viel können wir erkennen, auch aus der ersten Amtszeit,
00:11:08: ist, dass er eigentlich keinen Krieg im Nahen Osten will.
00:11:11: Das passt nicht zu dem, was ihm persönlich vorschwebt.
00:11:14: Er wollte eben diesen Iran-Deal jetzt nochmal neu verhandeln,
00:11:18: um dann eben als ein großer erfolgreicher Verhandler dazustehen.
00:11:22: Er ist ja in die Region gereist, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate im vergangenen Monat.
00:11:27: Und da ging es um Wirtschaft, da ging es um Prosperität, da ging es um Zukunftsfragen.
00:11:30: All diese Länder dort wollen jetzt ja auch nicht, dass die Nachbarschaft oder gar sie selber davon betroffen sind.
00:11:37: Also das passt nicht zu seinem bisherigen Kalkül, jetzt in diesen Krieg groß einzusteigen.
00:11:44: Ausgeschlossen ist es trotzdem nicht.
00:11:47: Trumps Sprecherin hat die Lage im Nahost als Grunde angeführt, warum der Präsident abgereist ist und abreißen musste.
00:11:54: Und als der französische Präsident Emmanuel Macron daraus aber gemacht hat,
00:11:58: Trump werde sich um eine Waffenruhe zwischen Israel und Iran bemühen.
00:12:02: Hat sich Trump noch aus der Air Force One mit einem ordentlichen Rüffel zu Wort gemeldet,
00:12:09: hat auf "Truth Social" gepostet, Zitat "der öffentlichkeitsheischende französische Präsident habe fälschlicherweise behauptet,
00:12:18: er reise nach Washington zurück, um an einer Waffenruhe zu arbeiten."
00:12:22: Und dann, er hat keine Ahnung, warum ich jetzt auf dem Weg nach Washington bin,
00:12:26: aber es hat sicherlich nichts mit einer Waffenruhe zu tun, schrieb Trump da weiter.
00:12:31: Es geht um etwas viel größeres als das, ob nun absichtlich oder nicht,
00:12:37: aber Macron liege immer falsch und dann "Stay tuned", also da weißt du Bescheid.
00:12:43: Ja, oder eben auch gar nicht, weil mein Gefühl ist, dass die Tatsache,
00:12:50: dass Trump noch kurz vor dem Beginn der Angriffe eben die Verhandlungen als Seuche gelobt hat,
00:12:55: das wurde auch im Nachhinein so ein bisschen als ein "Good Corp, bad Corp"-Spiel ausgelegt,
00:13:00: als sei das alles geplant gewesen.
00:13:02: Ich kann mir bei Leibe nicht vorstellen, dass man den US-Präsident sehr frühzeitig
00:13:06: in sehr konkrete Angriffspläne eingeweiht hat und erwartet, dass das dann nirgendwo rauszickert.
00:13:11: Selbst Israel, meinst du, würde das nicht tun, dass es den amerikanischen Präsidenten,
00:13:17: obwohl doch Netanyahu und er so dicke sein sollen, informiert?
00:13:21: Naja, also zwei Sachen. Zum einen war Präsident Trump auch nicht ganz dicke
00:13:26: mit Premierminister Netanyahu, als er während einer Pressekonferenz verkündet hat,
00:13:30: dass er jetzt Nuklearverhandlungen mit Iran beginnt. Das davon war Netanyahu überrumpelt.
00:13:35: Und das andere Beispiel ist etwas kleinteiliger. Aber im vergangenen Herbst gab es ja diese Angriffe
00:13:41: von Israel noch mal auf Iran, die zuvor gelegt wurden. Am Ende weiß man durch ein CIA-Mitarbeiter,
00:13:46: der dann auch festgenommen wurde. Aber es war sozusagen für die Amerikaner mehr als peinlich,
00:13:55: dass das, was ihre israelischen Verbündeten ihnen anvertraut hatten, in den eigenen Reihen
00:14:00: durchgesickert ist. Also das große Leck muss nicht mal der Präsident an der Spitze sein,
00:14:05: das Leck kann auch woanders sein. Ich denke schon, dass die Israelis die Vorbereitung,
00:14:09: die sie da hineingesteckt haben, unter größter Geheimhaltung haben, also vorgenommen haben.
00:14:14: Und dass das eben halt auch bedeutet, dass man nicht über Wochen hinweg eine Show gewissermaßen
00:14:21: aufbauen kann, in der dann der US-Präsident eine Rolle spielt. Also das würde er sich wahrscheinlich
00:14:26: auch nicht gefallen lassen. Nein, also mir scheint es ein bisschen um ein nachträgliches
00:14:31: Rationalisieren zu gehen. Und das kann ich mir eben auch jetzt vorstellen bei der Abreise des
00:14:36: Gipfels. Natürlich hat der US-Präsident dringende Dinge zu tun. Das haben die anderen Staatschefs
00:14:41: auch. Die hat sich nun darauf geeinigt, zwei Tage lang in Kanada zu bleiben. Er macht das nicht
00:14:45: mit. Er macht sein eigenes Ding und lässt sich natürlich auch nicht von seinem Amtskollegen
00:14:49: Macron vorschreiben, was er denn jetzt täte. Insofern auch das ist sozusagen ein In-Style,
00:14:55: also so ist er halt. Und so schießt er dann eben zurück auf sozialen Medien. Er sagt dann,
00:15:00: es geht um etwas viel größeres als das. Das hat natürlich vermuten lassen oder die Spekulation
00:15:10: angestoßen, dass sich die USA doch in diesen, wie sie sagen, Krieg hineinziehen lassen. Halten
00:15:19: Sie das für wahrscheinlich? Also für wahrscheinlich halte ich es aktuell nicht. Das widerspricht dem,
00:15:25: was wir bisher wissen. Die USA haben kein Interesse daran, weiter in oder tiefer in den
00:15:30: Nahen Osten kriegerisch hineingezogen zu werden. Die Zeichen standen auf Zusammenarbeit mit den
00:15:35: arabischen Staaten. Es ging darum, einen Abkommen zwischen Saudi-Arabien und Israel zu verhandeln,
00:15:40: gegenseitige Anerkennung. Und da war sozusagen die Verhandlung, die jetzt zum Tehraner Nukleaprogramm
00:15:46: stattgefunden haben, war eine Seitenaktivität, die aber ein essenzieller Bestandteil war,
00:15:51: hier Ruhe reinzubringen, damit sich die USA eben auf andere Dinge, Konflikt mit China und Ähnliches
00:15:57: konzentrieren können. Also jetzt aus der Situation heraus, die Netanyahu geschaffen hat durch die
00:16:03: Angriffe, dieses ganze langfristige Arrangement über den Haufen zu werfen und zu sagen, jetzt
00:16:08: gehen wir all in, jetzt stürzen wir das Regime in Tehran. Das, wie gesagt, es ist leider nicht
00:16:13: ausgeschlossen, aber für Wahrscheinlichheit ist es tatsächlich nicht. Noch mal gesagt, eigentlich
00:16:18: wollten die USA und Iran am zurückliegenden Wochenende über ein neues Atomabkommen verhandeln. Und
00:16:25: statt dieses Treffen abzuwarten, was eben am Sonntag hätte stattfinden sollen, hat Netanyahu
00:16:31: am Freitag Iran angreifen lassen. Das will ich nochmal einmal verstehen. Er macht das um einen
00:16:38: WR-Sag, das will ich später mit Ihnen noch genauer anschauen, Präventivschlag gegen das iranische
00:16:43: Atomprogramm zu führen. Dass das aber nicht zwei Tage noch Zeit hatte, also hat das einen
00:16:51: veritablen Hintergrund oder war es ein Affront gegen Trump? Oder ist es die perfekte Tarnung gewesen,
00:16:57: dass die USA und Iran doch zu verhandeln schienen und dann passiert halt nichts?
00:17:03: Also da bewegen wir uns ein bisschen auf dem Eis der Spekulation. Das ist klar. In einigen
00:17:10: Jahren wird man dann vielleicht mehr wissen. Also je nach Blick auf den Konflikt bieten sich
00:17:15: unterschiedliche Lesarten an. Also das eine wäre, Sie haben es gesagt, ein Affront gegenüber Trump,
00:17:19: gerade weil Trump ja auch zuvor, das hatte ich schon erwähnt, Netanyahu überrumpelt hatte mit
00:17:25: der Entscheidung überhaupt in diese Verhandlungen einzusteigen. Das war etwas, was gegen den
00:17:30: Willen Netanyahu war. Netanyahu war eigentlich der Meinung, jetzt, wo Trump wieder ins Amt gekommen
00:17:34: ist, könnte man mittelfristig auf diesen Militärschlag hinarbeiten. Das war sozusagen ein
00:17:40: Affront gegenüber Netanyahu. Vielleicht war das jetzt Payback Time. Umgekehrt könnte man auch
00:17:45: spekulieren, dass dieses Ergebnis, was es vielleicht dann mit dieser Verhandlungsrunde und der
00:17:51: darauf folgenden gegeben hätte, das war ja nicht in Netanyahu's Sinne. Er wollte kein,
00:17:56: wie auch immer geartetes, diplomatisches Abkommen mit Tehran, sondern er wollte diese Bedrohung,
00:18:01: so wie Israel sie sieht, ein für alle mal beseitigen. Das heißt, vielleicht hat er prämtiv
00:18:07: diesen Schlag ausgeführt, damit es zu keiner diplomatischen Lösung kommt, damit Israel eben
00:18:12: seine Vormachtsstellung in der Region ausbauen kann. Und es ist ja nun für alle offensichtlich
00:18:16: über die vergangenen Jahre geworden, dass eben militärisch Israel dominiert, seine Gegner
00:18:22: nach und nach ausschalten kann und eben mit sehr komplexen Geheimdienstoperationen tief in den
00:18:27: Iran hinein gelangt. Das sind sozusagen Dinge, die, wie gesagt, unterschiedliche Lesarten sind,
00:18:32: die dritte Möglichkeit. Israel hat Geheimdiensterkennnisse, von denen wir noch nichts wissen. Die
00:18:37: bedeuten, dass der Bau der Atombombe kurz bevorstand. Im Bereich des möglichen Jahr,
00:18:42: im Bereich des Wahrscheinlichen, davon nein, weil davon hätte man mehr mitbekommen. Aber das ist
00:18:47: ja genau das, worauf sein Argument aufbaut, dass es notwendig war, um eine direkte Gefahr abzuwehren.
00:18:53: Das wäre zumindest eine Option, die man zulassen und erörtern muss, aber wo man dann auf aktuellem,
00:18:59: auf Basis aktueller Fakten das nicht so zustimmen kann. Überall wird jetzt spekuliert oder aber
00:19:06: auch analysiert, warum Donald Trump nun abgereist ist, wofür es steht, ob es ein gutes Zeichen ist,
00:19:14: weil er sich kümmert oder ob es ein düsteres Szenario erahnen lässt. Nämlich, dass sich die
00:19:22: USA in diese Auseinandersetzung doch mit hineinziehen lassen. Darauf hat dann auch gedeutet, dass die
00:19:28: USA einen Flugzeugträger von Vietnam aus in Richtung Nahe Osten verlegt haben. Pete Hexeth hat
00:19:34: das mittlerweile, also der Verteidigungsminister, auch auf X bestätigt. Man entsendet zusätzliche
00:19:40: militärische Ressourcen, um die US- Streitkräfte zu schützen und Zitat unsere Verteidigungsposition
00:19:47: in der Region zu stärken. Würde es Israel denn helfen, wenn sich die USA stärker engagierten?
00:19:55: Es würde tatsächlich die Aufgabe, die sich Israel, die sich die Regierung Netanyahu gestellt hat,
00:20:01: erleichtern, wenn wir noch mal zurückgehen zu dem, was er gesagt hat, was er tun will,
00:20:05: dass iranische Nuklearprogrammen ausschalten, die Gefahr, die davon ausgeht. Das ist in letzter
00:20:11: Konsequenz wahrscheinlich nur mit amerikanischen Militär möglich. Es geht da verschiedene Nuklearanlagen
00:20:17: in Iran. Einige von denen hat Israel bereits auch bombardiert, vermutlich zumindest in Teilen
00:20:23: zerstört. Die Aranen-Reicherungsanlage in Natanz ist sozusagen einer der prominenteren Fälle.
00:20:28: Es gibt aber auch eine Anreicherungsanlage in Fordotiv im Berg. Und es ist sozusagen eine
00:20:34: Anlage, bei der man davon ausgeht, dass sie nur mit bunkerbrechenden Bomben, die über die nur
00:20:40: die Amerikaner verfügen, dass nur die dazu geeignet wären, diese Anlage wirklich zu treffen. Das
00:20:46: heißt, es kann auch ein Teil des Kalküls von Netanyahu sein, diesen Krieg, für den er vielleicht
00:20:52: eine Art grünes Licht, gelbes Licht der Amerikaner bekommen hat. Wenn du meinst, du musst das jetzt
00:20:57: machen, dann stehen wir den nicht im Wege, aber halt uns daraus, dass er trotzdem diesen Konflikt
00:21:02: beginnt, aber darauf spekuliert, dass die Amerikaner ab einem gewissen Zeitpunkt dann eintreten, um
00:21:08: diesen to finish the job, um das dann auch wirklich zu Ende zu bringen. Das wäre sozusagen das eine
00:21:13: Szenario. Das andere ist, wenn eben tatsächlich Iran in seinen Angriffen auf Israel durchdringt,
00:21:20: gewissermaßen eine große Zerstörung, auch tot oder der Zivilbevölkerung in Israel erzielen kann,
00:21:29: dass das ein Grund wäre, in dem Moment, wo eben tatsächlich Israel bedroht, nicht nur bedroht ist,
00:21:34: sondern angegriffen ist, dass das dann das Momentum ist, wo beispielsweise innerhalb der
00:21:40: Washingtoner politischen Klasse gesagt wird, wir müssen jetzt Israel beistehen. Iran ist einfach
00:21:45: in Anführungszeichen zu erfolgreich in seiner Verteidigung. Das können wir jetzt nicht länger
00:21:50: mit ansehen. Das wäre auch ein Moment, wo dann ein mit einem Eintritt der Amerikaner zu rechnen ist,
00:21:55: oder natürlich, dass eben Iran seinerseits sagt, wir greifen jetzt auch amerikanische Ziele in der
00:22:01: Region an. Also es gab ja die Andeutung dieses, wie wir jetzt nach hinein wissen, des israelischen
00:22:07: Angriffes durch den Abzug von Personal der Amerikaner an bestimmten Standorten, Botschaft
00:22:12: Bagdad und andere diplomatische Einrichtungen in der Region. Das deutete ja dann darauf hin,
00:22:17: dass was passiert. Das ist etwas, was aus Sicht der Iraner immer auch eine Option war. Es gab
00:22:24: sie bereits eine Vergangenheit, Angriffe auf US-Einrichtungen. Im aktuellen Kontext müsste
00:22:30: man dann aber mit einer massiven Intervention der Amerikaner rechnen. Und ob das im Interesse der
00:22:35: Iranere ist, das ist einfach mal dahingestellt. Der Bundeskanzler hat noch aus Kanada gesagt,
00:22:40: man wisse nicht, was die USA vorhaben. Also entweder weiß er es auch nicht oder hat es nicht
00:22:45: gesagt. Außenminister Badefuhl hat gesagt, errechnen nicht damit, dass sich die USA aktiv
00:22:51: einschalten. Es sei denn, und das ist ihr Punkt, es sei denn, es würden nur S-Einrichtungen angegriffen,
00:22:58: dann würden sich die USA gewissverteidigen, Zitat insofern sollten die Iraner vorsichtig sein,
00:23:04: das ist ihnen auch gesagt worden. Noch mal geschaut auf die aktuelle Lage. Was ist da passiert?
00:23:10: Seit Freitag ist ja noch gar nicht so lange, weil man kommt kaum hinterher, muss man sagen. Und
00:23:14: ohnehin ist es schwer zu sagen, weil sich kaum unabhängig nachprüfen lässt, wer da nun wie so
00:23:20: was wie eine Wahrheit sagt, die ja sowieso im Krieg, wie wir wissen, immer das erste Opfer ist.
00:23:26: Es gibt seit Freitag Raketenbeschuss. Laut Medienberichten soll Israel die Atomanlagen in
00:23:32: Natanz und Isfahan mit Sicherheit unmöglicherweise, die in Fordo getroffen haben. Die internationale
00:23:39: Atomenergiebehörde sagt, ja ja, schon getroffen, aber nicht zerstört, weil dafür werden eben
00:23:45: diese sehr starken, bunkerbrechenden Bomben fehlen und die hat Israel nicht. Außerdem soll Israel
00:23:52: Raketen- und Luftabwehrsysteme getroffen haben, Militärbasen und Waffendepots, Öl- und Gasanlagen.
00:23:58: Auch der iranische Staatssender wurde getroffen. Das haben wir freilich alle gesehen. Es gab diese
00:24:03: Ansagerin, die sagt noch was und im Hintergrund schlägt ein Geschoss ein. Sie läuft aus dem Bild.
00:24:08: Der Staatssender hat seinen Betrieb inzwischen aber auch schon wieder aufgenommen. Israel will
00:24:13: zudem mehrere Generäle und Nuklearwissenschaftler getötet haben, was Iran zum Teil auch bestätigt
00:24:19: hat. Und stand gestern gab es im Iran wiederum nach deren Angaben wohl 224 Tote und auch 1000
00:24:28: Verletzte. Iran hat mit massiven Raketenbeschuss geantwortet. Auch dabei sind in Israel schon
00:24:35: viele Menschen getötet worden. Zum Teil waren die sogar in den Schutzräumen und in den Bunkern
00:24:39: und sind dort trotzdem getroffen worden. Also auf jeden Fall ein großes Leid, was verursacht
00:24:47: worden ist. Warum hat die Regierung Netanyahu denn mutmaßlich willkommen drauf zurück,
00:24:52: was wir eben schon mal angesprochen hatten, jetzt angegriffen? Also die einfache Antwort wäre,
00:24:59: weil jetzt sich die Gelegenheit geboten hat. Und das kann viele Gründe haben. Also etwas
00:25:06: mittelfristiger gesprochen. Die Angriffe, die zwischen Iran und Israel im vergangenen Jahr
00:25:10: erfolgt sind. Da hat die israelische Seite es eben schon bereits vermocht, die israelische
00:25:17: Luftabwehr auszuschalten. Man sprach davon, man habe eine freie Straße bis in den Iran hinein.
00:25:23: Und das ist eben ein Fenster der Gelegenheit. Das ist auch die Wortwahl der Israelis gewesen.
00:25:30: Das ist ein Fenster der Gelegenheit, biete ein für alle mal mit dem iranischen Atomprogramm
00:25:35: Schluss zu machen. Dieses Fenster der Gelegenheit bot sich jetzt aufgrund dieses Schlagabthaus im
00:25:41: vergangenen Jahr, aber natürlich auch nochmal einen Schritt zurück. Die Bekämpfung der Hezbollah
00:25:46: im Libanon. Die Hezbollah, die ja eben auch von Iran gegründet wurde nach dem Einmarsch
00:25:53: Israels in den Libanon 1982 und immer aufgebaut wurde als eine Art Rückversicherung für genau
00:25:59: diesen Fall. Für den Fall, dass Israel die iranischen Atomanlagen angreifen würde,
00:26:04: dann sollte die Hezbollah mit ungefähr über 100.000 Raketen, die sie damals hatten,
00:26:09: eine Bedrohung für Israel darstellen, damit Israel eigentlich abgeschreckt wird von diesem Angriff.
00:26:16: Israel hat erst die Hezbollah ausgeschaltet, hat dann den Weg frei gemacht und deren Chef
00:26:22: Nasrallah genau. In einer ähnlich ambitionierten und auch ausgeklügelten Geheimdienstoperation,
00:26:29: die Führungsschichten der Hezbollah, das ist die Sache mit den Pageln gewesen. Auch da ging es
00:26:35: ja um Infiltration und eine lange Vorbereitung einer solchen Aktion. Also dieses Modell hat dafür
00:26:42: gesorgt, dass die Rückversicherung Tehrans beseitigt war. Dann hat man gewissermaßen die
00:26:47: Straße frei gemacht nach Tehran, durch das Ausschalten der Luftabwehr in den kurzen
00:26:54: Auseinandersetzungen im vergangenen Jahr. Und jetzt gab es diese Gelegenheit. Und noch mal,
00:26:58: wir müssen davon ausgehen, dass das Netanyahu mit dem Amtsantritt Trumps dachte, jetzt ist der
00:27:04: Punkt gekommen, wo ich das, was ich seit Jahrzehnten sage, Iran ist eine Bedrohung, das iranische
00:27:10: Nuklearprogramm kann Israel nicht dulden. Zur Not müssen wir militärisch vorgehen,
00:27:14: wo ich das in die Praxis umsetzen kann. Und deshalb war der Schock vermutlich dann eben auch
00:27:19: groß, als Trump gesagt hat, jetzt verhandle ich mit den Iranern. Das war damals, also zehn Jahre
00:27:24: zurück, als unter Obama die Verhandlungen begonnen wurden für den, was dann der der Nukleardeal
00:27:30: wurde von 2015. Das waren ja Geheimgespräche. Da haben der hochrangige Diplomaten, Fachleute
00:27:36: für Nuklearfragen und andere in den Omanen ursprünglich geschickt, wo sie mit den Iranern
00:27:41: sprachen und wo über am Endeffekt Jahre das vorbereitet wurde und verhandelt wurde. Das meint
00:27:47: Trump jetzt in kürzerer Zeit mit einem, sagen wir in Nuklearfragen, nicht erfahrenen Freund,
00:27:53: den er aus den New Yorker Immobilien tagen kennt. Mit dem wollte er das jetzt verhandeln. Und das,
00:28:01: also das Wort Afran hatten wir schon verwendet, aber es ist natürlich ein doppelter Afran,
00:28:05: weil auch Netanyahu weiß, da kann nicht viel dabei rauskommen. Das Ergebnis wird nicht sein,
00:28:10: dass Israel sich danach nicht mehr bedroht fühlt. Und deshalb nochmal hat er dann wahrscheinlich
00:28:16: gesagt, ich will gar nicht über Wetter oder ähnliches spekulieren, Vollmond und dergleichen.
00:28:21: Aber natürlich kann man dann sagen, es gibt für solche militärischen Operationen eine
00:28:25: Gelegenheit, die ist jetzt oder die ist dann erst wieder in einigen Monaten und dann wird
00:28:29: so eine Entscheidung getroffen. Israel behauptet, der Angriff sei ein Präventivschlag gegen das
00:28:35: iranische Atomprogramm gewesen. Man habe Iran zu vorkommen wollen, denn Iran sei mit dem
00:28:40: Bau einer Atombombe gefährlich weit gekommen. Das Atomprogramm stelle eine existenzielle
00:28:45: Bedrohung für Israel da, kurzum die Angriffe waren und sind ein Akt der Selbstverteidigung. So
00:28:51: möchte Israel das bitte weltweit verstanden wissen. Und so wird auch dort argumentiert. Sie
00:28:57: seien mithin völkerrechtlich gedeckt. Das überzeugt längst nicht alle, um es vorsichtig
00:29:02: zu sagen. Überzeugt es Sie? Das überzeugt mich auch nicht. Das hat auch damit zu tun. Also ganz
00:29:08: direkt angefangen mit dem Statement von Netanyahu, indem er verkündet hat, warum Israel diesen
00:29:13: Präventivschlag ausführen musste. Da spricht er selber davon, dass Iran womöglich ein Jahr,
00:29:20: womöglich einige Monate von der Bombe entfernt sei. Das sind seine Worte. Die decken sich auch in
00:29:26: etwa mit dem, was man gemeinhin von dem iranischen Atomprogramm weiß. Das alleine lässt schon nicht
00:29:32: erkennen, dass es eine unmittelbare Gefahr gab. Dass Iran nicht kurz davorstand, die Atombombe zu
00:29:38: erwerben, dann kann man noch darüber spekulieren, welcher Staat sie denn überhaupt kaum, dass
00:29:43: sie erworben hat, sofort einsetzt, um danach sich selbst der Vernichtungpreis zu geben. Aber
00:29:48: bleiben wir bei den Fakten das, was wir wissen. Und da geht es eben darum, dass Iran von diesen
00:29:55: Schritten noch entfernt war. Es gab, das sei auch gesagt, es gab eben in der jüngsten Vergangenheit
00:30:00: verstwerkte Bemühungen Iran, was das Anreichern von Iran betrifft, was die Experimentierung mit
00:30:08: Trägeraketen oder Trägersystemen betrifft. Also die Vorbereitung, noch mal, Aktivitäten,
00:30:15: die auf Vorbereitung zu diesem Schritt hindeuten, die gibt es durchaus. Deshalb war auch die
00:30:20: internationaler Atomenergieorganisation, IAIO, sehr besorgt in ihrem jüngsten Bericht. Noch mal,
00:30:25: gleichwohl, der US-Geheimdienst hat gerade erst im März noch mal festgestellt, dass Iran die
00:30:30: Entscheidung, eine Bombe zu bauen, nicht getroffen habe. Also im März sagen die Amerikaner, wir
00:30:36: können noch nicht erkennen, dass eine Entscheidung getroffen ist. Und Netanyahu selber spricht davon,
00:30:41: dass es noch womöglich ein Jahr, einige Monate dauern könnte. Also da kann ich einfach nicht
00:30:46: sehen, dass das jetzt unmittelbar bevorstand. Sie haben auch schon gesagt, man hätte doch
00:30:50: wenigstens auch das Verhandlungsergebnis abwarten können. Also wenn dann die Verhandlungen
00:30:53: gescheitert sind, dann wäre das doch vielleicht plausibler gewesen. Gut, bei einem Scheitern
00:30:59: der Verhandlungen hätte vielleicht auch Iran dann mehr damit gerechnet, dass jetzt Israel eingreift.
00:31:03: Also da wollte natürlich Netanyahu sich dieses Überraschungsmoment nicht nehmen lassen.
00:31:07: Es wäre also, muss man sagen, ein sehr, sehr verfrühter Präventivschlag gewesen, wenn es denn
00:31:13: einer war. Und dazu passt da auch was Kai Amboß gesagt hat, Professor für Völkerrecht an der
00:31:19: Universität Göttingen zur Frage, ob das denn nun völkerrechtlich gedeckt sei. Und er sagt,
00:31:24: Zitat, wenn wir die Schwelle für Selbstverteidigung immer weiter nach vorne verlagern, wird das
00:31:29: Gewaltverbot eine fundamentalen Norm des Völkerrechts praktisch bedeutungslos. Das hat
00:31:36: der Frankfurter allgemeinen Zeitung gesagt und das hat mich überzeugt. Also sie führen es genauso
00:31:43: aus und messen es sogar in den Worten von Netanyahu selbst, der gesagt hat, da ist noch Zeit im Raum.
00:31:50: Allerdings auch das will ich sagen, die Einschätzung der internationalen Atomenergiebehörde geht
00:31:56: schon so, dass Iran inzwischen im Besitz von Oran ist, das auf 60 Prozent angereichert ist und für
00:32:03: eine Atomwaffe müssten man es auf 90 Prozent anreichern. Nun bin ich überhaupt keine Expertin in
00:32:09: den Seuchen fragen. Aber die Kolleg*innen von Tagesschau 24 haben ein Interview gemacht mit einem
00:32:17: Professor für angewandte Radiochemie mit Georg Steinhauser von der TU in Wien. Und der hat
00:32:22: gesagt, man glaubt immer mit 60 Prozent ist man noch ein gutes Stück von den 90 Prozent entfernt,
00:32:28: die man braucht. Das hätte ich jetzt auch gedacht, aber das ist nicht so, sagt Herr Steinhauser. Die
00:32:33: Oran-Anreicherung ist kein linearer Prozess und er führt dann aus, dass der Aufwand und die Mühe und
00:32:39: die Zeit, die man hineinstecken muss, bis zu den 60 Prozent zu kommen. Also was am Beginn des
00:32:45: ganzen Prozesses liegt, das dauere sehr lang und dann sagt er den Satz, von 60 Prozent auf 90
00:32:51: Prozent geht's dann sehr rasch. Das ist förmlich nur noch ein Katzensprung. Also hätte Israel das
00:32:58: denn gleichsam sehenden Auges noch lange abwarten sollen? Diese Entscheidung muss Israel für sich
00:33:05: selber getroffen und hat es offensichtlich für sich selber getroffen. Es ist keine Frage. Iran hat
00:33:11: keinen Grund, keinen erkennbaren, keinen plausiblen, keinen zivilen Grund für diese massive Anreichung
00:33:17: von bis zu 60 Prozent. Das hat eben auch alle beunruhigt. Das hat auch die Europäer beunruhigt,
00:33:22: die ja mit dem, was immer noch von diesem Nukleardil von 2015 übrig geblieben ist,
00:33:27: ja weiterhin daran engagiert sind, Iran hier zum Einhalten der Regeln zu bewegen. Da gibt es
00:33:34: sozusagen kaum Fragen, die da wirklich offen bleiben, was sozusagen die Nutzbarkeit dieser 60
00:33:43: Prozent angereicherten Uranmenge betrifft. Eine gleichermaßen plausible Erklärung für diese
00:33:50: 60 Prozent ist, dass Iran auf diese Weise wie in der Vergangenheit auch immer wieder Verhandlungsmasse
00:33:55: geschaffen hat. Dass eben aus iranischer Sicht Schritte gegangen wurden, die es später sich in
00:34:03: Verhandlungen, wenn es dann zu einem Kompromiss kommen sollte, wieder wegverhandeln lassen konnte.
00:34:07: Das haben wir in der Vergangenheit auch gesehen. Also ganz kurz zu diesen Prozentzahlen. Bei etwas
00:34:13: mehr als 3 Prozent Anreichung ist das, was man braucht, um einen zivilen Reaktor, also ein
00:34:18: Energiereaktor zu betreiben. 20 Prozent ist das, was in Forschungsreaktoren verwendet wird,
00:34:23: unter anderem aber auch für medizinische, also nuklearmedizinische Anwendung. 60 Prozent,
00:34:30: da wäre man dann bei einem nuklearangetriebenen U-Boot. Das hat Iran nicht. Und 90 Prozent ist
00:34:35: eben das waffenfähige Uran, was man braucht für eine Atombombe. Also unter dem Deal von
00:34:42: 2015 war Iran überhaupt nur die 3,5 Prozent zugesagt. Donald Trump ist 2018 aus diesen
00:34:49: Deal ausgestiegen. Seitdem hat Iran dann die Anreicherung auch hochgefahren. Warum? Das wäre
00:34:54: mein Punkt, weil sie am Ende sich das auch wieder wegverhandeln lassen wollten, damit die Sanktionen
00:34:59: aufgehoben werden, damit man wieder zurückkommt zu dem Stadium, wo sie eine Infrastruktur, eine
00:35:04: nukleare Infrastruktur haben, vorgeblich also um den Boucher, den Energiereaktor zu betreiben,
00:35:11: um medizinische Forschung zu betreiben, potenziell auch um etwas in der Hinterhand zu halten,
00:35:17: um dann in Richtung einer Bombe zu gehen. Jeder Staat, der ein funktionierendes Atomenergieprogramm
00:35:24: hat mit eigener Anreicherung plus ein gewisses Maß an Militärtechnologie, ist grundsätzlich
00:35:29: in der Lage, eine Atombombe zu bauen. Da ist sozusagen Iran nicht anders als andere Staaten,
00:35:34: die diese Fähigkeiten besitzen, aber Iran ist natürlich der Staat, dem misstraut wird und
00:35:39: zumal aus von Israel. Also diese Konstellation ist das, was wahrscheinlich Iran vorschwebte,
00:35:45: dass man wieder zurückgehen kann zu einem Stadium, wo sie dieses Mindestmaß an eigener
00:35:50: Infrastruktur haben, Anreicherung im eigenen Land betreiben können, aber sich durchaus an die
00:35:56: Regeln halten, die ihnen da von der IAEO und der Atomenergiebehörde aufgegeben wurden oder
00:36:01: beziehungsweise die in diesem Nukleardil mit drin steckten. Da haben sie sich dann aber
00:36:05: offensichtlich dahingehend verkalkuliert, dass eben das, was sie an 60 Prozent angereichert haben,
00:36:11: jetzt mit Begründung ist für Israel, für diesen Militärschlag. Aber es ist verständlich dann,
00:36:19: wenn man sagt, Iran sieht sich mit dem Rücken zur Wand. Sie haben das ja vorhin alles beschrieben,
00:36:25: wir waren schon dabei, dass die Hezbollah längst nicht mehr die Stärke hat, praktisch nicht
00:36:32: mehr existiert, jedenfalls nicht diese Aufgabe übernehmen kann, die ihr mal zugedacht war,
00:36:37: dass auch der in diesem Schlagabtausch, den sie so genannt haben, im vergangenen Jahr ja auch
00:36:44: der Hamaschef Ismail Haniye mit einem gezielten Angriff getötet worden ist und zwar in Tehran,
00:36:51: so dass klar wurde, Iran spielt eher keine Rolle mehr, es kaum noch ernst zu nehmen und dann blieb
00:36:59: doch das Einzige, die Arbeit an der Atombombe, von der sie aber nicht denken, dass sie Iran
00:37:05: eingesetzt hat? Habe ich das eben richtig verstanden? Noch nicht mal sich dazu entschieden hat, sie zu
00:37:11: bauen. Das war sozusagen die die letzten im früher veröffentlichen Geheimdiensterkenntnisse der
00:37:17: USA, dass Iran diese Entscheidung noch nicht einmal getroffen hat. Aber wenn das so wäre,
00:37:21: dann kann man keinen Präventivschlag begründen, oder? Es fällt mir schwer, die Begründung dafür
00:37:27: zu sehen. Wie gesagt, es gibt andere Gründe vermutlich, die dann für Israel eine Rolle
00:37:32: gespielt haben, die Gelegenheit, die sich geboten hat. Also das ist aber völkerrechtlich nicht
00:37:38: gedeckt, dass sich eine Gelegenheit bietet. Das ist ganz sicher nicht vom völkerrecht gedeckt,
00:37:42: nein, aber es ist eben auch ein, ich will das nicht zu sehr psychologisieren, aber es ist eben
00:37:47: auch ein Mantra von Benjamin Netanyahu, seit Jahrzehnten davon zu reden, dass Iran diese
00:37:52: Atombombe erwerben kann und wird und damit eben Israel bedroht. Dass Iran seit der Gründung
00:38:00: der islamischen Republik Israel bedroht, ist keine Frage. Das sozusagen Staatsdoktrin auch in Iran,
00:38:07: das ist mit in dem Gewebe der islamischen Republik mit aufgenommen, diese Feinde
00:38:13: mit Israel. Deshalb gibt es ja einen plausiblen Hintergrund für diese Befürchtung. Das ist
00:38:18: überhaupt keine Frage. Gleichzeitig ist es sozusagen die vehemenz, mit der dann jemand
00:38:25: wie Netanyahu immer wieder auf diese Bombe verwiesen hat, egal wo in der Welt wir uns
00:38:30: gerade befanden. In welchem Schritt des Atomprogramms die Iraner sich befanden, ob sie schon selber
00:38:34: angereichert haben oder noch nicht, ob sie die Anreicherung unter internationaler Aufsicht
00:38:39: stattfand oder nicht, ob es einen Atomdeal gab oder nicht, es war sozusagen die Bedrohung,
00:38:44: war immer existenziell aus Sicht Netanyahu. Und dass er jetzt, wenn sich diese Gelegenheit
00:38:49: bietet und nach allem was wir wissen, hat er die, so zu sagen, realistisch jetzt so
00:38:54: gesehen, dass er dann sagt, das ist das, wofür ich stehen will. Ich bin derjenige,
00:39:00: ich will der israelische Premier sein, der mit den Feinden um uns herum aufräumt, also
00:39:05: den 7. Oktober, den Terroranschlag der Hamas, den hat er zwar zu verantworten, aber was
00:39:10: er danach gemacht hat, ist, die Hamas zu dezimieren, nicht ganz zu beseitigen, aber eben durch
00:39:17: das Vorgehen im Gaserstreifen dafür zu sorgen, dass sie zumindest für den Moment keine Gefahr
00:39:21: mehr darstellt. Er hat das Gleiche mit der Hezbollah gemacht und jetzt geht er eben
00:39:25: zu Iran über. Also ich glaube, da spielt tatsächlich die Idee, die ihn da offensichtlich
00:39:31: schon lange umtreibt, hier gewissermaßen Fakten zu schaffen, die Israel auf Dauer
00:39:36: sicherer machen sollen, das scheint doch ein treibender Faktor zu sein.
00:39:40: Sie hatten jetzt gerade, glaube ich, gesagt, er hat den Terroranschlag der Hamas zu verantworten,
00:39:46: sie meinten aber damit, er hat Israel nicht schützen können.
00:39:49: Genau, also wenn das falsch ausgedrückt war, er hat es so unter seiner Premier, unter seiner
00:39:56: Führerschaft, unter seiner Premierminister, ist dieser Anschlag passiert. Da kann man
00:40:04: in die Details gehen, was womögliche Versäumnisse waren, die ihm auch persönlich anzurechnen
00:40:08: sind. Das wäre eine Debatte, die in Israel geführt werden muss und die ja auch zum
00:40:12: Teil schon sehr stark geführt wurde. Deshalb will ich darauf nicht eingehen. Aber die Tatsache,
00:40:17: dass er, der als Mister Security sich selber bezeichnet hat, dass unter seiner Führung
00:40:23: dieser Anschlag der Hamas möglich war, das wird ihm ja angerechnet. Nichts anderes wollte
00:40:28: ich sagen. Warum darf Iran eigentlich keine Atombombe haben?
00:40:31: Weil Iran in Mitglied im Atomwaffen-Sperrvertrag ist und der Atomwaffen-Sperrvertrag lässt
00:40:37: nur den fünf anerkannten Atomen mächten, was zufälligerweise nebenbei auch die fünf
00:40:44: Sicherheitsratsmitglieder mit ständigem Sitz sind. Nur diese fünf dürfen ein Atombombe
00:40:49: haben, alle anderen Unterzeichner des Atomwaffen-Sperrvertrags dürfen das nicht haben.
00:40:53: Das ist sozusagen ein freiwilliges Zugeständnis, was fast alle Staaten der Welt gemacht haben.
00:40:58: Sie haben ja, wir haben es schon angesprochen, von 2011 bis 2013 in Tehran gelebt und ich
00:41:06: las gestern ein Artikel darüber, dass, ich weiß nicht, ob Sie das da auch so gehört
00:41:10: und wahrgenommen haben, dass sich durchaus Iraner*innen fragen, warum darf Iran eigentlich
00:41:16: keine Atombombe bauen? Ja, genau, man hat den Atomwaffen-Sperrvertrag unterschrieben.
00:41:21: Da könnte man dann rückwirkend aussagen, hätten wir lieber normal nicht gemacht.
00:41:24: Denn warum genau darf der Westen bestimmen oder dürfen diese fünf Mächte Russland zählt
00:41:30: dazu auch China? Warum dürfen die bestimmen, wer eine Atombombe haben darf und wer nicht?
00:41:36: Wird das immer noch diskutiert? Also die Diskussion ist ja grundlegend eine globale,
00:41:43: wenn Sie so wollen. Es betrifft nicht nur den Iran und eben tatsächlich auch nicht nur
00:41:47: den Westen, der bestimmt. Das sind die fünf Atommächte, die Atomwaffen haben. Die
00:41:51: bestimmen faktisch, dass alle anderen das nicht dürfen. Dagegen haben sich ja schon einige Staaten
00:41:56: gewährt. Indien, Pakistan haben Atomwaffen erworben außerhalb des Atomwaffen-Sperrvertrags.
00:42:03: Israel auch sagt es nicht. Deshalb ist es sozusagen ein bisschen ein Sonderfall, aber
00:42:10: nach allem, was wir wissen hat Israel diese Waffen eben schon länger, ist auch kein Mitglied
00:42:15: im Atomwaffen-Sperrvertrag. Und dann gibt es den Fall Nordkorea, die waren im Atomwaffen-Sperrvertrag
00:42:21: und sind dann ausgetreten und haben dann die Bombe entwickelt. Das heißt, die Frage
00:42:25: nach dieser, es gibt in diesem Zusammenhang zumal etwas unschönen Begriff der nuklearen
00:42:30: "Apartheid", also die "Haves" und die "Haves Nots", die Staaten, die über Atomwaffen
00:42:35: verfügen dürfen und die, die alle anderen, die das nicht dürfen, das sorgt für Kritik.
00:42:40: Also in Indien beispielsweise hat sich eben nicht sagen lassen, ihr dürft diese Waffe
00:42:44: nicht haben, sondern hat sie dann eben erworben, Pakistan genauso. Es gibt auch eine Verbindung
00:42:50: von Pakistan zu Iran, was die Ursprünge des iranischen Atomprogramms betrifft, aber
00:42:54: das ist sozusagen Vorgeschichte. Was aber wichtig ist, ist, dass immer wieder in unterschiedlichen
00:42:59: Ländern diese Frage gestellt wird, warum dürfen wir nicht, warum dürfen alle anderen.
00:43:03: Solange sich fast alle anderen daran halten, kann man eben auch genügend Druck aufbauen
00:43:08: und sagen, das ist immer noch der gemeinsame Konsens, das ist der gemeinsame Nenner auf
00:43:14: den können wir uns einigen. Sollte jetzt die Debatte in Tehran, in Iran dahingehend, dass
00:43:19: Iran sagt, wir treten aus, jetzt wo wir angegriffen worden, wo wir festgestellt haben, uns fehlte
00:43:25: diese Waffe als Abschreckung, als, als Lebensversicherung, dann ist die Gefahr, dass damit eine Entwicklung
00:43:34: losgetreten wird, dass eben andere Staaten auch sagen, na gut, wenn jetzt Iran nicht mehr
00:43:38: Mitglied ist, dann wissen wir gar nichts, dann hat die, kann die IAEO, die Atomenergiebehörde
00:43:42: auch keine Inspektion mehr durchführen, dann wird Iran zu einer Black Box. Was heißt das?
00:43:46: Heißt das, dass dann Israel regelmäßig Angriffe führt, wo immer Israel vermutet, dass gerade
00:43:52: was an Atomanlagen gebaut wird? Mit welchen Szenarien rechnen wir dann? Heißt das, dass
00:43:58: andere Staaten auch austreten? Ist das das Ende dieses weltweiten Übereinkommens zur
00:44:03: Enhegung von Atomwaffen? Das sind offene Fragen für den Moment, leider, aber das sind Fragen,
00:44:09: die eben auch in dem Zusammenhang gestellt werden müssen, denn wenn man nun die israelische
00:44:13: Begründung glauben will, ging es ja darum, einen Atomwaffenstaat zu verhindern. Ich hoffe
00:44:18: nur, dass wir nicht mehrere dadurch schaffen, vielleicht außerhalb Iran, Iran selber, es
00:44:24: kann schon sein, dass das nochmal sehr schwierig wird. Sie haben ein Buch geschrieben 2017,
00:44:28: das heißt Europe and Iran, the Nuclear Deal and Beyond. Kam das da auch vor? Das kam da
00:44:35: auch vor. Es war allerdings auch ein bisschen von dem damaligen Optimismus getragen. Also
00:44:41: der Titel hat es ja schon in sich. Es war kurz nach dem Nuklearabkommen von 2015 und
00:44:49: die Idee, wie kann man darauf aufbauen? Also wie kann man über diesen Nukleardeal hinausgehen?
00:44:53: Es gibt seit Begründung der islamischen Republik eine Reihe von Herausforderungen, um es sehr
00:45:01: neutral zu sagen, denen sich Europa andere Staaten gegenüber Iran ausgesetzt sehen. Das ist die Frage
00:45:07: von Menschenrechten im Innern. Es ist die Frage von regionaler Stabilität und Sicherheit und die
00:45:12: Aktivitäten Iranes, gerade über die verbündeten bewaffnete Gruppen in anderen Staaten. Es ist
00:45:18: langjährig gewesen die Frage der Unterstützung von Terrorismus und dann eben seit Anfang der
00:45:22: 2000er Jahre die Frage des Nuklearprogramms. Diese Problemfelder bestanden eben wirklich über lange
00:45:30: Zeit und jetzt hatte man mit dem Atomdeal von 2015 eines dieser Problemfelder, ich will nicht sagen
00:45:36: gelöst und ganz offensichtlich nicht, aber eingehegt. Es gab ein Modus, wie man dieses Problem
00:45:41: hätte bei Seite stellen können und sagen können, gut das läuft jetzt für 15, 20, 25 Jahre, gab es
00:45:46: unterschiedliche Laufzeiten. Jetzt können wir uns um die anderen Dinge kümmern. Das war damit
00:45:51: gemeint mit diesem End Beyond und na gut, das kam dann nicht dazu. Warum hat Trump den eigentlich
00:45:57: aufgekündigt? Weil Obama ihn abgeschlossen hat. Das war der Grund und dann macht man sich später
00:46:04: daran, also sie jetzt ein ähnliches Abkommen zu schließen, bei dem zum Beispiel, das wäre ja
00:46:11: wichtig gewesen, die internationale Atomenergiebehörde wieder vollumfänglichen Zugang gehabt
00:46:19: hätte zu dem iranischen Atomprogramm. Das glaube ich hätte die Welt schon sicherer gemacht. Genau,
00:46:24: also natürlich war meine Begründung etwas flapsig und sehr verkürzt, aber es scheint es wird
00:46:33: zumindest eine Rolle gespielt haben. Er konnte sich natürlich auf große Unterstützung in den
00:46:38: USA bauen, als er in den Wahlkampf 2016 auch schon mit dem Slogan diesen Iran-Deal aufzukündigen
00:46:46: eingetreten oder zu einem besseren Deal zu verhandeln. Das hat er damals schon 2016 versprochen
00:46:52: und hatte eben die Idee, dass was Obama ausgehandelt hat, das reicht nicht, das erlaubt es eben Iran
00:47:00: weiter Anreicherung zu betreiben. Es gibt bestimmte Fristen, die irgendwann auslaufen. Seine Idee war,
00:47:05: er verhandelt einen Deal, der gewissermaßen Schluss macht mit dem iranischen Atomprogramm. Dafür hatte
00:47:10: er nicht nur große Unterstützung in den USA, sondern natürlich auch von Premierminister Nettion Jahu
00:47:16: damals schon. Und das war sozusagen sein Amtsantritt. Er hat dann noch ein paar Jahre lang diesen
00:47:22: Deal am Leben gehalten, bevor er ihn dann aufgekündigt hat. Aber er war der Meinung, er könne da etwas
00:47:27: Besseres verhandeln. Man müsse den Druck auf Iran nur erhöhen und dann werde Iran schon zustimmen.
00:47:33: Das war so ein bisschen die Überlegung. Aber das ist eben nicht die Logik der internationalen
00:47:39: Politik und das ist nicht das, was man mit eben auch den anderen Staaten, den anderen
00:47:44: beteiligten Staaten, die Europäer haben mit verhandelt am Deal Russland, China als beständige
00:47:49: Mitglieder am Sicherheitsrat. Iran, der gesagt hat, ja, wir haben uns jetzt darauf eingelassen,
00:47:54: mit den Amerikanern zu verhandeln. Wir halten unseren Teil des Deals ein. Die andere Seite
00:48:00: sind diejenigen, die vertragsbrüchig werden. Warum sollten wir jetzt jemals nochmal wieder
00:48:04: mit den Amerikanern ein Deal machen? Also die Idee, dass man hier einfach hingehen und disruptiv
00:48:10: Verträge aufkündigen oder Abkommen aufkündigen kann, mit der Aussicht dann mit möglichst viel
00:48:17: Druck ein neues, noch besseres abzuschließen. Die vergangenen Jahre haben ja gezeigt, dass das
00:48:22: so nicht funktioniert. Gleichzeitig muss man sagen, das fand ich jetzt auch interessant,
00:48:27: haben jeder von euch auch gelesen, warnt das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI vor
00:48:33: einem gefährlichen neuen nuklearen Wettrüsten, die seit Jahrzehnten rückläufige Zahl an Atomwaffen
00:48:40: könnte bald erstmals wieder steigen. Hat SIPRI in einem gerade, nämlich am 16. Juni, also gestern
00:48:46: veröffentlichten neun Jahresbericht herausgearbeitet. Insbesondere China rüstet da nukleär auf,
00:48:52: Russland und dann die USA haben aber nach wie vor die meisten Atomaren sprengen Köpfe. Wir
00:48:58: wollen ja in unserer Folge die Frage klären. Die Lage im Nahen Ostenburg führt das eigentlich
00:49:03: alles hin und da waren wir jetzt gerade schon, wenn weltweit nukleär weiter und neu immer stärker
00:49:10: aufgerüstet wird, dann genahre uns Gott, oder? Also das ist tatsächlich ein großes Problem. Ich
00:49:18: hatte den Atomwaffensperrvertrag oder sozusagen diese internationale Architektur von Einhegungen,
00:49:24: nuklearer Waffen angesprochen. Es gibt ja diese Zwei-Teilung zwischen die, die Atomwaffen haben
00:49:31: dürfen und die, die sie nicht haben dürfen, die legt den Atomwaffenstaaten auch eine Verpflichtung
00:49:37: auf, nämlich abzurüsten. Und das ist etwas, was auf das die Nicht-Atomwaffenstaaten immer
00:49:42: wieder gedrängt haben. Dass sie sagen, wir verzichten hier auf etwas, weil ihr versprochen
00:49:48: habt, dass ihr abrüstet. Ja, der Rückgang der Atomwaffen, das finde ich auch so interessant,
00:49:52: was sie per Jahr für Jahr festgestellt hat, rute ja vor allen Dingen darauf, dass Sprengköpfe
00:49:57: veraltet waren und dann aus dem Programm genommen wurden. Jetzt aber aufzurüsten, ist dann doch,
00:50:04: sagen wir die, genau gegenteilige Entwicklung. Das ist richtig und es zeigt eben das Geschichte,
00:50:10: leider kann man vielleicht sagen, nicht nur linear verläuft, also dass wir nicht von dem
00:50:14: Fortschritt der Vergangenheit auf Fortschritt in der Zukunft schließen können, nur weil wir in den
00:50:19: Jahren nach dem Ende des Kalten Krieges mit Beginn der Wiedervereinigung hier in Deutschland,
00:50:23: dass wir hier sehr friedliche Jahre, der auch der Prosperität und der gut nachbarschaftlichen
00:50:29: Beziehung und der fortschreitenden europäischen Einigung erleben durften, das heißt eben nicht,
00:50:34: dass das eine Entwicklung ist, die sich einfach so fortschreiben lässt. Also die Europäer haben
00:50:38: es zum ersten Mal dann auch gesehen, mit dem Scheitern der Verfassung Anfang der 2000er
00:50:43: Jahre und dann dem Brexit, der Brexit-Entscheidung 2017, dann merkte man plötzlich, excuse, 16 war
00:50:51: die Entscheidung, dass, da merkte man plötzlich, dass Entwicklungen umkehrbar sind, dass wir eben
00:50:58: nicht sozusagen ein Automatismus haben. Und das Gleiche gilt eben leider auch für den Bereich
00:51:03: der Abrüstung. Abrüstung war ein großes Thema in den 70er, 80er Jahren zu Zeiten des Kalten
00:51:08: Krieges. In den 90er Jahren wurde dann natürlich viel verschrottet, weil man auch das dachte,
00:51:13: man braucht das nicht mehr. Aber in der Folge wurden Abrüstungsthemen eben vernachlässigt und
00:51:19: sie haben es angesprochen, vor allen Dingen China ist ein Staat, der im Wind schatten, wenn sie so
00:51:24: wollen von Russland und den USA, die ja auf lange Jahre in Abrüstungsabkommen eingebunden waren,
00:51:31: für sich aufgerüstet hat. Und mittlerweile, also Russland und die USA haben da ja auch Rückschritte
00:51:38: gemacht, Abkommen aufgekündigt gegenseitig. Und der nächste Schritt kann eigentlich nur noch zu
00:51:44: Dritt erfolgen. China, Russland und die USA müssten sich gemeinsam neue Beschränkungen auferlegen.
00:51:49: Und das ist leider aktuell nicht zu erkennen. Die Modernisierung haben sie angesprochen,
00:51:54: gerade auch in den USA. Das ist ein großes Thema, Atomwaffen weiter zu modernisieren. Viel Geld,
00:52:00: auch Donald Trump hat gesagt, er will viel Geld darin investieren, um die Streitkräfte hier
00:52:04: auf aktuellem Stand zu halten. Weil natürlich auch die USA sagen, wir sind bedroht durch den
00:52:09: Atomwaffenbestand Russlands und durch das, was in China passiert. Was erhofft sich Israel von
00:52:16: den Angriffen? Darauf haben wir schon ein paar Mal geschaut jetzt. Aber ich möchte eine Überlegung
00:52:22: noch in die Folge werfen. Was erhofft sich Netanyahu persönlich auch von den Angriffen? Nutzt
00:52:31: es ihm innenpolitisch, weil er den Staat angreift, der sich die Auslöschung Israels zum Ziel gesetzt
00:52:38: hat? Also zumindest konnte er sich in der unmittelbaren Folge dieser Angriffe auf große
00:52:45: Unterstützung in der israelischen Bevölkerung stützen. Sie haben es genau gesagt, natürlich
00:52:51: wird Iran innerhalb der israelischen Bevölkerung nicht nur das Establishment, nicht nur der
00:52:56: Sicherheitsapparat, sondern auch die Menschen in Israel fühlen sich durch Iran, durch die
00:53:00: ständigen Drohungen, die eben auch ausgesprochen werden, durch die islamische Republik und durch
00:53:06: die Verbindung mit einem möglichen oder mit dem Atomprogramm, mit einer möglichen Atomwaffe.
00:53:10: Das ist natürlich etwas, wenn die Israelis jetzt wüssten, wir werden von einem Tag auf
00:53:16: den anderen oder in Binnen sehr kurzer Frist hier von befreit. Das ist etwas, was da einzig
00:53:22: die Gesellschaft, also wir haben das ja auch viel mitbekommen in den vergangenen Jahren über
00:53:26: die Situation in Gaza, den Umgang mit den Palestinians an, gibt es ja große Konflikte
00:53:30: auch innerhalb der israelischen Gesellschaft. In der Frage von Iran ist das weitaus weniger
00:53:34: bis gar nicht der Fall. Da gibt es Einigkeit, dass das etwas ist, was unterstützenswert
00:53:39: ist, um auf diese Weise in Sicherheit leben zu können. Die Frage ist, wie lange hält
00:53:43: das an? Und das hängt dann sehr eng damit zusammen, wie erfolgreich die aktuelle israelische
00:53:50: Kampagne sein kann, sein wird. Ob beispielsweise die Amerikaner einschreiten, darüber hatten
00:53:55: wir schon gesprochen, ob also diese von Netanyahu erklärt Kriegsziele, ob er die erreichen
00:54:01: kann. In Gaza wissen wir, hat er sie noch nicht erreicht. Wenn er sie jetzt in Iran erreicht,
00:54:07: wäre das natürlich ein großer Erfolg für ihn. Er hofft er sich international eine Art
00:54:12: von Reputationsgewinn, dass er einen Angriff führt auf ein verhasstes Regime, bei dem man
00:54:20: tausend Zweifel hat an der Integrität und an der Politik und man weiß, wie es mit seiner
00:54:28: eigenen Bevölkerung umgeht und was von denen zu halten wird. Wünschte sich da eine Art
00:54:33: von Reputationsgewinn, der von Gaza ablenken soll, weg von dem, was die israelische Regierung
00:54:39: im Gaserstreifen als Antwort auf das schreckliche Massaker der Hermas vom 7. Oktober macht,
00:54:44: wo sich nach Meinung der meisten beobachter*innen, wo nach Israel klar gegen humanitäres Völkerrecht
00:54:52: verstößt, die Menschen hungern und mindestens mal versehentlich bombardieren lässt.
00:54:56: Also ich habe so ein bisschen Schwierigkeiten Netanyahu zu unterstellen, dass es ihnen um
00:55:02: international Reputation geht, das scheint ihnen in der Vergangenheit nicht besonders
00:55:07: bewegt zu haben, was natürlich gut möglich ist, dass er auf diesen "I told you so"
00:55:13: Moment hofft. Also die Idee, dass er dann nach einem erfolgreichen Angriff auf Iran sagen
00:55:19: kann, schaut her, ich habe euch gezeigt, wie es geht. Ihr habt mir immer gesagt, man darf
00:55:24: das nicht, man kann das nicht, man muss das Völkerrecht beachten, dass sozusagen er
00:55:29: sich hierhin stellen kann und sagen kann, ich bin ein starker Führer meines Landes,
00:55:34: ich habe uns aus dem Tiefental nach dem 7. Oktober geführt und ich führe uns zu mindestens
00:55:42: regionaler Größe. Also eher ein, ja sozusagen durch Schrecken und durch Machtdemonstration
00:55:50: vielleicht sich selber gut dastehen sehen, als jetzt wirklich, wie sie gesagt haben,
00:55:57: eine Reputation wieder gut zu machen. Ich glaube, das ist nicht das Kalkül, was ihm
00:56:02: da zu eignen ist.
00:56:03: Mir viel auf war es, der israelische Staatspräsident Izzak Herzog gesagt hat, der bezeichnete
00:56:08: mich den Kampf gegen den Iran als Verteidigung nicht nur seines Landes, der macht das ganz
00:56:13: groß. Er sagt, unser Ziel ist es, Achtung, die Realität im Nahen Osten zu verändern.
00:56:20: Und das hat er gesagt, beim Besuch eines Ortes, wo durch iranische Raketenangriffe mehrere
00:56:26: Menschen ums Leben gekommen sind, sicherlich auch von dem Moment war das getragen, deshalb
00:56:32: sage ich das dazu und er sagt dann weiter, Zitat, es kann nicht sein, dass das Reich
00:56:36: des Bösen weiterhin angreift, seine Stellvertreter, seinen Terror und seine Raketen schickt und
00:56:43: natürlich knukleare Kapazitäten entwickelt, die die gefährlichste Fähigkeit für die
00:56:48: Menschheit darstellen. Und dann, deshalb verteidige Israel nicht nur sich selbst, sondern den
00:56:55: Nahen Osten, die Menschheit selbst und den Weltfrieden. Also, das wäre viel.
00:57:02: Das wäre viel und da möchte man wissen, ob die anderen Menschen und auch Regierung
00:57:08: im Nahen Osten allein diesen Anspruch teilen. Also, meine Beobachtung der vergangenen Jahre
00:57:13: ist eben, dass gerade Länder, die eigentlich auch mit Iran in einer Realität stehen, Saudi
00:57:19: Arabia, die Vereinigten Arabischen Emirate, gewissermaßen ein Übereinkommen gesucht
00:57:25: und gefunden haben mit Iran, wie man denn wieder miteinander auskommen kann. Das hat
00:57:29: sich wirklich in den letzten Jahren verändert, also 2015/16, als der Nukleardeal abgeschlossen
00:57:34: wurde, waren auch diese Staaten noch sehr skeptisch und fürchteten, dass Iran eben
00:57:40: einerseits das Atomprogramm behalten darf, andererseits von den Sanktionen befreit, dann
00:57:44: prosperieren würde und selber zu regionaler Dominanz aufsteigen würde. Sie haben zusammen
00:57:50: mit Netanyahu damals Trump eben auch dazu gedrängt, aus dem Atomabkommen auszusteigen,
00:57:55: haben dann aber kalte Füße bekommen in dem Moment, wo Iran die Muskeln hat spielen lassen,
00:58:02: Öl-Einrichtungen, Ölinstallation in Saudi Arabien angegriffen hat und sie merken, das
00:58:10: ist uns hier zu gefährlich. Iran ist am Ende ein zu wichtiger und aber auch eben zu bedeutender
00:58:17: Nachbar, als dass wir dauerhaft in Feinschaft leben könnten. Wir selber wollen eigentlich
00:58:21: aus diesem Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt raus. Saudi Arabien hat eine Vision entwickelt,
00:58:28: wo sie hinwollen, 2030, der Kronprinz investiert in künstliche Intelligenz, in grüne Technologie,
00:58:35: hat auch gewisse Liberalisierungen in der Gesellschaft zugelassen. Das ist ein Entwicklungsfahrt,
00:58:42: den sich Saudi Arabien da selber gegeben hat. Dazu passt keinerlei kriegerische Auseinandersetzung
00:58:46: mit irgendeinem Nachbarstaat. Also deshalb aus deren Sicht wäre es eigentlich angezeigt
00:58:51: gewesen, hier an diesem Modus Vivendi weiterzuarbeiten, natürlich die iranischen Nuklearmbitionen
00:58:58: einzuhägen. Dafür gibt es internationaler Diplomativverhandlungen und eben die Kontrollen
00:59:03: der Energiebehörde. Aber ansonsten möglichst wenig mit gewaltsamer Kriegerische Auseinandersetzung
00:59:11: tutun zu haben. Das ist so ein bisschen das, was in den Nachbarstaaten in den vergangenen
00:59:16: Jahren dominierte. Und das passt nicht dazu, dass jetzt Israel sagt, wir kämpfen gewissermaßen
00:59:21: für den gesamten Nahen Osten oder auch gleich die Welt. Ich bin bei diesen doch sehr so
00:59:28: schwarz-weiß manichehischen Weltbildern immer sehr vorsichtig. Das trifft selten zu.
00:59:34: Und es ist ja auch eine vollständige Überhöhung des eigenen Tuns, die damit auch einhergeht.
00:59:39: Ministerpräsident Netanyahu, das hatten Sie vorhin schon mal angesprochen, hat am vergangenen
00:59:43: Freitag ja auch noch ein zusätzliches Ziel oder sagen wir eine Idee verkündet, was mit
00:59:51: diesen Angriffen erreicht werden könnte, hat sich direkt an das iranische Volk gewandt,
00:59:57: also eine Ansprache gehalten, worin er die Iraner*innen zum Sturz des Regimes auffordert, sprich die
01:00:04: sollten selber was gegen das Regime unternehmen und das können wir uns kurz mal anhören.
01:00:27: So, also ich übersetze kurz, dieses eure Gelegenheit aufzustehen und eure Stimme zu erheben, Frau,
01:00:57: Leben, Freiheit. Da beruft er sich also auf die mutmachende Botschaft, die gerade die Frauen
01:01:07: im Iran, die mutig gegen das Regime aufgetreten sind, für sich gewählt hatten. Das nimmt
01:01:13: Netanyahu hier, Frau, Leben, Freiheit. Israelskampf sagt er dann noch, richtet sich nicht gegen euch,
01:01:20: nicht gegen euch, das tapfere iranische Volk, dass wir respektieren und bewundern. Wir kämpfen
01:01:25: gegen unseren gemeinsamen Feind, ein mörderisches Regime, das euch unterdrückt und euch das tapfere
01:01:31: iranische Volk verarmt. Euer Licht wird die Dunkelheit besiegen. Ich bin bei euch. Das Volk Israel
01:01:39: ist bei euch. Zitat Ende. Ist es ernst zu nehmen und ist es mehr als Taktik? Also sagen wir mal,
01:01:48: es ist offensichtlich ein ernst zu nehmender Versuch, hier die Menschen in Iran zu einer
01:01:55: Revolte aufzurufen. Wie viel Erfolg das hat, das ist sozusagen eine ganz andere Frage und ich
01:02:02: glaube auch nicht, dass gerade der Verweis auf Frau, Leben, Freiheit, also auf die Revolte, die 2022
01:02:08: mit dem Tod von Masajina Amini statt begann, dass das sozusagen ein Referenzpunkt ist, der bei den
01:02:14: Menschen in Iran, also auch gerade bei denen, die dem Regime kritisch bis ablehnend gegenüberstehen
01:02:20: und die gegen das Regime gekämpft haben, dass diese Vereinnamung durch einen israelischen
01:02:26: Ministerpräsidenten, der gerade Raketen auf ihr eigenes Land schickt, ich glaube nicht, dass das
01:02:30: ankommt. Man hätte ja vielleicht sagen können, warum hat er nicht den Aufstand vor zwei, drei
01:02:37: Jahren genutzt, um dann den Menschen, die sowieso schon auf der Straße waren, zu helfen. Das wäre
01:02:42: vielleicht noch eine andere Option gewesen, aber das hat er offensichtlich nicht getan. Er macht
01:02:47: das jetzt mit einem Angriff, der eigentlich oder zumindest primär dem Nuklearprogramm und dem
01:02:53: Raketenprogramm gelten soll und schiebt dann gewissermaßen diese gesellschaftliche Komponente
01:02:58: hinterher. Das würde ich als Versuch einer Legitimierung deuten, aber nicht als etwas,
01:03:07: was wirklich Aussicht auf Erfolg hat. Das, was man hört, also wenn die Menschen in Tehran nicht
01:03:13: oder in Iran insgesamt Tehran als die große Metropole, die aber auch eben direkt unter Beschuss
01:03:18: steht, wenn die Menschen nicht gerade selber sich darum kümmern, wo sie in Sicherheit sein können,
01:03:24: ihre Familien in Sicherheit bringen können, wo sie in der nächsten Nacht schlafen, weil
01:03:28: sie Raketenbeschluss fürchten, dann werden sie nicht daran denken, wie kann man jetzt noch das
01:03:34: Regime stürzen, was gerade sowieso unter, also mit massiver Repression sowieso schon herrscht und
01:03:41: jetzt natürlich in dieser Situation auch erst recht versucht, sich im Sattel zu halten. Also da,
01:03:47: glaube ich, ist ein bisschen Wunschdenken zumindest dabei, wenn er das so darstellt. Dennoch muss
01:03:52: man ja sagen, das wissen wir ja auch alles, dass das iranische Regime wirklich verhasst ist, dass
01:03:58: die iranische Bevölkerung nicht zuletzt die Frauen da immer wieder, wie ich es gesagt habe, echt
01:04:05: mutig aufgestanden sind. Das ist alles bekannt, dass die wirtschaftliche Situation super schlecht ist,
01:04:11: dass das Regime, das erfahren wir dann jetzt, nicht mal Luftschutzräume bereithält. Das spricht
01:04:17: ja ebenfalls Bände, dass die Menschen nur die Chance haben, irgendwie rauszukommen, etwa aus
01:04:22: Tehran und man ja dann auf herausgeschmuggelten Videos sieht, da geschmuggelt ja, also sie sind
01:04:30: einfach aufgenommen worden und dann verschickt worden, sieht man, wie Autoschlangen versuchen,
01:04:38: irgendwie wegzukommen und die Menschen, die darin sitzen, natürlich vor allem blöd. Journalist
01:04:45: in den Kommen im Moment nicht rein in Iran, ich weiß nicht, haben sie Kontakte zu Bekannten von
01:04:50: damals, die ihnen erzählen können darüber, wie die Stimmung ist? Also das habe ich nicht mehr,
01:04:54: das ist aus vielerlei Gründen dann irgendwann eingeschlafen. Ich bin auch nicht mehr gereist
01:05:01: in den vergangenen Jahren in den Iran, das ist ja insgesamt leider zu unsicher, auch als westlicher
01:05:08: Bürger in den Iran zu reisen. Es gibt zu viele Menschen, auch gerade mit doppelter Staatsangehörigkeit,
01:05:15: die willkürlich dann in Iran festgenommen werden, um sie gewissermaßen als Geiseln
01:05:19: gegen andere dann regimenah kriminelle oder Agenten oder ähnliches frei zu pressen. Das ist
01:05:27: sozusagen das große Dilemma auch all derjenigen, die mit und zu Iran arbeiten, dass eben halt direkte
01:05:35: Kontakte in das Land wenig möglich sind, man gefährdet Menschen, wenn man mit denen direkt
01:05:41: in Kontakt steht und deshalb greife ich jetzt auch gar nicht sozusagen auf eigene Quellen im Land
01:05:48: mehr zurück. Ja, sehr verständlich. Der Sturz eines Regimes, auch das ist thematisiert worden
01:05:54: beim G7-Gipfel. Emmanuel Macron hat gesagt, ich glaube nicht, dass es die Aufgabe ausländischer
01:06:00: Mächte ist, bestehende politische Regime zu ändern. Alle, die in der Vergangenheit versucht hätten,
01:06:06: durch Luftangriffe oder Militäroperationen Regime zu stürzen, hätten strategische Fehler
01:06:11: begangen. Dies zeige die Geschichte. Und Macron hat dann in dem Zusammenhang auch berichtet,
01:06:17: dass ihm auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Freitag gesagt habe,
01:06:22: dass ein Regimewechsel nicht sein strategisches Ziel sei. Inzwischen haben wir das auch belegt
01:06:28: durch diesen Oten, den wir gerade eingespielt haben, schon anders verstanden. Seid ein Ziel,
01:06:33: sei vielmehr das iranische Atom- und Raketenprogramm und unter einer bestimmten Schwelle zu halten.
01:06:39: Also, ob es historisch nie gelungen ist, durch den Angriffe ausländischer Mächte ein Regime
01:06:46: zu verändern. Da ist Deutschland, glaube ich, das beste Beispiel, dass es schon gelungen ist,
01:06:49: historisch und wir dankbar dafür sein können, dass es gelangt. Was soll das, dass Macron sowas sagt?
01:06:55: Er hat eh ein Rochus auf Israel und sagt sowas? Oder was soll das? Ich glaube, die historischen
01:07:02: Beispiele, die Präsident Macron da vor Augen hat, sind beispielsweise Irak 2003, Libyen 2011. Das
01:07:11: sind sozusagen, das ist ein Referenzrahmen. Umgekehrt Deutschland 1945, Japan 1945, das sind
01:07:19: aber dann auch die beiden einzigen jüngeren Beispiele, wo man sagen kann, das hat gut funktioniert.
01:07:25: Das war aber dann auch wirklich eine ganz andere Situation. Deutschland hatte den Krieg angefangen,
01:07:29: Japan hatte ihnen Pazifik begonnen, dass diese zwei imperialen Mächte niedergerungen werden mussten.
01:07:39: Das ist sozusagen eine andere Situation, als wir sie heute gerade erleben. Und deshalb verbieten
01:07:46: sich, finde ich, eben auch diese historischen Vergleiche, also ob jetzt nun die Führung in Iran
01:07:53: irgendwie mit den Nazis vergleichbar wäre oder nicht. Das hilft uns für das Verstehen der
01:07:59: Gegenwart nicht weiter und es hilft uns eben auch nicht weiter, wenn man irgendwie versucht,
01:08:03: Mittel im Umgang mit diesem Regime zu finden. Sie haben darauf hingewiesen, wie repressiv das
01:08:11: im Innern ist, wie wenig es sozusagen gibt, was man irgendwo dann Gutes sagen kann darüber.
01:08:18: Aber das ändert nichts daran, dass so eine Veränderung immer am Ende, so die positiven
01:08:24: Beispiele, die wir kennen, die kommen immer am Ende aus dem Land selber heraus, von den Menschen,
01:08:27: aus der Zivilgesellschaft, Strukturen, die geschaffen werden, über Jahre Menschen,
01:08:31: die sich um das Gemeinwohl kümmern, sei es im Kleinen, dass sie in Nachbarschaftsinitiativen
01:08:37: machen oder sei es im Großen, dass sie versuchen, Umweltschutz voranzutreiben, auch ein großes
01:08:41: Thema in Iran, dass sie sich zusammenschließen, Arbeiterrechte erkämpfen, auch das neben
01:08:48: den Frauenprotesten gab es auch immer wieder, Arbeiterproteste, Streiks und ähnliches in
01:08:52: Iran. Also es ist ja bei Weitem nicht so, als gäbe es nicht das Potenzial in dieser Gesellschaft
01:08:57: für ein Wandel und den Wunsch nach Wandel. Aber das scheint nun wirklich nicht so zu sein,
01:09:04: dass man dieses Potenzial anstoßen kann durch diesen militärischen Angriff von außen zu einem
01:09:11: gewissermaßen selbst gewählten Zeitpunkt, weil Israel sagt, jetzt ist der Moment anzugreifen,
01:09:16: dann müssen auch die Menschen in Iran auf die Straße gehen. Das hat auch was paternalistisches,
01:09:20: wie Netan Yahu sagt, dass ihr unterdrückt werdet und ich helfe euch, euch jetzt zu befreien.
01:09:26: Das ist nichts, was bei den Menschen in Iran gut ankommt. Ja, insgesamt gefragt. Unsere Titelfrage
01:09:33: ist ja die Lage im Nahen Osten, wofür das hin wird die Region jetzt instabiler durch das,
01:09:38: was Israel da mit den Angriffen auf Iran noch zusätzlich begonnen hat zu allem anderen.
01:09:44: Also, wenn man sich die letzten Tage anschaut und die Aussicht auf die kommende Zeit dann auf
01:09:51: jeden Fall ja, weil wir eben genau eine Entwicklung angestoßen sehen, die wir nicht beobachten,
01:09:58: aber nicht unbedingt kontrollieren können, die eben auch die beiden Parteien nicht kontrollieren
01:10:02: können. Also, wir wissen ja nicht, welche Schläge morgen und übermorgen ausgeführt werden,
01:10:07: mit welchen Konsequenzen. Hält der Iron Dome weiter sozusagen den Großteil der
01:10:11: iranischen Geschosse ab oder gibt es einen großen Anschlag in Israel mit großen Todesopfern,
01:10:20: was dann noch mal die Dynamik in Israel verändert? Oder macht Netan Yahu wahr, es wird ihm ja
01:10:26: zugesagt und zugerechnet, dass er von der Tötung von Khamenei gesprochen habe, also der
01:10:31: Enthauptung des islamischen Regimes in Tehran, macht er das wahr, obwohl Trump wiederum nach dem,
01:10:37: was wir lesen, ihm davon abgeraten hat. Also, das sind Dynamiken, die wir jetzt nicht kontrollieren
01:10:43: können. Wie wird Iran über die kommende Zeit versuchen, sich zu wehren? Werden andere regionale
01:10:49: Staaten in diese Krieg hinein gezogen? Also, unsicherer macht es das auf jeden Fall. Volatiler,
01:10:56: die Lage wird nicht einfacher und sie geht eben weiter weg von dem, was man in den letzten Jahren
01:11:03: beobachtet hat. Es war ja, wir haben schon ein paar Mal den 7. Oktober erwähnt, das war ja nun die
01:11:07: Ironie der Geschichte, dass der damalige US-Ausminister wenige Monate vorher darüber schwärmte, wie
01:11:14: stabil der Nahe Osten geworden sei und dass hier wirklich ein neues Zeitalter angebrochen sei. Und
01:11:19: dann kam der Terroranschlag der Hamas, hat für diese Instabilität gesorgt, die wir seitdem sehen,
01:11:24: jetzt der Angriff Israels gegen Iran. Also, wir bewegen uns in eine vollkommen falsche Richtung
01:11:30: und da ist nicht erkennbar, wie das jetzt kurz oder mittelfristig zu einer Befriedung zu größerer
01:11:37: Stabilität oder gar Prospirität führen soll. Konstruktiv gefragt, das suchen wir immer am
01:11:43: Schluss unserer Folge. Wer könnte jetzt denn mäßigend auf die Lage einwirken? Also, gemeinhin wird
01:11:51: das tatsächlich dem US-Präsidenten zugeschrieben, diese Funktion. Er könnte mäßigend einwirken,
01:11:58: indem er beispielsweise ganz klar sagt auch Israel, ihr müsst jetzt hier zu einem Ende kommen. Ich
01:12:03: habe kein Interesse daran, dass dieser Konflikt weitergeht, dass er größer wird. Der Druck auf
01:12:09: die Iraner ist da. Er sagt ja jetzt selber, also wir verhandeln zwar weiter, aber ihr müsst
01:12:14: jetzt schnell zu einem Abschluss kommen, denn sonst wird es noch schlimmer für euch. Das heißt Iran,
01:12:18: weil sie merken, wenn sie merken, dass sie sich nicht mittelfristig verteidigen können, hat eben
01:12:23: eine Tresse daran, dass man irgendwie das einfriert, dass das Regime aus seiner eigenen Sicht stabil
01:12:28: genug bleibt, um fortzubestehen. Aber es muss eben auch Netanyahu klar sein, dass er an einen Punkt
01:12:34: gekommen ist, wo die Amerikaner ihn nicht unterstützen. Das wäre sozusagen das einfachste,
01:12:40: sofern irgendwas einfach ist, wenn der US-Präsident sagt, das ist wirklich nicht in unserem Interesse,
01:12:44: wir müssen hier zu einem Schluss kommen. Andere Akteure haben weitaus weniger Chancen. Russland
01:12:51: ist selber mit einem Krieg in der Ukraine beschäftigt, kann und will jetzt nicht auch noch auf
01:12:56: Iranseite eingreifen. Putin hat sich als Vermittler hinspiegelt? Ja, aber eben als
01:13:02: Vermittler und nicht als Unterstützer Tehrans. China hält sich aus diesen Konflikten komplett raus
01:13:07: und sieht es eher als eine Chance, hier weiter die USA und den Westen zu schwächen durch eben die
01:13:15: militärischen Handlungen in der Region. Also da kommt es tatsächlich leider auf die Führung in
01:13:21: Washington an. Letzte Frage in unseren Folgen ist immer, wo stehen wir in der Frage, die wir
01:13:27: aufgeworfen haben, in dem Fall die Lage im Nahen Osten, wo habe ich es, wo führt das hin? Wo stehen
01:13:35: wir in der Frage in einem Jahr? Also in einem guten Szenario, also gut ist es tatsächlich schon
01:13:44: schwierig. Ich könnte mir viele schöne Entwicklungen auch in dieser Region vorstellen. Ich habe nur
01:13:49: Schwierigkeiten, sie von jetzt bis in einem Jahr plausibel nachzuzeichnen. Also wo wir wehren ist
01:13:56: natürlich, dass das Regimen Tehran ein anderes ist. Das sehe ich allerdings nicht in binnenjahres
01:14:04: Frist sich wirklich zum Positiven wendern. Selbst wenn ein Regimewechsel herbeigeführt wird,
01:14:09: ist durch die erste Folge eine chaotische Lage im Land sein und dann womöglich eine Machtübernahme
01:14:16: des Militärs. Wichtiger wäre tatsächlich überhaupt erstmal zu einem Waffenstillstand zu
01:14:22: kommen. Das könnte um den Preis sein, dass man dadurch die Lebensdauer des Regimes in
01:14:27: Tehran verlängert. Das ist also auch kein besonders gutes Szenario. Gleichzeitig wenn
01:14:31: die Alternative ein großer Krieg in der Region ist, dann bin ich lieber bei einem Waffenstillstand
01:14:36: und einer graduellen Rückkehr zu einem Status quo, wo eben weniger gekämpft wird, wo beispielsweise
01:14:42: die eine Übereinkunft gefunden wird, die Inspektionen der internationalen Atomenergiebehörde
01:14:48: wieder zulässt. Das sind sozusagen, man wird sehr genügsam angesichts der aktuellen Entwicklung.
01:14:54: Das sind sozusagen Randpunkte, an denen man sagen kann, das wäre eine Art der Stabilisierung. Man
01:15:02: muss dazu übergehen, nicht nur die Staaten und sozusagen die militärische Sichtweise auf den
01:15:08: Konflikt zu sehen, sondern die Menschen vor Ort. Was brauchen denn die Menschen vor Ort? Gerade in
01:15:13: Iran, wir haben es mehrfach darüber gesprochen, gibt es diese Zivilgesellschaft, die letztlich
01:15:19: die Zukunft eben auch ist. Also wie kann man dort aktiver fördern? Das sind Dinge, die ich in den
01:15:25: Vordergrund stellen würde, wenn wir darüber reden, wo kann man in einem Jahr eigentlich sein?
01:15:28: Ich würde mich freuen, wenn Sie innerhalb dieses einen Jahres noch mal vorbeikämen. Danke, freut
01:15:38: mich. Und vielleicht zu einem, also wahrscheinlich zum selben Thema, aber dann mit ein bisschen
01:15:43: optimistischem Ausblick. Das wäre schön. Redaktionsschluss für diese Folge war der 17. Juni um
01:15:48: 17 Uhr. Die Redaktion hatten Gina Enzlin und Teresa Sikert, Executive Producer, Nismarie Schiller,
01:15:54: Producer Patrick Zahn und Lukas Hambach. Sound Design macht Hannes Husten. Wenn ihr Werbung
01:16:00: bei uns schalten wollt, sehr gerne, dann könnt ihr euch bitte gerne an die mit Vergnügen wenden.
01:16:05: Und das Ganze ist eine Produktion der Webimedia. Danke schön. Danke sehr.